Lassiter 2320 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2320 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Bretterverschlag an der Südweide der Stonefork Ranch war neun Fuß hoch und sechzehn Fuß lang. Seit Jahr und Tag war der Verschlag mit alten Strohballen zugestopft, die wie Zunder in Flammen aufgehen würden. Die Rancher im Calabasas Valley würden glauben, dass sich die Ballen durch die Mittagshitze entzündet hatte.

"Komm schon!", raunte der Mann im lehmbraunen Staubmantel und winkte seinem Gefährten. "Stell das Pulver dort drüben ab!" Der andere Berittene stieg aus dem Sattel und schleppte eine Ledertasche herüber. Als er sie im Schatten der Bretterwand abgestellt hatte, trat der andere Mann hinzu und rollte die Lunte aus. "Höchstens eine Viertelstunde", schätzte er die Länge der Zündschnur. "Stecken wir sie an und verschwinden!"

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Brennende Weiden

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4210-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Brennende Weiden

Der Bretterverschlag an der Südweide der Stonefork Ranch war neun Fuß hoch und sechzehn Fuß lang. Seit Jahr und Tag war der Verschlag mit alten Strohballen zugestopft, die wie Zunder in Flammen aufgehen würden. Die Rancher im Calabasas Valley würden glauben, dass sich die Ballen durch die Mittagshitze entzündet hatten.

»Komm schon!«, raunte der Mann im lehmbraunen Staubmantel und winkte seinem Gefährten. »Stell das Pulver dort drüben ab!« Der andere Berittene stieg aus dem Sattel und schleppte eine Ledertasche herüber. Als er sie im Schatten der Bretterwand abgestellt hatte, trat der andere Mann hinzu und rollte die Lunte aus. »Höchstens eine Viertelstunde«, schätzte er die Länge der Zündschnur. »Stecken wir sie an und verschwinden!«

Calabasas Valley, April 1865

Die Einheit von Captain William Patterson war in der vergangenen Nacht gerade einmal vier Meilen vorangekommen und hatte für den Abstieg die Route über die Rhyolite Ridge gewählt. Die Soldaten halfen sich gegenseitig einen steinigen Geröllhang hinunter und machten keinen Hehl daraus, dass ihr Captain sie in die Bredouille gebracht hatte.

»Verdammt, Captain Patterson!«, rief ein älterer Unionssoldat. Er hatte eine Büchse geschultert und grinste über beide Ohren. »Sobald wir dieses verfluchte Tal hinter uns haben, setzt es ’ne Runde! Es kann doch nicht angehen, dass wir in den letzten Tagen dieses Höllenkrieges noch über den Jordan gehen!«

Die Kunde von den Truppen unter General Ulysses S. Grant, die Richmond eingeschlossen und eine Belagerung begonnen hatten, war selbst bis zu Patterson in die Silver Peak Range vorgedrungen. Die Tage der aufgeriebenen Südstaatenarmee waren gezählt, und bald würde – ging man nach der Vernunft – einer der Generäle im Süden seine Kapitulation erklären. Nach einer guten halben Million Toten würde der Frieden nach Amerika zurückkehren.

»Reiß das Maul nicht so weit auf!«, rief ein Sergeant aus der Menge der Soldaten. »Du weißt so gut wie wir alle, dass dieses gottverdammte Gold für die Mexikaner gedacht war! Der Captain kann nichts dafür, dass wir’s jetzt vergraben müssen!«

Obgleich sich Patterson im Inneren dagegen sträubte, wusste er doch, dass der Sergeant recht hatte. Sie waren mit einer Wagenladung Goldbarren aus Kalifornien aufgebrochen und würden es nun auf halbem Wege in der Silver Peak Range verscharren müssen. Die entsprechende Order war aus dem Kriegsministerium gekommen. Ein halber Monat voller Entbehrungen und Gefahren hatte damit seinen Sinn verloren.

»Hört auf zu streiten!«, rief Patterson und befahl mit einem Handzeichen Ruhe. Er ließ den Blick über das Calabasas Valley gleiten, dessen idyllischer Friede darüber hinwegtäuschte, dass die Männer in einer höchst heiklen Mission unterwegs waren. »Sergeant, Sie übernehmen die Führung für das Gespann! Der Rest sichert den Hang! Noch sind wir nicht an der Stonefork Ranch!«

Das Oberkommando in Washington hatte Patterson die strikte Order überbringen lassen, dass das Gold nahe der Scheune der Stonefork Ranch zu vergraben war. Die Ranch stand auf Regierungsland und war schon seit Jahren verlassen. Der Befehl sah zudem vor, dass nicht mehr als vier Männer im Regiment von dem Versteck wussten.

Patterson hatte drei seiner treuesten Untergebenen ausgewählt.

Den Anfang machte Captain John Forsyth, ein schlanker Brite mit lockerem Mundwerk, der mit Patterson bereits einige Schlachten gegen die Südstaatler gefochten hatte. Die beiden Soldaten verband eine innige Freundschaft, die seit dem Tod von Forsyth Frau Mary noch tiefer geworden war. Vor einigen Tagen hatte Forsyth Patterson anvertraut, dass er eher freiwillig in den Tod ging, als Marys Grab mit einer »frischen Leidenschaft« zu beschmutzen, wie er sich seinem Kommandanten gegenüber ausgedrückt hatte.

Der Zweite im Bunde war Sergeant Robert Elkenshire, ebenfalls gebürtiger Brite und nicht auf den Mund gefallen. Patterson und er kannten sich von den Pokerstammtischen, die man in Fort Laramie abgehalten und die nicht selten jemand mit leeren Taschen verlassen hatte. Elkenshire war gerade heraus, konnte jedoch ein anvertrautes Geheimnis bewahren, als ginge es um das Erbe seiner Mutter.

Der letzte Mann in Pattersons Riege war ein junger Rekrut namens Dave Jenkins, der zu seinem Kommandanten wie zu einem Vater aufsah. Der Junge und Patterson waren sich in San Francisco begegnet, als Jenkins sich soeben für den Militärdienst eingeschrieben hatte. Mit seiner aufrechten Art und dem glänzenden Ehrgeiz war er binnen weniger Jahre zu Pattersons rechter Hand geworden, was die Belange des Feldlagers und der Truppenversorgung anging.

Wenige Stunden später standen die drei Genannten vor Patterson.

Sie hatten nicht die blasseste Ahnung, aus welchem Grund sie der Kommandant gerufen hatte, und insbesondere Forsyth schien die Unwissenheit ganz und gar nicht zu schätzen. Er verlagerte das Gewicht ständig von einem Fuß auf den anderen und stemmte ungeduldig die Arme in die Seiten.

»Unruhig, Captain?«, fragte Patterson und setzte ein schmales Lächeln auf. Er blinzelte in die Abenddämmerung, die wie ein rötliches Tuch über den Berggipfeln der Silver Peak Range hing. »Sie müssen sich noch etwas in Geduld üben.«

»Nicht eben leicht, Sir«, erwiderte Forsyth und blickte zu seinem Landsmann Elkenshire. Die beiden Männer – so wusste Patterson – kamen nicht allzu gut miteinander aus. »Wie geht’s Ihnen damit, Sergeant?«

Elkenshire verzog keine Miene und schob sich die Uniformmütze aus der faltigen Stirn. Er war den ganzen Tag im hinteren Drittel des Zugs geritten und machte einen erschöpften Eindruck. »Ich lasse mich nicht von Mutmaßungen leiten, Captain Forsyth. Auf diese Weise kommt man unbeschwerter durchs Leben.«

Der jüngere Dave Jenkins, der links von Elkenshire und Forsyth stand, gab ein höfliches Lachen von sich. Er enthielt sich jeglichen Kommentars, wodurch sich Pattersons Sympathien für ihn vermehrten.

»Nach Einbruch der Dunkelheit«, begann der Kommandant in gedämpftem Ton, »werde ich die Einheit anweisen, insgesamt vier Gruben auf dem Gelände der Ranch auszuheben. Jeder von uns wird eine der Grabungen bewachen. Keiner der beteiligten Soldaten darf von den anderen Gruben erfahren.«

»Vier Gruben?«, stutzte Forsyth. »Die Goldkisten passen ohne Schwierigkeiten in eine Grube.«

Elkenshire hob die Brauen und wandte sich mit spöttischer Miene ab. Er schien längst zu ahnen, worauf Patterson mit seinen Erläuterungen hinauswollte.

»Was habe ich gesagt, Sergeant?«, verwahrte sich Forsyth und schüttelte den Kopf. »Sie glauben wohl, Sie hätten die Weisheit für sich gepachtet, Sergeant Elkenshire!«

Patterson hob beschwichtigend die Arme. »Keinen Streit, meine Herren! Ich wiederhole lediglich die Order, die ich vom Oberkommando in Washington bekommen habe.«

»Schon gut!«, brummte Forsyth und beruhigte sich. »Fahren Sie fort, Kommandant.«

Die Männer scharten sich wieder dichter um Patterson, der seine Rede mit ruhiger Stimme fortsetzte. »Vier Gruben und vier Männer. Ich werde in der Nacht entscheiden, wohin das Gold gebracht wird.« Er sah seine Untergebenen nacheinander an. »Sie und ich allein werden diese Aufgabe übernehmen.«

Forsyth und Elkenshire nickten, dann schloss sich ihnen auch der junge Jenkins an.

»Außer uns kennt niemand dieses Versteck«, schärfte Patterson seinen Leuten ein. »Es muss ein Geheimnis bleiben.«

***

Deep Springs, zwanzig Jahre später

Die schwellenden Brüste der Dorfschullehrerin Lilly Bowders hätten an diesem Morgen Lassiters einzige Sorge sein können, wäre nicht das Telegramm aus Washington in seiner Jackentasche gewesen. Er hatte die Nachricht am Vorabend von einem Boten überbracht bekommen, der atemlos ins Furberry Inn gestürzt und sich nach einem Mister Lessister erkundigt hatte. Die Lehrerin war so liebenswürdig gewesen, die Handschrift des Postmeisters zu entziffern und das Schreiben seinem rechtmäßigen Besitzer zukommen zu lassen.

Diese Gefälligkeit bezahlte sie nun mit pulsierender Lust.

»O Lassiter!«, hauchte Lilly und schloss die mit schwarzem Kajal umrandeten Lider. Sie krallte die Hände in Lassiters Rücken und umschlang mit den Beinen seine Lenden. »Du bringst mich noch um den Verstand!«

Sie hatten es gerade noch in die Besenkammer unter der Treppe des Hotels geschafft, ehe Lilly dem Mann der Brigade Sieben die Kleider vom Leib gezerrt und sich mit gespreizten Beinen auf die Kiste von Shum’s Cleaning Supplies gelegt hatte. Die Lehrerin mit den roten Locken hatte Lassiter begierig angefunkelt und ihm mitgeteilt, dass er das Furberry Inn nicht ohne einen Tribut verlassen würde.

»Halt still!«, stöhnte Lassiter und hielt die Beine der schönen Rothaarigen mit beiden Händen gepackt. Er hatte seit einer guten Woche keine Schäferstündchen genossen und war entschlossen, seiner schönen Gespielin zu geben, wonach sie mit ihrem ganzen Körper verlangte.

Und was für ein Körper das war!

Die wohlgeformten Brüste glichen zwei marmornen Halbkugeln, die selbst Michelangelo nicht schöner hätte aus dem Stein schlagen können. Sie besaßen selbst in der Hitze der Erregung noch solche Anmut, dass Lassiter den Blick nicht abwenden konnte. Jedes Zucken der harten Knospen, die unter Lassiters Stöße erbebten, ließ ihm mehr Hitze in den Unterleib schießen.

»Nicht aufhören!«, keuchte Lilly und öffnete die hellblauen Augen. »Du darfst nicht … nachlassen, hörst du?«

Wieder musste Lassiter an das Telegramm in seiner Jackentasche und den damit verbundenen Auftrag denken. Er vertrieb die störenden Überlegungen, indem er Lilly auf den Bauch warf und sich von hinten zwischen ihre Schenkel drängte. Die Lehrerin ließ sich jeden seiner festen Griffe gefallen und schrie wollüstig auf. Sie hielt sich mit beiden Händen an der Lagerkiste fest und warf ihren Lockenschopf von einer Seite zur anderen. »Noch ein paar Sekunden! Mir kommt’s gleich!«

Das Flehen der Rothaarigen ging in wohliges Wimmern über, als Lassiter zu einer neuerlichen Serie harter Stöße ansetzte. Er gab seiner Geliebten einen zärtlichen Klaps auf die Hinterbacken, worauf Lilly zusammenfuhr und keuchend mit ihm zum Höhepunkt kam. Sie sank mit dem Oberkörper auf die Kiste hinunter und stöhnte leise vor sich hin.

»Mr. Christian dürfte uns gehört haben«, sagte Lassiter mit einem Grinsen. Er spielte auf den gestrengen Rezeptionisten des Furberry Inn an, der Damenbesuche für die Zeit seines Aufenthalts strengstens untersagt hatte. »Wenigstens sind wir nicht in meinem Zimmer.«

»Mir kann Mr. Christian gestohlen bleiben«, meinte Lilly und ordnete ihre Röcke. Sie schüttelte die kupferroten Locken und machte ein ernstes Gesicht. »Musst du nicht zu Mr. Oldman? Er ist sicher längst zurück.«

Das Telegramm hatte einen Notar namens Richard Oldman als Mittelsmann benannt, der die Einzelheiten zu Lassiters Auftrag kannte. Er hatte sein Büro in der Chippawah Street. Lilly hatte Lassiter angeboten, ihn zu begleiten, doch er hatte abgelehnt.

»Noch einen Drink, bevor ich gehe?«, fragte Lassiter und zog sich die Stiefel wieder an.

Die Augen der hübschen Lehrerin leuchteten auf. »Meinetwegen gern, Mr. Lassiter.«

***

Ein winziger Eckbau mit heruntergekommener Bretterfassade beherbergte das Büro von Richard Oldman, auf dessen Eigentümerschaft lediglich ein rostiges Aushängeschild hinwies. Die Fenster waren vom grauen Staub der angrenzenden Main Street bedeckt, an der Tür hing eine verbeulte Glocke mit einem faserigen Strick daran. Die Glocke gab einen hellen Missklang von sich, als Lassiter an dem Seil zog.

»Mr. Oldman?«, begrüßte Lassiter den Mann, der wenig später auf der Schwelle stand. Er trug einen grauen Gehrock mit einer Weste darunter. »Mein Name ist Lassiter. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

Der Notar musterte ihn von Kopf bis Fuß und bat ihn mit einer knappen Geste herein. Als sie den langen Flur der Kanzlei hinunterschritten, heiterte sich seine Stimmung merklich auf. »Sehen Sie, ich bin ein sparsamer Zeitgenosse, Mr. Lassiter. Ich wohne in einem alten Haus, mache für meine Arbeit nur die nötigsten Aufwendungen.«

Das Notariat von Oldman lag am Ende des Ganges in einer höchstens fünfzehn Fuß langen Kammer. Ein schwerer Eichenholztisch bestimmte den Raum, an den Wänden reihten sich mehrere mächtige Schränke aneinander. Auf dem Schreibtisch stand ein buckelnder Bronco aus Bronze, wie er in Rancherhäusern beliebt war.

»Sie müssen sich für nichts rechtfertigen, Mr. Oldman«, erwiderte Lassiter und nahm auf dem Stuhl Platz, dem ihm der Notar anbot. »Ich bin nur wegen des Auftrags gekommen.«

»Richtig, richtig!«, sagte Oldman und goss Lassiter einen Bourbon ein. Er verstaute die Flasche wieder in einem der Schränke und ging um seinen Schreibtisch herum. »Das Telegramm kam vor einigen Tagen. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich ebenso überrascht davon war.«

»Überrascht, Sir?«, fragte Lassiter und nahm das Bourbonglas entgegen. Nach dem Schäferstündchen mit Lilly konnte er einen kräftigen Drink gebrauchen. »Was stört Sie daran?«

Auf das listige Gesicht des Notars sprang ein Lächeln. »Mich stört überhaupt nichts, Mr. Lassiter. Ich bin nur erstaunt darüber, dass sich die Brigade Sieben für die Wildnis nördlich von Deep Springs interessiert.«

»Ich bin gespannt darauf, was Sie für mich haben.« Lassiter trank einen Schluck Bourbon und kostete das wohlige Brennen in der Kehle aus. »Um wen geht es?«

»Um die Rancher vom Calabasas Valley«, erklärte Oldman und nahm ein braunes Kuvert aus der Schublade. Er schob die Unterlagen über den Tisch und fuhr fort. »Das Tal liegt in der Silver Peak Range nordöstlich von Deep Spring. Sie werden dort eine Siedlung von fünfzehn Ranches vorfinden. Die Männer und Frauen dort oben sind zäh und unbeugsam.«

Ohne auf Oldmans Zustimmung zu warten, riss Lassiter das Kuvert auf. Er holte eine Landkarte und einen Packen Dokumente daraus hervor. Eines der Schreiben war eine gefälschte Geburtsurkunde, die ihn als Bürger von Missouri auswies. »Jackson Parker? Unter diesem Namen soll ich mich vorstellen?«

»Die Brigade Sieben fand, dass Sie mit Lassiter zu auffällig wären«, meinte Oldman und nickte. »Sie werden die Stonefork Ranch übernehmen, die seit einigen Jahren leer steht. Sie befindet sich immer noch auf Regierungsland.«

Unter der gefälschten Geburtsurkunde kam ein ebenso falscher Pachtvertrag zum Vorschein. Er war auf den nämlichen Jackson Parker ausgeschrieben und übertrug ihm die Landrechte an der Stonefork Ranch für die nächsten fünfzig Jahre. Als jährlicher Pachtzins war eine Gebühr von fünfzig Dollar vorgesehen.

»Was hat es mit der Stonefork Ranch auf sich?«, fragte Lassiter und stöberte in den anderen Papieren. Er fand eine Zuchterlaubnis und einige gefälschte Belege über Rinderverkäufe darin. »Aus welchem Grund ist sie Regierungseigentum?«

Zwei dünne Fältchen bildeten sich auf der Stirn des Notars. »Vor zwanzig Jahren ist auf der Ranch ein Mann mit Namen William Patterson gestorben. Er war Kommandant einer Einheit Unionssoldaten, die eine Wagenladung Gold nach Mexiko bringen sollten. Mit dem Goldschatz wollte man Verbündete bestechen.«

Lassiter legte das Kuvert und die Papiere auf den Tisch zurück. »Was ist geschehen?«

»Das Kriegsende kam Captain Patterson dazwischen«, setzte der Notar seine Rede fort. »Patterson bekam den Befehl, das Gold auf der Stonefork Ranch zu vergraben. Der genaue Ort ist in seine Degenklinge eingraviert worden. Die Klinge ist jedoch seit über zehn Jahren verschollen. Die Brigade Sieben vermutet, dass einer der Männer im Calabasas Valley im Besitz dieses Degens ist.«

»Einer der Rancher?«, unterbrach Lassiter Oldman zweifelnd. »Wäre dem so, hätte er den Schatz längst gehoben.«

»Die Dinge liegen komplizierter«, erwiderte Oldman und machte einen tiefen Atemzug. Er griff nach dem Bourbonglas und drehte es versonnen in der Hand. »Captain Patterson ist durch diese Klinge gestorben, als die Gravur noch nicht vollständig war. Wer auch immer den Degen nun besitzt, er weiß nur, dass sich das Gold irgendwo auf dem Land der Stonefork Ranch befindet.« Er presste die Lippen zusammen. »Irgendwo auf hunderttausend Morgen Land.«

»Sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen«, bemerkte Lassiter und nahm die Dokumente aus Washington an sich. »Ich reite noch an diesem Nachmittag.«

»Ich wünsche Ihnen von Herzen Erfolg«, sagte Oldman und nickte.

***

Der alte Kavalleriedegen an der Wand in der Wohnstube von Jack Humphrey leuchtete im Schein des Kaminfeuers, als bestünde er selbst aus Dutzenden kleiner Flammen. Er war mit zwei stählernen Haken befestigt, die Humphrey selbst geschmiedet und in das harte Holz geschlagen hatte. Von allen Waffen, die der fünfzigjährige Rancher besaß, war ihm der Degen die wertvollste.

»Fünfhundert Morgen«, sagte Humphrey zu den beiden anderen Anwesenden im Raum. Es waren der Rancher Stephen Morris und seine Tochter Sally. »Keinen verdammten Streifen Land mehr.«