Lassiter 2330 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2330 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Sie waren zu dritt und hielten Revolver in ihren Händen. Ihre grimmigen Mienen ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie davon Gebrauch machen würden, sobald er sich rührte.

"Legen sie die Waffe ganz langsam neben sich", knurrte der schmerbäuchige Sheriff. Seine Begleiter blinzelten nervös. Offenbar konnten sie es kaum erwarten, ihm den Garaus zu machen.

Lassiter gehorchte. Seine Hände entfernten sich langsam von dem silbern glänzenden Remington und streckten sich den Dachbalken entgegen. "Sie haben den Falschen erwischt, Sheriff", knurrte er. "Der wahre Killer läuft immer noch da draußen frei herum."

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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Lassiters fünftes Ass

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: TXUS/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4540-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lassiters fünftes Ass

Sie waren zu dritt und hielten Revolver in ihren Händen. Ihre grimmigen Mienen ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie davon Gebrauch machen würden, sobald er sich rührte.

»Legen sie die Waffe ganz langsam neben sich«, knurrte der schmerbäuchige Sheriff. Seine Begleiter blinzelten nervös. Offenbar konnten sie es kaum erwarten, ihm den Garaus zu machen.

Lassiter gehorchte. Seine Hände entfernten sich langsam von dem silbern glänzenden Remington und streckten sich den Dachbalken entgegen. »Sie haben den Falschen erwischt, Sheriff«, knurrte er. »Der wahre Killer läuft immer noch da draußen frei herum.«

Sechs Tage zuvor, Memphis, Tennessee

Die dralle Dirne mit dem langen, bronzefarbenen Haar musterte ihn unter ihrem Pony hinweg begehrlich, als Lassiter den Gurt mit dem Remington ablegte und sein Hemd aufknöpfte.

»Dolores sagte, du seist ein alter Freund und ich solle besonders nett zu dir sein«, sagte sie in verführerischem Tonfall und klimperte mit ihren langen Wimpern. »Mir bist du noch nicht begegnet. Daran würde ich mich erinnern.«

»Es ist schon etwas länger her, dass ich zuletzt in der Stadt war. Wie heißt du, Honey?«

»Candice. Freunde des Hauses nennen mich Candy.«

Er grinste. »Wie passend für ein so süßes Häschen wie dich.«

Sie kicherte. »Das sagen die meisten. Und der Name verspricht nicht zu viel, wie du gleich merken wirst.«

»Ich kann es kaum noch erwarten, Candy«, brummte Lassiter und strich ihr über das seidige Haar, während sie seine Hose öffnete.

»Caramba!«, entfuhr es ihr einen Augenblick später, nachdem sie die Denim über seine Hüften hinuntergezogen hatte. »Das ist mehr, als ich erwartet habe.«

Lassiter schloss die Augen und legte mit einem leisen Seufzer den Kopf in den Nacken, als sie sich mit geübten Fingern an ihm zu schaffen machte. Es dauerte nur Sekunden, bis sie eine pulsierende Erektion in ihren Händen hielt.

Die Hitze breitete sich wie ein Lauffeuer in seinen Lenden aus, während Candy ihre vollen Lippen öffnete und sich ihr Kopf kurz darauf langsam vor und zurück bewegte. Dolly hatte nicht übertrieben, als sie ihm Candy als den neuen Star im Bienenkorb anpries. Die üppige Brünette vollführte mit ihrer Zunge wahre Kunststücke, und er merkte, wie sein Herzschlag vom Trab in den Galopp überging.

Der lange Ritt durch die Einsamkeit der Ozarks hatte dafür gesorgt, dass sich ein gehöriger Druck in seiner Körpermitte aufgebaut hatte, weswegen er ohne Umwege das kleine Bordell am Rande des Hafenviertels aufgesucht hatte, um sich etwas Entspannung zu gönnen.

Er genoss Candys leidenschaftliche Liebkosungen noch eine Weile, bevor er sanft ihren Kopf zurückzog. »Okay, Baby. Du sollst doch auch etwas davon haben.«

Er beugte sich hinunter, griff beherzt nach ihren Pobacken und hob sie mit einer kräftigen Bewegung empor. Ihre weichen Rundungen drängten sich an ihn, als sie sich küssten und er langsam in sie glitt.

Candys Augenlider flatterten und sie stöhnte auf, während er sie rücklings auf das Bett legte und sich mit wachsender Leidenschaft in ihr bewegte. Ihre Finger verkrallten sich in seinen muskulösen Rücken, und sie bäumte sich unter seinen Stößen auf.

»O … o … o … ooohhh«, keuchte sie im Rhythmus seiner Bewegungen. Die Stahlfedern unter der Matratze begleiteten ihre Lustschreie mit einem leisen Quietschen, während Lassiter ihre voluminösen Brüste mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte und dann an ihren hart aufgerichteten Knospen saugte.

Candys warmer weicher Körper brachte sein Blut zum Kochen. Es fühlte sich an wie der Himmel auf Erden. Er spürte, wie die Ekstase über ihn hereinbrach und dabei alle Hemmungen mit sich riss. Seine Stöße wurden immer schneller und heftiger, und die Hitze ihrer Körper schien dem Siedepunkt entgegenzusteuern.

»Tiefer, noch tiefer!«, schrie Candy und hob ihm ihr Becken entgegen. Ihre Hände umschlossen seinen Hintern und zogen ihn eng an sich, während sie ihre kräftigen Waden kreuzte und ihn damit in den Klammergriff nahm.

Er spürte, wie der Höhepunkt einer Flutwelle gleich auf ihn zukam, und beschleunigte seine Bewegungen noch ein weiteres Mal. Candy schien plötzlich den Atem anzuhalten und ihr ganzer Körper erbebte in heftigem Zittern. Ihr Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei, und im selben Moment kam auch Lassiter und ergoss sich heiß in ihren Schoß.

Minutenlang blieben sie so liegen und genossen die köstliche Ermattung genauso wie ihre innige Vereinigung, bevor er sich sanft aus ihr zurückzog und auf den Rücken neben sie legte.

»Jesus Maria«, seufzte sie. »Dolores hat wirklich nicht zu viel versprochen.«

Sie schnurrte wohlig wie eine Katze, während sie Lassiters dichtes Brusthaar kraulte. Ihr kurviger nackter Körper schmiegte sich an ihn und sie küsste seinen Hals, bevor ihre Hand allmählich tiefer wanderte. Lassiter hielt die Augen geschlossen und grinste. »Du bekommst wohl nie genug, Honey«, brummte er träge, doch er ließ es geschehen, als sie sein immer noch aufgerichtetes bestes Stück streichelte, um es davon abzuhalten, sich zur Ruhe zu begeben. Auch er war zu hungrig, um sich mit einer Vorspeise zufriedenzugeben.

Da hämmerte es plötzlich entschlossen an der Tür. Lassiter fuhr hoch und seine Hand griff zielsicher nach dem Remington, der auf dem Nachttisch bereitlag. Er sprang aus dem Bett, während sich Candy hinter ihm hastig das Bettlaken vor den üppigen Busen zog und beunruhigt zur Zimmertür hinübersah.

»Wer ist da?«, fragte Lassiter und trat mit erhobener Waffe auf die Tür zu.

»Ich bin es nur, Lassiter«, ließ sich der von ungezählten Zigaretten tief gestimmte Bariton von Dolores Santiago hinter der Tür vernehmen. »Du kannst deine Knarre weglegen.«

Lassiter senkte den Remington und legte ihn auf einem Stuhl ab, bevor er die Tür öffnete. »Was gibt’s denn, Dolly«, fragte er unwillig. »Wenn ich ehrlich bin, störst du gerade.«

Die Bordellbesitzerin hob die Augenbrauen, als Lassiter splitternackt vor ihr stand. Sie tat ihr Bestes, um ihm ins Gesicht zu sehen, während sie mit einem braunen Umschlag herumwedelte, als müsse sie sich Kühlung verschaffen.

»Ein Bote der Wells Fargo hat das gerade für dich abgegeben, Schätzchen«, sagte sie, und ihre vollen, rot geschminkten Lippen kräuselten sich zu einem entschuldigenden Lächeln. »Er sagte, es sei dringend, sonst hätte ich es nie gewagt, dich zu unterbrechen.« Sie reichte ihm den Umschlag. »Schließlich seid ihr zwei Turteltäubchen erst seit einer halben Stunde unter euch.«

Grinsend nahm ihr Lassiter das Kuvert aus der Hand und warf einen Blick darauf.

Express-Sendung – Eilig!, stand auf dem Umschlag, darunter die Adresse des Bienenkorbs.

Wie üblich hatte er bei der Brigade Sieben eine Anschrift hinterlassen, unter der man ihn in dringenden Fällen erreichen konnte.

»Danke dir, Dolly«, murmelte er und schloss die Tür vor der molligen Latina. Er hockte sich auf das Fußende des breiten Bettes und betrachtete die Rückseite des Umschlags.

Der Absender war Gary Knowles, ein Anwalt aus Little Rock. Der Jurist war ein alter Freund und darüber hinaus die Kontaktperson der Brigade Sieben in Arkansas. Lassiter schüttelte leicht den Kopf, während er den Umschlag öffnete.

Nach seiner letzten Mission hatte ihm die Brigade Sieben einen längeren Urlaub zugestanden, und er war daraufhin nach Memphis gereist, in die Gegend, in der er seine Jugend verbracht hatte, um sich einfach mal ein paar Tage Erholung zu gönnen. Der letzte Auftrag war nicht nur körperlich aufreibend gewesen, und er hatte zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl gehabt, eine kurze Phase der Entspannung zu benötigen.

Und nun, kaum eine Woche später, wollten sie ihn schon wieder von der Leine lassen?

»Schlechte Nachrichten?«, fragte das Mädchen hinter ihm und kroch über das Bett. Sie streichelte zärtlich seinen Rücken.

»Keine Ahnung, Honey«, murmelte er, während er zwei Papiere aus dem Umschlag zog. Das erste Blatt war ein kurzer, handschriftlicher Brief von Gary Knowles.

Howdy, alter Freund!

Unsere gemeinsame »Freundin« Sally Brix hat mich aufgesucht und scheint mal wieder in der Klemme zu stecken. Ihren Brief leite ich auf diesem Wege an dich weiter. Es klingt tatsächlich dringend, aber sei vorsichtig. Du weißt, wie sie ist.

Gruß, Gary

Lassiter verzog die Lippen. Sally Brix! Er hatte gehofft, nie wieder von ihr zu hören.

Er legte die kurze Mitteilung von Knowles beiseite und las die Zeilen, die ihm seine ehemalige Geliebte geschickt hatte.

Lassiter, Liebster! Brauche deine Hilfe! Bitte komm nach Little Rock, so schnell es dir möglich ist. Sie haben Geraldine entführt und erpressen mich. Ich weiß, dass ich dir übel mitgespielt habe, und es tut mir so leid, obwohl du das nicht glauben wirst. Doch selbst wenn du mich hasst: Bitte komm, ich flehe dich an – um unserer gemeinsamen Tochter willen! Ich erwarte dich im Pine Tree Inn. Frag nach Jenny Lawrence.

Entgeistert ließ Lassiter das Blatt sinken und starrte die Wand an. Er spürte kaum, wie Candy ihm mitfühlend über den Kopf strich.

»Es sind schlechte Nachrichten, stimmt’s?«, murmelte sie und seufzte.

Lassiter steckte die beiden Papiere zurück in den Umschlag, bevor er sich langsam erhob. »Gut sind sie nicht«, murmelte er.

Sie ließ sich auf das Bett zurückfallen und sah ihn herausfordernd an, während sie mit ihren vollen Brüsten spielte und leicht die Schenkel spreizte. »Ach komm schon, Großer«, sagte sie und lächelte. »Für eine Runde wirst du doch wohl noch Zeit haben …«

Lassiters Blicke wanderten über ihren üppigen Körper, und sein schmales Grinsen wirkte ein wenig abwesend, während er kopfschüttelnd nach seiner Hose langte.

»Sorry, Honey. Ich muss aufbrechen, so leid es mir tut.«

Schweigend zog er sich an, und Candy sah ihm traurig dabei zu. »Du siehst aus, als sei jemand gestorben«, murmelte sie.

Lassiter stieg in seine Stiefel und band sich den Revolvergurt um die Hüfte. Seine Miene war schwer zu deuten, als er ihr schließlich antwortete: »Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Jemand wurde geboren, und ich wusste nichts davon.«

Er warf sich die Satteltasche über die Schulter, packte die Winchester, die im Scabbard neben dem Stuhl lehnte und nickte der drallen Brünetten zum Abschied zu, bevor er das Zimmer verließ.

Dolores Santiago setzte eine betrübte Miene auf, als er mit schweren Schritten die Stufen hinunterkam. »Du willst schon wieder gehen, Lassiter? Dabei bist du doch gerade erst gekommen. Ich habe ein saftiges Steak für dich auf dem Grill!«

»Sorry, Dolly. Die Pflicht ruft, aber ich wäre wirklich gern länger geblieben«, brummte er und rang sich ein schmales Lächeln ab. »Steht der Wallach bereit?«

»Sicher, Großer«, entgegnete sie. »Bernie hat ihn gefüttert und gestriegelt. Du weißt ja, wo es langgeht.« Trotzdem deutete sie auf die schmale Tür, die neben dem Tresen zum Hinterhof führte.

Lassiter tippte sich an die Krempe seines Stetsons. »Auf bald, Dolly.«

»Vaja con Dios«, murmelte sie und sah Lassiter durch das Fenster nach, als er über den Hof zum Stall ging.

***

»Jesus Maria! – Vorsicht, Mann!«

Eddy Rothschild hob den Kopf und sprang geistesgegenwärtig auf den Sidewalk zurück. Im nächsten Moment trabte nur eine Handbreit vor ihm ein Vierergespann vorbei, und der Kutscher auf dem Bock warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

Rothschild winkte ihm entschuldigend hinterher und sah diesmal aufmerksam nach links und rechts, bevor er den Platz betrat.

In Little Rock herrschte rege Betriebsamkeit, obwohl es noch recht früh am Morgen war. Der Wochenmarkt verwandelte die Plaza der Hauptstadt von Arkansas in ein lärmendes Gewimmel, und Rothschild hatte Mühe, sich seinen Weg durch das Gedränge zwischen den Ständen zu bahnen.

Marketender boten lautstark Waren unterschiedlichster Art feil; frisches Gemüse, Früchte, Fisch und Krebse aus dem Arkansas River, geschrotetes Getreide, Pökelfleisch und Kaffeebohnen, Feuerholz, Leder und Stoffe, aber auch exotische Gewürze und andere Kolonialwaren aus Übersee. Der Duft von Grillfleisch stieg ihm in die Nase und brachte seinen Magen zum Knurren, doch bevor er sich ein Frühstück gönnte, hatte er noch etwas anderes zu erledigen.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes erhob sich das State House, eine verkleinerte Kopie des Capitols in Washington und Sitz der Regierung von Arkansas. Daneben war ein Zelt errichtet worden, vor dem sich bereits eine kleine Warteschlange gebildet hatte.

Ein großes Schild neben dem Eingang verkündete den Grund für den Andrang:

1. Arkansas Open Poker Turnier

Final-Prämie 10.000 Dollar

Anmeldung hier bis heute Abend 18.00 Uhr

Rothschild war früh aufgestanden, weil er gehofft hatte, die lästige Prozedur dadurch schnell hinter sich bringen zu können. Schließlich waren die meisten Gambler als Nachteulen bekannt. Doch die Aussicht auf einen derart fetten Jackpot hatte offenbar nicht nur ihn um den Schlaf gebracht.

Er schob seinen weißen Bowler in den Nacken und zog ein Taschentuch hervor, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, als er sich hinten anstellte. Das Klima hier unten im Süden machte ihm als eingefleischten Neuengländer gehörig zu schaffen, und der elegante hellgraue Dreiteiler aus dichter Schurwolle, den er trug, war nicht für diese Breiten gefertigt worden.

Ein oder zwei der Männer, die vor ihm in der Reihe standen, kamen ihm vage bekannt vor, doch größtenteils erblickte er unbekannte Gesichter. Die meisten unter den Wartenden waren vermutlich Profispieler wie er, schon weil sich ein Normalbürger das Startgeld von stattlichen fünfzehn Dollar kaum leisten konnte. Doch die Südstaaten waren eigentlich nicht sein Revier. Er trieb sich vorwiegend oben an der Ostküste herum. Portland, Boston, New York, Philadelphia – das war seine Welt.

Lediglich im Winter, wenn es in den Städten kalt, ungemütlich und deprimierend wurde, zog es ihn ab und zu nach Süden, und er zog durch kleine und größere Gemeinden, um den Landeiern, die sich in den Spelunken für abgezockte Kartenhaie hielten, eines Besseren zu belehren.

Doch die Kunde von dem Pokerturnier in Little Rock, das von Zachary Newton, seines Zeichens Gouverneur von Arkansas und passionierter Pokerspieler, höchstpersönlich ausgerichtet wurde, war bis nach Neuengland gedrungen.

Dabei ging es nicht nur um die Aussicht auf einen exorbitanten Gewinn. Dieses Turnier bot auch die Gelegenheit, sich mit einigen der besten Pokerspieler der Südstaaten zu messen, und Rothschild war schon immer ein Mann gewesen, der gern dicke Bretter bohrte.

Außerdem hatte ihn die Tatsache, dass ein Gouverneur ein Pokerturnier veranstaltete, neugierig gemacht.

Nun, nicht irgendein Gouverneur, sondern Zachary Newton.

Der Mann war eine Persönlichkeit, über die selbst die altehrwürdige New York Times regelmäßig berichtete. Ein Underdog, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, der sein erstes Geld mit drei wackligen Fuhrwerken verdient hatte und dem nun eine der beiden großen Schifffahrtslinien gehörte, die Güter auf dem Arkansas und dem Mississippi von Süden nach Norden brachten.

Newton galt als unbestechlich und volksnah. Er war vor zwei Jahren mit überwältigender Mehrheit zum Gouverneur gewählt worden und wurde von der Bevölkerung von Arkansas verehrt wie ein Heiliger. Dazu trug vor allem der Umstand bei, dass er auch nach seiner Wahl nicht vergaß, sich um die einfachen Bürger zu sorgen und den reichen Großgrundbesitzern im Gegenzug zwar mit Respekt zu begegnen, sich aber dabei nicht kompromittieren zu lassen.

Erst vor zwei Wochen hatte Rothschild von Newtons Plan gelesen, durch eine Landreform die Rechte kleiner Landbesitzer zu stärken und dabei der Elite von Arkansas die Stirn zu bieten. Mit dieser Politik hatte er sich vermutlich mächtige Feinde geschaffen, doch Rothschild konnte nicht umhin, dem jungen Gouverneur dafür Respekt zu zollen, und er freute sich darauf, diesen mutigen Burschen persönlich kennenzulernen.

Auch wenn er einem derart aufrechten Mann am Pokertisch aller Wahrscheinlichkeit nach die Hosen bis zu den Stiefeln herunterziehen würde.

Sein gedankenverlorenes Grinsen verschwand sofort, als vor ihm am Eingang laute Schreie ertönten. Er war nicht gerade ein Riese, sodass die vor ihm stehenden Männer die Sicht verbargen.

»Was ist da los?«, murmelte er.

Die Frage wurde nur einen Moment später beantwortet. Ein Mann mit struppigem Vollbart und einem kahlen Schädel flog förmlich durch den Eingang des Zelts hinaus auf den Platz. Er geriet ins Straucheln und fiel auf die Knie, kurz darauf erschienen hinter ihm zwei Kerle, deren Sterne an den Westen sie als Deputies auswiesen.

Einer der beiden hielt einen Colt in der Hand. »Wie blöd muss man sein, Darryl, sich hier mit Namen anzumelden, wenn einem deine Visage auf jedem Steckbrief von hier bis zum Mississippi den Appetit verdirbt?« Er spuckte verächtlich auf den Boden, ohne die anderen Männer in der Warteschlange eines Blickes zu würdigen. Der Lauf seines Revolvers war auf den Rücken des Bärtigen gerichtet und er wirkte konzentriert, während der andere Deputy sich dem Burschen vorsichtig näherte.

Als Darryl sich langsam aufrichtete, wanderte sein Blick kurz zu den Wartenden hinüber und blieb an Rothschild hängen. Zwischen dem schmutzigen Gestrüpp in der unteren Gesichtshälfte öffnete sich ein nahezu zahnloser Mund zu einem verschlagenen Grinsen.

Und Rothschild konnte für einen kurzen Moment in die Zukunft schauen.

Er öffnete den Mund, um zu schreien, während sich der zweite Deputy zu Darryl hinunterbeugte. Gleichzeitig fuhr seine Hand zur Hüfte und fand dort nur den Stoff seiner maßgefertigten Hose.

Er hatte den Revolver im Hotel gelassen.

Instinktiv duckte er sich und wollte aus der Reihe zur Seite springen, dem am Boden knienden Outlaw entgegen. Dabei traf sein Blick kurz den vor ihm stehenden Mann, ein hochgewachsener Westerner mit Backenbart und breitkrempigem schwarzen Lederhut, dessen Augen sich weiteten, als auch er die Gefahr erkannte.

Alles schien nun plötzlich verlangsamt abzulaufen. Darryls linke Hand, die das Bowiemesser aus der Innentasche seiner Lederjacke zog. Der Deputy, der ihn an der Schulter packte und herumriss.

Die Klinge des Messers, die ansatzlos über der Kehle nach oben durch den Hals des jungen Ordnungshüters gestoßen wurde.

Das sprudelnde Blut, das unter dem Kinn des Deputies Darryls Unterarm rot färbte.

Rothschild war kurz davor zu springen, doch im letzten Moment sah er in die aufgerissenen Augen des Deputies mit dem Colt und erstarrte.

Dann krachte der Schuss, und Darryl wurde von der Kugel herumgerissen. Sein Gesicht verschwand in einer blutigen Fontäne, und er landete zwei Yards weiter hinten auf dem Rücken.

Der andere Deputy riss die Arme hoch und griff sich an den Hals. Das Messer steckte wie der Bart eines ägyptischen Pharaos bis zum Heft unter seinem Kinn, und dem jungen Mann traten die Augen aus den Höhlen, während das Leben in Kaskaden aus ihm herausspritzte.

»Jesus«, flüsterte Rothschild und war vor Entsetzen wie gelähmt, genau wie alle Umstehenden, die atemlos dabei zusahen, wie der Deputy quälend langsam den Kopf wandte, bevor er tot zu Boden sank.

Totenstille senkte sich sekundenlang über die Szene. Selbst hinter ihnen auf dem Marktplatz verebbte das Stimmengewirr. Jeder hatte den Schuss gehört, und nun kamen zahlreiche Menschen zwischen den Ständen herbei, um zu sehen, was vorgefallen war.

Der Deputy senkte den Colt, ging mit entschlossenen Schritten an seinem toten Kollegen vorbei und packte die Schulter von Darryl Hayes, bevor er ihn herumdrehte.

Rothschild wandte sich ab. Der Anblick des Outlaws ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass von ihm keine Gefahr mehr ausging.

***