Lassiter 2333 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2333 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Zehntausend Dollar war sein Kopf wert, ein Drittel der Summe, die "Black Savage" bei seinem letzten Bankraub erbeutet hatte. Jetzt war es an der Zeit für den Schwarzen, eine Weile unterzutauchen, bis die Bundesbeamten die Suche nach ihm aufgaben oder sich eine Kugel aus seinem Colt eingefangen hatten.

Ein scharfer Nordwestwind fegte über die Plains und versetzte die Graslandschaften links und rechts der Overlandroad in wellenartige Bewegung. "Black Savage" zog den Kragen seiner Winterjacke hoch und dirigierte sein Quarter Horse auf die Niederlassung der Wells Fargo zu, deren Gebäude lediglich als blasse Tupfen in der Landschaft auszumachen waren...

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein kaltes Grab für Sally

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: TXUS/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4543-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein kaltes Grab für Sally

Zehntausend Dollar war sein Kopf wert, ein Drittel der Summe, die »Black Savage« bei seinem letzten Bankraub erbeutet hatte. Jetzt war es an der Zeit für den Schwarzen, eine Weile unterzutauchen, bis die Bundesbeamten die Suche nach ihm aufgaben oder sich eine Kugel aus seinem Colt eingefangen hatten.

Ein scharfer Nordwestwind fegte über die Plains und versetzte die Graslandschaften links und rechts der Overlandroad in wellenartige Bewegung. »Black Savage« zog den Kragen seiner Winterjacke hoch und dirigierte sein Quarter Horse auf die Niederlassung der Wells Fargo zu, deren Gebäude lediglich als blasse Tupfen in der Landschaft auszumachen waren …

Gemächlich trabte der Hengst auf der Überlandstraße den Häusern entgegen. Sie standen dicht an dich, als müssten sie sich gegenseitig stützen, um dem Präriewind trotzen zu können. Mehr als baufällig wirkende Bretterhütten hatte die Stagecoach-Company nicht aufgeboten. Je näher der Schwarze kam, desto stärker wurde sein Eindruck, dass die Wells Fargo ihre Station zusehends verkommen ließ. Ein Wunder war dies nicht, denn seit die großen Eisenbahnlinien den Kontinent durchzogen, waren immer weniger Reisende bereit, die Strapazen einer Postkutschenfahrt in Kauf zu nehmen und außerdem noch vergleichsweise höhere Beförderungsentgelte zu bezahlen.

Die große Zeit von William Fargo und Henry Wells näherte sich ihrem Ende. Zumindest, was das Transportgeschäft betraf. Aber der einsame Reiter war sicher, dennoch eine warme Mahlzeit und ein trockenes, warmes Schlaflager zu bekommen.

Wenige Meter vor den Flachdachgebäuden zügelte er sein Quarter Horse, stieg aus dem Sattel und führte es in den Stall. Die Pferdeboxen waren leer, sodass er seinen Hengst gleich beim Eingang unterstellen konnte. Er band ihm einen halb gefüllten Hafersack um und verließ den Stall.

Das Knirschen der harten Erde unter seinen Stiefelsohlen wechselte in ein hohl klingendes Poltern, als er die drei Stufen zum Haupthaus emporstieg und die Tür aufstoßen wollte. Kurz jedoch hielt er inne und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Amüsiert betrachtete er den Steckbrief mit seinem Konterfei. Das Papier hatte eine stark gelbliche Färbung angenommen und war an jenen Stellen, an denen man es mit Nägeln befestigt hatte, eingerissen. In großen Lettern stand der Name »Black Savage« gleich unterhalb des ausgelobten Betrages von zehntausend Dollar – tot oder lebendig. Die Zeichnung, die dem Namen folgte, wies nur in Grundzügen Ähnlichkeit mit seinem Gesicht auf. Aber das war nicht ausschlaggebend. Ein mordender und plündernder Schwarzer war in etwa so selten wie eine Büffelherde in den Great Plains.

Er riss den Steckbrief von der Wand, faltete ihn zusammen und schob ihn in die Innentasche seiner Jacke. Tief sog er die kalte Luft ein und fühlte den Stolz in seiner Brust. Ihm war es gelungen, den weißen Knechten seiner Vorfahren empfindliche Nadelstiche zuzufügen und sie in Angst und Schrecken zu versetzen. Doch für »Black Savage«, wie sie ihn nannten, war es nicht nur eine späte Rache, sondern auch ein diebisches Vergnügen und höllischer Nervenkitzel geworden, die Weißen, die sich in ihrer Überlegenheit sonnten, an ihrer eigenen Hilflosigkeit ersticken zu lassen. Nicht wenige Gesetzeshüter hatten sich auf seine Fährte gesetzt, aber alles, was sie gefunden hatten, war ein unrühmlicher Tod.

An seinen wahren Namen konnte sich der Mann kaum noch erinnern. Ihm gefiel die Bezeichnung, die seine Häscher ihm gegeben hatten. Sie drückte kurz und bündig aus, mit wem sie sich anlegten, würden sie auf die dumme Idee verfallen, ihn zur Strecke bringen zu wollen. Einem »schwarzen Wilden« war jede Schandtat zuzutrauen.

Seine Hand umklammerte den Knauf der Brettertür, und mit der Schulter drückte er sie nach innen. Einige Sekunden lang sah er sich um und kickte die Tür mit dem Hacken seines Stiefels ins Schloss. Schwer stapfte er auf einen Tresen zu, hinter dem ein hagerer Mann mit schütterem grauen Haar und verfilztem Bart stand, der ihn aus müden Augen ansah. Zur rechten Hand stand ein Tisch, an dem drei Männer Karten spielten, flüchtig aufsahen und sich sofort wieder wegdrehten. Sie begannen zu tuscheln, aber Black Savage konnte nicht hören, was sie sagten. Er ahnte es lediglich.

Der Schwarze stützte sich auf den Tresen und sah sein Gegenüber durchdringend an. »Whiskey«, brummte er. »Und was zu essen.«

Unwillig verzog der Mann am Tresen sein Gesicht. »Die Küche bleibt kalt. Wir warten immer noch auf die Lebensmittellieferung.«

Seinen Blick hatte der Schwarze nicht abgewandt, reckte plötzlich sein Kinn vor und deutete in Richtung einer Kammer, in der ein dampfender Topf auf einem Ofen stand. »Und was ist mit dem Fraß, der da drüben vor sich hin brutzelt?«

»Nur für Personal«, antwortete der Grauhaarige knapp.

Am Nebentisch stieß einer der Männer ein Rülpsen aus, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste den Clerk an. »War lecker, dein Eintopf! Danke, dass du uns was abgegeben hast, Ronny.« Seinen Worten folgten ein spöttisches Lachen und eine abfällige Musterung von Black Savage.

»Ich bekomme also nichts ab?«, fragte der Schwarze lauernd.

»Nur den Whiskey, Mister«, erwiderte Ronny, zauberte ein fleckiges Glas hervor, blies den Staub heraus und goss es zur Hälfte voll.

»Saubere Gläser sind ebenfalls noch nicht geliefert worden?« Ein gefährliches Funkeln trat in die Augen von Black Savage.

»Nehmen Sie es oder lassen Sie es sein«, erhielt er zur Antwort. Ronny schnappte sich einen Lappen und begann, ziellos herumzuwischen.

Der Arm des Schwarzen schoss vor, packte die Hand des Clerks und verdrehte sie, sodass er das Wischtuch loslassen musste. Black Savage nahm es ihm ab, kippte seinen Whiskey auf die Dielen und putzte sein Glas. Er tat es langsam und gründlich, fixierte dabei den Angestellten mit stählernem Blick und stellte das Glas schließlich zurück auf die Theke. »Vollmachen!«

Hilfesuchend schaute Ronny zu den drei Männern hinüber, von denen ihm einer unauffällig zunickte. Dann verschränkte der Clerk seine Arme vor der Brust und baute sich trotzig vor seinem lästigen Gast auf. »Erst bezahlen Sie mir den ersten Whiskey! Sonst gibt es gar nichts!«

»Ich bezahle nur, was ich auch trinke.« Nachdrücklich stampfte er das Glas auf.

»Leck das Zeug doch vom Boden«, riet ihm der Angestellte gehässig, »bevor es in den Dielenritzen versickert.«

Black Savages Züge versteinerten. »Ich frage nicht noch einmal …«

»Du hast den Mann doch gehört!«, schnitt eine wütende Stimme durch den Raum. Einer der Kerle am Tisch war aufgesprungen. Seine beiden Begleiter rückten ihre Stühle zurück und legten ihre Hände an die Hüfte. »Verpiss dich lieber, ehe es dir an den Kragen geht!«

Unbeeindruckt lehnte sich der Schwarze zur Seite und betrachtete die Männer. »Wer will das machen? Du und die zwei Hänflinge etwa?«

Der Mann, der Black Savage gegenüberstand, zog. Er war schnell, aber bei Weitem nicht schnell genug. Der schwere Paterson-Colt des Schwarzen flog förmlich aus dem Holster und brüllte dreimal hintereinander auf. Röchelnd wurde der stehende Kerl gegen die Kammerwand geschleudert und sackte blutspuckend zusammen.

Seine Kumpane kamen nicht einmal mehr dazu, ihre Revolver zu ziehen. Mitten in der Bewegung hackten die Bleigeschosse ihnen in Brust und Stirn und ließen sie vornüber kippen. Während der mit dem Kopfschuss starr zur Decke stierte und vom Stuhl fiel, schlug der andere mit dem Kinn auf die Tischplatte und ergoss einen Blutschwall darauf. Die Finger seiner Linken krallten sich ins Holz, und mit letzter Kraft versuchte er, seinen Sechsschüsser anzuheben. Black Savages nächste Kugel riss ein Loch in seinen Stetson und durchschlug seinen Schädel.

»Verfluchter Bastard!«, kreischte Ronny, überwand seine Schockstarre und zerrte unter dem Tresen eine doppelläufige Schrotflinte hervor. In seiner Hektik verkantete sich der Lauf seiner Waffe in dem Ablagefach, sodass der reflexhaft abgegebene Schuss das Regalbrett zerfetzte. Der Rückschlag beförderte den Clerk einen halben Schritt nach hinten, und im selben Moment bekam er auch die Läufe seines Gewehrs frei.

Doch es war zu spät. Viel zu spät. Black Savages Revolvermündung befand sich bereits auf Gesichtshöhe des Mannes. Und der Schwarze zögerte nicht einmal für die Dauer eines Lidschlags. Seine letzte Kugel fegte den Wells-Fargo-Angestellten von den Beinen und schmetterte ihn in die mit Gläsern und Flaschen bestückte Regalwand. Im Scherbenregen krachte Ronny auf seinen Rücken und blieb reglos liegen.

»Huh!«, machte Black Savage, verzog die Lippen zu einem hämischen Grinsen und betrachtete das Werk, das seine Kugel angerichtet hatte. Nicht einmal die Mutter des Clerks würde ihn wiedererkennen.

Ohne Eile klappte der Schwarze den Ladepresshebel seines Colts herunter und warf die Patronen aus. Anschließend befüllte er den Fünfschüsser und steckte ihn weg. Seine Nase führte ihn direkt in die Kochnische, wo er sich unverzüglich über den Eintopf hermachte.

Für einen Schwarzen, überlegte er kauend, brachte es gewisse Vorteile mit sich, böse zu sein.

***

»O Lassiter!«, stieß das blonde Püppchen voller Wonne aus. »Einen Mann wie dich hatte ich noch nie! Du bist so groß und stark in mir!«

Der Brigade-Agent nahm es gelassen, fragte sich aber flüchtig, weshalb Camilla beim Sex so viel quasselte.

»Das geht mir durch und durch!«, stöhnte sie lauthals und verstärkte das Wippen ihres Gesäßes zu einem ungezügelten Ritt. »Wenn du so weitermachst, komme ich gleich zweimal hintereinander!«

Lassiters Rechte legte sich in den Nacken des Girls und drückte deren Kopf gegen seine Schulter. Durch ihre Verrenkung entglitt er dem Schoß der Hure, wälzte sie auf die Seite und drang erneut ein. Camillas nackte Brüste pressten sich an ihn. »Mensch, du bist ja ein ganz Wüster!«, entfuhr es ihr atemlos. Sie schlang ein Bein um Lassiters Hüften und öffnete sich ihm weit. Ihre Stoßbewegungen fanden mit jenen des großen Mannes einen neuen Rhythmus. »Ich kann’s kaum noch aushalten!«

»Ssscht!«, machte Lassiter und konzentrierte sich auf seinen Höhepunkt. Die Ablenkung der Blondine brachte ihn aus dem Takt. Zwar hatte die junge Frau einen göttlichen Körper, bei dem die Rundungen an den richtigen Stellen saßen, aber ihre schrille und wenig erotische Stimme wollte so gar nicht zu Camillas Äußerem passen.

Kaum setzte sie erneut zum Sprechen an, wusste Lassiter, dass es nur noch ein Mittel gab, um sie zum Schweigen zu bringen. Er umschloss ihre Lippen mit den seinen und küsste sie leidenschaftlich. Dabei drehte er Camilla aus der Seitenlage auf den Rücken, kam auf ihr zu liegen und spürte ihre Beine, die sich über seiner Taille kreuzten. Hart und tief stieß er zu und fühlte die überschäumende Wollust, die von ihm Besitz ergriff.

Auch die Dirne war nicht mehr zu bremsen und saugte sich an Lassiters Mund fest. Ihre Zunge bewegte sich beinahe heftiger als ihr Becken. Die Erregung wollte sie davonschwemmen wie ein Stück Treibholz auf einem reißenden Fluss. Camillas Schenkel zuckten, ihr Körper bebte. Man merkte ihr an, dass sie nicht nur eine Arbeit verrichtete, für die man sie bezahlte, sondern dass sie mit Leib und Seele bei der Sache war.

Ruckartig löste sie ihre Lippen von Lassiters Mund und rang nach Atem. Inbrünstig stöhnend, klangen ihre Worte abgehackt und brüchig. »Besorg’s mir … du Stier! Stoß mich … mit aller … Kraft!«

Dieses Mal brachte Camillas Stimme ihren Liebhaber nicht aus der Fassung. Lassiter stemmte sich auf beiden Armen hoch und erhöhte sein Tempo. Er würde sich nur noch für wenige Sekunden zurückhalten können.

»O ja!«, keuchte die Hure kehlig. »Gott, ist das gut!«

Lassiter hörte nicht hin. Camillas Stimme drang wie durch eine Wattewand an seine Ohren. Auch die Hure war dem Orgasmus nah, was deutlich an der Verkrampfung ihrer Muskeln zu spüren war.

Aufgestaute Energien brachen sich Bahn, explodierten in einem Feuerwerk entfesselter Begierde. Ungehemmt schrie Camilla ihre Verzückung heraus, bäumte sich auf und verkrallte ihre Finger im Laken. Dann erschlaffte sie unter Lassiter und rekelte sich wohlig.

Der Mann der Brigade Sieben ging zur Waschschüssel, die auf einer Kommode stand, und reinigte sich. Keine zwei Minuten darauf stand er fertig angekleidet im Zimmer und schnallte seinen Revolvergurt um.

»Willst du schon gehen?«, raunte die Blondine ihm zu. Zwischen halb geschlossenen Lidern waren ihre grünen Augen auf Lassiter gerichtet. »Ich habe noch eine Menge Zeit für dich.«

»Ich komme gern auf dein Angebot zurück«, erwiderte der Agent, »aber es gibt noch ein paar Dinge, die ich vorher erledigen muss.«

»Hast du eine Frau oder eine Verlobte?«

Lassiter lächelte schmal und schüttelte seinen Kopf. »Weder noch.«

»Warum kann ich dich dann nicht überreden, noch ein Weilchen bei mir zu bleiben?«

Nachdenklich schaute Lassiter die blonde Frau an, die außer ihren Netzstrümpfen keinen Faden am Leib trug. Ihre vollen schweren Brüste mit den zierlichen Warzen hoben und senkten sich leicht unter ihren entspannten Atemzügen. Immer noch hatte sie ihre Beine gespreizt und offenbarte in voller Absicht ihre leicht behaarte Scham.

Lassiter zwang sich dazu, seinen Blick abzuwenden, griff in seine Jacke und holte ein eingerolltes Dokument hervor. Er zog es auseinander und hielt es Camilla vor die Nase. »Deswegen nicht«, erklärte er ihr.

»Ein Steckbrief …«, hauchte die Dirne, hob den Oberkörper an und stützte sich auf. »Du bist Kopfgeldjäger?« Hintergründig lächelnd sah sie ihr Gegenüber an und streichelte aufreizend mit der flachen Hand über ihre Brüste. Offenbar gefiel ihr die Vorstellung.

»Etwas in der Art«, gab Lassiter ausweichend zurück. »Der Kerl soll sich in der Stadt oder der näheren Umgebung aufhalten.«

»Black Savage – eine schöne Trophäe«, flüsterte Camilla und leckte mit der Zungenspitze über ihre Oberlippe. »Vergiss mich nicht, wenn du die Prämie unters Volk bringst, mein Süßer …«

Lassiter schmunzelte, tippte an seinen Stetson und verließ den Raum. Washington erwartete Ergebnisse – und der Brigade-Agent würde sie liefern.

***

Adrian Hopkins war der Letzte, der kurz vor Sonnenuntergang die Four-Bar-Ranch erreichte. Am Ende seiner Kräfte wollte er nur noch eins: sich im Bunkhaus auf seine Pritsche fallen lassen und bis zum Morgen durchschlafen. Denn auch am kommenden Tag würden die Cowboys wieder früh ausreiten, die Rinderherden zusammentreiben, die neuen Tieren branden und den großen Roundup vorbereiten. Die Arbeit war hart. So hart, dass Hopkins, obwohl er kaum etwas gegessen hatte, nicht einmal Hunger verspürte. Alles, wonach sein Körper verlangte, war Schlaf.

Nachdem er sein Pferd versorgt hatte und schon auf dem Weg zur Mannschaftsunterkunft war, ließ ihn ein Pfiff zusammenzucken. Beim Hauptgebäude sah er eine Gestalt. Aber erst, als sie sich in Bewegung setzte und ihm mit gerafftem Rock entgegeneilte, erkannte er Sally. Sie rannte ein wenig hölzern, als hätte sie Angst, der Erde wehzutun. Nach einigen Yards streifte sie sich die Schuhe von den Füßen und lief, so schnell sie ihre Beine trugen.

»Du bist spät«, flüsterte ihm die Brünette kurzatmig zu. »Und wieso gehst du rüber zum Bunkhaus? Ich dachte, wir wollten noch ein wenig Zeit für uns haben.«

»Ich bin fertig«, ächzte Hopkins. »Verschieben wir unser Treffen auf morgen, ja?«

Sally zog eine Schnute. »Kriege ich wenigstens einen Kuss?« Sie warf ihren Kopf in den Nacken, schloss die Augen und spitzte ihre Lippen.

Seufzend legte Adrian Hopkins ihr seine Hände auf die Schultern und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Das muss für heute reichen, Honey.«

»Erbärmlich!« Sally funkelte ihren Freund an und zog die Brauen zusammen. »Bei so viel Zuneigung hätte ich auch bei meinem Dad im Haus bleiben können.«

Unwillkürlich spürte Hopkins einen Stich in der Magengrube. Sallys Vater war Neill Goodman, sein Arbeitgeber. Ein knallharter Bursche, der seine Familienangelegenheiten genauso handhabte wie seine Geldgeschäfte. Obwohl Adrian Hopkins seine Sally liebte, fühlte er sich manchmal unwohl in ihrer Gegenwart. Niemand konnte vorhersagen, wie Goodman reagierte, sobald er erfuhr, dass einer seiner Cowboys nach der Hand seiner Tochter schielte.

»Hast du es ihm gebeichtet?«, erkundigte sich Hopkins. Er nahm seinen Stetson ab und schüttelte sein pechschwarzes Haar. Es war schweißverklebt und hing in wirren Strähnen herab. Mit der Rechten fuhr er hindurch und glättete es.

»Natürlich!«, antwortete Sally prompt und verlieh ihrer Miene einen vorwurfsvollen Ausdruck. »Das hatten wir doch ausgemacht.«

»Was … was hat dein Vater gesagt?«