Lassiter 2338 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2338 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Kutscher riss hart die Zügel zurück, als er die Hügelkuppe passierte und die vermummten Reiter sah, die vor ihm den Weg versperrten. Angesichts der großkalibrigen Feuerwaffen verspürte Roddy Mellow keine große Lust, den Helden zu spielen.

"Runter vom Bock und keine Dummheiten, alter Mann", zischte der schlanke Bursche, der sein Pferd neben ihn lenkte und dabei eine Parker Gun mit abgesägtem Doppellauf auf ihn richtete. Roddy beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Wortlos sprang er von der Kutsche und legte seine Hände in den Nacken, bevor er auf die Knie sank. Hinter ihm erhob die junge Frau in der Kabine ihre Stimme: "Lasst ihn in Ruhe, bitte!"

Er grinste schief, doch im nächsten Moment traf ein brutaler Hieb seinen Hinterkopf und ließ ihn bewusstlos in den Staub der Straße stürzen.

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Dorothys Rache

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: TXUS/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4705-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Dorothys Rache

Der Kutscher riss hart die Zügel zurück, als er die Hügelkuppe passierte und die vermummten Reiter sah, die vor ihm den Weg versperrten. Angesichts der großkalibrigen Feuerwaffen verspürte Roddy Mellow keine große Lust, den Helden zu spielen.

»Runter vom Bock und keine Dummheiten, alter Mann«, zischte der schlanke Bursche, der sein Pferd neben ihn lenkte und dabei eine Parker Gun mit abgesägtem Doppellauf auf ihn richtete. Roddy beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Wortlos sprang er von der Kutsche und legte seine Hände in den Nacken, bevor er auf die Knie sank. Hinter ihm erhob die junge Frau in der Kabine ihre Stimme: »Lasst ihn in Ruhe, bitte!«

Er grinste schief, doch im nächsten Moment traf ein brutaler Hieb seinen Hinterkopf und ließ ihn bewusstlos in den Staub der Straße stürzen.

Der Weg der Postkutsche war eigentlich nur kurz gewesen. Von Rabbits Creek zwanzig Meilen gen Norden bis zur Bahnstation in Hillary Falls. Eine Distanz, die Douglas Trumbull oft an einem einzigen Vormittag auf dem Pferd zurücklegte, wenn er die Rinderherden auf dem weitläufigen Areal inspizierte, das er sein eigen nannte. Deshalb hatte er geglaubt, sich eine Eskorte sparen zu können.

Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich nun herausgestellt hatte.

Insgesamt verfügte er über knapp vier Dutzend Männer, die sich darum kümmerten, dass die Zäune hielten, das Vieh versorgt wurde und man Wölfe und Coyoten von seinen Herden fernhielt. Manche nannten sich Cowboys, die Burschen vom anderen Ufer des Rio Grande Charros, was dasselbe bedeutete.

Sie waren Tagelöhner, die er dafür bezahlte, dass es den viertausend Tieren auf seinen Weiden gut ging. Und in seinen Augen waren sie nicht viel intelligenter als die Rinder, für die sie zu sorgen hatten.

Deshalb ignorierte er das vielstimmige Lamento aus Englisch und Spanisch um sich herum und lenkte sein Pferd ohne Rücksicht auf die umstehenden Männer durch das kniehohe Weidengras. Sie mussten ihm ausweichen, wenn sie nicht durch die Hufe des Hengstes verletzt werden wollten.

Als er die Böschung erreichte, hinter der die Poststraße nach Norden verlief, schaute Roddy Mellow ihm mit betretener Miene entgegen. Der Kutscher hockte auf dem Tritt seines Fuhrwerks unter der Tür zur Kabine und rieb sich den Hinterkopf.

»Was in Gottes Namen ist passiert, Mellow?«, brummte er, obwohl ihm die Antwort in groben Zügen bereits bekannt war. Sein Vormann Lefty Haines hatte ihn vor einer halben Stunde im Haupthaus beim Abendessen angetroffen und die Hiobsbotschaft überbracht.

»Sie waren zu Dritt und sind wie aus dem Nichts aufgetaucht, Sir«, antwortete Mellow. »Ehe ich mich versah, haben die Banditen mir ihre Schießeisen unter die Nase gehalten. Ich konnte nichts machen.« Der Kutscher rang deprimiert die Hände.

Trumbull sah sich um; seine Blicke wanderten über die Weiden, die bis zum Horizont zu seinem Land gehörten. Außer dem Abendwind, der das Gras zum Rauschen brachte, und ein paar grasenden Rindern auf der Anhöhe wirkte die Landschaft so friedlich und beschaulich, als hätte der Überfall nie stattgefunden.

»Wo ist meine Tochter?«, fragte er und starrte Mellow aus zusammengekniffenen Augen an. Der Klang seiner Stimme war so ruhig wie unheilvoll; der Stille gleich, die einem Gewitter vorausgeht.

»Sie haben sie wohl mitgenommen, Mr. Trumbull.« Mellow zuckte ratlos die Achseln. »Ich habe eins über den Schädel bekommen, und dann bin ich abgetreten. Ihre Leute haben mich auf der Straße gefunden, aber ich muss bestimmt eine halbe Stunde bewusstlos gewesen sein.«

Der Rinderbaron presste die fleischigen Lippen unter dem mächtigen stahlgrauen Schnauzbart zusammen. Das bedeutete, dass seit dem Überfall mindestens eine Stunde vergangen war. Die Outlaws hatten mehr als genug Zeit gehabt, zu entkommen und waren längst über alle Berge.

»Was ist mit dem Geld?«, knurrte er.

»Weg, natürlich. Sie haben alle drei Kisten mitgenommen.«

»Fünfzehntausend Dollar, Mellow.« Die tiefblauen Augen von Trumbull funkelten. »Dafür werden Sie mir geradestehen!«

Der Kutscher schüttelte empört den Kopf. »Hätte ich mich vielleicht über den Haufen schießen lassen sollen, Mr. Trumbull?«, fragte er und starrte sein Gegenüber herausfordernd an. »Dann läge ich jetzt als Leiche neben meiner Kutsche, und Ihre Kohle wäre trotzdem nicht mehr da.«

Trumbull ignorierte den Einwand und streckte seine rechte Hand mit erhobenem Zeigefinger vor, als wolle er Mellow damit ein Auge ausstechen. »Sie fahren mit Ihrer Kutsche zurück nach Rabbits Creek und machen eine Aussage bei Sheriff Vain. Denken Sie auf dem Weg noch einmal genau über alles nach – jedes Detail könnte wichtig sein.«

»Also, eigentlich erwartet man mich in Hillary Falls, Sir. Ich habe bereits eine Stunde Verspätung, und meine Route geht noch weiter nach Norden, wie Sie wissen …«

Trumbulls eisiger Blick brachte ihn zum Schweigen, und der Kutscher hob ergeben die Hände. »Okay, okay. Geht schon in Ordnung«, brummte er und erhob sich schwerfällig.

Hinter Trumbull ertönten dumpfe Hufgeräusche, und er drehte sich im Sattel um. Lefty Haines lenkte sein Pferd die Böschung hinauf, bevor er es neben seinem Arbeitgeber zügelte.

»Miss Natalie ist tatsächlich verschwunden, nicht wahr?« Der breitschultrige Rothaarige schob den Hut in den Nacken und stützte seine behandschuhten Hände auf dem Sattelholm ab. Erwartungsvoll starrte er Trumbull an. »Ich könnte sofort einen Suchtrupp zusammenstellen, Sir.«

Er warf einen kurzen Blick nach Westen. »Wir haben noch gut und gern zwei Stunden Zeit, bevor die Sonne untergeht.«

Der Rancher schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor er schließlich den Kopf schüttelte. »Nein, Lefty. Ich glaube nicht, dass das jetzt noch Sinn macht. Aber begleite Mellow zum Sheriff in die Stadt. Hör dir noch einmal an, was der Kerl zu sagen hat und richte Preston Vain aus, dass ich ihn anschließend bei mir auf der Ranch erwarte.«

»Geht klar, Sir.«

Trumbull sah Kutsche und Reiter mit düsterer Miene nach, wie sie über die Anhöhe verschwanden und kurz darauf eine Viertelmeile weiter südlich wieder auftauchten, als die Piste eine Linkskurve beschrieb und zwischen dichten Eschen hindurch in Richtung Rabbits Creek führte.

Er dachte an Natalie, seine rebellische Tochter, die in drei Wochen ihren zwanzigsten Geburtstag feiern würde. Und er hoffte, dass sie dazu noch die Gelegenheit erhielt.

***

»So weit, so gut, Lassiter.«

Timothy Jackson klappte die Akte zu und griff nach der Whiskeyflasche, die neben ihm auf dem Schreibtisch stand. Er goss zwei Gläser fingerbreit voll und schob seinem Gegenüber eines davon zu. Ein kurzes Nicken wurde von einem teilnahmsvollen Blick begleitet. »Was macht die Schulter?«

Lassiter zuckte die Achseln. »Geht schon wieder. Zwei Narben mehr. Berufsrisiko.«

Jackson grinste schief und hob sein Glas. Lassiter folgte seinem Beispiel, und sie prosteten sich zu, bevor sie ihre Drinks leerten.

Lassiter hob anerkennend die Augenbrauen. »Ein guter Tropfen, Tim.«

Der Notar lachte leise. »Ein echter Scotsman, fünfzehn Jahre alt. Mein Cousin importiert das Zeug direkt aus England, sonst könnte ich mir so etwas gar nicht leisten.«

»Also dann. Auf bald.« Lassiter wollte sich gerade erheben, als Jackson die Hand hob und ihn mitten in der Bewegung innehalten ließ.

»Also, um ehrlich zu sein, habe ich vor einer Stunde etwas hereinbekommen«, begann der Notar zögerlich, und Lassiter runzelte die Stirn. »Ich weiß natürlich, dass Ihnen eigentlich zwei Wochen Urlaub zustehen, aber …«

Mit einem unterdrückten Seufzer ließ sich Lassiter in die Polster des Sessels zurückfallen. »Worum geht’s denn, Tim?«

Jackson lächelte verbindlich. »Weil Sie gerade in der Gegend sind, hat die Brigade Sieben mich gebeten, Sie zu fragen, ob Sie den Job übernehmen können.«

»Schießen Sie los.«

»Okay.« Der Notar nickte dankbar und griff nach einer dünnen Aktenmappe neben sich, die er aufklappte und einen Moment lang studierte, bevor er fortfuhr. »Es geht um Natalie Trumbull. Sie ist die Tochter …«

»… von Douglas Trumbull«, vollendete Lassiter den Satz, und Jackson schaute überrascht auf.

»Sie kennen ihn?«

»Ich habe von ihm gehört«, brummte Lassiter. »Ein Viehbaron der alten Schule. Hat unten im Süden etwa achthundert Morgen bestes Weideland und ein paar tausend Rinder. Man hört, dass mit seinem Geld gerade die Bahnlinie in Richtung New Mexiko weitergebaut wird.«

Jackson nickte beflissen. »Sie sind gut informiert. Mr. Trumbull ist hier in Arizona ein sehr wichtiger Mann, und möglicherweise wird er im kommenden Jahr sogar für das Gouverneursamt kandidieren.«

»Donnerwetter«, knurrte Lassiter, ohne dabei sonderlich beeindruckt zu wirken. Er musterte sein Gegenüber, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Jackson blinzelte und schien etwas irritiert zu sein, bevor er seinen Blick wieder auf die Papiere vor sich sinken ließ.

»Seine Tochter … Natalie. Nun, sie ist vor knapp drei Wochen entführt worden. Sie saß in einer Postkutsche, die auch eine größere Summe an Dollars transportierte.«

»Das Geld gehörte Trumbull?«

»Richtig. Es sollte in die nächstgelegene Stadt gebracht werden, und von dort aus mit dem Zug zur South Western Bank hier in Tucson.«

»Wusste jemand von dem Geld in der Kutsche?«

Jackson hob den Blick. »Eine gute Frage. Meines Wissens nicht. Mr. Trumbull hatte den Transport bewusst kurzfristig angesetzt und sicherlich großen Wert auf Diskretion gelegt.«

Lassiter nickte nachdenklich. »Waren außer Miss Trumbull noch andere Passagiere in der Kutsche?«

»Nein.« Der Notar schüttelte den Kopf. »Mr. Trumbull hatte die Kutsche exklusiv gebucht. Seine Tochter war nur deshalb mit dabei, weil sie am Abend mit dem Zug weiterreisen sollte in die Klosterschule der Sisters of Mercy.«

Lassiters Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Das Mädchenpensionat in den Bergen westlich von Tucson hatte einen Ruf als Herberge für renitente junge Mädchen mit reichen Eltern, in denen man den höheren Töchtern auf strengste Art Zucht und Ordnung beibrachte.

»Was hat Miss Trumbull denn so Schlimmes angestellt, damit ihr Vater Sie in dieses Gefängnis werfen lassen wollte?«, fragte er.

Jackson zuckte die Achseln. »Das fragen Sie Mr. Trumbull am besten selbst, Lassiter.« Er hob den Blick und musterte den Mann der Brigade Sieben forschend. »Werden Sie sich darum kümmern?«

Lassiter erhob sich und streckte die Hand aus. Jackson reichte ihm die Akte.

»Werde ich bereits erwartet?«, fragte Lassiter, während er die Papiere einrollte und in der Innentasche seiner Jacke verschwinden ließ.

»Ich schicke meinen Sekretär zum Telegrafenbüro, damit man Mr. Trumbull in Kenntnis setzt«, entgegnete Jackson und schüttelte Lassiter zum Abschied die Hand. »Benötigen Sie noch Bargeld für die Reisekosten?«

Lassiter winkte ab. »Ich bin gut versorgt, Tim. Sie könnten ein Billett am Bahnhof für mich hinterlegen lassen, dann breche ich noch heute Abend auf.«

»Selbstverständlich.« Jackson begleitete ihn zur Tür und klopfte Lassiter zum Abschied freundschaftlich auf die Schulter. »Viel Glück. Ich hoffe, Sie finden die Kleine.«

Lassiter nickte und dachte bei sich: Wenn sie denn gefunden werden will …

***

Die Laternen auf der Mainstreet wurden entzündet, als die Sonne hinter den Gipfeln der Tucson Mountains unterging, und Lassiter schlenderte über die Straße zu seinem Hotel hinüber. Ihm blieb noch etwa eine Stunde, um den letzten Zug nach Südwesten zu erreichen.

Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, rührte sich etwas unter der Decke des breiten Bettes, und kurz darauf tauchte ein rundliches, von rotblonden Locken umrahmtes Gesicht hinter dem Stoff hervor.

»Lassiter?« Das junge Mädchen blinzelte und gähnte herzhaft. »Ich muss wohl eingeschlafen sein.«

Sie richtete sich träge auf und fuhr sich durch die wirr abstehende Lockenpracht. Dabei glitt die Decke hinab und enthüllte ihren wohlgeformten Busen. Lassiters Augen blieben für einen Moment daran hängen, bevor er an ihr vorbeiging und ein paar Sachen vom Stuhl nahm, um sie in seiner Reisetasche zu verstauen.

»Meine Güte, die Sonne geht bereits unter«, murmelte sie, als sie aus dem Fenster schaute. Dann wandte sie sich zu ihm um.

»Willst du etwa schon abreisen? Du hast doch gesagt, du bleibst noch ein paar Tage.«

»Sorry, Mary-Jo. Aber ich musste meine Pläne leider ändern«, brummte er und langte nach seiner Satteltasche, die über der Stuhllehne hing. Er zog das Dossier aus der Jacke und steckte es in eines der Innenfächer der Tasche.

Mary-Jo schürzte schmollend die vollen Lippen. »Du hast mir versprochen, dass wir uns morgen das Rodeo ansehen«, sagte sie enttäuscht und kroch über das Bett nach vorn, um sich auf die Bettkante zu setzen. Sie verschränkte die Arme unter den spitzen Brüsten und sah ihm stirnrunzelnd beim Packen zu.

»Ich weiß, Honey«, entgegnete er und warf ihr einen bedauernden Blick zu. »Aber das werden wir auf ein anderes Mal verschieben müssen.«

Sie hielt seinen Blick gefangen, als sie splitternackt vor ihm saß und nun wie unabsichtlich langsam ihre Schenkel öffnete. Das dunkle Dreieck unterhalb ihres Bauchnabels übte eine magische Anziehungskraft auf ihn aus. »Du willst einfach so mir nichts, dir nichts abhauen?«, fragte sie. »Das ist nicht gerade Gentleman-like, Großer. Du könntest dich wenigstens so lieb von mir verabschieden, wie wir uns kennengelernt haben.«

Ihre dunkelgrünen Augen funkelten verführerisch, als sie ihm mit leicht gesenktem Kopf hoffnungsvoll zulächelte. »Ich möchte dich wenigstens in schöner Erinnerung behalten, oder ist das zu viel verlangt?«

Lassiter legte die Satteltasche beiseite und wandte sich ihr zu. Er spürte, wie das Verlangen unweigerlich von ihm Besitz ergriff, und unterdrückte ein Seufzen. »Mein Zug geht in einer knappen Stunde, Honey.«

Mary-Jo lachte leise. »Dann haben wir doch wohl noch etwas Zeit.«

Als er sich ihr näherte, strich sie zärtlich über seine Körpermitte und sah, wie sich der grobe Stoff der Hose unter ihrer Hand fast augenblicklich spannte.

»Siehst du? Ihn habe ich schon überzeugt.«

Mit geübten Fingern öffnete sie die Knöpfe der Jeans und zog sie ihm über die Hüften herunter. Kerzengerade sprang ihr sein Geschlecht entgegen, und sie umfasste beherzt mit beiden Händen seinen Hintern, um ihn an sich zu ziehen.

Lassiter schloss die Augen und streichelte ihren Kopf, während Mary-Jo sich mit Hingabe der Aufgabe widmete, seine Erregung in die Höhe zu treiben. Das Blut in seinen Adern schien nun wie ein Gebirgsbach zur Schneeschmelze durch seine Adern zu rasen, und irgendwann schob er sie sanft zurück, um gleich darauf auf ihr zu liegen zu kommen und langsam, aber tief in sie einzudringen.

Mary-Jo stöhnte auf vor Lust, als sie seine Härte in sich spürte. »Ja, Großer. Mach es mir so, als wäre es das letzte Mal!«

Er bedeckte ihre festen runden Brüste mit Küssen, während er ihrem Wunsch Folge leistete und seine Bewegungen zusehends schneller und leidenschaftlicher wurden. Sie verkrallte ihre kleinen Hände in seine Pobacken, als wolle sie sie nie wieder loslassen.

Das Bettgestell unter ihnen wackelte und quietschte, während Mary-Jos spitze Schreie der Ekstase lauter wurden. Ein Hauch von Verzweiflung schien darin mitzuklingen, denn sie wusste, dass dieser Mann, der ihr Wonnen bescherte wie kein Zweiter, nun bald nur noch eine Erinnerung sein würde.

Als der Höhepunkt fast gleichzeitig über sie hinweg brandete, umarmte die junge Frau Lassiter mit einer Heftigkeit, die an ein verzweifeltes Kind erinnerte.

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass sie Tränen in den Augen hatte, als Lassiter sich wenig später von ihr löste. Sie wischte sich mit der Decke über das Gesicht und unterdrückte ein Schluchzen, als er sich den Revolvergurt umschnallte und dabei ihren Blicken auswich.

»Lass … iter«, brachte sie stockend hervor. »Werden wir uns … denn mal wiedersehen?«

Sein schmales Lächeln trug einen Hauch von Wehmut in sich, die Mary-Jo nicht verstand. Er warf sich seine Satteltasche über die Schulter, nahm die Reisetasche in die linke und das Gewehr in die rechte Hand.

»Wer weiß, Mary-Jo?«, antwortete er. »Aber glaub mir – du wirst mich schon bald vergessen haben.«

Sie schüttelte heftig den Kopf. »Niemals!«, behauptete sie entschieden, und dann traten ihr wieder die Tränen in die Augen.

»Niemals«, wiederholte sie leise, als sich die Tür hinter dem großen Mann schon lange geschlossen hatte.

***

Hinter den Fenstern des Zimmers im ersten Stock senkte sich der orangerote Feuerball dem Horizont entgegen und tauchte das Gras der Weiden in ein Licht, das den Anschein erweckte, als würden die Hügel in Flammen stehen.

Vor seinen Augen vermischte sich dieser Eindruck mit den kleinen Flammen, die auf den Kerzen der Torte brannten, die vor ihm auf dem Tisch stand.

Douglas Trumbull starrte eine Weile zum Fenster hinaus, bevor er sich hinunterbeugte, tief einatmete und dann alle Kerzen auf der Torte mit einem Mal ausblies.

»Happy Birthday, Natalie«, murmelte er. »Wo immer du auch sein magst.«

Er ließ sich schwer auf den schmalen Stuhl vor dem Tischchen fallen, und sein Blick wanderte über die Utensilien eines jungen Mädchens, das bis vor kurzem in diesem Raum zuhause gewesen war.

Eine kleine Gruppe an Duftwässerchen in schmalen Flakons, zwei Lippenstifte, die in graues Papier eingewickelt waren, ein Silberkästchen, in dem sich der Schmuck seiner Tochter befand, zwei zerlesene Ausgaben eines Modemagazins, deren Zustand darauf hinwies, wie oft Natalie darin geblättert hatte. Die alte Fibel mit getrockneten Blumen, unter denen in ungelenker Kinderschrift die Namen der Pflanzen standen, die seine Tochter vor Jahren in der Umgebung gesammelt und akribisch klassifiziert hatte.

Ein Handspiegel mit ziseliertem Silberrahmen und einem Griff, der zwei ineinander verschlungene Schlangen in filigraner Form darstellte. Ein Erbstück seiner Mutter, das Natalie immer wie einen Schatz gehütet hatte.

Trumbull schloss die Augen und lehnte sich zurück. Der schmale Stuhl knirschte leise unter dem Gewicht des mächtigen Mannes, und es klang wie eine Anklage.

Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn müde den Kopf wenden.

»Was ist denn?«, brummte er unwillig.