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Die Krieger des Blackfeet-Stammes brachten ihren Gefangenen auf ein Felsplateau hoch über dem Tal der Büffel. Sie nahmen ihm die Fesseln ab und stießen ihn mit ihren Speeren vorwärts. Einer der Krieger murmelte beschwörende Worte, die Walter Oakes nicht verstand.
"Was wollt ihr von mir?", fragte der Weiße und wusste, dass er keine Antwort erhalten würde. "Ich nutze euch tot weniger als lebendig."
Die Büffel zogen gemächliche Kreise durch den weiten Talkessel, in den die Schwarzfüße die Tiere gedrängt hatten. Ihre Hörner ragten wie Dornen in die Höhe.
"Vorwärts!", knurrte einer der Krieger in Oakes' Sprache. "Der Zorn der Büffel wird über dich kommen."
Oakes schauderte und sandte ein Stoßgebet zum Himmel.
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Stirb für Mary, Lassiter!
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Aboy/Monica Filet
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-4708-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Stirb für Mary, Lassiter!
Die Krieger des Blackfeet-Stammes brachten ihren Gefangenen auf ein Felsplateau hoch über dem Tal der Büffel. Sie nahmen ihm die Fesseln ab und stießen ihn mit ihren Speeren vorwärts. Einer der Krieger murmelte beschwörende Worte, die Walter Oakes nicht verstand.
»Was wollt ihr von mir?«, fragte der Weiße und wusste, dass er keine Antwort erhalten würde. »Ich nutze euch tot weniger als lebendig.«
Die Büffel zogen gemächliche Kreise durch den weiten Talkessel, in den die Schwarzfüße die Tiere gedrängt hatten. Ihre Hörner ragten wie Dornen in die Höhe.
»Vorwärts!«, knurrte einer der Krieger in Oakes’ Sprache. »Der Zorn der Büffel wird über dich kommen.«
Oakes schauderte und sandte ein Stoßgebet zum Himmel.
Die Atlantic Fur Company besaß Niederlassungen im vornehmen New Hampshire, in den molochhaften Straßenschluchten von New York und im traditionsreichen Boston Harbor, in dem die geblähten Segel so zahlreich waren, dass man sie nicht mit einem Blick erfassen konnte. Der vormalige Besitzer der Pelzhandelsgesellschaft William Bradford hatte dafür gesorgt, dass in jedem Atlantic-Fur-Büro ein Modell der Mayflower stand, jenes Schiffs der Pilgerväter, mit dem man zuerst das amerikanische Mutterland erreicht hatte.
Von den knapp fünfhundert Angestellten, die zu dieser Stunde ihren Dienst für die American Fur Company verrichteten, ahnte keiner, dass ausgerechnet im entferntesten Westen ihr oberster Vorgesetzter um sein Leben bangte. Sie hätten sich erstaunt gezeigt, dass Walter Oakes, alleiniger Eigentümer und misstrauischer Direktor, einem Blackfeet-Stamm in die Arme gelaufen war.
»Nun hören Sie doch!«, flehte der Geschäftsmann und schaute die Krieger um sich herum an. »Ich verfüge über allerlei Mittel, die eurem Stamm von Nutzen sein könnten.« Er lächelte unsicher. »Wie wäre es mit Whiskey? Oder Perlen? Teure Perlen! Durchsichtig wie ein Diamant!«
Der Anführer der Krieger war ein junger Blackfeet mit schmalem Gesicht und düsteren Augen. Er trug einen Kopfschmuck aus stattlichen Adlerfedern, die in einem geflochtenen Stirnband steckten. »Die Krieger meines Volkes wünschen keine Almosen, Bleichgesicht. Sie verlangen nach deinem Skalp und deinem Blut.«
Aus dem Talkessel unterhalb des Felsvorsprungs, auf dem Oakes stand, tönte das dumpfe Grollen der dahinziehenden Büffelherde herauf. Die von dichtem Pelz bedeckten Huftiere waren so dicht aneinandergedrängt, dass es Mühe bereitete, eines vom anderen zu unterscheiden. Die Schwarzfüße hatten die Herde schon vor Wochen in das schmale Tal gepfercht, in dem jeder Jäger leichtes Spiel hatte.
»Blut?«, wiederholte Oakes und richtete den Blick auf die Speerspitzen, die von allen Seiten her auf ihn wiesen. »Offenbar ist Blut die einzige Sprache, die unsere beiden Völker sprechen.«
Einige Minuten lang war nur das dumpfe Stampfen der Büffelhufe zu vernehmen, die fünfzig Yards unterhalb des Felsplateaus das Gras zermalmten. Die Herde war die letzte ihrer Art westlich der Plains und galt unter den Präriejägern bereits als Legende. Die American Fur Company hatte eine Expedition zusammengestellt, um sie zu finden, und trotz der großen Erfahrung ihrer Teilnehmer war man mit leeren Händen zurückgekehrt.
»Geh, Bleichgesicht!«, befahl der Anführer der Krieger und deutete auf den schmalen Pfad, der vom Plateau hinab ins Tal führte. »Meine Brüder weisen dir den Weg.«
Zwei Blackfeet setzten sich an die Spitze des Kriegertrupps und geleiteten den Gefangenen über den in weiten Schleifen verlaufenden Weg in den Talkessel hinunter. Als Oakes durch die staubgeschwängerte Luft über den Büffelleibern den Marterpfahl erblickte, an den man ihn fesseln wollte, nahm er allen Mut zusammen und drehte sich zum Anführer der Blackfeet um. »Ich gebe meinen rothäutigen Brüdern allen Reichtum, solange sie mein Leben verschonen. Ich habe nichts gegen dein Volk verbrochen.«
Der Krieger schwieg und sah Oakes aus seinen schwarzen Augen ausdruckslos an. Er und der Geschäftsmann waren sich bei einer Handvoll Gelegenheiten begegnet, aber nie zuvor hatte Oakes einen solchen Zorn in den Augen des indianischen Gefährten gesehen.
»Brüder betrügen einander nicht«, sagte der Blackfeet und hob stolz das Kinn. »Sie sagen die Wahrheit und führen sich nicht in die Irre. Ehe die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, wirst du tot sein.«
Ruhig und besonnen trieben die übrigen Krieger die Büffel auseinander und zerrten Oakes durch die entstandene Gasse. Der Eigentümer der American Fur Company fürchtete sich mit einem Mal vor den gewaltigen Geschöpfen, die ihm und seiner Gesellschaft seit einem guten Jahrzehnt ein gutes Auskommen bescherten. Über den Boston Harbor hatten auf den American-Fur-Seglern im letzten Jahr mehr als siebentausend Büffelfelle den Kontinent verlassen.
»Ihr begeht einen großen Fehler«, wandte sich Oakes abermals an den Anführer der Blackfeet. »Die Armee wird kommen! Man wird euer Reservat verkleinern und eure Krieger hinrichten!«
Unbeirrt hielt der Stammeskrieger Oakes beim Arm gepackt und schob ihn an den Büffeln vorbei, deren Fell nach Schweiß und nassem Gras roch. Oakes hatte ein gutes Dutzend Mal selbst an Büffeljagden teilgenommen, aber nie war er den Tieren so nahe gewesen wie in diesen Minuten.
»Mein Volk verlangt nach Rache«, wiederholte der Blackfeet sanft und bestimmt. »Ich enttäusche meine Brüder nicht.«
Vor Oakes ragte nun der Totempfahl des Blackfeet-Stammes auf, der – wie es Sitte war – die Antlitze mehrerer himmlischer Wesen der Indianer trug. Die Männer nahmen rings um den Pfahl Aufstellung und sahen ihrem Anführer dabei zu, wie er Oakes die Fesseln abnahm und den Weißen rücklings an den Stamm führte.
Als man dem Gefangenen die Arme um den Pfahl band, stellte Oakes fest, dass die Krieger buchstäblich bis auf die Knochen abgemagert waren. Die schwindenden Büffelherden in den Prärien hatten zu Hungersnöten unter den Indianerstämmen geführt. Oakes hatte die Folgen der gewaltigen Treibjagden noch nie aus nächster Nähe gesehen.
Nun war er im Begriff, für sie zu zahlen.
***
Helena, Montana-Territorium, drei Tage zuvor
Die spitzen Schreie des hellblonden Saloonmädchens, das mit gespreizten Beinen auf dem Zimmertisch lag, wären noch zwei Stockwerke tiefer zu hören gewesen, hätte Lassiter seiner Bettgenossin nicht mit der Hand den Mund zugehalten. Das schöne Saloongirl klammerte sich an seinem Unterarm fest, schloss genießerisch die Augen und warf den Kopf von einer Seite zur anderen.
»Still!«, flüsterte Lassiter und lockerte den Griff langsam. »Du weckst das ganze Cosmopolitan Hotel auf!«
»Oh, dann soll’s so sein!«, keuchte Gladys Cooper und schlang die schlanken Beine um Lassiters Hüften. Sie richtete sich auf und strahlte ihn mit ihren kristallblauen Augen an. »Meinetwegen soll die ganze Welt hören, was für einen guten Liebhaber ich mit dir gefangen habe!«
Voll Begierde wanderten Lassiters Hände über die wohlgeformten Brüste der jungen Frau, die ihm nach zwei Monaten in der Wildnis von Montana die lang ersehnte Abwechslung verschaffte. Er hatte mit zwei Büffeljägern nach einem verwundeten Senator gesucht, der bei der Jagd in den Greenhorn Mountains von einem Berglöwen angefallen worden war. Der Auftrag hatte Lassiter höchste Anerkennung aus dem Büro des Präsidenten eingebracht.
»Du musst trotzdem nicht das ganze Hotel aus dem Schlaf reißen«, beharrte Lassiter und verschlang die Lippen der Blondhaarigen in einem leidenschaftlichen Kuss. »Es gibt zu viele neugierige Ohren in Helena.«
»Aus dem Cosmopolitan kommen sonst nur die feinen Pinkel«, meinte Gladys und rollte sich auf den Bauch. Sie hob ihren porzellanweißen Hintern und reckte ihn Lassiter verführerisch entgegen. »Woher hast du nur solch einen Batzen Dollars?«
Der Mann der Brigade Sieben hätte dem Saloonmädchen die Wahrheit erzählen können, die darin bestand, dass er für die Suche in den Bergen eine Prämie von tausendfünfhundert Dollar erhalten hatte und nach den Wochen der Entbehrung endlich wieder ein heißes Bad hatte nehmen wollen. Er hätte von den Aufträgen aus Washington berichten können, die er stets in einem versiegelten Kuvert erhielt, von den Mittelsmännern und den Gefahren, in denen er regelmäßig schwebte.
Aber das hätte gegen die Prinzipien der Brigade Sieben verstoßen.
Stattdessen setzte Lassiter zu harten Stößen an, die Gladys auf andere Gedanken brachten und das Saloonmädchen zur Sklavin der eigenen Lust werden ließen. Die Blondine verschränkte die Arme im Nacken, drückte den Rücken durch und gab sich gänzlich der eigenen Ekstase hin. Sie stöhnte nun leiser und verhaltener, als hätte sie kapituliert und sich Lassiters Willen gebeugt.
Keine zwei Sekunden später jedoch bewies Gladys das Gegenteil.
Sie warf den Kopf herum, starrte Lassiter mit brennendem Blick an und warf sich mit wilden Küssen auf ihn. Der große Mann prallte mit dem Rücken gegen die Zimmerwand, wehrte Gladys’ Ungestüm halbherzig ab und legte beide Arme um ihre schmale Taille.
Das Saloonmädchen sog an Lassiters Unterlippe und schob gleichzeitig eine Hand zu seinem steifen Pint hinunter. Sie umfasste ihn und bewegte die Finger langsam auf und ab. »Ich will es noch härter, Lassiter! Noch fester und dreckiger, als du es je mit einer Frau gemacht hast! Versprich mir, dass du mich nicht schonst!«
Nachdem Lassiter knapp genickt hatte, sank Gladys vor ihm auf die Knie und stülpte die Lippen um seinen Pint. Sie tat das mit solcher Hingabe, dass ihm sogleich die Hitze in die Lenden schoss und er fürchten musste, dass die Sache vorzeitig zu Ende ging.
Bevor es dazu kommen konnte, hob Lassiter Gladys in die Höhe und trug sie zum Tisch zurück. Er stützte mit Hand ihren Rücken, als sie niedersank, und liebkoste mit der anderen ihre feuchte Scham.
»O Lassiter!«, seufzte Gladys und begann zu beben. »Du verstehst dich auf Frauen, als wäre es dein Beruf.« Sie schloss die Augen und genoss seine Berührungen. »Wieso gibt es in meiner Zunft nur Frauen? Jedes Mädchen sollte erleben, was du mir gerade … gerade …«
Weiter kam sie nicht, denn Lassiter war zwischen ihre Schenkel getreten und hatte sich in Stellung gebracht. Er stieß jetzt sanft und zärtlich zu, strich mit einer Hand an Gladys’ schmalen Seiten hinauf und verwöhnte mit der anderen die zierlichen Füße des Saloongirls. Einige Stöße darauf hob Gladys das Becken und streckte sich ihrem Liebhaber entgegen.
»Mir kommt’s!«, rief sie, riss die Augen auf und umschloss mit einer Hand die Tischkante. »Lassiter! Oh, wie es mir kommt!«
Im gleichen Augenblick erschütterten Faustschläge die Zimmertür.
Das Mädchen fuhr zusammen und sah verwirrten Blickes zur Tür. Einige Sekunden lang erfüllte gespanntes Schweigen den Raum.
»Wer ist da?«, rief Lassiter in scharfem Ton. »Ich hatte darum gebeten, nicht gestört zu werden.«
»Verzeihen Sie, Sir!«, ertönte jenseits der Tür die Stimme des Portiers. Er hatte Lassiter vor einigen Stunden die Schlüssel ausgehändigt und das Gepäck aufs Zimmer getragen. »Ich möchte nicht stören, aber eben ist ein Telegramm per Bote überstellt worden. Der Kurier bat darum, dass Sie umgehend informiert werden.« Kurze Stille. »Es scheint von großer Dringlichkeit zu sein.«
Der große Mann wandte sich zu Gladys um und gab einen gepressten Seufzer von sich. Er angelte nach seiner Hose und warf sich das Hemd über die Schultern. »Ich muss gehen, Kleines.«
»Jetzt schon?«, schmollte das Saloongirl und stützte sich mit dem Arm auf. »Vielleicht ist es ein Irrtum. Um diese Stunde kommen keine Telegramme mehr.«
Obwohl sich Lassiter wünschte, dass Gladys recht hatte, wusste er doch, dass ein Telegramm um diese Tageszeit nur einen dringenden Auftrag aus Washington bedeuten konnte. Die Brigade Sieben sandte ihm die Einsatzbefehle gewöhnlich einige Tage im Voraus, aber es kam vor, dass für derlei Luxus keine Zeit blieb. Er kleidete sich gänzlich an und verabschiedete Gladys mit einem zärtlichen Kuss. »In ein paar Wochen bin ich wieder in der Stadt.«
»Wer’s glaubt, wird selig!«, parierte sie und schüttelte das blonde Haar auf. Sie kniete sich aufs Bett und legte die Spitzenkorsage um die Brüste. »Männer wie du kehren nie zurück. Sie haben immer Geschäfte, die nicht warten können.«
Ohne Gladys zu widersprechen, legte Lassiter den Revolvergurt mit dem silbernen Remington darin um. Als er den Gurt festzog, spürte er Gladys Hand auf der seinen.
»Pass auf dich auf!«, sagte sie und schenkte ihm ein warmes Lächeln.
***
Die Behandlungsräume von Doc Hank Fellerson befanden sich in einem zweistöckigen Gebäude an der East Street von Helena und waren mit zwei Pritschen, einem Instrumentenschrank an jeder Wand und einem größeren Schreibtisch ausgestattet. Die Wände des Flurs schmückten gerahmte Zertifikate und Urkunden, die Lassiter aufmerksam las, bis ein schlanker Mann Mitte vierzig in der Tür erschien und ihn hereinbat.
Als die Männer im größeren der beiden Behandlungszimmer standen, nahm Doc Fellerson seine zierliche Messingbrille ab und reinigte sie. »Die Telegramme aus Washington kamen für mich ebenso überraschend wie für Sie, Mr. Lassiter. Ich ließ Sie aus diesem Grund gleich rufen.«
»Lassiter«, sagte der Mann der Brigade Sieben. »Einfach nur Lassiter.«
Der Doc trat hinter seinen Schreibtisch und zog eine Schublade auf. Er nahm ein braunes Kuvert daraus hervor und behielt es eine Weile in der Hand. »Man hat mir die Dokumente schon vor einem guten Monat übersandt. Ich sollte sie verwahren, bis ein Befehl des Justizministeriums eintrifft.«
Mit einem Kopfnicken wies Lassiter auf das Kuvert in Fellersons Händen. »Sie wussten von dem Auftrag bereits seit einem Monat?«
»Ich wusste von dem Mann, um den es gehen würde«, erwiderte der Doc und öffnete den Umschlag. Er zog einen Steckbrief daraus hervor, der das Siegel des Ministeriums trug. »Sein Name ist Walter Oakes. Ihm gehört die Atlantic Fur Company.«
»Also ein Pelzhändler«, sagte der Mann der Brigade Sieben und nahm den Steckbrief zur Hand. Die Zeichnung von Oakes zeigte einen älteren Mann mit schütterem Haar und dichten Brauen. »Die American Fur handelt mit Büffel- und Biberfellen.«
»Die Gesellschaft unterhält gute Geschäfte mit Europa und dem britischen Königreich«, sekundierte Fellerson. »Vor drei Monaten kam Oakes selbst nach Montana, um Verhandlungen mit einigen Scouts und Büffeljägern zu führen. Die Herden in den Plains sind fast verschwunden.«
Die übrigen Unterlagen des Kuverts bestanden aus Quartalsberichten der American Fur Company und einigen Berichten von Informanten, die mit Oakes und seiner Familie bekannt waren.
»Weshalb kümmert sich die Brigade Sieben um Oakes?«, fragte Lassiter. »Um den Pelzhandel sollte sich das Schatzministerium kümmern.«
Fellerson nickte und verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch. »Oakes ist ein guter Bekannter des Präsidenten. Er ist auch ein mächtiger Mann im Kongress. Das Justizministerium will sicherstellen, dass ihm in dieser heiklen Zeit nichts zustößt.«
»Was sollte ihm zustoßen? Er ist bloß ein Geschäftsmann, der in Montana Verhandlungen führt.«
»Augenscheinlich schon«, pflichtete ihm der Arzt bei. Er ließ den Blick auf dem Kuvert ruhen. »Der Handel mit Büffelfellen ist in den letzten Jahren beinahe zum Erliegen gekommen. Es gibt schlicht keine Herden mehr, weil fast jeder Büffelschädel zwischen Laramie und San Francisco geschossen worden ist.«
»Pech für Oakes«, meinte Lassiter. »Aber kein Unglück für die amerikanische Regierung.«
Zwei dünne Fältchen bildeten sich über Fellersons Nase. »Unter den Büffeljägern im Montana-Territorium herrscht blanker Neid. Sie gehen sich an die Gurgel, sobald einer von ihnen eine Herde aufspürt.« Er deutete mit dem Kinn zur Tür. »Erst letzte Woche hatte ich zwei Wildschützen auf dem Tisch, die sich wegen eines Ballens Büffelfelle die Bäuche durchlöchert hatten.«
Allmählich begriff Lassiter, worauf Fellerson mit seinen Erläuterungen hinauswollte. »Wollen Sie andeuten, dass Oakes ein As im Ärmel hat? Dass er eine Büffelherde kennt?«
»In der Tat«, antwortete der Arzt und nickte. »Es ist einigen Leuten in Helena zu Ohren gekommen, dass er die letzte Büffelherde in den Bergen gefunden hat. Sie soll von einem hungrigen Blackfeet-Stamm bewacht werden.«
»Falls Blackfeet die Herde bewachen, sollte Oakes die Finger davon lassen«, sagte Lassiter und schob den Steckbrief wieder ins Kuvert. »Hungrige Krieger machen nicht viel Federlesen.«
»Die Blackfeet haben in den Plains Hunderte Büffel geschossen«, widersprach der Mittelsmann. »Sie tragen selbst ebenso Schuld daran, dass es kaum noch Herden in Montana gibt.«
Der Mann der Brigade Sieben schüttelte energisch den Kopf. »Kein Indianer würde je einen Büffel aus Profitgier schießen. Es waren weiße Händler, die ihnen Glasperlen und Whiskey für die Felle angeboten haben. Ich würde eher einem Blackfeet als Oakes über den Weg trauen.«