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Der Killer Bill Wynott stieg von seinem Pferd, rückte seinen Gürtel zurecht und spähte über die Hauptstraße von Albuquerque.
Die Häuserblocks zu beiden Seiten der Mainstreet lagen in der prallen Sonne. Wie ein großer Baldachin spannte sich der wolkenlose Himmel über New Mexico. High noon. Die Bohlensteige vor den Häusern gähnten vor Leere. Jeder, der es sich leisten konnte, hielt Siesta. Irgendwo auf dem Stallhof eines Grundstücks bellte ein Hund. Hühner gackerten. Der Geruch von frischem Mist stieg Wynott in die Nase. Er leinte sein Pferd an den Zügelholm. Langsam ging er ein paar Schritte. Als er die nächste Quergasse erreichte, sah er, wie eine Frau mit gefärbtem Rotschopf hinter einem Zaun hervorkam. Sie trug einen langen dunklen Rock, doch ihr knappes Oberteil gab den Blick frei auf ihren üppigen Busen. Wynott rief sie an: "He, Ma'am! Moment mal! Ich muss Sie etwas fragen!"
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Lassiters Spiel mit dem Feuer
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Aboy/Monica Filet
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-4920-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lassiters Spiel mit dem Feuer
Der Killer Bill Wynott stieg von seinem Pferd, rückte seinen Gürtel zurecht und spähte über die Hauptstraße von Albuquerque. Die Häuserblocks zu beiden Seiten lagen in der prallen Sonne. Wie ein großer Baldachin spannte sich der wolkenlose Himmel über New Mexico. High noon. Die Bohlensteige vor den Häusern gähnten vor Leere. Jeder, der es sich leisten konnte, hielt Siesta. Irgendwo auf dem Stallhof eines Grundstücks bellte ein Hund. Hühner gackerten. Der Geruch von frischem Mist stieg Wynott in die Nase. Er leinte sein Pferd an den Zügelholm. Langsam ging er ein paar Schritte. Als er die nächste Quergasse erreichte, sah er, wie eine Frau mit gefärbtem Rotschopf hinter einem Zaun hervorkam. Sie trug einen langen dunklen Rock, doch ihr knappes Oberteil gab den Blick frei auf ihren üppigen Busen. Wynott rief sie an: »He, Ma’am! Moment mal! Ich muss Sie etwas fragen!«
Die Frau blieb stehen und bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. »Was wollen Sie?«
Ihre Stimme klang rau wie ein Reibeisen. Wynott musterte sie lüstern. Die Rotblonde war ganz nach seinem Geschmack. Sie erinnerte ihn an die verruchte Lady, die ihn als Jüngling in die Geheimnisse der Liebe eingeweiht hatte. »Ich suche einen Mann«, sagte er. »Sein Name ist Matt Stewart.«
»Kenne ich nicht«, raunte die Frau. Sie raffte ihre geschlitzten Röcke und wollte gehen.
Wynott vertrat ihr den Weg. »Er hat eine Narbe unter dem linken Auge. Ziemlich auffällig. Sieht aus wie ein gezackter Blitz. Man sagte mir, Stewart sei in der Stadt. Aber ich weiß nicht, wo ich ihn suchen soll. Es gibt eine Menge Absteigen in Albuquerque.«
»Ein Typ mit einer Narbe?« Die Frau schüttelte den Kopf, ohne nachzudenken. »Keine Ahnung. Ist mir nicht begegnet.« Sie tat einen Schritt zur Seite.
Nicht mit mir, meine Süße! Wynott griff nach ihrem Arm. »Vielleicht kennen Sie jemanden, der mir weiterhelfen kann. Ich muss den Mann dringend sprechen.«
Die Frau kniff die Augen zusammen. Ihr Busen bebte und drohte das Dekolletee zu sprengen. »Nehmen Sie Ihre Hand weg, Mister«, knurrte sie.
Wynott wurde ärgerlich. Er spürte, dass die Rothaarige ihn belog. Vermutlich kannte sie Stewart und wusste, wo er sich aufhielt. Doch aus einem unerfindlichen Grund wollte sie es ihm nicht sagen.
Er packte sie fester. »Machen Sie kein Theater. Matt Stewart, wo finde ich ihn?«
»Lassen Sie mich los oder ich schreie!« Sie stampfte zornig mit dem Fuß auf.
Wynott grinste schief. »Mein Gott, ich will bloß wissen, wo ich Matt Stewart finde«, erklärte er.
Die Frau hob ihre freie Hand, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Wynott hatte aufgepasst und packte die Hand, ehe sie zuschlagen konnte.
»Wer nicht hören will, muss fühlen«, sagte die Frau und schrie.
»Hysterische Ziege!« Wynott stieß sie unsanft zurück.
Die Rotblonde strauchelte. Sie fand Halt am Pfosten des Zauns. Zu Wynotts Verblüffung steckte sie zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus.
Im nächsten Moment kamen zwei junge Männer in Ponchos und Sombreros hinter dem Zaun hervor. Beide hatten lange schwarze Haare und ungepflegte Schnauzbärte. An ihren Stiefeln klebte vertrockneter Pferdemist. Der Größere von ihnen hielt den Knauf einer Peitsche in der Hand. Unter dem Poncho des Kleineren lugte der Lauf eines Revolvers hervor.
Angriffslustig bauten sich die Männer neben der Rotblonden auf. »Was ist los, Isabel?«, fragte der Kleinere.
Wutentbrannt zeigte sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Wynott. »Der Kerl da«, keuchte sie, »hat mich geschlagen.«
Die Gesichter der Männer versteinerten. Der Größere hob drohend die Peitsche. Der Kleinere schob seine Hand unter den Poncho.
»Bringt ihm Marnieren bei!«, hetzte die Frau.
Wynott wappnete sich für den Fight. Die zwei Greenhorns hatten nicht die blasseste Ahnung, mit wem sie es zu tun hatten. Gleich würde er diesen Großmäulern eine Vorführung seines Könnens geben.
Schon stürzten die Ponchos auf ihn los.
Der Größere ließ affektiert die Peitschenschnüre durch die Luft kreisen. Sein Kumpan zückte einen altmodischen Peacemaker Colt.
Wynott fackelte nicht lange und hämmerte dem Peitschenmann die Faust unter das Kinn. Jäh klappten die zwei Zahnreihen aufeinander. Der Mann biss sich auf die Zunge und taumelte zurück. Wynott setzte nach und trat ihm in den Bauch. Sein Gegner stürzte zu Boden und krümmte sich wie ein Wurm in heißer Asche.
Der zweite Angreifer fuchtelte mit seinem Sechsschüsser herum. Wynott erwischte ihn mit einem Tritt zwischen die Beine. Der Getroffene brüllte wie ein gebrändetes Kalb, ließ den Peacemaker fallen und ging zu Boden.
Aus dem Augenwinkel sah Wynott, wie die Frau dem großen Ponchomann die Peitsche aus der Hand riss. Als sie ausholte, wich er aus und stellte ihr ein Bein.
Isabel stürzte auf den Mann, der sich auf die Zunge gebissen hatte.
Wynott bückte sich und packte ihn am Hals. »Ich will eine Auskunft von dir, Muchacho«, raunte er.
Der Mann mit der blutenden Zunge röchelte etwas, das wie eine Zustimmung klang.
»Ich suche einen Mann namens Matt Stewart«, sagte Wynott.
»El Paso Hotel«, lautete die gelispelte Antwort.
Wynott ließ den Mann los. Er rieb seine schmerzende Faust. Als er in Albuquerque eingeritten war, hatte er das El Paso Hotel gesichtet. Es lag nur knapp fünfhundert Yards von hier entfernt.
Er holte sein Pferd und ritt ohne Eile die Mainstreet entlang.
***
Als es klopfte, sah Lassiter von dem Schreiben auf, das er gerade verfasste. Er legte die Feder neben das Papier, stand auf, trat an die Tür seines Hotelzimmers und öffnete.
Maria Mendez, die Tänzerin aus der Romero Bar, stand auf dem Flur.
Lassiter blickte sie erstaunt an. Maria hatte ihr Haar färben lassen. Von den kastanienroten Locken, die er so anziehend fand, war nichts mehr zu sehen. Maria hatte sich über Nacht in eine Blondine verwandelt.
Sie stemmte die Hände auf die Hüften und kniff ein Auge zu. »Und? Gefalle ich dir?«
Er berührte ihr Haar, als könne er die Verwandlung nicht glauben. »Warum die neue Farbe?«, fragte er. »Wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?«
Maria nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn sanft. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Natürlich gefällst du mir, ob rot oder blond. Du bleibst ja die Alte.«
»So alt bin ich nun auch wieder nicht«, murrte sie und ging an ihm vorbei ins Zimmer.
Rasch schloss er die Tür. Dann eilte er an ihr vorbei und drehte das Blatt Papier um, damit sie nicht erkennen konnte, was er geschrieben hatte. Es handelte sich nämlich um einen Bericht für die Zentrale der Brigade Sieben in Washington. Höchste Geheimhaltungsstufe! In dem Protokoll ging es um seine letzte Mission in San Pedro, bei der er um ein Haar ermordet worden wäre. Hinter der Sache steckte ein unbekannter Drahtzieher, der ihm mehrere Berufsmörder auf den Hals gehetzt hatte. Bis auf eine Ausnahme waren die Todesboten jedoch selbst in der Hölle gelandet. Der Mann, der fliehen konnte, hieß Bill Wynott. Lassiter wollte ihn ausfindig machen. Er hasste unerledigte Fälle. Zudem war dieser Wynott der Einzige, der Verbindungen mit dem geheimnisvollen Auftraggeber unterhielt.
Maria räusperte sich und drückte ihr Rückgrat durch.
Der Anblick ihrer prall gefüllten Bluse katapultierte den Mann von der Brigade Sieben in die Gegenwart zurück. Er sah der künstlich Erblondeten tief in die Augen und sagte: »Es ist schön, dass du mich besuchst, Maria, aber im Moment passt es nicht so ganz. Ich schreibe gerade einen Brief. Er muss noch heute zur Post.«
Sie machte den Hals lang. »Du wirst mir doch nicht etwa untreu, Lassiter?« Vor einigen Tagen hatte er die Tänzerin in der Romero Bar kennen gelernt und prompt eine Affäre mit ihr begonnen.
»Keine Sorge. Es ist etwas Dienstliches«, erwiderte er. »Am besten, wir treffen uns in einer Stunde unten im Foyer.«
Maria drückte an ihrer neuen Frisur herum. »Nun, ich bin nicht nur gekommen, um dir meine Haare zu präsentieren. Es gibt da etwas, das du wissen solltest.«
»Erzähl’s mir.«
Sie seufzte tief, bevor sie zu sprechen anfing. »Romero, mein Chef, hat sich ein zweites Etablissement zugelegt. In Albuquerque. Ende dieser Woche wird der Laden eröffnet. Romero will, dass ich dort tanze.«
Lassiter horchte auf. Seine Geliebte Maria Mendez wollte San Pedro verlassen. Das musste er erst einmal verdauen. Er schlang seine Arme um ihre Taille, zog sie an sich und sah sie an. »Wann musst du los?«
»Morgen, bei Tagesanbruch.«
»Schon morgen?« Die Aussicht, schon in wenigen Stunden seine heißblütige Gespielin zu verlieren, versetzte ihm einen Stich ins Herz. »Fährst du allein, oder begleitet dich jemand.«
»Jackie und Trish, zwei Tanzmädchen aus der Bar, sind mit von der Partie.«
»Wer kommt noch mit?«
»Keiner, nur der Mann, der den Wagen lenkt.«
Lassiter schüttelte den Kopf. »Ich fasse es nicht. Romero lässt euch ohne männlichen Begleitschutz reisen?«
Maria entwand sich seinem Griff. »Wir drei sind erwachsene Frauen und keine hilflosen Zierpüppchen.« Sie griff in eine Tasche ihres Rockes und zog eine zweischüssige Derringer-Pistole hervor. »Wer uns zu nahe kommt, den mache ich zum Eunuchen!
Lassiter gefiel das nicht. Drei junge Frauen allein auf dem Weg von San Pedro nach Albuquerque. Ein gefundenes Fressen für die zweibeinigen Aasgeier, die unterwegs auf Beute lauerten. Was dachte sich dieser Romero?
Er seufzte schwer.
Maria tätschelte seine Wange. »Oh, wie lieb von dir. Du hast Angst um mich, oder?«
»Zugegeben.« Er nickte und sandte einen flüchtigen Blick auf seinen angefangenen Bericht. Wenn er sich beeilte, würde er den Text in einer halben Stunde fertig haben. Danach könnte er sich ganz und gar der schönen Maria widmen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Schön, wenn sie ihm noch einmal ihren spektakulären Nackttanz vorführte.
Schon bei der Vorstellung an dieses Labsal glühten ihm die Ohren.
Maria kicherte plötzlich. »Wetten, dass ich weiß, was du eben gedacht hast?«
»Nanu? Bist du unter die Hellseher gegangen?«
Mit der einen Hüfte touchierte sie seine Lenden und die harte Stelle in der Mitte. »Wow!«, sagte sie.
Lassiter atmete tief durch. Jetzt wusste sie, wie es um ihn bestellt war.
Doch dann wandte sich Maria Mendez zur Tür. Die Klinke in der Hand, sandte sie ihm einen schmachtenden Blick.
»Mach nicht so lange«, sagte sie und bewegte ihre Schultern. »Ich warte im Foyer auf dich.«
***
Lassiter beendete den Bericht an die Zentrale. Er faltete das Papier, schob es in das bereitgelegte Kuvert und versiegelte es. Dann begab er sich ins Foyer und beauftragte den Portier, den Brief unverzüglich zur Post zu bringen.
Maria saß auf dem Polstersofa gegenüber der Rezeption und blätterte in einer Zeitschrift.
Lassiter ging zu ihr. »Lust auf einen Ausritt?«, erkundigte er sich.
Sie legte das Heft neben sich. »Gern. Aber ich müsste vorher auf einen Sprung zu Jackie und Trish.«
»Deine beiden Reisegefährtinnen?«
»Du sagst es.« Maria stand auf und strich ihren Rock glatt. »Ich hab versprochen, den beiden beim Packen zu helfen. Du weißt ja, wie die junger Hühner so sind. Sie haben nur Flausen im Kopf.«
»Wie lange bleibt ihr in Albuquerque?«, hakte Lassiter nach.
»Eine Woche, so viel ich weiß, aber wenn Romero es verlangt, bleiben wir länger.«
Lassiter nickte in Gedanken.
Maria trat an den Spiegel, der auf Augenhöhe in die Marmorsäule neben dem Empfangspult eingelassen war. Sie beäugte sich prüfend von allen Seiten. Schließlich reichte sie Lassiter kokett ihren rechten Arm.
Sie traten vor die Tür.
»Wo wohnen die zwei Grazien?«, fragte Lassiter. »Jackie und Trish, meine ich.«
»Carson Street, gleich neben dem Slocum Corral.«
Es war Nachmittag geworden. Die glühende Hitze hatte sich verflüchtigt. Weiße Wolken schwammen am Himmel. Von Norden wehte ein angenehm frischer Wind. Die Leute hatten ihre Mittagsruhe beendet und bevölkerten nun wieder die Straßen und Bürgersteige.
Bis zur Carson Street war es nur ein Katzensprung. Im Slocum Corral soffen zwei ungesattelte Pferde aus der Tränke. Ein Mann mit einer Schubkarre schüttete gehäckseltes Stroh auf den Fressplatz. Als Lassiter mit Maria Mendez vorbeiging, schwenkte er grüßend seinen Hut.
Das Haus, in dem die Mädchen wohnten, bestand aus grob zugehauenen Adobesteinen und einem Schrägdach, das mit Teerpappe belegt war. An der gemauerten Esse hing ein alter Steckbrief, der vor entflohenen Sträflingen aus Fort Yuma warnte.
Sie hatten den Eingang erreicht.
Die Vordertür war nicht verriegelt. Ohne zu klopfen, schob Maria sie auf. Irgendwo im Innern des Gebäudes stöhnte jemand, als hätte er sich eine schwere Verwundung zugezogen.
Maria stutzte und blieb lauschend stehen.
Auch Lassiter spitzte seine Ohren. Nach einigen Sekunden legte er schmunzelnd einen Arm um ihre Hüften. »Von wegen Sachen packen«, meinte er. »Deine Schützlinge scheinen mit ganz anderen Dingen beschäftigt zu sein.«
Maria ballte die eine Hand zur Faust und schüttelte sie. »Diese kleinen Hürchen! Kaum dreht man ihnen den Rücken zu, holen sie sich einen Kerl ins Bett.«
Sie hob die Hand, um die Zwischentür zu öffnen.
»Warte.« Lassiter hielt sie davon ab. »Es wäre nicht fair, sie jetzt zu stören.«
Maria sah ihn an.
»Magst du es, wenn du dabei gestört wirst?« Er grinste vielsagend.
In diesem Augenblick erklang ein lauter Lustschrei aus dem Nebenraum. Kaum war er verklungen, meldete sich eine zweite Stimme. Beides Mädchenstimmen.
Marias Gesicht verfärbte sich. »Jetzt reicht’s mir aber!« Sie stieß die Tür auf.
Lassiter spähte über ihre Schulter in die Stube. Zwei Mädchen von knapp zwanzig Jahren wälzten sich auf einem zerwühlten Bett und schmusten miteinander. Beide waren so gut wie nackt. Ein Mädchen mit braunem Lockenschopf lag auf dem Rücken, die schlanken Beine zu einem offenen Dreieck gespreizt. Ihre hellblonde Gespielin hockte über ihr und streichelte sie zärtlich. Sie waren so vertieft, dass sie nicht merkten, dass sie nicht mehr allein waren.
»Jackie! Trish!« Maria stampfte mit einem Fuß auf. »Was ist in euch gefahren? Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?«
Die Mädchen erschraken und sprangen auf.
Die Hellblonde presste ihre Knie zusammen und lächelte verlegen. Das andere Girl wischte sich mit dem Handrücken über ihre feuchten Lippen und schnaufte schwer.
»Los! Zieht euch was an!«, kommandierte Maria.
»Hättest wenigstens anklopfen können«, maulte die Blonde.
»Halt die Klappe, Jackie!« Maria blickte sich sichtlich erbost um. »Ich bin extra gekommen, um euch beim Packen zu helfen, und ihr? Nichts habt ihr vorbereitet. Stattdessen wälzt ihr euch auf der Matratze wie zwei rollige Katzen. Verdammt! Reißt euch zusammen!«
»He, wie redest du mit uns?«, murrte Trish. Sie war ein bildhübsches Mädchen mit Puppengesicht, meerblauen Augen und aufgeworfenen Schmolllippen. »Was soll denn der Gentleman von uns denken?« Mit spitzen Fingern griff sie nach der rot karierten Hemdbluse, die über einem Stuhl hing.
Lassiter sagte nichts. Er schaute nur.
Wie auf Kommando stellten sich die Mädchen in Positur. Sie drückten das Rückgrat durch, hoben das Kinn und strahlten Lassiter an, als wäre er eine göttliche Erscheinung.
»Lasst den Unsinn!«, fauchte Maria. »Zieht euch an! Na macht schon!«
Die blonde Jackie drehte sich um die eigene Achse. Mitten in der Bewegung pflückte sie einen ihrer Strümpfe vom Bett, wobei sie laut »Olé!« rief.
Maria baute sich vor Lassiter auf. Burschikos schob sie ihn hinaus. »Du solltest jetzt nicht hier sein«, sagte sie. »Schluss der Vorstellung. Am besten, du wartest so lange vor der Tür.«
»Schade.« Lassiter drehte sich um.
Doch Trish war schneller. Sie stellte sich vor ihn, breitete die Arme aus und sagte, an Maria gewandt: »Willst du uns nicht mit deinem Freund bekannt machen? Jackie und ich würden ihn gern näher kennen lernen.«
Jackie, die gerade ihren Schlüpfer anzog, hielt inne und nickte begeistert.
Mit grimmiger Miene trat Maria einen Schritt vor. »Geh beiseite, Trish! Sonst passiert ein Unglück.«
Das Mädchen mit den Locken zog eine Grimasse, räumte aber das Feld. »Sehen wir uns in Albuquerque?«, fragte sie, als Lassiter an ihr vorbeiging.