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Dem Goldsucher Bill Marbles klopfte das Herz bis zum Hals.
Vorsichtig trat er an das Ufer des French Creek. Die Sonne brannte unbarmherzig auf den Canyon nieder. Das Wasser im Flüsschen plätscherte leise über die rundlichen Kiesel hinweg. Marbles wischte sich mit seinem Halstuch den Schweiß aus dem Gesicht. Prüfend beäugte er die Felsen, die das idyllische Tal einfassten. Weit und breit keine Menschenseele. Er ging noch ein paar Schritte, dann ließ er sich auf die Knie nieder und starrte in das klare Wasser.
Als er das Funkeln darin sah, griff er zu. Gold! Ein Nugget, groß wie eine Haselnuss!
Marbles stockte der Atem. Er wollte gerade laut jubeln, da hörte er den anschwellenden Summton hinter sich. Marbles ließ sich fallen - aber der gefiederte Pfeil hatte sich bereits tief in seinen Leib gebohrt.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Die Rache der Großen Bärin
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: TXUS/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5170-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die Rache der Großen Bärin
Dem Goldsucher Bill Marbles klopfte das Herz bis zum Hals.
Vorsichtig trat er an das Ufer des French Creek. Die Sonne brannte unbarmherzig auf den Canyon nieder. Das Wasser im Flüsschen plätscherte leise über die rundlichen Kiesel hinweg. Marbles wischte sich mit seinem Halstuch den Schweiß aus dem Gesicht. Prüfend beäugte er die Felsen, die das idyllische Tal einfassten. Weit und breit keine Menschenseele. Er ging noch ein paar Schritte, dann ließ er sich auf die Knie nieder und starrte in das klare Wasser.
Als er das Funkeln darin sah, griff er zu. Gold! Ein Nugget, groß wie eine Haselnuss!
Marbles stockte der Atem. Er wollte gerade laut jubeln, da hörte er den anschwellenden Summton hinter sich. Marbles ließ sich fallen – aber der gefiederte Pfeil hatte sich bereits tief in seinen Leib gebohrt.
Der alte Indianerpfad führte Meile um Meile durch die Bergausläufer und tiefen Schluchten der Black Hills. Gelegentlich lösten kleine Cottonwood-Wälder das dicht wuchernde Gebüsch zu beiden Seiten des Weges ab. Ein trockener Wind wehte die Berge hinab und strich über das niedrige Wasser des French Creek. Die Windstöße wirbelten einen fauligen Geruch auf, der Lassiter an verdorbenes Gemüse erinnerte.
Der Mann von der Brigade Sieben lenkte sein Pferd ans Ufer des Flüsschens und rümpfte die Nase. Pfui Teufel, was für ein Gestank!
Er brachte den Wallach zum Stehen, dann stoppte er das Packmuli und spähte über den leise dahin plätschernden Wasserlauf hinweg. Er hielt Ausschau nach dem weiteren Verlauf des Pfads, doch von seinem Standort aus konnte er nicht das Geringste entdecken.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Creeks wuchsen dickstämmige Weiden, die ihre langen Zweigspitzen ins Wasser hängen ließen. Zwischen den Bäumen erstreckte sich ein Gewirr von blickdichtem Strauchwerk. Von einem Durchschlupf keine Spur. Es hatte den Anschein, als endete der Weg hier.
Unmöglich!
Lassiter glitt aus dem Sattel, leinte seine Vierbeiner an eine Weide und wandte sich dem Flussufer zu. Vorsichtig von einem Stein zum anderen springend, überquerte er das flache Gewässer.
Innerhalb kürzester Zeit hatte Lassiter das andere Ufer erreicht.
Aufmerksam inspizierte er die grüne Mauer aus Sträuchern und Bäumen, die ihm die Weiterreise versperrte. Verflixt, irgendwo musste der Weg doch sein. Vor seinem inneren Auge erblickte er die Landkarte des südlichen Dakota-Territoriums. Vor Antritt seiner Reise hatte er sich die Fixpunkte in den Schwarzen Bergen genauestens eingeprägt.
Doch jetzt steckte er in der Sackgasse.
Der alte Indianerpfad, auf dem die Sioux, Comanchen, Pawnees und Shoshonen seit etlichen Generationen hin- und herwanderten, schien wie vom Erdboden verschluckt.
Unbeirrt setzte Lassiter seine Suche fort. Mit seinen behandschuhten Händen tastete er das Blattwerk ab, bog Zweige auseinander und kroch auf Verdacht in dorniges Strauchwerk.
Ohne Erfolg. Der Injun-Pfad hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst.
Lassiter gab auf. Mit zerkratztem Gesicht stapfte er zum Creek zurück und ließ sich auf einen büffelkopfgroßen Findling sinken.
Er geriet ins Grübeln.
In drei Tagen sollte er in Fort Sackett sein, um sich einer Wagenkolonne anzuschließen, die Siedler aus den Neu-England-Staaten in ihre neue Heimat brachte. Der Einsatzbefehl war aus der Zentrale der Brigade Sieben in Washington gekommen. Leider hatte man im Hauptquartier mit Einzelheiten gegeizt. Angeblich sollte Lassiter den Treck als Beobachter und Chronist begleiten. Den Schutz der Siedler übernahm eine Abteilung Soldaten aus dem Militär-Vorposten. Die Lage in den umliegenden Territorien Dakota und Wyoming war angespannt. Die Goldfunde am French Creek lockten Glücksritter aus der ganzen Welt ins Land. Immer wieder kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Goldsuchern und einheimischen Indianerstämmen.
Lassiter horchte auf.
Plötzlich hatte er das Gefühl, als wäre er nicht mehr allein in der Gegend. Zum Geier, da war doch jemand, der ihn belauerte!
Er stand auf, beschattete sein Gesicht und blickte sich nach allen Seiten um.
Da stieß sein Wallach ein kurzes Wiehern aus. Lassiter fuhr herum und sah, wie eine schemenhafte Gestalt hinter den Baum huschte, an dem sein Pferd und sein Maulesel angeleint waren.
Nach einer kurzen Pause vernahm er ein leises Geräusch, das wie das Atmen eines Menschen klang.
Er spitzte die Ohren. »Hallo, wer ist da?«
Die unbekannte Person gab keinen Laut von sich.
Lassiter zog seinen Colt, spannte den Hahn und tänzelte über die rundlichen Flusssteine, die aus dem Wasser ragten, ans andere Ufer.
»Hallo?« Den Remington im Hüftanschlag, wartete er auf eine Antwort.
Es dauerte nicht lange und eine weibliche Gestalt kam hinter dem Baum hervor.
Lassiter stand wie betäubt. Vor ihm stand die schönste Indianerin, die er je gesehen hatte. Mit ihrer hohen, perfekt gewachsenen Statur, den langen pechschwarzen Haaren, dem engelsgleichen Madonnenantlitz und den dunklen, tiefgründigen Augen hätte sie in jeder Stadt Amerikas den ersten Platz bei einem Schönheitswettbewerb gewonnen.
Er ließ die Waffe sinken. »Wer bist du?«
Die rote Madonna tippte sich gegen die Brust. »Taima«, sagte sie. »Die Große Bärin.«
Der Klang ihrer Stimme faszinierte ihn. »Bist du eine Shoshoni?«
»Oglala«, antwortete sie.
Er schob den Colt ins Holster. »Ich bin Lassiter.«
»Du Lassiter.«
Was für ein Wohlklang! Er bekam eine Gänsehaut. Noch nie hatte ein Geschöpf Gottes seinen Namen so gefühlvoll ausgesprochen. Am liebsten hätte er die Rote gebeten, seinen Namen noch ein paar Mal in der gleichen Stimmlage zu wiederholen, damit er sich an dem Klang ergötzen konnte. Doch er rang seine brodelnden Gefühle nieder, zeigte aufs gegenüberliegende Ufer und sagte: »Ich suche den Injun-Pfad. Kannst du mir helfen, Taima?«
»Injun Pfad?« Sie lächelte.
»Die Straße, die nach Fort Sackett führt.«
Ihr Lächeln verschwand. »Fort Sackett. Lassiter nach Fort Sackett?«
»Yeah!« Er schob seinen Hut ins Genick. »Wenn du mir den Weg zeigst, schenke ich dir etwas.« Im nächsten Augenblick stutzte er. Erst jetzt bemerkte er, dass eine der Satteltaschen, die noch vor wenigen Minuten an seinem Packmuli hing, nicht mehr an Ort und Stelle war. Er trat zu dem Tier und wies auf den lose baumelnden Tragegurt. »Taima«, sagte er mit leisem Vorwurf, »du hast etwas genommen, was nicht dir gehört.«
Die Oglala reagierte anders, als er erwartet hatte. Während sie ihm tief in die Augen sah, streifte sie ihre Tunika von den Schultern und ließ das Kleidungsstück achtlos zu Boden sinken. »Lassiter bekommen Liebe von Taima, Taima bekommen Tasche von Lassiter«, erklärte sie.
Potztausend, was für ein Angebot! Er starrte auf ihre entblößten Brüste. Sie waren kugelig, von einem bronzefarbenen Ton und wippten leicht, als Taima eine Hand hob. Die kleinen spitzen Knospen waren von dunklen, kreisrunden Vorhöfen umrahmt.
Lassiter lief das Wasser im Mund zusammen. Sein Herz fing an zu wummern. Die Aussicht, mit dieser engelsgleichen Frau Zärtlichkeiten auszutauschen, ließ alles um ihn herum verblassen. Er brannte darauf, diesen nahezu perfekten Körper zu berühren und zu liebkosen.
Taima ließ ihre Leggins von ihren schmalen Hüften rutschen und trat mit den Füßen heraus. Jetzt trug die Indianerin nur noch Mokassins und eine Halskette aus Glasperlen.
Lassiter verspürte das Anschwellen seiner Männlichkeit. Von der anmutigen Frau verzaubert, löste er seinen Gürtel, streifte Handschuhe und Stiefel ab und warf seinen Stetsonhut auf die Erde.
»Wo«, keuchte er, »wo wollen wir es tun?«
Taima strich ihr Haar zurück, dann reichte sie ihm eine Hand.
Er griff zu, und sie führte ihn durch ein Gebüsch an eine von Bäumen beschattete Stelle, auf der bunte Feldblumen wuchsen. Schmetterlinge gaukelten durch die Luft. Neben einer Schwarzeiche stand ein dunkelbrauner Mustang, an dessen Sattel ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen hingen.
Barfuß ging Lassiter neben der Squaw her.
In der Mitte der kleinen Lichtung machte Taima Halt, ließ seine Hand los und sank ins Gras.
Lassiter folgte ihrem Beispiel.
Es war wie ein Rausch. Er dachte an nichts anderes mehr als an die Große Bärin.
***
Ihre Schönheit raubte dem Mann von der Brigade Sieben fast den Atem.
Taima saß vor ihm, die Hände flach auf ihre Oberschenkel gelegt. Bei jedem Atemzug hob und senkte sich ihr wohlgeformter nackter Busen. Das Haar zwischen ihren Beinen war einen Tick heller als das auf ihrem Kopf. Ein Sonnenstrahl brach durchs Blattwerk und verlieh ihrem Teint einen rötlichen Farbton.
Lassiter saß da und sah Taima an, überwältigt von seinen eigenen Gefühlen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
Sie hob eine Hand, nahm seine Linke und legte sie auf ihren rechten Busen. Dabei umspielte ein feines Lächeln ihre Lippen.
Lassiter spürte ihre warme Haut auf seiner Handfläche. Er drückte etwas fester. Schließlich fing er an, beide Brüste abwechselnd zu kneten. Mit nahezu unbewegter Miene schaute ihm die Frau dabei zu.
»Wie schön du bist«, raunte er.
»Liebe«, antwortete sie. »Liebe mich, Lassiter.«
Liebe mich, Lassiter! Vielleicht war dies der schönste Satz, den er je gehört hatte. Ein Kribbeln lief ihm über den Rücken. Taimas lockende Stimme schien aus einer anderen Welt zu kommen.
Einem jähen Impuls folgend, beugte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
Taimas Lippen blieben geschlossen.
Er spitzelte mit der Zunge, doch die Squaw ging nicht auf die Liebkosung ein. Stattdessen griff sie nach seinem aufgerichteten Glied. Langsam ließ sie es in der hohlen Hand auf und nieder gleiten.
Lassiter keuchte auf. Schon nach kurzer Zeit wallten seine Gefühle so sehr auf, dass er befürchtete, viel zu früh zu kommen. Er atmete stoßweise.
Taima merkte, was in ihm vorging. Sie hielt inne und lächelte verständnisvoll.
Sekundenlang saßen sich beide gegenüber, ohne dass sich jemand bewegte. Der Wind strich über die Lichtung und ließ das Laub in den Bäumen rascheln. Irgendwo, ganz in der Nähe, tirilierte ein Singvogel.
Lassiter beugte sich vor. Er umschloss eine von Taimas Brustwarzen mit den Lippen. Schmatzend saugte er sie in seinen Mund.
Zum ersten Mal hörte er, wie die Squaw leise stöhnte.
Mittlerweile waren die Nippel seiner Gespielin hart geworden. Er drückte eine Brust und biss sanft in die Spitze.
Taima schnappte nach Luft. Sie ließ sich auf den Hintern sinken und öffnete ihre Schenkel. Wieder sprach sie den Satz aus, den er für den schönsten auf Gottes Erde hielt.
Er betrachtete ihr bronzefarbenes Gesicht. Auf ihren Wangen zeichneten sich rote Tupfer ab. Der Mund war leicht geöffnet und entblößte zwei Reihen weißer Zähne. Mit ihren dunklen, tiefgründigen Augen musterte sie ihn, als wäre er eine Erscheinung.
Er griff um ihre Hüften herum, zog Taima ein Stück näher und brachte seinen Rammsporn in Stellung. Sein Lustgefühl war so unerträglich groß, dass er am liebsten laut gebrüllt hätte.
Taima winkelten ihre Beine an, um ihm das Eindringen zu erleichtern. Er bewegte seine Hüften und merkte, wie sein Pint in sie hineinglitt. Sofort reagierte sie auf seinen Rhythmus. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und ging bereitwillig sein Tempo mit. Die Kette, die sie um den Hals trug, klimperte im Takt ihrer Bewegungen.
Lassiter stöhnte leise, doch aus dem Mund der Squaw drang nicht der geringste Laut. Er bewunderte ihre Selbstbeherrschung. Bald bewegte er sich schneller und stieß tiefer. Taima blähte die Nasenflügel und schloss von Zeit zu Zeit die Augen. Sie gab sich voll und ganz ihren Empfindungen hin. Vielleicht schwebte sie auf einer Wolke über den Ewigen Jagdgründen. Er wusste es nicht.
Als die Squaw sich auf den Rücken legte und die Beine öffnete, schwelgte Lassiter einen Moment in dem sinnlichen Anblick.
Schließlich gab er sich einen Ruck und beugte sich über sie.
Sie hob ihr Becken, um ihn in Empfang zu nehmen.
Im Nu hatte er den Weg gefunden.
Auf beide Hände gestützt, tauchte er in sie ein, immer und immer wieder, bis Taima anfing zu stöhnen.
Endlich! Er verdoppelte das Tempo seiner Stöße und merkte, wie ein Zittern ihren Körper durchlief. Sie blickte ihn starräugig an. Ihre Lippen bebten. Der Atem, den sie ausstieß, benetzte sein Gesicht.
Es gab keinen Zweifel, die Indianerin kam gerade zum Höhepunkt, und das bereits nach wenigen Minuten.
Lassiter hielt inne, während er überlegte, wie es nun weiterging. Taima nahm ihm die Entscheidung ab. Sie gab ihm ein Zeichen, dass er von ihr absteigen sollte. »Hinten«, sagte sie gepresst.
Erwartungsvoll tat er, wie ihm geheißen, und rollte zur Seite.
Unvermittelt drehte sich seine Partnerin auf den Bauch. Sie streckte ihren herzförmigen Hintern in die Luft und nestelte mit Daumen und Zeigefinger an ihren hellrosa Fältchen zwischen den Schenkeln.
Die Idee gefiel ihm. Er legte seine Hände auf ihre Hinterbacken und küsste sie abwechselnd. Die Squaw hob ihr Becken noch höher und rückte ihre Knie auseinander.
Lassiter ging in Stellung.
Mit einem Ruck bohrte er sich tief in sie. Nach kurzer Zeit legte sich Taima flach in das Gras, während sie mit dem hochgereckten Becken wie entfesselt vor und zurück zuckte.
Die Zeit schien still zu stehen.
Als Lassiter kam, bäumte Taima sich auf. Lassiter krampfte seine Finger auf ihre Hüftknochen und keuchte schwer.
Leider war das Wonnegefühl viel zu kurz.
Sein Körper entspannte sich. Eine bleierne Mattigkeit ergriff von ihm Besitz. Er spürte, wie ihm Schweißperlen von der Stirn liefen und in den Augen brannten.
Er blinzelte und wischte die Tropfen mit dem Handrücken fort.
Sie blieben noch eine Weile in der Position hocken, als hätte ein Zauberspruch sie zu Stein erstarren lassen.
Dann bewegte sich die Squaw. Sie stand auf und strich ihr lang wallendes Schwarzhaar über die Schultern. Ihre ausdrucksvollen Augen waren auf den Mann gerichtet.
»Lassiters Tasche«, sagte sie, »sie gehört Taima, der Großen Bärin.«
Das mit der Satteltasche hatte er schon fast vergessen. »Das geht in Ordnung«, entgegnete er. »Geschäft ist Geschäft. Die Tasche gehört jetzt dir.«
Ohne ein Wort begann sie, ihre Kleidungsstücke vom Boden aufzulesen.
Lassiter konnte kein Auge von ihr lassen. Die Grazie, mit der sie sich bewegte, war eine Augenweide. Vielleicht ergab sich schon bald die Möglichkeit, mit der jungen Dame noch einmal ein Tauschgeschäft zu tätigen.
Taima sah ihn kritisch an, als stünden seine Gedanken in großer Schrift auf seiner Stirn geschrieben. »Lassiter, komm mit ins Dorf«, sagte sie dann.
»Was?« Er hob die Brauen. »Zu euch ins Dorf? Lieber nicht. Verrate mir, wo der Injun-Pfad ist. Ich muss weiter. Man erwartet mich in Fort Sackett.«
Taima war dabei, ihre Leggins anzuziehen. Mitten in der Bewegung hielt sie inne.
Sie warf den Kopf in den Nacken und sprach: »Lassiter geht mit der Großen Bärin ins Dorf. Ich habe gesprochen.«
***
Das Dorf der Oglalas befand sich ungefähr zwei Meilen vom Creek entfernt, auf einer Wiese, die von Cottonwoods umgeben war.
Lassiter sah ungefähr ein Dutzend Tipis, die meisten aus Büffelhaut, aber es waren auch Behausungen aus Zeltplanen vorhanden.
Taima blieb am ersten Tipi stehen. Sie wechselte einige Worte mit einem jungen Mädchen von knapp achtzehn Jahren. Die Kleine sah nicht übel aus, ihr Brusttuch war prall und ihre Hüften waren die einer ausgewachsenen Frau. Sie stand an einer Feuerstelle und kochte Essen.
Lassiter reckte neugierig seinen Hals. Das Garverfahren interessierte ihn. Die Köchin rührte Stücke von klein geschnittener Rinderzunge in einem mit Wasser gefüllten Büffelwanst um. Sie hatte das Wasser zum Kochen gebracht, indem sie im Feuer erhitzte Steine in das Gefäß gelegt hatte.
Während die Frauen in ihrer Sprache miteinander plauderten, warf ihm das Indianermädchen immer wieder einen neugierigen Blick zu.
Er ließ seine Gedanken kreisen.
Ob die Große Bärin der Stammesgefährtin von ihrem Liebesabenteuer auf der Lichtung berichtete?
»Lassiter«, sagte Taima plötzlich und zeigte auf das Mädchen am Büffelwanst. »Mädchen Sacajawea.«
»Sacajawea?« Er nickte beeindruckt. »So hieß einmal eine Shoshoni, die weiße Forscher über unwegsames Gebirge geführt hat, auf der Lewis-und-Clark-Expedition, vor vielen Jahren. Sacajawea, die Vogelfrau. Amerika hat dieser Squaw viel zu verdanken. Man hat ihr eine Menge Denkmäler gesetzt.«