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Das hohe saftige Gras schloss Hiram Rawlins vollständig ein. Es reichte von dem Tal, das sich vor ihm ausdehnte, bis herauf zu der Hügelkuppe, auf der er lag. Besseres Weideland konnte man sich gar nicht vorstellen. Rawlins brauchte den Kopf nur ein Stück anzuheben, um durch die Grasspitzen zu spähen. Er tat es äußerst vorsichtig, denn es war möglich, dass er es mit Indianern zu tun bekam.
Auf einmal durchlief ein Vibrieren den Boden. Es übertrug sich auf seinen ganzen Körper, und es schwoll rasch an. Als er die dunkelbraune Flut durch den südlichen Taleingang hereinbrechen sah, war es bereits zu einem Donnern angeschwollen.
"Die Büffel!", flüsterte Rawlins. "Mein Gott, ich habe sie entdeckt."
Eine Frauenstimme lachte hinter ihm. "Und was nützt dir das, Entdecker?"
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Lasst die Büffel leben!
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: TXUS/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5354-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lasst die Büffel leben!
Das hohe saftige Gras schloss Hiram Rawlins vollständig ein. Es reichte von dem Tal, das sich vor ihm ausdehnte, bis herauf zu der Hügelkuppe, auf der er lag. Besseres Weideland konnte man sich gar nicht vorstellen. Rawlins brauchte den Kopf nur ein Stück anzuheben, um durch die Grasspitzen zu spähen. Er tat es äußerst vorsichtig, denn es war möglich, dass er es mit Indianern zu tun bekam.
Auf einmal durchlief ein Vibrieren den Boden. Es übertrug sich auf seinen ganzen Körper, und es schwoll rasch an. Als er die dunkelbraune Flut durch den südlichen Taleingang hereinbrechen sah, war es bereits zu einem Donnern angeschwollen.
»Die Büffel!«, flüsterte Rawlins. »Mein Gott, ich habe sie entdeckt.«
Eine Frauenstimme lachte hinter ihm. »Und was nützt dir das, Entdecker?«
Rawlins reagierte blitzschnell, warf sich herum, statt sich eine Schrecksekunde zu gewähren. Noch bevor er auf dem Rücken lag, aus der Rollbewegung heraus, zog er, und der Colt flog buchstäblich in seine Rechte.
Er sah die Frau.
Und er zuckte zusammen, als er den Schatten hinter ihr sah.
Wildentschlossen wollte er abdrücken, beide mit einer Kugel erledigen.
Doch was dann geschah, begriff er nicht.
Etwas zischte. Ein scharfer, schneidender Laut, der mit einem harten Schlag endete. Rawlins spürte ihn am rechten Oberarm, als er den Zeigefinger gerade einmal halb gekrümmt hatte. Die Wucht des Einschlags riss ihn herum. Sein Arm flog hoch. Der Schuss löste sich dumpf krachend.
Die Kugel sengte in den blauen Spätsommerhimmel, verschwand unsichtbar in der wolkenlosen Weite.
Entsetzen und Panik packten den dunkelhaarigen Mann, als sein Arm erschlaffte und herabsackte. Auch den Revolver konnte er nicht mehr halten, geschweige denn den Hahn spannen und erneut feuern. Zu spüren, wie ihn die Kräfte verließen, war ein Gefühl ohnmächtiger Hilflosigkeit.
Auch sein Kopf sank zurück. Nur mit Mühe vermochte er ihn noch nach rechts zu wenden.
Der Anblick traf ihn wie ein Hieb bis ins Mark.
Ein Pfeil steckte in seinem Oberarm, hatte ihn durchbohrt. Der Schaft vibrierte noch, ebenso die schwarzen Federn, säuberlich in das Endstück, oben, eingefügt. Das Vibrieren der Federn endete in einem letzten Zittern. Gleichzeitig verschwamm das Bild.
Rawlins mühte sich vergeblich, wieder scharf zu sehen, indem er die Lider abwechselnd zusammenkniff und weit aufriss. Auch die Konturen der Menschen, die sich über ihn beugten, waren verschwommen.
Da war die Frau, die über ihn gelacht hatte.
Sie war mittelgroß und schlank, fast zierlich, hatte dunkles Haar und dunkelbraune Augen. Die oberen Knöpfe ihrer Leinenbluse waren geöffnet und ließen den Ansatz ihrer straffen kleinen Brüste erkennen. Unter dem Gürtel ihrer blauen Denimhose umgab ein Patronengurt ihre Hüften.
Und da war der Kerl, der die Dreistigkeit besessen hatte, ihm, Hiram Rawlins, einen Pfeil in den Arm zu jagen.
Ein gottverdammter Indianer. Gekleidet war er wie ein Weißer, der Hurensohn. So viel konnte Rawlins noch erkennen. Braune Lederjacke, blaue Denimhose wie die Frau und hellbraune, hochhackige Reiterstiefel.
Nur das jettschwarze Haar trug der Mistkerl zurückgebunden und hinten zu einem Zopf geflochten wie eine Rothaut.
»Wer bist du?«, fragte die Frau. Sie hielt jetzt einen Revolver in der Hand, einen 45er American Bulldog. Trotz seiner Hilflosigkeit ließ sie Rawlins in die Mündung des Sechsschüssers blicken – als wäre er durch den Pfeil der Rothaut nicht schon genug gedemütigt worden.
Er wollte antworten, dass es ein Fehler war, ihn nicht zu kennen – ihn, den ältesten Sohn des mächtigsten Ranchers im ganzen Custer County, Montana.
Doch er brachte nur ein Würgen hervor. Auch seine Kehle musste erschlafft sein, die Stimmbänder wahrscheinlich. Er hasste sich dafür, dass er seinen Bezwingern diese Schwäche zeigen musste.
»Schlappschwanz von einem Bleichgesicht«, sagte der Indianer verächtlich, als hätte er die Gedanken des Rancherssohns gelesen.
Rawlins war drauf und dran, aufzubrausen und dem unverschämten Strolch den Marsch zu blasen – wenigstens mit Worten, trotz seiner aussichtslosen Lage. Doch auch der letzte Rest von Kraft verließ ihn.
Er bekam nicht mal den Mund auf, geschweige denn den Kopf hoch, oder den Oberkörper. Davon, die Hände zu Fäusten zu ballen und dem Kerl zu drohen, konnte er höchstens träumen.
Seine Lage war niederschmetternd. Und verdammt, er hatte selbst schuld. Er hatte sich selbst überschätzt, als er allein die Badlands durchquert hatte und in das südwestlich angrenzende Hügelland vorgedrungen war. Hölle und Teufel, er selbst hatte einen Fehler gemacht.
Noch während ihm dies bewusstwurde, setzten die Schmerzen ein. Schockartig und fächerförmig strahlten sie von der Stelle aus, an der der Pfeil in seinem Oberarm steckte. Der Schmerz glich einer Woge, die ihn anhob und davontrug.
Er spürte, wie ihm die Sinne schwanden. Doch ein Rest seines Wahrnehmungsvermögens blieb seltsamerweise erhalten. Er konnte die Frau und den Indsman sehen wie durch einen Schleier. Aber er vermochte sich nicht rühren, fühlte sich nun endgültig wie gelähmt.
Als sie zu reden begannen, schloss er die Augen. Wenigstens sollten sie ihn für bewusstlos halten, wenn schon nicht für tot. Denn was sie da beratschlagten, hörte sich nicht gut an. Sein Leben hing an einem gottverdammten seidenen Faden.
***
Der Indianer redete die Frau mit Kathy Jo an. Sie nannte ihn Jasper.
Jasper!
Die Rothäute wurden von Jahr zu Jahr unverschämter. Nicht nur, dass sie sich immer neue Forderungen einfallen ließen, um in ihren Reservationen mit den gleichen Rechten wie Weiße leben zu können – nein, neuerdings fingen sie auch noch an, sich Vornamen und teilweise sogar Nachnamen wie die ach so verhassten Bleichgesichter zu geben.
Einen der Wege zur Gleichberechtigung, so nannten sie das.
Einfach lächerlich. Hiram dachte darüber wie sein Vater. Schon bevor er zur Schule gekommen war, hatte der Alte ihm eingetrichtert: »Eine Rothaut hat keine Rechte, und daran wird sich niemals etwas ändern. Vergiss das nie, mein Sohn – egal, in was für eine Lage du auch gerätst. Es ist wie mit den Schwarzen; die haben auch keine Rechte, auch wenn sie jetzt den Status des befreiten Sklaven vor sich hertragen wie eine Fahne.«
Einer der Lehrer hatte es einmal gewagt, den Alten öffentlich einen Rassisten zu nennen. Der betreffende Schulmeister, so hieß es, arbeite jetzt als Kartenabreißer und Platzanweiser in einem Vaudeville-Theater in Albuquerque. Keine Schule in den Vereinigten Staaten würde ihn jemals wieder als Lehrer einstellen. Als er das gehört hatte, war Hiram auf seinen Dad so stolz wie nie zuvor gewesen.
Die Stimme der Frau holte seine Gedanken zurück in die Wirklichkeit. »Was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte Kathy Jo. Sie beugte sich zu ihm herab und schüttelte ihn an der Schulter.
Er rührte sich nicht, blieb schlaff, wie bewusstlos. Schließlich richtete sie sich wieder auf.
»Für mich gibt es darauf nur eine einzige Antwort«, antwortete Jasper.
Eine Weile standen sie nachdenklich und schweigend vor ihm. Hiram Rawlins fühlte sich zunehmend unbehaglich. Obwohl er die Augen geschlossen hielt und seine Gegner nicht sehen konnte, spürte er, wie sie ihn musterten. Dazu musste er sie nicht sehen. Sie reden zu hören, war schlimm genug.
Andererseits machte es ihn neugierig. Denn weil sie ihn für ohnmächtig hielten, sprachen sie frei von der Leber weg. Daher würden sie Dinge von sich geben, die er sonst niemals erfahren hätte.
Aber das Gefühl der totalen Hilflosigkeit war unerträglich. Und zu wissen, dass sein Schicksal in ihren Händen lag, brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Ja, verdammt, er war drauf und dran, durchzudrehen. Es kostete ihn daher eine höllische Mühe, weiter so zu tun, als ob er weggetreten wäre.
»Erst einmal müssen wir seine Wunde versorgen«, sagte Kathy Jo entschieden.
Jasper stieß einen unwilligen Laut aus. »Wie bitte?«, knurrte er. »Das kann doch nicht dein Ernst sein. Der Kerl ist eine Gefahr für uns – für unser ganzes Projekt, wenn er …« Er stockte.
»Am Leben bleibt?«, vollendete Kathy Jo seinen Satz. Sie stieß die Worte schneidend aus. »Du willst ihn umbringen?«
»Ja, natürlich! Was denn sonst? Wir müssen ihn töten. Jetzt sofort. So lautet das Gesetz, das wir uns gegeben haben. Und du und ich – wir haben an erster Stelle unterschrieben.«
Kathy Jo blies die Atemluft durch die Nase aus. »Aber das ist doch kein Gesetz. Wir und die anderen – wir sind eine, sagen wir, Interessengemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel …«
»Und mit gemeinschaftlich beschlossenen Gesetzen«, beharrte Jasper auf seiner Meinung. »Die sind für uns alle bindend; sonst hätten wir sie ja nicht zu beschließen brauchen.«
»Nirgendwo in unserem Vertrag steht, dass es um unumstößliche Gesetze handelt«, entgegnete Kathy Jo trotzig. »Es sind Richtlinien, okay? Die sind zwar dazu da, eingehalten zu werden. Aber jeder von uns hat das Recht, Einwände zu erheben und im Einzelfall eine neue Entscheidung zu verlangen.«
»All right«, seufzte Jasper. Er schien Kathy Jo gut genug zu kennen, um zu wissen, dass sie von ihrer Sicht der Dinge nicht abzubringen war. »Du hast mich gefragt, was wir mit ihm machen sollen. Ich habe dir eine klare Antwort gegeben. Aber das hätte ich mir wohl auch sparen können.«
»Du liebe Güte!« Hiram stellte sich vor, dass sie verständnislos den Kopf schüttelte. »Warum musst du immer gleich beleidigt sein. Ich habe meine Meinung eben geändert.«
»Und hast du vielleicht auch etwas vergessen?« Die Stimme des Indianers nahm einen vorwurfsvollen, herausfordernden Klang an.
»Vergessen?«, wiederholte Kathy Joe. »Was meinst du damit?«
»Ich habe dir gerade das Leben gerettet.«
»Glaubst du, das weiß ich nicht?«
»Es kommt mir so vor, als ob es dir egal wäre«, sagte Jasper pikiert. »Als ob du es für selbstverständlich halten würdest.«
»Du lieber Himmel!«, rief sie. »Ich weiß es zu würdigen, Jas. Ganz bestimmt. Tut mir leid, dass ich mich nicht gleich bedankt habe.«
»Schon gut«, murmelte der Indianer. »Ich hätte ihn sofort töten sollen.«
»Nein, hättest du nicht. Sei froh, dass du es nicht getan hast. Überleg mal. Sieh ihn dir an. Das ist kein einfacher Kuhtreiber. Seine Kleidung, seine Waffe. Alles nicht gerade das Billigste. Bestimmt kommt er aus einer wohlhabenden Familie. Oder er hat es selbst schon zu Wohlstand gebracht.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dass er uns noch nützlich sein könnte.«
»Bist du verrückt? Wir sind doch keine Entführer. Wir werden kein Lösegeld für ihn verlangen.«
»Das nicht. Aber wer er auch sein mag, wir könnten ihn als Faustpfand einsetzen, falls wir entdeckt werden. Denn – es ist doch bestimmt kein Zufall, dass er hier aufgetaucht ist.«
Der Indianer hörte sich plötzlich betroffen an. »Du meinst, jemand könnte ihn geschickt haben? Was gleichzeitig bedeuten würde, dass Informationen über unser Projekt durchgesickert sind.«
»Bisher konnten wir es geheim halten«, sagte Kathy Jo nachdenklich. »Aber niemand ist perfekt. Unsere Gemeinschaft ist kein kleiner Verein, Jasper. Wir sind zurzeit genau zweiunddreißig Leute.«
»Mit einer Mehrheit von siebzehn Weißen gegenüber fünfzehn Indianern.«
»Davon rede ich jetzt nicht. Ich meine, es muss nur jemand in einem Saloon – irgendwo, irgendwann – unseren Wahlspruch erwähnt haben …«
»Der ja auch der Name unserer Initiative ist.«
»Lasst die Büffel leben!«, zitierte Kathy Jo. »Das Land ist voll von Büffelhassern. Es braucht nur einer davon in dem betreffenden Saloon gesessen zu haben.«
»Dann muss ihm der Spruch wie Alarmglocken in den Ohren geklungen haben.«
Kathy Jo und Jasper verfielen in betretenes Schweigen. Die möglichen Konsequenzen ihrer Entdeckung schienen ihnen erst jetzt so richtig bewusst zu werden.
Hiram Rawlins hatte das Gefühl, vor Aufregung platzen zu müssen. Er musste sich beherrschen, um nicht die Augen und den Mund aufzureißen und seinen Triumph hinauszuschreien.
Fast zwei Jahre lang hatten sie die verdammten Büffel gesucht. Nur Gerüchte hatten sie über diese geheime Herde gehört. Ein paar Spinner von der Ostküste sollten sich mit Plains-Indianern des Mittleren Westens zusammengetan haben. Ihr Ziel war es, die Mistviecher vor dem Aussterben zu retten.
Avery Rawlins und seine Söhne Hiram und Magnus hatten schon fast nicht mehr daran glauben wollen, dass es die Büffelherde wirklich gab. Und jetzt hatte er sie gefunden – er und nicht sein schlauer Jungbruder Magnus.
Die weiblichen Familienmitglieder zählten dabei nicht, weil sie sich aus Männersachen heraushalten mussten. Was das betraf, war der Alte unerbittlich. Aber den Konkurrenzkampf zwischen seinen beiden Söhnen heizte er gern an.
Okay, Avery Rawlins posaunte zwar gern herum, wie stolz er auf seine beiden Söhne war. Aber dabei vergaß er nie zu erwähnen, dass der ältere mehr für die praktische Rancharbeit geeignet war, während der jüngere ein kluger Kopf war, bei der Buchführung genauso wie bei der unternehmerischen Planung.
Ja, dachte Hiram in einem Aufwallen satter Zufriedenheit, nun hat sich die Situation ein bisschen geändert. Wenn du wüsstest, Dad, was ich gerade mit meinen eigenen Augen gesehen habe, dann könntest du wohl nicht anders, als ausnahmsweise mal mich zu loben.
Doch es war eine verdammte Schande, dass er, Hiram, nicht in der Lage war, seinem Alten die frohe Botschaft zu überbringen. Er hatte ja niemanden eingeweiht, als er vor drei Tagen aufgebrochen war, um die Badlands zu durchqueren. Heimlich, still und leise hatte er sich nachts davongemacht.
Das Dumme war, dass sie nicht einmal nach ihm suchen würden. Er unternahm oft solche Streifzüge – meist, um irgendwo weitab von Miles City mehrere Tage und Nächte in einem Bordell zu verbringen. Irgendwann tauchte er dann wieder zu Hause auf, und es nahm kaum jemand Notiz von ihm.
All right, diesmal würden sie ihm eine grandiose Wiedersehensfeier bereiten, wenn sie erst einmal wussten, was er entdeckt hatte.
Doch dazu musste er erst einmal am Leben bleiben. Dann musste er den verdammten Pfeil loswerden. Yeah, und dann musste er sich noch befreien. Aber es lohnte sich – für das, was er zu berichten hatte.
Er erinnerte sich an das Bild, das er gerade noch wahrgenommen hatte, bevor sie ihn erwischten. Verdammt, sie hatten ihm keine Zeit gelassen, sich zu vergegenwärtigen, was der Anblick bedeutete.
Deshalb rief er sich die Szenerie jetzt in Erinnerung – bevor ihm dieses Mistweib Kathy Jo eine Kugel verpasste, oder der Indsman einen zweiten, dann tödlichen Pfeil auf ihn abschoss.
Hiram sah das weite Tal vor seinem geistigen Auge, mit dem tiefgrünen Gras, wie es kniehoch in der spätsommerlichen Brise wogte.
Das Donnern der Büffelhufe nahm ab, als die Herde sich wie ein riesiger brauner Teppich in dem weiten Tal ausbreitete. Das fette, saftige Gras schien beruhigend auf die mächtigen Tiere zu wirken.
Womöglich war es nur eine Schlange gewesen, die sie in die Flucht getrieben hatte. Schüsse waren nicht gefallen, denn Büffeljäger mussten sie auf ihrem Weidegebiet nicht fürchten. Es bestand aus mehreren, durch Einschnitte miteinander verbundenen Tälern zwischen den flachen Anhöhen südwestlich der Badlands.
Hohe Bergformationen begrenzten das Hügelland nach Westen hin, und die Ausläufer der Berge umschlossen es im Süden und im Norden wie mit gerundeten Zangen, sodass insgesamt ein Halbkreis entstand. Dessen Ausmaße machten in Nord-Süd-Richtung gut dreißig Meilen aus.