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Die Mörder von Thomas Batey trugen lange Staubmäntel und Hüte aus feinstem Biberfell. Sie schwangen sich aus den Sätteln, nahmen den Henkersstrick an sich und marschierten festen Schrittes auf das Haus des Ranchers zu. Als sie gegen die Tür hämmerten, war von drinnen nur das Jaulen des Hundes zu hören.
"Er ist unten am Fluss", sagte der Ältere der beiden Männer. Er wies mit dem Daumen über die Schulter. "Das verdammte Rind hat er auch mitgenommen."
"Er soll aber zurück ins Haus", meinte der andere und stemmte die Arme in die Seiten. "Der Boss hat's so befohlen."
Sie richteten die Blicke hinunter auf den Hittson Creek, der sich träge durch die Ebene schlängelte. Sie würden auf Batey warten müssen...
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Die Fürstin der Plains
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: TXUS/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5358-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die Fürstin der Plains
Die Mörder von Thomas Batey trugen lange Staubmäntel und Hüte aus feinstem Biberfell. Sie schwangen sich aus den Sätteln, nahmen den Henkersstrick an sich und marschierten festen Schrittes auf das Haus des Ranchers zu. Als sie gegen die Tür hämmerten, war von drinnen nur das Jaulen des Hundes zu hören.
»Er ist unten am Fluss«, sagte der Ältere der beiden Männer. Er wies mit dem Daumen über die Schulter. »Das verdammte Rind hat er auch mitgenommen.«
»Er soll aber zurück ins Haus«, meinte der andere und stemmte die Arme in die Seiten. »Der Boss hat’s so befohlen.«
Sie richteten die Blicke hinunter auf den Hittson Creek, der sich träge durch die Ebene schlängelte. Sie würden auf Batey warten müssen …
Über dem Tucumcari Mountain leuchtete bereits die Glutscheibe der Abendsonne, als Thomas Batey die kranke Kuh ans Ufer des Hittson Creek führte. Das Tier hatte erst einige Tage zuvor gekalbt und war seither kaum noch zu Kräften gekommen. Er hatte die Kuh gegen Mittag von der Herde abgesondert und sie in der Nähe des Hauses angebunden, an einem Baum, den er von jedem Fenster aus sehen konnte.
Nun senkte das Rind den mächtigen Schädel und trank neben Batey.
Der Rancher mit dem kantigen Gesicht und den rotblonden Haaren sah indes zum Tucumcari Mountain hinüber, jenem Tafelberg, der im Herzen von John S. Clovers Land lag. Die Eisenbahngesellschaft hatte Clover -zigtausend Hektar Weideland verkauft und Batey dadurch von den Wasserquellen oben am Sutton Creek abgeschnitten. Sie hatte sich keinen Deut um die Siedler geschert, die südlich des Tucumcari lebten, und ebenso wenig um Batey, dessen Haus östlich des Massivs stand.
Die friedliche Abenddämmerung über dem Berg konnte trügerischer nicht sein.
Seufzend wandte sich Batey wieder der Kuh zu und führte sie ein Stück weiter ins seichte Wasser des Hittson Creek.
Er hätte den Deal zwischen Clover und der Eisenbahngesellschaft sicher leichter genommen, wäre er verheiratet gewesen. Eine Frau hätte Batey gewiss zu trösten gewusst. Sie hätte ihm gesagt, dass es auf die verdammten Dollars nicht ankäme und dass sie irgendwo anders genauso glücklich sein konnten.
Aber Batey war nie vor einen Altar getreten.
Er war trotz seiner nunmehr vierunddreißig Lenze Junggeselle geblieben und hatte den Verlockungen, die sich einem Mann seines Alters in Städten wie Amarillo, Dodge City oder Albuquerque boten, tapfer widerstanden. Er war keiner von den Taugenichtsen, die sich in irgendeiner Mine den Buckel krumm schufteten, um das sauer verdiente Geld eine Woche später einer Hure ins Unterkleid zu stopfen.
Er hatte eine Ranch gekauft und fünfzig Stück Vieh.
Mit den Jahren war Batey müde geworden, sich über verpasste Gelegenheiten zu grämen, die sich ihm hier und dort eröffnet hätten, wäre er zur rechten Zeit an der rechten Stelle gewesen. Er war nie Fortuna hinterhergejagt, wie es die Meisten in den Rinderstädten taten, und hatte sich stets Brot von ehrlicher Hände Arbeit gewünscht.
»Nun sauf schon!«, knurrte Batey dem störrischen Rind zu, das unschlüssig mit den Hufen im Wasser stampfte. Er wollte nicht den ganzen Abend am Hittson Creek zubringen. »Je eher wir’s hinter uns haben, desto eher geht’s zurück zum Haus.«
Die übrigen vierzig Rinder seiner Herde standen auf den Hügel nordwestlich des Creeks, keine hundert Yards vor den Stacheldrahtzäunen, die Clover gezogen hatte, obwohl es gegen das Gesetz war. Die Zäune lagen wie rostige Schlangen zwischen den Sträuchern und rissen den Rindern die Flanken blutig.
»Komm jetzt!«, brummte Batey und zerrte am Führstrick. Die Kuh blökte, schloss sich ihm in trottendem Gang an und watete mit wiegendem Schädel aus dem Flusswasser.
Eine Viertelstunde darauf erschien das Dach von Bateys Ranch am Horizont.
Das einstige Grassodenhaus besaß inzwischen ein Schindeldach, das an beiden Seiten traufenartig nach unten gezogen war, damit die Sensen, Zuggeschirre und Sättel im Trockenen standen. An manchen Tagen hatten die angeheuerten Cowboys unter dem vorgezogenen Dach geschlafen, meistenteils zähe Männer, die kaum ein Wort mit Batey gewechselt hatten.
Schweigend band der Rancher die Kuh am Dachbalken fest.
Er tätschelte das Tier ein letztes Mal hinter den Ohren, reckte sich, bis ihm die Knochen im Kreuz knackten, und lief nach vorn zur Tür herum. Als er eine Hacke in den Stiefelknecht zwängte und ächzend daran zog, fiel ihm auf, dass er nicht abgeschlossen hatte.
Die Gegend war so verdammt friedlich, dass Batey sogar die Dollars der letzten Rinderauktion auf dem Flurschrank hatte liegen lassen. Seit es das Fort oben am Hudson gab, herrschte Ruhe rund um den Tucumcari Mountain.
Die löchrigen Socken stanken nach Schweiß.
»Zur Hölle, Batey!«
Eine tiefe Männerstimme ließ Batey mitten in der Bewegung zusammenfahren. Sie kam aus dem Haus und hörte sich nicht danach an, als wäre sie dem Rancher wohlgesonnen.
»Rühr dich nicht vom Fleck!«, befahl der Fremde und trat hinter Batey über die Schwelle. Er war groß gewachsen und trug einen Staubmantel, der ihm bis zu den Knöcheln reichte. »Du kennst uns nicht mehr, wie? Du verdammter Dreckshund hast uns vergessen?«
Neben dem Großgewachsenen erschien ein weiterer Mann und trat ebenfalls ins Freie. Er hielt einen Strick in der Hand, der auf einer Seite zur Schlinge geknüpft war.
»Batey?« Der Hüne beugte sich zu dem Rancher hinunter und schaute ihm in die Augen. Er hatte faulige Zähne und roch wie ein verwesender Kadaver aus dem Mund.
»Greg«, sagte Batey und blieb reglos sitzen. »Was wollt ihr von mir?«
Der zweite Kerl im Staubmantel schwenkte die Schlinge in der Hand und kam auf Batey zu. Er ging in die Hocke und ließ den Strick durch die Hände gleiten. »Nichts von großer Bedeutung. Ich will bloß, dass du dich drüben an der Scheune aufknüpfst.«
Der andere grinste und sekundierte lächelnd. »Aufknüpfen und sich ins Seil stürzen. Soll ein verfluchter Spaß für denjenigen sein, der dich findet.« Er lächelte vergnügt. »Wenn du baumelst wie ein nasser Sack Feigen.«
Das Rind hinter dem Haus blökte und scharrte mit den Hufen. Die Männer starrten Batey unverwandt an und hielten ihm das Seil unter die Nase.
»Und wenn ich’s nicht mache?«, zischte Batey zurück.
Die Antwort kam in messerscharfem Ton. »Dann brechen wir dir alle Knochen.«
***
Amarillo, Texas, sechs Jahre später
Das Courthouse von Amarillo erhob sich als zweistöckiger Steinbau an der Kreuzung von Bowie und Fourth Street und war an diesem Abend so festlich geschmückt, wie es kaum ein Einwohner der County-Hauptstadt je gesehen hatte. Von den angedeuteten Türmen an den Ecken des Gebäudes wehten gewaltige Sternenbanner, während an den Säulen im Untergeschoss Wimpel und patriotische Spruchbänder angebracht waren. Unter der Kuppel aus Glas und Stahl im Inneren schmetterte eine Kapelle America the Beautiful und eröffnete damit die Ballnacht.
»Kommen Sie, Lassiter!«, rief Cassy und griff den breitschultrigen Mann neben ihr beim Arm. Sie ließ die weite Tournüre fliegen, die ihre schlanken Beine bedeckte, und wirbelte vergnügt um die eigene Achse. »Oder wollen Sie an einem solchen Abend nicht tanzen?«
Die Kapelle stimmte nun einen stürmischen Walzer an, der unter den versammelten Festgästen Jubel und Begeisterung auslöste. Von allen Seiten strömten junge Damen auf die Tanzfläche, und auch Cassy hielt Lassiter unbeirrt die Hand entgegen.
Doch der Mann der Brigade Sieben rührte sich nicht.
Er hielt das Glas Bourbon in der Hand, das man ihm auf seinen Wunsch hin gebracht hatte, und sann über das Telegramm in seiner Westentasche nach. Die Nachricht aus Washington war ihm per Kurier zugestellt worden und hatte Lassiters Pläne für die Nacht durcheinandergebracht.
»Was ist nun?«, drängte Cassy und lächelte tapfer. »Du willst doch eine Dame nicht warten lassen?«
Die Tanzpaare schwebten in gleichmäßigem Takt durch den Ballsaal, der von den Hunderten Schritten und dem Kapellenspiel widerhallte. Die halbe Stadt war anlässlich der Einweihung des neu errichteten Courthouse erschienen und war sichtlich gewillt, das Ereignis gebührlich zu feiern.
»Nein«, lachte Lassiter und nahm Cassys Hand. Er hatte die Tänzerin vor einigen Tagen in einem Saloon am Stadtrand kennengelernt und war ihrer Einladung ins Courthouse nur halbherzig gefolgt. »Ich lasse nie eine Dame warten.«
»Keine andere Antwort hätte ich von dir erwartet«, gab Cassy zur Antwort und schmiegte sich mit ihrem zierlichen Körper an ihn. Sie mochte fünfundzwanzig Jahre alt oder etwas älter sein und hatte die letzten beiden Nächte mit Lassiter verbracht. »Du wirst es jedenfalls nicht bereuen, Süßer.«
Sie tanzten lachend und scherzen an einigen hochgestellten Persönlichkeiten der Stadt vorbei, die jenes jugendliche Ungestüm mit missbilligenden Mienen straften. Als sie das hintere Ende der Tanzfläche erreichten, fasste Lassiter Cassy an der Hüfte und dirigierte sie mit Schwung zu einer der hinteren Türen.
Die Tänzerin ließ ihn mit einem Lächeln gewähren und zog erst einen Schmollmund, als sie allein in einem der hinteren Räume des Gerichtsgebäudes ankamen. Sie tippte Lassiter auf die Brust und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. »Willst du schon von der Musik fort? Wolltest du nicht mit mir tanzen?«
»Mir bleibt nicht viel Zeit«, versetzte Lassiter und strich Cassy durch die engelsblonden Locken. »Ich muss bald fort.«
»Sprichst du von dem Telegramm?«, fragte Cassy und wies mit einer Hand auf seine Westentasche. »Ich sah vorhin, dass man es dir brachte. Du steckst hoffentlich nicht in Schwierigkeiten?« Sie riss entsetzt die Augen auf. »Hoffentlich nicht? Ich kenne genügend Männer, die in Schwierigkeiten stecken!«
»Sei unbesorgt«, beruhigte Lassiter das Saloonmädchen und küsste es seinerseits. »Es sind nur geschäftliche Angelegenheiten. Aber ich muss auf schnellstem Wege zu Postmeister Moore.«
»Robert M. Moore?«, flüsterte Cassy und schlang einen Arm um seinen Hals. »Du wirst nicht den alten Moore gegen mich eintauschen? Er wird dir nicht so viel Vergnügen bescheren, wie ich es in dieser Nacht könnte.«
Sie untermauerte ihre Aussage, indem sie die Tournüre zur Seite drückte und einen Schenkel an den Mann der Brigade Sieben schwang. Ihre Hände ergriffen Lassiters Linke und führten sie zwischen ihre Beine.
»Wenn ich es mir recht überlege«, antwortete Lassiter und glitt mit den Fingern an Cassys zarter Haut entlang, »bleibt mir noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang. Früher wird Moore ohnehin nicht auf den Beinen sein.«
Cassys Augen leuchteten vor Begierde auf. »Du triffst die richtige Entscheidung, Hübscher. Ich könnte dich nicht gehen lassen, ohne die letzte Nacht zu wiederholen.«
Dass es sich bei diesen Worten um kein leeres Versprechen handelte, bewies Cassy eine halbe Stunde darauf, als sie mit gespreizten Beinen und geschlossenen Augen rücklings auf einem Richtertisch lag und Lassiter die Nägel in den Rücken krallte. Sie hatte den großen Mann bis auf die Unterhose ausgezogen und genoss nun seinen kräftigen Pint, den er ihr immer wieder in den Schoß rammte.
»O Lassiter!«, seufzte Cassy und gab sich nicht die geringste Mühe, ihre Schreie und Seufzer im Zaum zu halten. Sie hatte sogar Lassiters Hand weggestoßen, die sich zärtlich auf ihren geöffneten Mund gelegt hatte. »Mach weiter! So besorgt’s mir kein anderer Kerl in Amarillo!«
Bei jedem Stoß prallten Cassys zarte Waden von Lassiters Schultern zurück, doch der Mann der Brigade Sieben hielt seine Geliebte fest an den Schenkeln gepackt. Er hatte die vergangenen Monate fast in vollkommener Einsamkeit verbracht und spürte nun die ekstatische Kraft, mit der seine Lust aus dem Körper brach.
»Dreh dich um!«, kommandierte Lassiter tonlos und warf Cassy herum. Die beiden halbrunden Hinterbacken der Tänzerin leuchteten ihm aus dem Dunkel entgegen. »Du musst mir sagen, falls ich zu grob bin.«
Energisch schüttelte Cassy vor ihm den Kopf und seufzte erregt. »Nein, sorg dich nicht, Liebster! Es ist … Du könntest mir damit nicht weh tun!«
Sie legte den Kopf auf den Richtertisch, streckte ihm ihren Po entgegen und stöhnte voller Wollust, als er abermals in sie eindrang. Unter ihren lockigen Haaren ertönten nun rhythmische Seufzer, die heller und schriller wurden, je fester Lassiter die junge Tänzerin herannahm.
Dann kam es Cassy plötzlich.
Sie keuchte und wimmerte unter Lassiters Händen, blies sich eine Strähne aus dem Gesicht und strahlte ihn über die Schulter hinweg an. Als sie verführerisch das Becken hob und ihre Liebesgrotte mit einer Muskelbewegung zusammenkrampfte, konnte auch Lassiter sich nicht länger beherrschen.
»Jetzt … jetzt darfst du gehen!« Cassys Stimme klang so matt, als hätte sie soeben den Rio Grande an seiner breitesten Stelle durchschwommen. »Ich wollte dich nicht festhalten … Aber es war zu schön, um darauf zu verzichten.«
Sie küssten einander, kleideten sich rasch wieder an und begaben sich durch einen der hinteren Gänge zum Ballsaal zurück. Als sie wieder unter den Gästen des Abendempfangs waren, strömten einige von Cassys Freundinnen auf sie zu und warfen der Tänzerin wissende Blicke zu.
»Adieu«, flüsterte Cassy Lassiter ins Ohr und umarmte ihn.
***
Der Duft von Cassys Haar haftete noch an Lassiters Fingern, als er einige Stunden darauf im Büro des Postmeisters einen Drink an die Lippen setzte. Er schloss für einen Moment die Augen und sann über die Nacht nach, die er mit der Tänzerin verbracht hatte.
»Washington ist besorgt«, sagte Robert M. Moore gerade und brach mitten im Satz ab. Er war ein vierschrötiger Mann mit fleischigen Wangen und wuchtigen Schultern. »Die ersten Telegramme kamen vor einigen Wochen, und nun schrieb man mir, dass Sie in der Gegend seien.«
»Ich komme aus Colorado«, sagte Lassiter und nickte. »Ein paar Tage Ruhe in Texas waren geplant.«
Moore schürzte die Lippen und legte den Kopf schief. »Daraus wird nichts werden, Mr. Lassiter. Ich habe einen Auftrag für Sie, der keinen Aufschub duldet.« Er atmete tief durch. »Die Sache ist bitter für unser Verhältnis zu Mexiko.«
»Mexiko?«, fragte Lassiter und sah sich in dem spärlich ausgestatteten Büro des Postmeisters um. An der Wand hingen Urkunden und der gedruckte Amtseid des U.S. Postal Service. »Worum geht es im Einzelnen?«
Indem er gepresst ausatmete, ließ sich Moore auf seinen Stuhl fallen. Er zog eine Schublade auf, entnahm ihr mehrere Dokumente und schob sie quer über den Tisch. »Der Tucumcari Mountain liegt hundert Meilen westlich von Amarillo und gehört zum Land eines Rinderzüchters namens John S. Clover.«
Der Postmeister faltete eine Karte auf, die eine wenig akkurate Darstellung der Gegend zwischen Amarillo und Albuquerque zeigte. In der Mitte der Karte war ein Bergmassiv mit einem schwarzen Tuschepfeil gekennzeichnet.
»Clover hockt seit etwas mehr als einem Jahrzehnt auf dieser Scholle Land«, fuhr Moore fort und tippte auf den Pfeil in der Karte. »Seine Ranch ist die profitabelste im ganzen westlichen Texas. Er liefert mehr Rinder bei der Rock Island Line ab, als man mit gesundem Verstand zählen kann.«
Der Mann der Brigade Sieben nahm die Karte zur Hand und studierte sie sorgfältig. Zwischen dem Tucumcari und Amarillo verliefen mehrere Flüsse, die nur an bestimmten Furten zu durchqueren waren. Er würde eine gute Woche bis zu Clovers Ranch unterwegs sein. »Noch klingt alles nach einem gut gehenden Geschäft.«
»Vor zwei Monaten telegraphierte Clover nach Washington«, meinte Moore und reichte Lassiter die Abschrift eines Telegramms. Das Blatt trug einen Stempel des U.S. Postal Service. »Er schrieb ans Handelsministerium, dass seit einiger Zeit mexikanische Viehdiebe auf seinem Land seien. Die Männer wären über die Maßen gut ausgerüstet und trieben sich ungestraft auf all seinen Weiden herum.«
»Um Viehraub kümmert sich gewöhnlich der Marshal«, wandte Lassiter ein und las auch das Telegramm. Die wenigen Worte des Rinderzüchters strotzten vor Hass und Verachtung gegen die Mexikaner. »Das Handelsministerium dürfte die Sache wieder zu den Akten gelegt haben.«
»Unter gewöhnlichen Umständen schon«, stimmte ihm der Postmeister zu und hob zugleich einen Finger. »Aber in Clovers Fall hatte die Brigade Sieben bereits etwas auf dem Tisch. Vor zwei Jahren soll das mexikanische Außenministerium eine Geheimoperation angeordnet haben, in der es um den Tucumcari Mountain ging.«