Lassiter 2363 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2363 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Postkutsche der Northern Stagecoach fuhr mit hohem Tempo durch die grasbewachsene Ebene nördlich von Samaria. Sie war mit vier Warmblütern bespannt, die sich unter den Peitschenhieben des Kutschers abwechselnd gegen die Deichsel drängten.
"Sie sind bald am Kanal", sagte Seth Rogers. Er folgte der Kutsche eine Weile mit dem Blick. "Vor der Brücke am Weiher schlagen wir zu."

Die beiden anderen Männer in ihren Sätteln sprachen kein Wort. Sie hatten den Überfall seit etlichen Wochen geplant und wussten, dass die Sache bei Rogers in guten Händen war. Er hatte ihnen bei mehr als einer Gelegenheit bewiesen, dass er wie sie von Blutdurst und Skrupellosigkeit getrieben war. Sie konnten ihm trauen.

Wenigstens glaubten sie zu dieser Stunde daran...

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EPUB

Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Inferno in Idaho

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Timo Wuerz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5423-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Inferno in Idaho

Die Postkutsche der Northern Stagecoach fuhr mit hohem Tempo durch die grasbewachsene Ebene nördlich von Samaria. Sie war mit vier Warmblütern bespannt, die sich unter den Peitschenhieben des Kutschers abwechselnd gegen die Deichsel drängten.

»Sie sind bald am Kanal«, sagte Seth Rogers. Er folgte der Kutsche eine Weile mit dem Blick. »Vor der Brücke am Weiher schlagen wir zu.«

Die beiden anderen Männer in ihren Sätteln sprachen kein Wort. Sie hatten den Überfall seit etlichen Wochen geplant und wussten, dass die Sache bei Rogers in guten Händen war. Er hatte ihnen bei mehr als einer Gelegenheit bewiesen, dass er wie sie von Blutdurst und Skrupellosigkeit getrieben war. Sie konnten ihm trauen.

Wenigstens glaubten sie zu dieser Stunde daran …

4. Juli 1876, nahe Samaria, Idaho

Der Unabhängigkeitstag dieses verdammten Landes hatte Budd R. Wilcox schon immer kalt gelassen, obgleich der frühere Sergeant mit nationalen Tapferkeitsorden überhäuft und vom Präsidenten eingeladen worden war. Wilcox erschloss sich schlicht nicht, weshalb man sich an einem einzigen Tag im Jahr in Jubellaune stürzte und die Straßen mit Wimpeln und handgenähten Sternenbannern dekorierte.

Der Militärdienst hatte Wilcox gelehrt, dass die Nation an jedem Tag im Jahr zählte.

Beinahe hätte Wilcox bei diesem Gedanken vor Lachen losgeprustet, so leer und hohl kam er ihm vor. Er hatte Amerika eine halbe Ewigkeit gedient, und zum Dank hatte ihn das Land of the Free wegen einer verfluchten Prügelei aus allen Diensten entlassen. Er hatte einem Sergeant den Stuhl über den Schädel gezogen, nachdem der Wilcox beleidigt und seine Verdienste als Indianerjäger in Zweifel gezogen hatte.

»Was grübelst du schon wieder, Budd?«, rief ihm Jacob Haggy zu, der auf der anderen Dachseite der Northern-Stagecoach-Postkutsche saß. Er umklammerte seine Springfield Model 1873 und wischte sich den Staub von der Nase. »Seit einer Stunde starrst du vor dich hin.«

Die metallbeschlagenen Speichenräder der Concord-Kutsche holperten durch eine Wegrinne und ächzten gequält. Das Gespann war von Samaria aus nach Norden gefahren und hielt nun auf die fruchtbare Ebene westlich von Malad City zu. Sie hatten einige Ranches und Farmen passiert, die Mormonensiedlern gehört hatten.

»Nichts von Bedeutung!«, knurrte Wilcox und wusste zur gleichen Zeit, dass Jacob ihn durchschaute. Sie hatten unzählige Fahrten miteinander absolviert, und der rothaarige Mann aus Kentucky kannte ihn gut. »Die Northern Stagecoach zahlt uns den Hungerlohn nicht fürs Denken.«

Haggy nickte und ließ den Anflug eines Lächelns erkennen. Er hatte ein schmales Gesicht, dessen ausgezehrte Züge wie gemacht waren für die trostlose Gegend im südlichen Idaho. »Wo du recht hast, hast du recht.«

Mit diesen Worten endete das Gespräch und machte dem Rattern und Quietschen der Postkutsche Platz, in dessen eintönigem Takt Wilcox die sonderbarsten Gedanken kamen. Er musste an die beiden Damen unter ihm in der Kutschkabine denken, die angeregt miteinander geplaudert hatten, noch während sie an der Station in Samaria gestanden hatten. Sie waren hübsch und schienen einem Abenteuer nicht abgeneigt.

Außer den Frauen war nur noch ein älterer Handelsreisender an Bord, der sein Ticket mit zwei zerknitterten Dollarscheinen beim Fahrer bezahlt hatte. Er hatte Haggy an einen früheren Präsidenten – Buchanan oder Pierce – erinnert, weshalb sie den Alten nur noch El Presidente genannt hatten.

Die Zügel vorn auf dem Bock hielt Abe Richfield in der Hand, ein bärtiger Haudegen, von dem Wilcox wusste, dass er selbst Mormonenfrauen um den Finger gewickelt hatte. Er redete nicht gern mit Richfield, der einen blökenden Ton pflegte und wie alle Fahrer nicht zu den Hellsten zählte.

»Fünf Meilen bis Malad City!«, brüllte ihnen Richfield im selben Augenblick zu. Er drehte halb den Kopf zu ihnen. »Haltet die Flinten bereit! In der Gegend wimmelt’s von Landstreichern!«

Was Wilcox betraf, hätte es einer solchen Mahnung nicht bedurft. Er war schon für die Northern Stagecoach gefahren, als all die Richfields und Turkmans und Shelleys noch Rinder von Texas nach Kansas getrieben hatten. Er kannte die Gegend zwischen Samaria und Malad City wie seine Westentasche.

Pffft!

Die Kugel zischte so knapp über Wilcox hinweg, dass er sie in der ersten Sekunde für einen vom Hinterrad heraufgeschleuderten Stein hielt. Als der »Stein« jedoch die Stirn von Jacob Haggy zerfetzte und mit einer Blutfontäne aus dessen Schädel schoss, riss Wilcox seinen Sharps-Karabiner an sich und warf sich flach aufs Kutschdach.

Richfield drosch mit der Peitsche unterdessen auf die Pferderücken ein.

»Neun Uhr!«, brüllte der Kutscher und duckte sich. »Es müssen vier oder fünf von ihnen sein!«

Kaum war der erschossene Haggy von der Kutsche gekippt, sah auch Wilcox die Bewaffneten auf ihren Pferden. Sie trugen lange Staubmäntel und ritten in respektvollem Abstand zur Kutsche. Einer der Reiter legte erneut auf das Gespann an.

»Dreckskerl!«, brummte Wilcox und sah rasch nach Haggy, dessen Leichnam in der Staubwolke hinter der Concord verschwand. »Euch wird’s gleich vergehen, uns die Kugeln um die Ohren zu pusten!«

Aus unbestimmtem Grund wusste Wilcox bereits, dass es um die Ladung der Postkutsche ging. Sie hatten einige mysteriöse Kisten der First National Farmer’s Bank in Samaria aufgeladen, die mit schweren Schlössern geschützt gewesen waren. Es würde schon mit dem Teufel zugehen müssen, wenn sich darin keine Goldbarren oder Bargeldreserven befanden.

Zwei Schüsse peitschten über das weite Land, auf dem sonst Mormonenfarmer ihre Maisstauden setzten. Sie hatten die fruchtbare Ebene Dutzende Male ohne Vorkommnisse durchquert, doch irgendwann – Wilcox konnte ein Lied davon singen – riss jede Glückssträhne.

»Nach Osten!«, brüllte Springfield von seinem Bock aus. Er schlug mit den Zügeln. »Ich fahre rüber nach Osten! Sie können uns nicht ewig folgen!«

Unter Wilcox streckte der alte Handelsreisende den Kopf aus dem Fenster und schrie etwas zu ihm herauf, das im Lärm der donnernden Räder nicht zu verstehen war. Wilcox feuerte vier Schüsse auf ihre Verfolger auf, ohne jedoch zu treffen.

»Gott im Himmel, schießen Sie!«, ertönte die schrille Stimme des Handelsreisenden unter ihm. »Diese Banditen wollen uns ans Leder!«

Der Alte verschwand wieder in der Kabine, und Wilcox nahm seine Widersacher erneut aufs Korn. Er traf einen von ihnen oberhalb der Brust und riss ihn damit aus dem Sattel.

Die anderen Männer änderten die Richtung und ritten nun in vollem Galopp auf die Postkutsche zu.

Kaum waren sie auf hundert Yards heran, verlor Springfield hinter den Zügeln die Nerven. Er stand von seinem Bock auf, riss einen der Lederriemen an sich und zwang das Gespann in eine scharfe Rechtskurve.

Ehe das Manöver jedoch gelang, durchschlugen zwei Gewehrkugeln Springfields Brustkorb.

Die vier Warmblüter scheuten unter den plötzlich losen Zügeln, brachen zu beiden Seiten hin aus und rissen die Kutsche jäh zur Seite.

Lediglich Sekunden darauf kippte die Concord zur Seite.

Wilcox ließ das Gewehr fallen und klammerte sich mit ganzer Kraft am Dachgeländer fest. Er schwang sich auf die Seite, auf der zuvor Haggy gesessen hatte.

Die Kutsche grub sich splitternd in den Sand.

***

Fünf Jahre später, Malad City, Idaho

Die schwarzhaarige Halbmexikanerin warf den Kopf zur anderen Seite und gab einen lustvollen Schrei von sich. Sie stemmte die Arme gegen die Brust des breitschultrigen Mannes, der unter ihr in den Laken lag und ihre Hüften umfasst hielt. Als sie ihren Liebhaber mit aller Kraft zu reiten begann, wippte ihr Busen auf und nieder wie ein Schiffsbug bei starker See.

»O Lassiter!«, stieß Roanna Wilcox erregt hervor. Sie krallte die Nägel in die Haut des Mannes der Brigade Sieben. »Du hättest nie nach Idaho kommen dürfen!«

Aus dem heftigen Ritt wurde einige Sekunden lang ein sanfteres Liebesspiel, ehe Roanna durch heftige Beckenstöße wieder den alten Rhythmus einforderte. Sie schwebte wie eine Göttin über ihm, die Sehnen angespannt, die festen Schenkel um Lassiters Lenden geschlungen. Vor einigen Stunden hatten sie einander noch schweigend im Foyer des Crowderry Inn gegenübergesessen.

»Was redest du da?«, stieß Lassiter hervor und zog die schöne Schwarzhaarige zu sich herunter. Er küsste die vollen Lippen seiner schönen Geliebten und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es gibt keinen besseren Grund, Idaho aufzusuchen.«

Von Albuquerque bis ins südliche Idaho waren es siebenhundert Meilen gewesen, die Lassiter mit einem störrischen Pferd und einer Frachtkutsche der Baltimore & Fusion Company zurückgelegt hatte. Das Telegramm der Brigade Sieben hatte dabei die ganze Zeit lang in seiner Jackentasche gesteckt, und er hatte auch Roanna gegenüber mit keiner Silbe erwähnt, dass er in Wahrheit wegen eines Auftrages aus Washington nach Malad City gekommen war.

»Schmeichler!«, stöhnte Roanna und stieg von ihm herunter. Sie schmiegte sich neben ihn ins Bett und spreizte verführerisch die Schenkel. »Aber glaub bloß nicht, dass ich dich mit einer einzigen Runde davonkommen lasse!«

Die dürren Worte des Telegramms hatten kaum etwas darüber verlauten lassen, welche Art Auftrag Lassiter in Idaho erwartete. Gegen den Einstand jedoch hatte der Mann der Brigade Sieben nichts einzuwenden. Sein letztes Rendezvous hatte in Fort Worth stattgefunden, und verglichen mit dem schüchternen Ranchermädchen, das ihm dort den Kopf verdreht hatte, war Roanna ein wahrer Wirbelwind.

Mit einer geschmeidigen Bewegung warf sich Lassiter über die junge Frau und drückte ihr die Arme in die Kissen. Er küsste Roannas makellose Stirn und streichelte über ihre Wange.

Roannas dunkelbraune Augen funkelten ihn herausfordern an. »Worauf wartest du? Bei uns in Idaho schätzt man Männer von raschen Entschlüssen.«

Keine Sekunde darauf stöhnte die Schwarzhaarige unter Lassiters Stößen auf, mit denen er tief und kraftvoll in sie eindrang. Sie erzitterte am ganzen Körper, biss sich auf die Unterlippe und wurde zu jener verführerischen Amazone, die Lassiter schon im ersten Moment ihrer Begegnung in ihr erblickt hatte.

»Nicht nachlassen!«, seufzte Roanna und drückte Lassiter ihren vor Wärme sprühenden Unterleib entgegen. Sie drückte behaglich den Rücken durch, während der große Mann sie mit aller Kraft nahm. »So ist es gut, Liebster! So ist … O ja! … So ist es gut!«

Selbst eine Viertelstunde darauf hatte Roanna nichts von ihrer Lüsternheit eingebüßt, die in jeden Winkel der kleinen Kammer im obersten Geschoss des Crowderry Inn zu dringen schien. Sie stöhnten und ächzten gemeinsam, rieben ihre verschwitzten Leiber aneinander und hielten sich so fest umfangen, dass Lassiter beinahe den vorrückenden Zeiger auf seiner Taschenuhr vergaß.

»O verflucht!«, presste Lassiter schließlich hervor. Er starrte auf die Holzbohlenwand hinter dem Bettende. »Ich müsste längst bei Ben Waldron sein.«

Nun hielt auch Roanna in ihren Bewegungen inne und ergriff Lassiters Hände. Sie blickte ihn mit strenger Miene an, bevor sie begriff, dass es ihm ernst war. »Ben Waldron von Waldron’s Store? Um diese Zeit hat er nicht einmal geöffnet.«

»Ich muss nicht in den Store«, erwiderte Lassiter und sprang vom Bett. Er griff nach seinem Hemd und seinem Revolvergurt, in dem die Griffschalen seines.38er Remington leuchteten. »Ich muss ihn geschäftlich treffen. Er wartet seit zwei Stunden auf mich.«

»Zwei Stunden schon?«, stellte sich auch bei Roanna Besorgnis ein. Sie warf Lassiter die Unterhose und die Stiefel zu und zog sich die Decke vor die nackte Brust. »Du weißt nicht, was du versäumst.«

Als er sich angezogen hatte, beugte sich Lassiter hastig über das Bett und küsste Roanna. Er hatte gelogen, was seine Begegnung mit Ben Waldron anging, aber er wusste auch, dass sein Mittelsmann gewiss längst darüber unterrichtet worden war, dass ein Mann der Brigade Sieben in der Stadt war. »Ich weiß wohl, was ich versäume, Kleines. Ich komme gegen Abend zurück.«

»Gegen Abend bin ich fort!«, versetzte Roanna kokett. Sie hielt Lassiter am Arm fest und spitzte die Lippen zu einem Kussmund. »Du musst das Eisen schmieden, solange es heiß ist, Süßer.«

Auf Anhieb kamen Lassiter noch ein Dutzend Varianten in den Sinn, wie er Roanna hätte schmieden können, aber er beschloss, dass er sich zunächst um seinen Auftrag kümmern würde. Die Annehmlichkeiten des Lebens liefen schließlich nicht davon. »Du hast mein Wort darauf, dass ich dich besuchen komme.«

Die Halbmexikanerin rekelte sich im Bett und wickelte dabei das Laken um ihren nackten Leib. Sie hob die Brauen und schüttelte den Kopf. »Du wirst mich nirgendwo finden. Ich wohne bei meinem Vater in den Samaria Mountains.«

Sie küssten sich abermals und blieben auf der Bettkante sitzen. Aus der benachbarten Kammer erklang das heisere Schnarchen eines Gastes.

»Keine Sorge«, meinte Lassiter, »ich finde dich wieder, Roanna. Ich finde jeden wieder.«

Die schlanken Arme seiner Geliebten legten sich um seine Schultern und schufen einen behaglichen Augenblick, den beide bis zur letzten Sekunde auskosteten. Sie verabschiedeten sich mit einem kurzen und liebevollen Kuss voneinander.

»Pass auf dich auf«, sagte Lassiter von der Tür aus. »Es waren schöne Stunden.«

***

Selbst nach fünf Jahren konnte Benjamin Waldron den Dreschmaschinen auf den Feldern nördlich von Malad City nicht lauschen, ohne dass ihm der Stumpf seines rechten Beines schmerzte. Der Besitzer des Waldron Store legte in solchen Momenten die Stirn in Falten, griff nach seiner Krücke und humpelte in den Gemischtwarenladen zurück. Er hatte noch keine dreißig Jahre auf dem Buckel und war bereits ein Krüppel.

»Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte Waldron die mürrische Mrs. Ellsworth, die unschlüssig vor der Registrierkasse stand und nach einem Stoffballen gefragt hatte. Er mochte die alte Witwe, die sich nur alle Jubeljahre im Store sehen ließ. »Baumwolle, Jersey, Jeans? Was soll’s werden?«

»Baumwolle«, brummte die Angesprochene und berichtete weitschweifig von dem Kleid, das sie zu nähen gedachte und das an einer jüngeren Frau bedeutend eleganter aussehen würde als an einer ausgetrockneten Jungfer wie ihr. »Haben Sie dergleichen, Benjamin?«

Der letzte Mensch, der ihn in jüngster Zeit Benjamin genannt hatte, war sein Neffe Nat gewesen. Nat war es auch, der ihn damals aus der Dreschmaschine gezogen und mit einem Vierspänner zum Doc gefahren hatte. Sie hatten ihm das Bein abnehmen müssen, und zwei Wochen darauf hatte Waldron es rituell begraben lassen, weil er das Gefühl hatte, dass er dem Tod von der Schippe gesprungen war.

»Selbstverständlich, Ma’am«, sagte Waldron und verschwand hinter dem Vorhang zum Lager. Als er mit einem Baumwollballen unter dem Arm zurückkehrte, stand hinter Mrs. Ellsworth ein großgewachsener Mann. Er hatte ein kantiges Gesicht, stechend blaue Augen und hellblondes Haar. »Wie viel darf’s sein?«

Die alte Dame nannte das gewünschte Maß, worauf Waldron den Zollstock unter dem Ladentisch hervorzog und ein Stück Stoff vom Ballen rollte. Er ließ den Mann hinter Mrs. Ellsworth nicht aus den Augen. »Wollen Sie zu mir, Mister? Es wird noch einen Moment dauern.«

»Ben Waldron?«, fragte der Fremde und sah sich im Laden um. »Ich bin Lassiter.«

Für einen Augenblick schnürte es Waldron die Kehle zu. Er schnitt den gewünschten Stoff für Mrs. Ellsworth ab und schob ihn über den Tisch. »Fünf Dollar fünfzig, Ma’am. Ich setze es Ihnen auf die Liste, falls Sie wollen.«

»Nein, nein, Ben!«, erwiderte die Alte und klappte ihr Täschlein auf. Sie holte einige Münzen daraus hervor und warf sie auf den Ladentisch. »Unsereins hat schon genug Schulden bei dir. Musst ja auch dein Brot auf den Tisch bekommen.«

Schweigend warteten die beiden Männer ab, dass Mrs. Ellsworth den Stoff an sich nahm und den Laden verließ. Als Waldron mit dem Fremden allein war, reute es ihn abermals, dass er sich als Mittelsmann für die Brigade Sieben hatte verpflichten lassen. Er hatte aufgrund der Dollars eingewilligt, die aus Washington flossen und den Store gegenwärtig am Leben erhielten.

»Gibt es einen Auftrag für mich?«, fragte der Fremde und stützte sich mit beiden Armen auf den Ladentisch. Er sah nicht nach einem Kerl aus, zu dessen Tugenden Geduld zählte. »Man hat mir in Albuquerque ein Telegramm überbracht.«