Lassiter 2374 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2374 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Das Wasser vor dem Staudamm war so kalt, dass Amy Huxley unwillkürlich den Atem anhielt, als sie den Fuß ins Wasser tauchte. Für einen Moment grub sie zaghaft die Zähne in die Unterlippe, bevor sie ein paar Schritte in das dunkelgrün schimmernde Wasser hineinging, bis es ihr an die Hüfte reichte. Sie tauchte die hohlen Hände in den Fluss und benetzte ihre nackten Brüste, ehe sie sich mit einem unterdrückten Jauchzen in die Fluten stürzte. Mit kräftigen Schwimmzügen tauchte sie hinab, um kurz darauf in der Mitte des aufgestauten Flusses prustend wieder an die Oberfläche zu kommen. Wassertretend strich sie sich das lange Haar aus der Stirn.

"Ich hab dich schon vor einer halben Stunde gesehen, Rowdy", sagte sie, und ein spöttisches Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. "Du kannst jetzt rauskommen, wenn du dich traust."

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EPUB

Seitenzahl: 161

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Höllenfahrt für Amy

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5872-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Höllenfahrt für Amy

Das Wasser vor dem Staudamm war so kalt, dass Amy Huxley unwillkürlich den Atem anhielt, als sie den Fuß ins Wasser tauchte. Für einen Moment grub sie zaghaft die Zähne in die Unterlippe, bevor sie ein paar Schritte in das dunkelgrün schimmernde Wasser hineinging, bis es ihr an die Hüfte reichte. Sie tauchte die hohlen Hände in den Fluss und benetzte ihre nackten Brüste, ehe sie sich mit einem unterdrückten Jauchzen in die Fluten stürzte. Mit kräftigen Schwimmzügen tauchte sie hinab, um kurz darauf in der Mitte des aufgestauten Flusses prustend wieder an die Oberfläche zu kommen. Wassertretend strich sie sich das lange Haar aus der Stirn.

»Ich hab dich schon vor einer halben Stunde gesehen, Rowdy«, sagte sie, und ein spöttisches Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. »Du kannst jetzt rauskommen, wenn du dich traust.«

Hinter den Büschen am gegenüberliegenden Ufer raschelte es, und Amy hob auffordernd die Arme. Dabei war ihr durchaus bewusst, wie diese Geste ihren vollen Busen besonders gut zur Geltung brachte. »Bist du etwa schon fertig?«, fragte sie. »Dann geh nach Hause und wechsle deine Unterwäsche!«

Sie grinste, als sich eine Gestalt den Weg durch das Unterholz bahnte. Der junge Mann stolperte über den Kies am Ufer auf sie zu und zog sich dabei hastig den Hut vom Kopf, um damit die Ausbuchtung in seinem Schritt zu verbergen. Er hielt sich den schwarzen Stetson vor die Körpermitte und setzte eine strenge Miene auf, die sie nicht sonderlich beeindruckte.

»Du hast hier nichts verloren, Amy! Das weißt du genau!«

»Ach ja?« Sie deutete auf die massiven Holzbohlen, die das hochstehende Wasser daran hinderten, den tiefen Abhang hinunter zu strömen in ein trockenes Flussbett, das ihr naturgegebenes Ziel gewesen wäre. Stattdessen sorgte der Damm dafür, dass das Wasser sich mannshoch oberhalb des üblichen Standes staute und in schmalen Bächen an der Senke westwärts zu den Weiden hinablief, die sich jenseits der schroffen Felsen erstreckten. Die Regenfälle der letzten Tage waren ergiebig gewesen und hatten den Wasserstand fast bis zur Kante des Wehrs hinaufgetrieben. Die Bohlen schienen sich unter dem Druck bereits leicht zu neigen.

»Das Wasser hier gehört auch uns, Rowdy. Dein Vater lässt uns verdursten, weil er unser Land will. Das ist etwas, was du ganz genau weißt.«

Der Angesprochene wischte sich in einer fahrigen Geste über sein gerötetes Gesicht. Dabei wanderten seine Augen verstohlen über Amys nackten Körper. »Verdursten wird dein Alter bestimmt nicht«, gab er in einer lahmen Retourkutsche zurück und versuchte dabei, seinen heftig gehenden Atem unter Kontrolle zu bringen. »Dein Dad ist schließlich Nolans bester Kunde im Stoner Saloon, wie jeder weiß!«

Angesichts dieser bösen Worte funkelte Amy ihn wütend an und bedeckte die bloßen Brüste unzureichend mit ihren schlanken Armen. »Du bist ein Arschloch, Rowdy. Genau wie dein Vater. Verpiss dich besser, oder ich schreie!«

Sie kehrte ihm den Rücken zu und watete mit ausgreifenden Bewegungen in Richtung des gegenüberliegenden Ufers.

»Warte, Amy!«, rief er. »Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint!« Er raufte sich die Haare, tanzte von einem Bein aufs andere und sah ihr nach, bis sie das Ufer erreicht hatte, bevor er den Hut zu Boden warf und kurzentschlossen ins Wasser sprang.

Amy griff nach einem Handtuch und schlang es sich um den Körper, als sie das Platschen hinter sich bemerkte. Stirnrunzelnd drehte sie sich um und sah Rowdy dabei zu, wie er sich unbeholfen damit abmühte, seinen Kopf über der Wasseroberfläche zu halten.

»Amy, ich …« Er schluckte Wasser, bevor er heftig paddelnd wieder nach oben kam. »Ich … ich kann …«

»… nicht schwimmen? Grundgütiger!«

Sie seufzte, ließ das Handtuch fallen und sprang kopfüber in den Fluss zurück. Ein paar kräftige Stöße, dann war sie bei ihm, griff Rowdy unter die Achseln und zog ihn mit sich zum Ufer.

Zwei Minuten später lag er japsend neben ihr, während sich Amy die Haare abtrocknete. Immer noch war die junge Frau so nackt, wie Gott sie schuf, doch in diesen Momenten war Rowdys Erregung existenziellen Empfindungen gewichen. Hustend und keuchend wand er sich am Boden.

Sie streifte sich ein dünnes Kleid über und betrachtete ihn dabei mit mäßigem Interesse, als wäre er nur gestolpert und würde daraus ein übertriebenes Drama machen. Rowdy versuchte angestrengt, wieder zu Atem zu kommen.

»Was sollte das, du Idiot?«, fragte sie mürrisch und schüttelte dabei unwillig den Kopf.

»Ich liebe dich«, war die einzige Antwort, die ihm darauf einfiel.

Nicht die schlechteste offenbar, denn ihre vollen Lippen hoben sich zu einem amüsierten Lächeln.

»Aber sicher«, murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Als sie über ihm stand, konnte er unter dem Saum ihres Kleides einen kurzen Blick auf ihr Allerheiligstes erhaschen, bevor sie ihm mit dem Fuß leicht in die Seite trat. »Mach’s gut.«

Sie wandte sich zum Gehen, und er erhob sich hastig. »Warte, Amy!«

»Was denn noch?«

»Ich meine es ernst. Ich will dich, jetzt sofort.«

Sie hob die Augenbrauen, und der Ausdruck in ihrem Gesicht tat ihm weh. Sie nahm ihn nicht ernst, und das kam ihm bekannt vor.

Sie schaute genau so, wie Dad es oft tat – halb spöttisch, halb missbilligend. Obwohl sein Vater es noch nie ausgesprochen hatte, war Rowdy davon überzeugt, dass er seinen Sohn für einen Versager hielt und insgeheim verachtete.

»Vergiss es, Rowdy.«

Er trat auf sie zu, und sie wich unwillkürlich etwas zurück, was ihm ein wenig Oberwasser verlieh. »Hör mir gefälligst zu!«, rief er und griff nach ihrer Schulter, doch sie tauchte geschickt unter seinem ausgestreckten Arm hindurch, sodass er ins Leere taumelte. Er fuhr herum und starrte sie mit flammendem Blick an. »Es ist mir ernst, so glaub mir doch. Ich träume jede Nacht von dir, und ich will, dass du meine Frau wirst!«

Ihr Lachen fuhr so heiß wie ein Schürhaken in seine Seele, doch als sie sich kurz darauf die Hand vor den Mund hielt und ihre Augen sich auf eigentümliche Art weiteten, glaubte er, etwas darin zu erkennen, das mehr ausdrückte als spöttische Heiterkeit.

Amy musterte ihn eine Weile lang schweigend, und dann tat sie etwas, dass Rowdy davon überzeugte, dass dort oben im Himmel ein Gott existierte.

Ein Gott, der in diesem Moment ein Auge auf ihn geworfen hatte.

Sie breitete ihre Arme aus. »Wenn es dich glücklich macht, Rowdy, dann komm einfach her. Na los.«

Und das ließ er sich nicht zweimal sagen.

Dabei hätte er sich am liebsten gezwickt, um sicher zu sein, nicht zu träumen. Amy streifte ihr Kleid ab, bevor sie ihn dazu bewog, sich auf den Rücken zu legen. Danach zog sie ihm erst das nasse Hemd, danach die Schuhe und schließlich die Hose aus. Keiner der feuchten Träume, die ihm die Nächte in den vergangenen Monaten versüßt hatten, ließ sich auch nur im Ansatz mit dem vergleichen, was nun passierte.

Er spürte ihre vom Wasser immer noch kühlen, vollen Brüste an seinen Oberschenkeln, als sie sich über seine Körpermitte beugte, und musste einen Schrei unterdrücken, als sie etwas tat, was seine Fantasie zwar oft beflügelt hatte, sich aber in der Realität doch ganz und gar anders anfühlte.

Sein Blut schien durch die Adern zu rasen wie ein reißender Gebirgsbach in der Schneeschmelze, während seine tastenden Hände ihren Hinterkopf fanden und Amys Haare streichelten. Die Gefühle, die nun durch seinen Körper tosten wie ein Orkan, rissen all die Selbstzweifel mit sich fort. Er hörte sich selbst ihren Namen stammeln in einem endlosen Sermon, der wie ein Echo klang, das von den Bergen widerhallte: »Aaaamy … Aamy … Amy … my … my …«

Es war einfach überwältigend, und er betete, dass dieser Moment niemals enden möge. Doch schon bald, als er fühlte, dass er nicht mehr lange würde an sich halten können, wollte er mehr als das. Er wollte Amy in Besitz nehmen.

Rowdy griff nach ihren Schultern und warf sie auf den Rücken. Die Lust übermannte ihn nun völlig, alle Empfindungen schienen von einem roten Schleier umhüllt zu sein, und voller Wonne ließ er jegliche Hemmung fahren, gab sich ganz der Ekstase hin und spürte nur noch die weichen Rundungen ihres jungen Körpers, der ihm nun so nahe war, wie er es noch kurz zuvor nie zu träumen gewagt hätte.

»Nicht so grob, Rowdy«, beklagte sie sich leise, doch er hörte es kaum. Ungestüm drang er in sie ein und ließ seiner Leidenschaft freien Lauf. Amys Stimme klang in seinen Ohren wie ein Echo seiner eigenen animalischen Begierde und seine Schreie waren für ihn wie das Brüllen eines Löwen, stolz, unbarmherzig und mächtig, bis er sich viel zu schnell heiß und zitternd in ihren Schoß ergoss.

Als Rowdy sich über ihr erhob, war sein Gesicht zu einer hochroten Grimasse verzerrt. Er wischte sich mit einer Hand den Schweiß von der Stirn, während er mit der anderen über die sanfte Rundung von Amys Unterleib streichelte.

Als er ihre Miene registrierte, zerstob sein breites Lächeln wie eine Handvoll Staub im Wind.

»Hat es dir etwa nicht gefallen?«, fragte er unsicher. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ seine hitzige Erregung binnen weniger Augenblicke in sich zusammenfallen.

Sie schloss die Schenkel und winkelte die Beine nach oben an, bevor sie wortlos an ihm vorbei in den Himmel starrte. Die Antwort hätte nicht deutlicher sein können, wenn sie ihm ins Gesicht gespuckt hätte.

Rowdy stülpte beleidigt die Lippen vor, stand auf und griff nach seiner Hose. Er sah sich nach seinen Schuhen um und versuchte, eine gelassene Miene zur Schau zu tragen, während sich ein dumpfes Schamgefühl in ihm ausbreitete.

»Du könntest mir ein paar Dollar da lassen, Rowdy«, sagte sie leise.

Er starrte sie an, und in seinem Gesicht zuckte es. »Meinst du das ernst?«

Amy starrte zurück, ihre Augen funkelten herausfordernd. »Hast du etwa keinen Spaß gehabt? Ein paar Bucks sollten dafür doch wohl drin sein, oder nicht?«

***

»Ja … Ja … Jaaa, o Laaassiter … Jaaaa!«

Er schloss die Augen, hielt ihren runden Hintern mit beiden Händen fest gepackt und gab sich ganz dem über ihn hereinbrechenden Höhepunkt hin, während Rubys Lustschreie in ein leises Wimmern übergingen. Sie bog den Rücken durch wie einen Bogen und schien für einen Moment zu erstarren, bevor sie mit einem einzigen endlos tiefen Ausatmen auf ihm niedersank.

Sie schmiegte sich an seine Brust, und ihr schwerer Busen presste auch ihm die letzte Luft aus den Lungen. Lassiter fuhr ihr fahrig durch die üppige fuchsrote Mähne, und ein letztes Zittern ging durch ihre beiden Körper, bevor sich wohlige Trägheit in ihnen breitmachte.

Lassiter griff nach dem immer noch fast vollen Whiskeyglas auf dem Nachttisch. Er war nicht einmal dazu gekommen, seinen Drink zu nehmen, als Ruby ihm bereits die Klamotten vom Leib gerissen hatte.

»Irgendwann wirst du mich noch umbringen, Baby«, keuchte er.

»Nicht … meine … Schuld …«, gab sie kurzatmig zurück und löste sich zögerlich von ihm, bevor sie sich auf den Rücken legte. »Hast du … nicht selbst … nach einer Extrarunde … verlangt?«

Er hob die Hand. »Schuldig im Sinne der Anklage.«

Er stützte sich auf den Unterarmen ab und nahm einen Schluck aus dem Glas, bevor er Ruby zuzwinkerte. »Allerdings hättest du mich vorwarnen müssen. Ich wusste nicht, dass auf einen Wüstensturm noch ein ausgewachsener Hurrikan folgen würde.«

Sie lachte heiser. »Ich nehme mir eben, was ich bekommen kann, Großer! Wer weiß, wann du zum nächsten Mal in der Gegend bist. Bei den meisten anderen Burschen hier …«, vielsagend wackelte sie mit den Augenbrauen, »… ist ihr Maul das größte, was sie zu bieten haben.«

Lassiter nickte nur und ersparte sich eine Antwort, als es an die Tür des Hotelzimmers klopfte. Sofort sprang er vom Bett auf und griff instinktiv nach dem Remington auf dem Nachttisch.

»Wer ist da?«

»Ben, der Laufbursche, Sir. Ich habe eine Nachricht für Sie.«

Er runzelte die Stirn, bevor er Ruby einen kurzen Blick zuwarf. Die Frau zuckte ratlos mit den Achseln.

»Moment.«

Er schlüpfte in seine Hosen, bevor er zur Tür ging und öffnete.

Ein junger Mann mit mehr Sommersprossen im Gesicht als ein komplettes irisches Mädchenpensionat neigte höflich den Kopf und wedelte mit einem kleinen Briefkuvert herum.

»Es ist von Mr. Cyrus Hackbart, dem Advokaten.«

Lassiter nickte unwillig, nahm den Umschlag entgegen und zog eine Münze aus der Hosentasche, die er Ben in die Hand drückte. Der bedankte sich, machte kehrt und marschierte den Korridor hinunter in Richtung Treppe.

Lassiter riss das Kuvert auf, zog einen kleinen Zettel hervor und überflog die wenigen Zeilen. Kurz darauf erblasste er.

»Alles in Ordnung, Lassiter?«, fragte Ruby hinter ihm.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis der Mann der Brigade Sieben sich angezogen hatte.

»Wir sehen uns, Ruby«, brummte er und war kurz darauf verschwunden.

»Eine Farm? Mitten im gottverlassenen Montana?«

Cyrus Hackbart, Rechtsanwalt, Notar und vertraulicher Verbindungsmann der Brigade Sieben in Cheyenne, strich sich über den imposanten weißen Schnurrbart, deren sorgfältig gezwirbelte Enden pfeilspitz auf seine abstehenden Ohren wiesen.

»So ist es, Lassiter. Milton Huxley – Gott habe ihn selig – hat Ihnen allein seinen gesamten Besitz vermacht. Ich sehe Sie überrascht …«

»In der Tat«, bestätigte Lassiter. »Milton … Mein Gott, ich habe seit Ewigkeiten nichts mehr von ihm gehört.«

»Nun, er scheint Sie jedenfalls nicht vergessen zu haben«, erwiderte Hackbart, was Lassiter zu einer schuldbewussten Miene veranlasste. »Nichtsdestotrotz kann ich mich noch ganz gut an Mr. Huxley erinnern. Er war damals einer der ersten Brigade Sieben-Agenten, mit denen ich Kontakt hatte. War es nicht sogar so, dass er Sie für die Einheit rekrutiert und ausgebildet hat?«

Lassiter nickte. »Das ist richtig, Cyrus. Ich verdanke dem alten Fuchs eine ganze Menge. Doch als er sich damals zur Ruhe setzte, haben wir uns aus den Augen verloren.«

Das war nur ein Teil der Wahrheit, doch Lassiter war nicht bereit, mit Hackbart über den wahren Grund zu sprechen, weshalb er Huxley seitdem nicht mehr getroffen hatte. Das war Privatsache und brauchte den Notar nicht zu kümmern.

»Nun ja, Lassiter. Jedenfalls geht es um ein Anwesen, das zumindest auf dem Papier einen nicht unbeträchtlichen Wert zu haben scheint. Dreihundert Acre Acker- sowie sechzig Acre Weideland, an einem kleinen Bach gelegen, dem Sawsatchee Creek. Ein halbes Dutzend Milchkühe, ein Farmhaus, Stall, Scheune und ein eigener Brunnen.«

»Ich frage mich, wie er auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet mir sein Land zu vererben«, sinnierte Lassiter. »Er musste doch wissen, dass ich nicht zum Farmer geboren bin. Ich habe damals noch Witze darüber gemacht, dass er auf einmal sesshaft werden wollte, weil wir uns eigentlich in dieser Beziehung immer einig gewesen waren.«

»Die ruhelosen Wölfe, die einsam durch die Prärie ziehen, meinen Sie?« Hackbart zwinkerte ihm zu, und Lassiter grinste schief.

»Etwas in der Art, ja. Es ist mir jedenfalls ein Rätsel, wie er glauben konnte, ich würde mich mit Ackerbau und Viehzucht befassen wollen.« Lassiter verzog die Lippen, als hätte er versehentlich in etwas Verdorbenes gebissen.

»Es ist viel Zeit vergangen, seit Sie sich zum letzten Mal gesehen haben, Lassiter«, gab der Notar zu bedenken. »Und vielleicht dachte er, in all den Jahren könnten Sie sich verändert und andere Ziele im Leben haben als durch den Kontinent zu reisen und sich mit Verbrechern herumzuschlagen. Aber ehrlich gesagt nehme ich an, dass Mr. Huxley noch einen anderen Grund hatte, Sie in seinem Testament als Erbe einzusetzen.«

Als Lassiter aufsah, musterte Hackbart ihn eine Weile, bevor er ein Papier aus dem Aktenordner hervorzog und es Lassiter über den Tisch hinweg zuschob. Der Mann der Brigade Sieben starrte den Notar sekundenlang an, bis der die Hände hob.

»Besser, Sie lesen es selbst.«

Achselzuckend nahm er das Papier entgegen und las Milton Huxleys letzte Nachricht.

Mein lieber alter Freund,

wenn du diesen Brief in Händen hältst, bin ich in die ewigen Jagdgründe eingegangen, wie unsere roten Brüder zu sagen pflegen. Ob aus freien Stücken, weil es Gott so gefiel oder durch die Hand eines Mannes, der schneller war als ich, kann ich nicht sagen. Du wirst es selbst herausfinden, wenn du nach Deckards Spring kommst. Natürlich könntest du das Erbe auch ablehnen, doch ich hege die Hoffnung, dass du das nicht tun wirst.

Als wir Abschied nahmen, geschah dies nicht im Guten, und ich habe in all den Jahren auf einen Tag gehofft, an dem wir uns wiedersehen und versöhnen könnten. Nicht nur ich, mein Freund – auch Philomena wäre froh gewesen, wenn der Zwist, den sie zwischen uns gesät hat, mit der Wurzel herausgerissen worden wäre und wir alle drei wieder hätten Freunde sein können – so wie damals.

Es ist uns nicht vergönnt gewesen, und als Philomena vor drei Jahren starb – du musst dich nicht grämen, es war ein tückischer Virus, doch sie hat nicht lang gelitten – habe ich ihr auf dem Sterbebett versprochen, dich als meinen, nein unseren Erben einzusetzen.

Vielleicht wirst du dich fragen, warum wir nach all den Jahren ausgerechnet dich damit behelligen. Nun, dafür gibt es einen einfachen, aber bedeutenden Grund.

Ihr Name ist Amy, und an diesem Abend, an dem ich das hier schreibe, hat sie ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert. Sie liegt oben in ihrer Kammer und schläft friedlich, wie ich hoffe. Friedlich und ahnungslos, was die Umstände ihrer Zeugung betrifft.

Wir haben Amy all die Jahre über in bestem Wissen erzogen, obwohl wir es vielleicht zu oft an Strenge mangeln ließen. Sie ist ein etwas aufmüpfiges, aber wunderschönes junges Mädchen, das nun allmählich zur Frau wird.

Aber, und damit komme ich geschwätziger alter Mann endlich zum Punkt – weder ich noch Philomena wissen, ob ich wirklich Amys Vater bin. Du wirst dich noch gut genug daran erinnern, was damals zwischen uns – mir, Philomena und dir, Lassiter – vorgefallen ist. Deshalb denke ich, dass ich dir weitere Erklärungen ersparen kann, weshalb ich nun nicht nur unseren Besitz, sondern auch das Schicksal von Amy in deine Hände lege.

Ich kenne nicht jedes Detail darüber, was dir in all den Jahren widerfahren ist, aber ich weiß, du bist immer noch bei der Brigade Sieben. Und ich gebe zu, dass ich meine immer noch ganz gut funktionierenden Kontakte ab und an ohne Bedenken nutzte, um dein Schicksal seit unserem Abschied verfolgen zu können. Deshalb glaube ich aus tiefstem Herzen, dass der junge Mann, mit dem ich damals so manche Schlacht geschlagen habe, immer noch derselbe Bursche ist, der sich keiner Herausforderung und keiner Verantwortung entzieht.

Ich vertraue dir alles an, wofür ich gelebt habe. Und ich weiß, das ist eine schwere Bürde. Du wirst das Richtige tun, da bin ich mir sicher.

Gott sei mit Dir!

Dein Freund Milton Huxley

Lassiter ließ den Brief sinken und starrte ins Leere.

Hackbart erhob sich und ging am Schreibtisch vorbei zur Bar, um zwei Gläser großzügig mit Whiskey zu füllen. Als er eines der Gläser vor Lassiter abstellte, schien sein Gast wie vom Donner gerührt.

»Ich schätze, den brauchen Sie jetzt«, brummte der Notar und legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter.

***

»Ihr Schweine habt ihn umgebracht!«, kreischte Amy Huxley. Mit ausgestreckten Händen stürmte sie in das Halbdunkel des Schankraums und wollte sich auf einen vierschrötigen Mann in schwarzem Mantel stürzen, der vorn am Tresen alle Nebenstehenden um mindestens eine Kopflänge überragte und dem Angriff der jungen Frau mit unbewegter Miene begegnete.