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Das Klirren und Klappern der Arzneifläschchen hinten auf dem Fuhrwerk hörte Jonathan Bowman nach all den Jahren längst nicht mehr. Er fuhr die Strecke von der Anlegestelle am Mississippi hinauf zu den einstigen Plantagenhäusern einmal im Monat. Doch diesmal sollte es ihn das Leben kosten.
Von den chemischen Vorgängen, die sich in den kleinen Glasphiolen in seinem Rücken abspielten, wusste Bowman nichts. Er hatte einen Auftrag erhalten, und der führte ihn zu dem stattlichen Herrenhaus von Henry Tussaud.
Er mochte das Ehepaar Tussaud und hätte ihm nie ein Leid zugefügt. Doch an diesem Sonntag ließ ihm das Schicksal keine Wahl...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Showdown am Mississippi
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5875-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
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Showdown am Mississippi
Das Klirren und Klappern der Arzneifläschchen hinten auf dem Fuhrwerk hörte Jonathan Bowman nach all den Jahren längst nicht mehr. Er fuhr die Strecke von der Anlegestelle am Mississippi hinauf zu den einstigen Plantagenhäusern einmal im Monat. Doch diesmal sollte es ihn das Leben kosten.
Von den chemischen Vorgängen, die sich in den kleinen Glasphiolen in seinem Rücken abspielten, wusste Bowman nichts. Er hatte einen Auftrag erhalten, und der führte ihn zu dem stattlichen Herrenhaus von Henry Tussaud.
Er mochte das Ehepaar Tussaud und hätte ihm nie ein Leid zugefügt. Doch an diesem Sonntag ließ ihm das Schicksal keine Wahl …
Der milde Abend über den Häusern von Myrtleland hatte Henry Tussaud ganz wehmütig gestimmt, vor allem das blässliche Abendrot, das jenseits der Bäume am Fluss glühte und wie die romantische Kulisse eines gewaltigen Theaterstücks oder einer Oper aussah. Der kräftige Schwarze in der etwas zu eng geschneiderten Weste musste dabei an seine Ahnen denken, denen auf den Plantagen äußerst selten vergönnt gewesen war, sich am Abendrot zu erfreuen.
»Henry?«
Die sanfte Stimme von Tussauds Frau verlor sich beinahe auf der weitläufigen Veranda des Herrenhauses, das dem Ehepaar seit einigen Jahren gehörte. Sie hatten es erstanden, nachdem Tussaud Handelsverträge mit zwei Gesellschaften in Boston und New York ausgehandelt hatte, die der Tussaud Lumber Co. Profite auf Jahre bescheren würden.
»Janice?«, fragte Tussaud und wandte sich halb um. Er hustete und hielt sich am schmiedeeisernen Geländer der Veranda fest. »Ich wäre doch gleich zu dir gekommen.«
Die dunkelhäutige Frau mit den strahlenden Augen und dem pausbäckigen Gesicht, die wenige Schritte von ihm entfernt auf der Veranda stand, glich noch immer der Frau, in die sich Tussaud vor etwas mehr als einem Jahrzehnt verliebt hatte. Sie war unmerklich älter geworden, seit sie mit dem Holzhandel Erfolg hatten und durchwachte Nächte dazugehörten, aber von ihrem Charme und ihrem Esprit hatte Janice nichts verloren.
»Du weißt sehr wohl, dass ich es ohne dich nicht aushalte«, sagte Janice und kam langsam auf ihn zu. Sie hielt ein grünes Fläschchen in der Hand, das mit einem Korkstopfen verschlossen war. »Außerdem habe ich deine Medizin.«
Wieder überwältigte ein Hustenanfall Tussaud und zwang ihn, sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Brüstung zu stützen. Er verdammte die schmerzhafte Tuberkulose, die ihn seit Jahren plagte und die sich allmählich auf die Lunge legte.
»Was hast du dabei?«, keuchte Tussaud und richtete sich wieder auf. Seine Augen tränten von der Anstrengung, die ihm der Husten bereitet hatte. »Das Daffy-Elixier?«
Seine Frau nickte und brachte die grüne Flasche zu ihm. Sie sah ihn an, zog den Korken heraus und drückte ihm das Gefäß in die Hand. »Trink es endlich, Henry. Es wird dir helfen, sagt Doc Blaker.«
»Es ist genau das gleiche Wasser wie alles andere«, knurrte Tussaud und sah wieder auf die Häuser von Myrtleland. Sie hockten am Mississippi wie Getreidegarben am Feldrand. »Nichts von alledem hilft. Ich habe es doch schon gestern getrunken.«
»Hast du?«, erwiderte Janice zweifelnd. Sie legte ihm den Arm um die Schultern und blickte ihn aus ihren herbstbraunen Augen an. »Du lügst, oder? Die Flasche ist noch immer voll. Bowman hat letztens eine frische Lieferung gebracht.«
Das zuckelnde Fuhrwerk von Jonathan Bowman war zu einem Bild der Hoffnung für Janice geworden, nachdem sie herausgefunden hatte, dass Bowman auch Daffy-Elixier beschaffen konnte. Die Arznei aus Anissamen, Koriander, Kümmel und Alant galt in manchen Kreisen als letzte Hoffnung für Tuberkulosekranke wie Tussaud.
»Zwei Löffel«, erklärte Tussaud mit einem Lächeln. Er sagte die Wahrheit. »Zwei Löffel habe ich genommen. Aber mir geht’s nicht besser.«
Sie hatte einer Menge Leute verschwiegen, woran Henry litt, vor allem den weißen Kunden von Tussaud Lumber Co., die nur auf einen Grund warteten, sich das Holz von einer anderen Gesellschaft zu beschaffen. Die meisten Geschäftsfreunde, die Tussaud inzwischen hatte, hätten sich vermutlich ohnehin nicht dafür interessiert.
Schwarze, hieß es hinter vorgehaltener Hand noch oft, sollten den Rücken besser krumm als steif machen.
»Nimm schon!«, drängte Janice weiter und drückte ihm das Fläschchen fester zwischen die Finger. »Ich will es, Henry. Ich brauche dich noch.« Sie wandte sich zur Brüstung und starrte auf die Wiesen hinunter. »Du weißt selbst, wie zeitig unsereins früher gestorben ist. Du schuldest es meiner Mutter und deinem Vater, die Medizin zu nehmen, die wir uns nun endlich leisten können.«
Zwei Dollar kostete die Flasche, und Henry wusste, dass nicht viele Menschen in Myrtleland – selbst nicht viele Weiße – das Privileg hatten, sich eine Flasche Daffy-Elixier liefern zu lassen.
»Gut, gut«, sagte Henry und setzte die Flasche an die Lippen. Er trank einen Schluck und verzog den Mund ob der Schärfe des Alkohols. »Ich könnte mich nicht –«
Ehe er Janice die Flasche zurückgeben konnte, ergriff Tussaud ein Schwächeanfall. Er fühlte plötzlich seine Beine nicht mehr, die sich in eine Art Wachs verwandelt hatten und unter ihm einknickten.
Seine Frau riss die schönen rehbraunen Augen auf und stürzte zu ihm.
Neben ihnen fiel das Daffy-Elixier zu Boden, schlug auf die marmornen Fliesen der Veranda und spritzte nach allen Seiten davon. Die Glasscherben tanzten über den Stein, als dirigierte sie eine unsichtbare Hand.
»Henry!«, schrie Janice und fing Tussaud halb auf. »Henry, was hast du?«
Hätte Henry antworten können, er hätte etwas von Blumen gesagt, die plötzlich in seinem Inneren aufsprossen, von etwas Schönem, ja sogar etwas unsagbar Schönem. Er sah ein Licht in der Ferne aufglühen, weit hinter dem anmutigen Kopf seiner Frau, die ihn unnatürlich panisch anblickte. Er wusste, dass sich so der Tod anfühlte, aber er wusste nicht, woher er gekommen war.
Henry, Henry …
Die vertraute Stimme seiner Frau wurde zu einem Echo, einem Hallen in einer riesigen Kathedrale, die dem Herrenhaus der Tussauds ganz ähnlich sah. Janices Worte klangen und verklangen und kehrten zurück, um das Gleiche noch einmal zu tun.
»Hab keine Angst!«, hörte Tussaud sich sagen. »Es ist alles in bester Ordnung.«
Dann raste das Licht heran, als würde es von fünfzehn Pferden gezogen, und stülpte sich mit der Macht einer Dynamitexplosion über ihn.
Es verschlang Janice und sein ganzes bisheriges Leben.
***
Unter den dichten Qualmwolken, die aus den schmuckvollen Schornsteinen der Natchez stiegen, verschwanden die Bäume am Ufer des Mississippi wie hinter einem dichten Schleier. Der Schaufelraddampfer hatte soeben Golden Grove passiert und nahm nun erheblich an Fahrt auf. Das Flussschiff war eine halbe Stunde im Verzug und versuchte nun, die verlorene Zeit aufzuholen.
»Mr. Lassiter?«
Der breitschultrige Mann an der Reling, der nachdenklich in den trüben Mississippi starrte, wandte sich langsam zu dem Passagier um, der gerade zu ihm getreten war. Er sah einen klein gewachsenen Mann in einer eleganten Uniform vor sich, der den Mund nervös zu einem Lächeln verzog.
»Mr. Sullivan?«, fragte Lassiter. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Der erste Offizier der Natchez nickte förmlich und lehnte sich dann ebenfalls über die Reling. Er schaute sich nach den übrigen Passagieren um, die allein oder zu zweit über das Promenadendeck spazierten. »Sind Sie in New Orleans zugestiegen?«
»So ist es«, sagte Lassiter und lauschte eine Weile dem stampfenden Takt der Maschinenkolben unter dem Deck. »Das Telegramm hat mich dort erreicht. Ich hatte Glück, dass die Natchez gerade auf dem Plan stand.«
»Ich fürchte eher, dass wir mit Ihnen Glück haben«, erwiderte Sullivan trocken und rieb die Lippen gegeneinander. »Die Brigade Sieben konnte uns keinen besseren Mann für diese Sache empfehlen. Es geht um eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung.«
Die Natchez gab einen gellenden Pfiff von sich, der unter den Passagieren heitere Ausrufe auslöste. Vom Ufer winkten einige dunkelhäutige Kinder, die mit ihren Flößen ein Stück auf den Fluss hinaus paddeln wollten.
»Worum geht es im Einzelnen?«, fragte Lassiter. »Der Mississippi ist ein friedlicher Ort.«
»Nicht für bestimmte Leute«, gab Sullivan zurück und richtete sich auf. »Aber ich kann Ihnen nicht auf Deck davon erzählen. Ich bin für eine Stunde vom Dienst befreit und würde Ihnen gern unsere luxuriöseste Kabine zeigen, wenn Sie gestatten. Es liegen Kartenmaterial und einige Unterlagen für uns bereit.«
Der Offizier wartete Lassiters Nicken nicht ab und wies seinem Gast mit einer eleganten Geste den Weg. Sie verließen das Promenadendeck durch eine der Seitentüren und fanden sich wenig später auf einem Kabinengang wieder.
»Die Natchez ist erst vor fünf Jahren in Dienst gestellt worden«, erläuterte Sullivan, während sie an den Kabinentüren vorbeiliefen. »Sie ist das modernste Flussschiff auf dem Mississippi und kann bei Bedarf auf acht Kessel zurückgreifen. Die Strecke zwischen New Orleans und Baton Rouge schaffen wir in kürzester Zeit.«
Nach kurzem Fußmarsch hielten sie vor einer elegant verzierten Tür mit einem schmiedeeisernen Knauf. Sie gewährte Einlass zu einer komfortablen Suite, die längsschiffs mit Szenen von rituellen Tänzen der Natchez-Indianer geschmückt war. Die Fenster verfügten über Bleigläser, auf denen gleichfalls indianische Motive zu sehen waren.
»Solche Suiten buchen gewöhnlich jene Männer«, nahm Sullivan das Gespräch wieder auf, »um die es in Ihrem Auftrag geht. Es sind wohlhabende Schwarze, die über Unternehmen und Grundbesitz verfügen und ihren Reichtum gern zur Schau stellen.«
»Reichtum ist kein Privileg der Weißen«, sagte Lassiter und lief in der Kabine herum. Die Darstellungen der Natchez bei ihrem rituellen Sonnentanz waren von beeindruckender Genauigkeit. »Was ist mit den Männern, von denen Sie gesprochen haben?«
»Sie sind tot«, sagte Sullivan und ließ eine längere Pause. »Sie sind allesamt in den vergangenen drei Monaten und unter mysteriösen Umständen gestorben. Manch einer in den Bayous glaubt schon an Hexenwerk.«
Vor dem Fenster stand eine Kommode mit einer bronzenen Büffelstatue darauf, die nicht recht zum Lagerleben der Natchez auf den sonstigen Kunstwerken passte. »Und was glauben Sie?«
»Wir glauben an kaltblütigen Mord«, sagte Sullivan und griff unter den Tisch in der Raummitte. Er brachte ein hellbraunes Kuvert zum Vorschein, das prall gefüllt war. »Vorwiegend an Schwarzen, die mit ihren Profiten weit über dem Durchschnitt von Louisiana und Missouri liegen.«
Zuoberst im Kuvert steckte die Daguerreotypie eines massigen Schwarzen, der mit stoischem Blick in Richtung des Photographen sah. Er hielt einen Gehstock in der Hand und saß in einem breiten Lehnstuhl.
»Henry Tussaud«, erläuterte Sullivan und reichte Lassiter die Fotoplatte. »Er ist das letzte Opfer. Er war Eigentümer der Tussaud Timber Co., einer der führenden Holzhandelsgesellschaften in Louisiana.«
Aufmerksam betrachtete Lassiter die Photographie und griff nach der Sterbeurkunde, die Sullivan ihm entgegenhielt. »Tuberkulose? Er ist an Tuberkulose gestorben?«
»Wenigstens ist das die offizielle Erklärung«, brummte Sullivan resigniert. »Die Wahrheit ist, dass ihm seine Frau ein gepanschtes Medikament gegeben hat. Der Lieferant der Arznei hat zugegeben, dass er zuvor von einer Frau mit dem Namen Lexy Walden beauftragt worden ist, eine Flasche des Medikaments abzuliefern.«
Tiefe Furchen durchzogen Lassiters Stirn im gleichen Moment. »Aus welchem Grund ist die Sterbeurkunde gefälscht? Ein Mord fiele in die Zuständigkeit des Marshals oder Sheriffs.«
Von Sullivan kam ein leichtes Seufzen. »Kein Marshal oder Sheriff weiß von den zwanzig Morden, die der Brigade Sieben in den letzten Monaten bekannt geworden sind.« Er zog eine Flusskarte des Mississippi aus dem Kuvert. »Sie ereigneten sich allesamt auf dem Flussabschnitt zwischen New Orleans und Baton Rouge.«
Die Finger des Offiziers glitten am Flussufer hinauf, während Sullivan die Namen vorlas. »Elmwood, Fair Grove, Oakland, Ashton, Killona … Es ist eine verdammt lange Liste, Lassiter.«
»Und die einzige Spur ist Lexy Walden?«, fragte Lassiter grübelnd. »Die ›Hexe‹?«
Der Zeigefinger von Sullivan verharrte auf einem Ort mit dem Namen Mulberry Place. »Vor der Hand schon. Sie stammt aus Mulberry Place.« Er sah zu Lassiter auf. »Sie sollten mit ihrem Vater sprechen.«
Schweigend starrte Lassiter auf die Flusskarte.
»Brauchen Sie einen Gewährsmann in Mulberry Place? Ich könnte Ihnen jemanden schicken.«
»Nein«, schüttelte Lassiter den Kopf. »Ich kenne jemanden dort.«
***
»O Lassiter!«
Die kastanienbraunen Haare von Mary Briggs stellten sich fächerförmig in der Luft auf, als sie den Kopf in die Höhe riss und sich mit beiden Armen noch fester gegen Lassiters Brust stemmte. Das Hausmädchen mit den ausladenden Hüften trug nur noch ihr hochgestreiftes Mieder und stöhnte jedes Mal laut, sobald es sich auf seinen Liebhaber niederfallen ließ.
»Leise, Mary!«, mahnte Lassiter zum dritten Mal. »Du weckst das ganze Hotel auf!« Doch wie schon bei ihrer ersten Begegnung vor einigen Jahren ließ sich der brünette Wirbelwind in seinem Bett nichts sagen.
»Sollen sie’s ruhig hören!«, hauchte Mary und ließ ihren Hintern auf Lassiters Schenkel klatschen. »Diese prüden Säcke aus Baton Rouge hatten noch nie solches Glück! Wie gut, dass du an mich gedacht hast!«
Wie hätte Lassiter diesen Wonneproppen von einer Frau auch vergessen können, die ihm schon einen Auftrag am Mississippi vor fünf Jahren versüßt hatte. Sie hatte ihm damals geholfen, ein versunkenes Flussschiff aufzuspüren, das im Lake Maurepas versenkt worden war. Eine Truhe mit mexikanischem Gold war in dem Dampfer versteckt gewesen, und die Brigade Sieben hatte jede einzelne Unze ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben.
»Dir galt mein erster Gedanke«, sagte Lassiter und verschwieg, dass er aus einem bestimmten Grund nach Mulberry Place gekommen war. »Ich hatte gehofft, dass du dich freust.«
Die springenden Brüste vor seinen Augen erschwerten ihm das Reden, aber nun hielt Mary inne und formte mit ihren vollen Lippen einen Kussmund. Sie zog ihn an sich und verschlang ihn buchstäblich. »Mich freuen? Machst du Scherze? Du bist damals über Nacht verschwunden, und ich –« Sie küsste ihn abermals. »Mir blieb nur die Sehnsucht.«
Das Zimmer im Mulberry Inn war deutlich geräumiger, als Lassiter befürchtet hatte, und es befand sich zudem in Sichtweite von Walden’s Pharmacy. Das zweistöckige Gebäude mit dem schmalen Vordach stand einer Straßenecke und war jeden Abend hell erleuchtet.
»Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«, hauchte ihm Mary ins Ohr und rollte von ihm herunter. Sie legte einen Arm um seine Schultern und zog ihn zwischen ihre Beine. »Gefällt’s dir nicht? Hattest du zu viele Frauen unterwegs?«
Der Mann der Brigade Sieben lächelte und drang mit einem harten Stoß in seine Geliebte ein. Er fasste ihre Hände und drückte sie hinter ihren Kopf. »Mich kümmern gerade keine anderen Frauen, Kleines. Mir geht es um dich allein.«
Die geflüsterten Worte des großen Mannes rangen Mary ein wollüstiges Stöhnen ab. Die vollbusige Brünette schloss die Augen und gab sich Lassiters Liebkosungen willenlos hin.
Kurze Zeit später prallte das stählerne Bett in immer kürzeren Abständen gegen die Wand.
Sie liebten sich mit solcher Heftigkeit und Hingabe, dass Lassiter vergaß, aus welchem Grund er eigentlich nach Mulberry Place gereist war. Er vergaß die Unterlagen, die in seinem Reisegepäck steckten, und Sullivans fast flehenden Blick beim Abschied.
Was Lassiter jedoch nicht vergaß, war die Lust seiner Bettgefährtin.
Er trieb sie mit sanften und kräftigen Stößen im Wechsel an den Rand der Ekstase, betrachtete ihre bebenden Brüste, zwischen den der Schweiß hinabrann und sich in ihrem Bauchnabel sammelte. Marys braune Haare lagen in wilder Unordnung im Bett und zeugten von der Leidenschaft, mit der sie einander Vergnügen bereiteten.
»Lassiter!«, wisperte Mary und quietschte vor Erregung. »Mir kommt’s, ja! Jetzt gleich! Warte nur ab!«
Die Lider des Hausmädchens flatterten, als sie eine Woge der Lust überkam, als etwas ihre Haut in Flammen setzte und glühende Lava durch ihre Adern jagte. Sie bebte und zitterte und sank erschöpft in Lassiters Arme.
Als Mary allmählich zur Ruhe kam, brach auch Lassiters letzter Damm.