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An dem Tag, als die verrückten Ereignisse ihren Lauf nahmen, regnete es in Strömen. Robert Wayne war auf dem Heimweg zu seiner Ranch am Red River. Die Trampelpiste, auf der er ritt, war von etlichen Pfützen bedeckt. Manche mochten tiefer sein, als es den Anschein hatte. Vorsichtig lenkte er Blacky um die Gefahrenquellen herum.
Er erreichte sein Gehöft ohne Zwischenfälle. Jamie, seine schwangere Frau, erwartete ihn am Torbogen. Bei ihrem Anblick ging dem jungen Rancher das Herz auf. Er saß ab und nahm Jamie in die Arme.
"Ich habe dir dein Lieblingsessen gekocht, Bob", sagte sie.
Wayne gab der Schwangeren einen Kuss und geleitete sie ins Haus. Doch als er sein Pferd später in den Stall bringen wollte, erwartete ihn eine böse Überraschung.
Blacky war nicht mehr da.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Die verwegene Miss Penny
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5957-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die verwegene Miss Penny
An dem Tag, als die verrückten Ereignisse ihren Lauf nahmen, regnete es in Strömen. Robert Wayne war auf dem Heimweg zu seiner Ranch am Red River. Die Trampelpiste, auf der er ritt, war von etlichen Pfützen bedeckt. Manche mochten tiefer sein, als es den Anschein hatte. Vorsichtig lenkte er Blacky um die Gefahrenquellen herum.
Er erreichte sein Gehöft ohne Zwischenfälle. Jamie, seine schwangere Frau, erwartete ihn am Torbogen. Bei ihrem Anblick ging dem jungen Rancher das Herz auf. Er saß ab und nahm Jamie in die Arme.
»Ich habe dir dein Lieblingsessen gekocht, Bob«, sagte sie.
Wayne gab der Schwangeren einen Kuss und geleitete sie ins Haus. Doch als er sein Pferd später in den Stall bringen wollte, erwartete ihn eine böse Überraschung.
Blacky war nicht mehr da.
Bob Wayne war außer sich vor Zorn.
Rasch wurde ihm klar, dass Blacky Opfer eines Pferdediebstahls geworden war.
Während er warm und trocken in der Stube saß und Jamies vorzüglichen Braten genoss, hatte sich ein tückischer Langfinger auf die Ranch geschlichen und ihm seinen Hundert-Dollar-Rappen gestohlen.
»Zum Henker mit dem Bastard!«, fluchte Wayne und ballte die Hände zu Fäusten.
Der Regen war heftiger geworden. Über die Felsen im Süden des Palo Duro Canyons zogen immer mehr Wolken auf. Auf dem Gelände der Ranch bildeten sich Pfützen und Tümpel. Die Hühner hatten sich in den Stall neben der Scheune verzogen. Nur den Enten schien das Unwetter nichts auszumachen. Fröhlich schnatternd schlugen sie mit den Flügeln und nahmen in dem Riesentümpel vor dem Ziehbrunnen ein ausgiebiges Bad.
Wayne stapfte zum Torbogen und spähte die Straße entlang, die er vorhin gekommen war. Schon nach hundert Yards verlor sich der Blick im undurchsichtigen Grau der Regenschleier.
Den Pferdedieb verfolgen?
Nach kurzem Überlegen legte Wayne den Gedanken zu den Akten. Der Rappe war sein einziges Reittier. Außer Blacky verfügte er nur noch über zwei Maultiere, die als Zuggespann für den Planwagen und die landwirtschaftlichen Geräte fungierten. Bevor er eines der Mulis aufgezäumt hatte, war der Dieb mit dem viel schnelleren Pferd längst aus dem Canyon hinaus.
Es war zum Haareraufen!
Wayne winkte wegwerfend ab und tappte schwerfällig zum Haus zurück. Was für ein dreistes Husarenstück! Da saß er in der Bude und aß, und exakt zur gleichen Zeit schlich sich ein Fremder an und entkam mit fetter Beute.
Wayne kam sich vor wie der dümmste Rancher westlich des Mississippi. Der Verlust seines Pferdes erschütterte ihn bis ins Mark.
Im Türrahmen erschien Jamie.
Wayne sah sie hilflos an.
Seine Frau lächelte matt. Sie war eine zierliche Brünette mit grünen Augen, hohen Wangenknochen und einer etwas zu großen Nase. Das hellgraue Kattunkleid, das ihren aufgeblähten Leib umspannte, hatte sie selbst geschneidert. Im Laufe der Schwangerschaft hatte der Umfang von Jamies Brüsten um fast das Doppelte zugenommen.
Wayne gefiel die Veränderung seiner Gattin über alle Maßen. Schon immer hatte er Frauen mit weiblichen Formen gemocht.
Er musste wieder an sein Pferd denken. Warum gerade Blacky? Warum hatte der Dieb nicht eines der Pferde von den Nachbarranches gestohlen? Die Fragen schwirrten in seinem Kopf herum wie Fliegen im Glas.
»Komm rein, Bob«, sagte Jamie. »Ich hab uns einen Kaffee gekocht.«
Er trat an die Tür. Wieder ballte er die Hände zu Fäusten, aber da war nichts als die Wand, auf die er hätte einschlagen können.
Jamie strich sich eine herabfallende Haarsträhne aus der Stirn. »Beruhige dich, Bob. Alles wird gut. Blacky hat ein Brandzeichen. Der Sheriff und seine Männer sind auf Draht. Sie werden ihn finden.«
Da war sich Wayne nicht so sicher.
Sheriff Dorset war nicht gerade ein Geistesriese. Ja, im Steuern eintreiben leistete er erstklassige Arbeit, das stimmte. Aber bei der Aufklärung von Verbrechen haperte es. Den Mörder von Charles McAllister und den Kerl, der die kleine Sally Goodman missbraucht hatte, hatte er immer noch nicht dingfest gemacht. Dabei war das schon drei Wochen her. Wahrscheinlich würden die Täter ungeschoren davonkommen.
Wayne folgte Jamie in die Stube.
Der Duft des frisch gebrühten Kaffees stieg ihm in die Nase. Nachdem er Hut und Regenmantel abgelegt hatte, setzte er sich zu Jamie an den Tisch.
Sie goss ihm einen Schluck gezuckerte Kondensmilch in die Tasse, so wie er es liebte.
Ohne ein Wort langte er nach dem kleinen Löffel, der neben der Milchdose lag, und rührte um.
Es war sehr still in der Stube. Nur das monotone Ticken der Wanduhr erklang.
Wayne fühlte sich schuldig. Durch seine Unachtsamkeit war ihnen das Pferd abhandengekommen.
»Wir werden ein neues Reitpferd kaufen«, sagte Jamie auf einmal.
»Wie? Was?« Über den Tisch hinweg starrte er sie an.
»Wir kaufen ein neues Pferd.«
Er rang um Fassung. »Mein Gott, Jamie! Woher zum Geier sollen wir das viele Geld nehmen?«
Sie lächelte matt. »Ich werde meinen Schmuck verkaufen. Was soll das Zeugs hier herumliegen? Ich verkaufe den Kram, und du kaufst dir ein Pferd, oder auch zwei.«
Wayne war sprachlos. Jamie hing an den Schmuckstücken, die sie von ihren Eltern geerbt hatte. Ein ums andere Mal hatte er sie dabei ertappt, wie sie die Ringe, Broschen und Diademe verzückt betrachtete, wenn sie in der Schlafstube vor dem Spiegel ihrer Frisiertoilette saß.
»Das geht nicht«, sagte er leise. »Nicht den Schmuck, Jamie.«
Sie nippte an ihrem Kaffee. »Es macht mir nichts aus, Bob«, sagte sie.
Waynes Gedanken glitten in die Vergangenheit. Als er Jamie kennenlernte, war er ein junger Mann von knapp zwanzig Jahren gewesen. Jamie arbeitete in einer kleinen Schneiderei in Kansas City. Er kam gerade als Cowboy mit einem Viehtreck aus dem Süden von Texas. Auf dem Trail hatte er sich auf der Suche nach einem verirrten Kalb seine Lieblingsjacke zerrissen. Jamie brachte das Kunststück fertig, die Jacke zu flicken, ohne dass es groß auffiel. Wayne war überglücklich gewesen.
Spontan hatte er die junge Schneiderin gefragt, ob sie mit ihm ins Theater gehen wolle.
Sie hatte nur einen Atemzug lang gezögert, dann erfolgte das schüchterne »Ja.«
Auf der Stelle verliebte er sich in Jamie. Als er ihr seine Gefühle offenbarte, gestand sie ihm, dass es ihr genau so ging.
Ein halbes Jahr später hatten sie in einer hübschen Kirche auf einem der Hügel im Westen von Kansas City geheiratet. Er hatte versprochen, seine junge Frau glücklich zu machen.
Wayne seufzte schwer.
Jetzt saß er da wie ein geprügelter Hund, und Jamie bot ihm den Schmuck zum Verkauf an, den sie über alles liebte.
»Nein«, entschied er. »Der Schmuck bleibt, wo er ist. Ich finde einen anderen Weg.«
Abrupt stellte Jamie die Tasse ab. »Unser Bargeld reicht aber nicht für ein gutes Pferd. Die Mähmaschine und der mechanische Rechen haben ein großes Loch in unser Budget gerissen. Und nächstes Jahr wolltest du die obere Etage im Haus ausbauen. Wir brauchen Bauholz, Werkzeuge und Männer, die dir zur Hand gehen.« Sie hielt kurz inne. »Wie man es auch dreht, es hilft nichts. Die Klunkern müssen dran glauben.«
Die Worte trafen ihn wie Keulenschläge. Stumm brütete er vor seiner dampfenden Kaffeetasse.
Jamie stand auf, lief in die Stube nebenan und kehrte mit der Schatulle aus Mahagoniholz zurück, in der sie ihre Wertsachen aufbewahrte.
Wayne hob den Kopf. »Bring sie wieder weg«, bat er. »Bitte, Jamie. Ich kann’s nicht mit ansehen, wie du …« Seine Stimme erlosch.
Sie legte eine Hand auf den Deckel. »Gut, wie du willst, Bob. Wir müssen noch mal nachdenken, ganz gründlich. Vielleicht gibt es tatsächlich noch eine andere Lösung für unser Problem.«
Er nickte erleichtert. »Ja, die gibt es, Schatz. Ganz bestimmt. Ich bin fest davon überzeugt.«
***
Es war mitten in der Nacht, als Bob Wayne plötzlich aufwachte.
Er spürte, dass Jamie sein Glied streichelte.
»Jamie«, seufzte er.
»Ganz ruhig, Bob.« Ihre Stimme war wie ein süßer Hauch.
Auf Jamies Nachttisch brannte eine Kerze. Schatten krochen über die Wände. Von draußen flogen Motten gegen die Fensterscheibe.
Wayne hörte, dass Jamie schneller atmete als sonst.
Offenbar hatte sie noch lange in ihrem Roman gelesen. Sie las oft im Bett, vor dem Schlafengehen, manchmal bis spät in die Nacht.
Jetzt glitten ihre warmen Finger an seiner erwachenden Männlichkeit auf und nieder. Meine Güte, tat das gut. Er holte tief Luft und ließ den Atem stoßweise entweichen.
Nach einer Weile wälzte er sich seitwärts, legte eine Hand auf ihren gewölbten Bauch und bewegte seine Finger um den Nabel.
»Fass mich an«, sagte sie Jamie gepresst. »Tiefer. Du weißt schon, wo.«
Na klar wusste er das. Schon als junges Mädchen war Jamie sehr sinnlich gewesen. Als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten, war er wie erschlagen von ihrer sprühenden Leidenschaft. Früher, als Cowboy, hatte er nur mit Freudenmädchen Kontakt gehabt. In den Bordellen der Boomstädte, die am Rande des Trails wie Pilze aus dem Boden schossen. Diese Schäferstündchen waren nicht so recht nach seinem Geschmack gewesen. Die kleinen Huren gefielen ihm nicht. Oft lagen die Mädchen reglos da wie einbalsamierte Mumien. Eine gefärbte Blondine aus Chestnut Bluff hatte sogar ein Zigarillo geraucht, während er über ihr Liegestützen machte.
Mit Jamie war das anders.
Sie hatte ihm eine Welt gezeigt, die er nicht gekannt hatte. Noch heute dachte er gern an diese wundervolle Anfangszeit zurück.
»Bob«, flüsterte sie.
Er verstand und ließ seine Hand langsam tiefer gleiten.
Jamie fing an zu stöhnen, als er ihre Scham liebkoste.
Binnen kürzester Zeit war ihr Lustknopf angeschwollen. Mit viel Gefühl schob er einen Finger in die schlüpfrige Spalte.
»O Bob.« Jamie atmete tief durch, dann warf sie ihre Decke zurück.
Sie schob ihr Hemd hoch und zeigte ihm ihre großen Brüste.
»Wow!« Wayne knetete sie mit beiden Händen. Dabei versteifte sich sein Pint so sehr, dass er glaubte, er müsse jeden Moment platzen.
»Warte.« Jamie kniete sich vor ihn, brachte ihren pendelnden Busen in Position und nahm seinen Schaft in die Brustfurche auf, wo sie ihn kräftig massierte. Vor Wollust wallten Schleier vor seinen Augen. Ihm war, als schwebte er auf einer Wolke.
Die Massage ging zu Ende.
Jamie setzte sich hin und benetzte mit der Zunge ihre Lippen. Bob schluckte schwer. Er blickte Jamie an und sah, dass ihr Gesicht vor Lust glühte.
Bald darauf erfüllten schmatzende Geräusche die Schlafstube. Wayne genoss das Zungenspiel in vollen Zügen.
Doch plötzlich kündigten sich die ersten Anzeichen für seinen Höhepunkt an. Wellen der Lust durchströmten seinen ganzen Leib.
»Halt«, sagte er rasch. Jamie hielt inne, blickte auf und lächelte. »Mein Gott!«, schnaufte er. »Noch drei Sekunden und es wäre aus mir herausgeschossen wie Kugeln aus einem Revolverlauf.«
»Aber du hast dich rechtzeitig gezügelt, Bob, so wie immer.« Sie hob ihr herabgerutschtes Nachthemd über die Hüften. »Möchtest du, dass ich mich umdrehe?«
Wayne stieß einen Seufzer aus. Manchmal kam es ihm so vor, als könnte seine Frau Gedanken lesen. »O ja, wenn es dir keine Schwierigkeiten bereitet.«
»Tut es nicht.« Sie strich ihm zärtlich über die Wange. »Ich mag es, wenn du mich von hinten nimmst.«
Das stimmte. Jamie hatte eine Vorliebe für diese Stellung. Sie legte sich auf Knie und Ellbogen und wandte ihm ihr rosiges Hinterteil zu.
Wayne schmiegte sich ganz eng an sie und drang ruckweise in Jamie ein. Kaum war er drin, stöhnte sie laut auf. Er erschrak und hielt inne.
»Weiter, weiter!« Sie wackelte mit dem Hinterteil. »Nicht aufhören, Bob!«
Die Hände auf ihre Hüftknochen gelegt, setzte er seine Bewegungen fort. Jamie ging den Rhythmus mit und stöhnte laut. Bald ließ sie den Kopf hängen, warf ihn wieder hoch und rief seinen Namen.
Die Zeit schien still zu stehen.
Dann merkte Wayne, dass sie kam. Er verlangsamte das Tempo und spürte, wie sich ihr Körper aufbäumte.
Es dauerte eine Weile, bis ihr Atem sich wieder normalisierte. Wayne streichelte ihr den Po, den Rücken und den Nacken.
»Jetzt du«, sagte Jamie und drehte sich um. Sie legte eine Hand unter ihren prallen Busen und nahm mit der anderen seinen zuckenden Stab.
Wayne zitterte vor Begierde. Langsam glitt die kleine Frauenhand an seinem Schaft auf und ab. Nach kurzer Zeit erhöhte sie das Tempo. Wayne traten Schweißperlen auf die Stirn. Er merkte, wie es in ihm aufwallte, und japste nach Luft.
Jamie sah ihm fest in die Augen, als er sich stoßweise entlud.
»Ich liebe dich, Josie«, keuchte er.
»Ich liebe dich auch, Bob«, sagte sie und ließ sich auf die Seite sinken.
Lange sprach niemand ein Wort.
Schließlich merkte Wayne, dass seine Frau eingeschlummert war. Ihr Atem ging leise und regelmäßig. Er schob die Wolldecke über sie, löschte die Kerze auf dem Nachttisch und legte sich auf den Rücken.
Eine wohltuende Schwere hatte ihn überkommen.
Wayne spürte, wie er allmählich in den Schlaf sank.
Beim ersten Hahnenschrei wachte er auf. Jamie schlief wie ein Murmeltier. Sie hatte die Knie an den Leib gezogen und schnarchte, aber nur ganz leise.
Er strich ihr sanft übers Haar und küsste sie auf die Wange.
Dann stand er auf.
Nachdem er sich angezogen hatte, ging er in die Küche, um den Kochherd anzuheizen. Jamie trank ihren ersten Kaffee am liebsten im Bett. Er stellte den Topf auf die Herdringe, schüttete aus dem Kanister Wasser hinein und gab einige Löffel Kaffeemehl hinzu.
In dem Augenblick, als er zwei Tassen aus dem Wandbord nahm, drang das Wiehern eines Pferdes an seine Ohren.
»Was zum Geier …?« Wayne wirbelte um die eigene Achse.
Er sprang zum Fenster.
Was er sah, ging über sein Fassungsvermögen. Vor dem Haus stand Blacky, sein verloren geglaubter Rappe, und scharrte ungeduldig mit den Hufen.
Wayne erstarrte. »Blacky?«, keuchte er. »Wo kommst du denn auf einmal her?«
***
»Hast du jemals so etwas Verrücktes erlebt?«, sagte Wayne zu seiner Frau.
Sie standen vor dem Ranchhaus und suchten nach einer Erklärung. Jamie kraulte dem Pferd die Ohren. Blacky befand sich in einem einwandfreien Zustand.
Wayne, eine Hand aufs Sattelhorn gelegt, schüttelte immer wieder den Kopf.
Gegen Morgen hatte es endlich aufgehört zu regnen. Die bleigrauen Wolken waren nach Norden weitergezogen. Jetzt schien die Sonne und saugte die Feuchtigkeit aus dem schlammigen Boden. In den Bäumen rund um die Ranchgebäude zwitscherten Vögel.
»Ja, als junges Mädchen«, beantwortete Jamie nun Waynes Frage. »Es gab da mal eine alte Frau, die sich mit der Wünschelrute auskannte. Miss Wieting, sie stammte aus einer preußischen Provinz irgendwo an der Ostsee. Damals hatte es in den Smoky Hills lange nicht mehr geregnet, und das Wasser wurde mit jedem Tag knapper. Die Menschen und das Vieh litten unter der Trockenheit. Die Bauern wandten sich an Miss Wieting. Sie hat das Kunststück fertiggebracht, mit Hilfe ihrer Rute unweit der Viehweiden in einer winzigen Schlucht ein unterirdisches Wasservorkommen ausfindig zu machen. Ich sehe sie noch vor mir: knapp fünf Fuß groß, dünn wie eine Bohnenstange und ein Gesicht, das an eine Schildkröte erinnerte. Wir Kinder hatten mehr Angst vor ihr als vor den Kriegern der Comanchen.«
Wayne rieb sein unrasiertes Kinn. »Sieht so aus, als hätte sich jemand einen Scherz mit uns erlaubt. Was meinst du, Schatz?«
Jamie gab keine Antwort. Sie fingerte an der Satteltasche herum, deren Klappe nur lose auf den Schnallen lag.
Als sie den Deckel hob, stutzte sie. »Nanu, hier steckt ja etwas drin«, meinte sie erstaunt.
Im nächsten Augenblick entnahm sie der Tasche eine kleine, mit einer Kordel verschnürte Papiertüte. »Gehört die dir, Bob?«, fragte sie.
Er hob die Achseln. »Nie gesehen, das Ding.«
Sie öffnete die Schnur, griff hinein und brachte ein gefaltetes Blatt Papier zum Vorschein.