Lassiter 2379 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2379 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

"Die erste Patrone des Tages", sagte Elbert Coles und spuckte auf das Bleigeschoss Kaliber .54. Wie ein dicker zylindrischer Körper mit ovaler Spitze hockte es auf seiner matt schimmernden Messinghülse. Coles hob die Patrone mit Daumen und Zeigefinger in Augenhöhe und betrachtete sie andächtig im Licht der Morgendämmerung. In dem seitlich offenen, überdachten Güterwaggon herrschte noch Halbdunkel. Vor ihnen, über den Plains nördlich des Bahngleises, lag dichter Nebel. "Mögen du und deinesgleichen heute viele, viele Leben auslöschen", sagte Elbert Coles zu seiner Patrone, leise genug, um dort draußen niemanden aufzuschrecken. Seine fünf Gefährten lachten lautlos. Und sie taten es ihm nach, als er die Patrone in die offene Kammer seiner Sharps Rifle legte. Wenn er die Kammer schloss, würde er damit das Zeichen geben. Dann konnte das Sterben beginnen.

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EPUB
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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Bison Trail

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Del Nido/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5958-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bison Trail

»Die erste Patrone des Tages«, sagte Elbert Coles und spuckte auf das Bleigeschoss Kaliber.54. Er hielt die Patrone mit Daumen und Zeigefinger, hob sie in Augenhöhe und betrachtete sie andächtig in der beginnenden Morgendämmerung. In dem seitlich offenen, überdachten Güterwaggon herrschte noch Halbdunkel. Über den Plains nördlich des Bahngleises lag dichter Nebel. »Mögen du und deinesgleichen heute viele, viele Leben auslöschen«, sagte Coles zu seiner Patrone.

Seine fünf Gefährten lachten lautlos. Und sie taten es ihm nach, als er die Patrone in die offene Kammer seiner Sharps Rifle schob. Wenn er die Kammer schloss, würde er damit das Zeichen geben. Dann konnte das Sterben beginnen.

Coles war ein erfahrener Mann. Er kannte das Land, das Dakota Territory. Seine Gefährten vertrauten ihm und verließen sich auf seine Erfahrung als Anführer. Sie alle hatten früher in der US Army gedient und waren eine verschworene Gemeinschaft.

Sie befanden sich im nördlichen Teil des Territoriums, nahe der Grenze nach Minnesota. Es war ein gutes Land für Männer, die mit der Sharps umgehen konnten. Und das Sharps-Gewehr war eine hervorragende Waffe für Männer, die einmal als Scharfschützen ausgebildet worden waren.

Die effektive Reichweite der Sharps betrug tausend Yard. Elbert Coles und seine Männer hatten gute Vorkehrungen getroffen, um die herausragenden Eigenschaften des Präzisionsgewehrs nutzen zu können.

Die Railroad Company hatte eigens für die Zwecke der Scharfschützen Nebengleise eingerichtet, auf denen sie ihre Spezialwaggons parallel zum Hauptschienenstrang abstellen konnten und den regelmäßigen Zugverkehr nicht behinderten.

Die nach Norden gewandte Seitenwand des Waggons, den Coles und seine Gruppe an diesem Morgen benutzten, war hochgeklappt und zum Schutz gegen Windstöße auf dem Dach arretiert.

Die Männer saßen bequem auf gepolsterten Stühlen, nebeneinander in einer Linie, wobei sie die gesamte Länge des Waggons ausnutzten. Zwischen den Stuhlbeinen hatten sie Munitionskartons bereitgestellt, sowie Wasserflaschen und Päckchen mit Haferkeksen.

Jeder der Männer hatte vor sich eine fest im Waggonboden verankerte Dreibeinlafette stehen. Und jede der Lafetten trug ein Sharps-Gewehr mit langem achtkantigen Lauf und einer Visiereinrichtung, die in Zweihundert-Yard-Schritten auf Entfernungen bis zu einer Meile justierbar war.

Die Läufe waren auf das vor ihnen liegende Nebelfeld gerichtet. Es musste sich nur noch lichten.

Auf stundenlanges Ausharren waren die sechs Scharfschützen ebenso eingerichtet wie auf blitzschnelles Handeln. Dabei war die Einschüssigkeit der Sharps Rifle eigentlich ein Nachteil. Doch die Männer unter Elbert Coles würden ihn dadurch ausgleichen, dass sie zeitversetzt feuerten.

Wenn der sechste von Coles’ Männern sein 54er-Geschoss auf die todbringende Reise schickte, hatte Coles bereits nachgeladen, um die nächste Salve zu starten. Auf die Weise entstand ein nicht abreißendes Dauerfeuer, wenn auch nicht vergleichbar mit der hohen Schussfolge einer Gatling Gun.

Letztere war ohnehin nicht notwendig, denn die Zielobjekte galten als ausgesprochene Stoiker. Durch nichts ließen sie sich aus ihrer behäbigen Ruhe bringen – nicht einmal durch tödliche Kugeln.

Deshalb waren sie ein sicheres Geschäft – für Coles und seine Männer ebenso wie für ihre Auftraggeber. Und der Job ließ sich so einfach und bequem erledigen wie auf einem Schießstand.

Erste Sonnenstrahlen krochen von Osten her über das Land. Rasch erreichten sie die Ebene vor dem einsamen Eisenbahnwaggon und breiteten sich wie ein Lichtteppich unter dem Nebelfeld aus.

Ein Wald von kurzen, stämmigen Beinen tat sich auf. Dunkelbraunes Fell umhüllte viele von ihnen. Die Paarhufe waren im Präriegras versunken. Während das Sonnenlicht höher stieg, wurde auch das zottige Bauchfell der mächtigen Tiere erkennbar.

Büffel – so weit das Auge reichte.

Den Männern verschlug es den Atem, als das Sonnenlicht den Nebel mehr und mehr tilgte. Eine Büffelherde dieses gewaltigen Ausmaßes bekamen sie selten zu Gesicht. Der Tag versprach einen hohen Profit, noch bevor er richtig begonnen hatte.

Nelson Coles hob langsam die rechte Hand.

Ebenso langsam ließ er sie sinken und erfasste den Ladehebel der Sharps.

Dann, als sich die Patronenkammer mit langsamem, metallischem Gleiten und Klicken schloss, vervielfachte sich das Geräusch, und die Hölle brach los.

Bersten, Krachen und Schmetterschläge hüllten die Männer ein. Ihre Schreie gingen in ohrenbetäubendem Lärm unter. Holzsplitter und ganze Bretter flogen ihnen um die Ohren. Sprenggeschosse hieben den Waggon in Stücke und schüttelten die Büffeljäger durch, bis sie wie leblose Gliederpuppen in den Trümmern versanken.

Zwei oder drei Sharps Rifles waren ebenfalls getroffen worden. Zusammen mit den Dreibeinen flogen sie durch die Luft und landeten am Rand des flachen Bahndamms. Die übrigen Gewehre und ihre Lafetten kippten über die Waggonkante und blieben neben dem Gleisbett liegen.

Weder Coles noch einer seiner Gefährten hatten auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert.

***

Wolken von Pulverrauch stiegen aus dem Unterholz am Waldrand auf. Ein kräftiger Wind aus nördlichen Richtungen erfasste das schwarzgraue Gewölk und trieb es in die Baumkronen des Laubwalds, die den Pulverrauch aufsogen wie ein Filter. Nur noch matt schimmerten die ersten Herbstfarben des Blattwerks durch das Grau.

Zwanzig Krieger vom Stamm der Oglala Sioux harrten im Schutz des Dickichts aus, während drei weitere die Hotchkiss-Maschinenkanone bedienten. Mit zuverlässiger Regelmäßigkeit hämmerte das Geschütz Schuss um Schuss aus seinem Laufbündel. Dank der guten Tarnung waren von der mächtigen Waffe nicht mehr als die Mündungsblitze zu sehen, die aus Blättern und Zweigen des Buschwerks stachen.

Die Büffelschlächter in ihrem Eisenbahnwaggon hatten sich völlig sicher gefühlt und sich deshalb nicht erst die Mühe gemacht, das Terrain zu sondieren. Die bewaldete Anhöhe, auf der die Oglala Stellung bezogen hatten, befand sich gut eine Meile südöstlich von dem Waggon, also außer Gewehrschussweite.

Selbst für eine Sharps Rifle war die Entfernung zu groß, und daher schied die Anhöhe als Gefahrenbereich aus. So hatten sie kalkuliert, diese weißen Hurensöhne, die sich Büffeljäger nannten. Ein Fehler, der sie nun das Leben kostete.

Denn die wirksame Reichweite der Hotchkiss-Maschinenkanone betrug zweitausend Yard.

Nick Blackwolf, der Anführer der Oglala, konnte kein Mitleid für die Gegner empfinden. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, sie dort in ihrem Waggon sterben zu sehen. Diese Männer führten in seinen Augen das weiter, was die US Army offiziell beendet hatte – die sogenannten Indianerkriege.

Sie taten es mit anderen Mitteln. Indem sie den amerikanischen Bison vollständig und für immer ausrotteten, entzogen sie den rechtmäßigen Eigentümern und Ureinwohnern dieses Landes endgültig die Lebensgrundlage. Das machte die Indianerstämme mehr und mehr von den weißen Eindringlingen und ihren viel gerühmten Errungenschaften abhängig.

Dagegen lehnten sich Männer wie Nicholas »Nick« Blackwolf und seine Getreuen auf. Sie und viele Gleichgesinnte hatten den Reservationen den Rücken gekehrt und kämpften weiter für die Freiheit ihrer Völker. Sie taten es aus geheimen Schlupfwinkeln heraus, wie hier, im Cass County, North Dakota.

Und sie bedienten sich der Waffen, die der weiße Mann zuvor eingesetzt hatte, um die ersten und wirklichen Amerikaner gnadenlos auszurotten. Die Maschinenkanone hatte Nick Blackwolf während eines Überfalls auf ein Army-Depot am Red River gestohlen. Wegen der Truppenreduzierungen hatte sich das Depot in Auflösung befunden und war inzwischen vollständig aufgegeben worden.

Nick Blackwolf richtete sich hinter der Hotchkiss auf und gab den Befehl, das Feuer einzustellen. James Whitehorse hörte auf, die Kurbel zu drehen, und die Maschinenkanone verstummte. Ron Eaglewing stellte seine Tätigkeit als Lader ein und legte die Zehner-Munitionsstreifen beiseite, mit denen er die Waffe bis eben gefüttert hatte.

Nick Blackwolf spähte über das Zweigwerk des Unterholzes hinweg. Die Tarnung am Dickichtrand war überflüssig geworden, denn unten beim Nebengleis gab es kein Zeichen von Leben mehr.

Der Waggon hatte sich in einen Schutthaufen aus Holzsplittern, geborstenen Brettern und verbogenem Gestänge verwandelt. Kleine Rauchfahnen stiegen daraus auf. Die Sprenggeschosse hatten einige der besonders feinen Splitter wie Zunder in Brand gesetzt.

Erste züngelnde Flammen bestätigten Blackwolfs Feststellung. Er stimmte Triumphgeheul an. Seine Krieger, die sich nun ebenfalls aufrichteten, fielen mit ein. Verglichen mit ihnen, hatte er die dunkelste Hautfarbe. Alle wussten, dass er sie von seiner Mutter geerbt hatte.

Er war ein großer Mann mit breiten Schultern und kräftiger Statur. In seinem scharfgeschnittenen Gesicht dominierten die Augen von ungewöhnlich hellblauer Farbe.

Seine Kleidung glich der seiner Gefährten. Ihre Hosen bestanden aus jenem dunkelblauen Stoff, der sich Denim nannte und wegen seiner Robustheit bei den weißen Eindringlingen überaus beliebt war. Dazu trugen sie naturfarbene Leinenhemden und dunkelbraune Lederwesten.

Ihre Kavalleriestiefel stammten ebenso aus Raubzügen wie der Rest ihrer Kleidung.

Nick Blackwolfs Stamm, die Oglala Sioux, war in der Pine Ridge Reservation im südlichen Dakota untergebracht worden. Die Oglala gehörten zu jenen einst stolzen und mächtigen Nationen der Plains-Indianer, die gegen die Armee der Bleichgesichter gekämpft hatten.

Unter Sitting Bull waren sie in eine historische Schlacht gezogen und hatten General George Armstrong Custer und seine Seventh Cavalry vernichtend geschlagen. Nicks Vater, ein ruhmreicher Oglala-Krieger namens Black Wolf, war in dieser Schlacht gefallen.

Elf Jahre zuvor, nach dem Ende des Bürgerkriegs, war Nicks Mutter, eine schwarze Kreolin und ehemalige Sklavin, umhergeirrt und von den Indianern aufgenommen worden.

Black Wolf hatte sich in sie verliebt, und sie hatte seine Gefühle erwidert. Nick war nicht nur das sichtbare Zeichen dieser Liebe, er hatte von seinen Eltern auch deren unbändigen Freiheitswillen geerbt. Nachdem seine Mutter ihn allein großgezogen hatte, führte er den Kampf gegen die Weißen als Vermächtnis seines Vaters fort.

Dabei wusste er, dass ebendieser Kampf seine Mutter mit Stolz erfüllte. Denn sie hatte es verstanden, ihre Freiheit zu nutzen – fußend auf dem Umstand, dass sie eine außergewöhnliche Frau war und von ihrem nicht minder außergewöhnlichen Schicksal auf anrührende Weise zu erzählen wusste.

Ihr einstiger Eigentümer, ein Plantagenbesitzer, hatte ihr den Namen Marie Antoinette gegeben. Ganz offensichtlich war der Mann einer dieser Zyniker gewesen, die sich einen Spaß daraus machten, ihre Sklaven mit solchen Namen zu verhöhnen.

Marie Antoinette hatte den Namen nach ihrer Befreiung beibehalten und zeigte damit, dass sie jeglichen Hohn an sich abprallen ließ. Passenderweise ließ sich der Doppelvorname auf »Ma« verkürzen. Die Meldebehörde im Dakota Territory hatte sie unter dem vollständigen Namen Marie Antoinette »Ma« Blackwolf registriert.

Über ihr Schicksal war inzwischen viel geschrieben worden. Ma hatte ihre Geschichte exklusiv an einen Zeitungs- und Buchverlag in Chicago verkauft. Dazu hatte ihr ein Journalist namens Emmett Purnell verholfen. Er war auf sie aufmerksam geworden, als er eine Reportagenserie über den Truppenabbau nach dem offiziellen Ende der Indianerkriege geschrieben hatte.

Purnell unterstützte Ma Blackwolf noch heute, war praktisch zu einem Freund der Familie geworden. Dabei hatte er Nick nur selten zu Gesicht bekommen. Indessen hatte Emmett Purnell nicht nur zahlreiche Artikel über die ehemalige Sklavin und Oglala-Squaw geschrieben.

Er hatte auch Romane über sie verfasst, die als Dime Novels – Heftromane – erschienen und von Leserinnen geradezu verschlungen wurden. Auf diese Weise hatten viele Amerikanerinnen erst erfahren, wie niederträchtig der Plantagenbesitzer gewesen war, als er seiner Sklavin den Namen Marie Antoinette gegeben hatte.

Denn die ursprüngliche Marie Antoinette war französische Königin gewesen und nach ihrem Ehemann, König Ludwig XVI, im Zuge der Französischen Revolution hingerichtet worden – durch Enthauptung mit der Guillotine.

Ma Blackwolf war dank der Veröffentlichungen zu einer wohlhabenden Frau geworden. Sie lebte in einem zweistöckigen Backsteinhaus, das ihr gehörte, am Rand von Fargo. Einflussreiche Freunde trafen sich bei ihr, und es war kein Geheimnis, dass dieser Freundeskreis sich für die Sache der Indianer einsetzte.

Nick besuchte seine Mutter jedoch nur heimlich im Schutz der Dunkelheit. Denn in den Augen des Ministeriums für Indianerangelegenheiten galt er als Outlaw, als Gesetzloser, und noch dazu als Staatsfeind. Wenn er gefasst wurde, würden sie ihn verurteilen und hinrichten.

Nick verdrängte die Gedanken aus seinem Bewusstsein.

Zufrieden stellte er fest, dass die Büffel nicht verletzt worden waren. Er hatte die Maschinenkanone präzise genug ausgerichtet, sodass ausschließlich der Waggon getroffen worden war. In ihrer bekannten unerschütterlichen Ruhe hatten die massigen Tiere nicht einmal auf den Lärm der Schüsse reagiert.

Nick Blackwolf gab das Kommando zum Aufbruch.

Jeder der Krieger hatte seine Aufgaben. Vier Mann holten die Maschinenkanone aus dem Dickicht hervor, indem sie in die Radspeichen griffen und die rückwärtige Abstützung hochklappten. James Whitehorse und Ron Eaglewing packten die leeren und die noch vollen Munitionsstreifen in die Transportkiste auf der Lafette.

Zwei weitere Krieger schirrten das Zugpferd an, und die übrigen holten die Reitpferde aus ihren Verstecken. Sie verwendeten McClellan-Sättel, die sie – ebenso wie Waffen und Munition – aus Beständen der US Cavalry erbeutet hatten.

In den Scabbards steckten moderne Winchester-Karabiner. Nichts erinnerte mehr an die Vorfahren des roten Mannes, die auf ungesattelten Pferden und mit Pfeil und Bogen auf Büffeljagd gegangen waren.

Rasch und zielstrebig gruppierten sie sich zu einer lockeren Marschformation. Nick Blackwolf schwang sich auf sein Pferd, einen hochbeinigen Rappen, dessen Fell durch einen edlen Glanz bestach.

Als die Oglala-Gruppe den Wald und die Anhöhe in nordöstlicher Richtung verließ, stand der Waggon mit seinen zerborstenen Holzteilen in hellen Flammen. Über dem lodernden Feuer formten sich schwarze Rauchwolken, die in den sonnigen Morgenhimmel aufstiegen.

Der Nebel hatte sich mittlerweile aufgelöst. Die ganzen riesigen Ausmaße der Büffelherde waren nun zu erkennen. In ihrer nahezu unüberschaubaren Zahl trotteten die Tiere in nördlicher Richtung davon.

Unterdessen erreichten Nick Blackwolf und seine Kämpfer das Gelände am Fuß der Anhöhe. Sie folgten einem alten Indianerpfad, der durch eine Bodenmulde führte und nach einer halben Meile in einen Einschnitt mündete. Auf den höher gelegenen Rändern zu beiden Seiten wuchs Buschwerk.

Nick und die Krieger zogen ihre Winchester-Karabiner aus den Scabbards und hielten sie schussbereit quer vor dem Sattel. Wachsam hielten sie das Gebüsch im Auge. Ihnen war klar, dass sie jederzeit mit Angreifern zu rechnen hatten. Die Büffeltöter fielen in wahren Heerscharen in das Land ein.

Folglich war es gut möglich, dass die Schüsse der Hotchkiss Maschinenkanone nicht ungehört geblieben waren.

Nach einer Krümmung des Einschnitts fiel der Blick auf einen Hügelkamm, der sich etwa zwei Meilen entfernt von Westen nach Osten erstreckte.

Die Morgensonne verlieh den Reitern standbildhafte, scharf umrissene Konturen. In einer lang auseinandergezogenen Kette hatten sie auf dem Kamm Stellung bezogen.

Nick Blackwolf brauchte seinen Gefährten lediglich ein Handzeichen zu geben, damit sie ihren Vormarsch unverändert fortsetzten – so, als hätten sie nichts bemerkt.

Dabei war der Anführer der Truppe dort oben ganz und gar nicht zu übersehen.

Das frühe Sonnenlicht ließ das Rot seiner Uniformjacke leuchten wie Feuer.

***

Lassiter spürte Blicke im Nacken. Jemand verfolgte ihn. Es war nicht mehr als eine instinktive Wahrnehmung, und doch war er sicher, dass sie ihn nicht trog.

Kaum hatte er seine Unterkunft, das Sherman House Hotel, verlassen, war dieses Blickgefühl dagewesen. All right, die Northern Pacific Avenue in Fargo war überaus belebt an diesem Morgen. Reiter und Fuhrwerke waren auf der Straße unterwegs, und Fußgänger bevölkerten die Gehsteige in Scharen. Die Menschen waren unternehmungslustig an diesem Tag.

Der Mann der Brigade Sieben sah es ihnen an. Es mochte am Wetter liegen. Der September, so schien es, war im Begriff, an diesem Tag seinem Ruf als »Mai des Herbstes« gerecht werden zu wollen. Die Morgensonne strahlte vom wolkenlos blauen Himmel, und es sah ganz danach aus, dass in den nächsten vierundzwanzig Stunden kein einziger Tropfen Regen fallen würde.