Lassiter 2395 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2395 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die tödliche Fracht verließ das Death Valley um fünf Uhr morgens. Sie war in schlichten Holzkisten verpackt, die das Emblem der Harmony Borax Works trugen und bereits tags zuvor in Mojave eingetroffen waren. Die Männer luden das Frachtgut schweigend auf und schlugen sich danach den Staub von den Händen.

"Hickory Point", sagte der Vormann und nickte dem Gleiswart zu. "Montana. Wie besprochen."

Die Dampflokomotive blies eine helle Qualmwolke in die Luft und setzte sich mit vibrierenden Zylindern in Bewegung. Sie rollte in die flimmernde Hitze hinaus, die aus dem benachbarten Death Valley herüberwehte, als wäre sie der Atem eines zornigen Engels.
Der Gleiswart füllte die Frachtpapiere aus und setzte zögernd sein Signum darunter...

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EPUB

Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Hinterhalt im Death Valley

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6636-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hinterhalt im Death Valley

Die tödliche Fracht verließ das Death Valley um fünf Uhr morgens. Sie war in schlichten Holzkisten verpackt, die das Emblem der Harmony Borax Works trugen und bereits tags zuvor in Mojave eingetroffen waren. Die Männer luden das Frachtgut schweigend auf und schlugen sich danach den Staub von den Händen.

»Hickory Point«, sagte der Vormann und nickte dem Gleiswart zu. »Montana. Wie besprochen.«

Die Dampflokomotive blies eine helle Qualmwolke in die Luft und setzte sich mit vibrierenden Zylindern in Bewegung. Sie rollte in die flimmernde Hitze hinaus, die aus dem benachbarten Death Valley herüberwehte, als wäre sie der Atem eines zornigen Engels.

Der Gleiswart füllte die Frachtpapiere aus und setzte zögernd sein Signum darunter …

Die stechende Nachtkälte in den Lungen des alten Burt Pierson fühlte sich wie ein verdammter Sack Glasscherben an, dem man dem Schafszüchter zwischen die Rippen gekippt hatte. Der Alte atmete rasselnd und stoßweise und hatte dabei solche Schmerzen, dass er die blutig gekratzten Ekzeme auf seinen Armen vergaß.

Noch fünfzig Yards …

Er rannte den schmalen Höhenweg unter dem Absaroka-Massiv entlang, der Piersons Schafsranch mit den restlichen Bauten von Hickory Point verband. Der nahe Elephanthead Mountain lag im blassen Mondlicht und thronte wie ein Geist über der Gebirgssiedlung. Die Schafe zogen manchmal die ganze Westflanke des Berges hinauf und grasten einige Tage auf den fetten Wiesen, die sich dort erstreckten.

Die Herde würde Pierson am meisten vermissen.

Dass es mit ihm dem Ende zuging, wusste er schon seit dem Tag, an dem die Magenschmerzen gekommen waren. Sie hatten sich wie geschmolzenes Blei in seinem Bauch angefühlt. Einen ganzen Morgen hatte Pierson auf dem Abort verbracht, Stunde um Stunde mit Krämpfen und üblen Fürzen. Er hatte damals geglaubt, dass er außer seiner Notdurft auch seinen Verstand verlieren müsste.

Niemand hatte die Pierson Ranch seither besucht.

Er war eingesperrt gewesen in diesem Loch von einem Tal, das er seit zwanzig Jahren bewohnte und in dem er jeden Winkel kannte. Er hatte krepieren wollen. Er wäre gern an diesem einen Morgen gestorben, als sich sein Lokus mit etwas gefüllt hatte, über das er lieber mit niemandem sprach.

Noch dreißig Yards …

Für einige Momente sah Pierson die unschuldigen Augen seiner Schafe vor sich, die ihn angeglotzt hatten, als er vom Donnerbalken gekommen war, angeglotzt wie naive Kinder. Sie hatten gespürt, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Sie hatten auf ihn gewartet, waren von der Weide in den Hof gelaufen, hatten sich an den Zäunen aufgereiht wie verfluchte Schulknaben.

Wenigstens für die Schafe war gesorgt.

Er hatte schon vor Jahren mit Matthew Deverton gesprochen, der weiter oben am Elephanthead Mountain Esel und Maultiere züchtete, und von ihm das Wort bekommen, dass er sich Piersons Herde annahm, sollte ihm etwas zustoßen.

Noch zwanzig Yards …

Die Häuserschar von Hickory Point tauchte hinter dem Felsvorsprung auf, und Pierson wunderte sich einmal mehr darüber, wie viele arme Seelen in dieser Siedlung zusammengefunden hatten. Von zwanzig Leuten waren sie binnen eines Jahrzehnts auf fünfzig in der Zahl gewachsen, von denen die Hälfte als Holzfäller für Sam Mullins’ Sägemühle schuftete.

»Sursey!«

Mit kräftigen Fausthieben hämmerte Pierson gegen die Tür des Apothekers Anthony Sursey und trat einen Schritt zurück. Er starrte zu den dunklen Fenstern über ihm hinauf und schlug erneut die Fäuste gegen das Türholz.

Wenig später flammte in der Apotheke ein Lichtschein auf.

Von den wenigen Menschen, denen Pierson in Hickory Point vollkommen traute, war Sursey derjenige, der dem Schafzüchter am nächsten stand. Sie hatten gemeinsam einen Sommer lang Lämmer geschlachtet, als Pierson keine gescheiten Tagelöhner gefunden hatte. Von den Fellen hatte Pierson dem Apothekenbesitzer zehn oder fünfzehn überlassen, jedenfalls weit mehr, als es die Gefälligkeit erfordert hatte.

»Jesus Christus!«

Aus Surseys flachem und fast knabenhaftem Gesicht sprach das Entsetzen, kaum dass der Apotheker die Tür aufgeschlossen hatte. Er ließ Pierson eintreten und schob ihn in die Kammer mit den Arzneivorräten, in der neben prall gefüllten Regalen auch ein Tisch und eine Pritsche standen. Unter seinen raschen Handgriffen klirrten die Gläser auf den Regalböden.

»Sursey«, flüsterte Pierson und streckte sich der Länge nach auf der Pritsche aus. Es tat gut, sich nach dem kräftezehrenden Aufstieg hinzulegen. »Es ist zurückgekommen … Es ist schlimmer geworden.«

Die besorgte Miene seines Freundes erschien über Piersons Haupt und bekam einige Sekunden lang etwas Väterliches. Die Männer starrten sich ernst und beklommen an.

»Du hast die Salbe hoffentlich genommen?«, fragte Sursey mit seiner sonoren Stimme, die stets eine gewisse Strenge hatte. »Nicht wie mit den Pillen, die ich dir verschrieben habe? Du hast die Salbe auf die Wunden geschmiert?«

»Jeden verdammten zweiten Tag!«, verwahrte sich Pierson und hustete. Er spürte bittere Magensäure im Hals. »Du hättest mich sehen sollen! Sogar auf den Arsch hab’ ich’s mir geschmiert!«

Der Anflug eines Lächelns huschte über Surseys Züge, wich aber sogleich wieder Besorgnis. Der Apotheker bettete Pierson auf zwei Kissen und betrachtete die Ekzeme auf dessen Haut. »Die Haut ist fast weggefressen, Piers. Ich werd’ dich nach Livingston bringen müssen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist mir ein Rätsel … Es ist ein scheußliches Rätsel.«

Die Schmerzen in Piersons Armen nahmen zu und lähmten den Schafzüchter einige Minuten lang. Er rang um Luft und sah ängstlich zu Sursey, der vor seinem Arzneiregal stand und Etiketten miteinander verglich. Von einem Moment zum nächsten sah Pierson seine Schafe vor sich.

Die Herde schob sich gemächlich durch die Morgendämmerung.

Von den Rücken der Tiere stob glitzernder Staub auf, der durch die kühle Luft tanzte und im ersten Sonnenschein zu Lichtfunken wurde. Die Lämmer blökten und rannten ihren Müttern hinterher.

»Pierson?«, rief Sursey aus großer Ferne. »Pierson? Was hast du?«

Dann verschlang Schwärze die Schafherde.

Über den Lauf des Yellowstone River breitete sich warmer Sonnenschein, als Lassiter seiner Geliebten die Bluse ausknöpfte und mit beiden Händen unter den Stoff glitt. Er hatte Lilian vor einer Stunde am Bootssteg kennengelernt und beschlossen, dass er den halben Tag bis zu seiner Zusammenkunft mit Mittelsmann Bob Haley in Gesellschaft verbringen wollte.

Offenkundig hatte Lilian nichts dagegen einzuwenden.

Die Flusswäscherin war eine rassige Frau mit pechschwarzem Haar, lockerem Mundwerk und perlweißen Zähnen, die meist zu einem Lächeln entblößt waren. Sobald sie jedoch die Augen niederschlug, wirkte Lilian verletzlich wie eine Nymphe.

»Du bist einer von diesen Kerlen, nicht?«, flüsterte Lilian und blickte Lassiter durch das wiegende Ufergras hindurch an. »Einer von den Kerlen, die den Frauen das Blaue vom Himmel versprechen.«

Der Mann der Brigade Sieben zog ihren Kopf zu einem Kuss heran und sagte nichts. Er versprach nicht unbedingt das Blaue vom Himmel, konnte jedoch ebenso wenig mit der Wahrheit dienen. »Nein, Kleines, ich sage nur, was ich denke.«

Lilian stöhnte unter seinen sanften Berührungen auf. »Und was denkst du? Dass du mich ins Gras drücken und vögeln willst?« Ihre Hand glitt zwischen seine Beine. »Oh, ich weiß, was du denkst.«

Binnen Sekunden fanden sie sich in einer stürmischen Umarmung wieder und zogen sich bis auf das Unterzeug aus. Sie achteten nicht länger auf die Fischer, die in ihren Kähnen den Fluss hinunterruderten und sich in Abständen etwas zubrüllten. Sie glichen plötzlich ausgehungerten Bestien, die übereinander herfielen.

»Willst du’s?«, keuchte Lilian und starrte Lassiter aus ihren grünen Augen an. Sie verzog den Mund und legte den Kopf schief. »Ich meine, wir kennen uns kaum. Ich will nicht sagen, dass es mich stört, aber …« Sie glitt mit den Fingerspitzen an Lassiters Oberkörper hinauf. »Mich stört’s nicht.«

Voll Leidenschaft drückte Lassiter den schlanken Leib der Wäscherin ins Gras und bedeckte ihre vollen Brüste mit Küssen. Sie leuchteten ihm wie weißer Marmor entgegen, und als Lilian sich zur Seite drehte, um seine Hand an sich zu ziehen, bildeten sie eine tiefe Mulde, deren Anblick Lassiter beinahe um den Verstand brachte.

»Nimm mich!«, wisperte Lilian und drückte den Hintern gegen seine Lenden. »Gleich so, hier im Gras … von hinten … A tergo … So nennen’s die Mädchen in der Stadt.«

Ohne Zeit zu vergeuden, packte Lassiter Lilians Hüften mit beiden Händen und stieß zu. Er hatte zu lange auf ein Weib verzichten müssen, ganze fünf Monate, und jetzt brachen alle Dämme.

»Härter!«, murmelte Lilian und vergrub das Gesicht zwischen den Händen. Sie schämte sich ihrer Lust nicht länger, wie sie es zu Anfang getan hatte. »Gib’s mir, mein Guter! Ich brauch’s genauso wie du! Schone mich nicht!«

Das Ufergras schlug hart gegen ihre Schenkel, als Lassiter noch fester zustieß und die Hand in Lilians schwarze Locken grub. Er zog ihren Schopf an sich heran und ließ ihn eine Weile später wieder los. Er vernahm Lilians Stöhnen, das wild und zornig geworden war und nach reiner Wollust klang.

»Kommt’s dir schon?«, wisperte Lilian in zitterndem Ton. »Wage es dir bloß nicht, jetzt schon zu kommen! Ich bin auf dem besten Wege! Lass nicht nach!« Sie krallte die Hände um seine Handgelenke. »So ist’s gut, ja! So ist’s gut!«

Allmählich mussten auch die Fischer auf dem Fluss begreifen, was in dem Grasstreifen vor sich ging, der unterhalb der letzten Häuser von Livingston bis ans Wasser reichte. Sie pfiffen einige Male anzüglich und widmeten sich danach wieder ihrer Arbeit.

Plötzlich drückte Lilian den Rücken durch und richtete sich auf.

Sie warf den Kopf mit den schwarzen Locken herum, führte Lassiters rechte Hand an ihre Hinterbacken und biss sich zugleich auf die Unterlippen. Durch ihren Körper ging ein Schauer, ein Zittern der Ekstase, das von ihrer zuckenden Scham ausging und sich in jeden Winkel ihres Leibs fortpflanzte. Sie seufzte leise und schob ihren Hintern auf Lassiters Pint auf und ab.

Dann gelangte auch Lassiter zum Höhepunkt.

Er sank neben Lilian ins Gras und wischte sich erschöpft den Schweiß aus dem Gesicht. Er blickte die Flusswäscherin an und lächelte schweigend.

»Hast du schon genug?«, fragte Lilian und fuhr ihm mit einer Hand durchs Haar. Sie legte sich nackt neben ihn und starrte blinzelnd in den wolkenlosen Himmel. »Ich könnte es den ganzen Tag mit dir treiben.«

Unwillkürlich musste Lassiter an das Telegramm in seiner Jackentasche denken, das ihm der Hoteleigner in Bozeman überbracht hatte. Es war nur eine Stunde zuvor aus Washington gekommen und enthielt die Anweisung, dass Lassiter sich binnen zweier Tage nach Livingston zu begeben hatte.

»Oder willst du fort?« Lilian wandte ihm den Kopf zu. »Noch heute? Oder bleibst du?«

»Ich muss zu John Berkley«, erwiderte Lassiter und streichelte Lilians unbedeckte Schulter. »Es geht um Geschäftsangelegenheiten.«

»John Berkley?«, fragte Lilian und runzelte die Stirn. Sie zog ein Bein an und bedeckte ihre nackte Scham mit dem Mieder. »Dem Flussinspektor Berkley? Ich kenne ihn. Er ist ein guter Mensch.«

Ob Berkley anständig war oder nicht, konnte Lassiter gleich sein. Er würde über den Mittelsmann lediglich seinen bevorstehenden Auftrag entgegennehmen. »Wo finde ich ihn? Er wird mich bereits erwarten.«

Zwei schwarze Locken verdeckten eine Hälfte von Lilians Antlitz. »Er hat ein Büro drüben bei den Frachtstegen. Ich kann dich hinbringen, wenn du möchtest.« Sie lächelte ihn an. »Aber das kostet dich etwas.«

Der spielerische Ernst seines Gegenübers verriet Lassiter, dass es Lilian nicht um Geld dabei ging. Sie hatte etwas Lustvolleres im Sinn. »Tatsächlich? Was verlangst du für eine solch kleine Gefälligkeit?«

»Viel zu viel«, kicherte Lilian und rutschte an ihn heran. »Ich schätze, du kannst mir gar nicht so viel zahlen, wie ich verlangen möchte.«

Zart glitt ihre Hand über Lassiters Arme und wanderte zu seinem Hals hinauf. Er neigte den Kopf und küsste Lilians Fingerspitzen. »Ich zahle den Betrag, der notwendig ist. Auf Heller und Pfennig.«

Mit einem Satz war Lilian über ihm und küsste ihn gierig. Sie schob ihre Hand zwischen seine Beine und fasste kraftvoll zu. »Zahltag, Mr. Lassiter. Ich will meinen Lohn im Voraus.«

Die Yellowstone River Commission war in einem doppelstöckigen Steinbau untergebracht, der sich in unmittelbarer Nähe jener Stege befand, an denen meist in den Morgenstunden die Frachtkähne beladen wurden. Sie verfügte über eine größere Bibliothek, in der Rechnungsbücher und Flusschroniken aufbewahrt wurden, und einen großzügigen Salon, der mit Möbeln aus rötlichen Padouk-Hölzern ausgestattet war.

»Korallenholz«, sagte John Berkley und wies mit sichtlichem Stolz auf das Mobiliar. »Wir bekamen es vor zwei Jahren aus Französisch-Afrika. Es ist ungemein selten und der rechte Trost an einem gottverlassenen Ort wie Livingston. – Zigarre?«

Der Mann der Brigade Sieben lehnte mit einem Kopfschütteln ab und nahm vor Berkleys Schreibtisch Platz. Der Flussinspektor war ein klein gewachsener Mann mit abstehenden Ohren und einem akkurat getrimmten Bürstenschnitt. »Ich bekam in Bozeman ein Telegramm. Sie sollten einen Auftrag für mich haben.«

Widerwillig riss sich Berkley von seinem afrikanischen Mobiliar los. Er zündete seine Zigarre an. Als er einige Züge gepafft hatte, schüttelte er das Zündholz aus und setzte sich. »Sie sind offenbar kein Mann für die eitlen Dinge des Lebens, Mr. Lassiter. Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie dennoch einer unserer besten Leute sind.«

»Ich erfülle nur meine Pflicht«, entgegnete Lassiter in ruhigem Ton. »Die Pflicht für unser Land und unseren Präsidenten.«

»Präsident Cleveland wäre gerührt«, meinte Berkley und lächelte selbstgefällig vor sich hin. »Womit wir bereits bei Ihrem Auftrag wären. Es geht um eine heikle Angelegenheit aus Clevelands höchst privatem Leben.«

Der Mann der Brigade Sieben beugte sich erstaunt nach vorn. »So weit ich weiß, ist Präsident Cleveland als Junggeselle ins Amt gegangen. Es dürfte noch nicht allzu viele private Sorgen für ihn geben.«

»Er könnte krank sein«, gab Berkley zur Antwort und zog die Brauen hoch. »Oder ein Geschwür im Nacken tragen. Oder dem Alkohol verfallen sein.«

»Nichts davon würde die Brigade Sieben erfordern«, konterte Lassiter. »Es muss eine Sache von nationaler Bedeutung betreffen.«

Berkley lächelte abermals und stand von seinem Schreibtisch auf. Er trat an seinen Wandschrank, schloss ihn auf und nahm ein braunes Kuvert aus ihm hervor. Es war gesiegelt und trug im Wachs das Emblem des Justizministeriums. »Die Rätselei führt zu nichts. Ich werde Ihnen sagen, worum es geht.«

Das Kuvert landete mit einem klatschenden Geräusch auf dem Schreibtisch und rutschte bis zu Lassiter. Es war fingerdick mit Papieren gefüllt.

»Hickory Point«, verkündete Berkley und forderte Lassiter stumm zum Öffnen des Kuverts auf. »Ein kleines Gebirgsdorf in Montana, nahe dem Elephanthead Mountain. Es wäre niemandem bekannt, hätte sich Cleveland nicht mit einem Mädchen aus dem Dorf eingelassen.«

Langsam fuhr Lassiter mit dem Daumennagel unter die Lasche des Kuverts und riss den Umschlag auf. Er zog den Stoß Papiere heraus, der sich darunter befand. »Eine Geliebte?«

»Nicht mehr als eine Spielerei«, entgegnete Berkley und verdrehte die Augen. Er wurde nicht liebenswürdiger dadurch. »Das Mädchen ist ihm auf einer Reise durch den Staat begegnet. Ihr Name ist Anna Sursey. Sie ist die Tochter des hiesigen Apothekers.«

Der oberste Papierbogen zeigte die hastig angefertigte Zeichnung einer jungen Frau, die mit ihren geflochtenen Haaren und der Perlenkette eher in eine gehobene Abendgesellschaft als in die Berge Montanas gepasst hätte. Sie hatte eine gerade Nase und eine hohe, fast männliche Stirn.

»Was ist mit dem Mädchen?«, fragte Lassiter und betrachtete die Informantenberichte, die sich unter der Zeichnung befanden. Sie bestanden vorwiegend aus den üblichen Lageschilderungen. »Ist ihr etwas zugestoßen?«

Wieder zeigte Berkley sein überhebliches Lächeln. »Nicht dem Mädchen. Die Dorfbewohner sterben dieser Tage wie die Fliegen. Sie leiden an schweren Hautekzemen, Magengrimmen und Herzfieber.« Er presste die Lippen zusammen. »Seit vergangenem Herbst hat Hickory Point zehn seiner Bewohner verloren.«