Lassiter 2396 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2396 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Lassiters Augen verengten sich zu Schlitzen, als er drei Männer bemerkte, die im Schatten der Vordächer über den Sidewalk schlenderten. Es war nicht nur die auffällige Unauffälligkeit, mit der sich die Burschen auf die Western Union Bank zubewegten, die am Ende der Mainstreet in der drückenden Mittagshitze lag. Ihm kam auch die markante Visage des Mannes, der den anderen beiden um zwei Schritte vorausging, verdächtig bekannt vor.
Als er sah, wie drei weitere Gestalten gegenüber aus der engen Seitengasse zwischen dem Liquor Store und einem zweistöckigen Wohnhaus kamen und sich dem Trio anschlossen, wusste er, dass ihn sein Instinkt nicht getrogen hatte. Er drehte sich zu Sheriff Louder um. "Da stimmt was nicht, John."

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EPUB

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Stone Creek Lady

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6637-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Stone Creek Lady

Lassiters Augen verengten sich zu Schlitzen, als er drei Männer bemerkte, die im Schatten der Vordächer über den Sidewalk schlenderten. Es war nicht nur die auffällige Unauffälligkeit, mit der sich die Burschen auf die Western Union Bank zubewegten, die am Ende der Mainstreet in der drückenden Mittagshitze lag. Ihm kam auch die markante Visage des Mannes, der den anderen beiden um zwei Schritte vorausging, verdächtig bekannt vor.

Als er sah, wie drei weitere Gestalten gegenüber aus der engen Seitengasse zwischen dem Liquor Store und einem zweistöckigen Wohnhaus kamen und sich dem Trio anschlossen, wusste er, dass ihn sein Instinkt nicht getrogen hatte. Er drehte sich zu Sheriff Louder um. »Da stimmt was nicht, John.«

John Louder hob besorgt die Augenbrauen, sprang von seinem Stuhl auf und trat neben Lassiter an das Fenster des Sheriff’s Office. Nur einen Augenblick später nickte er grimmig.

»All devils! Sie haben recht, Lassiter«, knurrte er. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist das da vorn einer der Calhoun-Brüder. Ich fasse es nicht. Diese dreisten Bastarde marschieren am helllichten Tag in meine Stadt!«

»Die Calhouns …« Lassiter wandte den Blick zu einem Pinboard, das neben dem Waffenschrank an der Wand angebracht war. Einer der Steckbriefe darauf zeigte die Konterfeis zweier Männer, die wegen schweren Raubes und mehrfachen Mordes gesucht wurden. Die Zeichnungen waren grob und ungelenk, aber die Ähnlichkeit des linken Portraits mit dem Mann, der dort draußen auf die Bank zumarschierte, war unverkennbar.

»Diese Galgenvögel scheinen sich wohl für unantastbar zu halten, wenn sie glauben, trotz der Steckbriefe weiterhin unbehelligt ihre Überfälle verüben zu können«, brummte Louder kopfschüttelnd und trat an den Waffenschrank. »Sie sind entweder unglaublich frech oder unglaublich dumm.«

»Wahrscheinlich trifft beides zu«, murmelte Lassiter. »Und das könnte unser Vorteil sein. Wo sind Ihre Deputies?«

Der Sheriff nahm eine Sharps Rifle aus dem Schrank und überprüfte, ob die Waffe geladen war. »Gary ist hinten auf dem Hof und kümmert sich um die Pferde.« Er verzog die Lippen. »Nathan hat heute seinen freien Tag. Verdammt – wir sind nur zu dritt, Lassiter!«

Lassiter nahm die Information mit grimmigem Nicken zur Kenntnis. »Schnappen Sie sich Gary – er soll sich auf dem Dach postieren. Sie nutzen den Schutz der Gebäude bis zum Mietstall, um die Burschen von da aus in Empfang zu nehmen, während ich ihnen von hinten die Hölle heißmache.« Sein Gesicht verhärtete sich zu einer Miene der Entschlossenheit. »Schnell, uns bleiben höchstens noch zwei oder drei Minuten!«

John Louder nickte stumm, packte ein zweites Gewehr und eilte durch den Zellengang nach hinten.

Lassiter starrte bereits wieder zur Mainstreet hinaus. Die Outlaws befanden sich nun etwa fünfzig Yards links vom Office, waren auf die Straße getreten und bewegten sich langsam aus seiner Sicht heraus. Er grinste humorlos, als er bemerkte, wie die Banditen sich nun ihre Halstücher über die untere Gesichtshälfte zogen.

Ein wenig zu spät, um ihre Identität zu verschleiern. Kluge Köpfe verhielten sich anders, doch sie hatten immerhin ein halbes Dutzend Überfälle verübt und waren bis dato damit davongekommen, wie der Steckbrief verriet. Also durfte man nicht den Fehler begehen, sie zu unterschätzen.

Die Bande hatte nur noch einen guten Steinwurf zwischen sich und der Bank zurückzulegen. Lassiter registrierte erleichtert, dass sich niemand sonst auf der Mainstreet aufzuhalten schien.

Er langte nach seiner Winchester und betätigte den Repetierhebel, um eine Patrone vor den Lauf zu befördern.

Als er die Tür öffnete, ließ ihn ein plötzlicher Gedanke innehalten. Wenn das da vorn Dexter Calhoun war – wo befand sich dann dessen Bruder Dennis?

Er zog die Hand vom Knauf zurück und duckte sich, bevor er vorsichtig durch den Türspalt seitwärts auf den Sidewalk hinausspähte.

Und sofort den Kopf wieder zurückzog!

Zwei Männer pressten sich an die Frontseite des Gebäudes und schlichen mit gezogenen Revolvern auf das Sheriff’s Office zu. Sie waren nur noch wenige Schritte vom Eingang entfernt.

Die Calhouns waren wohl doch nicht ganz so dämlich wie erhofft.

Lassiter packte den Karabiner fester und atmete tief durch. Ihm blieben nur noch wenige Sekunden, und die Zeit, bis die Luft hier von Blei geschwängert werden würde, war zu kurz, damit Louder und sein Deputy ihre Positionen erreichen konnten.

Hatten die Banditen bemerkt, dass die Bürotür geöffnet worden war?

Wie auch immer, er konnte sicher sein, dass sie das Büro in wenigen Augenblicken mit einem Geschosshagel eindecken würden. Er hatte genug über die Bande gehört, um zu wissen, dass sie keinerlei Skrupel kannten, auch Gesetzeshüter kaltlächelnd umzulegen. Deshalb blieb ihm keine Wahl, wenn er das Heft des Handelns in der Hand behalten wollte.

Einen Fluch unterdrückend, spannte er die Muskeln an. Dann sprang er vor wie eine Raubkatze, stieß die Tür mit der Schulter auf und flog hinaus auf den Sidewalk.

Er riss die Winchester in den Anschlag und feuerte, noch während er in der Luft war. Der Outlaw, der sich vier Yards vor ihm befand, riss überrascht die Augen auf und wurde von Lassiters Kugel mitten in die Brust getroffen. Die Wucht des Einschlags schleuderte ihn zurück und ließ ihn gegen seinen Hintermann prallen, in dem Lassiter glaubte, Dennis Calhoun zu erkennen.

Lassiter schlug hart auf den Dielen des Sidewalks auf, nutzte aber den Schwung der Bewegung, um sich über die Stufen hinweg abzurollen und auf der Straße in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine zu kommen. Breitbeinig hob er den Lauf des Karabiners, ignorierte die Schmerzen in seiner Schulter und jagte zwei Kugeln aus dem Gewehr.

Doch Dennis Calhoun hatte sich geistesgegenwärtig zu Boden geworfen, sodass die Projektile über dem Banditen nur die Paneele der Wand trafen. Das Geräusch der einschlagenden Kugeln erinnerte an reißendes Tuch, Holzsplitter flogen durch die Luft und regneten auf Calhoun und den leblosen Banditen vor ihm nieder.

Lassiter gab einen weiteren Schuss ab, der ebenso nutzlos auf das Geländer vor dem Sidewalk traf, ihm aber wertvolle Sekunden Luft verschaffte, weil Calhoun nicht seinerseits das Feuer eröffnete, sondern am Boden blieb.

Er fuhr herum und registrierte, dass die anderen Banditen alarmiert herumwirbelten und ihre Revolver aus den Holstern zogen.

Er nahm die Beine in die Hand und sprintete geduckt über die Mainstreet, als sie ihn zu sechst unter Feuer nahmen. Die Kugeln flogen ihm wie ein tödlicher Wespenschwarm um die Ohren, pfiffen durch die Luft oder schlugen links und rechts im Staub der Straße ein, doch die Entfernung war zu groß, um mit Revolvern verlässlich zu treffen.

Lassiter hechtete hinter den Schutz einer Pferdetränke und robbte schwer atmend hinter den massiven Trog, bevor er einen Blick in Richtung des Sheriff’s Office riskierte.

Er sah, wie Dennis Calhoun die Unterarme auf das Geländer gelegt hatte und mit seinem Revolver beidhändig auf ihn zielte. Hastig duckte er sich, und einen Sekundenbruchteil später zischte die Kugel nur eine Handspanne über seinen Kopf hinweg, bevor sie mit einem wütenden Geräusch im Pfosten des Vordaches einschlug.

Er schaute am Pferdetrog vorbei und runzelte die Stirn. Dexter Calhoun und seine Männer kamen mit erhobenen Revolvern direkt auf ihn zu, und ihre Mienen waren vor Wut und Mordlust verzerrt. Offenbar stand der Überfall auf die Bank nun nicht mehr ganz oben auf der Liste der Verbrecher – jetzt schien es wichtiger, den Störenfried aus der Welt zu schaffen, der es gewagt hatte, ihr Vorhaben zu sabotieren.

Er riss den Karabiner in den Schulteranschlag und visierte den Mann an, der ihm am nächsten war. Eine Feuerlanze leckte aus dem Lauf der Winchester, und der Outlaw, ein vollbärtiger, korpulenter Bursche mit einem Patronengurt quer über der Brust, wurde in den Hals getroffen. Er ließ seinen Revolver fallen und griff sich an die Kehle, bevor er auf die Knie fiel.

Der Sterbende brachte den Rest der Gesetzlosen dazu, Vernunft anzunehmen und zu begreifen, dass sie in ihrer blinden Wut dankbare Zielscheiben abgaben. Sie rannten wie aufgescheuchte Hühner auseinander und suchten hastig Schutz an den Rändern der Mainstreet, als befänden sie sich in einem reißenden Fluss.

Lassiter gelang es dennoch, einen weiteren der Gegner zu erwischen. Der Outlaw hätte fast eine mächtige Regentonne neben dem Mietstall erreicht, als ihn das Projektil aus der Winchester in seinem Hintern erwischte und er mit einem überraschten Schmerzenslaut zu Boden ging.

Lassiter lächelte grimmig, bis eine ganze Serie an Kugeln auf ihn niederging und ihn dazu zwang, das Gesicht in den Staub der Straße zu drücken.

Als er es kurz darauf wagte, wieder den Kopf zu heben, bemerkte er eine Bewegung in den Augenwinkeln und sah zum Dach des Sheriff’s Office empor.

Gary winkte ihm zu, dann deutete der Deputy mit dem Finger auf etwas links von Lassiter, und er wandte alarmiert den Blick.

Er starrte in das zahnarme Grinsen eines schlaksigen Kerls, der einen großkalibrigen Schofield-Revolver direkt auf sein Gesicht richtete. »Das war’s, du Hurensohn!«, zischte der Outlaw und krümmte den Abzugsfinger.

Lassiter schloss die Augen.

So entging ihm, dass das Grinsen des Banditen in einer blutigen Explosion verschwand und dessen plötzlich kopfloser Körper langsam an der Wand des Drugstores heruntersank.

Als er sie wieder öffnete und zum Dach hinaufsah, grinste ihm Gary entgegen, und Lassiter hob dankbar die Hand. Offenbar hatte John Louder nicht übertrieben, als er seinen Deputy als den »verdammt noch mal besten Schützen in diesem waffenstarrenden Staat« bezeichnet hatte.

Als hätte dieser kurze Gedanke ihn herbeigerufen, bemerkte Lassiter den vierschrötigen Sheriff, der mit erhobenem Gewehr vor der Bank auftauchte. Das hochrote Gesicht von Louder leuchtete in der Sonne, als er seine zornige Stimme erhob.

»Ihr Kanaillen glaubt, einfach so in meine Stadt marschieren zu können?« Der Sheriff bemerkte einen der Banditen, der sich hinter ein paar Kisten vor einem Geschäft verschanzt hatte und nun den Revolver gegen ihn erhob. Völlig unbeeindruckt riss Louder die Rifle an die Schulter und visierte den Outlaw nur eine halbe Sekunde an, bevor er den Abzug betätigte. Der Schuss krachte und fand sein Ziel.

Louder marschierte die Mainstreet hinab, als würde er durch einen Park flanieren, während er die Sharps Rifle durchlud. Eine Kugel pfiff dicht an seinem kantigen Schädel vorbei, er drehte sich halb zur Seite und zielte auf den Schützen.

»Das war keine gute Idee!«, brüllte er und verpasste dem Banditen zielsicher eine Kugel zwischen die Augen, bevor er sich mit qualmendem Lauf nach links und rechts wandte.

»Noch jemand ohne Fahrschein in die Hölle?«

Friedhofsstille senkte sich so plötzlich über die Mainstreet, wie die Schießerei begonnen hatte, und Lassiter hob den Kopf, bevor er sich aufrichtete und wachsam umsah.

Der Wind trug den scharfen Geruch von Pulverdampf durch die Straße, doch es schien vorüber zu sein. Lassiter nickte dem Sheriff kurz zu, bevor er mit vorausgerichteter Winchester zum Sheriff’s Office hinüberging. Als er auf den toten Banditen neben dem Eingang des Büros hinabsah, runzelte er die Stirn.

Von Dennis Calhoun war weit und breit nichts zu sehen.

Die schwere Pranke von John Louder legte sich auf seine Schulter, und als er den Blick zu dem Sternträger wandte, blickte er in tiefblaue Augen, deren Ausdruck zwischen grimmiger Befriedigung und beginnender Erkenntnis schwankte.

»Sagen Sie bloß, uns sind die Köpfe der Bande durch die Lappen gegangen?«, murmelte Louder und sah Lassiter dabei fragend an.

Der nickte langsam, während sein Blick umherschweifte. »Es sieht ganz danach aus, John.«

Die Vermutung des Mannes der Brigade Sieben bestätigte sich nur eine knappe Stunde später.

Als man jeden Winkel der Stadt vergeblich abgesucht und schließlich die Toten auf der Mainstreet aufgebahrt hatte, bevor sie in eilig zusammengezimmerte Holzsärge verfrachtet wurden.

Der Undertaker hatte an diesem Tag reichlich zu tun; sieben Banditen war der Versuch, die Western Union Bank zu überfallen, zum Verhängnis geworden, ohne dass Jersey City ein unschuldiges Opfer zu beklagen hatte. Doch die Anführer der Calhoun-Bande befanden sich nicht darunter. Offenbar hatten die beiden Brüder rechtzeitig erkannt, dass das Glück diesmal nicht auf ihrer Seite war, und sich daraufhin ohne Umschweife aus dem Staub gemacht, um ihre Kumpane im Stich zu lassen.

»Diese Hurensöhne sind nicht nur skrupellos, sondern auch noch so feige und verschlagen wie Hyänen«, knurrte Louder verächtlich, als er mit Lassiter am Tresen des Saloons saß.

Hinter ihnen hatte sich der Schankraum bereits gut gefüllt, während draußen die Dämmerung einsetzte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Lassiter die Blicke der Männer und Frauen an den Tischen, die durchgehend von Respekt und Erleichterung erfüllt waren. Die Gespräche wurden mit gedämpfter Lautstärke geführt, kannten aber natürlich nur ein Thema: die Heimsuchung durch die Calhoun-Bande, die dank des Sheriffs, seines Deputies Gary Barlow und des Fremden ein blutiges, aber letztlich gutes Ende gefunden hatte.

»Sie wussten, wann sie verloren hatten«, gab Lassiter lakonisch zurück und griff nach dem Bierkrug, um einen langen Schluck zu nehmen. »Aber ich werde sie nicht davonkommen lassen.«

Louder warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Sie wollen Sie verfolgen?«

Lassiter stellte den Krug auf der Platte des Tresens ab, bevor er entschlossen nickte.

Der Sheriff grinste breit, dann hob er die Hand und verpasste Lassiter einen wohlwollenden Hieb auf den Rücken. Er lachte dröhnend, während Lassiter einen überraschten Hustenlaut ausstieß.

»Sie sind ein Bursche nach meinem Geschmack, Sir!«, rief Louder aus. »Wann brechen wir auf?« Erwartungsvoll starrte er Lassiter an, der mit einem schmalen Lächeln die schmerzende Schulter dehnte.

»Nehmen Sie es mir nicht übel, John. Aber ich werde das allein erledigen. Sie werden hier in der Stadt gebraucht. Es ist nicht Ihre Aufgabe, flüchtige Banditen zu verfolgen«, entgegnete er.

Louders dunkle Augenbrauen zogen sich über der mächtigen Nase zu einem grimmigen Bogen zusammen. »Diese beiden Schakale haben es gewagt, hier einzufallen! So etwas nehme ich persönlich, Lassiter. Daher bestehe ich darauf …«

Lassiter streckte die Hand aus und klopfte dem Sternträger beruhigend auf die Schulter. »Ich danke Ihnen, Sir. Sie und Gary haben mir vermutlich das Leben gerettet. Aber wir wissen beide, dass Sie nicht nur Ihre Kompetenzen überschreiten würden, wenn Sie die Calhouns verfolgen, sondern dass es auch verantwortungslos wäre, Ihre Stadt ohne Sheriff zurückzulassen, während sie sich auf eine Jagd begeben, deren Ende nicht abzusehen ist.«

Dem Sheriff war anzusehen, dass Lassiters Worte ihn ins Grübeln brachten. Nach einer Weile nickte er schließlich widerwillig.

»Also gut«, brummte er und starrte dabei missmutig in seinen Bierkrug. »Wahrscheinlich stimmt das, was Sie sagen. Obwohl ich diesen Bastarden gern persönlich den Hals umdrehen würde.«

»Ich werde den Calhouns freundliche Grüße von Ihnen ausrichten«, gab Lassiter mit einem humorlosen Lächeln zurück. »Sobald ich die Galgenvögel gefunden und zur Strecke gebracht habe. Haben Sie eine Idee, wohin die Brüder abgehauen sind? Was würden Sie tun, wenn Sie von Jersey City aus die Flucht antreten müssten?«

Louder nahm einen Schluck Bier, während er über die Frage nachdachte.

»Nun ja. Vermutlich würde ich mich nach Osten wenden. Die Ausläufer der Berge sind kaum besiedelt. Eine unwegsame Gegend, die man innerhalb eines Tages erreichen kann. Jenseits des Overland Trails nach Nevada existieren nur ein oder zwei kaum noch benutzte Wege hinauf in die Berge. Die Region da oben ist so einsam und unzugänglich wie ein Nonnenschoß.«

Der Sheriff warf Lassiter ein entschuldigendes Grinsen zu, das der Mann der Brigade Sieben mit einem Nicken quittierte.

»Okay, das klingt einleuchtend … Vielleicht sollte ich mich noch heute Abend auf den Weg machen.«

Als Lassiter sich vom Barhocker erhob, stellte er überrascht fest, dass eine junge Frau sich ihm genähert hatte und nun direkt vor ihm stand. Sie lächelte und tat dabei ihr Bestes, um ihre Unsicherheit zu verbergen, während sie zu ihm aufschaute.

Lassiter nickte freundlich. »Miss …«

»Ich heiße Mildred. Und …« Sie senkte den Blick. »… ich möchte mich im Namen von Jersey City bei Ihnen bedanken.«

Hinter dem Mädchen schienen die Gäste den Atem anzuhalten, gleichzeitig setzte ein zustimmendes Raunen ein.

Lassiter hob konsterniert die Augenbrauen und sah, wie Mildred die Knöpfe ihres Kleides öffnete, um ihm einen Einblick auf ihr üppiges Dekolleté zu gewähren.

Sein Blick hob sich über den Kopf der Frau und wanderte über die Männer und Frauen an den Tischen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass alle Augen auf ihm ruhten, und er kratzte sich amüsiert am Kopf, bevor er ihn senkte und Mildred tief in die Augen sah.

»Das ist wirklich charmant«, brummte er. »Aber nicht nötig.«

Er wandte sich zum Gehen, als sie seinen Arm ergriff.

»Sie sollten etwas essen und sich ausruhen, bevor Sie aufbrechen«, sagte sie leise.

Als er sie ansah, senkte sie ein weiteres Mal den Blick. »Mir und meiner Mutter gehört die Pension vorn an der Mainstreet. Sie haben freie Kost und Logis. Und … was auch immer.«