Lassiter 2397 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2397 E-Book

Jack Slade

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit verschlossener Miene saß Lassiter im Saloon von Westerville, in der Linken ein Glas Whiskey, in der Rechten das Hilfegesuch von Marshal Jackson Hobbs. Die Brigade Sieben hatte es ihm im genauen Wortlaut telegrafisch übermittelt, dazu eine Kurzbeschreibung des Mannes, den der Brigade-Agent in die Obhut des Gesetzes überführen sollte.
Rabid Joe, las er in Gedanken den Namen des Gesuchten, war offenbar ein Kerl, den man nicht umsonst als tollwütig bezeichnete. Plündernd und mordend überzog er im weiten Umkreis der Stadt Columbus den Bundesstaat Ohio mit Gewalt und scherte sich einen Dreck darum, wer ihm vor die Mündung seines Revolvers lief. Die Anzahl von Rabid Joes Opfern ließ Lassiter nur eines denken: Er musste diesen Wahnsinnigen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln aus dem Weg räumen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Zum Töten verdammt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6638-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Zum Töten verdammt

Mit verschlossener Miene saß Lassiter im Saloon von Westerville, in der Linken ein Glas Whiskey, in der Rechten das Hilfegesuch von Marshal Jackson Hobbs. Die Brigade Sieben hatte es ihm im genauen Wortlaut telegrafisch übermittelt, dazu eine Kurzbeschreibung des Mannes, den der Brigade-Agent in die Obhut des Gesetzes überführen sollte.

Rabid Joe, las er in Gedanken den Namen des Gesuchten, war offenbar ein Kerl, den man nicht umsonst als tollwütig bezeichnete. Plündernd und mordend überzog er im weiten Umkreis der Stadt Columbus den Bundesstaat Ohio mit Gewalt und scherte sich einen Dreck darum, wer ihm vor die Mündung seines Revolvers lief. Die Anzahl von Rabid Joes Opfern ließ Lassiter nur eines denken: Er musste diesen Wahnsinnigen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln aus dem Weg räumen!

Der Whiskey schmeckte ihm mit einem Mal nicht mehr. Dennoch trank Lassiter ihn aus, verzog das Gesicht und stellte sein Glas beiseite. Dann verstaute er seine Unterlagen in der Innentasche seiner Langjacke, erhob sich vom Tisch und wanderte zum Ausgang des Saloons. Erstaunt stellte er fest, dass sich eine Gruppe aus vier Männern neben seinem Grauschimmel postiert hatte. Sie unterhielten sich flüsternd, bis ihre Köpfe einen Ruck in Lassiters Richtung machten, kaum dass er den Boardwalk betreten hatte.

»Das Pferd ist unverkäuflich«, raunte der Mann der Brigade Sieben und verhielt im Schritt. Zwischen verengten Lidern wanderte sein Blick von einem Gesicht zum anderen.

»Wir wollen es nicht kaufen«, erwiderte ein Kerl mit schwarzen schulterlangen Haaren. Er trug einen dunklen Fellmantel, dessen Kragen er bis unter sein stoppelbärtiges Kinn hochgezogen hatte. Ein harter Zug umspielte seine Mundwinkel. Kälte und ein entbehrungsreiches Leben hatten tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Die Männer, die ihn begleiteten, sahen keinen Deut freundlicher aus.

Lassiter nickte unmerklich. »Würden Sie dann bitte zur Seite treten, damit ich aufsitzen kann?«, fragte er.

Erstmals zeigte sich ein Lächeln auf den Zügen des Unbekannten. Er drehte sich seinen Kumpanen zu und meinte höhnisch: »Er will wieder wegreiten, obwohl wir uns so viel Mühe gemacht haben, ihn aufzuspüren.«

Einer lachte freudlos auf. »Hast Recht, Butch! Der Kerl weiß einfach nicht zu schätzen, was wir seinetwegen auf uns genommen haben.«

Gefahr lag in der Luft. Sie war fast körperlich spürbar. »Sollten wir uns kennen?«, wollte Lassiter wissen und war sicher, die vier Gestalten nie zuvor gesehen zu haben.

»Nein, wir kennen uns nicht«, antwortete Butch dumpf, knöpfte seinen Mantel auf und warf die Aufschläge zurück, sodass der Colt an seiner Hüfte sichtbar wurde. »Aber wir haben einen gemeinsamen Bekannten …«

»Ja«, mischte sich ein Zweiter ein, »Ben ›Lone Wolf‹ McCane. Er kann leider nicht bei uns sein, was dich aber sicher nicht verwundert.«

Lassiter erinnerte sich, obwohl seine Begegnung mit McCane bereits geraume Zeit zurücklag. Der Kerl war keines der Schwergewichte gewesen, mit denen es der Brigade-Agent für gewöhnlich zu tun hatte, trotzdem hatte er für einiges Aufsehen gesorgt und sich damit einen Liegeplatz in frischer Graberde gesichert.

Spöttisch verzog Lassiter die Mundwinkel und schaute Butch an. »Für einen einsamen Wolf hat McCane erstaunlich viele Freunde.«

»Dir wird das Lachen noch vergehen!«, erwiderte sein Gegenüber und legte die Hand auf seinen Coltgriff. Seine drei Spießgesellen fächerten auseinander und taten es ihm gleich. »Wir sind nämlich nicht zum Quatschen gekommen.«

Lassiter ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Worauf wartet ihr dann noch?«, raunte er gefährlich leise.

Fast gleichzeitig langten vier Hände nach ihren Revolvern. Butch zog schnell und schien fest davon überzeugt, Lassiter aus nächster Nähe niederschießen zu können. Doch der ließ ihm keine Chance. Sein Remington brüllte auf, noch ehe Butch den Abzug spannen konnte. Sofort warf er sich auf den taumelnden Mann und schleuderte ihn gegen einen seiner Kumpane. Im Fallen drückte er zweimal den Stecher seiner Waffe durch, während heißes Blei über ihn hinwegfegte. Die Kugeln rissen die beiden seitlich stehenden Kerle von den Füßen und ließen sie tot in den Staub der Straße fallen.

Lassiters letzter Widersacher war unter dem Aufprall seines Anführers ebenfalls zu Boden gegangen, schaffte es aber dennoch, seinen Revolver auf den Agenten zu richten. Zitternd lag sein Zeigefinger auf dem Abzug, zog ihn jedoch nicht durch, denn die Mündung des Remington presste sich in diesem Moment bereits gegen seinen Hals.

»Entweder gehen wir beide drauf oder wir leben«, knurrte Lassiter finster. »Du hast die Wahl.«

Einen Moment lang sah es so aus, als würde der Schießer tatsächlich die erste Möglichkeit in Betracht ziehen, dann aber ließ er seine Waffe sinken. Düster raunte er: »Wir sehen uns wieder. Und dann werden die Karten neu gemischt.«

»Ich werde bereit sein«, erklärte Lassiter, entspannte den Hahn seines Remington und steckte ihn ins Holster. Dann zerrte er den Mann auf die Füße. »Vorher aber wirst du im Jail eine Menge Zeit haben, darüber nachzudenken, ob es sich wirklich lohnt.«

Inzwischen hatte sich ein Menschenauflauf gebildet. Rufe nach dem Sheriff wurden laut. Der kam auch zügig heranmarschiert, tuschelte mit einigen Leuten und nahm den einzigen Überlebenden des Schießerquartetts in Empfang. Argwöhnisch musterte er Lassiter. »Am liebsten würde ich Sie gleich mitnehmen«, brummte er, »aber allem Anschein nach haben Sie sich lediglich verteidigt.« Unwillig fügte er hinzu: »Trotzdem sehe ich Kerle mit lockerer Hand und schnellem Colt nicht gern in meiner Stadt.«

»Keine Sorge«, gab Lassiter zur Antwort, »ich reite weiter nach Columbus.«

»Soso«, machte der Gesetzeshüter. »Dann geben Sie darauf acht, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Marshal Hobbs ist nicht gerade für seine gute Laune bekannt.«

Lassiter tippte an die Krempe seines Stetsons und saß auf. »Ich werde daran denken«, sagte er abschließend und ritt los. Columbus lag nur gut neun Meilen entfernt. Dort würde sich der Mann der Brigade Sieben selbst einen Eindruck davon verschaffen, wie es um die Gemütslage von Jackson Hobbs bestellt war.

Der Tag begann kühl, aber sonnig. Vor seinem Buchladen auf der Mohawk Street im »German Village« von Columbus reckte Ludwig Mueller seine Arme in die Luft und atmete tief die würzige Morgenluft ein. Über die Häuser hinweg warf er einen Blick auf Schwartz’ Castle, einen mehrstöckigen Turm, den der deutsche Architekt und Apotheker Frederick Schwartz für sich und seine Verlobte errichtet hatte. Diese hatte ihm jedoch, so wusste Mueller, per Brief eine Absage erteilt. Und von diesem Tag an hatte sich Schwartz eigentümlich verändert.

Schmunzelnd stellte sich Ludwig Mueller vor, dass der exzentrische Architekt sicher wieder im Laufe des Tages auf seinen Turm klettern und sich nackt sonnen würde. Diese außergewöhnliche Angewohnheit brachte stets einige Schaulustige mit sich, die spöttische Kommentare abgaben, was Schwartz aber nicht weiter störte. Der Vierundfünfzigjährige schien in seiner eigenen Welt zu leben, in der es nur ihn und die Trauer um seine verflossene Liebschaft gab.

Nachdenklich ging Mueller in seinen kleinen Laden und begann, einige Regale umzuräumen. Er musste Platz schaffen für weitere Druckwerke, die immer noch in einem ungeöffneten Karton lagen. Viele Möglichkeiten hatte der junge Mann nicht. Seine Räumlichkeiten waren begrenzt; ein zusätzliches Regal ließ sich nicht mehr aufstellen.

Um die Mittagszeit war Mueller fertig mit dem Sortieren. Kritisch begutachtete er sein Werk und stellte fest, dass sich das Durcheinander vergrößert hatte. Noch einmal legte er Hand an und zeigte sich schließlich halbwegs zufrieden. Vor sich selbst gab er zu, dass die Probleme beim Einräumen nicht allein dem Platzmangel geschuldet waren. Er war mit seinen Gedanken einfach nicht bei der Sache, und das lag einzig und allein an Addison Stone. Die brünette Lady mit den grasgrünen Augen wollte ihm schlichtweg nicht aus dem Kopf gehen.

Versonnen dachte Mueller daran, wie niedlich sie in ihrer Schürze aussah, wenn sie den Grocery Store auf der Jaeger Street fegte oder die Regalbretter abstaubte. Er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt, sich bisher aber nicht getraut, ihr seine Zuneigung zu gestehen. Nicht einmal ein unverfängliches Gespräch hatte er mit Addison geführt, dazu war er zu schüchtern. Was hätte er auch sagen sollen? Ein Mann von Welt, der stets die passenden Worte parat hatte, war er nicht. In seinen Büchern fand er zwar das nötige Rüstzeug, um zungenfertig aufzutreten, doch in der Realität blieben seine Lippen zumeist verschlossen.

Ludwig Mueller rang mit sich. Ihm war durchaus bewusst, dass seine Liebe zu Addison eine rein platonische bleiben würde, sollte er sich nicht endlich ein Herz fassen und sie ansprechen. An der Umsetzung dieses kühnen Gedankens indes war er bislang gescheitert.

Ein für seine Verhältnisse wagemutiger Gedanke reifte jedoch plötzlich in ihm heran. Trotz anfänglichen Zauderns beschloss Mueller, seine Idee in die Tat umzusetzen und machte sich auf den Weg zu der Gemischtwarenhandlung, in der Addison arbeitete.

Je näher er kam, desto weniger zuversichtlich wurde er. Eine peinliche Situation in der Öffentlichkeit wollte er auf jeden Fall verhindern. Nicht auszudenken, wenn er ein falsches Wort sagte und sie ihn mit Schimpf und Schande davonjagte.

Unschlüssig ging Mueller auf dem Boardwalk gegenüber vom Store auf und ab, bis er merkte, dass ein solches Verhalten erst recht auffällig war und blamable Umstände nach sich ziehen konnte. Er versuchte, sein Herzklopfen zu mäßigen, atmete tief ein und aus und setzte zum Gang über die Straße an.

Nur nicht nervös werden, redete er sich zu, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihm die Knie weich wurden. Unsteten Schrittes betrat er den Laden und versteinerte, kaum dass er seine Angebetete hinter dem Tresen erblickte.

Wie lange Mueller dagestanden hatte, konnte er nicht sagen, doch als eine sanfte Stimme sein Gehör streifte, erwachte er wie aus einem Traum. Kurz schüttelte er sich, starrte sichtlich verwirrt voraus und fragte: »Bitte, was haben Sie gesagt?«

»Kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte Addison Stone. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

»Erdnüsse!«, platzte es aus Ludwig Mueller heraus.

Die Bedienung lächelte. »Sie stehen unmittelbar davor.« Ihr Handgelenk beschrieb einen eleganten Schlenker, als sie auf eine Kiste zu ihrer Linken deutete. »Wie viel darf es sein?«

Mueller tat, als würde er intensiv nachdenken. Gleichzeitig schalt er sich einen Narren, weil er ausgerechnet nach einer Sache gefragt hatte, an der ihm nicht das Geringste lag. Verzweifelt suchte er nach einer Ausflucht und hörte sich zu allem Überfluss sagen: »Eigentlich mag ich das Zeug gar nicht. Ich war einige Momente irritiert, weil … weil …«

»Weil?«, erkundigte sich Addison.

Die Worte sprudelten über Muellers Lippen, als besäßen sie ein Eigenleben. »… weil Sie so schön sind und ich Sie bezaubernd finde. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit Ihnen …«

»Halt!« Addison hob eine Hand und setzte einen strengen Gesichtsausdruck auf. »Überlegen Sie sich genau, was Sie jetzt sagen!«

Atemlos stand Ludwig Mueller im Verkaufsraum. Seine Gedanken überschlugen sich. Er spürte die Schamesröte in sich aufsteigen, konnte jedoch nicht verhindern, sich immer tiefer reinzureißen. »Aber ich wollte doch nur …«

»Erdnüsse! Ich weiß!«, versetzte die Dunkelhaarige scharf. »Und nebenbei hatten Sie anscheinend noch vor, mich zu Ihrer Verlobten zu machen. Doch daraus wird nichts!« Zornig stützte sie sich mit den Händen auf und beugte sich vor. »Ihr Kerle seid doch alle gleich! Ihr seht etwas Hübsches und wollt es auf der Stelle in Besitz nehmen!«

»Nein, nein!«, wehrte der Bibliothekar ab. »Sie verstehen mich vollkommen falsch!« Unwillkürlich wechselte er zwischen englischer und deutscher Sprache und verursachte gereiztes Stirnrunzeln bei Addison Stone.

»Keine Ahnung, was Sie da schnattern«, stieß sie giftig aus, »aber es ist wohl besser, wenn Sie den Laden verlassen. Und falls Sie wiederkommen, sollten Sie sich Gedanken machen, was Sie haben wollen. Ich bin nämlich unverkäuflich!«

Kalkweiß stierte Ludwig Mueller die Frau an und begann zu stottern. Rasch aber verstummte er wieder. Addison Stone hatte blitzschnell unter ihrer Schürze einen Revolver hervorgezogen und knackend den Hahn gespannt.

»Keine weiteren Diskussionen!«, fauchte sie bösartig. »Ich kann gut mit einem Revolver umgehen. Und wenn ich schieße, werde ich eine Stelle treffen, die Ihren männlichen Übermut ein für alle Mal zum Schweigen bringt!«

Fluchtartig verließ Ludwig Mueller den Grocery Store. Seine Begegnung mit Addison war schlimmer verlaufen, als er es sich jemals ausgemalt hatte. Ihre Reaktion hingegen war nicht nachvollziehbar, sodass der junge Mann zwangsläufig ins Grübeln geriet. Es musste einen triftigen Anlass geben, weshalb Addison Stone sich derart aggressiv verhalten hatte. Mueller nahm sich vor, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen, sobald sich die Gemüter beruhigt hatten.

Columbus empfing Lassiter mit der Geschäftigkeit einer Großstadt. Auf der Mainstreet tummelten sich Karren und Fuhrwerke, wurden Güter verladen und Geschäftsauslagen bestückt. Familien flanierten auf den Boardwalks, Pärchen und Einzelpersonen belagerten die Ladenvitrinen. Es herrschte die Emsigkeit eines Bienenstocks.

Der Mann der Brigade Sieben erkundigte sich nach dem Weg zum Marshal’s Office und schob sich im Schritttempo durch das Gedränge auf der Straße. In dem Trubel fiel er als Fremder kaum auf. Nur selten wurden ihm Blicke zugeworfen, in denen jedoch kein Argwohn lag, sondern allenfalls ein gewisser Unmut, wenn man nicht schnell genug vorankam.

Vor dem Büro des Town-Marshals saß Lassiter ab, leinte seinen Grauschimmel an und betrat nach flüchtigem Anklopfen das Gebäude. Jackson Hobbs war gerade dabei, einen Stapel aus Kladden zu sortieren, sah hinter seinem Schreibtisch auf und fragte: »Was haben Sie zu den Sorgen der Welt beizutragen, Mister?«

Lassiter schloss die Tür und stellte sich vor. Dann meinte er: »Sie haben ein Hilfegesuch nach Washington geschickt. Ich bin die Antwort.«

Skeptisch musterte der Marshal den Ankömmling, schob seine Unterlagen beiseite und erhob sich. »Wer hat Sie geschickt?«, wollte er wissen und verschränkte seine Arme vor der Brust.

»Ich bin Spezialagent der Regierung und wurde mit der Lösung Ihres Problems betraut.«

Zufrieden war Hobbs noch nicht. »Können Sie sich ausweisen, Mister Lassiter?«

»Meine Behörde stellt keine Dienstmarken aus«, erklärte Lassiter. »Sie werden auf mein Wort vertrauen müssen.«

Trocken lachte Jackson Hobbs auf. »Wer sagt mir«, fragte er, »dass Sie nicht irgendein Halunke sind, der sich ein paar goldene Sporen verdienen möchte? Der Steckbrief von Rabid Joe hängt überall aus. Die Prämie ist nicht unerheblich.«

Lassiter seufzte. »Woher weiß ich dann von Ihrem Ersuchen? Es ist ja nicht so, dass Sie es in den Lokalzeitungen aufgegeben hätten.«

»Punkt für Sie.« Hobbs grinste. »Nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich nachgefragt habe, aber eine Stadt wie Columbus ist ein großer Spielplatz für alle möglichen kriminellen Elemente. Die Einzigen, mit denen ich so gut wie keine Schwierigkeiten habe, sind die deutschen Einwanderer. Alles rechtschaffene, hart arbeitende Menschen. Die kommen nicht mal im Traum auf krumme Gedanken.«

»Das hört sich an, als würden sie einen nicht unbeträchtlichen Teil der Stadtbewohner ausmachen«, teilte Lassiter seine Überlegungen mit.

»Sie haben ihr eigenes Viertel, das ›German Village‹. In den vergangenen Jahren ist der Bezirk stark angewachsen. Die deutsche Kultur ist ein fester Bestandteil von Columbus.«

So interessant Lassiter die Informationen auch fand, wollte er so rasch wie möglich auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen kommen. »Dieser Mann, Rabid Joe, scheint Ihnen ordentlich zuzusetzen. Nach allem, was ich weiß, ist er vollkommen unberechenbar, tötet nach Lust und Laune und hinterlässt eine blutige Spur quer durch Ohio.«