1,99 €
Zu siebt ritten sie in die Stadt, Johnny Wesson und Eddie Douglas an der Spitze. Es war gegen zwölf, die Bank würde bald schließen. "Wir reiten um die Mittagszeit", hatte Eddie gesagt. "Je mehr los ist auf der Mainstreet, desto weniger fallen wir auf."
Alte Häuser aus Stein, eine Kirche und ein Prachtbau aus uralten Zeiten - so hatte Johnny Santa Fé in Erinnerung, und so war es auch an diesem Mittag. Keiner von ihnen sprach mehr ein Wort. Der Palast des Gouverneurs blieb zurück, die alte Kirche auch. Vor der Bank stiegen sie aus den Sätteln und zogen die Halstücher bis unter die Augen. Sie hatten keinen Plan. "Reingehen, schießen, Geld einsacken, raus und auf die Pferde", hatte Eddie gesagt. An seiner Seite stürmte Johnny in die Bank. Hinter ihnen schossen die anderen in die Decke.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Drei Schritte bis zum Galgen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Prieto/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7123-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Drei Schritte bis zum Galgen
Zu siebt ritten sie in die Stadt, Johnny Wesson und Eddie Douglas an der Spitze. Es war gegen zwölf, die Bank würde bald schließen. »Wir reiten um die Mittagszeit«, hatte Eddie gesagt. »Je mehr los ist auf der Mainstreet, desto weniger fallen wir auf.«
Alte Häuser aus Stein, eine Kirche und ein Prachtbau aus uralten Zeiten – so hatte Johnny Santa Fé in Erinnerung, und so war es auch an diesem Mittag. Keiner von ihnen sprach mehr ein Wort. Der Palast des Gouverneurs blieb zurück, die alte Kirche auch. Vor der Bank stiegen sie aus den Sätteln und zogen die Halstücher bis unter die Augen. Sie hatten keinen Plan. »Reingehen, schießen, Geld einsacken, raus und auf die Pferde«, hatte Eddie gesagt. An seiner Seite stürmte Johnny in die Bank. Hinter ihnen schossen die anderen in die Decke.
Am Schalter fuhren mindestens zehn Leute herum; viel mehr, als sie in der Bank erwartet hatten. »Wer seinen Colt auch nur anguckt, ist tot!«, brüllte Eddie.
Frauen schrien, Männer streckten die Arme in die Luft, hinter dem Schalter warf sich der Kassierer auf den Boden. Johnny klopfte das Herz so laut, dass er glaubte, sein Schädel würde zerspringen.
»Sperr den Kassenraum auf, Kassierer!«, schrie er, packte einen Melonenträger am Kragen und stieß ihn mit dem Gesicht gegen das Schalterglas. »Aufsperren oder der hier stirbt!«
Sammy und Hank warfen sich gegen die Tür, die den Kunden- vom Kassenbereich trennte. Eddie, Bill und die anderen entwaffneten die Kunden und erleichterten sie um ihre Dollars, ihre Uhren und ihren Schmuck.
Weil der Kassierer noch immer nicht hinter dem Schaltertresen auftauchte, drückte Johnny ab. Der Melonenträger rutschte ächzend zu Boden und hinterließ eine Blutspur am Schalterglas.
Sammy und Hank nahmen Anlauf und warfen sich gegen die Tür zum Kassenraum. Sie gaben ihr Bestes, doch die verdammte Tür hielt.
Der kalte Schweiß brach Johnny aus. Er riss einen jungen Burschen an sich und drückte ihm den Revolverlauf gegen die Schläfe. »Du sperrst auf, Kassierer, oder der Nächste muss dran glauben!«
Eine junge rothaarige Frau heulte auf, eine andere kreischte: »Geben Sie den Kerlen um Gottes willen das Geld!«
Endlich zeigte sich der Kassierer. Mit erhobenen Armen huschte er zur Tür und öffnete. Sammy und Hank stürmten hinein, Eddie hinterher. Johnny und die anderen hielten die Kunden in Schach und bewachten die Eingangstür.
Eddie und Hank stießen den Kassierer vor sich her in das Nebenzimmer. Johnny wusste, dass dort ein Tresor stand. Bill warf Sammy die große lederne Tasche zu, der sprang zur Kasse und leerte das Geld hinein.
Im Nebenzimmer fielen Schüsse, jammerte eine Männerstimme. »Her mit der Tasche!«, brüllte Eddie. Sammy schleppte die schwarze Tasche mit dem Kassengeld ins Nebenzimmer.
Johnny konnte hören, wie die Banknoten raschelten, wie ihre Bündel in die Tasche fielen. Ein schönes Geräusch – er drehte sich nach den anderen dreien um und grinste. Alle grinsten sie.
Die Bankkunden nicht. Deren Augen waren starr und feucht vor Angst und Schrecken. Der junge Bursche, dem Johnny seinen Colt gegen die Schläfe drückte, stammelte flüsternd vor sich hin. Er war höchstens sechzehn Jahre alt.
»Red lauter, Kerl!«, zischte Johnny. »Ich verstehe kein Wort!« Der Bursche verstummte; wahrscheinlich hatte er gebetet.
Endlich liefen Eddie, Sammy und Hank aus dem Nebenzimmer und zurück in den Schalterraum. Eddie war das Halstuch vom Gesicht gerutscht. »Raus hier!«, brüllte er, riss sein Tuch wieder bis unter die Augen und stürmte zum Ausgang. »Auf die Pferde!« Er trug die Tasche – groß und schwarz und prall gefüllt. Johnny lachte das Herz.
Er und die anderen drei liefen rückwärts, hielten ihre Revolver mit beiden Händen fest, zielten auf die Bankkunden. Ein Cowboy in braunem Saddlecoat hielt plötzlich einen Karabiner in den Fäusten und drückte ab.
Alle vier warfen sie sich rechts und links des Eingangs auf den Boden. Sie feuerten beinahe gleichzeitig. Die Frauen kreischten, Pulverdampf füllte den Schalterraum, Mündungsfeuer blitzten. Johnny und zwei seinen Kumpanen sprangen wieder auf und rannten zur Straße hinaus. Bill blieb tot in der Bank zurück.
Sie schwangen sich in die Sättel und galoppierten hinter Eddie, Sammy und Hank her über die Mainstreet. Vorbei am Gouverneurspalast und der alten Kirche jagten sie den letzten Häusern von Santa Fé entgegen.
»Wir haben es geschafft«, murmelte Johnny in sein feuchtes Halstuch hinein. »Wir haben es tatsächlich geschafft!«, rief er.
Das stimmte nicht ganz.
☆
Unruhige Zeiten standen Kathleen McGee bevor – schöne Zeiten, harte Zeiten. Und schuld war nur die Zuchtstute. Oder besser ihr Zustand – eine Bisswunde in der Fessel hatte sich entzündet, und trächtig war sie auch. »Und was, wenn das Fohlen heute kommt?«, fragte Kathleen, als ihr Mann Anstalten machte, in den Sattel zu steigen.
»Was schon? Dann hilfst du ihr und fertig.« Trevor McGee schwang sich auf sein Pferd. Er war groß und sehnig, fast dürr, und hatte langes strähniges Grauhaar. Mit fünf Cowboys wollte er für ein paar Tage hinaus zur Nordweide reiten. Ein Zaun musste erneuert werden und ein paar Rinder würden demnächst kalben.
»Allein?« Kathleen schüttelte den Kopf. »Das Risiko ist mir zu groß, Trevor. Southwind ist unsere wertvollste Stute.«
Das war nicht einmal übertrieben. Und leider auch nicht, dass Kathleen den geringsten Fehler mit blauen Flecken bezahlen würde. Trevor neigte zur Gewalttätigkeit, wenn er betrunken war. Und das war er meistens schon um die Mittagszeit.
»Na gut.« McGee sah sich nach seinen Cowboys um. Kathleen betete stumm, er möge Jesse auf der Ranch zurücklassen. »Du bleibst hier, Harper.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Jesse, der die meiste Erfahrung für trächtige Stuten und Jungtiere hatte. »Du stehst mir für das Fohlen gerade, kapiert?«
Nicht ohne Kathleen noch einen bösen und warnenden Blick zuzuwerfen, lenkte McGee sein Pferd herum und preschte aus dem Ranchhof. Grußlos.
Der junge Cowboy stieg wieder ab. Kathleen McGees Herz schlug höher. Den hatte sie sich gewünscht – Jesse Harper. Er war mittelgroß, stoppelbärtig, schwarzhaarig und kräftig gebaut. Fast täglich wechselten sie Blicke. Sehnsüchtige Blicke.
Ihn namentlich zu erwähnen, wäre zu gefährlich gewesen: Trevor war krankhaft eifersüchtig. Wenn er in der Nähe war, wagte Kathleen nicht einmal, den jungen Cowboy anzuschauen.
Nur einmal, vor drei Tagen, hatte sie seinen schwarz behaarten Unterarm berührt. In der Stallung, bei den Zuchtpferden. Sofort hatte der junge Cowboy sie an sich gerissen und geküsst. »Wir müssen warten, Jesse.« Schwer atmend hatte sie sich von ihm losgemacht. »Bis unsere Stunde kommt.«
Jetzt war ihre Stunde gekommen.
Kathleen sah ihrem Mann und den Cowboys hinterher. Jesse führte seinen Schimmel auf die Koppel. Kathleen ging ins Haus. Besser noch abwarten – manchmal kehrte Trevor überraschend nach zwei oder drei Stunden zurück – in der Hoffnung, sie mit einem Liebhaber zu erwischen.
Einen Liebhaber, den es nicht gab. Bis jetzt. Nun gab es einen und Kathleen würde sich rächen für all die Kälte, all die Grobheit und Gewalt. Sie würde sich nehmen, wonach sie sich seit Jahren so schmerzhaft sehnte.
Nach einer Stunde Schießübungen und zwei Stunden Hausarbeit machte sie sich frisch, zog ihr bestes Kleid an und bürstete vor dem Spiegel ihr blondes Haar. Kathleen McGee war Ende zwanzig, mittelgroß, schlank und hatte blaue Augen.
Sie trat auf die Veranda. Trevor war nicht zurückgekommen. Und am Horizont sah sie auch keine Silhouetten von Reitern, die seine vorzeitige Rückkehr androhten. Kathleen atmete tief durch, strich ihr Kleid glatt und stieg in den Hof hinunter.
Sie fand Jesse im Stall bei den Zuchtpferden. Er streichelte Southwinds Nüstern und sprach mit ihr. Das hatte Kathleen von Anfang an begeistert an Jesse – seine zärtliche, einfühlsame Art, mit den Tieren umzugehen.
Sie nahm seine Hand und sah ihn an. Wortlos erwiderte Jesse Harper ihren Blick. Er verstand sofort und zog sie eine Box weiter, die leer war. Kathleen drängte ihn hinein und lehnte sich gegen die Wand. Breitbeinig stand Jesse vor ihr. Er war schon erregt und sein Atem ging keuchend.
»Endlich«, flüsterte Kathleen. Ihre schmalen Hände fuhren zur Knopfleiste ihres Wollkleides, zum obersten Knopf. Sie löste ihn und den Knopf darunter, und noch einen.
Mit der Linken zog sie ihr Dekolletee auseinander und holte mit der Rechten ihre linke Brust heraus. Jesse fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Wie schön«, flüsterte er, »und so herrlich geformt wie ein kleiner weißer Kürbis. Zeig mir die andere.«
Seine Worte fachten Kathleens Erregung an. »Sie langte wieder in ihr Kleid und hob auch ihre rechte Brust heraus. Dann griff sie mit beiden Händen unter ihre weißen »Kürbisse« und hob sie ein wenig an. »Für dich, Jesse. Greif zu.«
Seine himmelblauen Augen schienen sich zu verschleiern. Er biss sich auf die Lippen.
»Worauf wartest du, Cowboy?«, flüsterte Kathleen. Sechs Tage bleibt er mindestens weg. Sechs Tage, die uns gehören.« Sie hob ihre Brüste noch höher, presste sie zusammen, sodass die schon harten Nippel sich noch weiter aufrichteten. »Ich habe viel nachzuholen, Jesse. Bedien dich.«
Der Cowboy stürzte sich auf sie, wie sich ein ausgehungerter Präriewolf auf einen Hasen stürzt. Er griff nach ihren weißen Brüsten, knetete sie durch, biss in sie hinein, saugte an den Warzen. Eine Glutwelle nach der anderen schoss durch Kathleens Körper.
Jesse raffte ihr Kleid hoch, bekam den oberen Saum ihrer Strümpfe zu fassen. Ungeahnte Wonnen durchströmten sie, als seine Hand zwischen Maschen und Haut fuhr und die Innenseite ihres Schenkels streichelte. Das Feuer der Lust perlte durch Kathleens Blut. Sie stemmte ihm ihr Becken entgegen. Gott im Himmel, wie ausgehungert sie war!
Auch bei Jesse brachen alle Dämme. Er griff ihr ins Höschen, tastete nach ihren Liebeslippen. Sie seufzte und fasste in seinen Schritt, spürte die Härte unter dem Hosenstoff und griff zu. Jesse stöhnte auf, riss an seiner Gürtelschnalle herum, öffnete seine Hose und holte sein bestes Teil heraus.
Kathleen betrachtete das harte und lange Glied. »Gewaltig«, flüsterte sie. Die Lust raubte ihr schier den Atem. Ihre Faust schloss sich um die Spitze seines Liebesstabs.
Jesse stöhnte auf. »Ich will dich! Ich will dich jetzt sofort!«
Kathleen zog ihr Höschen aus und schlang ihm ihr rechtes Bein um die Hüfte. Er packte sie und zog sie mit sich ins Heu herunter. In seinen starken Armen schmolz sie dahin wie Butter auf dem Herd.
Sie war bereit, vollkommen bereit.
Jesse hatte längst Gurt und Hose abgestreift. Er ließ sich auf seinen Fersen nieder, fasste nach Kathleens Gesäßbacken und hob sie auf seine Schenkel. Federleicht kam sie sich vor in seinem festen Griff. »Mach mit mir, was du willst«, flüsterte sie. »Nur sei zärtlich und sanft.«
Das war Trevor nie.
Sie spreizte die Schenkel über seinen und Jesse schob sich behutsam zwischen ihre Liebeslippen, die so wenig Liebe gespürt hatten bisher. Die Berührung mit Jesses Härte raubte Kathleen das letzte Quäntchen Selbstbeherrschung. Sie hob ihr Becken ein wenig an, griff nach seinem pochenden Pint und ließ ihren sehnsüchtigen Schoß darüber gleiten. Und endlich, endlich füllte er sie aus.
Jesse stöhnte auf wie unter Schmerzen, und Kathleen ritt auf ihm wie eine Besessene. Sie kam zum ersten Mal seit Jahren, und sie kam schnell. Bald riss Jesse sie ins Heu und gab ihr die letzten kraftvollen Stöße. Schließlich sank er seufzend über sie.
Kathleen hielt ihn fest und dachte nicht an Trevors Rückkehr. Sie dachte an die himmlischen Tage, die vor ihr und Jesse lagen.
☆
Auf der Höhe eines Saloons rollte plötzlich ein Wagen von rechts aus einem Hof. Ein einzelnes Pferd trabte ihm voran, ein schwerer Ackergaul. Der zog das Gefährt mitten auf die Mainstreet.
Johnny Wesson zischte einen Fluch und riss an den Zügeln. Eddie Douglas und Sammy Rice preschten links am Wagen vorbei, Hank und die anderen lenkten ihre Pferde nach rechts.
Auf einmal krachten Schüsse, und Mündungsfeuer blitzten hinter den Verschlägen des Wagens auf. Mündungsfeuer sah Johnny auch rechts und links der Mainstreet auf den Vordächern und in den Fenstern eines Saloons. Kugeln heulten und pfiffen an ihm vorbei. Sein Pferd brach unter ihm zusammen.
Er rollte sich durch den Staub, riss den Colt aus dem Holster, kauerte sich hinter dem noch zuckenden Leib seines Gauls zusammen und schoss auf den Wagen, schoss auf das Vordach des Saloons. Kugeln heulten über ihn hinweg – Johnny musste den Kopf einziehen.
Aus dem Augenwinkel sah er rechts zwischen Wagen und Sidewalk einen Kumpan die Arme hochreißen und aus dem Sattel stürzen. Die Pferde der drei anderen scheuten im Kugelhagel. Ihre Reiter feuerten auf den Wagen, das Vordach und die Fenster des Saloons. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich im Sattel zu halten, um auch nur einen sorgfältig gezielten Schuss abgeben zu können, geschweige denn einen Treffer zu landen.
Reiter preschten aus einem Hof, jagten Sammy und Eddie hinterher. Mit jedem Atemzug stieß Johnny einen Fluch aus; er wagte nicht, den Kopf aus der Deckung zu heben.
Hank stürzte getroffen vom Pferd. Im Gewehrfeuer von den Dächern, vom Wagen und aus den Saloonfenstern starben auch die anderen beiden. Nacheinander schlugen sie im Staub der Mainstreet auf.
Nackte Angst würgte Johnny. Er warf seinen Revolver weg und streckte die Arme in die Luft. »Nicht schießen!« Er richtete sich auf den Knien auf.
Ein paar Sekunden lang herrschte Totenstille auf der Mainstreet. Pulverdampf senkte sich, auf dem Wagen erhoben sich drei Schützen. Fünf oder sechs Männer traten aus dem Saloon und steckten ihre Waffen zurück in die Hüftholster. Johnny sah vier Männer hinter dem Schild auf dem Vordach des Saloons auftauchen und herabklettern. Der Saloon hieß Red Man.
»Verfluchtes Mörderpack!«, brüllte einer hinter Johnny. Er wagte nicht, die Arme herunter zu nehmen, drehte aber den Kopf: Zwei Sternträger stapften aus der Richtung heran, in der die Bank lag. Einer klein und drahtig, der andere riesig und breit. Sie richteten ihre Gewehre auf ihn. »Drei Tote in der Bank! Und mindestens vier Angeschossene!«
Im Saloon schrie jemand nach einem Arzt. Johnny hörte, wie die Schützen nacheinander vom Wagen sprangen. Von drei Seiten kamen die Männer nun auf ihn zu. Ihm schwante Böses.
»Zwei sind mit dem Geld entkommen!«, rief ein wütender Mann von fern. »Sie haben zwei Männer der Bürgerwehr aus dem Sattel geschossen!«
Jemand fluchte, und im nächsten Moment traf ein Gewehrkolben Johnny in den Rücken. Er schrie auf und stürzte in den Straßenstaub. Jemand trat ihm in die Nieren. Er schrie lauter und krümmte sich.
Als der Schmerz endlich nachließ und er die Augen aufriss, standen an die zwanzig Männer um ihn herum. Johnny blickte in lauter von Hass und Wut verzerrte Gesichter.
»Hängen wir den Schweinehund an den nächsten Baum!«, zischte einer. Viele nickten. Die Angst schnürte Johnny die Kehle zu.
»Nix da!« Ein schnauzbärtiger kleiner Sternträger mit langem weißem Haar trat vor und scheuchte die anderen mit einer herrischen Geste zurück. »Solange ich, Winston Purple, Townmarshal von Santa Fé bin, wird hier keiner gelyncht! Ist das klar?«
»Totschlagen wie einen räudigen Hund müsste man so einen!« Einer spuckte nach Johnny.
»Noch haben wir ein Gesetz, Männer von Santa Fé!« Der weißhaarige Townmarshal bückte sich nach Johnny und zwang ihn, sich auf den Bauch zu wälzen. »Und noch hat er uns die Namen seiner entkommenen Komplizen nicht verraten.« Er legte ihm Handschellen an.
Johnny dachte an Eddie Douglas und Sammy Rice, und jäh loderte Hoffnung in seiner Brust auf. Sie hatten es geschafft, sie hatten das Geld und sie würden ihn aus dem Kittchen befreien. Von Anfang an zweifelte er nicht daran.
Gemeinsam mit seinem hünenhaften Assistenten zerrte der kleine, drahtige Townmarshal Johnny auf die Beine und stieß ihn dann vor sich her zum Sidewalk. Das Office des Townmarshals lag schräg gegenüber dem Saloon und keine hundert Schritte entfernt. Vielleicht hätten sie doch in die andere Richtung reiten sollen.
»Du wirst vor dem Richter stehen, Scheißkerl!«, zischte ihm der Kleine mit den weißen Haaren ins Ohr. »Du wirst hängen! Und vorher wirst du reden.«
☆
Drei Monate später. Lassiter hockte im Sattel wie einer, der es nicht eilig hatte. Links und rechts zogen die Hausfassaden vorüber, die meisten sehr alt und aus Stein. Lächelnd betrachtete er den Prachtbau des Gouverneurspalastes und die alte Kirche ein paar Pferdelängen weiter. Schön, einmal wieder in Santa Fé zu sein.
Weniger schön: der Auftrag, der ihn hierher in die südlichsten Ausläufer der Rocky Mountains führte. Lassiter versuchte, nicht daran zu denken. Noch nicht.
Das Office des Townmarshals blieb hinter ihm zurück, sein Ziel rückte in sein Blickfeld, der Saloon. Er hielt an, stieg aus dem Sattel und band sein Pferd am Hitchrack fest. Das Abendlicht schien ihm heller hier, als das Abendlicht ein paar Tage zuvor in Liberal.