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Gesteinsstaub schwebte auf Lassiter herab wie eine Wolke und verdunkelte vorübergehend die Sonne. Ein Schwarm von Geschossen erzeugte die Wolke, als sie auf den Felsbrocken prasselten, hinter dem er kauerte. Splitter wurden aus dem nur hüfthohen Granitklotz gerissen und überzogen das Gesicht des großen Mannes mit blutenden Schnitten.
Es war eine Gatling Gun, die ihn in Deckung zwang. Auf das Vordeck eines Dampfboots montiert, schickte die Maschinenkanone unablässig hämmernd ihren Kugelhagel vom Fluss herauf. Lassiter saß in der Falle. Hundert Yard vom Ufer entfernt, auf halber Höhe eines mäßig ansteigenden Hangs, konnte er weder vor noch zurück. Denn landeinwärts erwartete ihn eine waffenstarrende Truppe von mindestens zwanzig Reitern. Und sie kamen näher, zogen ihren Halbkreis immer enger.
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Lektion für Lady Luisa
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7127-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lektion für Lady Luisa
Gesteinsstaub schwebte auf Lassiter herab wie eine Wolke und verdunkelte vorübergehend die Sonne. Ein Schwarm von Geschossen erzeugte die Wolke, als sie auf den Felsbrocken prasselten, hinter dem er kauerte. Splitter wurden aus dem nur hüfthohen Granitklotz gerissen und überzogen das Gesicht des großen Mannes mit blutenden Schnitten.
Es war eine Gatling Gun, die ihn in Deckung zwang. Auf das Vordeck eines Dampfboots montiert, schickte die Maschinenkanone unablässig hämmernd ihren Kugelhagel vom Fluss herauf. Lassiter saß in der Falle. Hundert Yard vom Ufer entfernt, auf halber Höhe eines mäßig ansteigenden Hangs, konnte er weder vor noch zurück. Denn landeinwärts erwartete ihn eine waffenstarrende Truppe von mindestens zwanzig Reitern. Und sie kamen näher, zogen ihren Halbkreis immer enger.
Sein Pferd stand einen Steinwurf weit entfernt in einer sicheren Bodenmulde. Dorthin hätte er es schaffen können. Wenn die verdammten Reiter nicht gewesen wären. Sie hatten ihn hergetrieben, zum Missouri, vor die zehn Läufe der Gatling.
Die Bastarde hatten es geschafft, ihn in diese Lage zu bringen. Raffinierte Burschen waren es, das musste er ihnen lassen. Bestimmt befanden sich etliche Ex-Soldaten unter ihnen – im Zuge der Truppenreduzierung aus der US Army entlassen, nachdem die Indianerkriege weitgehend beendet waren.
Vor allem handelte es sich um ehemalige Kavalleristen, die sich in den Weiten des Westens herumtrieben, nachdem sie keinen Anschluss mehr an ein geordnetes Zivilleben gefunden hatten. Der Staat hatte ihnen einen Tritt in den Hintern gegeben, als sie nicht mehr gebraucht wurden. So sahen sie es.
Die Verbitterung darüber trieb sie den Banden marodierender Outlaws geradezu in die Arme. Im Westen herrschte Aufbruchstimmung, zumal in Gebieten, in denen Eisenbahnen gebaut wurden oder gebaut werden sollten. Dafür wurde viel Geld bewegt, auch hier, im Norden Montanas.
Lassiter konnte die Hurensöhne nicht mehr sehen, weil sie geschickt die Vorteile des felsig-hügeligen Geländes nutzten. Er konnte sie nur hören, ihre Hufgeräusche, während sie sich verteilten. Immer weiter schwärmten sie in kleineren Gruppen aus und besetzten auf diese Weise die Vielzahl der Bodenmulden und Senken.
Lassiter war überzeugt, dass sie zueinander Sichtkontakt hielten. Anders würde ihre Taktik keinen Sinn ergeben. Und mindestens einer von ihnen musste auch Sichtverbindung zu Robard auf dem Dampfboot haben. Schließlich bestimmte er, wann sie losschlagen sollten.
Jackson Robard.
Der Mann war Nordamerikas meistgesuchter Verbrecher. Kein Gesetzesvertreter hatte es bislang geschafft, ihn zu fassen. Der Einzige, der ihm noch gefährlich werden konnte, war Lassiter, der Mann der Brigade Sieben.
Lassiter hatte Robard gejagt, von Texas fast bis zur kanadischen Grenze. In Wolf Point, nur ein paar Meilen stromauf, hatte er den Kerl das erste Mal auf weniger als Steinwurfweite erblickt – im Gedränge einer Pferdeauktion.
Er brauchte also Pferde. Das passte zu den Berichten, die die Brigade Sieben in den verschiedensten Gebieten des Westens über ihn gesammelt hatte. Informanten berichteten übereinstimmend von Robards grandiosen Plänen für die Zukunft.
Auf neue, zeitgemäße Weise wollte er die Tradition Jesse James’ wiederaufleben lassen. Aber er fing da an, wo die neuen Eisenbahnen erst noch entstanden. In der Planungs- und Bauphase ließen sich im wahrsten Wortsinn Weichen stellen – sprich, er war mit seinen Outlaws zur Stelle, wenn das große Geld floss. Beispielsweise durch vorherige Grundstückskäufe, Materialeinkäufe, Verpflegung für die Eisenbahnarbeiter, deren Beschaffung durch chinesische und irische »Makler« und alles, was damit zu tun hatte.
Lassiters Auftrag lautete, zu verhindern, dass Robard sich im Norden Montanas einnistete und als Schmarotzer des Eisenbahnbaues ein Zentrum des organisierten Verbrechens begründete.
Der Hintergrund gab Anlass zu ernsthaften Befürchtungen. Die »Great Northern Railway«, kurz GNR genannt, traf Vorbereitungen, um sich durch das nördliche Montana voran zu arbeiten. Die GNR sollte in naher Zukunft als Amerikas erste nördlich-transkontinentale Eisenbahn von St. Paul, Minnesota, nach Seattle im Bundesstaat Washington gegründet werden.
Der Mann, der dieses Projekt vorantrieb, hieß James J. Hill – ein klangvoller Name unter Eisenbahnbauern. Er war Ingenieur und galt als schwerreich und öffentlichkeitsscheu. Stets machte er ein Geheimnis daraus, in welchem Ort an der geplanten Bahnlinie er sich gerade aufhielt.
Dabei hätten der jeweilige Bürgermeister und die übrigen Honoratioren sich vor Freude überschlagen, wenn Hill ihnen die Ehre gegeben hätte, sich bei einem öffentlichen Auftritt mit ihnen zu zeigen. Doch zu mehr als vertraulichen Zusammenkünften in Hinterzimmern ließ der Eisenbahnmagnat sich nie überreden.
Es wurde gemunkelt, dass James J. Hills Heimlichtuerei System hatte. Mit seinem Verhalten gelang es ihm, unabhängig zu bleiben und sich nicht vor den Karren örtlicher Parteiinteressen spannen zu lassen.
Lassiter hatte Hill einmal während einer Sicherheitskonferenz der Railroad Companys in Chicago getroffen. Hill wusste, welche Gefahren auch heutzutage noch von Outlaws wie Jackson Robard ausgingen. Aber, so hatte er dem großen Mann schulterklopfend anvertraut, er verließ sich auf seine eigenen Sicherheitsleute und auf Männer wie ihn, Lassiter.
Indessen wusste Lassiter, dass außer der Brigade Sieben auch noch die Pinkerton Agency in Chicago einen Auftrag von der Regierung in Washington DC erhalten hatte, für die Sicherheit der Eisenbahnbauer zu sorgen.
Konkret hieß das: Die Jagd auf Jackson Robard war eröffnet. Gesetzesbrecher wie er besaßen die kriminelle Energie, den funktionierenden Strukturen des Staats schweren Schaden zuzufügen. In den Akten der Brigade Sieben gab es kein Foto von ihm, lediglich Beschreibungen von ihm.
Bei der Pferdeauktion in Wolf Point hatte Lassiter den Gesuchten nicht lange genug gesehen, um sich alle Einzelheiten seines Äußeren einzuprägen. Die wesentlichen Merkmale des Mannes aber waren in seinem Gedächtnis haften geblieben.
Robard war ein düster aussehender Mann mit dichtem schwarzem Haar, buschigen Augenbrauen und einem Spitzbart, der ihm etwas Dämonisches verlieh.
Obwohl er einen breitkrempigen schwarzen Stetson getragen hatte, wodurch sein Gesicht im Schatten lag, war er Lassiter aufgefallen. Was anscheinend aber auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Lassiter war nicht sicher, ob Robard ihn kannte. Indes hatte es wohl genügt, dass der Mann sich beobachtet fühlte.
Das musste der Grund dafür gewesen sein, dass er sich noch während der Auktion abgesetzt hatte. Lassiter war ihm mit ausreichendem Sicherheitsabstand gefolgt, unauffällig, wie er dachte. Auf dem Weg zu den Hafenanlagen am Missouri musste Robard allerdings Lunte gerochen und jemandem ein Zeichen gegeben haben, seine Männer zu verständigen.
Lassiter hatte noch beobachten können, wie Robard ein Dampfboot bestiegen hatte und in der Kajüte verschwunden war. Zu dem Zeitpunkt waren die Hartholzplanken des Vordecks leer gewesen. Es handelte sich um ein großes Boot, das offenbar auch für Frachtzwecke eingesetzt wurde. Denn es war mit einem Laderaum unter dem Achterdeck ausgestattet.
Hafenarbeiter hatten schwere Teile, die jeweils in eine Persenning verpackt waren, in dem Laderaum verstaut. Robard war nicht wieder aufgetaucht, musste also noch an Bord gewesen sein, als das Boot kurz darauf nach stromab ausgelaufen war.
Schon auf dem Rückweg in die Stadt hatte Lassiter von einem der Männer im Hafen erfahren, dass das Boot gechartert war und den Namen »Aspera« trug. Sein Heimathafen war das etwa vierzig Meilen stromaufwärts gelegene Fort Peck, doch über den Eigner war nichts bekannt. Ein Geheimniskrämer, hatte es geheißen, einer, der es vorzog, seine Macht im Hintergrund auszuüben.
Lassiter hatte seinen Braunen aus dem Mietstall geholt, um die »Aspera« möglichst unbemerkt in Ufernähe zu verfolgen. Dazu musste er den Missouri östlich der Stadt erreichen. Dampfboote konnten beträchtliche Geschwindigkeiten entwickeln, vor allem, wenn sie mit der Strömung fuhren.
Deshalb nutzte Lassiter den kürzesten Weg, damit ihm die »Aspera« nicht durch die Lappen ging. Als er aus der Seitenstraße vom Mietstall her in die Mainstreet einbog, sah er sie zum ersten Mal.
Die Reiter.
In breiter Front hatten sie sich am westlichen Ende der Mainstreet in Stellung gebracht – seelenruhig abwartend, wie es schien. Nur die Pferde schnaubten von Zeit zu Zeit, und das Auf und Ab ihrer Köpfe ließ das Zaumzeug klirren.
Die Straße war wie leergefegt. Die Menschen hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen, als ob sie den Ausbruch einer Katastrophe erwarteten. Dabei hatte bislang noch keiner der Reiter eine Waffe gezogen.
Lassiter wusste, was das bedeutete. Sie würden ihre Winchesters erst dann auf ihn anschlagen, wenn er etwas tat, das nicht ihren Erwartungen entsprach. Deshalb reagierten sie nicht, als er dem Braunen die Stiefelabsätze in die Flanken drückte und ihn nach Osten in die Mainstreet lenkte. Es war es offenbar genau das, was sie sich vorgestellt hatten.
Bis auf ihre Hufgeräusche, als sie sich in Bewegung setzten und ihm folgten, blieb es still. Daran würde sich auch nichts ändern, solange er sich von ihnen in die Uferregionen des Missouri zwingen ließ.
Allerdings war das genau die Richtung, die er ohnehin einschlagen wollte.
☆
Jetzt, während der Kugelhagel ihn zur Bewegungsunfähigkeit verdammte, wurde ihm bewusst, welche Fehler er gemacht hatte. Es waren Fehler, die ihm nicht beizeiten aufgefallen waren.
Er hatte sich zu überlegen gefühlt.
Er hatte geglaubt, dass Robard Angst vor der Verstärkung hatte, die er, Lassiter, jederzeit per Telegraf mobilisieren konnte.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass Robard genau das seinerseits getan hatte. Schon vor Tagen oder Wochen musste er damit angefangen haben, seinen Unterführern in Montana Telegramme zu schicken. Das hatte er allerdings nicht selbst erledigt. Vielmehr hatte er in unbeobachteten Momenten Hotelangestellte oder Laufburschen zu den Telegrafenbüros geschickt.
Das Ergebnis war, dass sich Robards verdammte Meute in Wolf Point zusammengerottet hatte. Und nun sah alles danach aus, dass sie ihn, Lassiter, ein für alle Mal daran hindern würden, ihrem Anführer auf den Pelz zu rücken.
Etwas bewegte sich.
Landeinwärts, keine fünfzig Yard entfernt, tauchte der Oberkörper eines Mannes hinter einem Felsklotz auf.
Lassiter reagierte blitzartig. Aus seiner kauernden Haltung heraus streckte er die Winchester von sich warf sich flach auf den Boden. Ein Mündungsblitz, blass durch das Sonnenlicht, zuckte drüben auf.
Lassiter spürte den sengenden Luftzug des Geschosses im Nacken. Es war wie ein Peitschenhieb, der ihn verfehlte. Dort, wo er eben noch gekauert hatte, hieb die Kugel mit der Wucht eines Vorschlaghammers in den Felsbrocken.
Lassiter handelte augenblicklich. Auf der Seite liegend, brauchte er weniger als die Spanne eines Atemzugs, um die Winchester in Anschlag zu bringen. Er erfasste die Umrisse seines Gegners und sah, wie er seine Waffe schwenkte, um ihm die tödliche Kugel zu verpassen.
Lassiter zog durch. Seine Winchester spie Feuer und Blei. Der andere schaffte es nicht mehr, den Zeigefinger zu krümmen. Die Wucht des Einschusses riss ihm das Gewehr weg. In hohem Bogen flog es davon. Der Mann selbst schraubte sich empor. Unnatürlich verkrümmt kippte er zur Seite weg – schon ohne jegliche Spur von Leben im Körper.
Lassiter empfand keine Erleichterung. Die restlichen Reiter mussten in Sekundenbruchteilen zur Stelle sein. Dann hatte er keine Chance mehr. Trotzdem gab er nicht auf.
Er zog die Beine an. Mit aller Kraft stieß er sich ab, erreichte eine Bodenmulde, keine zwei Yard entfernt. Als Deckung war die Mulde miserabel, aber es gab nichts Besseres. Er warf sich herum, auf den Bauch, und machte sich so flach, wie er konnte. Erneut brachte er die Winchester in Anschlag.
Von diesem Moment an überschlug sich das Geschehen.
Hufschlag wurde laut.
Zu seiner Rechten tauchten die Reiter hinter einer Bodenwelle auf. Klar, dass sie näher heranwollten. Für einen sicheren Schuss. Und es gab nichts und niemanden, der sie daran hindern würde. Überdies brauchten sie nur noch Sekunden, um die günstigste Schussposition zu erreichen.
Das Gelände vor dem Mann der Brigade Sieben, flussabwärts, bestand aus flachen Hügeln und ebenso flachen Senken. Nur vereinzelt ragten noch Felsbrocken aus dem Boden auf, allesamt jedoch zu klein, um ihm wirksame Deckung zu bieten.
Die Flucht nach vorn gab es für ihn nicht mehr.
Auch alle anderen Richtungen schieden aus.
Lassiter machte sich keine Illusionen. Sie hatten ihn. Es gab keinen Ausweg. Er hatte immer damit gerechnet, dass es eines Tages so weit sein würde. Und nun waren sie gekommen – der Tag, die Stunde und die Minute. Hier, am Ufer des mächtigen Missouri, würde es ihn erwischen.
Ein guter Ort zum Sterben, würden seine indianischen Freunde sagen, die ihm im Laufe seines Lebens von ihrer Nähe zur Natur erzählt hatten. Die wilden Wasser würden ihn mitnehmen, dorthin, wo die Indsmen die ewigen Jagdgründe wähnten.
Er stutzte, riss sich aus seinen Gedanken los. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Gatling Gun verstummt war. Eine Ewigkeit schien verstrichen zu sein; dabei konnte es sich höchstens um Sekunden gehandelt haben.
Dagegen schwollen die Hufgeräusche zum dumpfen Trommeln an. Schon jetzt lief ein spürbares Vibrieren durch den Erdboden unter dem großen Mann. Schnell riskierte er noch einen Blick nach links.
Er glaubte nicht, was er sah.
Robards Männer hatten eine Räderlafette aus dem Laderaum geholt, wuchteten die Maschinenkanone hinauf und rollten sie über zwei rasch ausgelegte Planken ans Ufer. Robard selbst ließ sich noch nicht blicken. Dennoch rechnete Lassiter fest mit ihm. Der Kerl würde sich den Augenblick seines großen Triumphs nicht entgehen lassen.
Für die Dauer eines Atemzugs schien die Zeit stillzustehen.
Die schwere Waffe dort am Fluss bot einen spektakulären Anblick in ihrer todbringenden Schönheit. Es war das neueste Modell, die »Colt Bulldog Gatling Gun« von 1877. Das Gehäuse, das die zehn Läufe enthielt, und weitere Teile bestanden aus poliertem Messing.
Die großen, eisenbereiften Speichenräder und die Lafette bestanden aus hellbraunem Eschenholz und bildeten einen eindrucksvollen Kontrast zu dem golden in der Sonne glänzenden Messing. Die Maschinenkanone hatte zehn Läufe im Kaliber.45 und erreichte eine Feuergeschwindigkeit von tausend Schuss pro Minute.
Die Hufgeräusche wurden lauter. Immer mehr Reiter schienen sich zusammenzurotten und heranzujagen.
Abermals peitschten Winchesterschüsse. Die Kugeln strichen flach über den großen Mann hinweg. Auf der zum Fluss gewandten Seite seiner Mulde stiegen Sandfontänen auf, hervorgerufen von den Kugeln, die dort mit kleinen dumpfen Lauten in den Boden schlugen.
Lassiter konnte nicht einmal mehr den Kopf heben. Tat er es, war er tot. Seine Gedanken jagten sich, suchten wie wild nach einem allerletzten Ausweg. Gleichzeitig wurde ihm klar, was Robard vorhatte.
Während die Reiter ihn, Lassiter, in Deckung zwangen wollte der Bastard die Gatling Gun nahe genug heranbringen. Dann würde er das Feuer einstellen lassen und seinen schlimmsten Feind genüsslich mit Kugeln zersieben. Das mörderische Hämmern der Maschinenkanone würde das Letzte sein, was Lassiter in seinem Leben hörte.
Er beschloss, die letzte Reise nicht tatenlos anzutreten – und nicht allein. Wenigstens wollte er ein paar von den Angreifern mitnehmen. Deshalb zog er den Kolben der Winchester noch einmal an die Schulter – mit Todesverachtung, wohl wissend, dass er den Oberkörper dabei anheben musste.
In diesem Augenblick geschah es.
Dumpfe, wummernde Schläge mischten sich in das Peitschen der Winchesters.