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Das Städtchen Sunview wirkte wie ausgestorben. Menschenleer zeigte sich die staubige Durchgangsstraße. Und auch hinter den Fenstern der Häuser war kein Lebenszeichen auszumachen.
Doch der Eindruck täuschte. Scott Doohan besaß ein feines Gespür für die Gefahr, die in der Luft lag. Schmal lächelnd schaute er seinen Bruder Frank an und meinte: "Siehst du Gewehre?"
Frank Doohan schüttelte seinen Kopf. "Die warten, bis wir wieder draußen sind."
Nebeneinander ritten die beiden Männer gemächlich über die Mainstreet und zügelten ihre Pferde vor dem Bankgebäude. Sie saßen ab und leinten die Tiere an.
"Bist du bereit?", fragte Frank und zog seine Shotgun aus dem Scabbard.
Scott nickte, legte die Rechte auf seinen Revolver und zerrte sein Halstuch über die Nase. "Fangen wir mit dem Feuerzauber an ..."
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Ein Marshal auf Abwegen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7357-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Ein Marshal auf Abwegen
Das Städtchen Sunview wirkte wie ausgestorben. Menschenleer zeigte sich die staubige Durchgangsstraße. Und auch hinter den Fenstern der Häuser war kein Lebenszeichen auszumachen.
Doch der Eindruck täuschte. Scott Doohan besaß ein feines Gespür für die Gefahr, die in der Luft lag. Schmal lächelnd schaute er seinen Bruder Frank an und meinte: »Siehst du Gewehre?«
Frank Doohan schüttelte seinen Kopf. »Die warten, bis wir wieder draußen sind.« Nebeneinander ritten die beiden Männer gemächlich über die Mainstreet und zügelten ihre Pferde vor dem Bankgebäude. Sie saßen ab und leinten die Tiere an.
»Bist du bereit?«, fragte Frank und zog seine Shotgun aus dem Scabbard.
Scott nickte, legte die Rechte auf seinen Revolver und zerrte sein Halstuch über die Nase. »Fangen wir mit dem Feuerzauber an …«
Die zwei Männer stürmten vor, traten die Tür der Bank auf und polterten in den Vorraum. »Hände hoch zum Himmel und keine falsche Bewegung!«, schrie Frank und legte seine Shotgun auf den Clerk hinter dem Schaltertresen an.
Scott hielt seinen Sechsschüsser im Anschlag, lachte heiser auf und raunte seinem Bruder zu: »So habe ich mir das vorgestellt! Keine Menschenseele in dem Schuppen!« Er spannte den Hahn seiner Waffe und richtete sie ebenfalls auf den Bankangestellten. »Her mit den Scheinen, Freundchen, sonst bist du gestern das letzte Mal über deine Alte gerutscht!«
Zitternd stand der Clerk mit erhobenen Händen da, bewegte seine Lippen und stammelte: »Ich … ich bin nicht verheiratet …«
Rau lachte Frank auf. »Ich will nicht deine Lebensgeschichte hören, sondern knisternde Greenbacks sehen! Mach den Tresor auf und schaufle den Zaster auf den Tresen!«
Der Schalterbeamte mochte Mitte fünfzig sein, hatte schütteres, streng gescheiteltes Haar und eine schwarzgeränderte Brille, die bis zu seiner Nasenspitze herabgeglitten war. »Ich fürchte«, sagte er stockend, »dass unser Tresor leer ist.«
Frank Doohan machte ein paar Schritte nach vorn und hielt dem Mann die Mündungen seiner Schrotflinte unmittelbar vors Gesicht. »Falsche Antwort, Amigo! Sollte ich mit leeren Händen aus der Bank gehen, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich.«
»So sieht’s aus!«, bekräftigte Scott, trat an den Schalter und lehnte sich entspannt dagegen. Er wedelte spielerisch mit seinem Revolver, stieß plötzlich den Lauf vor und drückte ihn in die Wange des Clerks. »Ist mir egal, wo du die Dollars herholst, aber du solltest nicht allzu lange damit warten, sonst bekommt die Wand hinter deiner Birne einen neuen Anstrich.«
»Bitte …«, flüsterte der Bankangestellte, »ich bin nur ein kleiner Mitarbeiter. Der Direktor hat das Geld bereits am frühen Morgen abtransportieren lassen.«
Amüsiert blickte Scott zu seinem Bruder hinüber. »Was meinst du, wie viele draußen auf uns warten?«
Der zuckte die Schultern und wandte sich an den Clerk. »Sag schon! Wie viele?«
Nach kurzem Zögern meinte der Schalterbeamte: »Alle …«
Grinsend sahen sich die Brüder an. »Der Knabe hier wird einen guten Schutzschild abgeben, wenn wir nach draußen gehen«, sagte Frank. »Und falls die tapferen Bürger von Sunview ihn abknallen, schicken wir sie dorthin, wo sie hingehören: in die Hölle!«
Mit zwei Sätzen war Scott beim Fenster, presste sich an die Wand und schaute zu den Dächern auf der anderen Straßenseite hoch. »Ich zähle fünf Gewehre«, ließ er seinen Bruder wissen, der den Clerk im Schwitzkasten hielt und ihm seine Shotgun in den Rücken drückte. »Aber da sind sicher noch eine ganze Menge mehr.«
»Eine Rifle abzufeuern, ist die eine Sache«, erwiderte Frank, »mit ihr zu treffen eine ganz andere …« Er stieß den Bankangestellten vor zur Tür. »Langsam aufmachen, alter Mann. Und dann gehen wir beide ganz geschmeidig raus auf den Sidewalk.«
»Ich … ich will nicht sterben!«
Grinsend meinte Frank Doohan: »Das hättest du dem Direktor der Bank sagen sollen, als er dich hinter den Tresen gestellt hat.«
Die Tür wurde aufgezogen. Mit einem unsanften Stoß seiner Shotgun trieb Frank Doohan den Clerk aus dem Gebäude. Im Nu richteten sich mehrere Gewehrläufe auf die beiden Männer. Das Ratschen der Repetierbügel hinterließ einen durchdringenden Klang in der allgemeinen Stille.
»Lassen Sie den Mann los und werfen Sie Ihr Gewehr fort!«, hallte es von den Dächern. »Sie haben drei Sekunden! Danach werden wir das Feuer eröffnen!«
Der Ganove blieb gelassen, denn er wusste seinen Bruder hinter sich. Und der handelte.
Er langte nach einem Stuhl, zerschmetterte das Fenster und schrie: »So lange will ich nicht warten!« Sein Revolver brüllte auf. Dreimal hintereinander. Hinter der Balustrade des gegenüberliegenden Daches ertönte ein Schrei. Zwei Gewehre zogen sich zurück, doch durch den aufwirbelnden Holzstaub, den Scotts Kugeln hervorgerufen hatten, zuckten drei Mündungsblitze. Ebenso viele Geschosse hackten in jene Stelle des Sidewalks, an der Frank und seine Geisel gerade noch gestanden hatten. Der Bankräuber hatte sich reaktionsschnell mit dem Clerk zur Seite und hinter eine Pferdetränke geworfen. Seine Schrotflinte ruckte in die Höhe und donnerte los.
Scott schoss seine Trommel leer und lud in Windeseile nach. Ihm war klar, dass die Schützen nicht zur Ruhe kommen durften. Mit gezielten Schüssen gab er Frank Feuerschutz, der aufsprang, den Schalterbeamten vor sich hertrieb und Deckung hinter seinen Pferden suchte. Über den Rücken des Tieres hinweg nahm er einen der Angreifer ins Visier und fegte ihn mit der letzten Ladung seiner Schrotflinte vom Dach. Sofort zog er seinen Revolver und legte nach.
Dem Clerk wurden die Knie weich, doch Frank Doohan blieb unerbittlich. »Rauf in den Sattel!«, schnauzte er, duckte sich zwischen die Pferde und nahm beide Zügel in seine Linke. Schritt für Schritt entfernte er sich vom Hitchrack, konnte es aber noch nicht riskieren, selbst aufzuspringen. Die entfesselte Horde aus Sunview hätte ihn in Stücke geschossen.
Dicht am Bankgebäude vorüber zerrte Frank Doohan die Pferde hinter sich her, um Scott die Chance zu geben, mit heiler Haut zu entkommen. Der kletterte wieselflink durch die zerborstene Scheibe und ging auf der Stelle neben seinem Bruder in die Hocke. »Bis hier sind wir gekommen«, raunte er. »Wie geht’s weiter?«
»Wir bleiben unter dem Vordach des Boardwalks und nehmen die nächste Seitenstraße«, entgegnete Frank. »Wir sind schneller aus dem Kaff raus, als wir reingeritten sind.«
Die Hufe der Pferde klapperten auf den Holzdielen. Yard für Yard näherten sie sich der Gasse. Zitternd schwankte der Clerk im Sattel.
»Ich denke, wir können es wagen«, knurrte Frank plötzlich, stemmte sich hoch und trieb sein Pferd an. Schwungvoll wollte er sich hinter dem Bankangestellten in den Sattel schwingen und um die nächste Ecke jagen, doch ein hysterischer Aufschrei, der wie ein Donnerschlag heranhallte, ließ ihn innehalten.
»Ich sehe den Hundesohn! Jetzt ist er fällig!« Noch im selben Moment peitschten mehrere Schüsse. Doch statt Frank Doohan wurde der Clerk von den Einschlägen erschüttert. Und weitere Rifles stimmten in das Stakkato donnernder Entladungen ein.
Scott rannte neben seinem Pferd her, sah Frank keuchend abbiegen und den mit Löchern gespickten Bankangestellten wie einen Sack Mehl zu Boden stürzen. In der Gasse erklommen die Flüchtigen ihre Reittiere und spurteten davon. Im Zickzack bewegten sie sich durch die Straßen, bis sie den Ortsausgang erreichten.
»Zurück zur Farm?«, fragte Scott.
»Besser ist das«, bestätigte Frank. »Weder hier noch in Wichita sollten wir uns die nächste Zeit blicken lassen.«
»Was ist mit diesem Laden in Clearwater?«
Frank lachte. »Da wir in Sunview leer ausgegangen sind, werden wir ihm wohl einen Besuch abstatten müssen!«
☆
»Ich habe lange nicht mehr mit einer so fantastischen Frau geschlafen«, raunte Lassiter, ohne in seinen sanften Stößen innezuhalten. Unter ihm bewegte sich eine rassige Schwarzhaarige, die ihre Beine um seinen Körper geschlungen und sich ihm weit geöffnet hatte. Aus ihrem Mund drang ekstatisches Keuchen, während sie sich lustvoll rekelte.
Lassiter sank auf die Schönheit nieder, küsste ihre Schulter und ihren Hals. Er spürte den zunehmenden Druck ihrer Beine, die ihn in sich drängten, und hörte ihre abgehackte Atmung. Zu einer Erwiderung seiner Feststellung schien sie nicht mehr in der Lage zu sein. Aber das war auch nicht nötig. Ihr Höhepunkt musste kurz bevorstehen.
Einmal noch verstärkte der Mann der Brigade Sieben seine Anstrengungen, drang tief in die Frau ein und ergoss sich, als sie lautstark ihren Orgasmus herausschrie. Dann ließ er sich zur Seite fallen und streichelte über ihr Gesicht und ihre Haare.
Lange Sekunden des Schweigens folgten, in denen die Schwarzhaarige ihren bebenden Körper beruhigte, der immer noch von leichten Zuckungen durchlaufen wurde. Schließlich meinte sie: »So heftig bin ich noch nie gekommen …«
»Ein Glück«, entgegnete Lassiter lächelnd und ohne Arroganz, »dass ich zufällig in der Stadt war.«
»Bist du auf der Durchreise?«
Einen Moment lang überlegte der Brigade-Agent, bis er nickte. »Könnte man so sagen.« Er küsste sie auf Mund und Wange und stand auf. Aus seiner Jacke, die zusammen mit seinen anderen Kleidungsstücken über einem Stuhl hing, holte er acht Dollar hervor und legte die Scheine auf den Nachttisch der Dirne. Nachdem er sich an der Waschkommode gereinigt hatte, zog er sich an und warf einen letzten Blick auf die rassige Schwarzhaarige, die verträumt auf dem Bett lag.
»Kommst du zurück?«, hauchte sie und schickte Lassiter einen sehnsuchtsvollen Blick.
Der zuckte mit den Achseln. »Wir werden sehen, aber warte nicht auf mich.« Kurz darauf trat er durch die Zimmertür auf den Flur, wandte sich dem Ausgang zu verließ das Bordell. Vor wenigen Stunden erst war er in Wichita angekommen und hatte sich nach seinem strapaziösen Ritt erst einmal Entspannung gönnen wollen. Nun aber besann er sich wieder auf seinen Auftrag und suchte das Sheriff’s Office auf. Der Gesetzeshüter mochte wichtige Hinweise haben, die zur Ergreifung der Doohan-Brothers führten. Das Gauner-Duo war bekannt geworden durch seine spektakulären und nicht minder brutalen Überfälle, vornehmlich auf Banken, aber auch auf Poststationen und weitere Einrichtungen, in denen sie die unterschiedlichsten Wertgegenstände erbeutet hatten.
Bisher hatten sich Ordnungshüter und Justiz als unfähig erwiesen, die Brüder zu stellen. Zwei Marshals waren bereits getötet, ein Pinkerton-Mann zum Krüppel geschossen worden. Für die Brigade Sieben stand fest, ein Zeichen setzen zu müssen, um Nachahmern den Schneid abzukaufen.
Lassiter klopfte an die Tür des Sheriffbüros, hörte ein gebrummeltes »Herein« und betrat das Gebäude. Der Sternträger saß hinter seinem Schreibtisch, blätterte in seinen Akten und brauchte geraume Zeit, um zu dem Brigade-Agenten hochzuschauen. Eine Mischung aus Ablehnung und Neugier blitzte in seinen Augen. »Was kann ich für Sie tun, Mister?«, fragte er rau.
»Ich benötige Informationen über den vermeintlichen Aufenthaltsort der Doohan-Brothers«, erklärte Lassiter und stellte sich vor. »Offenbar gelingt es den Kerlen spielerisch leicht, durch die Maschen der Justiz zu schlüpfen.«
Der Blick des Sheriffs verfinsterte sich. »Wer sind Sie? Ein gottverdammter Kopfgeldjäger? Glauben Sie, dass Ihnen gelingt, woran eine Handvoll aufrechter Kämpfer für Recht und Gesetz gescheitert ist?«
»Einen Versuch ist es wert«, meinte Lassiter und hüllte sich wie gewohnt über seinen Auftrag in Schweigen.
Unerwartet sprang der Sheriff auf und riss seinen Colt aus dem Holster. Die Mündung deutete drohend auf Lassiters Brust. »Denken Sie bloß nicht, dass ich zum alten Eisen gehöre! Sollte ich diesen Killern jemals über den Weg laufen, weiß ich genau, was ich zu tun habe!«
Gelassen stand der Brigade-Agent da, fingerte in der Innentasche seiner Langjacke nach einem Zigarillo und zündete ihn an. Genüsslich nahm er einen Zug und stieß den Rauch aus. »Sie werden ewig warten müssen«, meinte er zu dem Sternträger, »ehe sich die Brüder wie Zielscheiben vor Ihnen aufstellen. Jeder Trottel kann eine Blechdose von einem Zaunpfahl schießen, aber wenn sich das Ziel bewegt und feuert, sieht die Angelegenheit schon ganz anders aus.« Wieder inhalierte er den Rauch seines Zigarillos und blies ihn in den Raum.
»Sie sind ein ganz Schlauer, was?«, höhnte der Sheriff. »Ich hatte die beiden praktisch schon am Wickel, nachdem sie die Bank in Wichita überfallen haben. Die hatten einfach nur Glück, dass sie entkommen konnten.«
Aufmerksam musterte Lassiter sein Gegenüber. Der Mann mit dem Stern mochte um die fünfzig sein, wirkte drahtig und entschlossen. Seine Äußerung allerdings hielt der Brigade-Agent für maßlos übertrieben. Doch er lenkte ein. »Wir sind keine Konkurrenten, Sheriff. Wir stehen auf derselben Seite des Gesetzes. Und falls es Ihnen wirklich um die Menschen geht, die Ihnen ihr Vertrauen geschenkt haben, und nicht um irgendwelche Lorbeeren, mit denen Sie sich schmücken wollen, schlage ich vor, dass Sie mit mir zusammenarbeiten …«
Missmutig brummte der Sheriff einige unverständliche Silben und steckte seinen Colt ein. Aus einem Aktenstapel zog er eine Kladde hervor und warf sie Lassiter zu, der sie geschickt mit seiner freien Hand auffing. »Da steht alles drin, was Sie wissen müssen! Viel ist es nicht, und eine genaue Beschreibung der Doohan-Brothers werden Sie ebenfalls nicht finden. Dennoch ist das Gebiet, in dem sie ihr Unwesen treiben, recht gut umrissen.«
Konzentriert ging Lassiter die drei handbeschriebenen Seiten durch und warf die Kladde im Anschluss zurück auf den Schreibtisch. »Immerhin ein Anfang«, sagte er. »Die meisten Überfälle haben östlich von Wichita stattgefunden und ziehen eine Schneise Richtung Süden.«
»Die Bewohner von Sunview haben sich zusammengerottet, um den Bastarden das Handwerk zu legen«, ließ der Sheriff ihn wissen. »Am besten fangen Sie dort mit Ihrer Suche an und arbeiten sich vor über Bayneville bis Clearwater.« Er beugte sich nach vorn, stemmte sich mit beiden Fäusten auf seine Tischplatte und schaute Lassiter scharf an. »Was Sie da draußen machen, ist mir gleich. Aber hier in Wichita bin ich das Gesetz. Also kommen Sie mir nicht in die Quere!«
Schmunzelnd tippte Lassiter an seinen Stetson und kehrte dem Sheriff den Rücken. Gemächlich schlenderte er hinüber zu dem Mietstall, in dem er seinen Grauschimmel untergebracht hatte, saß auf und ritt aus der Stadt. Wenn seine Instinkte ihn nicht verlassen hatten, würde er die Gesuchten recht bald aufspüren.
☆
Die Nacht hatte sich über Clearwater gesenkt. Es war die Zeit, in der die braven Bürger sich in ihre Wohnstuben zurückzogen und jenen das Feld überließen, die das Licht scheuten.
Lexy Turnpike hatte geduldig den Einbruch der Dunkelheit abgewartet und sich vorsichtig ihrem Zielobjekt zugewandt. Es war ein kleiner Laden in einer Seitengasse, unscheinbar und mit Gegenständen des alltäglichen Bedarfs ausgestattet. Doch die attraktive Blondine wusste, dass der Schein trog. Der Inhaber war ein Hehler, der Diebesgut weiterveräußerte. Und aus zuverlässiger Quelle hatte Lexy erfahren, dass er im Besitz von Rohdiamanten war, die am kommenden Tag den Besitzer wechseln sollten. Die junge Diebin jedoch würde dafür sorgen, dass die Übergabe einige Stunden früher stattfand – und an einen anderen Empfänger ging.