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Schweißnasse blonde Strähnen fielen Ken Lomax in die Stirn. Angespannt und mit geballten Fäusten, an denen frisches Blut klebte, schaute er hinab auf den Lipan-Apachen. Der Mann lag mit verquollenen Augen und angeschwollenem Gesicht am Boden und war kaum mehr zu einer Regung fähig.
"Das passiert, wenn man mein Angebot ausschlägt", keuchte Lomax, kniete sich neben den Indianer und wischte seine Hände an dessen Kleidung ab. "Ich bin aber zuversichtlich, dass dir doch noch Vernunft beizubringen ist." Sein Blick wanderte hinüber zu Csángó, seinem schweigsamen Vollstrecker. Für den Fall, dass er sich irrte, würde Csángó vollenden, was Lomax begonnen hatte.
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Von Desperados umzingelt
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7470-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Von Desperados umzingelt
Schweißnasse blonde Strähnen fielen Ken Lomax in die Stirn. Angespannt und mit geballten Fäusten, an denen frisches Blut klebte, schaute er hinab auf den Lipan-Apachen. Der Mann lag mit verquollenen Augen und angeschwollenem Gesicht am Boden und war kaum mehr zu einer Regung fähig.
»Das passiert, wenn man mein Angebot ausschlägt«, keuchte Lomax, kniete sich neben den Indianer und wischte seine Hände an dessen Kleidung ab. »Ich bin aber zuversichtlich, dass dir doch noch Vernunft beizubringen ist.« Sein Blick wanderte hinüber zu Csángó, seinem schweigsamen Vollstrecker. Für den Fall, dass er sich irrte, würde Csángó vollenden, was Lomax begonnen hatte.
»Kein Handel«, hauchte der Lipan. »Keine … Waffen …«
Ken Lomax nickte. Es war genau die Antwort, die er erwartet hatte. Dennoch wagte er einen neuen Versuch. Einen letzten. »Wie viele seid ihr?«, wollte der Bandit wissen. »Dreihundert? Dreihundertfünfzig?« Er wiegte seinen Kopf. »Viel ist von eurem stolzen Volk nicht übrig geblieben. Auch wenn ihr euch mit den Mescaleros verbündet habt, bleiben die Comanchen eure schlimmsten Feinde. Mit den Gewehren aber, die ihr von mir kauft, habt ihr eine Chance, euch zu behaupten.«
»Kein Kampf …«, flüsterte der Indianer. »Zu viel Blut wurde vergossen …«
Zweifelnd sah Ken Lomax Csángó an. »Was meinst du? Ist der Rothaut noch zu helfen?«
Eisenhart wurden die Züge des wortkargen Rumänen, der ein paar Yards abseits stand und wie eine in Stein gemeißelte Statue wirkte, die auf ein geheimes Kommando zu unheilvollem Leben erwachen würde. Kaum merklich kroch die Rechte des Mannes zu seinem Holster hinab und legte sich auf den Griff seines Revolvers.
»Du kannst es nicht sehen, Ninté«, sagte Lomax zu dem Verletzten und benutzte die einzig für ihn aussprechbare Abkürzung des indianischen Namens, »aber mein Freund brennt schon darauf, sich mit dir zu beschäftigen. Wenn ich es ihm auftrage, wird sich dein Todeskampf über Tage erstrecken. Überlege, ob diese Schmerzen es wert sind, meine ausgestreckte Hand auszuschlagen.«
Der Lipan-Apache rang nach Luft. Das Atmen fiel ihm schwer. »Ich sterbe«, ächzte er, während sich seine Finger in den Staub gruben, »aber ich sterbe mit Ehre …«
Lomax gab Csángó ein Zeichen. Der nahm seine Hand vom Revolver und zog ein Messer, dessen Klinge eine Elle maß. Neben dem Lipan ging er in die Knie und klopfte mit der flachen Schneide auf die Brust des Indianers. Ein fragender Blick streifte den Banditenanführer.
»Fang an!«, raunte Lomax. »Es darf ruhig ein bisschen dauern …«
Und Csángó begann mit seinem makabren Werk.
☆
»Das hört sich gar nicht gut an«, meinte der hagere Kerl mit der geröteten Nase und dem Gelbstich in den Augen. Er schlurfte auf Lassiter zu, der auf einem Baumstumpf vor der Scheune des Blacksmith saß und knirschend die Trommel seines Remingtons drehte. »Der verdammte Sand setzt sich in jeder Ritze fest.«
Gereizt blickte der Mann der Brigade Sieben auf. »Ich bin nicht taub, Mister«, sagte er und löste den Klemmbügel des Revolverlaufs. Dann nahm er die Trommel heraus und blinzelte argwöhnisch in die Patronenkammern. Seine Auseinandersetzung mit einem Mescalero-Banditen hatte deutliche Spuren hinterlassen. Der Revolver war im Präriesand gelandet und beim Zweikampf darunter begraben worden. Lassiter hatte das Duell mit seinen Fäusten beendet, seinen Remington ausgebuddelt und seinen Weg nach Piedras Negras fortgesetzt.
Hinter einer der Patronenkammern, durch die der Brigade-Agent schaute, tauchte das Auge des schlaksigen Säufers auf. Lassiter nahm die Trommel herunter und warf dem Mann einen grimmigen Blick zu. »Gibt es hier irgendwas zu sehen?«, raunte er.
»Sand«, entfuhr es dem Trinker, der sich nervös über die Lippen leckte. »Da drinnen sieht’s so aus, wie es sich in meinem Hals anfühlt.«
Lassiter verstand, worauf der Mann hinauswollte. »Wie heißen Sie?«, fragte er.
»Chester«, kam die prompte Antwort. In die Augen des Hageren trat ein begehrlicher Glanz.
»Kommen Sie mit, Chester«, forderte Lassiter sein Gegenüber auf, steckte seinen Remington wieder zusammen und ließ ihn im Holster verschwinden. »Ich spendiere Ihnen einen Drink.«
»Bei Tulip gibt’s den besten Tequila!«, geriet Chester ins Schwärmen. »Nicht diese gepanschte Brühe, die entlang der Grenze und vor allem in Mexiko verkauft wird.« Sofort setzte er sich in Bewegung und schritt eilends voraus. Unbeirrbar hielt er auf eine Spelunke zu, über deren Eingang ein brüchiges Holzschild mit kaum mehr lesbaren Buchstaben angebracht war. Ebenso verwahrlost waren die drei Gestalten, die auf dem Boardwalk kauerten, die Hüte tief in die Stirn gezogen hatten und offenbar ihren Rausch ausschliefen.
Mit der Geschwindigkeit und Präzision eines von der Bogensehne schnellenden Pfeiles steuerte Chester die Theke der Bodega an, schlug mit der flachen Hand auf die Ablage und bestellte lautstark einen Tequila. Noch ehe Lassiter zu ihm aufgeholt hatte, war der Alkohol bereits Chesters Kehle hinuntergelaufen.
Der Barkeeper – ein rundlicher Mittfünfziger, dessen buschiger Schnauzbart mehr Haare besaß als sein Kopf – wischte gelangweilt über die Theke und brummte: »Kannst du das Zeug auch bezahlen, mein Freund?«
»Ich übernehme das!«, rief Lassiter und holte aus seiner Jacke einige Dimes hervor. »Ich bekomme einen doppelten Whiskey.«
»Sie sind neu in der Stadt?«, fragte der Schankwirt.
»Auf der Durchreise«, erwiderte Lassiter. »Sind Sie Tulip?«
Der Barkeeper grinste. »So nennt man mich. Ich habe ein Faible für …«
» … Tulpen?«, nahm Lassiter dem Mann das Wort aus dem Mund und setzte ein schmales Lächeln auf. Dann nahm er seinen Drink entgegen, nippte daran und stürzte ihn in einem Zug herunter.
Von irgendwoher aus dem Schankraum klang eine kratzige Stimme auf. »Sie haben die Dollars locker sitzen, was? Passen Sie auf, dass Chester Sie nicht ausnimmt.«
Kurz blickte Lassiter über seine Schulter und erkannte einen bärtigen Kerl, der mit einer zweiten Gestalt in einem Separee neben einem speckigen Vorhang saß. »Ich bin schon vorsichtig«, entgegnete der Mann der Brigade Sieben.
»Piedras Negras ist ein heißes Pflaster«, blieb der Fremde hartnäckig. »An der Grenze gibt es marodierende Indianer und noch ganz andere schlimme Finger. Da muss ein Reisender höllisch aufpassen.«
Es hörte sich an wie eine Drohung. Lassiters Rechte verkrampfte sich. Er war bereit, in Sekundenschnelle seinen Remington zu ziehen, biss sich aber plötzlich auf die Unterlippe. Der Revolver war voll mit Sand. Keinesfalls würde er zuverlässig funktionieren.
Ein abschätzender Blick streifte Lassiter. Offenbar wägte der Unbekannte ab, ob er es auf ein Revolvergefecht ankommen lassen sollte. Auch sein Kumpan hinter dem Vorhang warf nun einen neugierigen Blick in den Schankraum und verzog seine Lippen zu einem gefälligen Grinsen. Allem Anschein nach plagten ihn keine Zweifel.
»Ich kann gut auf mich aufpassen«, erwiderte der Mann der Brigade Sieben und spannte seinen Körper an. Die Stärke seiner Arme sowie seine Schnelligkeit waren alles, was er in eine mögliche Auseinandersetzung einbringen konnte.
»Vielleicht überschätzen Sie sich einfach nur«, kam die prompte Antwort. »Ich habe Kerle von ihrer doppelten Größe gesehen, die mit eingeschlagenen Zähnen wimmernd im Dreck gelegen haben …«
Es wurde ernst. Die knisternde Spannung in der Bodega war fast greifbar. Doch ehe sich ein Streit entwickeln konnte, wurden die Türen der Spelunke aufgestoßen. Herein stolperte eine junge blonde Frau, deren Züge von Zorn und Fassungslosigkeit geprägt waren.
»Ihr verdammten Schweine!«, schrie sie in Richtung der beiden Männer, die sich in dem Separee befanden. »Ihr elenden Mörder!« Die Blondine rang nach Luft, ballte ihre zierlichen Fäuste und stürzte vor. Gleichzeitig zog der Kerl, der Lassiter angesprochen hatte, seinen Revolver.
Der Brigade-Agent zögerte nicht einen Lidschlag. Er machte einen Satz nach vorn, gefolgt von einem Sprung, der ihn gegen den Schießer schleuderte. Ein Schuss löste sich, während die Männer krachend auf die Dielen schlugen. Lassiters Linke bekam den Schussarm des Kerls zu fassen, seine Rechte schmetterte eisenhart gegen dessen Kinn.
Doch da war bereits der Zweite heran. Sein angewinkelter Ellbogen hieb in Lassiters Nacken, konnte den Brigade-Agenten aber nur für einen flüchtigen Moment ablenken. Er warf sich zur Seite und drosch mit seinem linken Arm aus der Drehung heraus wie mit einem Dreschflegel auf den Angreifer ein.
Der Kerl stolperte zurück – und Lassiter setzte nach. Seine Faust bohrte sich in den Unterleib seines Gegners; ein Rammstoß seines Kopfes unmittelbar darauf in den Magen. Ächzend klappte der Getroffene zusammen, torkelte und fing sich einen wuchtigen Schmetterschlag unters Kinn ein.
Da aber war Lassiters anderer Widersacher wieder bei sich und riss seinen Revolver in die Höhe. Doch er hatte nicht mit der Entschlossenheit der blonden Frau gerechnet. Diese war hinter die Theke gesprungen, hatte sich eine Flasche aus dem Regal gegriffen und am Tresen zerschlagen. Gleich einem Racheengel stürzte sie auf den Kerl zu und rammte ihm die zerbrochene Flasche ins Gesicht.
Ein Aufschrei wie aus der Kehle eines waidwunden Tieres hallte durch die Bodega. In Panik schlug der Verletzte um sich und verpasste der jungen Frau einen Schwinger, der sie gegen einen Tisch taumeln ließ. Verzweifelt tastete er nach den blutenden Wunden und riss seine Augen auf. Der Sechsschüsser war längst seinen kraftlosen Fingern entfallen, und er sah sein einziges Heil in der Flucht.
»Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«, schrie Lassiter der Frau zu und ließ von seinem Gegner ab. »Sie hätten getötet werden können!«
Der zweite Mann nutzte die Gunst der Stunde und eilte seinem Kumpan hinterher. Lassiter ließ ihn ziehen und hielt die blonde Frau zurück, die sich bereits daranmachte, die Verfolgung aufzunehmen.
»Lassen Sie mich los!«, kreischte sie und setzte ihren gesamten Körper ein, um sich aus der Umklammerung des Brigade-Agenten zu befreien. Lassiter aber hielt sie fest und schaffte es sogar, sie zu beruhigen.
»Welches Unrecht Ihnen auch widerfahren sein mag«, sagte er ruhig, »es wird nicht ungesühnt bleiben.« Er merkte, dass sich die Anspannung der Frau löste. Sie senkte die Hand, in der sie die zerbrochene Flasche hielt, und stützte sich an einem Tisch ab.
»Sie … Sie verstehen das nicht«, flüsterte sie mit gesenktem Haupt. »Diese Hurensöhne haben meinen besten Freund umgebracht. Ich habe ihn halbtot vorgefunden, sodass er mir noch sagen konnte, wer ihn überfallen hat …«
Lassiter stellte sich vor die zitternde Blondine, hob ihr Kinn an und schaute ihr in die Augen. »Wie heißen Sie?«, wollte er wissen.
»Hannah«, murmelte die Frau. »Hannah Page.«
»Und Ihr Freund?«
Hannah wich Lassiters Blick aus, als wäre es ihr unangenehm, den Namen ihres Freundes preiszugeben. Doch sie fasste sich und hob stolz ihren Kopf. »N’te-Chok-u’tai«, sagte sie mit fester Stimme. »Er war Lipan-Apache. Und ich habe ihn geliebt!« Sie verkündete es mit solcher Inbrunst, als erwartete sie höchste Verachtung für ihre Zuneigung zu einem Indianer.
Der Stamm der Lipan war Lassiter nicht unbekannt. Nach dem mexikanisch-amerikanischen Krieg waren alle Gebiete nördlich des Rio Grande an die Vereinigten Staaten gefallen. Das Territorium der Lipan-Apachen war von Siedlern geradezu überschwemmt worden und hatte sie verdrängt. Auch unter Mithilfe der US-Army. Den Lipan war nichts anderes übrig geblieben, als Texas zu verlassen und sich in die Berge von Chihuahua und Coahuila zurückzuziehen. Das lag bereits zwei Jahrzehnte zurück.
Soweit Lassiter sich erinnerte, hatte es vor knapp zehn Jahren einen illegalen Einfall des texanischen Kommandeurs Mackenzie gegeben, der die Dörfer der Lipan aufgespürt, sie vernichtet und die gefangenen Frauen und Kinder an die Mexikaner verkauft hatte. Lipan und Mescaleros verübten immer noch Anschläge auf die texanische Bevölkerung, doch es war abzusehen, dass man ihnen in naher Zukunft Einhalt gebieten und sie vollständig auslöschen würde. Ein Schicksal, das aus Ungerechtigkeit geboren worden war und mit nackter Gewalt besiegelt werden würde.
»Lassen Sie uns an einem ruhigeren Ort reden, Miss Page«, schlug Lassiter vor. »Erzählen Sie mir alles, was Sie über die Männer wissen, die Ihren Freund getötet haben.«
Die Gelegenheit dazu bot sich nicht. Schon wurde neuer Tumult laut, und Schüsse ertönten.
»Ein Gewehr!«, rief Lassiter dem Barkeeper zu. »Schnell!«
Tulip griff unter seine Theke und holte eine Shotgun hervor. »Das ist alles, was ich habe …«
»Es wird reichen!« Geschickt fing der Brigade-Agent die Schrotflinte auf, die der Bartender ihm zuwarf, und spannte beide Abzüge. Dann rannte er ins Freie.
☆
Meredith hatte ihr gesamtes Leben über Angst gehabt, doch nie ein Wort darüber verloren. Und als der Ruhestand ihres Mannes, US-Marshal Lee Everett bevorstand, waren ihre Sorgen der Vergangenheit erstmals über ihre Lippen gekommen. Unverständnis hatte Everetts Reaktion geprägt, vor allem deshalb, weil er der Meinung gewesen war, Meredith hätte ihm ihr Vertrauen entzogen.
»Wie hätte ich mit dir darüber reden sollen?«, hatte sie gefragt. »An deiner Entscheidung hätte sich nichts geändert. Ich aber hätte an deiner Liebe zu mir gezweifelt, und das wäre für mich unerträglich gewesen.«
Meredith, o Meredith …, wehte es durch Lee Everetts Gedanken. Wie sehr habe ich dir wehgetan. Verbittert dachte er daran, dass sie ihn verlassen hatte, kaum dass er ihr mitgeteilt hatte, noch einmal auf die Jagd zu gehen. Doch Everett konnte seinen inneren Drang nicht verleugnen. Er war mit Leib und Seele US-Marshal. Und als er vor die Entscheidung gestellt worden war, das Leben eines braven Farmers zu führen oder jene ihrer gerechten Strafe zuzuführen, die das Grenzgebiet nach Mexiko mit Terror überzogen, da hatte er nicht lange überlegen müssen. Wie er mit seiner zerbrochenen Ehe umgehen würde, darüber wollte er sich im Anschluss Gedanken machen.
Die Fährte, die Everett verfolgte, war noch heiß. Laredo, wo Lomax und sein wilder Haufen ihren letzten Überfall begangen hatten, lag bereits knapp dreißig Meilen hinter ihm. Voller Grimm dachte Everett an die Texas Rangers und Sternträger, die bei ihrer Jagd nach den Desperados draufgegangen waren. Für den US-Marshal war es nicht nur ein Akt der Gerechtigkeit, sie zur Strecke zu bringen; es war für ihn ein ernstes persönliches Anliegen, das er mit aller Verbissenheit bis zum Ende verfolgen würde.
Zu seiner Linken zog sich das blaue Band des Rio Grande, doch gegen die drückende Hitze und die stauberfüllte Luft half es wenig. Flirrende Schwaden verzerrten den Blick voraus; Sandkörner bissen in Everetts Augen. Vage vermeinte er in der Entfernung Häuser und Lehmhütten zu erkennen, trieb plötzlich seinen braunen Wallach an und war schlagartig erfüllt von der berauschenden Erregung, seine Rachegelüste stillen zu können.
Vor seinem geistigen Auge erschienen die Gesichter jener Männer, die zu Lomax’ Horde gehörten. Er hatte sie sich eingeprägt, und sie würden für immer in seinem Verstand bleiben, auch wenn die Leichen der Gesuchten längst verfault waren.
Noch einmal erhöhte er sein Tempo und riss sich das Halstuch von Nase und Mund. Er atmete Staub und Sand ein, doch er nahm es kaum zur Kenntnis. Sein Blut kochte; alles in ihm war in Aufruhr. Die Erfüllung seiner selbstgestellten Aufgabe schien greifbar nahe. Vergessen waren Meredith und sein wohlverdienter Lebensabend. Jetzt ging es nur noch um die Genugtuung, Lomax büßen zu lassen.