Lassiter 2425 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2425 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Durch die Wälder des Tecumseh Valley peitschten messerscharfe Regenschwaden, die Dan Brooker und seiner Kutsche die Weiterfahrt verwehrten. Sie hatten die schmale Schlammstraße ausgespült, der Brooker von Gainsburg aus gefolgt war, und den armseligen North Fork River zu einem reißenden Strom anschwellen lassen. Dem Kutscher der West Coast Stagecoach blieb nur das Gebet.
"Herr im Himmel!", murmelte Brooker und sprang vom Kutschbock herunter. Er kämpfte sich bis zu den Pferden durch und brachte die Zügel in Ordnung. "Lass mir wenigstens noch eine Meile Frieden!"
Doch der Allmächtige hatte kein Einsehen. Er rüttelte die Postkutsche, deren Dach mit schweren Frachtkisten beladen war, und warf sie mit Macht in den Fluss hinunter. Das Gespann kippte über die Vorderachse in die Fluten und wurde binnen Sekunden fortgerissen.
Von Brooker blieb nur das Halstuch am Ufer zurück.

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Lassiter und das Feuerblut

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7510-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lassiter und das Feuerblut

Durch die Wälder des Tecumseh Valley peitschten messerscharfe Regenschwaden, die Dan Brooker und seiner Kutsche die Weiterfahrt vereitelten. Sie hatten die schmale Schlammstraße ausgespült, der Brooker von Gainsburg aus gefolgt war, und den armseligen North Fork River zu einem reißenden Strom anschwellen lassen. Dem Kutscher der West Coast Stagecoach blieb nur das Gebet.

»Herr im Himmel!«, murmelte Brooker und sprang vom Kutschbock herunter. Er kämpfte sich bis zu den Pferden durch und brachte die Zügel in Ordnung. »Lass mir wenigstens noch eine Meile Frieden!«

Doch der Allmächtige hatte kein Einsehen.

Er rüttelte die Postkutsche, deren Dach mit schweren Frachtkisten beladen war, und warf sie mit Macht in den Fluss hinunter. Das Gespann kippte über die Vorderachse in die Fluten und wurde binnen Sekunden fortgerissen.

Von Brooker blieb nur das Halstuch am Ufer zurück.

Der schlammverschmierte Stofffetzen in der Hand von Arthur Hilman schlug bei jedem Wort hin und her, das der Kurierreiter an seinen Begleiter richtete. Er war in Zorn geraten, nachdem ihm Letzterer mehrere Male widersprochen hatte. »Gott, Bill, natürlich hat das Tuch ihm gehört! Du kanntest Dan genauso gut wie ich.«

»Ich weiß nur, was ich sehe!«, beharrte Bill Tedford und schwang sich am Sattelhorn wieder aufs Pferd. Er war knappe zwanzig Jahre jünger als Arthur und von beneidenswert guter Gesundheit. »Er wäre nicht bei Sturm durch das Tecumseh Valley gefahren. Er hätte kehrtgemacht und wäre zur Station zurückgekommen.«

Die letzte Wechselstation der West Coast Stagecoach hatten sie bei Meile 47 passiert, und sie hatte so verlassen ausgesehen, dass Dan Brookers Teufelsritt in der vergangenen Woche fast glaubhaft erschien. Der Stationsmeister war ein kauziger Kerl namens George Hayes, der sich nicht einmal an Brooker hatte erinnern können.

»Dan hatte diese Fracht«, sagte Hilman und steckte das Halstuch in die Hosentasche. Er kannte Brooker seit einer halben Ewigkeit, und es sah diesem bärbeißigen Himmelhund ganz und gar nicht ähnlich, dass er sich wissentlich in Gefahr brachte. »Er hatte einen guten Grund, sich auf den Bock zu setzen.«

Die Fracht war von den Verantwortlichen der West Coast Stagecoach mit solcher Geheimniskrämerei bedacht worden, dass keiner der Kutscher sie beim Namen zu nennen wagte. Sie sprachen über die Kisten und die Ladung, nie jedoch darüber, was sich dahinter verbarg. Sie schwiegen über die Hunderte Flaschen, auf denen lediglich ein verschnörkeltes Etikett mit dem Wort Fireblood prangte.

»Keine Fracht ist es wert, dass man für sie stirbt.« Bill starrte zum Ufer des North Fork River hinunter. »Dan war ein gottesfürchtiger Mann. Er hätte keinen Leichtsinn begangen.«

Die West Coast Stagecoach war die letzte Kutschengesellschaft, die es im Arizona-Territorium noch aushielt, und sie hatte einen hohen Preis für ihren Wagemut gezahlt. Über zwei Dutzend Kutscher hatte sie in den letzten Jahren verloren, und die meisten waren bei Indianerangriffen gestorben. Es hätte Hilman nicht erstaunt, dass die Rothäute auch hinter dieser Barbarei steckten.

»Sieh dir die nächste Biegung an!«, brummte Hilman und führte das Pferd zum Wasser hinunter. Er ließ das Tier einen Augenblick lang trinken. »Von Nichols und Knox haben wir wenigstens die Skalpe gefunden. Sie hingen in den Sträuchern da drüben.«

Ohne die Miene zu verziehen, ritt Tedford am Ufersaum hinab und verschwand hinter der Biegung flussabwärts. Er war eine ehrliche Haut und ein guter Kutscher, fand Hilman, aber wenn es um die Seele anderer Menschen ging, war Bill ein grober Klotz. Er hatte Nichols’ Witwe nicht einmal sein Beileid ausgesprochen, als sie unter Tränen im Bureau der West Coast Stagecoach gestanden hatte.

»Arthur!«

Die Stimme von Hilmans Gefährten schallte über das Wasser herauf. Sie klang hart und angespannt, wie am Zahltag oder nach dem Achsbruch im letzten Frühjahr, der sie einen halben Monatslohn gekostet hatte.

»Was ist los, Bill?«, rief Hilman und setzte den Fuß in den Steigbügel. Er ritt Tedfords Hufspuren nach, die bis zur Geröllzunge an der Flussbiegung reichten.

Hinter der Biegung lag das zerschmetterte Wrack.

Es war ganz ohne Zweifel die Kutsche von Dan Brooker, deren Hinterräder im Gegensatz zu allen anderen in strahlendem Gelb gestrichen waren. Sie war vom Fluss einmal um die eigene Achse gedreht und wie eine Seifenschachtel zwischen zwei mächtige Baumstämme gequetscht worden. Rings um das zerstörte Gespann lagen Frachtkisten, Gardinenreste und die herausgerissenen Polster verstreut.

»Sieht nicht gut aus!«, bemerkte Hilman zerknirscht und ritt um Brookers Kutsche herum. Er hatte auf einen tröstlicheren Fund gehofft. »Dan muss mit den Pferden in den Fluss gerutscht sein!«

Von Tedfords Wallach war nur der schlagende Schweif hinter den Kutschtrümmern zu sehen, die sich auf der seichten Uferbank übermannshoch aufgetürmt hatten. Als Hilman keine Antwort erhielt, holte er mit den Sporen aus und galoppierte um Brookers einstiges Heiligtum herum.

Tedford saß nicht im Sattel.

Er hockte vornübergebeugt an einer Frachtkiste und durchstöberte deren Inhalt. Seine Hände flogen so rasch über die Flaschenhälse und die Korken darin, dass Hilman verdutzt die Brauen hob. »Was treibst du da? Stöberst du in Dans Frachtkisten?«

Der andere Kutscher kehrte ihm weiter den Rücken zu. »Geht dich nichts an, Arthur! An deiner Stelle würd’ ich verschwinden!«

Die kühle Schärfe in Tedfords Ton ließ Hilman zusammenfahren. Er dirigierte das Pferd mit einem Zügelruck um die Kutsche herum.

Im nächsten Augenblick wirbelte Tedford zu ihm herum.

Er hielt den Colt in der Rechten und stieß mit dem Fuß die beiden Fireblood-Flaschen zur Seite, die er soeben entkorkt hatte. Sein Daumen spannte langsam den Hahn des Revolvers.

»Was ist in dich gefahren?«, stieß Hilman hervor und ließ das Pferd einige Tritte zurückweichen. »Verdammt, stöberst du in Dans Ladung?«

Schweigend legte Tedford mit dem Colt auf den älteren Kutscher an. Er stieg über die offenen Flaschen hinweg, aus denen eine schwarze Substanz troff. »Wie ich schon sagte, dich geht diese Sache nichts an.«

»Mich geht Dans Schicksal etwas an«, widersprach Hilman und ahnte zugleich, dass damit das seinige besiegelt war. »Bill … Du und ich –«

Zwei bellende Schüsse stahlen Hilman die restlichen Worte, ehe sie ihm über die Lippen kommen konnten.

Durch den orientalischen Salon des Red Shadow tönte das Keuchen der schwarzhaarigen Kalifornierin, die nur noch ihren Gürtel aus silbernen Schellen am Leib und einen hauchdünnen Schleier über dem Gesicht trug. Sie lag bäuchlings auf einer silberdurchwirkten Decke und warf den Kopf zu Lassiter herum.

»Noch eine Runde?«, fragte der Mann der Brigade Sieben und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er trieb es seit einer guten Stunde mit dem Barmädchen. »Oder hast du genug?«

»Von dir?«, flüsterte Shoann Petfield und lachte vor Vergnügen. »Wie könnte eine Frau von dir genug bekommen, Liebster?«

Sie gab noch einige andere Schmeicheleien zum Besten, von denen Lassiter wusste, dass sie damit auch andere Männer um den Finger wickelte, und winkelte beide Beine an. Sie griff nach Lassiters Händen und führte sie an ihre Brüste. »Nur noch einmal, Lassiter … Ich weiß, dass du bald fort musst.«

Irgendwann vor einem Jahr hatte Lassiter Shoann zuletzt gesehen, als er wegen eines Sträflingstransports, der im Tecumseh Valley überfallen worden war, in der Gegend gewesen war. Er hatte eine Bande von Wegelagerern ausgehoben, die sich ein prächtiges Sümmchen damit verdiente, Zuchthausinsassen zu befreien und deren Gewährsmännern Lösegeld abzupressen.

»Nicht vor dem Morgengrauen«, sagte Lassiter und drückte Shoanns Beine auseinander. Er stieß sanft und bestimmt zu. »Es gibt eine Sache, die ich in Borkman vorher erledigen muss.«

Der volle Busen des Barmädchens, der vor einer Stunde noch in einer Korsage gesteckt hatte, schwang bei jedem Stoß hin und her. Die Korsage hing derweil über der Stuhllehne, neben Lassiters Holstergurt mit dem glänzenden Remington darin und der staubigen Lederjacke, die er auf der Straße getragen hatte. Unter dem Stuhl lagen Lassiters Unterhose und Shoanns Miederhöschen verstreut.

»Du hast mir gefehlt«, flüsterte Shoann und krallte sich an Lassiters Händen fest, die ihre Schenkel hielten. »Ich hatte das ganze Jahr über Männer, die gut zahlten. Aber keiner war wie du.«

Die Nägel der schönen Kalifornierin gruben sich in Lassiters Rücken, glitten zu seinen Lenden hinunter und hinterließen dünne Kratzer in der Haut.

»Fester!«, flehte Shoann und schloss die Augen. Sie hatte ein ausnehmend schönes Gesicht, schmal geschnitten und rassig, umrahmt von schwarzen Locken. »Nicht nachlassen, Lassiter … Nicht nachlassen!«

Wieder und wieder schrie Lassiters Geliebte vor Lust auf, und als sie es nicht mehr aushielt, biss sie sich auf die Unterlippe und gab nur noch ein schwaches Wimmern von sich. Im nächsten Augenblick kam sie zum Höhepunkt, nur Sekunden vor Lassiter. Er sank neben ihr auf den Diwan.

Shoann wandte den Kopf und blickte ihn herausfordernd an. »Was gibt es in einer Stadt wie Borkman Dringendes zu erledigen?«

Aus dem Telegramm der Brigade Sieben war nicht hervorgegangen, aus welchen Gründen Mittelsmann Stan Simmons Lassiter sprechen wollte. Der Bankinhaber hatte lediglich darauf gedrungen, dass das Gespräch baldmöglichst stattfinden solle. Die Abschrift des Kabeltelegramms hatte Lassiter in Tackville erreicht, das keine vierzig Meilen südlich von Borkman lag.

»Bloß ein paar Geschäfte«, knurrte Lassiter und griff, um nicht weiter antworten zu müssen, nach der Wochenschrift, die unter dem Diwan bereitlag. Eine in breiten Lettern gesetzte Schlagzeile fiel ihm ins Auge. »Rixfield Road? Die Straße hinauf nach Graveystone?«

Shoanns dunkelbraune Augen weiteten sich. »Du hast noch nicht von dem Unglück auf der Rixfield Road gehört?«

Unter der Schlagzeile fand sich ein reißerischer Bericht über die Todesfallen der Rixfield Road, die so zahlreich wären, dass es im vergangenen Jahr nur eine Handvoll Kutschen hindurch geschafft hätten. Es müsse ein Fluch auf dieser Straße liegen, hieß es im letzten Absatz.

»Vor zwei Monaten gab es einen Sturm«, sagte Shoann und richtete sich auf. Sie angelte nach ihrer Korsage und legte sie sich um die Brust. »Den halben Wald hat der Wind umgerissen. Die West Coast Stagecoach war die einzige Gesellschaft, die bei diesem Wetter fahren wollte. Der Kutscher ist nie gefunden worden.«

»Und sein Wagen?«, fragte Lassiter und faltete die Wochenschrift zusammen. Er hatte für Schauergeschichten nichts übrig. »Er wird wohl kaum vom Erdboden verschluckt worden sein.«

»Sprich nicht so darüber!«, wisperte Shoann und rückte dichter an Lassiter heran. Sie senkte den Kopf und dämpfte die Stimme. »Die Mädchen unten im Red Shadow glauben schon, dass es Unheil bringt, über die Rixfield Road zu reden.«

»Unheil?«, echote Lassiter spöttisch. »Von solchem Aberglauben halte ich nicht viel.«

Ihn traf Shoanns bitterböser Blick. »Du hältst mich für abergläubisch? Du hältst es für Aberglauben, wenn jemand … oder etwas … eine ganze Kutsche umwirft?« Sie schüttelte sich vor Entsetzen. »Dan Brooker war ein anständiger und starker Mann.«

»Er ist mitten durch ein Unwetter gefahren«, versetzte Lassiter und stand auf. Er griff nach seinen Kleidern und streifte sich das Hemd über die Schultern. »Er hat sich selbst in Gefahr gebracht.«

Schulterzuckend erhob sich auch Shoann und kleidete sich ebenfalls an. Sie schmollte selbst dann noch, als Lassiter sie zu sich zog und sich mit einem langen Kuss von ihr verabschiedete.

»Du musst vor nichts Angst haben«, meinte Lassiter und strich ihr durch die schwarzen Locken. »Es gibt für jedes Geheimnis eine Lösung. So wie es zu jeder Truhe einen Schlüssel gibt.«

»Glaub, was du willst!«, erwiderte Shoann kühl. Sie zählte die Handvoll Dollars, die Lassiter auf den Nachttisch gelegt hatte, und eilte zur Tür. »Ich werde keinen Fuß auf die Rixfield Road setzen, bevor man Mr. Brooker nicht gefunden und begraben hat.« Sie erschauderte. »Es heißt, dass nur sein Halstuch am Fluss gelegen habe.«

Seufzend hob Lassiter den Kopf und knöpfte sich das Hemd zu. »Wie du meinst, Shoann. Von Gerüchten ist niemand je klüger geworden.«

Vierzig Meilen hinter der Oase von Al-Okbur stießen Walter T. Stone und seine ägyptischen Karawanentreiber auf das Beduinenlager. Sie hatten das Flussboot in Abu Girgeh zurückgelassen, waren danach über Bahr Bela Ma und Sittrah westwärts gezogen und hatten sich durch einen Späher bei den Beduinen ankündigen lassen. Die vom heißen Wüstenwind niedergedrückten Zelte waren die erste menschliche Behausung, die Stone in den letzten Tagen gesehen hatte.

»Seid gegrüßt!«, sagte Scheich Al-Artasch und verbeugte sich leicht vor dem Amerikaner. Er lud Stone mit einer Handbewegung in sein Zelt ein. »Das Gastmahl ist schon bereitet, mein Freund.«

Die Kamele von Stones Karawane wurden von Al-Artaschs Männern umringt, die sich in leisem Ton mit den Treibern unterhielten. Aus den Beduinenzelten traten nach und nach einige Frauen, die den Gast unter ihren Schleiern beäugten. Sie waren Stone vertraut, der über die Beduinen an der Lill University geschrieben hatte.

»Welch gewaltige Ehre!«, erwiderte der Professor und verbeugte sich ebenfalls. Er folgte dem in Weiß gewandeten Scheich ins Innere des Zeltes, in dem es nach aufgebrühtem Kaffee und gebratenem Lammfleisch roch. »Es war ein weiter Weg von Abu Girgeh herauf. Das Boot lief nur noch einen halben Knoten, seitdem man uns schlechtes Brennholz gebracht hatte.«

Der Beduine wartete geduldig, bis Stone zwischen den Kissen einen Platz gefunden hatte. Er ließ sich ein silbernes Kännchen mit Kaffee bringen und schenkte dem Amerikaner den Krug voll. »Es ist auch für den Stamm des Al-Artasch eine Ehre, den ehrenwerten Mr. Stone unter uns zu begrüßen.« Er stellte das Kännchen beiseite, nahm seinen eigenen Krug und setzte sich Stone gegenüber. »Möge dieses Mahl unsere Freundschaft stärken und unsere Geschäfte begünstigen.«

Von allen Beduinenscheichen, denen Stone in seinem Amt als Universitätsrektor einen Besuch abgestattet hatte, war Al-Artasch der Stammesführer mit den meisten Merkwürdigkeiten gewesen. Er lagerte mit seinen Getreuen weit draußen in der Wüste, meist jenseits der hohen Dünen, deren Bezwingung Tage in Anspruch nehmen konnte. An Al-Artasch hatten sich selbst ägyptische Milizen, die nach dem Stammesfürsten gesucht hatten, die Zähne ausgebissen.

»Auf die Geschäfte!«, erwiderte Stone und nickte. Er fühlte den Schweiß am Rücken und schämte sich seiner schwächlichen Verfassung. Der Scheich mochte zwanzig Jahre älter als er selbst sein. »Die Fireblood-Gefährten hegen den sehnsüchtigen Wunsch nach einem orientalischen Wunder, ehrenwerter Scheich Al-Artasch.«

Dass Stone mit diesen Worten noch untertrieb, war dem Universitätsprofessor nur allzu schmerzlich bewusst. Er war bei der Fireblood-Zusammenkunft in Barksburg gewesen, die in der alten Scheune der Pinley-Farm stattgefunden hatte. Die meisten Verschwörer waren ob der Misserfolge der Geheimgesellschaft außer sich gewesen.

»Der Fireblood-Bund tritt auf der Stelle«, zeigte sich Al-Artasch ausgesprochen kenntnisreich. »Ich hörte durch meine amerikanischen Informanten, dass bislang kein Gesandter der British-Southwest Trade Company zu Tode gekommen ist.«

Das listenreiche Naturell des Arabers, der in sämtlichen Nationen der alten und neuen Welt über Spitzel verfügte, erstaunte Stone stets aufs Neue. Er hatte nicht darauf spekuliert, dass Al-Artasch ihm ahnungslos gegenübertreten würde, doch dass er die Sorgen des Fireblood-Bundes kannte, überraschte selbst den Rektor der Lill University.

»Kein Einziger fiel Ihnen in die Hände«, fuhr Al-Artasch fort und trank seinen Kaffee. »Obwohl Sie gutes Gift aus meinem Besitz erhalten haben.«

Über zwanzig Phiolen voller Gift der Levanteotter hatte Stone beim letzten Besuch erhalten, und er hatte sie wohlbehalten mit einem Frachtdampfer hinüber nach Louisiana gebracht. Das Gift hatte einen Menschen beim ersten Schluck töten sollen, vorausgesetzt, man kam nah genug an sein Opfer heran.

Im Fall der Gesandten der British-Southwest Trade Company waren die Phiolen nutzlos gewesen.

Die Sitzungen der königlich-britischen Ostasien-Kompanie fanden an geheimen Orten statt, und bisher hatten die Fireblood