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Lassiter und der Dirnenkönig
"Das wirst du bitter bereuen!", zischte der dürre Gangster, den alle in Five Points nur "Die Schabe" nannten. Seine Augen traten aus dem eigentümlich verformten Schädel hervor, als sein Gegenüber den Druck um seine Kehle erhöhte.
"Was meinst du? Dass ich dir zuvorgekommen bin? Glaubst du, ich weiß nicht, dass ich auf deiner Abschussliste stehe? Du musst mich für einen ausgemachten Trottel halten." Der elegant gekleidete Mann mit dem goldblonden Haar drückte die Schabe mit eisernem Griff gegen die Backsteinwand. Vorn auf der Straße liefen Passanten vorüber, doch keiner warf einen Blick in die düstere Sackgasse.
"Du bist ein ... toter Mann", presste der Ganove hervor.
Malcolm Scissor schüttelte den Kopf. "Falsch. Du bist ein toter Mann!" Mit diesen Worten rammte er dem Dürren das Messer bis zum Heft zwischen die Rippen.
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Lassiter und der Dirnenkönig
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Prieto/Norma
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7684-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lassiter und der Dirnenkönig
»Das wirst du bitter bereuen!«, zischte der dürre Gangster, den alle in Five Points nur »Die Schabe« nannten. Seine Augen traten aus dem eigentümlich verformten Schädel hervor, als sein Gegenüber den Druck um seine Kehle erhöhte.
»Was meinst du? Dass ich dir zuvorgekommen bin? Glaubst du, ich weiß nicht, dass ich auf deiner Abschussliste stehe? Du musst mich für einen ausgemachten Trottel halten.« Der elegant gekleidete Mann mit dem goldblonden Haar drückte die Schabe mit eisernem Griff gegen die Backsteinwand. Vorn auf der Straße liefen Passanten vorüber, doch keiner warf einen Blick in die düstere Sackgasse.
»Du bist ein … toter Mann«, presste der Ganove hervor.
Malcolm Scissor schüttelte den Kopf. »Falsch. Du bist ein toter Mann!« Mit diesen Worten rammte er dem Dürren das Messer bis zum Heft zwischen die Rippen.
»Abfahrt des Zuges nach Washington D.C. über Belair und Baltimore …« Ein schriller Pfiff ertönte. »Zurrrrücktreten von der Bahnsteigkante!«
Lassiter warf einen letzten Blick zum Fenster hinaus und tippte sich an die Hutkrempe, als ihm Dorothy Farlowe vom Bahnsteig aus zuwinkte. Schwerfällig setzte sich die Lokomotive in Bewegung, und ein leichter Ruck ging durch den Zug, dann verschwand die Frau in dem züchtigen schwarzen Kleid aus seinem Blickfeld.
Er nahm seine Reisetasche auf und durchquerte den Wagen der zweiten Klasse. Direkt davor befand sich der Speisewagen, und er freute sich auf ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen, dazu vielleicht ein oder zwei gepflegte Drinks.
Der Mann der Brigade Sieben war in gelöster Stimmung. Es war ihm gemeinsam mit dem Sheriff von Bedlow Hills gelungen, das Rätsel um das Verschwinden von Mrs. Farlowes Tochter aufzuklären und das junge Mädchen wohlbehalten bei ihren Eltern abzuliefern.
Emily Farlowe war auf einen Mädchenfänger namens James »Blue-Eyes« Ashton hereingefallen, der ihr die große Liebe vorgespielt und behauptet hatte, mit ihr durchbrennen zu wollen. Stattdessen war die aparte Emily im Netz einer Bande gelandet, die diese Masche schon länger durchgezogen hatte in den wohlbehüteten kleinen Gemeinden von Neuengland; Emily war nicht die Einzige gewesen, die sie aus den Fängen der Verbrecher befreien konnten, und das buchstäblich in letzter Minute.
Denn man hatte die Mädchen bereits in den Laderaum eines Seelenverkäufers gesperrt, der schon im Ablegen begriffen war, als Lassiter, Sheriff Burns und dessen Deputies die kleine Bucht erreichten. Nur ein wenig später wären die jungen Frauen in eine der großen Städte an der Ostküste – vermutlich New York – verfrachtet worden, wo sie ein trostloses Schicksal als Lustsklavinnen erwartet hätte.
Die genauen Zusammenhänge, vor allem die Verbindungen der Bande zu den verschwiegenen Bordellen, in denen entführte junge Frauen vom Land zur Prostitution gezwungen wurden, waren noch nicht ermittelt worden, doch darum würde sich Burns gemeinsam mit einem Bundesmarshal kümmern, der bereits auf dem Weg nach Bedlow Hills war. Lassiters Aufgabe war erfüllt, und nun durfte er sich ein paar Tage Zeit nehmen, bevor er in Washington zum Rapport erwartet wurde. Das letzte Telegramm der Brigade Sieben hatte ihm eine Woche zur freien Verfügung zugestanden.
Als er die Schiebetür zum Speisewagen öffnete, empfing ihn munteres Gelächter, und er erblickte einen blonden Mann in mittleren Jahren, der von fünf hübschen Damen umringt den großen Tisch am anderen Ende des Wagens in Beschlag genommen hatte. Zwei Kübel mit Champagnerflaschen standen darauf, außerdem eine Flasche Whiskey und allerlei kleine Teller mit Häppchen.
Die übrigen Tische waren unbesetzt; zu dieser Zeit nicht überraschend, denn die meisten Passagiere hatten wohl entweder bereits gespeist oder würden es erst später tun.
Der Kellner trat hinter der kleinen Theke an der Seitenwand hervor und kam auf ihn zu, während die Mädchen ihm neugierige Blicke zuwarfen.
»Guten Tag, Sir. Möchten Sie etwas zu sich nehmen?«
Lassiter nickte, während ihm eines der Mädchen kokett zuzwinkerte. Er tippte sich lächelnd an die Krempe des Stetsons, und ihre kirschroten Lippen kräuselten sich erfreut.
»Sie haben freie Platzwahl«, hörte er den Kellner sagen. »Bis um achtzehn Uhr liegt keine Reservierung vor.«
Die junge Frau stieß dem Blonden den Ellenbogen in die Seite und flüsterte ihm etwas ins Ohr, und der Mann schaute zu ihm herüber. Lassiter sah den Kellner an. »Bitte? Oh, klar.« Unschlüssig sah er sich um und überlegte, welchen Tisch er nehmen wollte.
»Mister? Hey, Cowboy!«
Er schaute zu der illustren Runde am großen Tisch.
»Meinen Sie mich?«, fragte er.
Der Blonde breitete die Hände aus und grinste breit. »Sonst ist niemand hier, Sir.« Er stand auf und deutete eine Verbeugung an. »Würden Sie uns Gesellschaft leisten? Es wäre mir, nein, uns eine große Freude …« Er deutete auf den einzigen noch freien Platz am Tisch.
Lassiter legte die Stirn in Falten, dann winkte er ab.
»Danke, sehr freundlich. Aber ich möchte wirklich nicht stören.«
Der Blonde hob die Augenbrauen. »Stören? Ich bitte Sie, das Gegenteil wäre der Fall! Die Ladys hier sind jetzt schon gelangweilt von mir, und wenn Sie mir bei der Unterhaltung der Damen nicht unter die Arme greifen, fürchte ich, sie werden eine nach der anderen eingeschlafen sein, noch bevor die Sonne untergeht.«
Er setzte eine betretene Miene auf. »Dann müsste ich mir jede einzeln über die Schulter werfen, um sie hinüber in ihre Schlafabteile zu tragen, und ich habe es mit dem Rücken, wissen Sie? Bin schließlich nicht mehr der Jüngste …«
Die Frau, die links von ihm saß, streichelte ihm liebevoll über den Bauch. »Ach, komm schon – stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Mal«, gurrte sie.
Der Blonde sah Lassiter an und grinste schief. »Juliette ist immer so nett zu mir. Sie möchte meine Gefühle nicht verletzen, dabei kann sie kaum noch die Augen offenhalten, weil sie meine Räuberpistolen schon so oft gehört hat, dass sie ihr zu den Ohren rauskommen.« Das markante Gesicht zu einer theatralischen Miene der Verzweiflung verzerrt, streckte er seine Hände aus. »Ich flehe Sie an, Kumpel. Retten Sie mich!«
Die Brünette im grünen Kleid schaute ihm tief in die Augen, und das gab den Ausschlag. Lassiter lachte. »Also gut, auf einen Drink.«
»Sie werden es nicht bereuen, Gentleman!« Der Blonde klatschte erfreut in die Hände und wandte sich dem Kellner zu. »Ein Glas für den Cowboy, Boris.« Er griff nach der Flasche, ein edler Scotch, wie Lassiter mit Kennerblick registrierte.
»Möchten Sie Eis?«, fragte der Blonde, und Lassiter schüttelte den Kopf, während er an den Tisch trat.
»Nicht bei einem so feinen Tropfen.«
Der Blonde nickte lachend. »Ein Mann von Welt, ich habe es doch gleich geahnt – und mein Eindruck trügt mich nie!«
Er füllte das Glas, das Boris vor Lassiter abstellte, reichte dem Kellner die Flasche und streckte seinem Gegenüber die Hand entgegen.
»Malcolm Scissor«, stellte er sich vor, »Unternehmer in der Unterhaltungsbranche.«
Lassiter ergriff die Hand und schüttelte sie. »Lassiter.«
Die Männer setzten sich, und Lassiter nickte jeder der Damen freundlich lächelnd zu. Scissor legte den Arm um die Frau, die links von ihm saß, eine dralle Rothaarige mit einem Hut, der für die aktuelle Mode ein wenig zu groß und bunt ausgefallen war.
»Das ist Juliette, meine Verlobte …«
Die Rothaarige kicherte und nickte Lassiter zu.
»Zu meiner Rechten Mademoiselle Natalie …« Lassiter tauschte einen langen Blick mit der Brünetten im grünen Kleid, » … und auf ihrer Seite Trixie, Catlyn und die bezaubernde Rosalie.«
Rosalie zwinkerte ihm zu, und er spürte überrascht, wie die Hand der üppigen Frau scheinbar unabsichtlich über seinen Oberschenkel strich. Er räusperte sich und nahm einen Schluck von dem Scotch. Er schmeckte erwartungsgemäß hervorragend.
»Unterhaltungsbranche, sagen Sie?« Lassiter ignorierte Rosalies Blicke und musterte Scissor über den Tisch hinweg. »Sind diese entzückenden Ladys etwa Tänzerinnen?«
»Worauf du einen lassen kannst«, brummte Rosalie neben ihm, und die anderen Frauen lachten. Scissor setzte ein joviales Lächeln auf. »So in etwa, Sir. Ihre Talente sind ganz vielfältiger Natur, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Reisen Sie nach Washington?«, fragte Lassiter.
Scissor schüttelte den Kopf. »Nein, wir werden schon morgen Vormittag unser Ziel erreichen. Cupido, ein hübsches kleines Städtchen mitten im Nirgendwo.«
»Oh«, bemerkte Lassiter überrascht. »Nie gehört. Sie machen mir eigentlich nicht den Eindruck, als würden Sie zur Landbevölkerung gehören.«
Scissor lachte und lehnte sich zurück. Er nippte an seinem Drink und richtete den Zeigefinger auf ihn wie einen Pistolenlauf. »Das haben Sie richtig beobachtet! Nein, wir kommen direkt aus New York. Dem guten alten Big Apple. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, bin ich der Großstadt einfach überdrüssig geworden. Deshalb haben wir – ich und meine kleine Familie hier – letzte Woche unsere Siebensachen gepackt und sind aufgebrochen in ein neues Leben. Ich habe ein paar Dollars auf die hohe Kante gelegt, die ich in Cupido investieren will. Ein nettes kleines Etablissement, um dem Nest ein bisschen Leben einzuhauchen, verstehen Sie?«
Lassiter nickte, während er noch einen Schluck von seinem Drink nahm. Er bemerkte, wie die Heiterkeit auf den Gesichtern der Frauen, vor allem bei Natalie, erkennbar an Schwung verlor. Sie griff nach einer der Champagnerflaschen im Eiskübel und schenkte sich ihr Glas voll, um es im nächsten Moment auf einen Zug zu leeren. Es war kaum zu übersehen, dass Scissors Mädchen seinen Zukunftsplänen in der Provinz wenig abgewinnen konnten.
»New York also«, brummte Lassiter in der Hoffnung, das Absinken der Stimmung mit etwas Unverfänglichem auffangen zu können. »Ist mir doch gleich aufgefallen, dass Sie von dort stammen müssen. Queens oder Brooklyn?«
»Manhattan«, entgegnete Scissor und zuckte die Achseln. »Das einzig wahre New York! Alles drumherum ist doch schon Provinz …« Er beugte sich zu Juliette hinüber und drückte ihr einen Kuss auf das Dekolleté. »Oder nicht, mein Schätzchen?«
Sie fuhr ihm durch das goldblonde Haar, dessen Farbe angesichts seines Alters nicht echt sein konnte.
Wie so einiges bei dem Mann, argwöhnte Lassiter. Dennoch konnte er nicht umhin, Scissor eine gehörige Portion an Charme und Charisma einzuräumen.
Deshalb lehnte er nicht ab, als der Mann ihm nachschenken ließ, und sie unterhielten sich noch eine Weile über Belanglosigkeiten, bevor er beim Kellner ein Sandwich orderte, das er sich in sein Abteil mitnehmen wollte.
Als Boris es ihm in Papier eingewickelt an den Tisch brachte, griff er nach seiner Geldbörse, doch Scissor streckte die Hände aus. »Ich bitte Sie, Lassiter. Sie sind selbstverständlich eingeladen, schließlich haben Sie an meinem Tisch gesessen. Bringen Sie mich vor den Damen nicht in Verlegenheit …«
Das strahlende Grinsen machte der Sonne über dem Horizont Konkurrenz, und Lassiter hob ergeben die Achseln. Er stand auf und nickte Scissor zu. »Vielen Dank, Sir.«
Er warf einen Blick in die Runde, wobei seine Augen bei Natalie etwas länger verharrten, als es nötig gewesen wäre. »Ladys … wünsche noch einen guten Abend.«
»Man sieht sich!«, rief ihm Scissor nach, als er den Speisewagen in Richtung seines Abteils in der ersten Klasse verließ, und daran hatte Lassiter keinen Zweifel.
☆
Es klopfte an der Tür des Abteils. Lassiter öffnete überrascht die Augen und rieb sich über die Stirn. Ein Blick zum Fenster des Abteils zeigte ihm, dass es mittlerweile dunkel geworden war. Er musste über seinem Buch eingeschlafen sein.
»Ja, bitte?«, brummte er und erhob sich, als der unverhoffte Besucher vergeblich versuchte, die Schiebetür zu öffnen. Er legte den Riegel zurück und schob die Tür zum Gang auf.
Seine Augenbrauen hoben sich überrascht, als er Natalie erkannte, die barfuß und mit einem Negligé und einer dunklen Stola recht spärlich bekleidet vor ihm stand. Sie schaute zu ihm auf und bibberte demonstrativ.
»Hallo«, flüsterte sie. »Es ist ziemlich kalt hier draußen.«
Lassiter reckte den Kopf aus dem Abteil und sah sich im Gang des Wagens um, bevor er nickte. »Das stimmt«, gab er zu und schmunzelte. »Vor allem, wenn man kaum etwas an hat. Was tun Sie hier zu nachtschlafender Zeit?«
Die Frage brachte sie dazu, ihre Stirn in Falten zu legen und die sinnlich geschwungenen Lippen zu schürzen. »Wonach sieht es denn aus?«, wisperte sie. »Darf ich jetzt rein oder soll ich mir den Tod holen?«
»Hat Scissor Sie geschickt? Das ist eine großzügige Geste, aber ich …«
Natalie boxte ihm in die Seite, und Lassiter stieß überrascht die Luft aus, während sie an ihm vorbei ins Abteil schlüpfte.
Als er sich umdrehte, ließ sie sich bereits auf dem schmalen Bett nieder und schob ihre Füße unter die Decke. Lassiter machte die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er stemmte die Fäuste in die Hüften und musterte die junge Frau, die seinen Blick unverwandt erwiderte.
»Das könnte man als unbefugtes Eindringen bezeichnen, Miss Natalie«, brummte er. »Wenn ich jetzt gleich das Fenster öffne, Sie packe und hinauswerfe, wird mir wohl kein Sheriff große Vorwürfe machen.«
Seine grimmige Miene bewog sie dazu, für einen Moment etwas beunruhigt dreinzuschauen, doch dann gewann ihr Selbstbewusstsein schnell wieder die Oberhand. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem koketten Grinsen, als sie auf seine verwaschene lange Baumwoll-Unterhose zeigte.
»Glauben Sie wirklich, Sie können mir Angst machen – in diesen Beinkleidern?«
Lassiter schaute an sich herunter, bevor er die Achseln zuckte. »Es ist kalt in Maryland, das haben Sie doch selbst gerade festgestellt. Außerdem würden mich meine Klamotten nicht davon abhalten, eine nächtliche Einbrecherin aus meinem Abteil zu werfen.«
»Ganz bestimmt nicht«, sagte sie und streifte sich das Negligé über die Schultern. »Es sei denn, die Einbrecherin hat etwas zu ihrer Verteidigung vorzubringen.«
Ihr Busen war rund und fest, zwei perfekte Halbkugeln mit rosigen Knospen in der Größe von Silberdollars. Sie stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab und drückte den Rücken durch, sodass sie sich Lassiter entgegenstreckten wie eine Verheißung.
Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte.
»Wirft man so etwas etwa wie Müll aus dem Fenster?«, fragte Natalie herausfordernd und klimperte mit den Wimpern.
Lassiter kratzte sich am Kopf und gab vor, über den Einwand nachzudenken. Dabei fiel es ihm schwer, den Blick von der jetzt fast nackten Frau auf seinem Bett abzuwenden.
»Vielleicht überlege ich es mir noch mal, schließlich bin ich kein Unmensch«, brummte er.
Natalies Blick fiel auf seine Körpermitte, und sie nickte langsam. »Es sieht ganz danach aus, als wäre die Entscheidung schon zu meinen Gunsten gefallen.«
Die Ausbuchtung in seinem Schritt war kaum zu übersehen. Sie beugte sich vor und streckte die Hände danach aus. Als sie ihm die Unterhose bis auf die Knie herunterzog, sprang ihr sein steifes Glied förmlich entgegen.
»Schau an, das ist doch mal eine freundliche Begrüßung«, sagte sie leise und kicherte. Ihre Finger schlossen sich um den pulsierenden Schaft und drückten ihn sanft.
Dann öffnete sie die Lippen, und Lassiter schloss die Augen. Sie legte beide Hände auf seinen Hintern und zog ihn näher zu sich.
Lassiter stieß ein tiefes, langgezogenes Brummen aus. Das Blut rauschte durch seine Adern, und in seinem Kopf klang es wie Meeresbrandung, die zu einem Sturm anschwoll. »Das ist … jetzt mehr als nur Eindringen … in die Privatsphäre«, presste er hervor, und seine Stimme klang plötzlich so rau, als hätte er Sand im Mund.
Natalie antwortete nicht. Sie war dazu weder willens noch in der Lage. Stattdessen widmete sie sich mit Hingabe der Aufgabe, Lassiter mit Mund und Zunge in den Wahnsinn zu treiben.
Seine Hände streichelten ihre üppige Mähne, und er legte den Kopf in den Nacken, während ihre Liebeskünste die Hitze in seinem Körper aufsteigen ließen wie in einem schlafenden Vulkan. Es war ein Tumult der Empfindungen, der nun über ihn hereinbrach wie ein lang vermisster Freund. Und er tat alles, um sich dem entgegenzustellen, sich nicht zu schnell davon übermannen zu lassen.
Doch als er fühlte, wie die Erregung die Überhand gewann, schob Lassiter sie von sich und legte Natalie auf den Rücken. Ein Blick in ihre von Lust verschleierten Augen befeuerte ihn zusätzlich, und er warf sich regelrecht auf sie, um kurz darauf ungestüm in sie einzudringen.
Ihr feuchter Schoss empfing ihn bereitwillig, und als sich ihre Finger in seinen muskulösen Rücken krallten, stöhnten beide gleichzeitig auf vor Wonne. Er küsste sie, und ihre Zungen fanden sich, während sich alle Muskeln in ihm anspannten und er tief und tiefer in ihr versank.
Derart intensiv waren die Gefühle, dass ihre Körper sich anfangs nur langsam bewegten, keuchend und tastend wie Blinde in einem Inferno der Leidenschaft. Doch mit jeder Minute ergriff die Ekstase mehr von ihnen Besitz, füllte ihr Bewusstsein aus wie glühende Lava und löste alle Hemmungen.
Sie waren jetzt so eng vereint, wie man nur sein konnte, körperlich und auch im Geist. Sein Schweiß vermischte sich mit ihrem, sein Puls schlug im selben Takt wie ihr Herz, ihre Körper verschmolzen, und die Bewegungen in deren Mitte wurden stetig heftiger. Das Klatschen ihrer Brüste auf seinen Rippen, die feuchten Geräusche zwischen Schoß und Lenden, die erstickten Schreie und das gutturale Knurren – all das war Ausdruck einer Vereinigung, die gemeinsam einem Höhepunkt der Lust entgegenstrebte.