Lassiter 2433 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2433 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Saloon der Verfemten

An der bestickten Korsage mit den Perlenornamenten hatte der Tote ausnehmend viel Gefallen gefunden. Er hatte Sarah Willows oft gebeten, sie bei ihren Rendezvous zu tragen, und wenn es dazu nicht gekommen war, war er beim Trinkgeld knausrig gewesen.
Nun schob ihm Sarah einen Dollarschein unter den blutigen Kopf.
Das graue Haar des Alten war vom Lauffeuer versengt worden, als sie ihm eine Kugel säuberlich zwischen rechte Schläfe und Ohr verpasst hatte. Neben ihm stand noch der gute Kentucky-Bourbon, den er zur Feier des Tages ausgegeben hatte.
Er hatte sich nicht lumpen lassen. Aber Dienst war Dienst, und Schnaps war Schnaps ...

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Saloon der Verfemten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7687-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Saloon der Verfemten

An der bestickten Korsage mit den Perlenornamenten hatte der Tote ausnehmend viel Gefallen gefunden. Er hatte Sarah Willows oft gebeten, sie bei ihren Rendezvous zu tragen, und wenn es dazu nicht gekommen war, war er beim Trinkgeld knausrig gewesen. Nun schob ihm Sarah einen Dollarschein unter den blutigen Kopf.

Das graue Haar des Alten war vom Mündungsfeuer versengt worden, als sie ihm eine Kugel säuberlich zwischen rechte Schläfe und Ohr verpasst hatte. Neben ihm stand noch der gute Kentucky-Bourbon, den er zur Feier des Tages ausgegeben hatte.

Er hatte sich nicht lumpen lassen.

Aber Dienst war Dienst, und Schnaps war Schnaps …

Die Beine des alten Bob Fowerley brannten wie Feuer.

Der frühere Verwaltungskommissar mit dem pausbäckigen Gesicht stützte sich auf seinen Krückstock und schwor sich, dass er keinen Schritt mehr weitergehen würde, solange ihm der verfluchte Salzwind ins Gesicht blies. Er kannte den See und seine verkrustete Fläche, in deren Weite sich irgendwo das Eden Palace befand.

»Geh schon weiter!«, schalt sich Fowerley selbst und drückte sich mit dem Stock ab. Er hinkte einige Schritte weiter und blieb abermals stehen. »Wirst das verdammte Weibsbild nicht enttäuschen!«

Die Kutschgesellschaft hatte Fowerley am Rande des Blossom Lake herausgeworfen, in der Nähe des einstigen Bootstegs, von dem bloß noch ein hölzernes Skelett und eine Handvoll Pfähle geblieben waren. Der See war vor zehn Jahren ausgetrocknet, als es vier Dürresommer hintereinander gegeben hatte und die Zuflüsse aus dem Blossom River und dem kleineren Bear Paw Gorge verebbt waren.

Seither war am Blossom Lake nichts wie zuvor gewesen.

Die Fischer und der Indianerstamm im Norden waren fortgezogen und hatten die salzige Kruste des ausgedörrten Sees den Herden verwilderter Rinder überlassen, die von den verwaisten Ranches bei den Apanta Hills gekommen waren. Die Longhorns hatten das Salz begierig aufgeleckt und waren eine Woche darauf in der Hitze krepiert.

Fowerley hatte die Kadaver gerochen.

Er hatte das gottverfluchte Land ausbluten sehen, auf dem er und fünf Dutzend andere Dummköpfe gesiedelt hatten. Er hatte die Rancherfamilien davonziehen sehen, die Planwagen voller Proviant und Säcke gemahlenen Maises, die wenigen Rinder, die sie mitgenommen hatten. Er hatte dem See dabei zugesehen, wie er zu einer spröden Kruste aus körnigem Salz geworden war.

Nichts war Bob Fowerley geblieben.

Die einzige Freude dieser Tage waren die Schenkel von Sarah Willows, die jedem offenstanden, der Dollars und einen Topf voll Waltran oder Petroleum mitbrachte und sich ins Eden Palace wagte. Ein Stiefeltritt gegen die Schwingtüren des verfallenen Saloons konnte den Tod bedeuten.

Für Fowerley jedoch bedeutete er Leben.

Der Alte reckte sich, stützte sich auf den Stock und spähte in die flimmernde Hitze hinaus, in der sich die staubgraue Fassade des Eden Palace verbergen musste. Ein idiotischer Glücksritter aus Massachusetts hatte den Saloon einst errichtet, mitten im zur Hälfte ausgetrockneten Blossom Lake, aus dem Holz zweier aufgegebener Scheunen. Er hatte vier Monate dafür geschuftet, danach die ersten Mädchen aus San Francisco geholt.

Die Amazonen waren die Göttinnen vom See gewesen.

Besonders ein Mädchen mit dem Namen Sarah Willows hatte es Bob angetan, eines rassiges Weibsbild mit tiefschwarzen Haaren und blitzenden braunen Augen. Er war Sarah im Foyer des Eden Palace begegnet, als einer ihrer Begleiter gerade den Karabiner geladen und auf Stinktierjagd gegangen war. Sie hatte den Kerl mit ein paar Flüchen davongejagt und Fowerley an seiner Stelle eintreten lassen.

Dollars? Hast du Dollars dabei, Alter?

Sie hatte sich nicht mit Höflichkeiten aufgehalten und Fowerley ihren Prachtleib in einer engen Korsage gezeigt, die ihren üppigen Hintern und ihren vollen Busen betont hatte. Sie war mit wiegenden Hüften um Fowerley herumstolziert und hatte ihn dabei mit schief gezogenem Mund angelächelt.

Fünfzehn für die Nacht.

Ungeachtet der Hitze ging Fowerley ein Schauer durch sämtliche Glieder, als er an Sarahs kräftige Schenkel und ihren verführerisch langen Hals dachte. Er hielt sich an seinem Spazierstock fest und marschierte ächzend weiter.

Aus der Ferne war das Eden Palace eine schimmernde Fata Morgana.

Blinzelnd hielt Fowerley nach der windschiefen Fassade Ausschau, die von den blassen Lettern des Eden-Schriftzugs gekrönt wurde und nichts von jenem verheißungsvollen Nimbus behalten hatte, den sie für die Siedler rings um den Blossom Lake besessen hatte. Sie waren in Scharen über den Salzsee gezogen und hatten ihre sauer verdienten Wochenlöhne den Kalifornierinnen in die Dekolletés gestopft.

Den Göttinnen war es gleich gewesen.

Sie hatte sich weder um jung noch alt geschert, keinen Buckligen abgewiesen und nicht einmal einen Aussätzigen zum Teufel gejagt. Sie hatten den letzten Verbliebenen am Blossom Lake gegeben, wonach es den Männern verlangt hatte. Sie hatten ihr gottverdammtes Gewerbe ernst genommen.

»Bobby!«

Unverkennbar rau war die Stimme von Sarah Willows, die wie jeden Morgen auf der staubigen Veranda des Eden Palace lümmelte und die Ankömmlinge beäugte. Sie trug ein zerlumptes Kleid mit Perlenornamenten, von denen die Hälfte bereits aus der Naht gerissen war. Auf Sarahs Kopf saß ein schmutziger Federhut mit einer schwarzen Orchideenblüte an der Seite.

»Bist du frei?«, fragte Bob und stemmte sich gegen seinen Spazierstock. »Nur für ein Stündchen?«

»Frei wie der Wind«, erwiderte Sarah und lehnte sich über die Brüstung herunter. Sie gewährte Fowerley einen langen Blick auf ihre nackten Brüste. »Du wirst es nicht bereuen, Alterchen.«

Sie würde erneut eigenartige Dinge für Fowerley machen müssen, ging es Bob durch den Sinn, sie würde sich ausziehen und es sich vor ihm selbst mit dem Stock besorgen müssen. Er mochte es, wenn es den Weibern wehtat und sie dadurch wollüstig wurden.

»Nie bereu’ ich’s!«, versprach Fowerley und schlug mit dem Stock gegen die Stufen vor dem Eden Palace. »Werd’s wie meinen letzten Tag genießen!«

Durch die niedrigen Häuser von Santa Clara fegte heißer Wind, als Lassiter den Stiefel auf das Trittbrett setzte und aus der Southwest-Kutsche stieg. Er schob sich den Hut tief in die Stirn, nickte dem einzigen Passagier, der mit ihm gereist war, zum Abschied zu und steuerte auf das Gebäude des Kirkman’s Hardware Store zu. Er nahm das Telegramm aus der Tasche und klopfte mit der Faust gegen die Tür.

»Mister?«

Aus dem Inneren des Ladens ertönte die helle Stimme einer jungen Frau, die hinter einer messinggelben Registrierkasse stand und auf dem Papierblock vor ihr einige Zahlen addierte. Sie legte den Bleistiftstummel beiseite, mit dem sie geschrieben hatte, und lief ihrem Gast entgegen.

»Ich möchte zu Mr. Kirkman«, erwiderte Lassiter streng. »Mr. Richard Kirkman.«

Aus dem Telegramm in seiner Rechten wusste Lassiter, dass Kirkman sein Mittelsmann in Santa Clara war und man in Washington eine Zusammenkunft binnen sechs Tagen erwartete. Seit Lassiters Aufbruch in Omaha waren bereits vier Tage verstrichen.

»Vater ist nicht im Haus«, sagte die junge Brünette in der Tür. »Ich kann Ihnen gewiss ebenso weiterhelfen. Sie kommen vermutlich wegen der Ladung Schürhaken.«

»Ich muss Ihren Vater sehen«, beharrte Lassiter und reckte den Hals. »Ist er nicht im Laden? Er erwartet mich gewiss.«

Die dunkelbraunen Locken sprangen über die Wangen der jungen Frau, als diese munter den Kopf schüttelte. Sie blickte Lassiter eine Weile versonnen an und rief dann den Namen ihres Vaters.

»Was ist?«, tönte es aus dem Lagerschuppen neben dem Geschäft. »Ich hab’ zu tun, Elly! Ich hab’ zu tun, hab’ ich dir gesagt!«

»Ein Herr will dich sprechen!«, rief die Frau in der Tür. »Er muss dich dringend sprechen!«

»Wie heißt er?«, brüllte der alte Kirkman zurück. »Ich mag keinen Lieferanten oder Agenten sehen.« Eine Tür schlug. »Frag ihn, was er verschachern will.«

Mit strenger Miene heftete Elly den Blick auf Lassiter. »Sie haben ihn gehört. Er will nichts von Fremden kaufen.«

»Mein Name ist Lassiter«, entgegnete der Mann der Brigade Sieben. »Ich möchte Ihrem Vater nichts verkaufen.«

Inmitten des dunstigen Halbdunkels, das in dem Gemischtwarengeschäft herrschte, erschien die korpulente Gestalt von Richard Kirkman. Der Ladenbesitzer stapfte durch die Auslagen nach vorn und schlug sich die schmutzigen Hände an der Hose ab. Er musterte Lassiter eine Weile und drängte seine Tochter beiseite. »Sind Sie der Kerl aus Washington? Ich warte beinahe schon eine Woche auf Sie.«

Anstatt Kirkman darüber aufzuklären, dass er aus Omaha kam und bis Santa Clara einen Zug und zwei Postkutschenlinien hatte nehmen müssen, lächelte Lassiter konziliant. »Ich wollte früher zu Ihnen kommen, Sir. Es lag nicht in meiner Absicht, Sie warten zu lassen.«

»Schon gut«, brummte Kirkman und verscheuchte seine Tochter mit einer knappen Geste. »Sie können nichts dafür, dass Santa Clara jenseits der Hölle liegt. Ich hab’ einen Auftrag für Sie.«

Der gedrungene Ladeninhaber marschierte hinter den Verkaufstresen, schob die Schalen voll Schrauben und Nägel an den Rand und holte ein braunes Kuvert mit dem Siegel des Justizministers hervor. Er brach das Wachssiegel und klappte den Umschlag auf.

»Worum geht es?«, fragte Lassiter und wunderte sich einmal mehr darüber, dass die Brigade Sieben einen schlichten Mann wie Kirkman zum Mittelsmann gemacht hatte. Gewöhnlich übernahmen Richter oder Stadtverordnete diesen Posten.

»Um eine Horde Sträflinge«, meinte Kirkman und zog einige Papiere aus dem Umschlag. »Sie hausen in einem alten Saloon auf dem Salzsee. Der Saloon hieß einmal Eden Palace, wurde jedoch schon vor Jahren aufgegeben.«

Die Papierbögen erwiesen sich als Berichte und Stellungnahmen, die Informanten aus der Gegend um Santa Clara verfasst hatten. Es waren zu großen Teilen kurze Schriftstücke, die einzelne Beobachtungen oder Namenslisten enthielten.

»Eden Palace?«, fragte Lassiter und las einen der Berichte. »Wofür sind diese Leute verurteilt worden? Weshalb verlassen sie das Eden Palace nicht?«

Schwer atmend stützte sich Kirkman auf den Verkaufstresen. »Das Eden Palace ist eine geheime Strafkolonie des Justizministeriums. Die Insassen sind per Dekret zu Gesetzlosen erklärt worden. Sie sind Geächtete. Sie würden von keiner Kutschgesellschaft mitgenommen und erhalten keinen Dollar.«

»Sie sind mittellos?« Blatt um Blatt ging Lassiter die Berichte durch. »Wovon leben sie? Was wirft man ihnen vor?«

Der Mittelsmann stützte sich auf der Theke ab und seufzte. »Diese Frauen und Männer sind Sträflinge. Mörder, Viehräuber, Banditen, Diebe. Sie wurden zu Zuchthausstrafen verurteilt.« Er schüttelte den Kopf. »Aber niemand hat in diesem County je ein Zuchthaus errichtet. Man hat sie im Eden Palace sich selbst überlassen.«

Unter den Schriftstücken kam eine Zeichnung zum Vorschein, auf der das Eden Palace zu sehen war. Die Skizze war hastig und ohne besondere Sorgfalt angefertigt worden und zeigte ein zweistöckiges Gebäude, auf dem die Lettern EDEN montiert waren. Vor dem Saloon schlug eine Frau den Rock zur Seite und entblößte ihre nackten Beine.

»Prostitution«, sagte Kirkman und wies mit dem Kinn auf die Strichzeichnung vor Lassiter. »Diebstahl, Erpressung, Überfälle. Sie leben von der Hand in den Mund. Keiner von ihnen würde je ein Gesetz befolgen.« Er verstummte für einen Moment. »Sie werden diesen Moloch ausheben müssen.«

Allmählich wurde Lassiter bewusst, dass ihn die Brigade Sieben als letztes Aufgebot auf den Salzsee sandte. Sie wollte den Saloon vermutlich ohne großes Blutvergießen und – noch entscheidender – ohne großes Aufsehen beräumen. »Ich verstehe, Mr. Kirkman. Ich werde diskret vorgehen.«

»Vor zwei Wochen ist Bob Fowerley gestorben«, fügte Kirkman an. »Er war einer der alten Käuze, die noch am See geblieben sind. Er hat sich mit einem Eden-Palace-Mädchen eingelassen und lag eines Tages tot im Salz.« Er legte die Hand bedeutungsvoll auf das Kuvert. »Sie müssen dieses Treiben beenden.«

Neben der Zeichnung steckten ein falscher Dienstausweis der Santa Clara Salt Lake Association und die Besitzurkunde für das Eden Palace zwischen den Dokumenten. Sie wiesen Lassiter als rechtmäßigen Eigentümer des Saloons aus.

»Washington ist offenbar in großer Hoffnung«, kommentierte Kirkman sarkastisch. »Allerdings glaube ich nicht, dass sich die Bewohner des Eden Palace von Papier beeindrucken lassen. Sie müssen den Anführer erwischen, Lassiter.«

»Den Anführer?« Lassiter faltete den Blätterstapel in der Hälfte zusammen und schob ihn ins Kuvert zurück. »Wie ist sein Name?«

»Oren Foster«, entgegnete Kirkman. »Ein düsterer Kerl mit schlechten Manieren, der sich gebildet und kultiviert gibt. Sie werden ihn leicht finden. Er regiert das Eden Palace mit eiserner Faust.«

Hinter dem Durchgang zum Lager vernahmen sie die leichten Schritte von Elly, die ihnen offenbar lauschte. Kirkman rief seine Tochter heran und sah sie streng an. »Zeig Mr. Lassiter unser Gästezimmer, Elly! Er wird ein bisschen Ruhe nötig.«

Neben der Tür zur Gästekammer des Kirkman’s Hardware Store hing das Ölgemälde eines älteren Mannes, der jeden Besucher mit stolzer Miene musterte. Das Bildnis schien der ganze Stolz von Kirkmans Tochter zu sein, die davor stehenblieb und auf der unterhalb befestigten Anrichte eine Kerze entzündete. Sie blickte den Greis auf dem Bild an und bewegte stumm die Lippen.

»Ihr Großvater?«, erkundigte sich Lassiter und stellte sein Gepäck ab. Er hatte sich die Tasche von der Kutschgesellschaft bringen lassen. »Wie lange ist er schon tot?«

Die junge Frau mit den rehbraunen Locken gab ihm eine Weile keine Antwort. Sie blies die Kerzenflamme aus und zerdrückte mit zwei Fingern die Glut im Docht. »Mr. Gregory Morris ist nicht mein Großvater. Er ist der größte Wohltäter der Stadt.« Sie wandte sich halb zu Lassiter um. »Sie kennen diesen Mann nicht?«

Weder hatte im Kuvert des Justizministeriums etwas über Morris gestanden, noch hatte Kirkman einen solchen Namen erwähnt. »Nicht dass ich wüsste, Miss. Er handelt offenbar im Verborgenen.«

Die Tochter des Mittelsmannes verzog den Mund zu einem Lächeln und sah dabei so hinreißend aus, dass Lassiter den Grund seines Aufenthalts in Santa Clara für einen Augenblick vergaß. »Sie sollten ihn kennenlernen. Er ist der gegenwärtige Vorsitzende der Nevada Settlement Commission und bringt die Kosten für eine Schutzmiliz auf, die sämtliche Farmer am Blossom Lake gegen Indianerangriffe schützt. Außerdem hat er früher das Waisenhaus am Seeufer geleitet.«

Andächtig verharrte Elly vor dem Gemälde des Philanthropen und betrat danach die Gästekammer ihres Vaters. Sie schüttelte die Kissen auf und beugte sich so leichtsinnig über das Bett, dass Lassiter die Konturen ihres Pos unter dem Rock betrachten konnte. »Er ist ein wahrhaft erleuchteter Mann, Mr. Lassiter. Können Sie Selbiges von sich behaupten?«

Ertappt hob Lassiter den Blick und starrte Elly an. Sie hatte sich eine Spur zu rasch zu ihm umgedreht. »Sie müssen verzeihen, dass ich in Ihrer Gegenwart nicht das Wohl der Menschheit im Sinn habe.«

Amüsiert schloss Elly die Tür zur Kammer auf. »An wessen Wohl sind Sie dann interessiert? Nur an Ihrem eigenen?«

Kaum war Lassiter über die Schwelle, ergriff Elly seine Hände und schmiegte sich an ihn. Sie spitzte die Lippen zum Kuss und schloss die Augen.

»An meinem Wohl liegt mir selten«, gab Lassiter zur Antwort und drückte Elly sanft gegen die Wand. Er schob eine Hand zwischen ihre Schenkel und hob ihren Rock. »Du bist atemberaubend schön, Elly.«

Mit einem leisen Stöhnen ergab sich Elly den Berührungen des großen Mannes, der sie sanft zum Bett schob und ihr die Bluse aufknöpfte. Sie griff ihrerseits nach Lassiters Hosenbund und löste die Gürtelschnelle. Als sie das pralle Päckchen darunter ertastete, stöhnte sie abermals leise.

»Elly«, flüsterte Lassiter und streifte Kirkmans Tochter die Bluse von den Schultern. Er spürte wachsendes Unbehagen in sich. »Bist du dir sicher darüber, was du tust? Dein Vater –«

»Mein Vater ist ein dummer Tropf«, versetzte Elly gereizt und griff mit der Hand in Lassiters Haar. Sie zog seinen Kopf zu sich herunter. »Er weiß nichts darüber, wie sich eine Frau in Santa Clara fühlt. Die Stadt siecht dahin, Lassiter! Sie verkommt und stirbt, und ich …« Sie küsste ihn leidenschaftlich. »Ich muss sehen, wo ich bleibe, verstehst du?«