Lassiter 2439 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2439 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Nymphe und der Krieger

Die Spur war noch frisch. Selbst ein blutiger Anfänger hätte ihr folgen können.
Entschlossen und in höchstem Maße konzentriert trabte Lassiter auf seinem Grauschimmel durch die Schlucht. Das Ende der steil abfallenden Hänge war bereits zu sehen, doch auf jedem Yard, den der Brigade-Agent zurücklegte, musste er auf der Hut sein. Benjamin Morgan war kein Mann, den man unterschätzen durfte. Der steckbrieflich gesuchte Bankräuber scherte sich nicht darum, wer ihm vor die Mündung seines Revolvers lief. Seine Mordlust war mindestens genauso groß wie seine Gier nach Dollars.
Am Ende der Schlucht atmete Lassiter unwillkürlich auf. Vor ihm erstreckte sich die Steppe, dahinter lag Mason City. Morgans Fährte führte unmittelbar dorthin. Und ganz gleich, welchen Hinterhalt er vorbereitet hatte, würde Lassiter ihn in Gewahrsam nehmen oder zur Hölle schicken.

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Nymphe und der Krieger

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7990-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Nymphe und der Krieger

Die Spur war noch frisch. Selbst ein blutiger Anfänger hätte ihr folgen können.

Entschlossen und in höchstem Maße konzentriert trabte Lassiter auf seinem Grauschimmel durch die Schlucht. Das Ende der steil abfallenden Hänge war bereits zu sehen, doch auf jedem Yard, den der Brigade-Agent zurücklegte, musste er auf der Hut sein. Benjamin Morgan war kein Mann, den man unterschätzen durfte. Der steckbrieflich gesuchte Bankräuber scherte sich nicht darum, wer ihm vor die Mündung seines Revolvers lief. Seine Mordlust war mindestens genauso groß wie seine Gier nach Dollars.

Am Ende der Schlucht atmete Lassiter unwillkürlich auf. Vor ihm erstreckte sich die Steppe, dahinter lag Mason City. Morgans Fährte führte unmittelbar dorthin. Und ganz gleich, welchen Hinterhalt er vorbereitet hatte, würde Lassiter ihn in Gewahrsam nehmen oder zur Hölle schicken.

Die Häuser der Stadt wuchsen an und reckten sich in den graublauen Himmel. Als verwaschene Scheibe war die Sonne dahinter zu erkennen. Noch war das Wetter wechselhaft, würde aber schon bald mit angenehmeren Temperaturen locken.

Lassiter zog den Kragen seiner Jacke hoch und trieb seinen Hengst an. Vor den Toren der Stadt zügelte er das Tier und ließ es gemächlich über die Mainstreet traben. Aus verengten Augenlidern hielt Lassiter seine Umgebung im Blick und lauerte förmlich darauf, dass der Outlaw ihn angriff.

Noch aber war es nicht so weit. Mason City zeigte die übliche Geschäftigkeit, die jeder Stadt dieser Größe zueigen war. Fuhrwerke und Karren bewegten sich über die Straße; Passanten schlenderten über die Sidewalks, hielten vor den Auslagen der Stores oder unterhielten sich in kleinen Gruppen miteinander. Ein Anzeichen, dass Gefahr in der Luft lag, war nicht zu ahnen.

Lassiter blieb wachsam. Situationen wie diese hatte er zuhauf erlebt. Es war die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Die Bedrohung war nicht sichtbar, aber spürbar. Auf den leichten Druck, der von seiner Magengegend ausging, hatte sich Lassiter bisher immer verlassen können. Sein Bauchgefühl war wesentlich präziser als das, was seine Augen ihm zeigten und seine Ohren ihn hören ließen.

»Suchen Sie irgendjemanden?«, klang eine Stimme neben Lassiter vom Boardwalk auf. »Bestimmt kann ich Ihnen helfen. Ich kenne so gut wie jeden in der Stadt. Und falls Sie …«

Lassiter hörte nicht mehr hin. Die Gefahr war da. Mit jeder Faser seines Körpers spürte er sie. »Auf den Boden!«, schrie er dem Mann zu, der ihn angesprochen hatte, und riss seinen Remington aus dem Holster. Gleichzeitig zerrte er seinen Grauschimmel auf der Hinterhand herum und legte an.

Ein Schuss bellte. Siedend heiß sirrte eine Kugel an Lassiter vorüber. Der Mündungsblitz war in einer schmalen Gasse aufgeflammt, die im Schatten der Gebäude lag. Zweimal feuerte Lassiter seine Waffe ab und war dankbar, dass der hilfsbereite Mann seinem Ratschlag gefolgt war und ihm nicht im Weg stand.

Als Lassiters Gegner erneut schoss, schwang sich der Brigade-Agent gerade aus dem Sattel und jagte auf den Boardwalk zu. Seinen Schwung fing er an einer Bretterwand ab und presste sich mit dem Rücken dagegen. »Deine Uhr ist abgelaufen, Morgan!«, rief er aus. »Stell dich mir oder stirb! Eine andere Wahl hast du nicht!«

Eine Erwiderung folgte nicht. Die einzige Reaktion, die der Bandit zeigte, äußerte sich im Geräusch davoneilender Schritte.

Lassiter lief los, erreichte die Einmündung zur Gasse und warf sich vor. Noch im Flug gab er einen Schuss ab, um sich Feuerschutz zu verschaffen. Das aber wäre noch nicht einmal nötig gewesen, denn Benjamin Morgan hetzte zum anderen Ende der Gasse und bog scharf nach links ab.

Sofort pfiff Lassiter seinen Grauschimmel heran und saß auf. Im Galopp stürmte er über die Mainstreet, nahm die nächste Abbiegung und versuchte, dem Flüchtenden den Weg abzuschneiden. An der kommenden Abzweigung hielt er sich rechts und konnte gerade noch erkennen, dass Morgan bei seinem Anblick in einen Store stürzte. Lautes Poltern war zu hören, überlagert von spitzen Schreien.

Lassiter zügelte sein Pferd, stemmte sich in den Steigbügel und stieg ab. Mit vorgehaltener Waffe näherte er sich dem Laden. Die Lage spitzte sich zu. Unschuldige würden in die Sache hineingezogen werden. Und Benjamin Morgan war ein Typ, dem es egal war, wie viele Menschen für ihn draufgingen.

»Ich komme dich jetzt holen«, sagte Lassiter scharf, huschte am Schaufenster vorüber und duckte sich in den kleinen Hausflur. Die Tür zum Store lag keine zwei Yards vor ihm.

»Mach nur!«, krächzte Morgan. »Ich bin bereit, ein Blutbad anzurichten, in dem du ersaufen wirst!«

Durch die Scheibe in der Tür war nur wenig zu sehen. Lassiter erkannte einen Teil der Theke und sah ganz kurz die Silhouette einer Gestalt, bevor sie aus seinem Sichtfeld verschwand. Ein gequältes Stöhnen wurde laut, danach das Zischen einer Frauenstimme und das Klacken von hohen Absätzen.

Vorsichtig pirschte Lassiter zur Tür, drehte den Knauf und stieß sie ins Innere des Stores. Der nachfolgende Schritt brachte ihn zur Schwelle, die er jedoch nicht übertrat.

»Da hat wohl einer die Hosen voll!«, tönte Morgan. »Bei mir ist übrigens eine hübsche Kleine mit ihrer Tochter. Sie möchte so gerne mit ihrem Großvater spielen, aber der hat grad den Lauf meiner Kanone im Auge.«

»Sie sind ein böser Mann!«, tönte ein Stimmchen.

»Wagen Sie es nicht, meinem Vater ein Leid anzutun!«, versetzte die Mutter des Kindes.

Morgan lachte rau. »Zickig wie alle Weiber! Halt bloß den Schnabel, sonst stopfe ich ihn dir!«

Mit einem weiteren Schritt stand Lassiter im Store. Seinen Remington hielt er gesenkt, um den Banditen nicht zu einer Kurzschlussreaktion zu veranlassen. Er sah einen alten Mann, der zitternd vor dem Bankräuber kniete und dessen Revolver im Gesicht hatte. Etwas abseits standen eine dunkelhaarige Frau und ihre fünf oder sechs Jahre alte Tochter. Schützend hatte die Mutter ihre Arme um das Kind gelegt.

»Diese Menschen haben dir nichts getan, Morgan«, sagte Lassiter. »Lass sie laufen! Das geht nur dich und mich etwas an.«

»Falsch!«, entfuhr es Benjamin Morgan. Er stieß seinen Revolver vor und ließ den alten Mann zusammenzucken. »Der Greis ist auf jeden Fall tot, falls du etwas unternimmst. Und bevor mich deine erste Kugel trifft, blase ich dem Gör noch ein Loch in den Schädel.«

Lassiter ließ seinen Remington fallen. »Ich bin unbewaffnet. Geh weg von dem Alten, dann tragen wir es aus wie Männer.«

Wieder musste Morgan lachen. Es klang derart abfällig, dass die nachfolgenden Worte des Banditen Lassiter nicht überraschten. »Wer sagt dir«, begann Morgan, »dass ich es auf einen fairen Kampf abgesehen habe? Du bist ein Trottel, dass du dein Schießeisen fortgeworfen hast.« Im selben Atemzug verpasste er dem alten Mann einen Tritt und schwenkte seinen Revolver in Lassiters Richtung. »Sag der Welt Lebewohl, verdammter Narr!«

Lassiter handelte, machte einen Satz voraus und tauchte unter der Kugel seines Gegners hinweg. Aus der Flugrolle stieß er seine Beine vor und rammte sie Morgan in den Unterleib. Der Bankräuber wurde zurückgeschleudert und feuerte seine Waffe reflexartig noch einmal ab, traf aber nur einen Deckenbalken. Berstend krachte er in ein Flaschenregal, federte nach vorn und unmittelbar in Lassiters Faust. Der Hieb war dermaßen hart, dass man Morgans Kinn splittern hören konnte. Doch er war noch nicht außer Gefecht gesetzt.

Verzweifelt trat er zu und erwischte mit seiner Stiefelspitze Lassiters Magengrube. Der Mann der Brigade Sieben knickte ein und schnappte nach Luft. Dennoch entging ihm nicht, dass Morgan seinen Revolver vorstreckte und den Hahn spannte.

Lassiters Hände ergriffen das Handgelenk seines Widersachers und bogen es nach hinten. Es ging derart schnell, dass Morgan keine Chance mehr hatte, seinen Abzugsfinger zurückzunehmen. Er drückte den Stecher seiner Waffe durch, als der Lauf sich schräg in seinen Hals presste. Die Kugel zerfetzte seine Halsschlagader, fraß sich von unterhalb des Kinns durch seinen Schädel und trat am Hinterkopf wieder aus. Benjamin Morgan sackte zusammen wie eine Gliederpuppe, deren Fäden gekappt worden waren.

»Sie Scheusal!«, platzte es aus der jungen Mutter heraus. »Wie können Sie nur vor den Augen meiner Tochter einen solch brutalen Mord begehen!« Es war keine Frage, dafür aber ein harsches Urteil.

Lassiter drehte sich herum. »Sie, Ihr Kind und der alte Mann leben«, sagte er tonlos. »Seien Sie dankbar dafür.« Er schritt durch den Raum, hob seinen Remington auf und steckte ihn ein. Ohne den Anwesenden noch weitere Beachtung zu schenken, verließ er den Laden und winkte seinen Grauschimmel heran.

Auftrag ausgeführt, dachte er bei sich. So schnell wie möglich würde er der Brigade Sieben telegrafisch seine Vollzugsmeldung zukommen lassen. Wohin ihn seine nächste Mission führen würde, stand noch in den Sternen.

Die Schweine waren verspielt und kaum zu bändigen. Akecheta stapfte durch den Morast, wollte die Schlachttiere von den Jungtieren trennen, doch er hatte seine liebe Mühe damit. Seine Mokassins waren von Schlamm durchtränkt, seine Kleidung bespritzt. Der junge Sioux gab jedoch in seinen Bemühungen nicht nach, bis Burt Driscolls raues Organ erschallte.

»Lass es sein, Junge!«, rief der betagte Farmer. »Das Schlachtvieh wird erst morgen abgeholt. Gönn dir eine Pause.«

»Aber morgen werden sich die Tiere nicht anders verhalten!«, warf der Indianer ein und setzte seine Hatz fort. »Sind die Käufer unzufrieden, Sir, werden Sie nichts verdienen.«

Burt Driscoll stemmte seine Fäuste in die Hüften und schüttelte seinen Kopf. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht ›Sir‹ nennen sollst? Ich gebe dir zwar Arbeit, aber ohne dich komme ich nicht zurecht. Also hör auf das, was ich dir sagte. Morgen sieht die Welt schon anders aus.«

Widerwillig ließ Akecheta die Schweine in Frieden, stapfte über den schlammigen Untergrund und hangelte sich über das Gatter. »Ich sehe nicht besser aus als diese Borstenviecher«, sagte er schmunzelnd und wischte sich feuchten Dreck von der Kleidung.

»Du kannst für heute Schluss machen«, entgegnete Driscoll. »Den Rest erledige ich selbst.« Väterlich klopfte er dem Sioux auf die Schulter, als dieser bei ihm ankam, und sagte: »Ich bin froh, dass ich dich aufgelesen habe. Einen besseren Helfer kann ich mir nicht vorstellen.«

Driscolls Vorschlag kam Akecheta nicht ungelegen. Obwohl der Sioux schon längere Zeit auf der Farm lebte und versuchte, sich den Sitten und Gebräuchen der Weißen anzupassen, erschien es ihm immer noch rätselhaft, dass sie niemals Zeit für ihr spirituelles Wachstum aufwendeten. Sie besuchten zwar sogenannte Gotteshäuser und taten demütig vor ihrem Allerhöchsten, aber Akecheta hatte den Eindruck gewonnen, dass die meisten es nicht sonderlich ernst meinten. Fast wirkte es auf den Indianer, als suchten die Männer und Frauen die Anbetungsstätten lediglich auf, um von anderen gesehen zu werden, damit man ihnen nichts Schlechtes nachsagte. Offenbar beäugten die Weißen einander argwöhnisch, ob auch jeder regelmäßig sonntags in der Kirche erschien.

Ein derartiges Verhalten war Akecheta vollkommen fremd. Das war auch der Grund, weshalb er sich für den Rest des Tages in die nahen Berge zurückziehen wollte. Nur dort fand er die Ruhe, mit dem Großen Geist Zwiesprache zu halten. Er benötigte kein Publikum, das seine schweigsame Andacht begutachtete.

Bis in die Mountains war es ein Fußweg von einer knappen halben Stunde. Akecheta bedauerte nicht, kein Pferd zu besitzen. Er betrachtete den Marsch zu seinem Hort der Stille nicht als Belastung. Umgeben von grünen Tannen und Laubbäumen, die das Ufer eines kristallklaren Sees säumten, konnte er eins werden mit der Natur, in seiner Meditation versinken und seinen Geist auf die Reise schicken.

Er erklomm eine Anhöhe, schritt bedächtig zwischen den Bäumen hindurch und konnte durch das Geäst bereits die glitzernde Oberfläche des Sees erkennen. Erst als er die letzten Zweige, die ihm eine umfassende Sicht versperrten, zur Seite bog, bemerkte er, dass dieser Tag anders war als jene, an denen er sich ebenfalls in die Stille zurückgezogen hatte.

Bei dem unerwarteten Anblick, den seine Augen ihm zeigten, ging er sofort in die Hocke und suchte den Schutz eines Gebüschs auf. Vorsichtig äugte er darüber hinweg – und konnte seinen Blick nicht mehr von der Gestalt abwenden, die bis zum Bauchnabel im Wasser stand.

Es war eine junge blonde Frau, die im See badete und sichtlich das erfrischende Nass genoss. Nicht einen einzigen Faden trug sie an ihrem verführerischen Körper, planschte im Wasser herum und schien anzunehmen, allein auf weiter Flur zu sein. Akecheta wusste, dass nur selten ein Wanderer in den Bergen anzutreffen war, von daher konnte er die Sorglosigkeit der attraktiven Blondine durchaus verstehen.

Der Sioux stellte fest, dass sein Herz rascher zu pochen begann. Seine Augen saugten sich förmlich an dem liebreizenden Wesen fest, das seinen nackten Körper mit Wasser besprenkelte, hin und wieder bis zum Hals eintauchte und schließlich begann, seine Bahnen zu ziehen. Es war eine Wonne, dem jungen Ding dabei zuzuschauen.

Bald aber schon kam sich Akecheta wie ein hinterhältiger Spitzbube vor, der die Arglosigkeit dieser wunderhübschen Frau zur Befriedigung seiner Sinne missbrauchte. Er wollte sich nicht mehr verstecken und seine Bewunderung offen zum Ausdruck bringen. Sicher würde es der Frau schmeicheln, wenn ihr Anblick das Herz eines Verehrers erfreute.

Er dachte an die Sioux Chapa, die vor aller Augen ekstatische Ritualtänze abgehalten und mit entblößten Brüsten dazu aufgefordert hatte, sich ihr anzuschließen. Akecheta war noch ein Junge gewesen, und das alles lag lange zurück. Doch die Erinnerung an die Traditionen seines Stammes war ihm unvergesslich im Gedächtnis geblieben.

Beherzt trat er vor und gab sich zu erkennen. Die blonde Frau bemerkte ihn erst, als sie sich im Wasser auf den Rücken drehte und das Ufer in ihr Blickfeld geriet. Ihre Reaktion war jedoch gänzlich anders, als Akecheta sie sich vorgestellt hatte.

»Zu Hilfe!«, schrie sie von Panik erfüllt. »Indianer!«

Akecheta erschrak mindestens genauso wie die Blondine. Jetzt erst kam dem Sioux der geradezu sprichwörtliche Respekt der Weißen vor dem Roten Mann in den Sinn. Auch wenn sie die Ureinwohner des Kontinents mit Tieren gleichsetzten, hatten sie größte Ehrfurcht vor ihrem Kampfgeist. »Nein!«, rief Akecheta aus. »Du verstehst nicht! Ich will dir nichts tun!« Er zuckte zurück und hob abwehrend beide Hände. Zusätzlich ging er einige Schritte zurück, nahm eine hockende Stellung ein und setzte sich schließlich auf den Boden.

Seine Haltung schien die junge Frau zu beruhigen, nicht aber zu besänftigen. »Was fällt dir ein, dich an mich heranzuschleichen?«, fauchte sie, stellte sich im Wasser auf und bedeckte ihre nackten Brüste mit beiden Armen. »Schämen solltest du dich, du Lüstling!« Darauf bedacht, die intimen Stellen ihres Körpers nicht zu zeigen, schritt sie in gebückter Haltung zum Ufer. Sie zitterte, doch Akecheta wusste, dass es nicht wegen ihm war. Die Sonne besaß noch nicht genügend Kraft, um angenehm zu wärmen.