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Lassiter und die Witwenmacher
Das Rudel Kojoten hatte den Planwagen von sämtlichen Seiten eingekreist und ging knurrend zum Angriff über, an der Spitze ein zottiges Tier mit silbernem Rückenfell und gefletschten Zähnen.
"Keine Angst, bambino!", flüsterte Ramon Olvida und hielt seinen Sohn umklammert. Er starrte die Kojoten an und zog die Decke fester um sein Kind. "Sie werden uns nicht bekommen."
Der Mexikaner wusste, dass er seinen Knaben belog, wie es auch eine Lüge gewesen war, dass Mr. Ashurst und Mr. Baird zurückkehren würden. Die Amerikaner hatten die Gewehre mitgenommen und würden sich um zwei tote Mexikaner nicht scheren.
Der Junge in Olvidas Armen zitterte vor Angst. "Sie kommen!", wisperte das Kind. "Sie kommen und holen uns!"
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Lassiter und die Witwenmacher
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Timo Wuerz
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7992-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lassiter und die Witwenmacher
Das Rudel Kojoten hatte den Planwagen von sämtlichen Seiten eingekreist und ging knurrend zum Angriff über, an der Spitze ein zottiges Tier mit silbernem Rückenfell und gefletschten Zähnen.
»Keine Angst, bambino!«, flüsterte Ramon Olvida und hielt seinen Sohn umklammert. Er starrte die Kojoten an und zog die Decke fester um sein Kind. »Sie werden uns nicht bekommen.«
Der Mexikaner wusste, dass er seinen Knaben belog, wie es auch eine Lüge gewesen war, dass Mr. Ashurst und Mr. Baird zurückkehren würden. Die Amerikaner hatten die Gewehre mitgenommen und würden sich um zwei tote Mexikaner nicht scheren.
Der Junge in Olvidas Armen zitterte vor Angst. »Sie kommen!«, wisperte das Kind. »Sie kommen und holen uns!«
Zwei Stunden vor dem Angriff des Kojotenrudels, den die Santa Fé Weekly Gazette später als heimtückisch und kaltblütig verurteilen würde, saß Jose Olvida auf dem Schoß seines Vaters und alberte mit Jonathan Ashurst herum. Der junge Landvermesser aus Austin, Texas, verstand sich ausgezeichnet mit dem sechsjährigen Mexikanerkind, vor dessen Anwesenheit man ihn beim Aufbruch in Santa Fé noch gewarnt hatte.
»Jetzt hab’ ich dich, Kleiner!«, behauptet Ashurst und hielt Jose zu dessen Freude an der Hüfte fest. Er wirbelte ihn über den Kopf, sodass Jose hinauf aufs Planwagendach schauten konnte, und fing ihn mit einem gekonnten Griff wieder auf. »Du bist zu langsam! Du bist noch viel zu langsam!«
Das Gekicher von Jose klang zwischen den hohen Pinienstämmen wider, durch den das Gespann seit geraumer Zeit fuhr, und tönte bis zu Harvey Baird am Heck des Wagens. Der Scout und Goldsucher kaute missgelaunt auf einem Streifen Tabak herum und reckte den Hals nach den Männern auf dem Kutschbock. »Treibt’s nicht so wild, ihr Dummköpfe! Ihr lockt mit eurem Geschrei noch die Kojoten an!«
Erst vor einigen Tagen hatte es den letzten Angriff auf einen Wagentreck gegeben, der weiter unten im Süden durch die Cerrillos Hills gefahren war. Die verfluchten Biester hatten erst den Hund des Treckführers gerissen und im Anschluss eine Frau angefallen, die vom Wagen gestiegen war. Die hungrigen Rudel in den Bergen wurden von Woche zu Woche dreister.
»Sei kein Spielverderber, Harvey!«, rief Ashurst über die Plane hinweg. »Der kleine Jose darf nicht nur dein sauertöpfisches Gesicht sehen! Er ist ein Kind und muss spielen!«
Verdrießlich ließ sich Baird auf die Ladekante fallen und nahm seinen alten Cimarron zur Hand. Er ließ die Trommel unter den Fingern drehen und betätigte den Ausstoßhebel. Als er nichts an dem Revolver auszusetzen fand, schob er sechs .44er-Patronen in die Schächte.
Die Expedition war von Beginn an eine Schnapsidee gewesen.
Sie hatten einen blutjungen Landvermesser auf die Spur jenes Speiseservice aus Etruskergold angesetzt, das irgendwo in den Wäldern am Raven’s Ridge Trail verschollen war. Der arme Kerl war zum Scheitern verdammt. Tagträumer wie Ashurst konnten kaum das eigene Halstuch binden.
Siebentausendzweihundertvierundvierzig Dollar.
Die Summe sorgte noch immer für Schwindel in Bairds altem Schädel. Er hatte sich fünfzig Jahre mit ehrlicher Arbeit abgerackert und dabei selten genug die Dollars verdient, die er zum Leben brauchte. Er würde diese goldene Geschirrsammlung finden und seinem Eigentümer zurückbringen.
Die Kojoten kamen Baird dabei nur recht.
Er wusste längst, dass die Tiere die Witterung des Planwagens aufgenommen hatten und ihnen folgten. Das Rudel verriet sich mit den schnellen Manövern, von denen es offenbar glaubte, dass sie das menschliche Auge täuschten. Doch die wiegenden Pinienzweige verbargen die grauen Leiber mehr schlecht als recht.
Der Mexikaner und der Junge würden zurückbleiben.
Ashurst hatte darauf bestanden, dass sie einen Mexikaner als Koch mitnahmen, und Ramos wiederum hatte darum gebettelt, dass sein Junge mitkommen konnte. Baird hatte beides nicht behagt. Er hätte die Expedition gern zu zweit durchgeführt, doch Ashurst hatte bei allem das letzte Wort gehabt.
»Wie weit noch bis Raven’s Ridge?«, rief der Landvermesser vom Bock aus. Er gefiel sich in der Rolle des Anführers, obgleich er selbstredend nicht den blassesten Schimmer davon hatte, was er tat. »Ich halt’s bald nicht mehr aus, Harvey!«
Sie waren auf der Suche nach einem vierzig Zoll langen Koffer, der über einen stählernen Boden und einen verstärkten Fassdaubendeckel verfügte. Er war im Juni von einem Indianerkommando erbeutet und in einem Sumpf am Raven’s Ridge zurückgelassen worden. Im Inneren sollte sich ein goldenes Tischservice befinden, für das ein stattliches Beschaffungsgeld ausgelobt worden war.
»Vier Meilen«, brummte Harvey und hielt nach den Kojoten Ausschau. Die Biester würden ihm sämtliche Mitwisser vom Hals schaffen. »Fünf oben über den Bergkamm. Die Pferde werden den leichteren Aufstieg bevorzugen.«
Zum Schein hatte Baird Proviant für sechs Tage heranschaffen lassen, meistenteils günstiges Dörrfleisch und getrocknetes Obst, dessen Verlust er verschmerzen konnte. Die Leute in Santa Fé hatten geglaubt, dass er sich tatsächlich auf eine halsbrecherische Mission begab.
»Lass uns den leichteren Aufstieg nehmen!«, hörte Baird Ashurst vom Bock her plärren. Er würde dem Landvermesser später eine Kugel verpassen müssen. Oben in den Bergen würde die Leiche niemand finden. »Der Pferde wegen, Harvey, nur der Pferde wegen!«
»Keinesfalls!«, schrie Baird zurück und stellte sich vor, dass die Kojoten an der steileren Bergflanke leichtes Spiel mit dem Planwagen haben würden. »Du bleibst auf Kurs und fährst die Route, die wir besprochen hatten! Es hat genug Zeit gekostet, den Wagen auf den Raven’s Ridge Trail zu bekommen!«
Einer der Kojoten hatte sich auf den Weg gewagt und folgte dem Fuhrwerk unverhohlen. Er hielt das Haupt gesenkt und verringerte stets aufs Neue den Abstand.
Die Beute war dem Rudel sicher.
☆
Hart und kräftig schlugen dem Mann der Brigade Sieben die Pinienzweige ins Gesicht, als er mit einem Satz auf einen Felsvorsprung unterhalb des Tesuque Peak hechtete. Er hockte sich ins dichte Unterholz und schaute zu dem Mexikaner mit dem Jungen hinunter. Die Kojoten hatten die beiden umzingelt.
Die beiden Weißen indes hatten den Planwagen im Stich gelassen.
Fast über sechs Stunden hinweg war Lassiter dem Fuhrwerk aus Santa Fé gefolgt, das erst nordwestlich in die Berge aufgebrochen war und sich dann gänzlich nach Norden gewandt hatte. Auf dem Wagen hatte sich Harvey Bairds gefunden, dem Brigade Sieben schon seit fast einem Jahrzehnt auf der Spur war. Er war einer jener berüchtigten Witwenmacher, deren weitverzweigtes Netz an Übeltätern es zu zerschlagen galt.
An diesem Tag jedoch hatte Bairds es nur auf einen Mexikaner abgesehen.
Er hatte den bedauernswerten Mann mit dessen Sohn in der Wildnis zurückgelassen, während er seinen Begleiter – einen aufgeschlossenen und naiven Landvermesser namens Jonathan Ashurst – keine halbe Meile weiter erschossen hatte. Die Kojoten hatten zu diesem Zeitpunkt den Planwagen längst eingeholt.
»Dejame en paz!«, brüllte der Mexikaner und fuchtelte mit den Armen. Er hielt seinen verängstigten Jungen fest im Arm und deckte ihn mit seinem Regenüberwurf ab. »Lasst uns in Frieden!«
Ohne zu zögern legte Lassiter mit der 1876er-Winchester auf eines der Tiere an und drückte ab. Die Wucht des donnernden Schusses riss den Kojoten von den Beinen und schreckte das restliche Rudel auf. Die Tiere waren indes so hungrig, dass sie ihre menschliche Beute nicht preisgeben wollten.
Knurrend sprang das Rudel auf den Planwagen zu.
Einer der Präriewölfe biss den Mexikaner in den rechten Arm, während ein zweiter auf dem Planwagen das Rückenfell sträubte und den zitternden Jungen anfauchte. Er setzte zum Sprung an, als ihn Lassiters zweite Kugel wie ein Spielzeug vom Planendach riss. Er prallte gegen einen weiteren Kojoten, der erschrocken aufjaulte und sich mit eingekniffenem Schwanz trollte.
Unterdessen setzte der Rudelführer dem Mexikaner zu.
Die Bisse des Tieres waren erbarmungslos zäh und hatten den Arm des Mannes fast zermalmt. Die weißen Zähne leuchteten im dunkleren Blut auf, sooft der Kojote die Lefzen hob und sein Opfer zu Tode schütteln wollte. Der mexikanische Koch jammerte und besänftigte zugleich seinen Sohn, der dem Geschehen mit reglosem Gesicht zusah.
Blitzschnell schwang sich Lassiter derweil an einem Pinienstamm herunter.
Er hatte zwei aus dem Rudel mit dem Gewehr getötet und die übrigen Raubtiere in die Flucht geschlagen. Der Kojote bei dem Mexikaner war das größte und hartnäckigste Tier. Er würde ihm mit einem entschlossenen Griff beikommen müssen, in einem Kampf Auge in Auge, der nur einen Sieger zuließ.
Angsterfüllt rief das Mexikanerkind um Hilfe.
Es hatte zuvor ein Vaterunser gemurmelt, in dessen Verlauf es immer lauter geworden war und das »Amen« fast geschrien hatte. Die Rache Gottes an dem Kojoten lag nun bei Lassiter. Er kroch unter dem Planwagen hindurch, packte das Tier bei den Hinterläufen und zerrte es von dem Mexikaner weg.
Winselnd gab das Leittier seine blutende Beute frei und wälzte sich mit einer Drehung durch die Kiefernadeln. Als es wieder stand, nahm es Lassiter in den Blick und setzte zu einem kräftigen Sprung an.
Der große Mann wehrte den Kojoten mit dem Unterarm ab.
Der massige Leib des Tieres riss Lassiter von den Beinen und schleuderte ihn auf den nadelbedeckten Waldboden, während der Steppenwolf mit dem Schädel voran gegen einen benachbarten Stamm krachte. Die Benommenheit seines Rivalen reichte Lassiter, um den Remington zu ziehen und vier Schüsse in die Rippen des Jägers abzugeben.
Der Kojote bleckte ein letztes Mal die Zähne und sank tot in sich zusammen. Er kam mit verdrehtem Schädel zu liegen, und alsbald füllten sich seine buschigen Ohren mit Blut.
Stumm kam in der Zwischenzeit der Mexikanerjunge herangelaufen.
Er deutete zum Planwagen und formte mit den Lippen das Wort Socorro!, von dem Lassiter wusste, dass es Hilfe! bedeutete. Er zeigte Lassiter seine Hände, die wie das Kojotenfell vor Blut troffen.
Kaum eine Sekunde darauf war Lassiter bei dem Mexikaner.
Der Koch und Proviantmeister des Planwagens hatte ein halbes Dutzend schwerer Bisse abgekriegt, die ganze Sehnenbündel in seinem Arm durchtrennt hatten. Er klagte nicht, sondern dankte Lassiter ohne Unterlass für die Rettung seines Jungen.
»Sie müssen zu einem Doc!«, sagte Lassiter und schlang ein Stück Stoff um den Arm des Mexikaners. »Sie sterben sonst! Sie wollen Ihren Sohn nicht allein lassen, oder?«
»No, señor!«, gab der Mexikaner inbrünstig zurück. »Ich muss auf ihn achtgeben! Aber Mr. Baird ist ein schlechter Mann! Sie müssen ihn fangen! Sie müssen ihn nach Santa Fé bringen!«
Eilig sah der Mann der Brigade Sieben nach den Pferden, die beim Angriff der Kojoten unruhig geworden waren. Er brachte sie mit sanften Worten zur Ruhe und gab dem Mexikaner die Zügel zurück. »Schaffen Sie’s hinunter nach Santa Fé? Sie und der Junge?«
»Jose wird fahren!«, bekräftigte der Verwundete und zwang sich zu einem Lächeln. »Er wird den Wagen zurück nach Santa Fé schaffen! Aber was ist mit Ihnen? Und Mr. Ashurst?«
»Mr. Ashurst ist tot«, sagte Lassiter in gedämpftem Ton. Er schaute nach dem Jungen, der im Wagen herumkletterte und eine Flasche Whiskey zu Desinfektion aus dem Proviant zog. »Sie haben vollkommen recht mit Mr. Baird. Er ist ein schlechter Mann und hat Sie in diese Lage gebracht. Ich bringe ihn nach Santa Fé.«
Der Mexikaner nahm die Whiskeyflasche von seinem Jungen entgegen, entkorkte sie und goss sich einen Schluck in die Handfläche. Er rieb sich das Bein damit ab, das Kojote mit den Klauen zerkratzt hatte. »Gehen Sie, Sir! Gehen Sie! Sie haben uns geholfen! Ich fahre zurück …« Er sah stolz zu seinem Jungen hinauf. »Wir fahren zurück, Sir.«
Mittels Handschlag verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander, ehe der Planwagen kehrtmachte und mit ratternden Heckrädern in den Wald rollte. Die Winchester in der Rechten, spähte Lassiter zu dem toten Kojoten, der unter dem moosbewachsenen Pinienstamm lag. Er schulterte das Gewehr und erklomm die Felswand wieder.
Die Gefangennahme von Harvey Baird war nur eine Frage der Zeit.
☆
»Der Kerl steckte oben bei Raven’s Ridge.«
Voll Abscheu stieß Lassiter seinen gefesselten Gefangenen in das Büro von County-Sheriff James Westport und sah dabei zu, wie Harvey Baird erst über die eigenen Beine und dann über einen Schemel an der Wand stolperte. Er hatte den Mörder von Jonathan Ashurst einen halben Tag lang gejagt.
»Sieh einer an!«, knurrte Westport und erhob sich von seinem Schreibtisch. Er lief quer durch das Büro und nahm sich Baird zur Brust. »Wir hatten schon befürchtet, dass wir dich nicht wiedersehen!«
»Halt’s Maul!«, schäumte Baird vor Wut und warf einen verächtlichen Blick zu Lassiter. »Hättet ihr diesen verfluchten Revolverschwinger nicht in die Berge geschickt, hättest du von mir zehn Jahre nichts mehr gesehen!«
»Den Unfug glaube ich dir aufs Wort!«, erwiderte der Sheriff und gab seinem Deputy ein Zeichen. »Sperr ihn hinter in die Arrestzelle! Der Commissioner soll darüber urteilen, was wir mit ihm machen. – Darf ich Ihnen einen Drink anbieten, Mister …?«
»Lassiter«, sagte der Mann der Brigade Sieben. »Einfach nur Lassiter.«
Als der Deputy Baird bei den Schultern gegriffen und durch eine der beiden hinteren Türen aus dem Büro geführt hatte, bot Westport seinem Gast einen Stuhl an. Er nahm zwei Gläser vom Wandbord und füllte sie mit Whiskey. »Der arme Ramon schlotterte vor Angst. Sie haben ihm und seinem Sohn das Leben gerettet.«
»Kojoten waren hinter ihnen her«, meinte Lassiter und nahm das Whiskeyglas entgegen. Er trank einen Schluck und lehnte sich zurück. »Ich tat, was jeder Mensch in dieser Lage getan hätte.«
»Sie taten weitaus mehr«, widersprach der Gesetzeshüter und schenkte sich selbst ein Glas ein. Er wandte sich um und betrachtete Lassiter eine Weile. »Ich frage mich aus diesem Grund, was ein versierter Schütze wie Sie in Santa Fé sucht. Ich hoffe, dass ich von Ihnen keinen Ärger zu erwarten habe?«
»Den Ärger liefere ich Ihnen frei Haus«, sagte Lassiter und wies mit dem Whiskeyglas zu der Tür, in der Baird und der Deputy verschwunden waren. »Ich konnte nicht zusehen, wie ein Mörder und Betrüger davonkommt. Er hatte übrigens den Koffer dabei, nach dem in der Stadt gesucht wird.«
»Das Geschirr aus Etruskergold?«, staunte Westport. »Sie brachten das Zeug ebenfalls zurück? An Ihnen muss ein Engel des Herrn verloren gegangen sein.«
»Eher ein Teufel«, murmelte Lassiter und presste Lippen aufeinander. »Ich möchte zu Mr. Easterday. Er wartet seit Tagen auf mich.«
»Harry P. Easterday?«, entgegnete der Sheriff erstaunt. »Der Rechtsverdreher? Er ist gerade nicht in der Stadt. Sie werden mit seiner Haushälterin vorlieb nehmen müssen.«
Aus dem Glas in Lassiters Hand strömte der würzige Duft des Whiskeys darin. Der große Mann setzte das Glas abermals an und leerte es bis auf den Grund. Im Telegramm aus Washington hatte nichts davon verstanden, dass Easterday verreist war. Er und Lassiter hatten eine Menge zu besprechen.
»Soll ich Ihnen eine Droschke kommen lassen?«, fragte der Sheriff. »Mr. Easterday bewohnt ein Haus an der Stadtgrenze. Er hat sich’s hübsch gemacht, falls man davon in einer Stadt wie Santa Fé reden kann. Sie werden die beiden Tage genießen, bevor er zurückkommt.«
»Meinen verbindlichen Dank, Sheriff Westport!«, verneinte Lassiter mit einem Kopfschütteln. »Ich finde selbst zu Mr. Easterdays Haus. Es ist nicht nötig, dass Sie meinetwegen Umstände machen.«
☆
Vor dem Haus No. 42 in der Springs Road stand eine hölzerne Anschlagtafel mit Kaufgesuchen und –geboten, die bis in den letzten Winkel mit angehefteten Zetteln bedeckt war. Die meisten Anzeigen handelten von Farmen in den Bergen, deren Besitzer das New-Mexico-Territorium verließen und ihren Landbesitz feilboten. Unter jedem Angebot fand sich das gestempelte Emblem von Rechtsanwalt Harry P. Easterday.
»Suchen Sie eine Farm?«