Lassiter 2451 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2451 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Lassiter und die Sittenwächter

Der Wind ließ die Maispflanzen wogen wie ein grünes Meer aus Blättern und Kolben. Am Himmel stand der Vollmond und leuchtete kalt auf das weite Feld herab. Es ist viel zu hell, dachte die blonde Frau. Sie werden mich finden, noch bevor ich den Overlandtrail erreiche. Oder ich verlaufe mich und renne bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag im Kreis.
Das Kleid mit beiden Händen gerafft, hastete sie barfuß durch die Reihen und sah sich alle paar Schritte angstvoll um. War das ein Fackelleuchten einen Steinwurf hinter ihr? Hatten sie bereits die Verfolgung aufgenommen und schlichen nun lautlos auf sie zu?
Doch die Gefahr kam von anderer Seite und war näher als sie ahnte. Bereits beim nächsten Schritt bissen ihr scharfe Zähne in den linken Fuß, und der Schmerz war derart heftig, dass Atem und Herz für einen Moment aussetzten.

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EPUB
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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Lassiter und die Sittenwächter

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8323-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lassiter und die Sittenwächter

Der Wind ließ die Maispflanzen wogen wie ein grünes Meer aus Blättern und Kolben. Am Himmel stand der Vollmond und leuchtete kalt auf das weite Feld herab. Es ist viel zu hell, dachte die blonde Frau. Sie werden mich finden, noch bevor ich den Overlandtrail erreiche. Oder ich verlaufe mich und renne bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag im Kreis.

Das Kleid mit beiden Händen gerafft, hastete sie barfuß durch die Reihen und sah sich alle paar Schritte angstvoll um. War das ein Fackelleuchten einen Steinwurf hinter ihr? Hatten sie bereits die Verfolgung aufgenommen und schlichen nun lautlos auf sie zu?

Doch die Gefahr kam von anderer Seite und war näher als sie ahnte. Bereits beim nächsten Schritt bissen ihr scharfe Zähne in den linken Fuß, und der Schmerz war derart heftig, dass Atem und Herz für einen Moment aussetzten.

Die Welt geriet ins Schwanken, ihr schwanden die Sinne und sie sank auf den weichen Ackerboden, der noch die Feuchtigkeit des Regens der letzten Tage in sich trug.

Doch die Bewusstlosigkeit währte nicht lang; schon nach wenigen Minuten holten pochende Schmerzen sie unbarmherzig zurück in die Wirklichkeit.

Als sie sich stöhnend hochstemmte, fiel ihr Blick unweigerlich auf den Fuß, der wie Feuer brannte. Und für einen Moment glaubte sie, ihren Augen nicht trauen zu können.

»Jesus, nein!«, krächzte sie.

Eine Wildfalle! Wie ein Maul aus Stahl hatte sie die Zähne in ihren Fuß geschlagen! Trotz der kühlen Nachtluft rann ihr jetzt der Schweiß aus allen Poren.

Es handelte sich nicht um eine jener Bärenfallen, wie sie sie von zuhause kannte, und das war die gute Nachricht, denn sonst wäre ihr der halbe Fuß abgetrennt worden. Diese Version hier war eher für Feldhasen oder Nagetiere gedacht, hatte aber dennoch genug Schaden angerichtet, um ihre Flucht zu vereiteln.

Du darfst jetzt nicht aufgeben, Sybil, ermahnte sie sich. Ein Zurück kommt nicht in Frage. Dort erwarten dich nur weitere Quälereien und irgendwann ein Tod, der schmerzhafter sein wird als dieses vermaledeite Ding an deinem Fuß.

Sie biss die Zähne zusammen und beugte sich vor. Die Falle schien sie höhnisch anzufunkeln. Zwei glänzende Nieten hielten die im Boden vergrabene Kette mit dem Scharnier der Bügel zusammen und schimmerten im Mondlicht wie kalte, tote Augen. Sie ignorierte den Blick und packte die gezackten Hälften der Falle an den Seiten, spannte die Muskeln an und bog sie auseinander.

Die Kraftanstrengung rang ihr ein ersticktes Stöhnen ab, und grausamerweise ließen die Schmerzen im Fuß nicht nach, sondern nahmen eher zu, als sich die Metallbügel von ihm lösten. Doch der Schmerz befeuerte sie auch, und es gelang ihr, die Falle um ein paar Zentimeter zu öffnen.

Sie zog den Fuß heraus und riss die Hände hoch. Mit einem wütenden Schnappen schlugen die Bügel aufeinander und sie hob rasch die Knie an ihre Brust.

Ihr Puls raste, und das Pochen in ihrem Fuß hielt eifrig Schritt. Vorsichtig hob sie den Fuß ein wenig an und musste sich dazu zwingen, ihn über ihre Knie hinweg zu mustern.

Fünf dreieckige Wunden verliefen in einem Bogen über dem Spann, der bereits anzuschwellen begann. Blut trat nur wenig aus, und die Verletzungen sahen weit weniger schlimm aus, als die Schmerzen es hätten vermuten lassen. Es waren wohl eher die Prellungen durch den harten Stahl als die aufgerissene Haut, die sie verursachten.

Sybil riss einen langen Streifen vom Saum ihres Kleides ab und schlang ihn mehrfach um den Fuß. Als sie den provisorischen Verband festzog, schossen die Schmerzen wie ein Blitzstrahl durchs Bein bis zum Hintern hinauf, und sie knirschte mit den Zähnen, um nicht zu schreien. Ihr tränten die Augen, während sie den Stoff vorsichtig über der Ferse verknotete und mit wackligen Knien auf die Beine kam.

Jetzt wusste sie, warum ihnen nachts die Stiefel weggenommen wurden.

Beklommen stellte sie den linken Fuß auf und versuchte probeweise, ihn etwas zu belasten. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, denn die Schmerzen waren nicht von schlechten Eltern. Doch es ging.

Es musste gehen.

Humpelnd setzte sie sich in Bewegung. Sobald sie sich nun umsah in die Richtung, in der sich die Stadt befinden musste, die sie vor noch nicht allzu langer Zeit verlassen hatte, blieb sie stehen, statt weiter zu hasten. Und wenn sie sich voranbewegte, schaute sie jetzt aufmerksam auf den Boden und hielt nach weiteren Fallen Ausschau.

Anhand der Position des Mondes schätzte sie, dass ihr vielleicht noch zwei oder drei Stunden blieben, bis die Sonne aufgehen und man ihr Verschwinden bemerken würde. Die Nachtwachen hatten die Baracken am Rand der Felder offenbar nicht mehr kontrolliert, denn sonst wären sie längst hinter ihr her.

Wahrscheinlich, aber wissen konnte sie es nicht. Und sie wollte dieser trügerischen Hoffnung nicht nachgeben.

Weiter, immer weiter. Jeder Schritt, der sie von hier fortbrachte, ließ ihre Chancen wachsen.

Inzwischen hatte sie sich auf ihr Wissen um die Himmelsgestirne besonnen, als die Panik, die sie während der ersten Minuten ihrer Flucht zu einem besinnungslosen Tier hatte werden lassen, sich allmählich verflüchtigte und einer grimmigen Entschlossenheit Platz machte.

Die Sterne wiesen ihr die Richtung und stellten halbwegs sicher, dass sie im Wald der sieben Fuß hohen Maispflanzen nicht die Orientierung verlor. Doch wie weit sich die Äcker in Richtung Norden erstreckten, konnte Sybil kaum ermessen. Die Landschaft hier in Iowa war so flach wie ein stiller Ozean. Am Tage hatte sich das Grün der Felder vor ihren Augen bis zum Horizont gezogen, als würde es kein Ende kennen.

Sie kannte sich nicht aus in der Gegend, daher wusste sie nur, dass der Overlandtrail sich irgendwo da vorn befinden musste in Richtung Persennopee. Dorthin waren sie unterwegs gewesen, sie und Graham, bevor das Schicksal ohne Rücksprache eine Planänderung vorgenommen hatte.

Der Gedanke an ihren Verlobten kam unvermittelt, und Sybil schluchzte auf.

»Oh Gott, Graham …«

Du darfst jetzt nicht an ihn denken. Denk an dich, wenn du überleben willst!

Sie presste die Lippen zusammen und wischte sich die aufsteigenden Tränen aus den Augenwinkeln, während sie weiter voran stolperte. Leise murmelte sie Psalmen vor sich hin, und das tröstete sie erstaunlicherweise. Sie war nie besonders gläubig gewesen, aber irgendetwas hatten diese Menschen offenbar tatsächlich bereits in ihr verändert.

»Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal …«

Die grünen Pflanzen wichen vor ihr zurück, und plötzlich trat sie aus dem Feld heraus, und vor ihr leuchtete die Piste hell und verheißungsvoll im Licht des Vollmonds.

»O lieber Gott, ich danke dir …«, presste sie hervor und schaute ergeben zum Sternenhimmel auf. »Ich … sei gepriesen, Herr …« Sie sank auf die Knie und faltete die Hände, sprach ein stilles Gebet.

Dann drang plötzlich Hufschlag an ihre Ohren, und die Angst umklammerte ihr Herz mit knochigen Fingern. Rasch richtete sie sich wieder auf, floh zurück in den Schutz der Maispflanzen und warf sich zu Boden.

Das Gesicht in den Boden gedrückt und die Hände über den Ohren lag sie reglos da und spürte den dumpfen, anschwellenden Hufschlag mehr, als dass sie ihn hörte. Er kam näher und näher, keine Kutsche, aber mehr als nur ein Pferd, zwei, vielleicht auch drei. Sybil hielt den Atem an.

Und dann ritten sie an ihr vorüber! Nach ein paar Sekunden erst wagte sie es, den Kopf zu heben und aus halb geschlossenen Lidern auf die Straße hinauf zu spähen.

Niemand zu sehen, und die Hufgeräusche entfernten sich. Sybil stemmte sich hoch auf die Knie. Beklommen lugte sie zwischen den Maisstauden hindurch in Richtung der Reiter.

Vielleicht waren sie gar nicht aus Salvation gekommen, sondern schlicht Reisende auf dem Weg nach Westen. Sie hätten sich um sie kümmern, sie sogar mitnehmen können in die Sicherheit der nächsten Stadt.

Dann plötzlich verstummte der Hufschlag, und die Angst fuhr ihr mit einer Klinge aus Eis über die Wirbelsäule.

»Oh nein, bitte nicht«, wimmerte sie.

Sie kamen zurück. Zu dritt in der einheitlichen Kluft, schwarz und weiß gekleidet. Die beiden Männer trugen Bärte und breitkrempige Strohhüte, die Frau ein weißes Trachtenhäubchen.

Ihr Mienen spiegelten Enttäuschung und Bedauern wider.

»Ach, welch ein Jammer«, sagte der vierschrötige Reiter auf dem Schimmel. »Sybil, wir hatten dir doch all unsere Liebe gegeben. Und nun dieser schmähliche Verrat. Vater Gabriel wird dich bestrafen müssen, das weißt du.«

Sie wusste es. Und wurde aschfahl, während ihr heiße Tränen aus beiden Augen liefen. Ein letztes Mal.

»Hallooo, mein Hübscher!«

Die Augen der gut gelaunten Dame, die sich neben Lassiter auf den Barhocker schob, wirkten ein wenig verschleiert, was daran liegen mochte, dass der Drink in ihrer Hand wohl nicht ihr erster war.

Der Mann der Brigade Sieben sah sie mit mildem Interesse an und hob dabei sein Whiskeyglas.

»N’Abend, Lady«, brummte er, während sein Blick unweigerlich auf ihr üppiges Dekolleté fiel, das sich ihm von rosa Rüschen umkränzt einladend entgegen wölbte.

»Der beginnt gerade, immer besser zu werden«, sagte sie und lächelte breit. »Ein derart fescher Bursche wie du sitzt ganz allein an der Theke – das kann ich doch nicht zulassen.«

Sie stellte das Glas ab und verschüttete dabei fast den gesamten Rest des Inhalts, bevor sie ihm die Hand hinstreckte. »Ich heiße Melina. Und wie haben deine Eltern dich genannt?«

Er drückte ihre Hand. »Lassiter«, antwortete er.

Jemand setzte das automatische Klavier hinter den Pfosten der Galerie in Gang, und eine muntere Melodie erfüllte kurz darauf den rauchgeschwängerten Raum. Ein Johlen ging durch den Saloon, und ein paar der Gäste sangen den Text zu einem Lied, das im Mittleren Westen bekannter war als die Nationalhymne.

Statt seine Hand loszulassen, wollte Melina ihn von seinem Hocker ziehen. »Wie wäre es mit einem Tänzchen, Lassiter?«, fragte sie lachend, doch er schüttelte den Kopf.

»Lieber nicht.«

Achselzuckend setzte sie sich wieder neben ihn, stützte die Ellenbogen auf die Theke und zwinkerte ihm zu. »Okay, Sir. Darf ich denn trotzdem eine Weile hier sitzen bleiben?«

Er wandte sich seinem Drink zu und starrte in die bernsteinfarbene Flüssigkeit, in der sich ein Eiswürfel allmählich auflöste.

»Das ist ein freies Land, Ma’am«, brummte er.

»Oh.« Sie legte sich die Hand auf ihr Dekolleté und starrte sein Profil an. »Bin ich dir etwa irgendwie auf die Füße getreten?«

Seine Mundwinkel hoben sich zur Andeutung eines Lächelns. »Noch nicht. Deshalb sollten wir lieber nicht tanzen.« Er deutete mit der Rechten nach unten. »Die Hacken ihrer Schuhe sehen mir etwas zu gefährlich aus.«

Verblüfft starrte sie an sich hinab, ihre Augen weiteten sich ein Stück und sie begann zu lachen.

Es klang auf burschikose Weise erotisch, und er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, wobei er das leere Glas bemerkte.

»Noch einen Drink, Melina?«

»Sehr gern«, antwortete sie mit einem koketten Augenaufschlag.

Er winkte dem Bartender zu, und als der junge Bursche mit dem Großvaterschnauzbart herankam, zeigte er auf ihre Gläser. »Noch mal dasselbe für mich und die Lady.«

Der Barkeeper nickte, und Melina strich ihm beiläufig über die Schulter. »Vielen Dank, Lassiter. Scheinst mir ein echter Gentleman zu sein.«

Er bewegte seine Hand in einer unbestimmten Geste hin und her. »Ich gebe mir Mühe. Aber es gibt eine Menge Leute, die das nicht unterschreiben würden.«

Hinter ihnen waren Rumpeln und Kratzen auf dem Boden zu hören, und als sie die Köpfe wandten, sahen sie, wie ein paar der Gäste Tische und Stühle beiseite räumten. Kurz darauf fanden sich tatsächlich ein paar Paare, die ausgelassen zur Musik die Hüften schwangen, vom rhythmischen Klatschen der Umstehenden und Sitzenden begleitet.

Auch Melina applaudierte eine Weile begeistert, und ihre Wangen röteten sich. »Ist ein toller Schuppen hier, oder nicht?«, rief sie Lassiter zu, der mit schiefem Grinsen nickte.

»Ich hätte nicht gedacht, dass die Hinterwäldler so feierfreudig sind«, bemerkte sie, bevor sie sich schließlich wieder der Theke zuwandten.

»Du kommst nicht von hier«, stellte Lassiter fest, was Melina mit einem spöttischen Lächeln kommentierte.

»Na hör mal – sehe ich aus wie ne Landpomeranze?«

»Eher nicht«, gab der Brigadeagent zu, bevor er einen Schluck aus seinem Whiskeyglas nahm und überlegte. »Chicago?«

Sie zielte mit dem Finger auf ihn. »Volltreffer. Bin mit meinen beiden Freundinnen abgehauen aus diesem stinkenden Moloch, weil wir’s dort einfach nicht mehr ausgehalten haben. Chicago saugt dich aus, und ehe du dich versiehst, bist du eine vertrocknete alte Schachtel mit kranker Lunge und gebrochenem Herzen.«

Sie seufzte. »Mein Onkel Harry hat mir und den Mädels eine gute Stelle versprochen in …«, sie unterbrach sich und runzelte die Stirn, während sie angestrengt nachzudenken schien, »… Penelope oder so ähnlich. Soll ne hübsche kleine Stadt rund vierzig Meilen östlich von Des Moines sein. Harry hat da einen eigenen Laden aufgemacht, mit allen Schikanen. Pokertische, Gästezimmer mit eigenen Waschräumen, alles vom Feinsten. Da soll richtig was los sein, bloß mit der holden Weiblichkeit ist es wohl nicht zum Besten bestellt. Da hat sich Onkelchen an mich erinnert und regelrecht gebettelt, dass wir den einsamen Farmern ihre Seelen wärmen. Hat uns sogar das Reisegeld geschickt, der alte Stinkstiefel.«

»Das ist ziemlich großzügig von Onkel Harry«, stellte Lassiter fest und starrte in sein Glas. »Obwohl er sich bestimmt etwas davon verspricht, nehme ich an.«

Ihr Lächeln war entwaffnend, als sie die Arme ausbreitete. »Was denkst du wohl, Süßer? So etwas wie mich findet man im Niemandsland von Iowa nicht so schnell. Und glaub mir, Samantha und Frida sind auch nicht ohne!«

Lassiter grinste. »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Er ließ seinen Blick durch den Schankraum wandern. »Und wo stecken deine Gefährtinnen?«

Melina schürzte die Lippen zu einem Schmollmund. »Sag bloß, ich gefalle dir nicht?« Ihre Hand streichelte seinen Oberschenkel, und sie beugte sich ein wenig vor, um ihm näher zu kommen.

Er schaute ihr tief in die Augen. »Ganz im Gegenteil. Ich habe mich nur gefragt, wo sie sind, weiter nichts.«

Ihre Miene entspannte sich ein wenig. »Schlafen ihren Schönheitsschlaf drüben im Hotel. Wir sind acht Stunden unterwegs gewesen von Davenport hierher. Und die beiden haben nicht annähernd so viel Durchhaltevermögen wie ich, wenn du verstehst, was ich meine.« Ihre Hand lag immer noch auf seinem Bein, die Finger strichen sanft, aber fordernd über den groben Stoff der Hose.

»Klar«, brummte er. »Ihr übernachtet also drüben im Sioux Palace? Was für ein Zufall, dort bin ich auch untergekommen.«

Sie glitt von ihrem Hocker und kam ihm jetzt so nahe, dass ihr Busen seine Schulter berührte und der Duft ihres Parfüms in seine Nase stieg. »Das ist kein Zufall, Lassiter«, flüsterte sie. »Es ist Schicksal.«

Lassiter lag auf dem Rücken, hatte die Hände im Nacken gefaltet und sah der Frau vor dem Bett dabei zu, wie sie sich in aufreizender Langsamkeit das Kleid aufknöpfte. Als der Stoff zu Boden glitt, war nicht zu übersehen, dass sie nichts mehr am Leib trug außer dem, was der Schöpfer ihr mitgegeben hatte.

Das Licht der Kerzen auf dem Leuchter neben dem Bett zauberte tanzende Schatten auf ihren wohlgeformten Körper. Sie breitete die Arme aus und posierte kokett.

»Gefällt dir, was du siehst?«, fragte sie lächelnd, und er nickte leicht, während er spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und das Blut angenehm warm durch seine Lenden rauschte.

Drei einsame Wochen in den Great Plains lagen hinter ihm, in denen er einen flüchtigen Mörder gejagt und schließlich zur Strecke gebracht hatte. Die Rückkehr in die Zivilisation fiel ihm wie immer nicht so leicht und brachte es mit sich, dass er ein paar Tage brauchte, um sich an Gesellschaft und Konversation zu gewöhnen, wobei Melina es ihm an diesem Abend denkbar leicht machte.

Sie ließ sich vor ihm auf dem Bett nieder und streichelte mit spitzen Fingern sanft über die deutlich sichtbare Ausbuchtung in seinem Schritt.

»Plötzlich wieder so wortkarg? Das macht gar nichts, dein Körper verrät mehr als genug«, stellte sie sachlich fest.

Ihre Hand wölbte sich um seine Erregung und drückte sie, während sie sich neben ihn legte und den Ellenbogen auf der Matratze abstützte. Ihre Brüste glänzten im Licht der Kerzenflammen, und sie musterte ihn neugierig, während sie sein Geschlecht durch den Stoff massierte. Als sie sah, wie sich sein Mund leicht öffnete und er etwas schneller atmete, kräuselten sich ihre Lippen zu einem leisen Lächeln, und sie befeuchtete sie mit ihrer Zungenspitze.

»Das fühlt sich gut an«, flüsterte sie, und ließ dabei offen, ob sie sich selbst damit meinte oder Lassiters Gefühle beschrieb.

Lustvolle Neugier leuchtete in ihren Augen, als sie nach einer Weile die Knöpfe seiner Hose öffnete und den Stoff auseinander schlug. Seine Erregung sprang ihr förmlich entgegen, und sie stieß scharf die Luft aus.

»Huch, was haben wir denn da?«, hauchte sie und betrachtete interessiert, wie Lassiters bestes Stück vor ihren Augen pulsierte und dabei hin und her schwankte wie ein Mast in schwerer See.

Er schloss die Augen, als sie den Kopf über seine Hüften senkte, und seine tastenden Finger streichelten ihr dichtes Haar. Ein Beben ging durch seinen Körper, während sie mit Mund und Zunge dafür sorgte, dass sein Herzschlag in den Galopp verfiel.

Für eine Weile ließ er es zu, dass Melina ihn mit kunstvollen Liebkosungen verwöhnte, gab sich ganz den Wonnen hin, die sie ihm bereitete. Doch als er spürte, wie seine Erregung ein Maß erreichte, in dem er kaum mehr an sich halten konnte, nahm er sie bei den Schultern und hob sie empor, um ihr in die Augen zu sehen.

Melinas Blick war verschleiert vor Lust, doch sie verstand sofort, was er wollte, und war nur zu bereit, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.