Lassiter 2452 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2452 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Rebellen vom Jigsaw Peak

Die angeheuerten Revolvermänner aus Grand Junction trugen schwere Pelzjacken und starrten Garry Dodge mit finsteren Mienen an. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt wie die Kerle, mit denen Dodge schon hinauf zur Nims Mine gezogen war.
"Was für'n garstiges Wetter!", meinte einer der Männer und wischte sich den gefrorenen Rotz von der Nase. "Die ganze Nacht hat's gestürmt! Ich wäre für 'nen Fünfziger extra für jeden!"
Die Gleise waren unter vierzig Fuß Schnee begraben und würden es selbst noch am Himmelfahrtstag sein. Es gab kein Durchkommen für die Lokomotive der Cold Mine und damit kein Eisenerz für die Agenturen unten in Gunnison. Die Cold Mine von James Taylor stand vor dem Ruin.
"Dreißig Kröten!", bot Dodge an. "Aber dafür bringt ihr den alten Taylor ins Grab!"

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Rebellen vom Jigsaw Peak

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8324-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Rebellen vom Jigsaw Peak

Die angeheuerten Revolvermänner aus Grand Junction trugen schwere Pelzjacken und starrten Garry Dodge mit finsteren Mienen an. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt wie die Kerle, mit denen Dodge schon hinauf zur Nims Mine gezogen war.

»Was für’n garstiges Wetter!«, meinte einer der Männer und wischte sich den gefrorenen Rotz von der Nase. »Die ganze Nacht hat’s gestürmt! Wäre für ’nen Fünfziger extra für jeden!«

Die Gleise waren unter vierzig Fuß Schnee begraben und würden es selbst noch am Himmelfahrtstag sein. Es gab kein Durchkommen für die Lokomotive der Cold Mine und damit kein Eisenerz für die Agenturen unten in Gunnison. Die Cold Mine von James Taylor stand vor dem Ruin.

»Dreißig Kröten!«, bot Dodge an. »Aber dafür bringt ihr den alten Taylor ins Grab!«

O.Der stattliche Vollbart von James Taylor war mit Schnee und Eiskristallen verkrustet, als der frühere Schuhmacher und derzeitige Eigentümer der Cold Mine aus dem Stollen kroch. Die Nacht hatte zwanzig Fuß frischen Schnee gebracht, der sich an den Hängen des Jigsaw Peak wie ein Hermelinfell ausnahm. Die Fangzäune oben am Turmoil Point hatten das Gröbste davon halten können.

»Raus mit dem Zeug!«, brüllte Taylor zu seinen beiden ältesten Söhnen John und Rod hinüber. Die Brüder hatten die schmale Baldwin-Lokomotive angeheizt, die sie im letzten Sommer aus South Dakota geholt hatten. »Das Wasser im Tank friert ein!«

Die bissige Kälte der vergangenen Wochen hatte Taylor und dessen fünf Söhnen die Schufterei in den beiden Stollen der Cold Mine zusätzlich erschwert, deren Ausbeute mit zwanzig Tonnen im letzten Jahr so dürftig wie nie zuvor gewesen war. Sie hatten in Gunnison Schulden aufnehmen müssen, um nicht am Hungertuch nagen zu müssen.

»Hetz uns nicht, Papa!«, rief John zurück und nahm die Mütze vom Kopf. Er hatte das schmale Gesicht seiner Mutter und die zupackenden Hände von Taylor selbst. »Die alte Dame braucht ihre Zeit! Sie soll ohne Hast hinunter nach Gunnison fahren, nicht?«

Der Alte nickte gequält und schob die Lore mit ausgestreckten Armen über die letzte Anhöhe. Er starrte auf die Erzbrocken vor sich, zwischen denen der Schnee hindurchpeitschte. »Soll sie, Junge, das soll sie! Aber wenn wir’s nicht endlich vom Berg kriegen, können wir einpacken! Denkt an eure Mutter unten im Tal!«

Das winzige Haus, das sie für Taylors Frau Ellen erworben hatten, genügte gerade für das Nötigste. Es besaß eine schmale Küche, eine Speisekammer, eine Schlafstube und einen Wohnsalon, in dem Ellen jedoch ihren Gemischtwarenladen betrieb. Sie war schweren Herzens im Tal geblieben, nachdem die Winterstürme über den Jigsaw Peak hereingebrochen waren.

»Kipp es hier rüber!«, schrie der zwei Jahre jüngere Rod gegen das Getöse des Sturms an. Er war seinem älteren Bruder fast wie aus dem Gesicht geschnitten und eiferte ihm in jeder Hinsicht nach. »Ich schaufle es in den Kohletender! Wenn wir nur mit der Lokomotive fahren, kann uns der Sturm nichts anhaben!«

Die Cold Mine war die letzte Mine am Berg und warf zumindest noch solche Mengen Erz ab, dass es Taylor um seine Söhne nicht ausschließlich bange sein musste. Sie hatten die Leute von der Nims Mine verschwinden sehen, davor die Männer von Red Mine und der deutlich kleineren Carly Bob Mine.

Sie waren die Letzten am Jigsaw-Massiv.

Eine halbe Stunde verstrich im heulenden Schneesturm, bis John und Rod den Inhalt der Lore in den Kohletender geschaufelt hatten. Sie waren anstelle von Harrison und Danny geblieben, die Taylor davor geholfen und darüber krank geworden waren. Von ihrem zurückgebliebenen Bruder Oscar sprach in der Familie niemand.

»Erledigt!«, erklärte John stolz und schwang sich mit einem Satz in den Führerstand der Baldwin-Lokomotive. Er schlug den Druckhebel herum und beugte sich aus dem Fenster, um nach dem Kolbengestänge zu sehen. »Kommt mit hoch! Wir fahren alle runter und genehmigen uns einen Scotch im Shield’s!«

»Kommt nicht in Frage!«, protestierte Taylor und hielt sich den Rücken. Er hatte sich unten im Stollen verhoben. »’ne halbe Tonne krieg’ ich diese Woche noch raus! Wir gehen runter und graben weiter! Die Schmelzhütte ist voll Proviant!« Er ging aus dem Weg, als die Lokomotive eine heiße Dampfwolke aus dem Kolben blies. »Wir arbeiten weiter, Jungs!«

Die freudige Erwartung in Rods Zügen erlosch binnen Sekunden. Er warf die Schaufel auf den Tender hinauf und tauschte einen Blick mit seinem Bruder. »Komm doch, Vater! Die paar Erzbrocken retten uns nicht bis zum Mai! Du hast genug geschuftet!«

Ohne es zu merken oder gar zu wollen, setzte Rod den flehenden Blick auf, den Taylor von seiner Frau Ellen kannte. Der Minenbesitzer liebte seine Kinder, jeden Einzelnen dieser verdammten Sippe, und er konnte Rod die Bitte unmöglich abschlagen.

»Kommst du?«, fragte Rod und deutete auf das Führerhaus. »Bis nach Gunnison ist’s höchstens ’ne halbe Stunde! Ich geb’ dir einen aus! Von meinem Geld, Papa!«

Widerstrebend kniff Taylor die Lippen zusammen und nickte. Er schleuderte die Schaufel ebenfalls auf den Tender, verkeilte die Lore auf dem Gleis und stieg zu seinen beiden Jungen hinauf. Der heiße Wasserdampf der Baldwin-Lokomotive brachte den Schnee rechts und links des provisorisch befestigten Schienenstrangs zum Schmelzen.

»Auf nach Gunnison!«, rief John und schlug den Druckhebel ganz hinunter. Er betätigte das Horn am Führerhaus und schaute zur ersten Gleisbiegung unterhalb der Schmelzhütte. »Es geht nach Hause, hört ihr? Es geht nach Hause!«

Der anfängliche Groll in Taylors Magen schwand gänzlich, als sich die Jungen die Arme um die Schultern legten und zusammen die Köpfe aus dem Führerhaus reckten. Sie waren gute Söhne und noch bessere Brüder, auf die Taylor stolz war, ob er es ihnen verriet oder nicht. Er hätte sich keine tüchtigeren Kinder wünschen können.

Die Baldwin stampfte das Gleis hinunter und fuhr bald darauf in die erste Kurve.

Nordwärts braute sich über den Bergspitzen ein weiterer Sturm zusammen und sandte seine tosenden Vorboten zum Jigsaw Peak hinüber. Die Kiefern auf der gegenüberliegenden Flanke bogen sich unter der Gewalt der Böen.

Die Jungen und Taylor würden erst in Gunnison sicher sein.

»Fahrt zu!«, befahl der alte Minenarbeiter. »Fahrt zu!«

Der Servierwagen voller Geldbörsen, hinter dem das Mädchen stand und an ihren Nägeln feilte, setzte sich mit quietschenden Rollen in Bewegung. Er stieß gegen den Tabaktisch neben der Eingangstür und blieb daran hängen. Der Mann auf der Schwelle räusperte sich, worauf die Blondine erschrocken aufsah.

»Sir!«, rief die Verkäuferin und nach vorn. Sie schob den Wagen an dessen alten Platz zurück und setzte ein höfliches Lächeln auf. »Verzeihen Sie meine Unachtsamkeit! Ich hatte Sie nicht bemerkt!«

Das bärtige Gesicht des Fremden war schlammverkrustet und unter der Hutkrempe kaum zu erkennen. »Miss, ich brauche ein Bad und frische Kleider. Ich zahle gut dafür.«

Die Ladenverkäuferin wich vor der reglosen Gestalt an der Tür zurück und tastete sich am Tresen entlang. Sie blieb hinter der Messingkasse stehen und betrachtete den späten Besucher eingehend. »Sir, das Portland’s ist kein Armenhaus. Ich darf und muss Sie bitten, sich eine Herberge in der Stadt zu suchen.«

Der Mann in der Tür hustete und machte einen Schritt von der Schwelle weg. Er hielt sich am Tisch mit dem Tabakschachteln darauf fest und riss eine von ihnen zu Boden. »Ich komme aus Canon City und bin seit zwei Tagen unterwegs. Von meinem Unterschlupf darf niemand erfahren.«

Bleich vor Schreck schüttelte die Verkäuferin den Kopf und zog plötzlich einen .45er Colt unter dem Ladentisch hervor. Sie setzte eine flehende Miene auf. »Zum Teufel, gehen Sie, Sir! Ich will Ihnen kein Leid zufügen müssen. Das Portland’s kennt sich mit Landstreichern wie Ihnen aus.«

Unter den vor Kälte geröteten Händen des Fremden erschien ein Bündel Dollarscheine, das mit einem gekonnten Wurf auf dem Tresen landete. Unter der Banderole steckten mehr als zweihundert Dollar. »Ich arbeite für die Regierung, Miss. Ich bin kein Landstreicher.« Er verzog vor Schmerz das Gesicht. »Mein Name ist Lassiter.«

»Zweihundert Dollar?«, fragte die Verkäuferin des Tabakladens. »Sie zahlen dem Portland’s zweihundert Dollar für einen Zuber heißen Wassers?«

Der erschöpfte Fremde grinste und trat näher. »Hundert für das Portland’s und einhundertzwanzig für Ihr Schweigen. Ich muss geschäftliche Angelegenheiten in Gunnison erledigen. Ich kann keine neugierigen Ohren gebrauchen.«

Misstrauisch klaubte das Mädchen die Geldscheine vom Tisch und zählte sie nach. Als es sich vergewissert hatte, dass zweihundert Dollar keine Übertreibung gewesen waren, sann es einen Augenblick lang nach und nickte. »Sie können meine Kammer für diese Nacht bekommen, Sir. Aber Sie müssen verschwinden, bevor Mr. Portland am Mittag heimkehrt, ja?«

»Einverstanden«, brummte Lassiter und nahm den Mantel von den Schultern.

Das Telegramm aus Washington rutschte Lassiter aus der Hosentasche, als er sich eine Viertelstunde darauf hinter dem Paravent auszog. Er hatte für den stürmischen Divide Creek einen halben Tag gebraucht und war während des Ritts bis auf die Knochen nass geworden. Die gekabelten Zeilen aus der Hauptstadt hatte ihm indes keine andere Wahl gelassen.

»Lavendel?«, rief Millie quer durch die Kammer. Sie hantierte mit einem Kupferkrug voll heißem Wasser. »Möchten Sie Lavendel ins Wasser?«

Der Mann der Brigade Sieben las erneut das Telegramm, in dem ihm aufgetragen worden war, sich in Gunnison mit einem Notar namens Robert McDougall zu treffen, und stopfte es in die Tasche zurück. Er entledigte sich seiner Unterhose und reckte sich. »Mir genügt die Seife, Miss. Den Lavendel heben Sie bloß für sich selbst auf.«

Die blondgelockte Verkäuferin kicherte leise und goss einen weiteren Krug Wasser nach. Sie wandte sich schamvoll zur Seite, als Lassiter nackt hinter dem Paravent hervortrat. »Nehmen Sie Platz, Sir … Es ist eine Weile her, dass ich Herrenbesuch hatte.«

Die geschmackvolle Ausgestaltung der Kammer hatte Lassiter längst verraten, dass Millie allein lebte und daran offenkundig nichts fragwürdig fand. Sie nannte einen opulenten Schminktisch ihr Eigen, auf dem Kajalstifte und Puderdosen standen. Auf dem Bett lag eine makellos weiße Spitzendecke mit Kordelquasten an den Ecken.

Kein Ehemann hätte sich in dieser viktorianischen Hölle wohlgefühlt.

»Wie lang ist es her?«, fragte Lassiter und ließ sich bis zum Hals in den Holzzuber sinken. Er wusch sich das Gesicht und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich meine den letzten Herrenbesuch, Millie.«

In ihrer Schüchternheit hielt Millie ihm weiterhin den Rücken zugekehrt, obwohl sie zur selben Zeit seinen Schatten aus den Augenwinkeln beobachtete. Sie gab vor, ein Kissen aufzuschütteln, und stieß dabei gegen den Spiegeltisch an der Wand. »Schon zu lange, fürchte ich. Es ist nicht leicht für eine Frau, einen anständigen Mann in Gunnison kennenzulernen.«

»Anstand habe ich ebenso wenig zu bieten«, versetzte Lassiter und streckte den Arm nach Millie aus. »Aber ich weiß, was eine Frau glücklich machen könnte.«

Millie erstarrte und drehte langsam den Kopf. Sie blickte auf Lassiters Hand und dessen nackten Oberleib. »Tatsächlich? Was mag denn eine Frau gewöhnlich?«

Mit einem Ruck lehnte sich Lassiter im Wasser nach vorn und ergriff Millie Hand. Er wirbelte das blonde Mädchen herum, zog es zu sich herunter und küsste es leidenschaftlich.

Die blonden Locken der Verkäuferin tanzten über der Wasseroberfläche.

»Was meinen Sie?«, fragte Lassiter und gab Millie behutsam frei. »Sie sind zum Schweigen verpflichtet. Ich bin es ebenso.«

Die junge Frau starrte Lassiter entgeistert an und ließ das blaue Haushaltskleid von den Schultern gleiten. Sie trug eine schwarze Korsage darunter, die unter den Brüsten mit einem roten Seidenband verschnürt war. »Von dieser Nacht erfährt niemand? Auch nicht Mr. Portland?«

»Keine Menschenseele!«, versicherte Lassiter und ließ sich zurück ins Wasser gleiten. »Du und ich und ein Badezuber ohne Lavendel.«

Nach einem kurzen Zögern stieg Millie zu Lassiter in den Zuber und setzte sich rittlings auf ihn. Sie kümmerte sich nicht um das heiße Wasser, das Schwall um Schwall über den Wannenrand floss, und griff nach Lassiters prallem Pint.

»Runter damit!«, befahl Lassiter und deutete auf die Korsage. Er zog das Seidenband aus den Laschen. »Oder soll sie ganz und gar nass werden?«

Aus Millies Worten sprachen Lust und Begierde. »Dafür ist’s schon zu spät, Süßer. Hoffentlich machst du keine leeren Versprechungen.«

Die nächsten zwei Stunden bewies Lassiter, dass leere Versprechungen nicht zum Repertoire der Brigade Sieben gehörten. Er nahm Millie mit kräftigen Stößen, wirbelte sie auf den Armen herum und verkroch sich am Ende nass und splitterfasernackt mit ihr im Bett.

Sie liebten sich so heftig, dass Millie keuchend um eine Verschnaufpause bat.

Erst als das Wasser im Zuber vollends kalt war, sanken sie in die Kissen und hielten sich bei den Händen gepackt. Sie starrten zur Decke der Kammer hinauf und wussten sich nichts weiter zu sagen, als dass sie den richtigen Entschluss getroffen hatten.

Die mannshohen Schneewehen über dem Gleis der Cold Mine hatten die beiden Brüder und ihren Vater auf der Nordseite des Jigsaw Peak immer wieder aufs Neue aufgehalten. Sie hatten die Baldwin-Lokomotive aufgeheizt, bis der Kessel fast zu platzen gedroht hatte, und sie unter Volldampf in die schlohweiße Wand gesteuert.

»Grab schon, Rod!«, rief James Taylor und verstand im Schneetreiben kaum sein eigenes Wort. Er klammerte sich am Steuerrad des Dampfreglers fest. »Wir müssen durch! Wir müssen durch!«

Schon seit den ersten Apriltagen kam der Schnee nur noch oberhalb von siebentausend Fuß herunter, während er in den angrenzenden Tälern und Canyons als Regen fiel und die Straßen in aufgeschwemmte Schlammpisten verwandelte. Sie hatten von Fuhrwerken gehört, die bis über die Achse versunken waren und ihre Fracht hatten aufgeben müssen.

»Gleis ist frei!«, meldete Rod und kämpfte sich am Kessel zum Führerstand zurück. Er warf seinem älteren Bruder John die Schaufel zu und zog sich am Handlauf herauf. »Fahrt jetzt! Ehe es erneut verweht!«

Die Jungen waren eine sichere Bank, sobald es oben in der Mine gefährlich wurde, und Taylor hätte sie für kein Geld der Welt gegen einen Vorarbeiter eintauschen mögen. Sie murrten nie darüber, dass sie in der Frühe heraus mussten, und sie schufteten, dass ihnen über Tage die Knochen schmerzten. Sie hätten ihr Leben für das Wohl der Familie gegeben und glichen darin Taylor selbst.

Durch Rods schulterlanges Haar fegte der Nordwestwind und wirbelte Kohlestaub auf. Die Brüder schaufelten, dass ihnen die Puste wegblieb, und traten zum Schluss gegen die Feuerluke. Der Kessel der Baldwin ächzte unter dem Dampfdruck, der mit jeder Schippe Kohle stärker geworden war.

»Noch ein Stück!«, schrie John und stemmte sich am Führerhaus in die Höhe. Er spähte zu der Schneewehe hinüber, deren vom Wind zerzauster Kamm die Lokomotive um eine Kopflänge überragte. »Sie ist gleich frei! Sie schnauft zwar, aber –«

Der Junge verstummte und stützte sich weiterhin auf das Dach des Führerhauses. Als Rod die Geduld verlor, kniff er seinem Bruder ins rechte Bein. »Was ist los, John? Was wolltest du sagen?« Er sah zu John hinauf. »John? John!«

Fast apathisch glitt Taylors Ältester zurück ins Führerhaus und klammerte sich an Rods Arm fest. Er sah zu Boden und richtete den Blick dann auf Taylor. »Dodge! Es ist Garry Dodge!«

Sie hatten Garry Dodge und dessen schießwütige Kumpane zuletzt unten in Gunnison gesehen. Der Trupp war hinter John und Rod her gewesen, nachdem das Brüderpaar geprahlt hatte, dass sie größere Fuhren Eisenerz vom Berg schafften, als es je einem anderen Claimeigner am Jigsaw Peak gelungen war.

Taylor hatte seine Söhne für dieses Benehmen scharf getadelt.

»Dodge?«, rief Taylor und stieg selbst am Führerhaus hinauf. Er konnte zwei Gestalten im Schnee ausmachen, von denen eine Dodges krumme Statur besaß. »Holt die Gewehre raus! Wir jagen diese Bande zum Teufel!«

Zwei grelle Feuerstöße brachten den angewehten Schnee zum Leuchten, bevor eine Kugel den Kessel der Baldwin-Lokomotive streifte. Das Blei zerfetzte ein Steigrohr und prallte mit einem klingenden Geräusch von der Stahlwand des Führerhauses ab.

Rod brachte seine Winchester zuerst in Stellung.