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Die Loretta-Methode
William S. Petterson wähnte sich im siebten Himmel - oder dem schönsten Traum seines Lebens. So schön wie die blutjunge Rose, die sich gerade vor seinen Augen entblätterte. "Na, Willy - gefällt dir, was du siehst?"
Er leckte sich über die fleischigen Lippen und nickte eifrig. Und wie es dem kleinen Willy erst gefiel. Der Stoff seiner Hose spannte bereits im Schritt, während das Mädchen vor dem Bett spielerisch über ihren nackten Busen streichelte. "Willst du dich nicht auch endlich von den lästigen Klamotten befreien?", fragte sie mit einem lasziven Augenaufschlag.
Dann öffnete sich unvermittelt die Tür der Suite, und als sie den Mann im Spiegel über dem Bett bemerkte, kreischte das Mädchen entsetzt auf.
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Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Die Loretta-Methode
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8426-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die Loretta-Methode
William S. Petterson wähnte sich im siebten Himmel – oder dem schönsten Traum seines Lebens. So schön wie die blutjunge Rose, die sich gerade vor seinen Augen entblätterte. »Na, Willy – gefällt dir, was du siehst?«
Er leckte sich über die fleischigen Lippen und nickte eifrig. Und wie es dem kleinenWilly erst gefiel. Der Stoff seiner Hose spannte bereits im Schritt, während das Mädchen vor dem Bett spielerisch über ihren nackten Busen streichelte. »Willst du dich nicht auch endlich von den lästigen Klamotten befreien?«, fragte es mit einem lasziven Augenaufschlag.
Da öffnete sich unvermittelt die Tür der Suite, und als es den Mann im Spiegel über dem Bett bemerkte, kreischte das Mädchen entsetzt auf.
Verblüfft riss Petterson die Augen auf, als der Kellner ins Zimmer trat, und das Mädchen griff hastig nach dem vor ihm auf dem Bett liegenden Kleid, um seine Blöße zu bedecken.
»Wer zur Hölle bist du denn?«, fragte Petterson, rutschte von der Matratze und trat dem Kellner entgegen. »Hast du sie noch alle, einfach hier hereinzuplatzen? Weißt du eigentlich, wer vor dir steht? Mir gehört dieser verdammte Laden hier!«
Der Kellner hob verdattert die Augenbrauen und streckte die Arme mit dem Tablett vor, auf dem sich in einem Eiskübel eine Flasche Champagner befand, daneben zwei Sektkelche.
»Aber … Sie haben doch Champagner bestellt, Sir«, versuchte er, sich zu rechtfertigen. »Um Punkt sieben Uhr sollte ich hereinkommen und dabei Ol’ Man River singen, so wurde es mir aufgetragen. Alles Gute zu Ihrem Geburtstag!« Er lächelte unsicher, räusperte sich und begann nun tatsächlich, das alte Liebeslied an den Mississippi anzustimmen.
Eine ungesunde Röte stieg über dem Hemdkragen von Petterson auf und breitete sich auf seinem feisten Gesicht aus wie Tinte auf Löschpapier. Mit geballten Fäusten stürmte er auf den Kellner zu, und als der erschrocken zurückwich, geriet ihm das Tablett aus der Balance.
Gläser und Eiskübel rutschten herunter und landeten zwischen den Männern auf dem Teppich. Die Flasche blieb ganz, die Gläser zersprangen, und Eiswürfel knirschten unter Pettersons Füßen.
»Raus! Sofort! Und wehe, ich bekomme deine Visage noch ein einziges Mal zu sehen, du Kretin! Du bist gefeuert, und wer auch immer diesen Mist verzapft hat, wird dir zügig folgen!«
Der Kellner hob die Hände und hielt dabei das Tablett wie einen Schild vor sich. »Schon gut, Sir, es tut mir leid – jemand muss sich einen Scherz erlaubt haben, und ich wollte wirklich nicht …«
»Verpiss dich endlich, ehe ich mich vergesse!« Drohend hob Petterson die Faust, und der Kellner wandte sich hastig zur Flucht. Eine Sekunde später war er im Korridor verschwunden, und Petterson drehte sich schwer atmend um.
»Himmel, ich fasse es nicht«, brummte er kopfschüttelnd. »Welcher Vollidiot ist bloß …« Verblüfft stellte er fest, dass das Mädchen wieder vollständig angekleidet vor ihm stand. Nicht nur das – jede Freundlichkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden und hatte grimmigem Zorn Platz gemacht.
»Du hast recht, Willy«, sagte sie und tippte ihm mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen die Brust. »Aber der Vollidiot bist wohl eher du! Glaubst du etwa, ich finde es lustig, wenn mir wildfremde Lakaien auf die Titten starren? Ist das deine Art von Humor? Dann verrate ich dir mal etwas: Ich kann darüber gar nicht lachen!«
Beschwichtigend hob er seine Hände und wollte sie ihr auf die Schultern legen, doch sie stieß sie brüsk zur Seite.
»Jetzt hör mal, Süße. Du musst mir glauben, ich habe nichts davon gewusst …«
»Aber sicher!«, giftete sie und verzog die Lippen zu einem humorlosen Lächeln. »Du bist der Boss von dem Schuppen hier, und trotzdem kommt einer deiner Angestellten einfach so rein marschiert, ohne anzuklopfen! Hältst du mich für so dämlich, dass ich dir das abnehme? Du hast ja nicht mal abgeschlossen!«
Petterson überlegte fieberhaft, ob sie damit recht hatte. Eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass er die Tür vorhin verriegelt hatte, doch beschwören konnte er es nicht.
»Na gut, du hattest deinen Spaß – wenn es das war, was du unter Spaß verstehst. Wünsche noch einen schönen Abend!« Ihre Blicke schienen Funken zu sprühen, als sie mit einer tiefen Zornesfalte über der Nasenwurzel an ihm vorbeirauschte und krachend die Tür hinter sich zuschlug.
Völlig perplex starrte Petterson auf das zitternde Türblatt, während seine Erektion zusammenschrumpfte und der Traum zerplatzte wie eine Seifenblase. Er sackte mit dem ausladenden Hintern auf dem Fußende des Bettes nieder und kratzte sich am Kopf.
Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Welcher hirnverbrannte Volltrottel hatte sich das ausgedacht? Wenn Herman Davis, der Portier und Chef des Hotelpersonals auf diese unselige Geburtstagsüberraschung gekommen war, durfte er sich morgen einen neuen Job suchen.
Petterson erhob sich und griff nach dem eleganten, maßgeschneiderten Jackett, das über der Stuhllehne hing. Grimmig schob er das Kinn vor und beschloss, sich sofort ins Foyer zu begeben, um dem Dilemma auf den Grund zu gehen.
Er hatte die Hand bereits auf dem Türknauf, als er spürte, dass etwas nicht stimmte. Das Jackett war zu leicht und wölbte sich nicht über dem Herzen.
Entgeistert fuhr er mit der linken Hand in die Innentasche und stieß scharf die Luft aus, als er feststellte, dass sie leer war.
Seine Brieftasche war verschwunden.
»Dieses ausgekochte Aas«, flüsterte er.
Er riss die Tür auf, sprang hinaus auf den Korridor, schnappte nach Luft, während sein Puls in bedrohliche Höhen schnellte und prallte gegen die gegenüberliegende Wand, bevor er sich taumelnd in Richtung der hinabführenden Treppe bewegte.
»Haltet sie …«, brachte er keuchend hervor. »Haltet … sie … auf …« Kurz vor der Treppe durchzuckte ein scharfer Schmerz seine Brust, und er griff sich ans Herz, bevor er auf die Knie fiel und mit hervorquellenden Augen zu Boden ging.
Herman Davis, der vom Tresen im Foyer aus den Zusammenbruch seines Arbeitgebers bemerkte, erkannte den Ernst der Lage sofort und schickte den Pagen los, um einen Arzt zu holen.
Die kompetente Hilfe des wenige Minuten später eintreffenden Doktors rettete dem Hotelbesitzer das Leben, doch nachdem Petterson sich halbwegs von dem Herzinfarkt erholt hatte und in der Lage war, den Diebstahl seiner wohlgefüllten Börse anzuzeigen, waren die junge Frau und der Kellner, der selbstverständlich nicht auf seiner Lohnliste stand, schon längst über alle Berge.
☆
»Dreihundertvierundzwanzig Dollar!« Norman Prentice pfiff leise durch die Zähne. »Nicht übel.«
Loretta, die neben ihm auf der Bank des Landauers saß, schmunzelte und griff in ihren Ausschnitt, um eine golden funkelnde Taschenuhr zwischen den Brüsten hervorzuziehen. »Und dieses Schmuckstück bringt mit Sicherheit noch mal achtzig weitere Greenbucks ein – oder was meinst du, Wiseman?«
Nathan Cole, den alle nur Wiseman nannten, lehnte sich aus dem Sattel seines Rappen, um die Uhr entgegen zu nehmen. Er ließ den Deckel aufschnappen, kniff das rechte Auge zu und taxierte den Zeitmesser ausgiebig.
»Hmm …«, brummte er gedehnt. »Die Kette ist nur vergoldetes Sterlingsilber, und die Uhr selbst nicht besonders gut verarbeitet. Bei Leuten, die sich auskennen, kriegen wir höchstens dreißig dafür. Aber vielleicht finden wir einen Dummen, der uns hundert zahlt.« Er schaute auf und zwinkerte Loretta verschmitzt zu. »Ihr wisst schon, der Trick mit der Tochter des verschuldeten Grafen aus Ungarn.«
Oscar, Normans Bruder, der gegen das Wagenrad des Landauers gelehnt eine Zigarette rauchte, nickte mit einem schiefen Grinsen. »Dafür müssten wir aber in ein Casino, und du hast selbst gesagt, dass alle lohnenswerten Spielhöllen in der Gegend bis auf weiteres verbrannte Erde sind.«
Wiseman zuckte die Achseln und warf die Uhr Norman zu, der sie geschickt mit der Hand auffing und in seiner Jacke verschwinden ließ.
»Ich schätze, Louisiana ist für uns inzwischen in Gänze verbrannte Erde, Freunde. Es wird Zeit, den Blick gen Norden zu richten.«
Loretta hob die Augenbrauen und schlang die Arme um ihre Schultern. »Damit meinst du aber nicht wirklich Norden, oder?« Theatralisch begann sie zu bibbern und mit den Zähnen zu klappern. »Da ist es kalt und regnet dauernd. Schon bei dem Gedanken daran bekomme ich einen Schnupfen.«
Norman lachte und rieb ihr über den Rücken. »Keine Sorge, Schwesterherz. Das wird uns Wiseman doch nicht antun wollen.«
Er warf ihrem Anführer einen neugierigen Blick zu. »Oder, Nat?«
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich hatte eher an Tennessee gedacht. Mildes Klima, wohlhabende Städte, und wenn wir dem Mississippi folgen, können wir in zwei Tagen zwei Staatsgrenzen hinter uns bringen.«
Oscar blickte wachsam in Richtung seines Anführers. »Wenn ich deine Miene richtig deute, hast du schon einen Plan in petto.«
Wiseman runzelte die Stirn. »Ich muss mir wohl Sorgen um mein Pokerface machen, Kleiner. Du scheinst in mir zu lesen wie in einem offenen Buch.«
»Nicht ganz.« Oscar grinste breit und warf seine Zigarette fort. »Du warst heute Morgen beim Telegrafenbüro und hast eine Nachricht erhalten. Willst du uns nicht verraten, was darin stand?«
Wiseman lächelte. »Sicher. Aber alles zu seiner Zeit.« Er warf einen Blick den Hügel hinab auf die Stadt, über der sich langsam die Dämmerung herabsenkte. »Jetzt sollten wir machen, dass wir davonkommen, bevor Mr. Petterson uns den Sheriff und seine Deputies auf den Hals hetzt, meint ihr nicht? Wenn wir uns beeilen, können wir heute Nacht noch Monroe erreichen.«
Gesagt, getan. Sie beeilten sich, über die Brücke bei Gallup den Red River zu überqueren und den Ort ihres jüngsten Coups hinter sich zu lassen. Als die Nacht hereinbrach, lagen bereits vierzig Meilen zwischen ihnen und dem beraubten Hotelbesitzer, und das Quartett der Betrüger begann, sich zu entspannen.
Die Prentice-Geschwister und Wiseman waren sich erst vor gut einem halben Jahr über den Weg gelaufen, doch die Umstände ihres Zusammentreffens hatten Loretta und ihre Brüder sofort davon überzeugt, wer zukünftig das Sagen hatte.
Vor Wiseman hatten sie sich für ausgekochte Schlitzohren gehalten. Bis der elegant gekleidete Mann mit der goldfarbenen Weste und dem weißen Stetson sie vorgeführt und gezeigt hatte, wer der wahre Meister war.
Loretta konnte bis zu diesem Tag noch nicht glauben, wie leicht es ihm gefallen war, sie hinters Licht zu führen. Ein Sheriffstern hatte gereicht, dabei waren diese Abzeichen aus Blech einfacher zu klauen oder zu fälschen als ein Silberdollar.
Dennoch hatten sich ihre Brüder fast in die Hosen gemacht, als Wiseman sie mit ihrer Beute in einer Gasse stellte und aufforderte, ihm das Geld und den Schmuck auszuhändigen. Er hatte nicht einmal seinen Revolver ziehen müssen, um Norman und Oscar zu überzeugen.
Es war schlicht seine autoritäre Ausstrahlung gewesen, die die Brüder eingeschüchtert und bewogen hatte, dem Befehl ohne Zögern Folge zu leisten.
Wiseman musste sie schon Stunden zuvor beobachtet haben, ohne dass sie ihn bemerkten. Er hatte dem Raubzug in aller Ruhe zugesehen und sie dann gestellt, als sie sich davon machen wollten.
Loretta hatte sich bereits auf einen langen Aufenthalt in der Haftanstalt von New Orleans vorbereitet, doch dann ließ Wiseman lachend die Bombe platzen.
»Ihr müsst noch einiges lernen, aber ihr habt Talent«, waren die Worte gewesen, die sie und ihre Brüder erst verblüfft erstarren ließen, bevor kurz darauf Erleichterung folgte.
Und Bewunderung für den Mann, der sie gefoppt hatte.
Seitdem waren sie erfolgreicher denn je gewesen, weil Wiseman so viel klüger und erfindungsreicher vorging, als es Loretta in ihren wildesten Fantasien erdenken konnte.
Seit Wiseman hatten sie dreimal mehr Beute gemacht als in den ganzen Jahren zuvor. Deshalb stellten weder sie noch Norman oder Oscar jemals eine Entscheidung des Chefs in Frage. Wenn Wiseman beschloss, dass Louisiana passé war, dann wurde darüber nicht diskutiert. Er wusste, was richtig war und hatte einen Plan für die Zukunft.
Wiseman hatte immer einen Plan. Und er war die Zukunft.
☆
»Hmmm«, flüsterte die Frau mit dem kupferfarbenen Haar. »Mach weiter, das fühlt sich toll an.«
Ihre Hände glitten zwischen ihre geöffneten Schenkel und streichelten dem Mann, der sich dort mit ebenso viel Können wie Hingabe der Aufgabe widmete, ihr seit geraumer Zeit recht eintöniges Liebesleben zu bereichern, den Kopf. Sie schloss die Augen und gab sich ganz den süßen Wonnen hin, die sich von ihrer Körpermitte aus wie ein milder Sommerwind in ihrem Körper ausbreiteten.
Es war schon lange her, dass sie sich das letzte Mal getroffen hatten, doch es hatte nur einige wenige Blicke gebraucht, bis sie sich ohne ein Wort darüber einig geworden waren, dass das Wiedersehen gebührend zelebriert werden sollte. Ein edles Dinner bei Kerzenlicht im besten Restaurant der Stadt, bei dem sie es tunlichst vermieden, den Grund seines Besuches auch nur zu erwähnen – stattdessen erzählten sie sich gegenseitig, wie es ihnen in der Zeit seit dem letzten Treffen ergangen war, und er schien die seltene Gelegenheit, offen über seine Aufträge sprechen zu können, durchaus zu genießen.
Doch als das Dessert gegessen und die Rotweinflasche geleert war, hatte er ihre Hand genommen und ihr tief in die Augen geschaut, während er fragte: »Zu dir oder zu mir?«
Sie hatte gelacht und die Augenbrauen gehoben: »Was glaubst du wohl? Bei mir dürfte es deutlich gemütlicher sein als in einem Hotelzimmer, oder nicht?«
Keine Viertelstunde war verstrichen, bis sie ihre Wohnung über dem Büro erreicht, sich ins Schlafzimmer zurückgezogen und ohne Umschweife ihrer Kleidung entledigt hatten.
In den dreißig Monaten hatte er nichts von seinen Talenten eingebüßt, und er ließ sich alle Zeit der Welt, um das unter Beweis zu stellen. Buchstäblich jeder Zoll ihres Körpers wurde von kundigen Händen erforscht, die seit langem verstummte Saiten in ihr zum Klingen brachten. Sie genoss die fast quälend langsame Steigerung ihrer Leidenschaft, bis irgendwann der Moment gekommen war, da sie nicht mehr warten, ihn in sich spüren wollte.
Er verstand die leisen Signale ihres Körpers, ohne dass sie etwas sagen musste, und als er endlich in sie eindrang, durchfuhr sie die Lust fast wie ein Blitzstrahl.
Auch seine Erregung war nun unverkennbar, und ihr Liebestanz wurde wilder, ungestümer, obwohl er immer noch an sich hielt, ihre Vereinigung offenbar bis zum letzten Moment auskosten wollte. Sie küssten sich, während ihre Körper, nun von der Hitze der Ekstase schweißbedeckt, sich innig aneinander schmiegten.
Schließlich war sie es, die spürte, wie sich der Höhepunkt unweigerlich näherte, einer Sturmwoge gleich auf sie zurollte, und als er bemerkte, wie ihre Atemzüge schneller und ihre Bewegungen heftiger wurden, gab auch er den Widerstand auf und ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
In nahezu perfektem Einklang erreichten sie den Gipfel der Leidenschaft und trieben darüber hinweg, bis sich selige Ermattung in ihren Körpern ausbreitete.
Nachdem einige Minuten verstrichen waren, in denen sie schweigend die Nachwehen der Lust genossen, richtete sich Lassiter ein Stück auf und faltete die Hände unter dem Nacken. Er warf der Frau an seiner Seite einen forschenden Blick zu und zwinkerte dabei.
»Also, Fabienne … so gern ich glauben würde, dass du mich nur kontaktiert hast, um mal wieder richtig Spaß zu haben, fürchte ich, der wahre Grund ist doch ein anderer.«
Fabienne Margaux seufzte tief und drehte sich auf den Bauch. Sie legte den Kopf in den Nacken und erwiderte Lassiters Blick mit einem schiefen Lächeln. »Du meinst, es ist an der Zeit, sich wieder dem Ernst des Lebens zuzuwenden?«
Er zuckte die Achseln und grinste. »Ich bin nur neugierig. Wir haben uns alle Mühe gegeben, das Thema nicht zu berühren, aber du bist immer noch die Kontaktperson der Brigade Sieben.«
»So ist es«, gab sie zu, streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen durch sein Brusthaar. »Was ja auch seine angenehmen Seiten hat. Aber es stimmt natürlich. Du bist hier, weil die Brigade einen neuen Auftrag für dich hat.«
Während sie sich auf den Rand des Bettes setzte, griff Lassiter nach der Messingdose auf dem Nachttisch, nahm einen Zigarillo heraus und zündete ihn an. Er blies den Rauch an die Decke und fragte: »Okay, worum geht es?«
Fabienne erhob sich, griff nach einem seidenen Morgenmantel und streifte ihn sich über den nackten Körper. Sie wandte sich wieder Lassiter zu. »Sagt dir der Name Fjodor Rosenberg etwas?«
Er überlegte einen Moment, bevor er den Kopf schüttelte. »Nie gehört.«
»Das ist nicht weiter überraschend. Der Mann hat dem Begriff »Diskretion« eine völlig neue Bedeutung verliehen. Was bei seiner Klientel durchaus nachvollziehbar ist.« Sie setzte sich wieder auf die Bettkante und sah Lassiter eindringlich an. »Rosenberg wird in gewissen Kreisen auch der Bankier der Banditen genannt.«
Lassiter hob die Augenbrauen. »Und das bedeutet?«
»Er wäscht blutiges Geld, Beute aus allen möglichen Verbrechen. Lösegelder für Entführungsopfer, geraubte Dollars von Überfällen, die Einnahmen aus Schutzgelderpressungen. Alles, was organisierte Banden so an illegalen Werten anhäufen, geht durch seine Hände und verwandelt sich auf wundersame Weise in rechtmäßige Besitztümer. Das können Landbesitz oder Wasserrechte sein, die Teilhabe an einem Saloon oder auch ein Frachtkahn.«
Lassiters Lippen kräuselten sich zu einer sarkastischen Miene. »Banditen werden zu Farmern oder Flussschiffern? Fällt mir schwer, das zu glauben.«
»Ganz so läuft es ja auch nicht«, entgegnete Fabienne. »Für die ehrliche Arbeit gibt es Strohmänner, aber den Großteil der Einnahmen kassieren die Gangster – nur dass es sich dabei dann um sauberes Geld handelt. Und im Nachhinein niemand mehr beweisen kann, woher die Summe mal stammte, mit der die Besitztümer erworben wurden.«
»Damit kommt Rosenberg durch? Irgendwann muss er das schmutzige Geld ja übernehmen, bevor er es investieren kann. Und dabei wurde er nicht einmal erwischt?«
»Wie gesagt, Diskretion ist quasi sein zweiter Vorname«, sagte Fabienne. »Er stellt sich äußerst geschickt an und ist so glatt wie ein Fisch. Obwohl man ihm seit geraumer Zeit auf der Spur ist, konnte bisher nicht der geringste Beweis gefunden werden. Seine eigenes Geldhaus befindet sich in Memphis, aber er arbeitet mit mindestens einem halben Dutzend anderer, ähnlich zweifelhafter Banken zusammen, zwei davon auch drüben in Mexiko.«