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Allein gegen die Meute
Regenschwere Wolken zogen über die Plains in Richtung Osten; von Westen her klarte der Himmel auf. Zaghaft bahnten sich die Sonnenstrahlen ihren Weg zur Erde und wanderten auf ein Gebäude zu, das wie ein einsames Relikt aus vergangenen Zeiten in der Grassteppe aufragte.
O'Shannons Place, ging es Lassiter durch den Kopf. Treffpunkt für Räuber, Mörder und anderes lichtscheues Gesindel. Ein Sternträger, der es wagte, seinen Fuß dort hineinzusetzen, hätte sich auch gleich selbst erschießen können.
Lassiter ritt weiter. Die Pferde der Männer, die er verfolgte, standen aufgereiht am Hitchrack.
Die Jagd ging zu Ende. Und die Hölle wartete bereits auf frische Seelen.
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Allein gegen die Meute
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8503-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Allein gegen die Meute
Regenschwere Wolken zogen über die Plains in Richtung Osten; von Westen her klarte der Himmel auf. Zaghaft bahnten sich die Sonnenstrahlen ihren Weg zur Erde und wanderten auf ein Gebäude zu, das wie ein einsames Relikt aus vergangenen Zeiten in der Grassteppe aufragte.
O’Shannons Place, ging es Lassiter durch den Kopf. Treffpunkt für Räuber, Mörder und anderes lichtscheues Gesindel. Ein Sternträger, der es wagte, seinen Fuß dort hineinzusetzen, hätte sich auch gleich selbst erschießen können.
Lassiter ritt weiter. Die Pferde der Männer, die er verfolgte, standen aufgereiht am Hitchrack.
Die Jagd ging zu Ende. Und die Hölle wartete bereits auf frische Seelen.
Dunkle Schatten und helle Lichttupfen glitten über den Erdboden und die Holzwände des Saloons. Es würde noch eine Weile dauern, bis der strahlendblaue Himmel sein Territorium zurückerobert hatte. Gegenwärtig war es noch ein Wechselspiel von Wolken und Wolkenlöchern. Ebenso schickte der Wind unregelmäßig leichte Böen.
Etwa fünfzig Yards vor O’Shannons Place saß Lassiter ab und führte seinen Grauschimmel auf das Gebäude zu. Er hatte keine Ahnung, wie viele Gegner auf ihn warteten, denn außer den Gesuchten mochte noch eine Menge weiterer Halunken und Galgenstricke vor Ort sein. Und auch, wenn sie sich untereinander nicht grün waren, würden sie doch zusammenhalten, sobald es gegen einen der ihren ging.
Lassiters leinte sein Pferd an. Geschmeidig glitt seine Rechte hinab zum Holster und legte sich auf den Griff seines Remingtons. Zwei Finger führte er in die Revolvertasche ein und spürte den von der Tageshitze erwärmten Stahl seiner Waffe. Sie würde zuverlässig wie immer sein, besaß jedoch keine Schnellwechseltrommel. Einmal leergeschossen, würde Lassiter keine Gelegenheit mehr erhalten, die Kammern nachzufüllen.
Es musste schnell gehen. Schnell und präzise. Einen Patzer durfte er sich nicht erlauben, denn das hätte unweigerlich seinen Tod zur Folge gehabt. Und wie sich die Lage im Moment darstellte, konnte er das Überraschungsmoment ohnehin vergessen.
»Der Kerl ist irgendwo da draußen!«, drang es dumpf an Lassiters Ohren. »Hat sich seit Sun City nicht abschütteln lassen.«
Das helle Klacken von mindestens einem halben Dutzend Repetierbügeln ertönte. »Du machst dir zu viele Gedanken, Mick. Soll er nur kommen! Wir bereiten ihm einen heißen Empfang.«
Lautlos huschte Lassiter zu einem Fenster und schaute vorsichtig um die Ecke. Der Vorhang vor den Scheiben war nur spaltbreit geöffnet und erlaubte es nicht, sich einen Überblick zu verschaffen, mit welcher Anzahl von Gegnern zu rechnen war. Das Einzige, was der Brigade-Agent erkennen konnte, waren zwei abgerissene Gestalten, die am Boden knieten und ihre Rifles auf den Eingang gerichtet hatten.
Damned!, fluchte Lassiter in sich hinein. Mit seinem Remington stand er nahezu auf verlorenem Posten. Ursprünglich hatte er vorgehabt, die Vordertür aufzustoßen und gezielt die Kerle, die bei ihrem Banküberfall in Sun City ein Massaker angerichtet hatten, niederzustrecken. Doch offensichtlich hatten sich sämtliche Ganoven verbündet, um ihn fertigzumachen. All seine Erfahrung aus tausend und mehr Kämpfen würde Lassiter gegen diese Übermacht nichts nützen.
Die Herdentiere mussten voneinander getrennt werden. Das war die einzige Chance, den Auftrag zum Abschluss zu bringen.
Lassiter nahm zwei faustgroße Steine in die Hände und pirschte geduckt ein paar Yards zurück. In seiner jetzigen Position hatte er freien Blick auf das Seitenfenster und die Eingangstür. Mit links holte er aus und warf. Gleich darauf warf er auch den Stein in seiner Rechten.
Berstend zersplitterte eine Scheibe; ein dumpfer Knall erschütterte die Bohlen der Fronttür.
Nur einen Lidschlag später donnerten Revolver und Gewehre. Kugeln hackten in das Holz der Tür und durchschlugen es. Aus dem Fenster stachen grelle Mündungsblitze.
Lassiter machte einen Satz voraus und katapultierte sich unter das Fenstersims. Er hörte noch, dass die Eingangstür aufgestoßen wurde und polternde Schritte ertönten. »Den Drecksack mache ich fertig!«, kreischte eine hasserfüllte Stimme.
Wieder nahm Lassiter zwei Steine zur Hand und erreichte die Rückseite des Gebäudes. Mit kraftvollen Würfen zerschmetterte er auch dort die Scheiben.
»Das ist mehr als einer!«, gellte irgendwo ein Kerl. »Die haben uns umzingelt!«
»Blei sollen sie fressen!«, schrie ein anderer. »Das ist unser Revier!«
Lassiter sprang nach vorn und wurde von der Wand des Saloons gestoppt. Blitzschnell zog er seinen Remington, als der erste Schatten neben ihm auftauchte. Er zog den Stecher seiner Waffe durch und riss einen Ganoven, der in hoffnungsloser Selbstüberschätzung um die Ecke gestürmt kam, von den Beinen.
Sofort war ein Zweiter heran, feuerte seinen Colt ab und brach röchelnd zusammen, als Lassiters Kugel ein Loch in seine Brust hackte. Aus seinem Mund sprudelte Blut und tränkte den Staub unter seinem Gesicht.
Über dem Brigade-Agenten erschien ein Gewehrlauf in dem zerborstenen Fenster. Lassiter packte zu und zerrte den Mann durch die zersplitterte Scheibe. Kopfüber stürzte er zu Boden und erhielt einen derben Tritt gegen seinen Hals, der ihm das Genick brach.
Lassiter steckte seinen Revolver ein und entwand dem Toten die Rifle. Beim ersten Geräusch in seinem Rücken wirbelte er herum und feuerte in den Mündungsblitz, der ihm entgegenstach. Der Schrei des Getroffenen ging einher mit einem sengenden Bleigeschoss, das an Lassiters Wange vorbeiwischte. Er kreiselte auf dem Absatz nach rechts, jagte gleich drei Kugeln aus dem Magazin und schoss zwei Angreifer über den Haufen.
Länger konnte er seine Stellung jedoch nicht halten. Das Stampfen von Stiefeln kündigte eine Horde zu allem entschlossener Schießer an.
Lassiter erklomm das Fenstersims und stieg in O’Shannons Place ein. Noch ehe seine Füße den Boden erreichten, schoss er aus der Hüfte auf zwei Kerle, die sich hinter dem Tresen verschanzt hatten, verschaffte sich zwei, drei Sekunden Aufschub und ließ sich bäuchlings auf die Dielen fallen. Das Gewehr längs gegen seine Brust gedrückt, rollte er seitwärts, bis er gegen die Fußablage der Theke stieß.
Über ihm tauchte ein Revolver auf, gefolgt von einem Gesicht, das augenblicklich verschwand, als Lassiter durchzog.
Blutsprenkel regneten auf ihn herab; das kehlige Organ eines Mannes krächzte: »Flint! Nein!« Auf der Stelle knallte der massige Körper des Rufers auf den Tresen und wollte Lassiter von oben herab wie einen räudigen Hund abknallen. Der Brigade-Agent fuhr in die Höhe, packte den Arm mit der auf ihn gerichteten Waffe und riss daran.
Gurgelnd flog der Angreifer in den Schankraum und krachte auf seinen Rücken. Behände wollte er aufspringen, verdrehte jedoch nur noch die Augen, als eine Kugel seine Stirn durchschlug.
»Bastard!«, kam es vom Eingang. Zwei Colts brüllten auf. Über die Thekenplatte raste eine Einschussspur auf Lassiter zu und zersplitterte Gläser und Flaschen.
Der große Mann zog den Kopf ein, setzte nach vorn und wirbelte um den Tresen. Noch im Fallen repetierte und schoss er. Die Kugeleinschläge tanzten über die Stiefel seines Gegners und brachten ihn aufschreiend zu Fall. Für den finalen Schuss zog Lassiter durch, doch der Hammer schlug ins Leere. Und hinter dem Getroffenen erschienen bereits zwei weitere Schützen, die gnadenlos auf Lassiter anlegten.
Heiß stach der Schmerz in seine rechte Brusthälfte und die Schulter. Er wurde zurückgeschleudert und verlor sein nutzloses Gewehr. Instinktiv zuckte seine Rechte zum Holster und riss den Remington hervor, gab drei Schüsse ab, die sich wie einer anhörten, und warf sich seitlich vor den Tresen. Die Todesschreie seiner Widersacher bezeugten, dass er getroffen hatte, doch einen entscheidenden Vorteil schien er nicht errungen zu haben. Anhand der massenhaften Schrittgeräusche vor der Tür wurde ihm klar, dass die Meute gleich über ihn herfallen würde.
Lassiter glaubte, seinen Remington noch nie so schnell wie in diesen Augenblicken nachgeladen zu haben. Er ignorierte die Schmerzen seiner Schusswunden, blinzelte die Benommenheit beiseite und fuhr in die Höhe. Seine Reflexe waren so gut wie nicht beeinträchtigt. In Bruchteilen von Sekunden erfasste er die Lage, nahm den ihm am gefährlichsten erscheinenden Gegner aufs Korn und drückte ab.
Der Kopf des Mannes flog in einer Blutfontäne in den Nacken. Die Männer an seiner Seite starben kaum eine Sekunde später. Erst das Spannen eines Abzugs in seinem Rücken zeigte Lassiter, dass er übereilt gehandelt hatte. Scharf stach der Schmerz zwischen seine Schulterblätter und drohte, ihm das Bewusstsein zu rauben.
Er tauchte ab, schwenkte jedoch mit schier übermenschlicher Kraft zur Seite und ließ seinen Remington sprechen. Der Kerl, der auf der Fensterbrüstung hockte, griff sich ans Herz und fiel vornüber. Mit seinem Schädel prallte er auf die Dielen und regte sich nicht mehr.
»So ein Pech!«, höhnte eine unangenehme Fistelstimme. »Du hast meinen Laden in eine Geisterbude verwandelt – und jetzt bläst dir ausgerechnet der Barkeeper die Birne weg.« Behäbig kam ein Schwergewicht heran, so breit wie hoch, dazu ein Bauch, der sein verschwitztes Hemd zu sprengen drohte. In den kleinen Augen des Mannes lag ein bösartiges Funkeln, als er die Hähne seiner doppelläufigen Schrotflinte spannte.
Lassiter saß schwankend in der Hocke, den Rücken gegen die Theke gestemmt. Seine Finger verkrampften sich, und der Remington in seiner Faust zitterte. Er wusste nicht, ob er die Kraft finden würde, den Stecher durchzuziehen.
»Ich möchte es auskosten, dich vor meiner Flinte zu haben«, sagte O’Shannon. »Ich will die Angst in deinen Augen sehen, bevor ich dir deinen Schädel wegschieße.« Lachend fügte er hinzu: »Was für ein harter Bursche. Du kannst nicht mal mehr dein Schießeisen festhalten …«
Aus blutunterlaufenen Augen sah Lassiter sein Gegenüber an. »Das ist auch nicht nötig!« Mit einer Bewegung, der man kaum zu folgen vermochte, schleuderte der Brigade-Agent seinen Remington von sich. Kaum krachte er dem Dicken gegen die Stirn, riss der seine Shotgun im Reflex hoch und feuerte beide Läufe ab.
Unter Aufbietung all seiner Kräfte federte Lassiter in die Höhe und schmetterte dem wankenden Koloss seine Faust gegen die Nase. Dann entwand er ihm das Schrotgewehr und zog ihm den Kolben über den Hinterkopf.
»Angenehme Träume«, brummte er vor sich hin und ging die Leichen ab. Unter ihnen waren die drei Bankräuber aus Sun City. Und kaum hatte er die Bestätigung, dass seine Mission erfolgreich abgeschlossen war, da erfasste ihn Schwindel. Rasch stützte er sich an einem Tisch ab und bemerkte, dass sein Zustand sich stetig verschlechterte. Das Pochen, Brennen und Stechen der Wunden wurde übermächtig. Lassiter benötigte dringend einen Arzt, sonst würde er die kommenden vierundzwanzig Stunden nicht überleben.
Mit Mühe schleppte er sich zu seinem Grauschimmel, schaffte es nach geraumer Zeit, sich in den Sattel zu hieven und klappte über dem Hals des Tieres zusammen. Er merkte noch, dass es sich in Bewegung setzte, war aber nicht mehr in der Lage, die Richtung vorzugeben.
☆
Inbrünstig stöhnte Abigail Connor auf, als der Pint ihres Freiers in sie eindrang. Wie von selbst begann sie mit rhythmischen Bewegungen und schloss dabei die Augen. Das tat sie jedoch nicht vor Wonne, sondern weil ihr der Mann unheimlich war. Sie wollte sein Gesicht nicht sehen, während er sich über sie beugte und wie eine Maschine in sie hineinstieß.
Er hieß Chase Williams und hatte tatsächlich die Höflichkeit besessen, sich vorzustellen. An der Richtigkeit des Namens zweifelte Abigail nicht, was bei »Miller« oder »Smith« anders gewesen wäre. Letztlich aber interessierte sie sich nicht für den Namen, sondern für die Dollars, die ihre gespreizten Schenkel ihr einbrachten.
»Du fühlst dich gut an«, raunte Williams kurzatmig. »Obwohl du eine Hure bist, bist du mit Leib und Seele bei der Sache.«
Abigail zog ihre Schenkel zusammen. Je eher der Kerl fertig war, desto schneller würde er wieder gehen. Sein Atem stank nach einer Melange aus unverdautem Fleisch und billigem Fusel. Die Dirne warf ihren Kopf zur Seite, um dem Geruch zu entgehen und heuchelte Lüsternheit. »Nimm mich, Chase!«, stöhnte sie ekstatisch. »Gib mir deinen Saft!«
»Nur zu gern!«, röchelte ihr Kunde und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. »Allerdings mag ich die etwas rauere Gangart!«
Abigail Connor schrie auf und zuckte zusammen. »Bist du verrückt geworden?«, stieß sie ungläubig aus und versuchte, sich von dem Mann zu lösen.
»Ich mag es, wenn Weiber wie du sich wehren …« Erneut holte er aus, wurde aber von Abigail gestoppt, die beide Arme hochriss und seinen Schlag blockte.
»Mieser Schläger! Verschwinde aus meinem Bett, bevor ich dir die Eier abreiße!« Hektisch begann die Liebesdienerin zu strampeln und sich aus dem Griff zu befreien, mit dem Williams ihre Handgelenke gepackt hielt.
»Du machst mich nur noch schärfer, verdammtes Luder! Wehr dich, dann macht es mir erst richtig Spaß!«
Wütend stieß Abigail mit ihrem Knie in Williams’ Seite. Der hatte die Attacke nicht erwartet, geriet ins Wanken, konnte seinen Sturz aber auf dem Ellbogen abfangen. Seine ausgestreckte Linke wischte durch die Luft, verfehlte die Dirne jedoch, die sich flugs aus dem Bett rollte und zur Tür lief.
»Abe!«, schrie sie, drehte den Knauf und zerrte die Tür ins Zimmer. »Abe, verdammt! Ich hab Ärger!«
»Du kleine Schlampe!«, zischte Chase Williams und spurtete vor. Mit unnachgiebigem Griff nahm er Abigail in die Mangel. »Du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast!«
»Aaaaabe!« Abigail Connors Schrei ging in einem Röcheln unter. Williams würgte sie und verdrehte ihr den linken Arm auf den Rücken.
»Halt’s Maul, verfluchte Hure!«, schimpfte er und schleuderte sie von sich. Abigails Unterschenkel krachten gegen das Bettgestell, sodass sie ihr Gleichgewicht verlor und rücklings auf der Matratze landete.
Und da war Abe heran, ein Mann, der aus zweihundert Pfund Eisen zu bestehen schien. Seine Rechte schoss vor und katapultierte Chase Williams quer durch den Raum. Dem Knacken von Kieferknochen folgte ein schmetternder Aufschlag. Williams bekam Abigails Fessel zu packen, zerrte sie unsanft vom Bett und schlang seinen Arm um ihren Hals. »Ich kann einstecken«, presste er hervor, »aber ich kann auch austeilen. Komm mir zu nahe, und du wirst nur noch das Brechen des Genicks dieser Frau hören!«
Wild schlug Abigail um sich, hatte jedoch keine Chance, sich aus der Umklammerung zu befreien. Abe stand unschlüssig da, spannte seine Muskeln an und ballte die Fäuste.
»Schon besser«, versetzte Williams. Demonstrativ drückte er zu und entlockte Abigail einen Schmerzensschrei. »Ich werde euch jetzt verlassen und nicht einen Penny bezahlen!« Rüde drückte er Abigail aufs Bett und langte nach seinem Revolvergurt, der über einer Stuhllehne baumelte. Blitzschnell zog er den Colt aus seinem Holster und nahm Abe ins Visier.
»Hauen Sie schon ab!«, entfuhr es dem Bordellinhaber. »Und lassen Sie sich nie mehr bei uns blicken!«
Chase Williams grinste. »Dein Hammerschlag schickt einen Mann normalerweise ins Reich der Träume, was? Aber bei mir beißt du auf Granit! Verzieh dich auf den Flur! Mit diesem Flittchen habe ich schon genug zu tun, ohne dass ich mich auch noch um dich kümmern muss.«
Widerwillig wich Abe zurück, hielt sich aber bereit. Williams machte es nichts aus. Er zog sich die Hose hoch, setzte den Bowler auf sein schlohweißes schulterlanges Haar und drückte Abigail den Lauf seiner Waffe in den Nacken. »Ich könnte dich abknallen, Dreckstück«, fauchte er gedämpft, »und nicht einmal dieses Tier auf dem Flur könnte etwas dagegen tun. Aber ich habe andere Pläne mit dir. Kein Weibsstück behandelt mich wie einen Aussätzigen. Du wirst dich noch an mich erinnern …«