Lassiter 2464 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2464 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Lassiter und die Moonshine-Ranch

Der Zug der Canadian Pacific rollte grollend über den Cheyenne River und fuhr in eine langgezogene Kurve. Er hatte fünftausend Bisonschädel geladen, die in Chicago zu Ackerdünger zermahlen werden sollten.
"Wird 'ne ruhige Nacht!", meinte Joe Ruskin und regulierte den Dampfdruck nach. "Hätten uns keinen Wachhund mitschicken müssen."
Der Heizer hinter Ruskin setzte die Schaufel ab und sah zu dem Bewaffneten hinauf, der auf dem Dach des vordersten Güterwaggons patrouillierte. Er wippte unschlüssig mit dem Kopf. "Weiß nicht, Joe, weiß nicht! Bin froh über den Kerl!"
Unter der Lokomotive quollen weiße Dampfschwaden hervor, die den Männern eine Weile die Sicht nahm. Sie zerstoben zu geisterhaften Schleiern und flohen in die Nacht hinaus ...

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Lassiter und die Moonshine-Ranch

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8736-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lassiter und die Moonshine-Ranch

Der Zug der Canadian Pacific rollte grollend über den Cheyenne River und fuhr in eine langgezogene Kurve. Er hatte fünftausend Bisonschädel geladen, die in Chicago zu Ackerdünger zermahlen werden sollten.

»Wird ’ne ruhige Nacht!«, meinte Joe Ruskin und regulierte den Dampfdruck nach. »Hätten uns keinen Wachhund mitschicken müssen.«

Der Heizer hinter Ruskin setzte die Schaufel ab und sah zu dem Bewaffneten hinauf, der auf dem Dach des vordersten Güterwaggons patrouillierte. Er wippte unschlüssig mit dem Kopf. »Weiß nicht, Joe, weiß nicht! Bin froh über den Kerl!«

Unter der Lokomotive quollen weiße Dampfschwaden hervor, die den Männern eine Weile die Sicht nahm. Sie zerstoben zu geisterhaften Schleiern und flohen in die Nacht hinaus …

Der Schimmel von Martha Vance blies vor Erschöpfung die Nüstern auf, als sich die Banditin vom Sattel schwang und dem schweißnassen Tier den Hals tätschelte. Sie hatten gemeinsam fast zwanzig Meilen hinter sich und waren wie die übrigen Amazonen zumeist galoppiert. Der Mond stand inzwischen weit über dem Horizont.

»Moonshine«, sagte Martha und streichelte den Schimmel hinter den Ohren. »Wie die gottverdammte Ranch will ich dich nennen.«

Die anderen Frauen hatten ebenfalls abgesattelt und zogen die Gewehre aus den Futteralen. Sie hatten diesem Tag wie keinem zweiten entgegengefiebert, und Martha hatte ihre Begeisterung nicht gedämpft. Sie sollten die Genugtuung bekommen, nach der sich jede Einzelne von ihnen sehnte.

»Hört zu!«, rief Martha und holte die Frauen mit einem Wink zusammen. Sie blickte in die ernsten Mienen ihrer Gefährtinnen. »Sie haben zwei Patrouillen auf den Zug geschickt. Einer bewacht die Lokomotive vom ersten Wagen aus, ein zweiter die Frachtwagen im hinteren Drittel.«

»Knallen wir sie runter!«, preschte Lucy vor, die einen Silberring in der Nase trug. Sie ballte die Faust und heischte bei den übrigen Banditinnen Beifall. »Einer kriegt die Kugel in die Stirn, der andere in die Brust. Mit zwei Portiönchen Blei schaffen wir uns Ruhe!«

Zweifelnd schüttelte eine Hälfte der Frauen den Kopf, während die übrigen Banditinnen Lucy auf die Schulter klopften. Sie richteten die Blicke auf Martha, die sich ratlos gegen den Sattel ihres Schimmels lehnte.

»Sollen wir alle am Galgen enden?«, fragte Martha und sah ihre Amazonen der Reihe nach an. Sie kannte jedes einzelne Gesicht so gut, dass sie es hätte aus dem Gedächtnis malen können. »Ihr seid zu blutrünstig, Mädchen. Sie begreifen unsere Botschaft, ohne dass wir einen von ihnen töten.«

»Sie sind Bastarde!«, widersprach eine gertenschlanke Ostküstenbewohnerin mit dem Namen Tammy. Sie hatte den Mädchen auf der Ranch Whitman-Verse vorgetragen. »Sie lernen nur, wenn man ihnen die verdammten Eier abschneidet.«

Unter der Hälfte der Frauen brach wildes Gejohle aus, dem das Getuschel derjenigen folgte, die auf Marthas Seite waren. Sie redeten auf Lucy und ihre Anhängerinnen ein. »Lasst euch doch etwas sagen! Martha kennt Dakota! Sie will euch den Hals retten!«

Ein Pfiff aus der Ferne beendete den Streit der Frauen.

Die Banditinnen sprangen in die Sättel zurück und ritten über die Hügel zum Cheyenne River hinunter. Sie blieben dicht beieinander und starrten zu dem Canadian-Pacific-Zug, der langsam die Eisenbahnbrücke von Fort Point überquerte. Die Waggons waren – so hatte Martha aus Chicago erfahren – bis unters Dach mit Bisonschädeln beladen.

»Stinny! Nettie!«, flüsterte Martha und stieß die beiden Schwestern an. Sie hatten ihre blonden Zöpfe beide mit einem Stück Korkholz zusammengebunden. »Ihr haltet uns im Millshell-Becken den Rücken frei, klar? Keine wilden Schüsse! Die Wachen übernehmen Lucy und Tammy!«

Der Zug fuhr in die weite Kurve ein, von dem das Millshell-Becken im Nordwesten begrenzt wurde, und verschwand in einer Senke. Er verlangsamte vor der hölzernen Flutbrücke im Becken und nahm dahinter wieder Fahrt auf.

Die Bewaffneten auf den Eisenbahnwaggons lümmelten müde auf ihren Gewehren.

Sie waren von der Canadian Pacific Railway angeheuert worden, nachdem der letzte Überfall der Martha-Vance-Bande vier Tote gefordert hatte. Die Männer waren im Kugelhagel von Lucys Frauen gestorben, die routiniert ihre Magazine geleert hatten, als der Lokführer angesichts der »Banditen in Röcken« höhnisch gefeixt hatte. Vor Martha hatte sich Lucy später mit ihrem feurigen Temperament gerechtfertigt, doch das war nur die halbe Wahrheit gewesen.

Solch ein Blutbad durfte sich nicht wiederholen.

»Aye, Captain!«, rief Lucy und setzte sich mit ihren Reiterinnen ein Stück ab. Sie galoppierten durch das brusthohe Präriegras und hielten auf das Eisenbahngleis diesseits des Flusses zu.

Die restlichen Frauen schlossen sich Martha an.

Keine von ihnen war eine resolute Wortführerin wie Lucy, die es verstand, einen Aufruhr nach dem anderen anzuzetteln. Die meisten Frauen in Marthas Gefolge waren Schiffbrüchige. Sie waren Witwerinnen oder von Männern verlassen worden, die sich an den Börsen verspekuliert oder im Frachtgeschäft heillos verschuldet hatten.

»Martha!«, rief Clara plötzlich halblaut. Sie lispelte und hatte große hellbraune Augen. »Dort vorn! S-s-sie sehen uns!«

Die Männer auf den Dächern der Eisenbahnwagen waren in die Hocke gegangen und luden ihre Gewehre durch. Sie hatten Lucy und ihren Trupp erspäht, der sich bis hundert Yards an den Schienenstrang herangepirscht hatte. Die Frauen bemerkten nichts von der drohenden Gefahr.

»Vorwärts!«, schrie Martha und gab dem Schimmel die Sporen. Sie würde diese Bande der Witwen und Verlassenen nicht von zwei dahergelaufenen Revolverschwingern zusammenschießen lassen. »Nettie! Vergesst das Millshell-Becken! Wir knöpfen uns die Schweinepriester jetzt vor!«

Das laute Schlachtgeheul der Frauen, die wie angreifende Indianerkrieger aus voller Kehle schrien, schallte weithin über die vom Wind zerzauste Prärie. Es erreichte den Lokführer auf dem Canadian-Pacific-Zug, der sich aus Furcht im Führerstand verkroch, und den Heizer, der Hals über Kopf die Schaufel vom Kohletender warf und in die Dunkelheit sprang.

Es war der Ruf der Moonshine-Amazonen.

Der gedeckte Proviantwagen der Brickey Trade Co. fuhr mit knarrenden Rädern auf Fort Hamilton zu und hatte seit Stunden keinen Halt eingelegt. Das Fuhrwerk steuerte ein verschlafener Kutscher namens Todd Douglas, der sich nicht um die beiden Passagiere auf der Ladefläche scherte. Er hatte vier Dollar für diese Gefälligkeit erhalten.

»Rutsch herüber!«, flüsterte Cady Miller und raffte den Rock. Sie saß auf einem Fass eingelegter Gurken und grinste den Mann der Brigade Sieben an. »Du sitzt nicht in der Sonntagsschule mit mir. Du kannst mich anfassen, mein Lieber.«

Mit einem schiefen Lächeln wandte sich Lassiter zu der Dirne um, die ihm Douglas in Hudsonville vermittelt hatte. Das Mädchen war aufgeweckt und klug und hatte offenkundig nicht die Absicht, das Geschäftliche länger als nötig warten zu lassen. »Aus welchem Grund hast du es so eilig? Es sind noch zwei Stunden bis zum Fort.«

»Höchstens noch eine!«, widersprach Cady und streifte sich das Kleid über den Kopf. Sie trug ein besticktes Mieder aus schwarzem Jerseystoff darunter. »Du willst etwas bekommen für deine Dollars, oder nicht?«

Sie hatten sich auf zehn Dollar für die ganze Fahrt nach Fort Hamilton geeinigt, wodurch Cady erheblich mehr verdiente als im Saloon von Hudsonville. Den Lohn hatten sie bei einem Glas Kentucky-Bourbon besprochen; im Hintergrund hatten ein Piano Yellow Rose of Texas gespielt und ein Cowboy aus Kansas dazu gesungen.

Eine Stunde zuvor war das Telegramm aus Washington eingetroffen.

Das Hauptquartier hatte Lassiter einen Auftrag angekündigt und seinem Agenten einen Mittelsmann in Fort Hamilton genannt, der ihn über sämtliche Einzelheiten in Kenntnis setzen würde. Die Reise zum Fort sollte unter strikter Geheimhaltung geschehen.

Letztlich war Cady nur Lassiters Tarnung.

Er hatte sich vor den Kutschern der Brickey Trady Co. als versoffener Hurenbock ausgegeben, der es keine halbe Meile ohne Whiskey und Weiberschoß aushielt. Die Männer hatten gefeixt und ihn zu Cady in Spalding’s Saloon geschickt. Der Gierigste unter den Männern war Todd Douglas gewesen, der nun auf dem Kutschbock saß.

»Was ist nun?«, fragte Cady und schwang eines ihrer schlanken Beine über Lassiter. Sie rieb sich an seinem Unterleib und fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. »Ein Schwerenöter wie du zaudert doch nicht?«

Stumm schnürte Lassiter die schwarze Korsage auf, die Cadys Brüste gefangen hielt, und legte das Kleidungsstück beiseite. Er umschlang die schlanke Taille der Dirne mit einem Arm und drückte seine Geliebte auf die Proviantvorräte hinunter.

»So gefällt’s mir schon besser!«, stöhnte Cady und spreizte bereitwillig die Beine für ihn. Sie war von Lassiters plötzlich erwachter Leidenschaft so überrascht wie angetan. »Aber gib acht, dass der Kutscher nichts mitbekommt!«

Die nächste Stunde trieben sie es auf den Säcken voll Weizen und Mais, die ein bequemeres Bett abgaben, als Cady zuvor befürchtet hatte. Der Planwagen schaukelte über die Ebene, die sich zwischen dem Fort und den angrenzenden Hügeln erstreckte, und gab den Takt für Lassiters harte Stöße vor.

»O Lassiter!«, hauchte Cady leise nach einer Weile. Sie lag nackt und bäuchlings auf der Proviantladung. »Du nimmst mich härter ran als mancher Kerl in Hudsonville!«

Die letzte Frau, mit der Lassiter im Bett gewesen war, hatte ihm nur ein Hotelzimmer in Rapid City überlassen wollen. Sie hatte eines Abends an der Bar gestanden und von ihrem Bruder erzählt, der in die Black Hills gezogen und all seines Geldes beraubt worden sei. Noch in derselben Nacht hatten Lassiter und sie miteinander geschlafen.

»Dreh dich um!«, befahl Lassiter und streifte sein Hemd ab. Er sah zu seinem Holster mit dem .38er Remington darin, das er vor dem Rendezvous abgelegt hatte. »Ich will dich von hinten.«

Geschwind kam Cady seinem Wunsch nach, nicht jedoch, ohne vorher einen langen Kuss von ihm zu fordern. Sie schmiegte sich an seinen Oberkörper, griff mit einer Hand nach seinem steifen Pint und massierte ihn lustvoll. »Du hättest auch in Hudsonville deinen Spaß mit mir gehabt.«

»Hudsonville ist zu neugierig«, erwiderte Lassiter und beugte sich über Cady. Er drang zärtlich in sie ein und schloss vor Genuss die Augen. »Der Kutscher wird niemandem etwas erzählen.«

»Solange du ihn gut bezahlst!«, seufzte Cady und ließ sich auf die Jutesäcke sinken. Sie krallte die Nägel in Lassiters Rücken und kratzte zwei blutige Schlieren in die Haut. »Jetzt mach weiter! Lass mich nicht warten!«

Ganz ohne einen Laut liebten sie sich dennoch nicht.

Je näher Cady ihrem Höhepunkt kam, desto lauter stöhnte sie ihre Begierde heraus. Sie warf den Kopf von einer Seite auf die andere, stemmte sich mit beiden Armen gegen Lassiters Brust, als wollte sie ihren Liebhaber von sich stoßen, und zog ihn sogleich wieder zu sich heran. Sie rekelte sich nackt und mit katzenhafter Geschmeidigkeit.

»Jetzt!«, presste Cady durch die Zähne und keuchte vor Ekstase. »Mir kommt’s, Lassiter! Mir kommt’s!«

Länger wollte sich auch Lassiter nicht zügeln.

Er stieß einige Male grob und mit Kraft zu und ließ sich erschöpft neben Cady auf die Weizensäcke fallen. Er blickte an die schwankende Planendecke, die von rostigen Stahlbögen gehalten wurde.

»Noch zwei Meilen!«, rief Douglas vom Kutschbock aus und grunzte verächtlich. »Beim nächsten Mal will ich zwei Dollar mehr! Krieg’ ja den Riemen nicht mehr schlaff bei solch ’nem Gestöhn!«

Die Dirne sah zu Lassiter und unterdrückte ein Lachen. Sie strich sich das dunkelblonde Haar aus dem Gesicht und angelte mit einer Hand nach ihrer Korsage. »Du wirst in Fort Hamilton deine Freude mit ihm haben. Er ist ein ziemlicher Griesgram.«

Lassiter hielt den Blick hinauf zur Plane gerichtet. »Ich habe nicht die Absicht, mit ihm zurück nach Hudsonville zu fahren. – Wie kommst du zurück?«

»Für eine Frau ist Fort Hamilton ein Paradies«, meinte Cady und bedeckte mit der Korsage ihren blanken Busen. »Fast fünf Dutzend Soldaten, die keinen Rock gesehen haben, seit sie der Einsatzbefehl ins Dakota-Territorium geschickt hat.«

»Du wirst keine Stunde Ruhe haben«, wandte Lassiter ein und drehte den Kopf. »Sie fallen wie ein Heuschreckenschwarm über dich her.«

»Du irrst dich gewaltig!«, antwortete Cady mit einem wissenden Lachen. »Sie sind Gentlemen, solange ein Offizier sie im Blick hat. Sie werden sich darum prügeln, mich zurück nach Hudsonville zu schaffen.« Sie stieß Lassiter in die Seite. »Nicht jeder Kerl sieht aus wie du.«

Das Abendrot am anderen Flussufer hatte sich wie ein glühender Schleier über die Hügelkuppen und schroff abfallenden Felswände gebreitet. Es hatte sich bereits gegen fünf Uhr am Nachmittag gezeigt, als die Kavallerieeinheiten noch auf dem Exerzierplatz gewesen waren.

»Niemand kämpft gern gegen ein Weibsbild«, stellte Lieutenant John McNally fest und verschränkte die Arme auf dem Rücken. Er hielt den Blick auf die Felsen in der Dämmerung gerichtet. »Manchmal zwingt uns die Pflicht jedoch dazu.«

»Ich gehe nicht gegen Frauen vor«, erwiderte Lassiter und sah zu seinem Mittelsmann. Er war umgehend zu McNally gebracht worden, nachdem er das Fort betreten hatte. »Ein Sheriff oder ein Marshal könnte diese Angelegenheit ebenso gut regeln.«

McNally wandte sich um und strich sich das pomadisierte Haar glatt. Er hatte ein knabenhaftes Äußeres, zu dem ergraute Strähnen nicht passen wollten. »Vor einigen Wochen war bereits ein Marshal in den Grandfields. Er hat sogar die Ranch der Damen ausfindig gemacht.« Er schürzte die Lippen. »Sie haben ihn zum Teufel gejagt und seine Frau bedroht.«

Auf McNallys Schreibtisch türmten sich Akten und zusammengefaltete Landkarten, die das Indianerterritorium und die Siedlerranches zeigten. Der Offizier hatte zwei davon herausgesucht und die Grandfields, eine Ebene fünfzig Meilen nördlich von Fort Hamilton, mit zwei Stecknadeln markiert.

»Die Brigade Sieben wird unter Beschuss geraten«, sagte Lassiter und schüttelte den Kopf. »Diese Frauen berufen sich auf die Temperenzlerinnen. Sie kämpfen für ein eigenes Wahlrecht und sehen sich deshalb zu diesen Überfällen und anderen Verbrechen berechtigt.«

»Fünfzigtausend Büffelschädel!«, rief McNally aus und schob eine Karte des Cheyenne River zu Lassiter. Er wies auf eine Flussquerung mit dem Namen Fort Point. »Die Canadian Pacific hat sich in einem Brief an den Kongress darüber beklagt, dass nichts gegen die Räuberinnen unternommen werde. Die Company hätte an dieser Brücke zwei Wagenladungen Schädel verloren.«

»Was sollten Temperenzlerinnen mit Büffelschädeln?«, knurrte Lassiter und studierte die Karte. »Sie können damit kaum auf den nächsten Markt spazieren und sie verkaufen.«

Der Oberkommandierende von Fort Hamilton setzte sich an den Schreibtisch und zog eine Schublade auf. Er nahm eine Reihe Zeichnungen daraus hervor und legte sie vor Lassiter aus. Auf den Blättern waren eine Knochenmühle und haushoch angehäufte Tierschädel zu sehen. »Diese Skizzen stammen aus der Hand des Marshals, der in den Grandfields gewesen ist. Er glaubt, dass die Frauen die Schädel zu Dünger zermahlen.«

Die Männer brüteten eine Weile über den Papierbögen, die der Marshal nummeriert und mit Beschreibungen versehen hatte. Das kleinste Blatt war eine Strichzeichnung, unter der die Worte Moonshine-Ranch standen.

McNally seufzte und fiel federnd in seinen Stuhl zurück. »Die Moonshine-Ranch hieß früher B-Ranch. Sie gehörte einem widerlichen Kerl aus Iowa, der aufs Schweinezüchten aus war. Er muss den Frauen das Land verpachtet haben.«

Mit aufmerksamem Blick begutachtete Lassiter den Lageplan. »Verpachtet? Er könnte es ihnen ebenso verkauft haben.«

»Nicht Bobby Hocknell!«, stöhnte McNally gequält auf. »Diese Missgeburt von einem Menschen rückt nichts heraus, was sie einmal besessen hat. Der Bastard schneidet sich eher den rechten Daumen ab, als einem anderen etwas zu gönnen.«

Die Moonshine-Ranch bestand aus einem größeren Ranchhaus, einem angeschlossenen Stall, mehreren Scheunen und einem winklig errichteten Bunkhouse. Von Koppelzaun zu Koppelzaun maß der Hof fast dreihundert Yards. Die Knochenmühle stand auf der östlich gelegenen Weide.

»Soll ich die Frauen aufspüren?«, fragte Lassiter und warf die Zeichnung auf den Tisch. Er sah McNally eine Weile an. »Oder erst Hocknell auf den Pelz rücken?«