Lassiter 2489 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2489 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Es dämmerte bereits, als die Kavalleristen auf ihre seit zwei Tagen verschollenen Kameraden stießen. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein blutiges Rot, und die Schatten zwischen den Kakteen wurden länger und tiefer. First-Sergeant Geoffrey Hurst war kurz davor, die Suche abzubrechen, als er die kreisenden Geier über dem anderen Ufer des Caloona Creek bemerkte, der die natürliche Grenze zum Reservat der Komantschen bildete.
"Goddam, Sir, das sieht nicht gut aus", knurrte Corporal Ben Knicks neben ihm. Statt einer Antwort stieß Hurst seinem Schecken die Hacken in die Flanken und trabte zum Ufer hinunter.
Die Lanze steckte genau in der Mitte des flachen Flussbetts und war tief in den Kies getrieben worden. Auf ihrer Spitze steckte eine Kriegserklärung: der abgetrennte Kopf von Major Tim Bernes.

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Im Hexenkessel von Camp Blood

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9306-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Im Hexenkessel von Camp Blood

Es dämmerte bereits, als die Kavalleristen auf ihre seit zwei Tagen verschollenen Kameraden stießen. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein blutiges Rot, und die Schatten zwischen den Kakteen wurden länger und tiefer. First-Sergeant Geoffrey Hurst war kurz davor, die Suche abzubrechen, als er die kreisenden Geier über dem anderen Ufer des Caloona Creek bemerkte, der die natürliche Grenze zum Reservat der Komantschen bildete.

»Goddam, Sir, das sieht nicht gut aus«, knurrte Corporal Ben Knicks neben ihm. Statt einer Antwort stieß Hurst seinem Schecken die Hacken in die Flanken und trabte zum Ufer hinunter.

Die Lanze steckte genau in der Mitte des flachen Flussbetts und war tief in den Kies getrieben worden. Auf ihrer Spitze steckte eine Kriegserklärung: der abgetrennte Kopf von Major Tim Bernes.

»Tausend Teufel!«, stieß Knicks hervor und schlug sich entgeistert die Hand vor den Mund. Auch vom Rest seiner Männer vernahm Geoffrey Hurst Laute des Entsetzens, während er selbst stumm blieb und stattdessen angestrengt versuchte, drüben auf der anderen Seite etwas zu entdecken.

Doch zwischen den Kakteen, die wie schweigende Riesen in den Himmel ragten, war kein Lebenszeichen auszumachen. Das dunkle Grün erhob sich wie eine feindselige Wand über dem Fluss. Einzig die Geier, von denen gerade zwei krächzend auf ihr unsichtbares Festmahl hinabstießen, kündeten davon, dass sich Bernes sterbliche Überreste – und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch die seiner Begleiter – ganz in der Nähe jenseits des Kakteenhaines befinden mussten.

»Wir müssen da rüber und die Toten bergen, Sir«, hörte er Corporal Knicks sagen. Die Stimme klang seltsam stumpf in den Ohren des Sergeants, und Hurst schüttelte irritiert den Kopf.

»Die Kameraden verdienen ein christliches Begräbnis, meinen Sie nicht?«

Hurst drehte sich um und starrte seinen Untergebenen sekundenlang an, bevor er antwortete.

»Auf gar keinen Fall werden wir den Creek überqueren«, brummte der First-Sergeant. »Diese Warnung da vorn könnte wohl kaum eindeutiger ausfallen, Corporal! Ich werde weder Ihr Leben noch das der anderen gefährden, indem ich die Grenze verletze.«

Knicks verzog das Gesicht, seine Empörung nur mühsam verbergend. »Sir, ich bitte Sie! Es ist doch wohl eine Frage der Ehre, die Soldaten anständig zu bestatten.«

»Im Namen der Ehre zu sterben mag manchmal tapfer sein, Corporal«, knurrte der First-Sergeant, »ist aber meist einfach nur dumm. Die Rothäute fordern uns heraus und setzen darauf, dass wir ihnen in die Falle tappen. Ich würde jede Wette eingehen, dass sie auf der anderen Seite lauern und nur darauf warten, uns genau wie Major Bernes und seine Männer zur Hölle zu schicken. Wir sind nur zu sechst und kennen die Zahl unserer Gegner nicht.«

Er sog tief die Luft ein und atmete langsam wieder aus, während er aus zu Schlitzen verengten Augen zum anderen Ufer hinüberschaute. »In der Dunkelheit sind die Bastarde uns eindeutig überlegen, weil sie sich da drüben weit besser auskennen als wir. Deshalb wäre es töricht, sich auf ihr Gebiet zu wagen.«

Nicks schob das Kinn vor und stützte sich mit den Händen auf dem Sattelhorn ab. Offenbar war er noch nicht bereit, sich mit der Entscheidung des Sergeants abzufinden. »Ich kann auf der anderen Seite keine Spur von den Indsmen entdecken. Diese Feiglinge haben sich bestimmt längst davon gemacht. Und wer weiß? Vielleicht gibt es ja noch Überlebende, die auf unsere Hilfe hoffen.«

Hurst beugte sich im Sattel vor und legte die Stirn in Falten, während er seinen Adjutanten streng in den Blick nahm. Er senkte seine Stimme, doch gleichzeitig gewann sie an Schärfe.

»Hinter den Kakteen werden Sie nicht mal mehr Leichen finden, die wir noch eindeutig identifizieren können – von Lebenden ganz zu schweigen. Die Geier müssen schon länger hier sein, denn die meisten von ihnen haben sich bereits satt gefressen. Sonst würden sie sich ganz anders gebärden. Wir würden sie bis hier kreischen hören, weil sie sich hungrig um das Aas streiten. Außerdem: Hätten Sie sich den Kopf von Bernes genauer angesehen, wären Sie auch deshalb zu dem Schluss gelangt, dass die Mistviecher sich bereits seit geraumer Zeit hier aufhalten.«

Als Nicks widerwillig noch einmal zu dem aufgespießten Schädel hinübersah, wusste er, was der Sergeant meinte. Offenbar hatten sich die Aasfresser auch an dem Kopf bereits gütlich getan, denn die Augenhöhlen waren leer und das Gesicht kaum noch vorhanden; zu großen Teilen lagen bereits die Schädelknochen frei.

Es war der Hut des Majors, an dem sie ihn erkannt hatten und der zwar ebenfalls zerrupft war, aber wie ein grausamer Scherz immer noch schief auf Bernes Haupt saß.

»Ich schreibe die Insubordination Ihrem jugendlichen Alter zu«, brummte Hurst. »Und ich verstehe durchaus, wie aufgewühlt Sie sind, Knicks. Aber jetzt will ich kein Wort des Widerspruchs mehr hören. Wir machen kehrt und reiten zum Stützpunkt zurück, das ist ein Befehl. Haben Sie mich verstanden?«

Nicks presste die Lippen zusammen, dann machte er den Rücken gerade und salutierte. »Jawohl, Sir.«

»Gut.« First-Sergeant Hurst wendete seinen Schecken, hob die Hand und fuhr damit durch die Luft.

»Abmarsch, Männer!«, rief er mit gedämpfter Stimme, und der Trupp setzte sich in Bewegung.

Die Reiter wechselten rasch vom Trab in den Galopp und ritten in geordnetem Verbund ostwärts, zielsicher auf Fort Kiowa zu, aus dem sie gekommen waren.

Erst als sich die Staubwolke, die hinter ihnen zurückblieb, träge auf die Prärie senkte, lösten sich Schatten von den mächtigen Kakteenstämmen, die zuvor so unsichtbar gewesen waren, als wären sie Teil der Pflanzen gewesen.

Die Krieger traten ans Ufer. Ihre ausdruckslosen Gesichter und nackten Oberkörper waren furchteinflößend und gleichzeitig in Farben bemalt, die sie mit der Umgebung verschmelzen ließen.

Sie waren zwanzig, trugen allesamt Gewehre bei sich und hatten erwartet, heute noch weitere Bleichgesichter den Göttern des Todes opfern zu können. Doch nun war es anders gekommen, was niemanden unter ihnen enttäuschte.

Sie wussten, es würde bald weitere Weiße geben, die sie in die Ewigen Jagdgründe schicken konnten.

»Tranquilo, muchacho!«

Kichernd wich die junge Latina bis ans Kopfende des Bettes zurück und streckte abwehrend die Hände vor. »Nur nicht so stürmisch.«

Als sie die Knie anzog und sich das Bettlaken mit beiden Händen halbherzig vor den Busen zog, breitete Lassiter theatralisch die Arme aus.

»Madre de Dios«, jammerte er und legte kummervoll die Stirn in Falten. »Was soll ich denn noch tun, damit du mir die Ehre erweist, mi Corazon? Ich stehe hier vor dir, so nackt, wie Gott mich erschaffen hat, mit nichts außer brennender Liebe im Herzen, die ich dir schenken möchte.«

Sie grinste breit, während ihr Blick von seinen ausgebreiteten Armen hinunter auf seine Körpermitte wanderte, denn dort war eher zu erkennen, was Lassiter meinte. Ihre Zungenspitze fuhr über ihre vollen Lippen, und sie zwinkerte ihm zu.

»Du meinst wohl, ich sei leicht zu haben, el Pillín«, sagte sie und schürzte dabei kokett die Lippen, »aber auch ein Mädchen wie ich möchte erobert werden. Mit einem großen Blumenstrauß vielleicht, leidenschaftlichen Gedichten oder einem hübschen Kleid …«

Die junge Frau stieß einen erschrockenen Juchzer aus, als Lassiter mit einer blitzschnellen Bewegung auf das Bett hechtete, ihre Fesseln packte und sie zu sich herunterzog. Sekunden später lag sie in seinen Armen und schnaubte in gespielter Empörung. »Macht man so etwa einer Dame den Hof?«, fragte sie und ignorierte dabei, dass sie selbst es gewesen war, die Lassiter hartnäckig schöne Augen gemacht und ihn schließlich sogar in ihr Zimmer gelockt hatte.

Marisol Sanchez war erst vor zwei Wochen in die Stadt gekommen und arbeitete als Bürokraft bei der Wells Fargo. Alleinstehend und lebenslustig, hatte sie schon am gestrigen Abend ein Auge auf den Brigadeagenten geworfen, als der im Saloon eingekehrt war. An der Theke waren sie ins Gespräch gekommen, sie hatte ihm die kleine Pension empfohlen und dafür gesorgt, dass er das Zimmer neben ihrem eigenen bekam.

Als Lassiter höflich, aber scheinbar reserviert auf ihre Avancen reagierte, war Marisol nichts anderes übrig geblieben, als Justus, das Faktotum der Pension, für ihre Zwecke einzuspannen. Der dunkelhäutige Mann überbrachte Lassiter eine Nachricht, in der Marisol ihn auf einen Drink zu sich einlud, und als er an ihre Tür klopfte, hatte sie zwar nur eine Flasche Wasser auf dem Nachttisch stehen, trug dafür aber nichts am Leib außer einem hauchdünnen Seidennegligé und einem Lächeln, das keine Fragen mehr offenließ.

Und so schmolz ihr scheinbarer Widerstand nun, da sie seinen nackten, muskulösen Körper so nahe an ihrem eigenen spürte, auch schnell dahin. Sie schloss die Augen und seufzte leise, während er sie in seinen kräftigen Armen gefangen hielt, ihr das Haar aus dem Gesicht strich und sie schließlich leidenschaftlich küsste. Bereitwillig öffnete Marisol ihre Lippen, und ihre Zungen berührten sich. Als sie spürte, wie sich Lassiters wachsende Erregung an ihren Schoß drängte, schloss sie die Augen und spreizte ihre Schenkel.

Er liebkoste ihre vollen Brüste, während er sich in Position brachte. Dann schob er die linke Hand unter ihren Hintern und hob ihn ein wenig an, um schließlich langsam in sie einzudringen. Ein wohliges Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, und sie legte ihm die Arme um den Hals.

Er ließ es langsam angehen, achtete auch auf die kleinen Signale, die seine Gespielin ihm sandte, bis sie zu einem gemeinsamen Rhythmus fanden. Ihr heißer Atem streichelte seinen Hals, während er sich zunächst behutsam, dann allmählich schneller und kräftiger in ihr bewegte. Marisol ließ ihre Hände an seinem Rücken hinabgleiten, bis sie die Finger in seine Pobacken vergrub. Sie zog ihn näher an sich und seufzte lustvoll auf, als er nun in seiner vollen pulsierenden Härte in ihr war. Ihr Herz schlug schneller, und sie legte den Kopf in den Nacken.

»Si, Lassiter … Si, siiii, ooo … Oooh!«, rief sie und bog ihren Rücken durch. Die Metallfedern des Bettes quietschten rhythmisch, als wenn sie die Liebenden anfeuern wollten.

Ihre Körper, nun feucht vom Schweiß der Ekstase, pressten und rieben sich geräuschvoll aneinander im heißblütigen Liebestanz. Wie ein Feuersturm fegte die Leidenschaft über sie hinweg und überflutete ihr Bewusstsein mit einem alles verschlingenden Rausch der Sinne. Sie ließen sich mitreißen in den Strudel der Ekstase, verloren sich völlig in der innigen Vereinigung und gaben nun die letzten Bastionen preis.

Immer schneller und heftiger wurden Lassiters Bewegungen, immer lauter und in kürzeren Abständen erklangen Marisols Schreie der Lust. Eine mächtige Woge breitete sich in ihr aus, wurde größer und türmte sich noch weiter auf. Ein langgezogener, keuchender Laut ertönte, von dem sie nur vage ahnte, dass sie selbst ihn ausstieß.

Dann endlich die Erlösung, der Gipfel, den beide fast im selben Augenblick erreichten. Marisol erbebte vom Nacken bis in die Zehenspitzen, und jeder kleinste Muskel in ihr schien sich für Sekunden bis zum Zerreißen anzuspannen, während Lassiter neben ihren Schultern die Hände in das Laken krallte, sich abrupt hochstemmte und mit einem gutturalen Laut heiß in sie ergoss.

Keuchend rang die junge Latina nach Luft, während sie langsam und mit einem seligen Lächeln auf den vollen Lippen die Augen öffnete. Sie blickte in das verschwitzte Gesicht ihres Liebhabers, in dem die Haare in wirren Strähnen auf der geröteten Stirn klebten. Immer noch stützte er sich mit beiden Händen auf der Matratze ab und musterte sie eindringlich aus seinen Augen, die die Farbe von Gewitterwolken hatten. Dabei stahl sich ein spitzbübisches Lächeln auf seine Lippen.

»Keine Ahnung, wo man im Sommer in Texas Blumen herbekommen soll, Honey. Aber das mit dem hübschen Kleid können wir vielleicht noch nachholen«, brummte er, während er sich sanft aus ihr zurückzog und mit einem Seufzer auf den Rücken legte.

»Schon gut«, entgegnete Marisol, wobei sie sich fahrig mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn fuhr. »Ich habe genug zum Anziehen … und dieser ganze Schmus wird ohnehin überschätzt. Statt mir den Hof zu machen, tu einfach noch einmal dasselbe, was du eben getan hast …«

Lassiter griente. »Nichts lieber als das, Schätzchen. Wenn du mir ein paar Minuten zum Verschnaufen zubilligst …«

Als es Stunden später entschlossen an der Tür klopfte, richtete sich der Agent der Brigade Sieben überrascht im Bett auf. Die aufgehende Sonne vor dem Fenster hatte ihn erst vor wenigen Minuten geweckt.

»Wer stört?«, brummte er missmutig.

»Mr. Lassiter?« Die Stimme schien einem jüngeren Mann zu gehören, aber sie wirkte entschlossen. »Ich bitte um Entschuldigung, aber General Harper wünscht Sie zu sprechen. Es ist dringend, Sir!«

Lassiter runzelte die Stirn, während sich Marisol neben ihm träge räkelte und blinzelnd die Augen öffnete.

»Was ist denn los?«, murmelte sie verschlafen, worauf Lassiter nur die Achseln zuckte.

Adrian Harper war der Befehlshaber von Fort Kiowa, dem Armeestützpunkt, der sich nur knapp zwei Meilen entfernt befand.

Nach dem Friedensschluss mit den Komantschen hatte man das Fort kurzerhand in eine Art Gefängnis verwandelt; mehrere Dutzend Galgenvögel, deren Straftaten vom Viehdiebstahl bis zu mehrfachem Mord reichten, waren dort untergebracht und warteten darauf, dass man ihnen den Prozess machte.

Auch Lassiter hatte vor zwei Tagen jemanden dort abgeliefert. Leslie Morgan, eine Trickbetrügerin, deren Masche vor allem deshalb so gut funktioniert hatte, weil sie ihre Opfer über ihr wahres Geschlecht stets im Ungewissen gelassen hatte.

Selbst der Agent der Brigade Sieben war sich nicht sicher, ob Leslie nun Männlein oder Weiblein war; und er hatte tunlichst darauf verzichtet, dem auf den Grund zu gehen. Für ihn war es entscheidend gewesen, dass er mehrere tausend Dollar hatte sicherstellen können und Ms. (oder Mr.) Morgan von einem halben Dutzend Zeugen identifiziert worden war.

Der Weg nach Fort Kiowa war allerdings enervierend gewesen. Bis er schließlich die Geduld verloren, Leslies hartnäckigen Avancen mit einem zielsicheren Knockout ein Ende gesetzt und sie kurzerhand in besinnungslosem Zustand über den Sattel des Pferdes gebunden hatte.

Das böse Erwachen kam für seine Gefangene erst, als sie das Fort erreichten, und Lassiter hatte Leslie Morgan den Soldaten übergeben, um rasch das Weite zu suchen. Doch ihre enttäuschten Klagelaute klangen ihm immer noch in den Ohren nach.

»Geht’s etwa um Leslie Morgan?«, fragte er deshalb, während er seine Füße aus dem Bett schwang und Marisol mit einem entschuldigenden Lächeln bedachte.

»Nein, Sir. Es ist ernst, wirklich.«

»Okay …« Stirnrunzelnd richtete er sich auf und langte nach seinen Hosen. »Ich bin in fünf Minuten unten.«

Ein junger Soldat, dessen Uniform ihn als Kavallerie-Corporal auswies, erwartete Lassiter im Eingangsraum der Pension, und die angespannte Miene des Soldaten ließ den Brigadeagenten die Stirn in Falten legen.

»Worum geht es, Corporal?«, fragte er. »Meine Mission sollte doch eigentlich beendet sein.«

»Und dennoch haben wir um Ihre Unterstützung ersucht, Sir«, erwiderte sein Gegenüber mit regloser Miene. Der junge Bursche stand stramm wie beim Appell und blickte starr ins Nirgendwo. »Der General hat gestern ein Telegramm nach Washington übermittelt, und wir rechnen jederzeit mit einer Antwort.«

Lassiter nickte bedächtig. Das hörte sich ganz so an, als würde sich der versprochene Urlaub gerade in Luft auflösen. Er warf einen Blick auf das verwaiste Empfangspult und verzog die Lippen.

»Klingt, als wäre es eilig«, brummte er verdrossen. »Also werde ich wohl auf Kaffee verzichten müssen.«

»Ich werde mich persönlich darum kümmern, sobald wir den Stützpunkt erreicht haben. Sir.«

Der Corporal salutierte zackig, was Lassiter ein schmales Grinsen entlockte.

»Na, wunderbar. Ihr Name?«

»Corporal Benjamin Knicks. Sir!«

»Ich nehme Sie beim Wort, Knicks. Vorerst muss ich aber noch mein Pferd und mein Gepäck aus dem Mietstall holen …«

»Ist bereits passiert. Sir! Ihr Wallach steht bereit – habe es mir erlaubt, mich selbst darum zu kümmern.«

Lassiter musterte den jungen Soldaten und verengte dabei die Augen. »Sie haben was getan?«

Knicks senkte den Kopf und blinzelte, als er Lassiters erbosten Gesichtsausdruck registrierte. »Es erschien mir sinnvoll, Sir. Damit wir Zeit sparen.« Seine Stimme geriet ein wenig ins Wanken, und als Lassiter auf ihn zutrat, stieß er scharf die Luft aus.

»Niemand rührt mein Zeug oder mein Pferd an, ist das klar?«, zischte Lassiter und schob den Kopf vor, bis Knicks gezwungen war, vor ihm zurückzuweichen.