Lassiter 2490 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2490 E-Book

Jack Slade

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Grizzly hatte sie noch nicht bemerkt. Seelenruhig saß er im Gras und riss den Leib der Hirschkuh mit einer Pranke auf. Seine Schnauze wühlte in dem Kadaver und zermalmte die Knochen, als wären es Apfelschnitze. Das Knacken ging Sadie durch Mark und Bein. Sie wagte nicht, zu atmen. Nicht einmal zu blinzeln. Der Anblick des massigen Tieres, das nur wenige Yards vor ihr sein blutiges Mahl hielt, faszinierte und ängstigte sie gleichermaßen. Lange würde sie dem Ungetüm nicht verborgen bleiben. Das war ihr klar. Sie musste hier weg!
Vorsichtig machte sie einen Schritt nach hinten. Noch einen ... da hörte sie einen Zweig brechen. Das Knacken zerriss die Stille dieses Frühlingstages wie eine Explosion ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Hände weg von Emily!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Faba/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9683-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hände weg von Emily!

Der Grizzly hatte sie noch nicht bemerkt. Seelenruhig saß er im Gras und riss den Leib der Hirschkuh mit einer Pranke auf. Seine Schnauze wühlte in dem Kadaver und zermalmte die Knochen, als wären es Apfelschnitze.

Das Knirschen ging Sadie durch Mark und Bein. Sie wagte nicht zu atmen, nicht einmal zu blinzeln. Der Anblick des massigen Tieres, das nur wenige Yards vor ihr sein blutiges Mahl hielt, faszinierte und ängstigte sie gleichermaßen. Lange würde sie dem Ungetüm nicht verborgen bleiben, das war ihr klar. Sie musste hier weg!

Vorsichtig machte sie einen Schritt nach hinten. Plötzlich hörte sie einen Zweig brechen. Das Knacken zerriss die Stille dieses Frühlingstages wie eine Explosion …

Sadie blieb beinahe das Herz stehen.

Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, dass der Zweig nicht unter ihrem Stiefel gebrochen war. Nein, hinter dem Bären war ein zweiter Grizzly aufgetaucht! Er schwenkte seinen Kopf nach links und rechts, als würde er Witterung aufnehmen. Dann stürmte er über die Lichtung. Geradewegs auf seinen Artgenossen und dessen Beute zu!

Der Grizzly fuhr herum, riss seine blutige Schnauze auf und stieß ein markerschütterndes Gebrüll aus. Das schreckte den Neuankömmling jedoch nicht ab. Vielmehr richtete er sich auf die Hinterpfoten auf und zeigte nun seinerseits die Zähne.

Sadie hatte nicht vor, abzuwarten, bis die beiden Tiere entschieden hatten, wer von ihnen ein Anrecht auf den Kadaver besaß. Sie wirbelte herum und rannte davon.

Sie sprang über Bäume, die Sturm und Alter gefällt hatten, wetzte über Wasserlöcher, schlitterte über Schneereste und stürmte immer weiter. Tief hängende Zweige von jungen Ponderosa-Kiefern peitschten ihr ins Gesicht und zerrten an ihrem Kleid, aber Sadie wurde nicht langsamer.

Mit dem winzigen Derringer an ihrem Gürtel konnte sie einem Bären kaum mehr als den Pelz versengen. Das wusste sie. Nein, darauf wollte sie es lieber nicht ankommen lassen.

Hinter sich hörte sie wütendes Gebrumm. Sie presste ihren Korb an sich und rannte weiter, bis die Geräusche des Kampfes leiser wurden und schließlich nicht mehr zu hören waren.

Sadie war unterwegs, um Kräuter zu sammeln: frisches Himbeerlaub, die ersten Salbeiblätter und was sich sonst noch an Zutaten für heilende Tees finden ließ. Sie hatte nicht damit gerechnet, den Weg eines Bären zu kreuzen. Geschweige denn, gleich zwei Raubtieren zu begegnen! Im Frühjahr kamen die Grizzlys aus ihren Winterhöhlen und streiften umher. Hungrig genug, um alles und jeden zu verspeisen.

Sadies Heimweg war von den Bären versperrt. Ein weiteres Zusammentreffen durfte sie nicht riskieren. Die nächste Begegnung würde gewiss nicht so glimpflich verlaufen. Sie musste einen Umweg in Kauf nehmen, um nach Hause zu laufen. Leichten Herzens entschied sie sich nicht dazu. Der Bogen würde sie durch verbotenes Gebiet führen. Ein Terrain, das sie mied, weil sie genau wusste, dass kein Weißer dort willkommen war. Jetzt blieb ihr allerdings keine Wahl, wenn sie vor Anbruch der Nacht ihr Ziel erreichen wollte.

Sie musste über die heilige Stätte der Oglalas gehen!

Das verbotene Gebiet lag auf einer Anhöhe. Hier übergaben die Indianer ihre Toten auf hölzernen Gerüsten der Ewigkeit. Sadie hatte diesen Ort bisher nur ein einziges Mal von weitem gesehen, und das auch nur, weil sie sich damals verirrt hatte.

Bewusst hatte sie sich noch nie näher herangewagt.

Schnell hin und schnell wieder weg!, machte sie sich selbst Mut. Sie kniff die Zähne zusammen und marschierte los.

Sadie folgte einem Tierpfad den Hang hinauf, während ihr ein Schauer nach dem anderen über den Rücken rieselte.

Der Wald ringsum war erfüllt vom Leben. Drosseln begrüßten den Frühling mit lebhaftem Zwitschern. Am Stamm einer Kiefer klammerte sich ein Schwarzrückenspecht fest und trommelte, als wollte er zum Kampf aufrufen. Irgendwo über den grünen Wipfeln stieß ein Falke einen schrillen Ruf aus.

Die Bergspitzen waren noch weiß gezuckert, hier unten breitete sich jedoch bereits saftiges Grün aus.

Sadie wollte den Hang überwinden, auf der anderen Seite wieder absteigen und so schnell wie möglich heimlaufen.

Dabei stieß sie jedoch auf ein unerwartetes Hindernis: Auf dem Indianerfriedhof trieb sich ein Mann herum!

Ein Weißer war es, so viel konnte sie schon von weitem erkennen. Ein Stetson beschattete sein kantiges Gesicht. Er trug schwarze Hosen, eine schwarze Weste und ein Hemd, das früher einmal weiß gewesen sein mochte, jetzt jedoch grau wie der Rauch eines Kohlefeuers war. An seiner linken Hand funkelte ein schwerer Goldring. Sein Pferd war an einem der Totengerüste festgebunden, die hier oben aufgebaut waren. Genau ein Dutzend solcher Holzgestelle waren es.

Auf jedem lag ein Toter. In Lederhäute gehüllt. Von Federn und Windspielen aus Knochen und Einritzungen bewacht.

Der Fremde war auf eine der Bahren geklettert und schnitt soeben eine der Tierhäute mit einem Messer auf!

Sadie schnappte nach Luft.

Dieser Unmensch plünderte die Totenstätte!

War er womöglich verrückt geworden?

Der Frieden mit den Indianern war jung und brüchiger als eine dünne Eisdecke auf dem Black Lake. Niemand, der bei Verstand war, würde ihn freiwillig aufs Spiel setzen. Sobald die Oglalas den Frevel bemerkten, würde Blut fließen. Und wen würde es zuerst treffen? Die Menschen, die in der Nähe lebten!

Wie Sadie und ihr Mann Hans.

Sie betrieben zusammen eine Postkutschenstation und waren auf den Frieden mit den Indianern angewiesen. Der Weg durch die heiligen Berge war von beiden Seiten hart umkämpft worden. Und nun brachte dieser Dummkopf das alles in Gefahr!

»Hören Sie auf! Lassen Sie das!« Sadies Empörung ließ sie jegliche Vorsicht vergessen. Sie stürmte den Hügel hinauf und rief: »Legen Sie die Sachen sofort zurück!«

Der Fremde sprang mit einem Satz ins Gras und blickte ihr halb verärgert, halb verblüfft entgegen. Mit einer Frau schien er hier nicht gerechnet zu haben.

Unerschrocken trat Sadie vor ihn hin und zog ihren Derringer. Damit zielte sie geradewegs auf ihn.

Er wirkte nicht im Mindesten beeindruckt. Eher erheitert.

»Lady, wenn Sie mich schon erschießen wollen, sollten Sie Ihre Waffe vorher vielleicht besser laden.«

Laden? Verdammt … Die Erkenntnis kam einen Wimpernschlag zu spät. Ihr Gegenüber zögerte nicht, sondern schlug ihr die Waffe aus den Fingern, dass ein wilder Schmerz durch ihr Handgelenk raste. Sadie krümmte sich.

Jegliche Belustigung wich aus seinen Zügen. Finster funkelte er sie an, schien abzuwägen, was er von ihr zu erwarten hatte.

Sadie reckte das Kinn. »Sie dürfen diese Stätte nicht plündern. Die Indianer werden das mit Blut und Tod vergelten.«

»Damit habe ich nichts zu schaffen. Bis diese Wilden merken, was geschehen ist, bin ich längst weg.«

»Die Siedler in der näheren Umgebung aber nicht. Sie werden die Rache der Indianer zu spüren bekommen.«

»Das geht mich nichts an. Diese Rothäute geben ihren Toten wertvolle Beigaben mit ins Jenseits: Silber, Waffen, Schmuck und allerlei mehr. Die Verblichenen brauchen das Zeug nicht mehr, ich aber schon.«

»Verstehen Sie denn nicht, was Sie hier gerade tun? Sie beschwören einen neuen Krieg herauf!«

»Nein, Lady, Sie sind es, die nicht versteht: Das interessiert mich nicht die Bohne. Ich verschwinde hier. Was diese Rothäute tun oder lassen, ist mir egal.«

»Aber wir leben hier. Bitte …« Sadie stockte, als jemand sie von hinten an den Armen packte. Ihr Kopf fuhr herum. Ein zweiter Mann war unbemerkt hinter sie getreten. Er sah aus, als hätte er den Winter ebenfalls in einer Bärenhöhle verbracht: bärtig. Abgerissen. Mit dem Geruch eines ungewaschenen Stinktiers. Sie hatte ihn nicht kommen sehen. Und sie war abgelenkt genug gewesen, um ihn nicht einmal zu riechen.

»Lassen Sie mich los!« Sie sträubte sich gegen seinen Griff, aber er packte sie noch fester.

»Macht dir das Wildkätzchen etwa Ärger, Stew?«, brummte er.

»Sieht ganz so aus.«

»Soll ich ihr das Licht auspusten?«

»Nein, wir nehmen sie mit. Ich denke, wir könnten noch ein wenig Spaß mit ihr haben, bis der Boss entscheidet, was wir mit ihr machen.«

Spaß? Sadie begann zu zittern.

»Bitte, lassen Sie mich gehen«, flehte sie. »Mein Mann wartet auf mich. Er wird mich suchen, wenn ich nicht heimkomme.«

»Jetzt haben wir aber Angst.« Die Kerle lachten heiser.

Ihr Häscher drehte Sadie zu sich herum und band ihr die Hände mit einem Hanfseil zusammen. Der Korb mit Kräutern entglitt ihr, aber das war im Augenblick ihre kleinste Sorge.

Was hatten die Kerle mit ihr vor?

Etwas Gutes war es gewiss nicht!

Der Hüne zerrte sie zu einem Pferd, das hinter den Büschen angehobbelt war, und band sie am Sattel fest. Sadie zerrte an dem Seil und wollte sich befreien, aber es schnitt ihr nur in die Haut und schnürte die Blutzufuhr ab.

»Lassen Sie mich bitte gehen«, flehte sie. »Ich werde niemandem verraten, was ich gesehen habe. Das verspreche ich Ihnen.«

Die Kerle würdigten sie keiner Antwort.

Ihre Satteltaschen waren prall gefüllt. Anscheinend hatten sie die Grabstätte schon längst geplündert, als Sadie dazu gekommen war. Nun schwangen sie sich auf ihre Pferde und ritten los. Das Seil zog sich stramm. Sadie blieb gar nichts anderes übrig, als hinter ihrem Häscher herzulaufen.

Ihr Herz wummerte wild gegen ihre Rippen.

Nun bereute sie beinahe, den Umweg gemacht zu haben. Sich an den Grizzlys vorbeizuschleichen, hätte kaum gefährlicher sein können, als in die Fänge der Fremden zu geraten. Ihr Bitten und Flehen blieb ungehört.

Tränen schossen der jungen Frau in die Augen und verschleierten ihren Blick. Aus diesem Grund bemerkte sie auch nicht gleich, dass sie einem vertrauten Pfad folgten und geradewegs auf die Postkutschenstation zuhielten!

Eine Stunde später zeichnete sich das Haus am Trail vor ihnen ab. Hans und sie hatten es selbst gebaut. Die Postkutsche kam dreimal in der Woche hier durch und machte Station bei ihnen. Sadie und ihr Mann boten frische Pferde, eine Stärkung und ein Nachtlager für die Reisenden.

Die Station erschien Sadie nun wie ein rettender Hafen. Sie schöpfte neue Hoffnung. Wenn ihr Mann ihre Notlage bemerkte, würde er kommen und ihr helfen. Und er würde … Moment mal! Wie merkwürdig! Sadie stutzte. Drei Pferde waren vor der Station angebunden. Das war ungewöhnlich. Gäste verirrten sich höchst selten in ihre abgelegene Gegend. Und die nächste Kutsche war erst morgen fällig. Wer war da gekommen? Und wo war ihr Mann? Warum war Hans nirgendwo zu sehen?

Ein flaues Gefühl schlich sich in ihr Herz.

In diesem Augenblick wurde die Tür der Kutschenstation aufgerissen und ein hagerer Mann mit grauem Bart und stechenden Augen trat heraus. An den Hüften trug er zwei Revolver. Wenn es ihn überraschte, eine junge Frau an ein Pferd gebunden zu sehen, so zeigte er es nicht. Stattdessen heftete er den Blick auf Sadies Häscher.

»Ihr kommt spät«, grollte er.

»Bleib ruhig, Hank. Wir haben noch reichlich Zeit.«

»Und allerhand vorzubereiten, das wisst ihr genauso gut wie ich.«

»Wir wurden von einer günstigen Gelegenheit aufgehalten.« Sadies Entführer zog einen silbernen Armreif aus der Tasche und hielt ihn hoch. Das Schmuckstück war mit Türkisen besetzt. »Sieh dir das an! Wo der herkommt, gab es noch mehr. Hätte ich all das etwa zurücklassen sollen?«

»Wo habt ihr den Armreif her? Hä?«

»Von einem Indianerfriedhof.«

»Was redest du denn da, Mann?« Dem Graubart klappte das Kinn herunter. »Ihr seid wirklich noch dämlicher als ihr ausseht. Ihr habt die Indianer gegen uns aufgehetzt?«

»Bleib ruhig. Die Rothäute sind viel weiter südlich auf der Jagd. Bis die mitkriegen, was passiert ist, sind wir längst weg.«

»Will’s hoffen«, knurrte der Graubart. »Und die Frau?«

»Die ist uns zugelaufen. Reizend, oder?«

»Ballast«, knurrte der Graubart.

Sadie reckte das Kinn und wollte gerade etwas erwidern, als ihr Blick auf ein paar Stiefel fiel, die hinter der Viehtränke hervorragten. Die kannte sie doch. Sie gehörten ihrem … »Hans!« Ein gellender Schrei entfuhr ihr. Sie zerrte an ihrer Fessel und rannte auf die Tränke zu, bis das Seil endete und sie stoppte. Was sie sah, versetzte ihr einen Stich mitten ins Herz: Ihr Mann lag in seinem Blut! Zwei Einschusslöcher schwärzten seine Hemdbrust. »Hans! Nein! Oh, bitte! Nein!« Ein Zittern lief durch ihren Körper. Ihr Verstand weigerte sich, zu erfassen, was hier geschehen war.

»Wie es aussieht, habt ihr die Besitzerin der Station geschnappt«, brummte der Graubart. »Anscheinend seid ihr beiden doch nicht so dämlich, wie ich dachte.«

Sadie fuhr herum.

Bevor sie nachhaken kann, was diese Bemerkung bedeuten sollte, krachte es in der Ferne lautstark.

Der Knall fand ein Echo an den Berghängen.

Sadie zuckte zusammen. Das kam von der Brücke! Was um alles in der Welt …

»Die Falle ist gestellt«, murmelte der Graubart.

»Was für eine Falle?«, wisperte sie. »Was soll das alles?«

»Tut mir leid, Süße.« Er zog einen Revolver und richtete die Mündung auf sie.

Sadie hob abwehrend die Hände.

»Bitte«, flehte sie, »tun Sie das nicht!«

Das also war der Beischlaf? Darum machten alle so einen Wirbel?

Das war Emily völlig unverständlich.

Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich etwas Angenehmeres vorzustellen, beispielsweise einen Spaziergang unten am Willow Creek oder das Schrubben der Wäsche auf dem Waschbrett, vielleicht auch das Kauen von Glasscherben, aber das wollte ihr nicht so recht gelingen.

In ihrem rechten Zeh pochte es schmerzhaft. Ihr frisch angetrauter Ehemann war ihr gehörig auf den Fuß getreten, als er versucht hatte, sie aus ihrem Kleid zu schälen. Es hatte sich angefühlt, als wäre sie unter den Huf eines Büffels geraten.

Eines wirklich, wirklich großen Büffels.

Ihr malträtierter Zeh war momentan allerdings ihre kleinste Sorge. Viel schlimmer war, dass sie kaum atmen konnte.

Mister Danes rackerte sich auf ihr ab. Sein Gewicht drückte sie in die Matratze und schnürte ihr die Luft ab. Schweiß klebte seine Haut auf ihrer fest. Und ihre Brust wurde schmerzhaft unter ihm zusammengequetscht.

Oh, Luft, wenn sie nur Luft bekommen würde!

»Gleich … gleich bin ich soweit«, schnaufte er und hörte sich dabei an wie eine Dampflokomotive an den Hängen des Mount Bluff. Trotz seiner Versicherung schien die Sache jedoch nicht recht voranzugehen, denn er ackerte immer weiter. Emily war der Blick nach unten verwehrt, aber abgesehen von einem gewaltigen Druck auf ihrer Brust spürte sie nicht das Geringste.

War das wirklich richtig so?

Dies hier war schon ihre zweite Hochzeit, aber die erste zählte wohl nicht, da ihr Gemahl es nach der Trauung nicht einmal lebend aus der Kirche geschafft hatte. Er war auf der Schwelle erschossen worden. So war Emily noch unberührt und überaus gespannt auf ihre ehelichen Pflichten. Sie hatte keine Ahnung, was sie von ihrer Hochzeitsnacht erwarten durfte, aber irgendeine andere Empfindung als Atemnot hatte sie sich durchaus erhofft.

Mister Danes schob seine fleischige Hand zwischen ihre Leiber und rieb an sich herum. Emily hatte nicht erwartet, dass sich der Vollzug ihrer Ehe dermaßen schwierig gestalten würde. Vielleicht sollte sie ihn fragen, ob sie die Angelegenheit irgendwie voranbringen konnte? Doch selbst wenn sie sich dazu hätte durchringen können, ohne vor Scham im Boden zu versinken, wäre es ihr nicht möglich gewesen.

Sie bekam einfach nicht genügend Luft!

Emily krallte die Hände ins Betttuch, versuchte, ein Stück zur Seite zu rutschen, um zu Atem zu kommen, aber ihr Mann lag wie ein Fleischberg auf ihr und presste sie nieder. Ihr war schwindlig, und ihr Herz hämmerte schmerzhaft in ihrer Brust.

Nein, so hatte sie sich ihre Hochzeitsnacht wirklich nicht vorgestellt.