Lassiter 2493 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2493 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Über den Häusern von Bay Minette lag der Geruch des Brackwassers, das in die Mündung des Alabama River zurückstaute und seit Tagen an derselben Stelle stand. Die Männer von Grant McCormick verzogen die Gesichter, als sie in Stellung gingen und die Gewehre schussbereit machten.
"Der Zug steht auf dem Nebengleis", sagte McCormick und wies in die Dunkelheit hinaus. "Die Wachmannschaft tritt ab und lässt die Glocke allein."
Keiner aus McCormicks Trupp hatte eine Vorstellung von der legendären Liberty Bell, der Freiheitsglocke von Philadelphia. Die Männer aus Colorado wussten nur, dass sie diesen Stahlkoloss stehlen mussten.
"Für die Freiheit!", zischte McCormick und reckte die Faust in die Luft. "Für die Freiheit von Fortuneville!"
Reihum hoben sich weitere Fäuste. "Für die Freiheit, ho! Für die Freiheit, ho!"

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Gestohlene Freiheit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Ertugrul Edirne/Becker-Illustrators

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9686-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Gestohlene Freiheit

Über den Häusern von Bay Minette lag der Geruch des Brackwassers, das in die Mündung des Alabama River zurückstaute und seit Tagen an derselben Stelle stand. Die Männer von Grant McCormick verzogen die Gesichter, als sie in Stellung gingen und die Gewehre schussbereit machten.

»Der Zug steht auf dem Nebengleis«, sagte McCormick und wies in die Dunkelheit hinaus. »Die Wachmannschaft tritt ab und lässt die Glocke allein.«

Keiner aus McCormicks Trupp hatte eine Vorstellung von der legendären Liberty Bell, der Freiheitsglocke von Philadelphia. Die Männer aus Colorado wussten nur, dass sie diesen Kupferkoloss stehlen mussten.

»Für die Freiheit!«, zischte McCormick und reckte die Faust in die Luft. »Für die Freiheit von Fortuneville!«

Reihum hoben sich weitere Fäuste. »Für die Freiheit, ho! Für die Freiheit, ho!«

Nicht einen verdammten Streifen Dörrfleisch hatte Joey übriggelassen, bevor er seine Sachen gepackt und hinüber ins Greyhood’s gegangen war. Er hatte das Packpapier aufgerissen, als wäre er ein wildes Tier, und sich über die Ration von zwei Männern hergemacht. Er war ein ausgekochtes Schlitzohr und ein Hurensohn dazu.

Mürrisch biss Dan Lockman auf seinem Streifen Kautabak herum.

Er sah zur Glocke hinüber, die vor Nässe glänzte und auf ihrem geschmückten Eisenbahnwagen ein wenig verloren wirkte. Im Morgengrauen würde sie wieder von Heerscharen an Schaulustigen umlagert sein. Das Komitee zeigte die Glocke an dreizehn Stationen, ehe sie zur World’s Industrial and Cotton Exhibition nach New Orleans gebracht wurde.

Der Sonderzug war nur langsam vorangekommen.

Sie hatten über Meilen hinweg kaum schneller als ein Pferdefuhrwerk fahren können, wegen des Regens, der die Schwellen unterspült hatte. Die Gleise hatten an manchen Stellen derart an Halt verloren, dass der Stahl ächzte, sobald die Lokomotive darüber fuhr. Einige der hohen Herren auf dem Zug hatten befürchtet, dass die Glocke im Schlamm liegen würde, noch bevor sie New Orleans erreichte.

Lockman kümmerten solche Sorgen nicht.

Er hatte sich der Dollars halber für diese Anstellung entschieden, und ob dabei die berühmte Liberty Bell zu Bruch ging oder altertümliche Schmuckuniformen getragen werden mussten, war dabei einerlei. Er gehörte zur Continental Guard, der Schutzwache für die Glocke, und allein dafür erhielt er seinen Lohn.

»Mister?«

Unter dem Vordach des Bahndepots waren zwei Männer aufgetaucht, die sich angeregt unterhielten. Sie scherzten miteinander und wollten sich offenbar ihre Zigarillos anstecken. Einer der Kerle schnippte mit dem Finger nach Lockman.

»Kümmert euch selber um Feuer!«, knurrte Lockman mit Grabesstimme und schlug den Mantelkragen hoch. Er hatte Regenwasser in den Nacken bekommen. »Bin doch nicht euer Dienstbote! Ich hab’ Besseres zu tun, als euch den Lakaien zu machen!«

Die Männer zogen beleidigt ab und beschafften sich bei einem Depotarbeiter Feuer. Als sie mit glimmenden Zigarillos im Mund zurückkehrten, strafte Lockman sie mit einem geringschätzigen Blick. Er hatte genug von der aufgekratzten Meute, die sich jeden Tag vor der Glocke versammelte, als wäre die Unabhängigkeitserklärung drauf unterschrieben worden.

Plötzlich erklang hinter Lockman ein metallisches Geräusch.

Er wirbelte um die eigene Achse und sah aus dem Augenwinkel den Umriss eines Fremden, der einen Hammer oder ein Beil schwang. Der Unbekannte hatte der Glocke einen Hieb versetzt und war danach vom Zugwaggon gesprungen. Er trieb sich hinter dem Waggon herum und setzte zu einem weiteren Schlag an.

»Hey, Bastard!«, schrie Lockman und gab seinen Posten auf. Er riss das Gewehr von der Schulter und legte auf den Störenfried an. »Bleib stehen! Im Namen der Stadt Philadelphia, bleib stehen oder ich knall’ dich ab!«

Die Gestalt hinter dem Zugwaggon ging in eine geduckte Haltung und verbarg den Hammer – oder das Beil – hinter dem Rücken. Die Schutzgarde hatte Dutzende Verirrte gestellt, die sich aus dem einen oder anderen Grund an der Glocke rächen wollten. Meist waren es Südstaatler, die in der Freiheitsglocke ein Yankee-Symbol sahen.

»Hol mich doch!«, tönte es hinter dem Waggon hervor. »Schwing die verdammten Laufstelzen und fang mich! Oder traut sich der Feigling nicht?«

Scheinbar wollte der Mistkerl es wissen.

Mit dem Finger am Abzug umrundete Lockman den Eisenbahnwaggon, der mit Banderolen und Stoffbahnen in den Nationalfarben geschmückt war. Er blieb an einer der Zierblüten hängen, die auf den Stoff genäht waren, und fluchte leise vor sich hin.

Im selben Augenblick hörte Lockman hinter sich einen Laut.

Er schnellte mit dem Gewehr in der Hand herum und stand den beiden Zigarillorauchern gegenüber, die ihn unter dem Vordach des Depots um Feuer gebeten hatten. Einer der Männer hatte ein schmales Gesicht und tiefliegende Augen, in denen das pure Böse lauerte. »Gestatten, Grant McCormick! Wohl die falsche Nachtwache erwischt!«

Blitzschnell schlug der zweite Fremde den Gewehrlauf zur Seite, schlug Lockman das Knie in die Magengrube und packte den Wachhabenden beim Mantel. Er entwaffnete ihn und schleuderte den Continental-Guard-Mann in die Arme des dritten Angreifers, der unter dem Waggon hervorkroch.

»Fesselt ihn!«, befahl McCormick und weidete sich an Lockmans schmerzverzerrter Miene. Er pfiff leise und deutete zur Glocke hinauf. »Uns bleiben vier Stunden bis Sonnenaufgang! Die Glocke muss verladen und ihre hübsche Schwester auf den Waggon gebracht werden! Legt euch ins Zeug!«

Von allen Seiten strömten mit einem Mal Männer auf den Waggon zu, für dessen Sicherheit Lockman nicht länger zu sorgen vermochte. Er stemmte sich gegen den eisernen Griff seines Peinigers, der ihn indes mit Leichtigkeit festhielt.

»Was wird mit ihm?«, fragte der Fremde in McCormicks Richtung. »Legen wir ihn um wie die andern? Oder jagen wir ihn in Alabama River?«

McCormick brauchte nicht lange für seine Antwort. »Treibt ihn in den Fluss und lasst ihn ersaufen! Es muss wie ein gottverdammtes Saufgelage aussehen! Werft ein paar Flaschen hinterher und bindet sie an den Händen zusammen!« Er beugte sich zu Lockman hinunter. »Wie ich schon sagte, du hast die falsche Nachtwache übernommen.«

Keine Sekunde darauf traf Lockman ein brutaler Nackenschlag.

Er torkelte nach vorn, erbrach sich vor Schmerz auf McCormicks Schuhe und klammerte sich am Waggon fest. Er wandte sich nach dem Mann um, der ihn verprügelt hatte, und bedachte ihn mit einem bitterbösen Fluch.

Dann schwanden dem Wachbediensteten die Sinne.

Noch eine Stunde zuvor hätte es Lassiter für unwahrscheinlich gehalten, dass sich die Privatsekretärin von State Senator James Moynahan zu einem derart gewagten Schäferstündchen würde hinreißen lassen. Die schöne Schwarzhaarige von der Westküste hatte ihn reserviert und förmlich behandelt, bevor sie den Mann der Brigade Sieben in eine Besenkammer im ersten Stock des State Capitol Building gezogen hatte.

»Zum Wohle von Colorado!«, keuchte Emma Seaver und legte sich bäuchlings über die Vorratskisten in der Kammer. »Los, Mr. Lassiter, zeig mir, was du kannst!«

Gegen eine solche ungeschminkte Einladung konnte Lassiter nichts einwenden.

Er war mit einer Graham’s-Frachtkutsche aus dem Norden nach Denver gekommen und hatte im Postbüro die Telegramme aus Washington abgeholt. Das Hauptquartier hatte ihm für den letzten Einsatz gedankt und ihn angewiesen, sich unverzüglich ins State-Capitol-Gebäude zu begeben. Der Mittelsmann im Capitol war Emmas Lohngeber Senator Moynahan.

»Du bist leichtsinnig«, sagte Lassiter und schlug Emmas Rock hoch. »Solche Freuden münden meistens in Ärger.«

Die Sekretärin warf den Kopf herum, dass ihr schwarzes Haar nur so flog. Aus ihren smaragdgrünen Augen blickte sie Lassiter herausfordernd an. »Willst du plappern? Oder die Gelegenheit nutzen?« Sie knöpfte ihre Seidenbluse auf. »Du bist doch kein Kind von Traurigkeit?«

Unter der Bluse trug Emma eine schwarze Korsage, deren Spitzenbesatz bis zur ihrer schmalen Taille reichte. Die dünnen Metallstreben darunter sträubten sich gegen ihre Bewegungen.

»Soll ich dir helfen?«, flüsterte Lassiter und legte einen Arm um Emmas Schultern. Er zog die Capitol-Bedienstete an sich heran und fasste mit der freien Hand nach ihrem Po.

Ohne Umschweife drückte Emma seine Hand noch fester auf ihre Haut.

Sie stöhnte leise auf, tastete nach Lassiters hartem Pint und stieg aus ihrem Miederhöschen. Sie war so feucht zwischen den Beinen, dass sie vor Scham errötete und die Augen schloss.

Mit einem festen Stoß drang Lassiter ein.

Sein letztes Rendezvous lag geschlagene vier Wochen zurück, und hätte sich das Schicksal nach ihm gerichtet, wäre weniger Zeit bis zum nächsten verstrichen. Er hatte seinen Auftrag gewissenhaft erfüllt, wie er es stets tat, und nur aus diesem Grund keinerlei weibliche Gesellschaft gefunden. Die Pflicht war bekanntlich der Sargnagel jeder Vergnügung.

»O Lassiter!«, hauchte Emma und hielt seine Hand auf ihrem Po. Sie hob und senkte das Becken, um Lassiter tiefer in sich zu spüren, und raunte dabei zusammenhanglose Worte. »Für Colorado … Du … Niemand … Sei mein …«

Draußen lief eine Handvoll Senatoren vorbei, angeregt in ein Gespräch über Bewässerungsgräben der Larimer and Weld Irrigation Company vertieft. Sie überboten einander in ihren Behauptungen, ehe die Männer um eine Ecke verschwanden und ihre Stimmen leiser wurden.

Erleichtert stöhnte Emma auf.

Sie hatte ihre Lust für sich behalten, bis die Luft rein war, doch nun gab es für ihre Ekstase kein Halten mehr. Sie presste den Hintern an Lassiters Lenden, krallte ihrem Liebhaber die Nägel in die Haut und kam mit einem spitzen Schrei zum Höhepunkt.

Als Lassiter Emmas Körper zucken spürte, kam es ihm ebenfalls.

Er griff nach Emmas Brüsten, die unter seinen Stößen hin und her schaukelten, und gab den Widerstand gegen seine eigene Lust auf. Er stöhnte vor Befriedigung, bevor er seine junge Geliebte losließ.

»Verdammt!«, flüsterte Emma. »Es müssten häufiger Kerle von deinem Schlag in der Stadt sein. Für eine Frau ist Denver ein Moloch aus eitlen Senatoren und geifernden Greisen.« Sie wandte sich zu ihm um. »Willst du jetzt zu Senator Moynahan?«

Allein die Tatsache, dass die Brigade Sieben in Colorado einen amtierenden State Senator als Mittelsmann verpflichtet hatte, unterstrich die Bedeutung des bevorstehenden Auftrags. Das Hauptquartier war offenbar der Ansicht, dass Lassiter Informationen aus höchsten Kreisen bedurfte.

»Er wird nichts davon erfahren«, versicherte Emma eilig, als Lassiter weiterhin über den Telegrammen brütete. »Moynahan ist höflicher Mann. Er wird nicht danach fragen, was du schon im Capitol getan hast.«

»Um Moynahan geht es mir nicht«, sagte Lassiter und las das erste Telegramm erneut. »Wo liegt Fortuneville, Emma?«

Erschrocken riss Emma die Augen auf und kleidete sich rasch an. »Du willst nach Fortuneville? Niemand in Colorado geht dorthin.« Sie hielt mitten in der Bewegung inne. »Es ist eine Siedlung oben in den Saguache-Bergen.«

Bei dem Telegramm, das zuerst in Denver eingetroffen war, handelte es sich um einen knapp formulierten Einsatzauftrag, der sich auf Fortuneville in Colorado bezog. Das zweite Telegramm widerrief diese Anweisung und benannte stattdessen Senator Moynahan als Mittelsmann im State Capitol.

Binnen einer Woche hatte Washington seine Meinung geändert.

»Noch muss ich nicht nach Fortuneville«, sagte Lassiter und steckte die Telegramme in die Jackentasche zurück. Er knöpfte sein Hemd zu und betrachtete sein Konterfei in dem halbblinden Spiegel, der gegenüber der Tür an der Kammerwand hing. »Ich will es nur wissen.«

Inzwischen trug Emma wieder ihr strenges und anmutiges Straßenkleid. Sie schmiegte sich an Lassiter und küsste ihn zärtlich. »Wenn du nicht nach Fortuneville möchtest, muss ich dir auch nichts darüber sagen. Du wirst alles Nötige auch vom Senator erfahren.«

»Aber Senator Moynahan hat keine verführerischen Augen«, flüsterte Lassiter und erwiderte den Kuss. »Er ist nicht du.«

»Willst du mich erneut verführen?«, fragte Emma streng und tippte Lassiter strafend auf die Brust. »Du bist schuld daran, dass anständige Frauen ihre guten Manieren vergessen. Du bist schuld, dass …« Sie küsste ihn abermals. » … dass ich gerade so glücklich bin.«

Sie verließen ihr Versteck so unauffällig, wie sie es eine Stunde zuvor betreten hatten. Eine Gruppe junger Männer, die neugierige Blicke auf Emma warfen, lief an ihnen vorüber und verschwand über die große Freitreppe ins Untergeschoss.

Ehrfürchtig trat Lassiter an die Brüstung.

Er schaute zu der mächtigen Rotunde des Regierungsgebäudes hinauf, die über den Säulengängen und vergoldeten Handläufen des Gebäudes thronte. Das Raunen Dutzender Stimmen hallte in dem Rundbau wider.

»Ich hole den Senator«, sagte Emma hinter ihm und berührte flüchtig seine Hand. »Lauf nicht davon, ja?«

Das Gouverneursbüro im ersten Stock des State-Capitol-Gebäudes war ein rechtwinkliger Raum mit vertäfelten Wänden, an denen Gemälde mit ländlichen Szenen und ein Porträt von George Washington hingen. Über dem Schreibtisch von Gouverneur Benjamin H. Eaton schwebte ein vielarmiger Messingleuchter.

»Meine Herren«, begrüßte Eaton seine Besucher höflich und wies auf die Stühle vor seinem Tisch. Er war ein stämmiger Mann mit langem Kinnbart und sorgsam pomadisiertem Haar. »Ich freue mich außerordentlich, dass diese Zusammenkunft möglich geworden ist.«

Neben Lassiter stand State Senator James Moynahan und lächelte verkniffen. Er hatte das Techtelmechtel seiner Sekretärin mitbekommen und den Mann der Brigade Sieben einen unverbesserlichen Schürzenjäger genannt.

Gouverneur Eaton verschränkte die Hände über einem Stoß Papiere. »Wie man mir aus Washington telegraphiert hat, wird Mr. Lassiter als geheimer Regierungsbeauftragter nach Fortuneville reisen.« Er schürzte die Lippen. »Ich bin einverstanden damit, Senator Moynahan.«

Moynahan ließ sich mit seiner Erwiderung Zeit. »Sir, nun … Ich bin instruiert worden, mich um die Causa Fortuneville zu kümmern. Ich hatte vorgeschlagen, dass Mr. Lassiter als Erzprospektor in die Saguache-Mountain geht.«

Vor ihrem Treffen mit Gouverneur Eaton hatten Moynahan und Lassiter lediglich das Nötigste besprochen. Sie hatten ein Kuvert voll Schriftstücke gesichtet, das aus dem Hauptquartier gekommen war, doch die endgültige Entscheidung über die Mission lag allein bei Eaton.

»Sie haben freie Hand in Colorado«, sagte Eaton zur sichtlichen Erleichterung Moynahans. Der Gouverneur hob die buschigen Brauen. »Mir liegt allerdings in besonderem Maße am Herzen, dass in Fortuneville ebenso Recht und Ordnung herrschen wie im übrigen Staat.«

»Fortuneville ist unser aller Sorge«, sekundierte Moynahan und bekräftigte, dass er insbesondere für die Republikaner im Senat sprach. »Gestatten Sie, dass ich Mr. Lassiter ins Bild setze, Gouverneur Eaton?«

Mittels einer knappen Handbewegung gab Eaton seine Einwilligung.

»Seitens der amerikanischen Regierung«, holte Moynahan weit aus, »besteht seit Längerem die Befürchtung, dass die berühmte Freiheitsglocke aus Philadelphia gegen eine raffinierte Fälschung ausgetauscht worden ist.«

Allmählich erschloss sich für Lassiter, weshalb die Brigade Sieben diesen Auftrag auf höchster Ebene angesiedelt hatte. »Die Liberty Bell? Jene Glocke, die zur Unabhängigkeit läutete?«

»In der Tat«, bejahte Moynahan und atmete schwer. Er rutschte auf seinem Stuhl nach vorn. »Gewöhnlich verwahrt man jenes Juwel unserer nationalen Geschichte in Philadelphia. Vor einigen Wochen jedoch ist die Glocke mit einem Sonderzug zur World’s Industrial and Cotton Exhibition nach New Orleans gebracht worden.«

Der Gouverneur schloss sich Moynahan mit einem Nicken an. »Ehe die Glocke New Orleans erreichte, kam es zu einem Zwischenfall, der nur dem Präsidenten, den Gouverneuren und einigen ausgewählten Senatoren in den Bundesstaaten bekannt ist.« Er sah Lassiter durchdringend an. »Die Wachmannschaft der Glocke wurde getötet.«

»Getötet?«, fragte Lassiter und furchte die Stirn. »Auf offener Strecke umgebracht?«

»Sie starb im Alabama River«, fuhr Gouverneur Eaton fort. Er fixierte den bronzenen Briefbeschwerer auf seinem Tisch. »Offiziell kamen die Männer bei einem Saufgelage in der Nähe des Flusses um. Sie wurden im Morgengrauen geborgen. Man hat entsprechende Totenscheine ausgestellt.« Er seufzte. »Jeder von ihnen hatte wenigstens eine Kugel im Leib.«

Betretenes Schweigen erfüllte das Gouverneursbüro.