Lassiter 2494 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2494 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Grausame Kälte lag in den eisblauen Augen. Der Mann, der wie ein Monument der Vergeltung vor Caleb Warren stand, hatte wie unabsichtlich seine Rechte auf dem Revolvergriff abgelegt, als wäre sie ihm zu schwer geworden. Sein Gegenüber jedoch wusste ganz genau, was die Stunde geschlagen hatte.
"Wollen Sie mich töten, Mister?", fragte der Farmer und stellte sich schützend vor Frau und Kind.
Rick Carters Blick verlor nichts von seiner Intensität. "Du hast Dinge gesehen, die sich nicht mehr aus deinem Gedächtnis löschen lassen. Deine Frage allerdings muss ich mit 'Nein' beantworten, denn dich nur zu erschießen, reicht meinem Boss nicht aus." Der Killer zeigte ein angedeutetes hämisches Lächeln. "Und ich halte auch nichts davon, Menschen zu trennen, die in Liebe miteinander verbunden sind..."

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Bete und stirb, Gringo!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Sanjulian/Bassols

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9687-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bete und stirb, Gringo!

Grausame Kälte lag in den eisblauen Augen. Der Mann, der wie ein Monument der Vergeltung vor Caleb Warren stand, hatte wie unabsichtlich seine Rechte auf dem Revolvergriff abgelegt, als wäre sie ihm zu schwer geworden. Sein Gegenüber jedoch wusste ganz genau, was die Stunde geschlagen hatte.

»Wollen Sie mich töten, Mister?«, fragte der Farmer und stellte sich schützend vor Frau und Kind.

Rick Carters Blick verlor nichts von seiner Intensität. »Du hast Dinge gesehen, die sich nicht mehr aus deinem Gedächtnis löschen lassen. Deine Frage allerdings muss ich mit ›Nein‹ beantworten, denn dich nur zu erschießen, reicht meinem Boss nicht aus.« Der Killer zeigte ein angedeutetes hämisches Lächeln. »Und ich halte auch nichts davon, Menschen zu trennen, die in Liebe miteinander verbunden sind …«

Abwehrend hob Caleb Warren seine Hände. »Tun Sie das nicht! Meine Frau und meine Tochter sind unschuldig! Erschießen Sie mich, aber lassen Sie meine Familie am Leben!«

Für einige Augenblicke sah es so aus, als wollte sich Rick Carter auf den Deal einlassen. Er schob sich an Warren vorbei und betrat das Farmhaus. Frau und Tochter wichen vor ihm zurück.

»Ein schönes Heim«, bemerkte Carter und ließ seinen Blick schweifen. »Ich habe mir immer vorgestellt, selbst eine Familie zu haben, ein eigenes Haus mit eigenem Grund und Boden. Leider ist es bei der Vorstellung geblieben. Nicht, dass es an Frauen gemangelt hätte, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, mich dabei selbst aufgeben zu müssen. Vielleicht bin ich nicht beziehungsfähig. Vielleicht möchte ich mir einfach nur gewisse Freiheiten vorbehalten. Frauen können so besitzergreifend sein. Und ich kann mich nur schwer unterordnen.«

Verständnislosigkeit lag in Caleb Warrens Augen. Es war ihm anzumerken, dass er mit den Äußerungen des unheimlichen Besuchers nichts anfangen konnte. Sie schienen ihn zu verunsichern und mochten über die wahren Absichten des Killers hinwegtäuschen. »Haben Sie doch ein Einsehen«, presste der Farmer gequält hervor. Die Sorge um seine Familie hatte sich tief in seine Züge gegraben. »Ich werde schweigen! Es wird Ihren Boss nicht einen Nickel kosten. Mir geht es einzig darum, in Frieden mit meiner Frau und meiner Tochter zu leben.«

Scheinbar teilnahmslos schlenderte Rick Carter durch den Wohnraum, umrundete den gedeckten Mittagstisch und brach sich von einem Laib Brot einen Kanten ab. Er zupfte ein Stück heraus und schob es sich in den Mund. Kauend betrachtete er Warren, der leicht zitternd vor Frau und Kind stand. »Ein hehrer Vorsatz«, gestand Carter dem Farmer zu und schluckte den Bissen hinunter. »Und wenn es nach mir ginge, könntest du alt und grau werden. Dummerweise aber geht es nicht nach mir. Sobald man mir einen Auftrag erteilt, führe ich ihn auch aus. Ich betrachte es als Loyalität. Wo kämen wir hin, wenn man sich nicht mehr aufeinander verlassen könnte …?«

»Ihr Name, Mister!«, platzte es aus Caleb Warren heraus. »Wie lautet er? Ich … ich habe ihn vergessen.«

»Ich habe ihn nicht erwähnt«, versetzte der Fremde. »Nenn mich einfach Carter.«

Warren schluckte hart. »Mister Carter, hören Sie mir zu. Es war doch nichts weiter als ein dummer Zufall. Ich konnte doch nicht ahnen, dass … dass Ihr Boss …«

Gönnerhaft winkte Rick Carter ab. »Natürlich nicht. Wie hättest du auch? Es war eine Verkettung von unglückseligen Ereignissen. Niemand hat daran Schuld.«

Hoffnung schimmerte in Warrens Blick. »Ich bin froh, dass wir derselben Meinung sind«, sagte er und entspannte sich ein wenig. »Sicher gibt es einen Weg zu einer gütlichen Einigung. Man muss nur vernünftig über die Sache reden. Ich habe kein Interesse daran, Kapital aus meinen Beobachtungen zu schlagen, das müssen Sie mir glauben.«

Unvermittelt zog Carter und schoss. Die Kugel durchschlug Caleb Warrens Stirn, trat aus dem Hinterkopf aus und besudelte seine Frau mit Blut und Hirnmasse. Gleich einer gefällten Eiche krachte der Farmer auf die Dielen.

Unbeweglich stand Carter da, den kalten Blick auf die Leiche gerichtet. »Ich glaube dir, Caleb …«

Die entsetzten Schreie von Frau und Kind zerrissen die Stille. »Sie grausames Monstrum!«, stieß die junge Witwe hervor, fiel auf die Knie und beugte sich über ihren toten Ehemann. »Caleb!«, kam es wimmernd über ihre Lippen. »Bitte, Caleb, verlass mich nicht!«

Mechanisch spannte Rick Carter den Hahn seines Revolvers. »Dort, wo er jetzt ist«, meinte der Killer, »wird er nicht lange allein sein …«

Rasch aufeinander folgten zwei weitere Schüsse. Dumpf fielen zwei Körper zu Boden. Carter schob seine Waffe zurück ins Holster, langte nach einer Obstschale und nahm einen Apfel heraus. Herzhaft biss er hinein und setzte sich an den Tisch. Unbekümmert nahm er zur Kenntnis, wie sich die Blutlachen unter den regungslosen Körpern ausbreiteten.

Rabenschwarze Wolken hatten das Antlitz der Sonne verdunkelt, doch der erwartete Regen blieb aus. Lassiter war es nur recht. In den Nordstaaten hatte er mehr als genug Nässe und Kälte erlebt, sodass Texas für ihn eine willkommene Abwechslung darstellte.

Er führte seinen Grauschimmel aus dem Frachtwaggon der Eisenbahn, saß auf und ritt hinüber zur Mainstreet von Del Rio. Das Örtchen trug seinen Namen nicht umsonst, denn die mexikanische Grenze – markiert durch den Lauf des Rio Grande – lag nur wenige Meilen entfernt.

Lassiter ließ sich die spärlichen Auftragsinformationen, die er von seinem Kontaktmann in San Antonio erhalten hatte, noch einmal durch den Kopf gehen. Der Mann, den er suchte, war in der Gegend beileibe kein Unbekannter. Ihn aufzuspüren, war Lassiters geringstes Problem. Kritisch konnte es werden, sobald die Jagd des Brigade-Agenten ihn über die texanische Grenze nach Mexiko führte. Sollte es im Laufe eines Gefechts zur Konfrontation mit der mexikanischen Armee kommen, war Lassiter auf sich allein gestellt und konnte weder mit der Unterstützung der US-Kavallerie rechnen, noch mit dem Eingreifen der Texas-Ranger. Ihre Befugnisse endeten am Ufer des Rio Grande. Jeder Übergriff von amerikanischer Seite wäre einer Kriegserklärung gleichgekommen.

Einen Steinwurf entfernt von der Abzweigung, die zur rechten Hand hinauf in die Berge und links in eine Lehmbausiedlung führte, hielt Lassiter vor einem Saloon und stieg aus dem Sattel. Wenn man Informationen benötigte, gab es keinen besseren Ort. Hier kamen Einheimische und Reisende zusammen, Geschäftsleute und Kriminelle. Das, was man wissen wollte, brachte man mit ein paar Dollars oder den Fäusten in Erfahrung. Darauf aber legte es der große Mann jedoch nicht an. Seine Kraft und seinen Revolver würde er noch früh genug einsetzen müssen.

Kaum stieß er durch die Schwingtüren, schlug ihm auch schon der Geruch von Tabak und Hochprozentigem entgegen. Für die Uhrzeit war der Saloon gut gefüllt. Es gab kaum einen freien Tisch mehr. Und auch die Theke wurde von den unterschiedlichsten Typen belagert.

»Whiskey!«, rief Lassiter dem Barkeeper zu und stellte sich an den äußersten Rand des Tresens. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie ihn argwöhnische Blicke streiften. Nur wenige Sekunden vergingen, bis er angesprochen wurde.

»Du bist nicht von hier«, raunte eine kratzige Stimme. »Da, wo ich herkomme, stellt sich ein Fremder für gewöhnlich vor.«

Der Mann war auf Streit aus. Allein sein Tonfall bestätigte diese Einschätzung. Gleichzeitig drehten sich Lassiter noch zwei weitere Männer zu, die offenbar zu dem Kerl gehörten. Sicher nicht zufällig hatten sie ihre Daumen im Revolvergurt verhakt, wobei sich ihre Rechte gefährlich nahe beim Holster befand.

»Was sagt schon ein Name?«, erwiderte Lassiter. »Nenn mich einfach Smith.«

Rau lachte sein Gesprächspartner auf, wurde aber sofort wieder ernst. »Du hältst dich wohl für witzig, was? Kommst einfach so in unsere Stadt und machst dich über uns lustig.« Der Kerl mit den eingefallenen Wangen und dem dunklen Bartschatten zog seine Nase hoch und spie auf den Boden. »An deiner Stelle wäre ich vorsichtiger. Du wärst nicht der Erste, dem die Frechheiten im Halse steckenbleiben.«

Dumpfe Stiefeltritte. Die Kumpane des Sprechers lösten sich vom Tresen und wanderten Lassiter entgegen. Einer blieb seitlich von ihm stehen, der andere stellte sich in seinen Rücken.

»Ich kann schon auf mich aufpassen«, raunte Lassiter. Mit der Linken griff er nach dem Whiskeyglas, das der Barkeeper vor ihm abstellte, mit dem rechten Arm stützte er sich auf der Theke ab.

»Hey, Bucky!«, rief der Mann hinter Lassiter dem Schmalgesichtigen zu. »Der Typ scheint dich nicht ernst zu nehmen. Ist wohl einer der besonders Harten, die nur die raue Gangart verstehen …«

Die letzte Silbe war noch nicht verklungen, da wirbelte Lassiter herum. Die Rückhand seiner Faust schmetterte in das Gesicht des Kerls, der einen erstickten Schmerzenslaut von sich gab, zur Seite taumelte und seinen Sturz gerade noch verhindern konnte.

Sein Kumpan riss blitzschnell seinen Colt aus dem Holster, doch noch ehe er den Abzug gespannt hatte, trat Lassiter unter seine Schusshand und schmetterte sie ihm mitsamt der Waffe gegen den Schädel. Ein Ausfallschritt brachte Lassiter an seinen Gegner heran, sodass er ihn beim Kragen packen konnte und dem Hageren entgegenschleuderte.

Haltlos krachten die beiden Männer auf die Dielen. Dabei aber ließ Lassiter es nicht bewenden, machte einen Satz nach vorn und ließ seine Faust gegen Buckys Kinn krachen. Kaum hörte er das Schnappen eines Revolverhahns in seinem Rücken, ruckte Lassiter zur Seite, wobei ihm der Remington förmlich in die Hand flog. Der Kerl, dem er einen Fausthieb verpasst hatte, kam nicht mehr dazu abzudrücken. Lassiters Kugel durchschlug seinen rechten Oberarm und ließ ihn zurückzucken. Das schussbereite Schießeisen entfiel seinen kraftlosen Fingern. Der Kampfesmut des Mannes verflog wie der Rauch über einer schwelenden Feuerstelle.

Geschmeidig glitt der Remington zurück in Lassiters Holster. Zwischen verengten Lidern schaute er seine Gegner an, die ächzend vom Boden hochkamen.

»Du hast dich mit den Falschen angelegt«, zischte Bucky zornig. Seine Nasenflügel blähten sich unter seinem keuchenden Atem.

»Ich war es nicht, der eine dicke Lippe riskiert hat«, gab Lassiter zurück. »Und wenn ihr weitere Schwellungen vermeiden wollt, braucht ihr mir nur eine einfache Frage zu beantworten.«

»Und die wäre?« Die Worte kamen mit äußerster Verachtung über Buckys Lippen, aber es war ihm anzusehen, dass er weiterem Streit aus dem Weg gehen wollte.

»Wo finde ich Luis Perez?«, fragte Lassiter. »Ich weiß, dass er sich in der Gegend aufhält und mit Galgenstricken wie euch zusammenarbeitet. Also erzählt mir nicht, noch nie von ihm gehört zu haben.«

Bucky lachte. Sein Kiefer musste dabei teuflisch schmerzen, doch offenbar wollte er es sich nicht nehmen lassen, seiner Belustigung Ausdruck zu verleihen. »Du suchst Perez?«, sagte er mit schiefem Grinsen. »Allein, weil Du seinen Namen laut ausgesprochen hast, wird er dich finden. Und wenn du noch ein bisschen Grips in deiner Birne hast, schwingst du dich auf deinen Gaul und reitest dorthin zurück, von wo du gekommen bist. Andererseits …« Der Kerl mit den eingefallenen Wangen machte eine theatralische Pause. » … wird es keinen Stein geben, unter dem du dich verkriechen könntest. Perez wird sich wie ein Bluthund auf deine Fährte setzen, dich aufspüren und dir das Herz aus der Brust reißen!«

Drohungen waren für Lassiter an der Tagesordnung. Und wie auch sonst ließ er sich nicht davon beeindrucken. »Du kannst ihm ausrichten, dass ich auf ihn warten werde. Warum sollen wir uns unnötig jagen, wenn es doch auch wesentlicher einfacher geht.«

Düstere Wolken schienen über Buckys Gesicht zu ziehen. Er gab seinen Kumpanen einen Wink, mit ihm den Saloon zu verlassen. Kurz vor der Schwingtür aber drehte er sich noch einmal zu Lassiter um.

»Du weißt nicht, worauf du dich einlässt«, raunte er finster und trat auf den Boardwalk.

Nachdenklich schaute Lassiter ihm hinterher, wandte sich dann wieder seinem Whiskey zu und stürzte den Inhalt des Glases in einem Zug hinunter. Sofort bestellte er einen zweiten Drink.

»Sie sollten die Worte von dem Kerl nicht in den Wind schlagen«, äußerte sich der Barkeeper mit besorgter Miene. »Ich weiß zwar nicht, ob er mit Perez unter einer Decke steckt, aber er ist ein durchtriebener Hurensohn und kennt eine Menge übler Gestalten, denen Sie nicht im Dunkeln begegnen möchten. Da können Sie hier jeden fragen.«

»Ich werde es mir merken«, erwiderte Lassiter tonlos, nickte dem Mann hinter der Theke zu und setzte sein Glas an die Lippen.

Chase Buchanan verspürte hilflosen Zorn in sich aufsteigen und musste das Telegramm, das ihm zugestellt worden war, gleich mehrfach lesen. Schließlich steckte er es ein und marschierte hinüber zum Department des zweiten Polizei-Distriktes von Washington D. C.

Dort saß ein übler Halunke in Haft, der bei einem Eisenbahnraub gestellt werden konnte. Seine Komplizen, die geflohen und ihn im Stich gelassen hatten, wollte er jedoch partout nicht ans Messer liefern.

Für Buchanan ein gefundenes Fressen. Gerade auch deshalb, weil seine Stimmung sich auf dem Tiefpunkt befand. Die bekam auch der Sergeant im Department zu spüren, der Buchanan freundlich grüßte und sich eine Erwiderung in Form einer derben Geste einfing.

Polternd öffnete Chase Buchanan die Tür zu einem kleinen Raum mit einem einzigen vergitterten Fenster. An einem schmalen Tisch, der bis auf zwei Stühle das einzige Mobiliar des Zimmers darstellte, hockte Larry Chisum. Der Mann war eingenickt und schreckte hoch, als Buchanan lautstark eintrat. Aus dunkel geränderten Augen starrte er den Captain der Metropolitan Police müde an.

»Ausgeschlafen?«, höhnte Buchanan und strich mit zwei Fingern über seinen dunklen Oberlippenbart. »Der Stuhl ist nicht ganz so bequem wie die Pritschen in den Zellen, aber er wird die einzige Schlafmöglichkeit für dich sein, wenn du nicht endlich auspackst.«

Chisum versuchte ein spöttisches Lächeln, das jedoch misslang. Dem verächtlichen Tonfall seiner Worte tat dies allerdings keinen Abbruch. »Sie wollen mich zermürben, was?«, krächzte er und räusperte sich. »Sie glauben allen Ernstes, ich würde meine Freunde verraten, weil mir der Luxus einer Matratze fehlt?« Er lachte heiser auf. »Ich bin schon in der Mangel der Guardia Rurales gewesen. Und glauben Sie mir, Captain, die wissen, was sie tun müssen, damit einem der Angstschweiß aus jeder Ritze quillt.«

Chase Buchanan nagte an seiner Unterlippe und nickte verhalten. Er umrundete den Tisch und ließ Chisum nicht einen Moment aus den Augen. Als er hinter dem Gefangenen stand, legte er ihm beide Hände auf die Schultern. »Keine Ahnung, was die Schergen von Díaz so draufhaben«, sagte Buchanan, »aber ich bin wirklich neugierig, es herauszufinden …«

Ein harter Stoß schleuderte Chisum nach vorn. Hart schlug er mit dem Gesicht auf die Tischplatte.

»War es etwas in der Art?«, erkundigte sich Chase Buchanan beiläufig.

»Mieses Schwein!«, röchelte Larry Chisum und drehte seinen Kopf zur Seite. Seine Oberlippe war aufgeplatzt, und das Blut rann an seinem Kinn hinab und tropfte auf den Tisch.

»Chisum, Chisum, Chisum …«, sagte Buchanan mit väterlichem Tadel. »Liegt dir wirklich so viel daran, meine Gefühle zu verletzen?« Er verkrallte seine Faust in Chisums schulterlangem Haar und riss den Mann nach hinten. Der krachte mit dem Stuhl gegen die Wand und ging zu Boden. Doch schon wurde er von kräftigen Händen bei der Kehle gepackt und auf die Füße gezerrt. Buchanans Gesicht war nur eine Handbreite von seinem entfernt.