Lassiter 2497 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2497 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Immer wenn der Chinook von den Hängen des Emerald Mountain wehte, litt Joseph Harwood unter fürchterlichen Kopfschmerzen. Sie zogen vom Nacken bis zum Scheitel hinauf und verdarben dem Farmer für den Rest des Tages die Laune.
An diesem Sonntag traf es ihn besonders schlimm.
Dabei war die Harwood-Farm bereit für das Frühjahr: die trockenen Maisstauden gebündelt, die Pferde draußen auf den Plains und der Frachtwagen beim Stellmacher in Boulder City.
Doch der Chinook trieb die Finsternis in Harwoods Herz, das zu hassen gelernt hatte. Er verdüsterte die langen und bitterkalten Winternächte, in denen Harwood über seine Tochter nachgrübelte.
Ob Amanda starb oder nicht, lag allein in Gottes Hand...

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Rückkehr nach Boulder City

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Boada/Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9690-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

RückkehrnachBoulderCity

Immer wenn der Chinook von den Hängen des Emerald Mountain wehte, litt Joseph Harwood unter fürchterlichen Kopfschmerzen. Sie zogen vom Nacken bis zum Scheitel hinauf und verdarben dem Farmer für den Rest des Tages die Laune.

An diesem Sonntag traf es ihn besonders schlimm.

Dabei war die Harwood-Farm bereit für das Frühjahr: die trockenen Maisstauden gebündelt, die Pferde draußen auf den Plains und der Frachtwagen beim Stellmacher in Boulder City.

Doch der Chinook trieb die Finsternis in Harwoods Herz, das zu hassen gelernt hatte. Er verdüsterte die langen und bitterkalten Winternächte, in denen Harwood über seine Tochter nachgrübelte.

Ob Amanda starb oder nicht, lag allein in Gottes Hand ...

Der Chinook war der König der Winde und blies oft mit solcher Macht, dass er die Halme in den Plains plättete und die Rinder ihm den Rücken zukehrten. Er kam von den Gipfeln der Rocky Mountains und ging warm und stark über das Land, als wollte er ihm den Winter austreiben.

Die Indianer glaubten, dass die Winde Brüder waren.

Ein Stammesältester hatte Harwood einmal erzählt, dass die warmen und kalten Winde in den alten Geschichten als Brüder auftraten, die miteinander in Streit geraten waren. Der Kojote musste zwischen ihnen richten und trug einem der Winde auf, lediglich warm und sanft zu wehen.

Meist trieb der Chinook den Schnee davon.

Er schmolz die verharschten Eisplatten an den Hängen und füllte die Flüsse, die über Harwoods Land liefen. Vom Frühling kündete der Wind, obgleich Harwood den Tod in ihm sah.

Seiner Tochter Amanda war während des Chinooks fortgegangen.

Sie hatte eines Morgens ihre Siebensachen gepackt und war auf den Einspänner gestiegen, mit dem sie hinüber nach Boulder City gefahren war. Der Depotmeister der Boulder City & Carrington Railroad hatte Harwood später gesagt, dass sie den Fünf-Uhr-Zug nach Carrington genommen hätte.

An diesem Abend stand Harwood mit seinem Schwiegersohn Howard Brunswick auf der Veranda. Er rieb sich angestrengt die Stirn und lauschte dem Raunen des Chinook.

»Fünfhundert Dollar?«, wiederholte Harwood. »Du übst dich nicht gerade in Bescheidenheit.«

Als der Farmer zur Seite blickte, fiel ihm zuerst Brunswicks kantiger Schädel auf. Er hatte sich für Amanda eher einen smarten Texaner oder einen dieser hundeäugigen Ostküstenbewohner vorgestellt, aber keinen grobschlächtigen Torfkopf aus dem Mittleren Westen.

»Uns geht das Geld aus«, erwiderte Brunswick und blickte zu den wolkenverhangenen Bergen hinauf. »Ich muss dich um Hilfe bitten.«

Zumindest konnte Harwood ihm anrechnen, dass er Rückgrat hatte. Er war nämlich – im Gegensatz zu seiner Tochter – nicht zu stolz, nach Montana zu reisen und um Geld zu betteln. Es schien ihn sogar mit einem gewissen Stolz zu erfüllen.

»Wirst du einen Cent davon zurückzahlen?«, fragte Harwood und trat langsam in den Abend hinaus. Er hatte gute Erträge mit der Farm erwirtschaftet. »Oder muss ich bis zum Jüngsten Tag darauf warten?«

Das letzte Darlehen dieser Art hatte Harwood im vorletzten Jahr ausgezahlt. Es war für die Scholle Land bestimmt gewesen, die sein Schwiegersohn im Arizona-Territorium gekauft hatte. Von den vierhundert Dollar bekam er bisher jedoch nur die Hälfte zurück.

»Diese fünfhundert Dollar und die zweihundert vom letzten Mal sollst du stets erhalten«, versicherte Howard und kam Harwood hinterher. Er hatte eine Art an sich, die ihm das Gebaren eines Geschäftsmannes verlieh, obwohl er bankrott war. »Sind wir im Geschäft, Joe?«

Harwood nickte stumm und nahm die Abschiedsworte seines Schwiegersohns kaum wahr. Dieser ging nach einiger Zeit zu seinem Pferd und stieg in den Sattel.

Bald darauf war Harwood allein.

Er sah zu den umgeackerten Feldern hinüber, die sich wie blasse Tücher über die Hügel spannten und von denen der Chinook hauchfeine Staubschleier mitriss. Zudem spürte er die Kraft des Windes, den Sog in der Luft, der Dämonen heraufbeschwor.

Amanda, du ...

Niemals zuvor hatte er darüber nachgedacht, seine eigene Tochter zu ermorden. Er verabscheute bereits den kleinsten Gedanken daran. Er wollte schließlich keine Todsünde wegen Amanda begehen.

Doch Amanda brachte die Schande über ihn.

Sie hatte sich im Schutz der Nacht davongestohlen, weil sie den Jähzorn und die herrische Art ihres Vaters nicht mehr ertragen hatte. Sie war seit jeher das Abbild ihrer Mutter gewesen.

Kerry, du verdammtes Biest ...

Fast zwanzig Jahre war Harwoods Frau Kerry nun tot, und sie hatte ihm bloß Einsamkeit hinterlassen. Auch die Farm hatte sie ihm aufgezwungen, die weder Amanda noch er je gemocht hatten.

Trotzig ballte Harwood die Faust und lief tiefer in den Wind hinein.

Er spürte den Kopfschmerz heranrasen und das beißende und zwickende Echo des Chinooks, das in seinem Schädel widerhallte und ihn quälte. Er musste auf den Wind hören. Er musste tun, was ihm dieser verfluchte Föhn aus den Bergen auftrug.

William Salfield hatte ihm den Giftstrauch besorgt.

Er war Eigentümer von zwei Kähnen auf dem Blood River und hatte kürzlich die Boulder City Navigation Company gegründet. Er unterhielt Handelsbeziehungen mit sämtlichen Kolonialwarenhändlern von Montana.

Vor allen Dingen aber traute Harwood ihm.

Manchmal saßen er und Salfield im Saloon von R. S. Cough zusammen, spielten Poker und Blackjack und redeten über das Leben in den Bergen. Sie mochten beide den Westen, die ungezähmten Gebirge und Flüsse und das weite Land jenseits davon.

Der Giftzweig stammte von einem Manzanillo-Baum.

Das Gewächs aus dem Süden Amerikas verfügte über ein so starkes Gift, dass allein Regentropfen, die über die Rinde oder die Blätter rannen, die Haut eines Menschen verätzen konnten.

Dickes Packpapier umhüllte den Zweig.

Siebzig Dollar hatte Salfield für diese Gefälligkeit erhalten, und dreißig zusätzlich dafür, dass er den Mund hielt. Er und Harwood hatten die Sache per Handschlag beschlossen. Nicht ein einziges Mal hatte sich Salfield danach erkundigt, was sein Freund mit dem Zweig tun wollte.

Der Chinook war noch wärmer geworden.

Er trug in sich den Geruch von geschmolzenem Schnee, den es oben in den Bergen noch in großer Menge gab, und wehte ihn bis zum Haus hinüber. Genussvoll schloss Harwood die Augen und sog den warmen Luftstrom tief in die Lunge.

Carrington, Montana, zwei Jahre später

Das Eisenbahndepot von Carrington war eine längliche Halle mit einer Kolonnade aus schlanken Marmorsäulen, zwischen denen sich Reisende und Bedienstete der Boulder City & Carrington Railroad drängten. Es war auf einer Anhöhe östlich der Stadt errichtet worden und insbesondere vor Abfahrt oder Ankunft eines Zuges kein Ort der Stille.

»Alles einsteigen für Kansas City!«, rief ein Schaffner durch die Wartehalle und schwenkte eine rote Kelle durch die Luft. Er musste an einem groß gewachsenen Mann vorbei, der lässig an einer Säule lehnte. »Alles einsteigen, bitte! Alle Reisenden für Kansas City, bitte!«

Der Mann an der Säule wollte nicht nach Kansas.

Er war bereits vor einer guten Stunde eingetroffen und hoffte darauf, dass eine Frau seinen Weg kreuzte, die er vor zwei Jahren einmal geliebt hatte. Sie war mit dem Sechs-Uhr-Dreißig-Zug gefahren und würde nach einem Träger Ausschau halten, der ihren hundertsechsundsiebzig Pfund schweren Koffer zur Postkutsche brachte.

Der Mann der Brigade Sieben war über jede Einzelheit unterrichtet worden.

Er hatte sich die Fahrzeiten der Züge notiert, mit denen Amanda Brunswick möglicherweise fuhr. Auch der Name des Mittelsmannes in Carrington, der diese Observation beaufsichtigen würde, war ihm bekannt. Ebenfalls hatte er sich das Reisekleid eingeprägt, in dem Amanda den Zug in Miles City bestiegen hatte.

Die blinde Rancherin jedoch war wie vom Erdboden verschwunden.

Sie hatte zwei Jahre zuvor eine Liebelei mit Lassiter gehabt, der die Witwe damals vor den brutalen Überfällen einer Banditenbande gerettet hatte. Die Beute der Ranchräuber sollte ein alter Aztekenschatz sein, den Amandas Gatte vor seinem Tod auf dem Ranchland vergraben hatte.

Außer einem kümmerlichen Rest des Aztekengoldes hatte man allerdings damals auf der Ranch nichts gefunden, und das, obwohl die Witwe trotz ihrer Blindheit bei den Ermittlungen der Brigade Sieben mithalf.

»Kansas City, letzter Aufruf!«, ertönte die Stimme des Schaffners abermals. »Wir fahren in zwei Minuten, Ladys and Gentlemen! In zwei Minuten!«

Endlich entdeckte Lassiter Amanda Brunswick.

Sie war in ein Gespräch mit zwei anderen Reisenden vertieft und lachte so herzerwärmend, wie es Lassiter in Erinnerung hatte. Rasch faltete der Brigade-Sieben-Mann den Boston Globe zusammen, in dem er geblättert hatte, und heftete sich der blinden jungen Frau an die Fersen.

Vor der Station der Boulder City & Carrington R. R. stand eine Droschke für die Witwe bereit.

Der Kutscher verlud den mächtigen Schrankkoffer, den Amanda bei sich führte und für dessen Transport sie dem Träger eine Münze in die Hand gedrückt hatte. Der Koffer war mit massiven Stahlbändern versehen und trug ein Etikett der Southern Pacific am Griff.

»Sir! Sir! Treten sie näher! Pferde aus Mietstall! Billige Pferde!«

Der Botenjunge eines in der Nähe befindlichen Mietstalls kam herbeigelaufen und sprang vor Lassiter herum. Er war an die eher zögerlichen Zugpassagiere gewöhnt, die aus den Metropolen an der Ostküste kamen und mit dem kargen Leben im Westen fremdelten. Der Junge wedelte schließlich mit einem Mietkontrakt in der Hand herum.

»Wie viel willst du?«, fragte Lassiter und behielt die Droschke im Auge. »Ich brauche ein gutes Tier für vier Wochen.«

»Vier Wochen?«, fragte der Junge mit großen Augen und rechnete die Tage im Kopf durch. Als ihm die Zahlen zu gewaltig wurden, gab er auf und nannte einen Preis von vierzig Dollar. »Sind Sie einverstanden? Wäre mit 'nem Sattel und zweimal Zaumzeug.«

Ohne langes Überlegen drückte Lassiter dem Jungen fünfzig Dollar in die Hand. Dann sah er kurz zu Amanda und ihrer Droschke und ging vor dem Knaben in die Hocke. »Bring mir das beste Tier, das du finden kannst! Beeil dich aber damit!«

Der Junge sauste mit flinken Sprüngen davon und verschwand im Erdgeschoss des Lambertson's Livery Stable, in dem vermutlich das Büro des Mietstalls untergebracht war. Ein rascher Blick zu Amanda verriet Lassiter, dass die Witwe noch immer mit dem Kutscher plauderte.

Blitzschnell war der Junge mit dem Pferd zurück.

Er hatte sich für einen gewöhnlichen Braunen mit schlankem Kopf und kräftigen Flanken entschieden. Der Sattel war mexikanischer Herkunft, hatte abgewetztes Leder und war mit zwei Taschen versehen, in denen sich das restliche Zaumzeug und eine Bürste befanden. Das Pferd war ruhig und zuckte nicht einmal, als Lassiter den Stiefel in den Steigbügel setzte und aufstieg.

»Vier Wochen!«, erinnerte der Junge den großen Mann. »Mr. Lambertson verzichtet auf 'ne Kaution, weil Sie zehn Dollar draufgelegt haben. Ich hab' ihm gesagt, dass Sie ein anständiger Mann sind.«

Mit einem schiefen Lächeln warf Lassiter dem Jungen eine Vierteldollarmünze zu und ritt der Droschke von Amanda Brunswick nach. Der Einspänner hatte die Station inzwischen verlassen und rollte mit ächzender Achse die Mainstreet hinauf.

Zuletzt hatte Lassiter Amanda Brunswick in Fort Yuma gesehen.

Sie hatte sich mit ihm in einer beengten Herbergskammer getroffen und es mit ihm getrieben, obgleich sie gewusst hatte, dass er nicht bei ihr bleiben konnte. Der Sex war wild und leidenschaftlich gewesen. Im Gegensatz zu vielen anderen Frauen hatte er Amanda nie vergessen.

Damals hatte die Rancherin noch um Purgy getrauert.

Der enge Freund ihres toten Gatten war einige Wochen zuvor in Lassiters Armen gestorben, als er mit dem Mann der Brigade Sieben die Ranch verteidigt hatte. Er hatte Amanda zudem nach dem Tod ihres Mannes ein geheimnisvolles Paket überreicht, in dem ein giftiger Zweig des Manzanillobaums gelegen hatte.

Letztendlich war Amanda an diesem Zweig erblindet.

Anscheinend hatte sie sich nie die Frage gestellt, von wem Purgy das Paket erhalten und mit welcher Absicht er es ihr überreicht hatte. Sie hatte sich damit zufriedengegeben, dass es eine Art Vermächtnis ihres Mannes war.

Die Droschke hielt vor dem Brayton-Hotel.

Aus dem eleganten Eingangsportal mit seinen beiden altgriechischen Säulen kamen vier Pagen herbeigelaufen und schnallten das Gepäck von der Droschke. Sie halfen Amanda aus der Kutsche und führten sie in das Gebäude.

Kaum war die Witwe verschwunden, stieg auch Lassiter aus dem Sattel.

Er fing einen der Pagen ab, der gerade dabei war, den Kutscher mit dem Einspänner wegzuschicken. Eilig drückte ihm Lassiter zehn Dollar in die Hand und wollte die Nummer von Amanda Brunswicks Zimmer wissen.

Der junge Mann sah ihn verblüfft an, raunte »Zimmer 24« und ließ die Dollars in seinen Geldbeutel verschwinden. »Von mir haben Sie es aber nicht.«

Die Apotheke von Carrington war ein weitaus bekannterer Ort, als es für einen Mittelsmann der Brigade Sieben angebracht schien. Sie befand sich in der Coroner Street, keine halbe Meile von der Bahnstation entfernt, und wurde von einem Drogisten mit dem Namen Adam Munn geführt. Die wenigen Kranken in der Apotheke täuschten Lassiter nicht darüber hinweg, dass das Geschäft ansonsten gut besucht war.

Munn war ein älterer Mann mit langem grauem Haar und einer rostigen Brille auf der Nase. Er kassierte seine Käufer an einer messinggelben Registrierkasse ab, die nach jedem Abschluss ein helles Klingeln von sich gab. Als er den Mann der Brigade Sieben bemerkte, nickte er ihm zu und zog den letzten Kunden vor.

»Vier Päckchen Jod, der Herr!«, sagte Munn und tippte die Summe in die Kasse. Dann drückte er mit dem Daumen auf den länglichen Knopf darunter und ließ sich die Dollars über die Theke reichen. »Sie sollten zusehen, dass Sie wieder zu Kräften kommen, Herb. Der Winter steht bald an. Ich will Sie nicht bis zum Januar mit Medizin versorgen müssen.«

»Nun gut!«, sagte der Alte vor der Theke und steckte die Jodpackungen in die rechte Tasche seines Mantels. Er wankte aus dem Laden und zog die Tür hinter sich zu.

Mit flinken Schritten eilte Munn ihm nach und drehte das Closed-Schild am Schaufenster um. Er wandte sich wieder Lassiter zu und rieb sich gespannt die Hände. »Wie läuft es mit der Beschattung, Mr. Lassiter? Ist Mrs. Brunswick inzwischen eingetroffen?«

»Seit vier Stunden«, erwiderte Lassiter pflichtbewusst und betrachtete die Dosen Costa-Rica-Kaffee, die vor ihm in der Auslage standen. »Wie steht es um meinen Auftrag? Gibt es eine Antwort vom Hauptquartier?«

Der Apotheker marschierte quer durch den Laden und zog den Vorhang des hintersten Schaufensters zur Seite. Dahinter lagen Lederhandschuhe und Unterhemden, die er mit einem Seufzen richtete. »Man hat mir aufgetragen, Sie auf eine heikle Mission zu schicken. Es hat den Anschein, als wäre Mrs. Brunswick nicht ohne Grund in Montana.«

»Sie hat nie etwas ohne Grund getan«, sagte Lassiter und öffnete eine der Dosen. Der Kaffee darin roch aromatisch und zugleich kräftig. »Mrs. Brunswick mag blind sein, aber sie hat einen starken Willen. Ich gehe davon aus, dass sie nicht aus Langeweile nach Carrington gekommen ist.«

»Nein«, sagte Munn und schüttelte den Kopf. Dann ging er wieder hinter den Tresen und holte ein braunes Kuvert darunter hervor. Es war auf einer Seite mit einem Siegel versehen, welches der Apotheker mit einem Brieföffner aufhebelte. »Ich muss Sie dennoch vor dieser Mission warnen. Sie ist gefährlich und könnte Sie das Leben kosten.«

Der Kaffee roch immer noch verführerisch. »Jede meiner Missionen könnte mich töten. Ich kämpfe für die Gerechtigkeit und die Regierung dieses Landes. Ich darf meine Pflicht nicht aus Furcht oder Sorge vernachlässigen. – Brühen Sie mir einen starken Kaffee auf?«

Erfreut nickte Munn und nahm dem Mann der Brigade Sieben die Kaffeedose aus der Hand. Er trug sie zur Handmühle hinüber, die in einer Ecke des Regals hinter dem Tresen stand. »Die Regierung glaubt, dass Mrs. Brunswick noch immer hinter dem Aztekenschatz her ist, der vor zwei Jahren verschwunden ist. Er ist inzwischen von größter Bedeutung in den diplomatischen Verhandlungen mit dem spanischen König.«

Mit einem Stirnrunzeln trat Lassiter an die Verkaufstheke und stützte sich darauf ab. »Sie hat mir damals erzählt, dass ein Teil des Schatzes in Boulder City sei. Sie hat allerdings nie herausgefunden, ob und wo ihr Mann den Schatz hier in Montana versteckt hat.«