Lassiter 2502 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2502 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Das Leben des Kriegers war keinen Cent mehr wert, das erkannte Lassiter sofort. Die fünf Kerle hatten ihm die Schlinge bereits um den Hals gelegt. Unter wildem Gegröle lenkten sie ihre Pferde um ihn herum und stießen wilde Schreie aus.
Der Shoshone saß auf einem klapprigen Gaul, der bei dem Tumult nervös tänzelte. Die fünf Halunken zogen ihre Colts und machten sich bereit, ihrem Opfer zum letzten Geleit aufzuspielen. Sobald der erste Schuss fiel, würde der Gaul lospreschen und seinen Reiter am Strick unter der windschiefen Kiefer zurücklassen ...

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Spur des Goldes

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Maren / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9695-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Spur des Goldes

Das Leben des Kriegers war keinen Cent mehr wert, das erkannte Lassiter sofort. Die fünf Kerle hatten ihm die Schlinge bereits um den Hals gelegt. Unter wildem Gegröle lenkten sie ihre Pferde um ihn herum und stießen wilde Schreie aus. Der Shoshone saß auf einem klapprigen Gaul, der bei dem Tumult nervös tänzelte. Die fünf Halunken zogen ihre Colts und machten sich bereit, ihrem Opfer zum letzten Geleit aufzuspielen. Sobald der erste Schuss fiel, würde der Gaul lospreschen und seinen Reiter am Strick unter der windschiefen Kiefer zurücklassen ...

Noch hatten die Outlaws den großen Mann nicht bemerkt. Ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Shoshonen, dessen Züge so hart waren, als wären sie aus dem Granitstein der Berge herausgemeißelt. Er blickte starr geradeaus und schien durch seine Häscher hindurchzublicken.

Das wurmte diese nicht wenig!

»Der Typ ist doch schon halb in den ewigen Jagdgründen«, murrte ein dunkelhaariger Dürrländer. Seine Wangen waren von Narben zerfurcht, als hätte jemand versucht, ihm mit einer stumpfen Klinge ein Grinsen hineinzuritzen. Er spuckte einen Schwall Kautabak ins Gras. »Komm schon, Drew, lass uns den Kerl erledigen und endlich von hier verschwinden. Hast du vergessen, dass wir vorhin auf die Spuren einer Grizzlybärin und ihrer beiden Jungen gestoßen sind? Das war ganz in der Nähe. Ich habe wirklich keine Lust, die Bekanntschaft dieser Viecher zu machen.«

»Jetzt sei nicht so eine Memme, Pedro.«

»Wieso Memme? Ich will bloß nicht als Abendessen für die lieben Kleinen herhalten, damit du das Pferd von diesem Typen kassieren kannst!«

»Na, meinetwegen. Bringen wir es zu Ende«, brummte Drew. Er schien der Anführer des Trupps zu sein. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Wenn er sprach, blitzte ein Goldzahn in seinem Mund. Er trug einen Sechsschüsser an der Hüfte und einen zweiten hielt er in der Faust. Sein Reittier war ein Blauschimmel, dessen lange Beine ihn als ausdauernden Läufer verrieten. Das Pferd trug keinen Sattel, sondern nur eine bunt gemusterte Indianerdecke auf dem Rücken. Es gehörte dem Halunken vermutlich ebenso wenig wie der Colt in seiner Rechten, dessen Trommel die Spuren der Weidezaunnägel aufwies, die mit ihm eingeschlagen worden waren. Lassiter wäre jede Wette eingegangen, dass dieser Kerl alles, bloß kein Rancher war. Wusste der Himmel, wem dieser Vogel den Sechsschüsser abgenommen hatte.

Der Schwarzgekleidete funkelte seinen Gefangenen an.

»Noch irgendwelche letzten Worte, Rothaut?«

Der Shoshone reagierte nicht. Seine Haut rings um das Hanfseil färbte sich bereits dunkler. Seine Hände hatten ihm die Banditen auf den Rücken gefesselt. Das dürre Pferd, auf dem er saß, rollte mit den Augen, dass nur noch das Weiße zu sehen war. Sein Schweif fuhr nervös vor und zurück.

»He, hast du Büffeldung in den Ohren, Rothaut? Ich rede mit dir!«

Der Gefangene würdigte die Frage keiner Antwort.

»Also schön. Dann bringen wir es hinter uns...«

Lassiter hatte genug gehört.

Er zog seinen 38er Remington und spannte den Hahn. Innerlich fluchte er verhalten. So hatte er sich seinen freien Tag nicht vorgestellt. Er war gerade auf dem Weg nach Johnstown, um dem Blue Heaven einen Besuch abzustatten. Von dem Laden hatte er bisher nur Gutes gehört. Vor allem von der rothaarigen Dolly. Sie sollte einem Mann buchstäblich das Mark aus den Knochen saugen können. Er hatte vor, sich zu vergewissern, ob an den Geschichten etwas dran war. Bei seinem letzten Auftrag war es hoch hergegangen. Da hätte er durchaus nichts gegen ein wenig Erholung einzuwenden gehabt.

Und nun kreuzte sich sein Weg mit dem dieser fünf Halunken.

Elendes Pech aber auch.

Der Schwarzgekleidete hob seinen Colt.

»Zeigen wir dieser Rothaut mal, was wir mit räudigen Kojoten machen, Männer!«

Der Trupp grölte.

Höchste Zeit, sich einzumischen!

Wenn es etwas gab, das Lassiter einen juckenden Hautausschlag bescheren konnte, dann war es Ungerechtigkeit. Fünf gegen einen ging ihm gewaltig gegen den Strich. Zumal diese lärmenden Halunken ganz sicher kein Stern auf ihrer Weste auszeichnete.

Sie wollten dem Shoshonen also zum Marsch aufspielen? Nun, da hatten sie die Musik aber ohne den Mann der Brigade Sieben bestellt!

Mit festem Schenkeldruck dirigierte er seinen Pinto zwischen den Zitterpappeln hindurch näher an den Trupp heran. Neben einem ausladenden Baum kam er zum Stehen. Der Stamm bot ihm halbwegs Deckung. Und das war auch gut so, denn im nächsten Augenblick brach die Hölle los!

Der Anführer des Haufens ballerte los.

Seine Kumpane fielen ein.

Und so kam es, wie es wohl kommen musste: Der klapprige Gaul preschte los!

Der Gefangene wurde zurückgerissen und baumelte nun haltlos in der Luft! Seine Beine zuckten. Sein Gesicht färbte sich dunkler. Ihm ging die Luft aus!

Lassiter zielte auf das Hanfseil und schoss.

Daneben!

Verdammt! Ausgerechnet jetzt musste sein eigenes Reittier auf die Hinterhand steigen. Unsanft wurde er zurückgerissen und stürzte beinahe aus dem Sattel. So schnell ließ er sich aber nicht abwerfen. Er presste seinem Pferd die Schenkel in die Flanken, brachte es wieder unter Kontrolle und zielte neu.

Der Shoshone tanzte zuckend durch die Luft.

Allerdings wurden seine Bewegungen bereits schwächer.

Jetzt oder nie mehr!

Lassiter drückte ab.

Volltreffer!

Die Kugel zackte dicht unterhalb des Astes in das Seil und riss es mittendurch. Holzsplitter regneten. Der Krieger stürzte ins Gras, wälzte sich blitzschnell herum und sprang auf seine Füße. Hustend hechtete er hinter einen Felsbrocken in Deckung.

Das rettete ihm das Leben.

Die Halunken waren alles andere als erfreut, dass ihr Gefangener im letzten Augenblick davonkommen sollte. Sie sandten ihm einen Kugelhagel hinterher, der Steinsplitter, Gras und Erde hochspritzen ließ. Als sie merkten, dass sie damit nichts ausrichten konnten, wirbelten sie zu Lassiter herum und richten ihre Schießeisen nun auf den großen Mann.

Lassiter jagte einen Warnschuss vor die Hufe des Blauschimmels. Bis hierher und nicht weiter!, hieß das.

Der Hengst des Outlaws stieg wiehernd auf die Hinterhand. Sein Reiter wurde mächtig durchgeschüttelt, hielt sich aber auf dem Pferderücken. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er riss seinen Colt hoch...

»Das würde ich lassen!« Lassiter hielt seine Winchester quer vor sich über dem Sattel – geradewegs auf den Anführer des Trupps gerichtet. Seine Position war nicht die schlechteste. Die Banditen standen auf der Wiese ohne Deckung da, während ihn der Stamm der zerzausten Kiefer schützte. Die Kugeln der Banditen zischten um ihn herum, ohne ihm zu schaden.

Der Schwarzgekleidete, den sein Kumpan Drew genannt hatte, hob einen Arm und gebot seinen Begleitern Einhalt.

»Halt dich raus, Langer!«, zischte er.

»Das kann ich nicht.«

»Tja, dann wirst du mit der Rothaut draufgehen.«

»Das werden wir noch sehen. Was hat euch dieser Mann getan, dass ihr ihm das Leben nehmen wollt?«

»Er ist 'ne verdammte Rothaut. Reicht dir das?«

»Ganz und gar nicht.«

»Du bist ein komischer Vogel, aber mit dir haben wir keinen Streit, deshalb gebe ich dir noch eine letzte Chance. Verschwinde, sonst knall ich dich ab, nehme deine starre Leiche und erschlage die Rothaut damit!«

»Das wird nicht passieren.«

»Ach nein? Rechne mal nach! Du bist allein und wir sind zu fünft.«

»Tut mir leid für euch. Ausgeglichener wird's nicht.«

»Bist du verrückt?«

»Nicht mehr als ihr.«

»Du kannst uns nicht alle erschießen.«

»Vielleicht nicht. Vielleicht aber doch. Auf jeden Fall werde ich zwei oder drei von euch mitnehmen. Wollt ihr das wirklich riskieren?«

Drei Outlaws tauschten unsichere Blicke.

Ihr Anführer spuckte ins Gras. Er bemerkte, dass seine Felle davonschwammen, und das passte ihm gar nicht.

»Warum willst du dich für 'ne verdammte Rothaut abknallen lassen, Langer?«

»Ich kann es nicht leiden, wenn fünf Halunken einen unschuldigen Mann aufhängen wollen.«

»Der ist so unschuldig wie 'n verdammter Präriebrand!«

»Diese Meinung teile ich nicht.«

»Das ist keine Meinung, sondern 'ne Tatsache!«

Lassiter hatte genug. »Hört zu: Ich will euch nicht erschießen, aber ich werde es tun, wenn ihr nicht auf der Stelle verschwindet. Und lasst den Blauschimmel da, der gehört euch nämlich nicht. Kapiert?«

Der Anführer des Trupps verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Träum weiter, Langer! Ich werde den Blauschimmel behalten. Und deinen Gaul nehmen wir auch.«

»Dann komm rüber und hol ihn dir!«

»Kannst du haben!« Der Outlaw hob seinen Colt, aber Lassiter war schneller. Seine Kugel riss dem Banditen die Waffe aus der Hand. Und einen Teil seines Mittelfingers gleich noch mit weg. Brüllend vor Schmerz schüttelte der seine blutende Faust.

»Verdammter Mistkerl! Du hast mir die Hand zerschossen!«

»Meine nächste Kugel pustet einem von euch das Lebenslicht aus«, warnte Lassiter. Ihm war klar, dass er hoch pokerte, aber so, wie er diese Kerle einschätzte, waren sie nur mutig, wenn sie es mit einem unbewaffneten Mann zu tun hatten. Stießen sie auf Gegenwehr, sah die Sache anders aus, sonst würden ihm längst die Kugeln um die Ohren fliegen.

Der Schwarzgekleidete fuhr zu seinen Kumpanen herum.

»Jetzt macht schon!«, polterte er. »Blast diesen Kerl um!«

Das ließen diese sich nicht zweimal sagen.

Sie ballerten aus allen Rohren.

Lassiter warf sich aus dem Sattel auf den Boden und duckte sich hinter einem Baumstamm ab. Die Bleistücke seiner Gegner zackten Stücke aus dem Holz und schwirrten ihm um die Ohren wie wütende Wildbienen. Eine Kugel streifte sein linkes Ohr und jagte ihm ein unangenehmes Fiepen durch den Schädel. Herrgott noch mal! Jetzt reichte es aber!

Er lud die Winchester durch, zielte und schoss.

Einer der Revolverschwinger kippte aus dem Sattel ins Gras.

Ein Zucken lief noch durch seine dürre Gestalt, dann regte er sich nicht mehr.

Sein nächster Schuss streifte den Anführer des Trupps am Arm und ließ ihn zusammenzucken, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Der Blauschimmel fuhr in die Höhe. Diesmal konnte er den Sturz nicht abfangen. Er stürzte in den Staub und schüttelte sich benommen wie ein Schwarzbär, der eins über den Schädel bekommen hat.

Lassiter feuerte weiter. Neben einem der Banditen häufte sich ein wimmelnder Ameisenhaufen. Im warmen Sonnenschein waren die Insekten lebhaft. Das Gebilde schien in ständiger Bewegung zu sein.

Kurzentschlossen feuerte der große Mann mitten hinein!

Zweige, Kiefernnadeln und ungezählte Ameisen wurden in die Luft gewirbelt und spritzten auf die Reiter wie das Sekret aus der Drüse eines Stinktiers. Die Outlaws schrien auf, ließen vom Schießen ab und begannen, sich hektisch zu kratzen und nach den schwarzen Insekten zu schlagen, die plötzlich über ihre Haut krabbelten.

Und sie wurden die Ameisen nicht los!

Fluchend entschieden sie, ihr Heil in der Flucht zu suchen.

Sie rissen ihre Reittiere herum und preschten davon. Einer der Kerle streckte dem schwarz gekleideten Anführer eine Hand hin und zog ihn vor sich auf sein Pferd, ehe er dem Rappen die Fersen in die Seiten schlug und seinen Kumpanen folgte. Die Outlaws flohen den bewaldeten Hang hinauf.

Plötzlich drehte sich ihr Anführer um und schoss ein letztes Mal in Lassiters Richtung. Seine Kugel zackte gegen den Felsbrocken, prallte ab und grub sich in den linken Arm des großen Mannes. Ein brennender Schmerz explodierte darin.

Dann verschwanden die Halunken im dichten Grün des Waldes.

Lassiter zerbiss einen Fluch auf den Lippen. Sein Arm brannte höllisch. Während er zu dem Shoshonen eilte, zerrte er an seinem Halstuch und wickelte es um seine Verletzung.

Der Krieger trat vor ihn hin. Seine Hände waren noch auf seinen Rücken gefesselt, aber sein Gesicht hatte wieder die normale Färbung angenommen. Er hustete auch nicht mehr.

Lassiter durchtrennte das Seil mit seinem Messer.

Der Shoshone schob die Schlinge von seinem Hals und schleuderte sie ins Gras. Anschließend musterte er Lassiter sekundenlang – und senkte würdevoll das Kinn.

»Ich bin Akule. Und ich danke dir«, sagte er. »Du hast mein Leben gerettet. Wie nennt dein Volk dich?«

»Mein Name ist Lassiter.«

»Du hast viel riskiert, um mir zu helfen, Lassiter.«

»Ich bin mir sicher, du hättest dasselbe für mich getan.«

Ein Schatten überzog das kantige Gesicht des Kriegers.

»Ich mische mich nicht in einen Streit unter Weißen ein.«

»Nun, das ist auch ein Standpunkt.« Lassiter konnte seinem Gegenüber die Ehrlichkeit nicht verübeln. Tatsächlich war es immer eine heikle Sache, sich in einen Zwist einzumischen. Man wusste schließlich nie, wie das ausging. Hier draußen konnte ein Zank leicht der Letzte sein.

»Was hatten diese Kerle gegen dich?«

»Gegen mich? Nichts. Mein Pferd war es, das sie unbedingt haben wollten.« Akule blickte dem Blauschimmel entgegen, der nun antrabte und vertrauensvoll die Nüstern an seiner Brust rieb. Es war wirklich ein prächtiges Tier. Lange, kräftige Beine und ein breiter Brustkorb, der den ausdauernden Läufer verriet. Bei einer Auktion hätte dieser Hengst vermutlich ein Vermögen eingebracht. Gut und gern den Gegenwert einer Ranch.

»Du bist weit entfernt vom Jagdgebiet deines Stammes, Akule«, stellte Lassiter fest.

»Ich war auf unserem heiligen Berg. Die Banditen haben mich überfallen und mir mein Pferd genommen. Ich bin ihnen gefolgt, um es mir wiederzuholen.«

»Allein? Dann hast du ebenfalls viel riskiert.«

»Es sind Pferdediebe.« Akule spuckte ins Gras. Sein Blick besagte, dass die fünf Kerle in seinen Augen nicht mehr wert waren als der Dreck unter den Sohlen seiner Mokassins. »Außerdem ist es ein gutes Pferd.«

»Das ist es.«

»Die Outlaws überwältigten mich. Sie haben mich nicht gleich erschossen, weil sie Spaß mit mir haben wollten. So haben sie es genannt. Der weiße Mann hat eine andere Vorstellung von Spaß als der rote Mann.«

»Nicht jeder Weiße denkt so wie diese Halunken.«

»Ich bin dir zum Dank verpflichtet, Lassiter. Du wurdest meinetwegen verletzt.«

Lassiter strich über seinen Arm. »Das ist nur ein Kratzer.«

»Auch der stärkste Berglöwe kann an einem kleinen Loch in seinem Pelz sterben. Komm mit mir. In meinem Lager lebt eine Heilerin. Haiwee kann dich behandeln.«

»Haiwee?«

»Das ist Shoshonen-Wort für Taube.«

Oha. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild einer rassigen Indianerin mit heilenden Händen. Vielleicht hatte dieses Täubchen Interesse daran, seine Bekanntschaft zu machen?

Unter anderen Umständen hätte Lassiter sich die Wunde selbst verarztet, aber eine Heilerin weckte sein Interesse. Außerdem wollte er den Shoshonen nicht vor den Kopf stoßen, und so willigte er ein.

Kurz streifte sein Blick die Wundmale auf dem Oberkörper des Kriegers. Sie waren bereits verschorft und stammten offenbar nicht von den Banditen. Sie schienen einen halben Tag, allerhöchstens einen ganzen Tag alt zu sein. Sie waren so gleichmäßig, als wären sie absichtlich zugefügt worden. Hatte Akule nicht auch gesagt, er wäre allein unterwegs gewesen?

Das ließ nur einen Schluss zu...

»Du warst auf Visionssuche.«

»Und du hast scharfe Augen. Ja, ich habe das Raunen der Wildnis gesucht. Mein Stamm ist in Gefahr. Die Sioux dringen in unsere Jagdgebiete vor und beanspruchen sie für sich. Sie beenden jeden Widerstand mit Blutvergießen. Und sie haben Feuerwaffen. Viel mehr als wir. Damit entscheiden sie jeden Kampf für sich. Unsere Krieger sterben, weil wir nicht genug Gewehre haben. Und unsere Nahrung wird knapp. Das muss aufhören.«

»Also hast du die Geister auf eurem heiligen Berg um einen Rat gebeten?«

»Das habe ich getan.«

»Und was hast du gesehen?«

»Nichts Gutes.« Sorgen zerfurchten das Gesicht des Kriegers. »Mehr Blut wird fließen. Ein großes Unheil braut sich über dem Wind River zusammen! Akule hat es gesehen!«

Das Lager der Shoshonen strahlte Zufriedenheit aus.

Ungefähr vierzig Tipis schmiegten sich in ein kreisförmiges Tal, verteilten sich am Ufer eines kristallklaren Flusses. Ein Teppich aus üppigem Grün und zahllosen weißen Blüten bedeckte den Boden. Die hohen Berge schienen das Tal vor allzu rauen Winden zu beschützen wie steinerne Wächter.

Vor den Zelten kochten Frauen Fleisch in Messingkesseln. Alte Männer saßen in der Sonne und rauchten. Eine Mischung aus Tabakblättern und Rinde, die Kinnikinnick genannt wurde und einen würzigen Geruch verströmte. Auf einem staubigen Platz übten sich junge Krieger im Kampf. Mit bloßem Oberkörper rangen sie miteinander oder kämpften mit Stöcken, die krachend gegeneinander schlugen. Eine riesige Pferdeherde graste nicht weit vom Lager entfernt. Weißstämmige Kiefern und Douglasien spendeten den Tieren ebenso Schatten wie den Zelten.

Die Tipis waren mit Fischen und anderen Schutzsymbolen bemalt. In ihrer Nähe trockneten Streifen von Wildfleisch auf hölzernen Gestellen.

Das grüne Tal wirkte friedlich.

Doch der Eindruck trog, wie Lassiter nun wusste.

Immer wieder fielen Sioux von Norden her ein und schossen auf alles, was sich bewegte: Männer, Frauen, Wild. Es war ihnen einerlei. Während die Shoshonen nur in Ruhe in ihrer neuen Heimat am Wind River leben wollten, waren die Sioux getrieben vom Verlangen nach Eroberungen.

Wie lange würde Akules Stamm das Tal noch gegen die Invasoren verteidigen können?