Lassiter 2505 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2505 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Wes Chatham kroch fluchend durch den Staub und glitt hinter ein Mesquitegestrüpp. Ein Hagelschauer aus Blei ging über ihm nieder. Plötzlich und zum ersten Mal, seitdem er sich auf den Weg nach Independence gemacht hatte, war er wütend. Diese Halunken hatten ihn hinterrücks aus dem Sattel geschossen!
Er hatte keine Ahnung, wer sie waren oder warum sie Streit suchten, aber eines war klar: Sie hatten nicht vor, ihn am Leben zu lassen. Sein Schicksal war besiegelt. Wenn ihre Kugeln ihm nicht den Garaus machten, würde es die Hitze tun. Das einzige Wasser im Umkreis von fünfzig Meilen befand sich in dem Lederbeutel am Sattel seines Braunen - und der preschte gerade im gestreckten Galopp davon ...

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Lockvogel namens Nancy

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9987-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

EinLockvogel namensNancy

Wes Chatham kroch fluchend durch den Staub und glitt hinter ein Mesquitegestrüpp. Ein Hagelschauer aus Blei ging über ihm nieder. Plötzlich und zum ersten Mal, seitdem er sich auf den Weg nach Independence gemacht hatte, war er wütend. Diese Halunken hatten ihn hinterrücks aus dem Sattel geschossen!

Er hatte keine Ahnung, wer sie waren oder warum sie Streit suchten, aber eines war klar: Sie hatten nicht vor, ihn am Leben zu lassen. Sein Schicksal war besiegelt. Wenn ihre Kugeln ihm nicht den Garaus machten, würde es die Hitze tun. Das einzige Wasser im Umkreis von fünfzig Meilen befand sich in dem Lederbeutel am Sattel seines Braunen – und der preschte gerade im gestreckten Galopp davon ...

Wie ein gelbes Band zog sich der Osage Trail durch den Südosten von Kansas. Nachdem es monatelang nicht geregnet hatte, bestand der Trail aus nichts anderem als Staub und Steinen. Auf der schier endlosen Ebene lagen Kadaver verstreut. Rinder. Pferde. Kojoten. Ihre bleichen Knochen ragten empor wie anklagende Totenfinger.

Die Sonne stand wie ein Feuerrad am Himmel und versengte die spärlichen Grasbüschel, die sich noch an den Boden klammerten. Weit und breit gab es nicht einen Fetzen Schatten. Nur diese Hitze, die einem Mann schon den Schweiß ausbrechen ließ, auch ohne dass er sich bewegte.

Wes war seit Tagesanbruch unterwegs. Bis zum Abend wollte er in Independence sein. Er sehnte sich nach einem Bad, einem Bett und einem anschmiegsamen Girl in seinen Armen. Diesen Plan konnte er nun wohl vergessen. Wie weit würde er kommen? Ohne Wasser, mit einer Kugel in der Hüfte und Halunken, die ihm an den Fersen klebten wie Blutegel?

Seine rechte Seite pochte protestierend, als er sich hinter dem Busch aufrichtete. Aus Augen rot vor Staub und Hitze spähte er zu den Revolverschwingern hinüber.

Drei Gegner zählte er.

Ein Gewehrlauf ragte über einer Kuhle auf. Die Mündung zeigte geradewegs auf ihn. Hinter einem Rappen hatte sich der zweite Schütze verschanzt. Der dritte Bandit ritt in einem Bogen um seinen Unterschlupf herum und verfolgte seinen Braunen!

Wes musste nicht lange rechnen.

Die drei Banditen waren mit nur zwei Reittieren unterwegs.

Damit war ihr Ziel klar: Diese Halunken wollten sein Pferd!

Da hatten sie aber die Rechnung ohne ihn gemacht. Kampflos würde er ihnen seinen Braunen bestimmt nicht überlassen. Am Sattel befand sich all sein Hab und Gut: seine hart verdienten Dollar, sein Wasser und einiges an Vorräten. Es hatte ihn Jahre gekostet, um so viel zu sparen. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass ihm diese Schufte alles wegnahmen.

Wes zog seinen 32er Smith & Wesson und spannte den Hahn. Warmes klebriges Blut rann sein Bein hinab. Kurz blickte er an sich hinunter, knirschte mit den Zähnen und zielte dann auf den Schützen hinter dem Rappen. Kurz erhaschte er einen Blick auf einen hageren Kerl in staubiger Kleidung. Das war seine Chance. Eine zweite würde er vielleicht nicht bekommen.

Wes krümmte den Finger. Sein Revolver knallte. Ein wilder Aufschrei folgte. Der Getroffene stürzte in den Staub.

Wes richtete sich auf und suchte seinen Braunen.

Der Wallach war inzwischen eine Meile entfernt. Vielleicht mehr. In der flimmernden Hitze des flachen Landes konnte man sich leicht verschätzen. Wes wusste, er musste handeln. Er formte zwei Finger zu einem Ring und führte sie zu seinem Mund. Dann stieß er einen doppelten Pfiff aus.

Sein Pferd warf den Kopf zurück, schlug einen Haken und galoppierte zu ihm zurück. Wes fiel ein Stein vom Herzen. Der Braune und er hatten allerhand zusammen durchgemacht. Einmal hatte Wes ihn aus einem Schlammloch gezogen und war dabei selbst beinahe draufgegangen. Das hatte ihm das Tier nicht vergessen.

Aus dem Schneider war er jedoch noch lange nicht, denn nun flogen ihm erst recht die Kugeln seiner Gegner um die Ohren!

Wes duckte sich blitzschnell wieder hinter dem Gestrüpp ab und überdachte seine Möglichkeiten. Einen der Halunken hatte er ausgeschaltet. Der wälzte sich am Boden und dachte gar nicht daran, den Angriff auf ihn fortzusetzen. Sein Kumpan schoss jedoch weiter aus der Bodensenke heraus – und nun preschte auch der dritte wieder heran und feuerte!

Wes hebelte die nächste Patrone in den Lauf, ließ den Reiter näher herankommen und fluchte verhalten, als eine Kugel nah an seinem Ohr vorbeischrammte. Trotzdem wartete er ab, zielte genau, bis er sich eines Treffers halbwegs sicher sein konnte, und drückte ab. Der bärtige Halunke wurde aus dem Sattel gerissen und stürzte in den Staub. Sein Pferd trabte noch ein paar Yards und blieb dann stehen.

»Genug!«, kam es plötzlich aus der Kuhle. »Aufhören!«

»Ihr habt angefangen!«, knurrte Wes.

»Und wir wollen es beenden. Hör zu, Fremder, das ist nichts Persönliches. Gib uns dein Pferd, dann lassen wir dich ziehen.«

»Kommt nicht in Frage.«

»Wir wollen dich nicht töten. Wir brauchen nur dein Pferd.«

»Ich brauche es auch.«

»Du kannst aber nicht gewinnen. Wir sind dir drei zu eins überlegen.«

»So, wie ich das sehe, stimmt deine Rechnung nicht ganz. Du stehst allein gegen mich. Deine beiden Kumpane haben allerhand abgekriegt. Verschwindet, dann lasse ich euch ziehen. Oder kämpft, dann kriegt ihr mein Blei zu schmecken.«

»Du bist entweder ziemlich mutig oder ziemlich verrückt.«

»Vermutlich ein wenig von beidem.«

Ein heiseres Lachen beantwortete seine Bemerkung. »Du gefällst mir, deshalb will ich dir etwas vorschlagen. Überlass uns dein Pferd, dann darfst du gehen. Du kannst auch deinen Sattel und deine Sachen behalten, darauf hast du mein Wort.«

Wes spürte das Nagen in seiner Hüfte. Die Kugel steckte noch in seinem Fleisch. Ohne sein Pferd war er so gut wie tot.

»Das kann ich nicht machen.«

»Wir brauchen den Gaul. Darüber kann ich nicht verhandeln. Eines unserer Pferde wurde von einer Klapperschlange erwischt, und wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Unser Boss hat uns ausgeschickt, um eine Wasserstelle zu suchen.«

»Da werdet ihr kein Glück haben. Vor uns gibt es keinen einzigen Tropfen.«

»Woher willst du das wissen?«

»Von einem Händler, dem ich begegnet bin. Er kam aus Independence.«

Ein gedämpfter Fluch antwortete ihm.

Wes konnte sich denken, dass die drei von einer Ranch kamen. Vermutlich ging es ihrem Boss wie vielen anderen Viehzüchtern in der Gegend auch: Ihm starben die Tiere weg, weil es nicht genügend Wasser gab. Viele Rancher entließen Cowboys, weil immer weniger Rinder zu versorgen waren. Auf diese Weise hatte auch Wes seinen Posten verloren. Sorgen um seine Zukunft brauchte er sich nicht zu machen. Er hatte genug Geld gespart, um sich ein Stück Land zu kaufen und eine Farm aufzubauen. Das war zumindest sein Plan. Aus dem würde jedoch nichts werden, wenn ihm diese drei Halsabschneider sein Pferd abnahmen. Der Braune war rund einhundert Yards entfernt stehen geblieben und scharrte mit einem Huf im Staub. Die Muskeln unter seinem Fell waren angespannt. Aus Treue zu Wes war er zurückgekehrt, aber er war bereit zur Flucht...

Der Cowboy umklammerte seinen Revolver.

»Hör zu!«, rief er mit fester Stimme. Auf keinen Fall durften seine Gegner merken, dass sie ihn geschwächt hatten. »Mein Pferd könnt ihr nicht haben. Ich werde jedem eine Kugel verpassen, der versucht, es sich zu nehmen. Das Beste, was ich euch anbieten kann, ist Folgendes: Ihr zieht weiter und sucht im Norden nach einem Doc und nach Wasser. Vielleicht habt ihr Glück. Vielleicht aber auch nicht.«

»Warum sollten wir uns darauf einlassen?«

»Weil deine Begleiter verbluten werden, wenn du ihnen keine Hilfe besorgst.«

»Wir könnten auch abwarten, bis dir die Kraft ausgeht.«

»Das könntet ihr, aber ich bin zäh. Und ich habe Wasser. Ihr auch?«

Stille antwortete ihm.

Er hatte bereits bemerkt, dass die Ledersäcke an den Sätteln der fremden Pferde schlaff und leer waren.

»Also schön«, kam es nach einer ganzen Weile zurück. »Wir ziehen ab.«

»Eine kluge Entscheidung.«

»Aber man sieht sich immer zwei Mal im Leben, Fremder. Das nächste Mal geht es nicht so freundlich für dich aus.«

Freundlich? Die Kugel in seiner Hüfte brachte ihn beinahe um, aber das behielt Wes wohlweislich für sich. Diese Halunken waren wie Kojoten: Sobald sie eine Schwäche witterten, würden sie sich ohne zu zögern auf ihn stürzen.

Er blieb in seiner Deckung, bis der Revolverschwinger aus seiner Kuhle geklettert und auf sein Pferd gestiegen war. Sein Gegenüber feuerte zwei Mal in seine Richtung, aber das waren nur Warnschüsse, die etliche Yards vor dem Gestrüpp in den Staub zackten. Der Bandit zerrte seinen Kumpan vor sich über den Sattel. Derweil zog sich der dritte fluchend und blutend an seinem Steigbügel hoch und kletterte auf sein Pferd. Wenig später ritten die drei davon.

Hinter ihnen wirbelte eine gelbe Staubwolke auf.

Wes robbte zu seinem Pferd und fluchte. Der Wasserschlauch war schlaff! Lediglich ein paar spärliche Tropfen sickerten noch daran herab. Eine verirrte Kugel musste das Leder getroffen haben. Er hatte kein Wasser mehr!

Das war schlecht. Verdammt schlecht sogar.

Der Cowboy nahm sein Halstuch ab, knüllte es zusammen und schon es unter das Loch in seiner Hose. Es würde die Blutung im Zaum halten. Zumindest für eine Weile.

Er packte seinen Sattel und hievte sich auf den Rücken seines Braunen. In seiner Hüfte explodierte eine Sprengladung an Schmerzen. Er brauchte eine Weile, bis er wieder atmen und nach dem Zügel greifen konnte. Dann ritt er weiter in westlicher Richtung. Er schätzte, dass bis nach Independence ein Ritt von fünf oder sechs Stunden vor ihm lag. Ohne Wasser würde das kein Spaziergang werden. Weder für ihn noch für sein Pferd. Sie hatten beide schon etliche Meilen hinter sich und brauchten etwas zu trinken. Dazu kam das Loch in seiner Hüfte, das ihn umbringen würde, wenn er unterwegs keine Hilfe fand.

Wes klammerte sich am Sattelknauf fest und trieb seinen Braunen an.

Seine Hüfte brannte wie Feuer. Schweiß rann ihm über Gesicht und Rücken. Mit jeder Meile sank er tiefer über den Rücken seines Pferdes. Er überließ es dem Braunen, dem Trail zu folgen. Vor seinen Augen verschwamm die Einsamkeit.

Einmal kam er an einer Grube vorbei, die nach einigen Regentagen eine Wasserstelle sein mochte, jetzt jedoch genauso ausgetrocknet war wie seine Kehle.

Kein Wasser auf dem gesamten Weg.

Dabei hatte man ihm gesagt, dass er unterwegs an einem Creek entlang kommen würde, der noch kostbares Nass führen sollte. Ein Irrtum. Und Independence? Er hatte Bilder der Stadt gesehen. Darauf war die Gegend grün und reich gewesen. Die Wirklichkeit sah anders aus: nichts als Staub und Steine.

Die Luft in der Ferne schien zu vibrieren. Manchmal sah Wes grüne Oasen und Seen vor sich, die sich im Näherkommen als Täuschung erwiesen. Luftspiegelungen, die seinen Verstand umnebelten. Ebenso wie diese elende Hitze.

Mit jeder Stunde fiel ihm das Denken schwerer. Sein Verstand wurde träge. Seine Zunge schwoll an. Er konnte schlecht atmen. Der Schmerz in seiner Hüfte verschwamm zu einer einzigen Pein. Er quetschte seinen Wasserbeutel aus, fand jedoch nicht einen einzigen Tropfen mehr darin.

Sein Pferd trottete mit gesenktem Kopf, wurde immer langsamer.

Und dann knickten seine Vorderbeine ein.

Der Cowboy reagierte gedankenschnell und rollte sich aus dem Sattel. Das bewahrte ihn davor, unter seinem Pferd begraben zu werden. Allerdings bezahlte er seine Reaktion mit einem wilden Stechen, das ihm schier den Leib zerriss.

Sein Wallach stürzte in den Staub, wieherte und rollte mit den Augen.

Wes robbte zu ihm und strich ihm über die Flanke.

»Komm schon, alter Junge. Ich weiß, du brauchst Wasser. So geht es mir auch. Wir müssen weiter. Dann wird alles gut. Steh auf. Wir sind so weit gekommen. Wir schaffen das letzte Stück noch. Hoch mit dir. Hörst du nicht?«

Sein Pferd schaute ihm geradewegs in die Augen – und blieb liegen.

»Aufstehen. Komm schon!« Wes kämpfte sich auf seine Stiefel hoch und stürzte im nächsten Augenblick hart in den Staub. Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen.

Sein Pferd schnaubte. Sein Atem kam rasselnd und erinnerte an einen durchlöcherten Dudelsack. Schaum tropfte von seinem Maul in den Sand. Wes versuchte, es auf die Beine zu bringen, aber weder Zureden noch Schieben half etwas. Ein Zucken nach dem anderen lief durch sein Pferd. Seine gepeinigten Laute schnitten dem Cowboy ins Herz.

Er hatte Wölfe getötet, sich Banditen vom Hals gehalten und schon mehr als eine brenzlige Situation überstanden. Jetzt jedoch zitterten seine Finger. Er zog seinen Revolver und spannte den Hahn. Als er die Waffe an den Kopf seines Pferdes setzte, hielt dieses ganz still. So, als wüsste es genau, was kommen würde.

»Es tut mir leid«, raunte Wes. »Es tut mir so leid.«

Sein Finger krümmte sich.

Der Schuss krachte.

Der Wallach bäumte sich noch einmal auf, dann lag er still.

Wes beugte sich über sein Pferd, strich über seine Nüstern und wünschte sich, es würde noch einmal die Stirn zutraulich an ihm reiben. Wie früher.

Die Stille dröhnte in seinen Ohren.

Wenn ich hier bleibe, bin ich tot. Wes raffte sich hoch, nahm seinem Pferd den Sattel ab und schleifte ihn hinter sich her, während er weiterkroch. Jede Faser seines Körpers bettelte um Wasser. Kurz erwog er, seinem Pferd die Kehle aufzuschlitzen und sein Blut zu trinken. Von einem alten Fallensteller wusste er jedoch, dass sein Durst nachher nur größer sein würde.

Und so schleppte er sich weiter.

Bis das staubige Land vor ihm verschwamm und es dunkel um ihn wurde. Haltlos sackte er in den Staub und blieb liegen.

Wes hatte keine Ahnung, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, als er wieder hochfuhr. Eine graubeinige Spinne lief über seine rechte Hand. Er schüttelte sie ab und kroch weiter. Die Sonne stand inzwischen tief über dem Horizont, aber noch immer war die Hitze schier unerträglich.

Wes robbte vorwärts. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er unter eine Stampede geraten. Seine Kehle bettelte um Wasser. Und sein Verstand trieb immer wieder davon wie ein Floß auf stürmischer See...

Bis er das Schild vor sich entdeckte.

Porters Inn. Zwei Meilen.

Das Holz wies zwei Einschusslöcher auf und stand ein wenig schief. Ein Gasthaus? Hier draußen? Spielte ihm sein Verstand einen Streich?

Wes kroch darauf zu, streckte einen Arm aus und fühlte das Holz. »Heiliger Rauch!«, entfuhr es ihm. »Es ist wirklich da!«

Zwei Meilen. Wes kniff die Lider zusammen. In der Ferne konnte er in der flimmernden Luft etwas ausmachen, das aussah wie ein Holzhaus. Es stand unmittelbar am Trail. Seine Rettung!

Verbissen schleppte er sich weiter.

Grimmig blendete er jeden Gedanken an Aufgeben aus.

Irgendwann sah er einen Obstgarten vor sich. Jemand hatte mehrere längliche Beete angelegt. Die Erde war umgegraben worden. Auf jeweils knapp zwei Yards Länge. Eine Viehtränke stand neben einem Ziehbrunnen. Davor war ein Pferd angebunden, das den Kopf über das Wasser senkte.

Wasser!

Wes mobilisierte seine letzten Kräfte.

Und dann sah er sie. Sie trat aus dem Haus und war so schön, als wäre sie geradewegs vom Himmel gestiegen. Volle rote Lippen und eine Sanduhrfigur, die ihn alles um sich herum vergessen ließ. Ihr üppiger Busen hob und senkte sich schwer unter ihrem Kleid. Und wie sie sich bewegte! Als würde sie auf ihn zuschweben. Der Wind spielte mit ihren roten Locken und Wes beneidete ihn unwillkürlich darum. Sie beugte sich über ihn und strich ihm mit einer wunderbar kühlen Hand über die erhitzte Stirn.

»Du bist verletzt!« Ihre grünen Augen richteten sich auf das Blut an seiner Hüfte. »Mach dir keine Sorgen, Fremder, ich werde dir helfen.«

»Wer bist du?«, krächzte er, immer noch nicht sicher, nicht gerade einen Engel vor sich zu haben.

»Ich?« Sie legte eine Hand an ihren Busen. »Ich bin Nancy.«

Die Kojoten gaben ein schauriges Konzert.

In der Dunkelheit schien das Heulen aus allen Richtungen zu kommen. Hin und wieder drangen Hecheln und das Tappen von Pfoten auf dem steinigen Boden durch die Nacht, aber die Tiere wagten sich nie nah genug an sein Lager heran, um gesehen zu werden.