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"Es sieht nicht gut aus", klangen die Worte von Doc Hallman in Rose Gauntrys Gedanken nach. "Die Diagnose lässt leider keine bessere Bewertung zu..."
Was er weiter gesagt hatte, lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf Roses Schultern, selbst jetzt noch, da sie sich im Büro des Großgrundbesitzers Jordan Clay eingefunden hatte und mit wahrlich anderen Problemen konfrontiert wurde.
"Sie wirken abgelenkt", sagte Clay und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Haben Sie überhaupt mitbekommen, weshalb ich mit Ihnen sprechen wollte?"
Einen Moment überlegte Rose Gauntry, dann erwiderte sie bestimmt: "Ich werde mein Land nicht verkaufen! Ganz gleich, welche Summe Sie mir bieten!"
Jordan Clays Miene verfinsterte sich. "Mein Angebot", meinte er kalt lächelnd, "steht nicht zur Diskussion. Ich habe Ihnen lediglich charmant vermitteln wollen, dass ich Ihre Farm auf jeden Fall bekomme."
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Requiem für Liberty Rose
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0687-2
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Requiem fürLiberty Rose
»Es sieht nicht gut aus«, klangen die Worte von Doc Hallman in Rose Gauntrys Gedanken nach. »Die Diagnose lässt leider keine bessere Bewertung zu...«
Was er weiter gesagt hatte, lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf Roses Schultern, selbst jetzt noch, da sie sich im Büro des Großgrundbesitzers Jordan Clay eingefunden hatte und mit wahrlich anderen Problemen konfrontiert wurde.
»Sie wirken abgelenkt«, sagte Clay und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Haben Sie überhaupt mitbekommen, weshalb ich mit Ihnen sprechen wollte?«
Einen Moment überlegte Rose Gauntry, dann erwiderte sie bestimmt: »Ich werde mein Land nicht verkaufen! Ganz gleich, welche Summe Sie mir bieten!«
Jordan Clays Miene verfinsterte sich. »Mein Angebot«, meinte er kalt lächelnd, »steht nicht zur Diskussion. Ich habe Ihnen lediglich charmant vermitteln wollen, dass ich Ihre Farm auf jeden Fall bekomme.«
Ein offenes Statement, das Rose einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Erst glaubte sie, sich verhört zu haben, doch auf den Zügen ihres Gegenübers zeichnete sich eine eiserne Entschlossenheit ab, die ihr die letzten Zweifel nahm. Zögerlich gab die Brünette zu verstehen: »Ich weiß, dass Sie Macht und Einfluss haben, doch mein Mann und ich haben hart für unseren Grund und Boden gearbeitet. Nach seinem Tod ist es für mich nicht leichter geworden. Ich möchte sein Andenken bewahren und nicht fortschmeißen, wofür wir gekämpft haben.«
Der Mann im Sessel machte eine gutmütige Geste. »Dafür habe ich allergrößtes Verständnis, Miss Gauntry«, entgegnete er. »Ich bin kein hartherziger Mensch und weiß ehrliche Arbeit zu schätzen. Sie hat mich dorthin gebracht, wo ich jetzt stehe.« Nach einer wohlgesetzten Pause fuhr er fort. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie als Tänzerin im Saloon von Castle Rocks arbeiten.«
»Ja«, bestätigte Rose. »Ich bin allein auf der Farm. Die Erträge sind nicht mehr so hoch wie zu der Zeit, als ich mit meinem Mann gemeinsam die Felder bestellte. Und die Bank hat Forderungen, die erfüllt werden müssen...«
Mildtätig lächelte Jordan Clay. »Ich würde Ihre Verpflichtungen übernehmen und Ihnen zusätzlich etwas bezahlen. Sie müssten sich keine Sorgen mehr über Ihre Zukunft machen.«
»Fünfhundert Dollar!«, japste Rose. »Unsere ganzen Ersparnisse stecken in dem Land und der Farm. Wir haben mehr als das Doppelte aufgebracht!«
Entschieden schüttelte Clay seinen Kopf. »Mehr kann ich Ihnen nicht anbieten. Sie sollten das Geld nehmen, um weitere Schwierigkeiten zu vermeiden.«
Eine stählerne Spange schien sich um Rose Gauntrys Brust zu legen. Die Frau hatte akute Atemnot und widersprach heftig. »Sie haben kein Anrecht auf meinen Boden!«, keuchte sie. »Ich lasse mir nicht nehmen, was mein Mann und ich uns aufgebaut haben. Und ich durchschaue Sie! Männer Ihres Kalibers sind nicht durch redliche Arbeit zu Reichtum gelangt. Sie haben immer schon betrogen und mit Gewalt versucht, sich Güter anzueignen, auf die sie keinen Anspruch besitzen! Aber da mache ich nicht mit. Das ist mein letztes Wort.«
Gelassen beugte sich Jordan Clay vor und verschränkte die Finger seiner Hände ineinander, als wollte er ein Gebet beginnen. »Ich wollte Ihnen eine Chance geben«, meinte er. »Ich wollte die Angelegenheit friedlich bereinigen. Sie hingegen zeigen sich stur und uneinsichtig. Das ist etwas, das meine Geschäftsprinzipien untergräbt. Ihnen müsste klar sein, dass ich darauf nicht allzu selbstlos reagiere...«
In Rose Gauntrys Kopf war ein Durcheinander widerstrebender Gedanken. Sie dachte an ihre Krankheit, an die Belastungen, die die Bewirtschaftung ihrer Farm mit sich brachte, und an ihren Job als Tänzerin, der ihr Leben sichern sollte, aber weitere Strapazen mit sich brachte. Ihre Probleme würden sich deutlich reduzieren, wenn sie auf Clays Offerte einging.
»Nein!«, stieß Rose Gauntry beherzt hervor. »Ich habe mich entschieden! Irgendwie werde ich klarkommen. Mein Land gebe ich nicht in Ihre gierigen Hände!«
»Also schön«, presste Jordan Clay hervor, strich mit der Rechten durch seine grauen Haarsträhnen und ließ die Hand in seinem Nacken liegen. »Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Alles, was von nun an geschieht, haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Ich habe es im Guten versucht, doch meine Bitten werden von Ihnen abgewiesen. Leider habe ich auch keine Zeit mehr und muss einer dringlichen Besprechung den Vorzug geben. Wenn ich Sie also bitten dürfte, mein Office zu verlassen...?«
Scharf sog Rose Gauntry die Luft ein und erhob sich. Sie wusste, dass Clay von nun an ihr Feind sein würde. Alles würde er einsetzen, um seinen unrechtmäßigen Anspruch auf ihr Land zu verteidigen. Darauf aber konnte die junge Frau keine Rücksicht nehmen und gebot sich selbst, ihm die Stirn zu bieten.
Kaum war sie wieder auf der Straße, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie hatte es bereits schwer genug, und nun hatte sie sich auf einen Kampf eingelassen, den sie nach eigener Einschätzung kaum gewinnen konnte.
Erfüllt von Trauer und innerer Pein schwang sie sich auf ihr Pferd und trat den Heimweg an. Und während sie ritt, ertappte sie sich bei dem Gedanken, dass der frühzeitige Tod wohl die beste Lösung für sie darstellte.
✰
Knapp dreihundert Meilen trennten Lassiter von der kanadischen Grenze. Die Kälte, die von Norden her über das Land strich, war deutlich spürbar. Obwohl es erst Anfang September war, machte sich der Einfluss der nördlichen Regionen unübersehbar bemerkbar.
Lassiter war ein Naturbursche, doch wusste er die Annehmlichkeiten der südlich gelegenen Bundesstaaten zu schätzen. Wäre er zu dieser Zeit in Texas gewesen, hätte er ohne weiteres mit freiem Oberkörper reiten können. In Idaho schien nach dem Sommer unweigerlich der Winter zu kommen.
Fröstelnd zog er den Kragen seiner Langjacke hoch. An sich war er auf dem Weg nach Wyoming, um den nächsten Kontaktmann der Brigade Sieben aufzusuchen, doch dieses elende Idaho zog sich hin, als würde eine höhere Macht verhindern wollen, dass er sein Ziel erreichte.
Ein Schild mit verwitterten Buchstaben, das an einen Pfosten genagelt war, der windschief in der Erde steckte, wies das Örtchen Castle Rocks aus. Auf den ersten Blick bestand es nur aus einer schmalen Durchgangsstraße, doch bei seinem Ritt über die Mainstreet stellte Lassiter fest, dass es eine Menge Verzweigungen gab und eine Unzahl an Sträßchen und Gassen.
Lassiter zerrte an den Zügeln seines Grauschimmels und brachte das Tier zum Stillstand. Er schaute sich um und gelangte zu dem Schluss, sich für eine Nacht an diesem Ort niederzulassen. Bis zur Grenze nach Wyoming mochten es noch achtzig bis hundert Meilen sein, aber diesen Ritt wollte er sich und seinem Pferd nicht mehr zumuten. Der Hengst brauchte eine Verschnaufpause, und er ebenso.
Eine Unterkunft war rasch gefunden. Und Lassiter hätte sich unverzüglich eingeschrieben, hätte es da nicht diesen Zwischenfall gegeben.
Der Mann der Brigade Sieben verengte seine Lider und starrte hinüber zum Boardwalk, auf dem eine junge Frau von mehreren Männern bedrängt wurde. Die Passanten wandten sich ab und gingen ihres Weges. Keiner nahm Notiz von dem Vorfall. Und wenn doch, wollte sich niemand einmischen und Partei ergreifen.
»Verschwindet!«, stieß die Frau hervor. »Ich habe euch nichts getan!«
»Das könntest du auch nicht!«, blaffte einer der Provokateure. »Du hast dich mit Leuten angelegt, denen du besser in den Hintern gekrochen wärst.«
Lassiter hatte genug gehört. Er schwang sich aus dem Sattel und stellte sich den vier übergriffigen Kerlen entgegen. »Vielleicht«, sagte er laut und bestimmt, »solltet ihr euch Gegner suchen, die euch gewachsen sind.«
Einer drehte sich hektisch herum. Die anderen hielten die Brünette in Schach.
»Was bist du denn für einer?«, krakeelte der Rädelsführer. »Wir sind zu viert, du bist allein. Schleich dich, Freundchen, bevor wir dich in deine Einzelteile zerlegen!«
Gelassen erwiderte Lassiter: »Ihr seid nur zu viert. Nummeriert eure Knochen, sonst wird es ein wildes Durcheinander.«
Alle horchten auf. Der Anführer versteifte sich. Seine Kumpane ließen von der Frau ab.
»Habe ich gerade richtig gehört? Willst du uns an die Karre pissen?«
Für Lassiter gab es kein Halten mehr. Forsch machte er einige Schritte voraus. Ehe er den Anführer der Gruppe erreichte, machte dieser einen Rückzieher. »Hau bloß ab! Meine Männer und ich prügeln dich in Grund und Boden!«
Lassiter griff zu und bekam die Kehle seines Widersachers zu packen. Der schlug zu, fand sich jedoch einen Lidschlag später in Lassiters eiserner Umklammerung wider.
»Ich breche deinen Arm wie ein Streichholz«, raunte der Mann der Brigade Sieben. »Und das ist noch das Netteste, was ich dir zu bieten habe.«
Die anderen stürmten Fäuste schwingend heran. Lassiter trat zu und ließ den Ersten jammernd zusammenklappen. Den beiden anderen warf er ihren Anführer entgegen, brachte sie zu Fall und setzte unverzüglich nach.
Kinnknochen splitterten; Jochbeine barsten. Sekunden nach Lassiters Angriff lagen die Halbstarken heulend vor Schmerz im Staub.
»Das wirst du bereuen!«, kreischte der Rädelsführer. »Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst!«
Lassiters Stiefelsohle krachte auf das Nasenbein des Mannes und zertrümmerte es. »Es reicht mir«, sagte er, »dich aus dem Verkehr zu ziehen. Jeder, der nach dir kommt, erhält die gleiche Behandlung.«
Aus dem Augenwinkel sah Lassiter, dass ein Colt gezogen wurde. Lässig hätte er mit seinem Remington parieren können, doch er zog es vor, die Angelegenheit ohne Waffen zu bereinigen. Sofort trat er nach dem Handgelenk des Schießers, entwendete ihm den Revolver und schlug ihm das Griffstück quer durchs Gesicht.
Ein gellender Aufschrei. Spritzendes Blut. Keuchend rollte der Kerl zur Seite und erhielt einen Tritt in den Nacken, der ihm das Bewusstsein nahm.
Auf der Stelle nahm sich Lassiter den Anführer wieder vor, drosch seine rechte Faust in dessen Gesicht und hielt ihn mit der Linken am Kragen fest, damit er nicht umkippte. »Bestell deinem Boss, dass er der Nächste ist, wenn er noch mal Abschaum wie dich schickt, um unbescholtene Bürger in die Mangel zu nehmen!«
Der Angesprochene spuckte Blut und einen Zahn aus, raffte sich auf und trommelte seine Verbündeten zusammen. Ohne ein weiteres Wort nahmen die Männer Reißaus.
Mitfühlend wandte sich Lassiter an die Frau. »Geht es Ihnen gut?«, erkundigte er sich. »Weshalb haben die Typen Sie in Bedrängnis gebracht?«
Die Brünette schaute ihn an wie ein Gespenst. Erst allmählich ließ sie sich zu einer Erklärung herab. »Muss ich Ihnen etwas über Männer erzählen? Sie sind selbst ein Mann. Daher dürften Sie wissen, wie Ihresgleichen tickt...«
Lassiter fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Er hatte sich selbstlos eingesetzt und erhielt im Gegenzug Vorwürfe. Dank erwartete er nicht, zumindest aber Respekt.
»Darf ich wissen«, fragte er, »was der Anlass für diese Auseinandersetzung war?«
Die Frau blitzte ihn kalt an. »Nein, dürfen Sie nicht!«
»Demnach wäre es Ihnen egal gewesen, wenn man Sie auf offener Straße verprügelt hätte?«
»Mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten!«, folgte die forsche Erwiderung. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Sie wollen sich doch bloß als Held aufspielen. Aber darauf kann ich verzichten! Das Leben ist keine Wohlfühloase. Ich habe den Eindruck, dass Sie in dieser Hinsicht noch einiges lernen müssen!«
Lassiter schwieg. Es war mehr als nötig gesagt worden. Diese Lady hatte Probleme zu verarbeiten, mit denen sie für sich selbst ins Reine kommen musste. Er hatte getan, was zu tun war. Dennoch war Lassiter der Meinung, diese Frau nicht mit sich und ihren Nöten allein lassen zu dürfen. Unter Umständen bestand für sie eine Gefahr, die sie nicht einmal im Ansatz einschätzen konnte. Doch es war müßig, sie in diesen Augenblicken darauf hinzuweisen.
»Sie haben recht«, sagte Lassiter, »vermutlich muss ich noch einiges lernen.« Er wandte sich ab, erhaschte jedoch noch den wehmütigen Blick der Frau, als wollte sie sagen, dass sie doch noch so viel mehr zu berichten hätte.
Doch der Moment war vertan. Möglich, dass er wiederkam. Im Augenblick jedoch sah es nicht danach aus.
✰
Wie jeden Morgen öffnete Silas Gorm gegen sechs Uhr seinen Gemischtwarenladen, verräumte die angelieferten Waren und prüfte anschließend das Wechselgeld in der Kasse. Nachdem er es akribisch gezählt und den Stand in sein Kassenbuch eingetragen hatte, setzte er sich hinter den Tresen und drehte sich eine Zigarette. Er zündete sie an, sah flüchtig auf und erstarrte.
Ein Mann, der ihm beileibe nicht unbekannt war, hatte das Ladenlokal betreten und stand wie ein ehernes Monument da, die Daumen lässig in den Taschen seiner Hose verhakt. Gorm hatte vergessen, die Tür seines Geschäfts wieder zu schließen, sodass die kleine Glocke nicht angeschlagen hatte. Und voller Unbehagen sah er, dass sich zwei weitere Gestalten hinter seinem morgendlichen Besucher aufbauten und den Eingang blockierten. Einer der Typen hatte ein blutunterlaufenes Auge und rechtsseitig eine bläuliche Gesichtsverfärbung.
»Mr. Stout«, sagte Silas Gorm zögerlich und drückte seine Zigarette auf der Theke aus. »Ich habe nicht erwartet, Sie um diese Uhrzeit zu sehen.«
Rex Stout verzog die Lippen zu einem angedeuteten Grinsen. Seine Haltung blieb unverändert. »Dringende Geschäfte erfordern frühzeitiges Handeln«, erklärte Stout. Sein schwarzer, buschiger Oberlippenbart verlieh ihm ein düsteres Aussehen. Hinter dem Mann wurde leise gelacht.
»Ich verstehe nicht«, gab sich Silas Gorm unwissend und strich mit den Fingerkuppen über seine Wange. »Sehen Sie sich um, wenn Sie etwas benötigen. Erst vor einer Stunde ist alles frisch angeliefert worden.«
Stout stutzte kurz und blickte sich zu seinen Begleitern um. »Jetzt können wir wirklich beruhigt sein«, raunte er höhnisch. »Hat jemand von euch Lust auf frische Kartoffeln und Bohnen?«
Wieder lachten die zwei Kerle, die abwartend im Eingang standen. Sie wirkten auf eine Art amüsiert, die Gorm die Schreckensbleiche ins Gesicht trieb.
»Nein«, meinte Rex Stout nach einigen Sekunden und streckte bedauernd seine Hände zur Seite aus. »Wir kochen nicht. Wenn wir was zu fressen haben wollen, lassen wir uns ein fettes Steak im ›Old Spice‹ servieren.« Langsam trat Stout näher, bis er den Tresen erreichte und sich angriffslustig darüber beugte. Seine linke Hand legte sich auf die Kasse. »Zeig uns doch mal, wie es da drinnen aussieht. Meine Jungs haben mir gesagt, dass du dich vor Kundschaft kaum retten kannst.«
»Da... da ist nur Wechselgeld drin«, stotterte Gorm. »Nicht mehr als zwanzig Dollar.«
»Sicher«, erwiderte Rex Stout. »Und was ist mit den Einnahmen der letzten Tage? Die wirst du doch nicht etwa schon zur Bank gebracht haben?«
»Doch, doch!«, versetzte Gorm. »Schon gestern Nachmittag.« Er nahm allen Mut zusammen und fragte: »Sie werden mich doch nicht etwa berauben wollen? Ich gehe nur meiner Arbeit nach. Reichtümer sind mit diesem Geschäft nicht zu erwirtschaften.«
»Berauben...«, sagte Stout in einem Tonfall, der die Bedeutung des Wortes karikierte. »Das hört sich an, als wollten wir uns rechtswidrig und ohne Gegenleistung dein Geld aneignen. Wofür hältst du uns eigentlich? Meine Männer und ich sind keine Strauchdiebe.«