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Scheinbar unaufhaltsam rattert der Zug mit den künftigen Töchtern Babylons durch die Prärie von Kansas. Er soll um neun Uhr abends in Wichita sein und seine Fahrt eine Stunde nach Mitternacht fortsetzen. Der Fahrplan hängt seit Tagen im Depot der Union Pacific Railway aus.
Thomas Jefferson hat die Fahrzeiten aufmerksam studiert. Er hat mit dem Gründervater nichts als dessen Namen gemein und weiß dennoch, dass ihm die Männer auch wegen seines klangvollen Familiennamens gehorchen. Er hat vierzig Leute um sich versammelt, die ihre Gewehre nicht zum ersten Mal in der Hand halten.
"Macht euch bereit!", befiehlt Jefferson. "Die Töchter Babylons sind auf dem Weg!"
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Impressum
Babylons Töchter
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Boada / Norma
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0836-4
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
BabylonsTöchter
Scheinbar unaufhaltsam rattert der Zug mit den künftigen Töchtern Babylons durch die Prärie von Kansas. Er soll um neun Uhr abends in Wichita sein und seine Fahrt eine Stunde nach Mitternacht fortsetzen. Der Fahrplan hängt seit Tagen im Depot der Union Pacific Railway aus.
Thomas Jefferson hat die Fahrzeiten aufmerksam studiert. Er hat mit dem Gründervater nichts als dessen Namen gemein und weiß dennoch, dass ihm die Männer auch wegen seines klangvollen Familiennamens gehorchen. Er hat vierzig Leute um sich versammelt, die ihre Gewehre nicht zum ersten Mal in der Hand halten.
»Macht euch bereit!«, befiehlt Jefferson. »Die Töchter Babylons sind auf dem Weg!« Er späht in die Weite der Ebene hinein, deren Ausmaße selbst von dem Hügel, der ihnen als Posten dient, kaum abzuschätzen sind. Die Wagons sind hell erleuchtet. Der Angriff ist jetzt nur eine Frage der Zeit.
Auf keiner anderen Festlichkeit hatte Josepha Bailey solche Freude erlebt wie in diesem Zug voller heiratswilliger Frauen. Die hübsche Schottin mit den Grübchen stand auf dem kleinen Fenstertisch, hob den Rock und sprang mit einem Jauchzer in den Korb Weintrauben. Sie lachte, sah zu den anderen Bräuten und ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen.
»Verflucht, Mädchen!«, rief Josepha und rieb sich die hitzigen Wangen. »Wie gut es tut, einmal nicht das tugendhafte Weib spielen zu müssen! Wie gut es tut, das dämliche Texas hinter sich zu lassen!«
Die beiden Frauen auf der anderen Seite des Korbs waren Eliza Croke und Jeanette O'Bryan, die aus Oklahoma und Tennessee stammten. Sie waren erst in Dodge City zugestiegen und hatten ihre Hemmungen noch nicht gänzlich abgestreift.
»Du fluchst, Josepha!«, rief Eliza und schaute sich nach den tanzenden Frauen um, die sich hinter ihr im Takt einer Fiedel wiegten. »Keine vernünftige Frau darf fluchen. Schon gar nicht eine Braut, die in einer Woche vor dem Altar –«
»Ja, ich will, ja ich will!«, schallte es von den Tanzenden herüber, dicht gefolgt von lautem Gelächter. »Ja, du willst, ja, wir wollen!«
Das Gelächter der übrigen Frauen war derart ansteckend, dass auch Josepha losprustete und die schmale Jeannette dabei fast in den Weinkorb stieß. Sie hakte sich bei Eliza unter, griff nach der Flasche Bourbon neben ihrem Sessel und trank einen Schluck daraus. »Willst du eine staubtrockene Jungfer werden? In ein paar Wochen ist mit der Freiheit vorbei für uns! – Da, trink!«
Vergnügt sah Josepha zu, wie Eliza die Bourbonflaschen mit zwei Fingern festhielt und den Inhalt skeptisch beäugte. Sie fuhr zum dritten Mal im Brautzug mit und wusste, dass es jedes Mal eine Handvoll Landeier gab, denen man das Saufen erst noch beibringen musste.
»Trink, trink, trink!«, riefen die tanzenden Frauen und klatschten in die Hände. Sie feuerten Eliza so lange an, bis die mollige Braut aus Oklahoma die Flasche an die Lippen setzte und mit geschlossenen Augen daraus trank. »Sie tut's! Noch einen, Eliza!«
Seit vier Jahren organisierte das Proud Women Comitee, dessen Vorsitzende Josepha war, auf dem Schienennetz der Union Pacific Railway einen Brautzug, in dem sich junge heiratswillige Frauen darüber austauschten, was die Ehe für sie bereithielt. Sie sprachen über die Gefahren der Trunkenheit, über Ehebruch und die leidige Einsamkeit, wie Farmersfrauen erwartete. Sie sprachen darüber, dass mit dem Jawort ihr ganzes Eigentum ihrem Mann zufiel.
Die meiste Zeit jedoch tranken und tanzten die Bräute.
Die Union Pacific hatte sie ab dem Tag gewähren lassen, an dem Josepha den zuständigen Stationsleitern eine hohe Dollarsumme zugesteckt hatte, und mit ein wenig Glück drang von dem, was im Brautzug vor sich ging, nichts in die Gazetten oder gar zu den künftigen Ehemännern vor.
Sechzig oder siebzig Frauen hatten sie diesmal an Bord.
»Trink, trink, trink!«, ertönte es ein weiteres Mal. Die Frauen hatten einen Halbkreis um Eliza gebildet und schrien sich die Seele aus dem Leib. »Noch einen, Kleine! – Nimm noch einen! – Es wird dir schmecken! – Besser als deinem Mann jedenfalls!«
Stets aufs Neue setzte Eliza die Flasche an und leerte sie auf diese Weise fast bis zur Hälfte. Als die junge Frau zu torkeln begann, hielt Josepha sie fest und überließ sie dann den jubelnden Frauen.
Wenig später beherrschte wieder die Fiedel den Wagon.
Zufrieden beschloss Josepha, sich auch die übrigen Wagen anzusehen, in denen teils geschlafen, teils gepredigt, teils disputiert wurde. Sie hatte jedem Wagon ein Motto verpasst, und die Frauen hatten die Idee begeistert aufgegriffen.
Beißend kalter Fahrtwind schlug Josepha entgegen, als sie die Wagentür öffnete. Sie trat auf die Außenplattform hinaus, blickte auf die ratternde Kupplung hinunter, unter der die Schwellen dahinjagten. Sie starrte auf die nächtliche Prärie, die von silberfarbenem Mondlicht erleuchtet war.
Plötzlich zischte etwas durch die Luft.
Im ersten Augenblick kam es Josepha wie ein irrgeleiteter Falter vor, doch als sich das Tier in ihren Haaren verfing und daran zu zerren begann, begriff sie, dass es etwas anderes war. Sie sah zur Dachkante hinauf, von der das Zischen gekommen war, und sah einen Mann mit einem dünnen Strick in der Hand.
»Schönen guten Abend, Lady!«, sagte der Fremde gehässig und zog zu. Um Josephas Hals schloss sich eine Schlinge, die ihr den Atem abschnitt.
»Los, los, Bewegung!«, rief der Kerl auf dem Dach und winkte seinen Kumpanen. Er schwang sich auf die Wagonbühne hinunter, nahm Josepha das Seil ab und hielt ihr den Mund zu. »Keine Bewegung, hörst du? Wir brauchen dich für die Weiberscharade dort drin!«
Lautlos glitten weiterer Männer vom Dach herab und sammelten sich auf den Wagenbühnen. Sie trugen Colts und Gewehre bei sich und äugten nach den tanzenden Frauen im Wagon.
»Was... Was wollt ihr?«, zischte Josepha und trat ihrem Peiniger nicht ganz unabsichtlich auf den Fuß. Sie hob den Schenkel und rammte es ihm zwischen die Beine. »Lasst mich los! Oder ich schreie den Rest zusammen!«
Der Kerl mit dem Strick stöhnte vor Schmerz auf und packte Josepha an der Kehle. Er drückte einige Sekunde fest zu und presste die hübsche Schottin gegen die Brüstung der Außenbühne. »Hör mir zu, du Flittchen! Du wirst tun, was ich sage, sonst gibt's ein verdammtes Blutbad auf deinem Vergnügungszug!« Er grinste. »Auf den anderen Wagen sind noch dreißig mehr von uns! Du willst nicht, dass sie zu den Gewehren greifen, oder?«
Hastig schüttelte Josepha den Kopf und schaute sich um. Sie war von Schwerbewaffneten umringt, die nicht danach aussahen, als würden sie sich von jemandem herumkommandieren lassen, der leere Worte machte. »Wer seid ihr? Wer seid ihr Dreckskerle?«
Der Fremde mit dem Strick grinste höhnisch. »Wir? Wir sind Babylons Männer.«
✰
Die Schüsse der Cerberus-Banditen prallten tönend von den Backsteinhäusern im Osten der Straße ab. Die Querschläger hatten den Deputy und den Sheriff getötet, bevor irgendjemand dieser Bande überhaupt hatte entgegentreten können. Die Cerberus-Leute hatten kaltblütig und ohne Gnade geschossen.
Das Wimmern des Jungen war noch immer zu hören.
Geduckt hockte Lassiter hinter dem Teerfass, das im Schusswechsel durchlöchert worden war und nun allmählich auslief. Er hielt den Remington fest in der Hand und wusste, dass er den Kleinen nicht alleinlassen durfte, der zufällig in die Schusslinie geraten war.
Unter heftigem Feuer wechselte der Mann der Brigade Sieben die Deckung.
Er kämpfte sich einige hundert Yards weit vor, entkam mit einem Sprung dem Sperrfeuer zweier Cerberus-Schützen und schickte danach eine halbe Handvoll seiner Gegner ins Jenseits. Er füllte die Trommel des Remington wieder und lauschte auf den Jungen.
Das Wimmern war ganz nah.
Der Junge hatte sich in die alte Scheune zurückgezogen, aus der die Deputies die Banditen herausgetrieben hatten, und fürchtete um sein Leben. Eben jenes dürfte der Bande keinen Pfifferling wert sein, so erbarmungslos hatte sie den Unbewaffneten unter Beschuss genommen.
Es passte zu den Cerberus-Gepflogenheiten.
Die Brigade Sieben hatten Lassiter auf die Fährte dieser Warenhausräuber angesetzt, die in wenigen Monaten vierzig Lagerhäuser leergeräumt und dabei fast ein Dutzend Menschen erschossen hatte. Die Männer gingen mit größter Brutalität vor und verwendeten ihre Beute vermutlich für Spielschulden.
Der Cerberus, ihr Kopf, war jedenfalls ein Pokerspieler aus Illinois gewesen.
Schon vor einer Woche hatte Lassiter ihn liquidiert und damit einem Befehl entsprochen, der unmittelbar im Justizministerium erteilt worden war. Die Bande hatte sich nach Cerberus' Tod aufgesplittert und auf zwei Staaten verteilt.
»Junge!«, zischte Lassiter und lugte um die Ecke. »Ich hol' dich da raus! Bist du verletzt?«
Aus dem Wimmern wurde ein zaghaftes Bejahen, woraufhin zwischen den Scheunenbrettern ein Kopf erschien. »Ein Schuss am Bein, Mister... Sie haben mich getroffen! Ich wollte ihnen doch nichts Böses!«
»Diesen Männern will jeder Böses«, knurrte Lassiter und behielt die Deckungen seiner Gegner im Auge. Er musste den Jungen fortbringen, musste ihn von der Straße schaffen, selbst wenn er den Cerberus-Schützen damit die Flucht ermöglichte. »Wirst du laufen können?«
»Höchstens ein Stück«, entgegnete der Junge. »Ich... Ich hab' ein Telegramm für Sie, Mr. Lassiter.«
Erst in diesem Augenblick begriff Lassiter, weshalb ihm der Junge mitten in eine Schießerei gefolgt war. Er hatte ihn auf dem Telegraphenamt gesehen, ein schmächtiger Gehilfe mit braunem Haar, der Abschriften verteilt und Morsebänder aufgewickelt hatte. »Für mich? Wieso läufst du für ein Telegramm mitten in ein Gefecht?«
Ratlos zuckte der Junge mit den Schultern und begann stumm zu weinen. Er quetschte sich durch den Bretterspalt und sank neben Lassiter in den Staub der Straße. »Soll... Soll ich verschwinden?«
»Erst auf mein Kommando!«, herrschte Lassiter ihn an und sah die Telegramme in der Jackentasche des Jungen. Er streckte die Hand danach aus. »Gib schon her. Du wirst ein kein guter Telegraphist werden, wenn dir die Nachricht mehr als dein Leben bedeutet.«
Schuldbewusst händigte ihm der Junge die beiden Kuverts aus und schaute angsterfüllt zur gegnerischen Seite. »Werden... Werden uns diese Leute töten? Ich will nicht sterben, Mr. Lassiter, ich will noch nicht sterben...«
»Du wirst nicht sterben«, versprach ihm Lassiter und legte mit dem Remington an. »Sobald ich auf sie schieße, machst du dich hinter der Scheune davon! Lauf davon! So weit du kannst!«
»Und wenn ich es nicht schaffe?«, sagte der Junge tonlos. »Wenn ich's mit dem Bein nicht schaffe?«
»Du musst es schaffen«, erwiderte der Mann der Brigade Sieben. »Du musst es wenigstens hinter die Scheune schaffen... Ich komme nach und sehe nach dir.«
Einige Schüsse der Banditen trafen das Scheunentor, hinter dem der Junge zuletzt gesessen hatte. Sie kamen vereinzelt und durchschlugen das Holz.
Ruhig legte Lassiter mit dem Remington an. »Los jetzt! Beim ersten Schuss verschwindest du!«
Beflissen nickte der Junge und zuckte zusammen, als Lassiter entschlossen abdrückte. Er hinkte mit eingezogenem Kopf davon und brachte sich hinter der Giebelwand der Scheune in Sicherheit.
Vier Cerberus-Leute waren tot, als Lassiter einen grellen Aufschrei hörte. Er bestückte den Remington mit frischen Patronen, zog sich von seiner Deckung zurück und rannte zu dem Jungen.
Der Telegraphengehilfe war gestürzt und hielt sich das blutende Bein.
Kurzentschlossen hob Lassiter den jungen Mann in die Höhe und rannte mit ihm davon. Er vernahm die Schüsse der Cerberus-Leute, die ihn verfolgten, und hielt fieberhaft nach einem Pferd oder einem Fuhrwerk Ausschau.
Vor dem Haus eines Barbiers hatte Lassiter endlich Glück.
Er schnitt einen dürren Wallach vom Anbindebalken los, legte ihm einen Sattel auf den Rücken, zog den Gurt fest und warf den Jungen darauf. Er versetzte dem Tier einen Schlag auf die Kruppe, worauf es wiehernd davongaloppierte.
Die Rettung kam keine Sekunde zu früh.
Aus den Gewehrläufen der Cerberus-Bande prasselte ein Kugelhagel auf die Straße ein und wirbelte eine Wand aus losem Staub auf. Die Banditen schossen ihre Magazine leer und traten danach selbst den Rückzug an. Sie verschwanden durch die Gassen und Straße fast ebenso schnell, wie sie vor einer guten Stunde aufgetaucht waren.
Hustend schaute Lassiter den Flüchtenden nach.
Er hatte fest darauf vertraut, dass die Männer ob der toten Deputies die Furcht packen würde, sobald in der Stadt nichts mehr zu holen war. Sie waren in Burlington und Mount Pleasant genauso feige gewesen und hatten dennoch einen Haufen Leichen und eine brennende Central Bank hinterlassen.
Wenigstens war der Junge am Leben.
Erschöpft nahm Lassiter das Kuvert zur Hand, das ihm der Telegraphistengehilfe gegeben hatte, und riss es auf. Es enthielt die Abschrift eines Telegramms, das vor wenigen Stunden aus Washington gekommen war und das Kürzel des Hauptquartiers trug.
Salmon City, Idaho-Territorium. Stopp. Suchen Sie Mr. Vanwyck auf. Stopp. Kein Aufschub. Stopp.
Das Kuvert war mit einem Siegel für offizielle Angelegenheiten versehen worden und offenbar Minuten nach der Ankunft des Telegramms dem Jungen als Kuriersendung übergeben worden. Es musste daher mit einem Vermerk für höchste Dringlichkeit gemorst worden sein.
Aus den Häusern kamen einige Männer gelaufen, die von der Schießerei zwischen dem Sheriff und der Bande gehört hatten. Sie gaben Lassiter Feuerschutz und geleiteten ihn zu einer Taverne in der Straße.
»Soll ich einen Doc rufen?«, fragte einer der Stadtbewohner drinnen. »Die Cerberus-Bastarde haben Ihnen ziemlich zugesetzt.«
»Nein«, sagte Lassiter und steckte den Remington ins Holster. »Ich brauche nur einen Fahrschein westwärts.«
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Das West Hotel an der Ecke Fifth Street und Hennepin Ave gehörte zu den schönstens Grand-Hotels, die auf dem amerikanischen Kontinent je erbaut worden waren. Die viktorianische Fassade mit den spitzen Giebelhauben leuchtete backsteinrot, die Gesimse der Balkone erstrahlten elfenbeinweiß. Über vierhundert Zimmer verteilten sich auf sieben großzügige Geschosse.
Der Erbauer des Hotels saß in der Lobby und stocherte in seinen Kreolenkrabben herum.
Er war bekannt in Minneapolis, fast schon zu bekannt, um ungestört speisen und über die bevorstehenden Geschäfte nachgrübeln zu können. Er hatte sich einen Tisch in der Ecke geben lassen und bat den Kellner, ihm eine andere Suppe und einen warmen Punsch zu bringen.
»Äußerst gern, Mr. Buffington!«, sagte der Bedienstete und ging eiligen Schrittes. Er riss beinahe einen Mann am Nebentisch um, der aufmerksam zu Buffington hinüberschaute.
»Sie sollten sich Zeit mit den Krabben lassen!«, empfahl der Fremde und wandte sich Buffington zu. »Sie schmecken besser, wenn man ihnen die Schale aufknackt und ihr Fleisch auf den Pariskartoffeln verteilt.« Er hob seinen Teller an und zeigte ihn Buffington. »Sehen Sie, so sollte es aussehen! – Ich darf doch?«
»Seien Sie willkommen!«, sagte der Architekt und schob seinen Teller beiseite. »Ich darf Ihnen sagen, dass ich Sie erwartet habe, Mr. Scott. Sie wollten zu mir ins Büro kommen, soweit ich unsere letzten Telegramme recht im Gedächtnis habe.«
Der andere Mann betrachtete Buffington und dessen Mahl, zog seine dunkelgraue Weste straff und nahm am anderen Tischende Platz. »Sie müssen keine Höflichkeiten mit mir austauschen, Sir. Ich biete Ihnen nur ein Geschäft an.«
»Eine Offerte von zweifelhaftem Ruf«, bemerkte Buffington und stach eine Krabbe an. Er verzehrte sie mit ruhiger Miene und sah seinem Gesprächspartner in die Augen. »Aber fahren Sie fort, Mr. Scott.«
Die Reise nach Minneapolis hatte Robert Scott, Kapitalist und Geschäftsmann, lediglich unter größtem Widerstreben angetreten. Er begab sich nicht gern auf längere Fahrten, zudem nicht in Gefährten, die von qualmenden Ungetümen wie den Dampflokomotiven der Union Pacific Railway gezogen worden. Er bevorzugte das Pferd oder Droschke, und selbst diese Art des Reisens war Scott zuwider.
»Sie fühlen sich unbehaglich«, sagte Buffington und stach eine andere Krabbe an. »Es ist verständlich, dass Sie sich im West