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"Nur Sie, Sir? Man schickt uns nur einen einzigen Mann?" Marshal James Hicks richtete sich hinter seinem Schreibtisch auf und spähte ungläubig an Lassiter vorbei zur Tür. Sein schwarzer Schnurrbart zitterte, als er sich auf die Schreibtischplatte stemmte und scharf den Atem einzog. "Ich habe in Washington um Verstärkung gebeten, weil wir der Anschläge auf die Eisenbahn nicht mehr Herr werden. Mit Verlaub, Sir, wir brauchen hier nicht nur einen einzelnen Reiter, wir brauchen die verdammte Kavallerie!"
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Der Einsatz ist dein Leben, Hombre!
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Impressum
Der Einsatz ist dein Leben, Hombre!
»Nur Sie, Sir? Man schickt uns einen einzigen Mann?« Marshal James Hicks richtete sich hinter seinem Schreibtisch auf und spähte ungläubig an Lassiter vorbei zur Tür. Sein schwarzer Schnurrbart zitterte, als er sich auf die Schreibtischplatte stemmte und scharf die Luft einsog. »Ich habe in Washington um Verstärkung gebeten, weil wir der Anschläge auf die Eisenbahn nicht mehr Herr werden. Mit Verlaub, Sir, wir brauchen hier nicht nur einen einzelnen Reiter, wir brauchen die verdammte Kavallerie!«
Staubpartikel tanzten vor dem vergitterten Fenster des Marshals Office. An einer Wand hing – ein wenig schief – ein Porträt von Präsident Grant. Es roch nach Tabak, Stiefelleder und kaltem Kaffee.
Die tiefen, schnaufenden Atemzüge des Sternträgers hörten sich an, als würde sich ein Sturm zusammenbrauen.
»Das muss ein schlechter Witz sein«, wütete er. »Was denken die da oben sich eigentlich? Ein Mann! Nur einer! Gegen diese Mistkerle!« Sein Blick kroch über Lassiter wie ein Skorpion auf der Suche nach einer Einstichstelle. »Haben Sie irgendwelche Asse in der Hinterhand? Eine in der Wüste versteckte Armee vielleicht? Oder einen Waggon voller Gatlings?«
»Damit kann ich nicht dienen.« Lassiter nahm seinem Gegenüber die Frage nicht krumm. Seine Auftraggeber hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass die Luft in Utah brannte. Der Süden wurde immer wieder von blutigen Anschlägen erschüttert. Es wunderte ihn nicht, dass der Marshal eine größere Zahl von Männern erwartet hatte. Allerdings bezweifelte er, dass die etwas ausrichten konnten. »Dieser Kampf wird nicht mit brachialer Gewalt gewonnen, Marshal.«
»Aber natürlich wird er das. Eine andere Sprache verstehen diese Halunken ja nicht. Was ist denn Ihr Plan? Verhandeln? Wenn Sie darauf aus sind, sind Sie so gut wie tot, Sir. Dann können Sie unseren Undertaker schon Maß nehmen lassen. Glauben Sie mir.«
»Noch bin ich nicht tot.«
»Das wird sich ändern, und zwar bald, wenn Sie diesen Bastarden nicht gewaltig in den Hintern treten. Ich will Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, Lassiter, aber das hier, das ist kein Job für einen einzelnen Mann. Lesen Sie das, wenn Sie mir nicht glauben.« James Hicks schob dem Bundesagenten die Morgenausgabe des White Mesa Chronicle hin und fügte freundlicher hinzu: »Bitte.«
Gleich auf der Titelseite war eine Photographie abgedruckt. Sie zeigte einen Haufen Trümmer, die sich neben verbogenen Schienen stapelten. Die rußgeschwärzten Überreste eines Schildes, die herausragten und auf denen mit einiger Mühe noch Thompson zu entziffern war, verrieten, dass es sich einmal um einen Bahnhof gehandelt haben mochte.
Darunter stand geschrieben: Sieben Anschläge in sieben Monaten! Eine Welle des Terrors überrollt Utah. Die Angriffe treffen stets die Eisenbahn, und sie werden immer brutaler. Dutzende unschuldige Fahrgäste haben bereits den Tod gefunden. Erst gestern kamen elf Menschen und ein Hund ums Leben, als eine Sprengladung am Bahnhof von Thompson Springs explodierte. Das muss ein Ende haben! Wann schickt uns die Regierung endlich Hilfe? Schon viele Sternträger haben versucht, die Anschläge aufzuhalten, und alle miteinander sind sie gescheitert...
»Sehen Sie?« James Hicks tippte auf den Artikel. »Vor nicht mal zwei Wochen hat es meine Stadt getroffen, gestern war Thompson Springs an der Reihe. Und es wird so weitergehen. Ein einzelner Mann kann hier nichts ausrichten.«
»Das hoffe ich aber doch.« Lassiter ritt im Auftrag der Brigade Sieben, einer geheimen Organisation, die immer dort eingriff, wo sich die örtlichen Sternträger die Zähne ausbissen. Er war nach Utah geschickt worden, um die Drahtzieher der Anschläge zu finden und aufzuhalten. Die Explosionen schienen keinem Muster zu folgen. Es war unvorhersehbar, wo der nächste Anschlag verübt werden sollte. Nur eines hatten die Angriffe gemeinsam: Jedes Mal war die Eisenbahn betroffen: ihre Züge, ihre Brücken und Bahnhöfe.
Im ganzen Land wurde spekuliert, wer hinter den Übergriffen steckte. Manche machten Indianer verantwortlich, welche das Vordringen des stählernen Rosses aufhalten wollten, andere hielten die Angriffe für das Werk von gemeinen Verbrechern. Mehr als ein Dutzend Sternträger hatten ihre Suche nach den Verantwortlichen bereits mit dem Leben bezahlt. Nun sollte Lassiter Licht ins Dunkel bringen und die Strecken wieder sicher machen.
Ein Hilferuf hat ihn in eine sterbende Stadt im Süden von Utah geführt.
»Sie lassen sich also nicht davon abbringen, es zu versuchen, Lassiter?« Marshal Hicks strich sich über den Schnurrbart. »Wenn das so ist, will ich Ihnen etwas zeigen. Schauen Sie mal dort hinüber.« Er trat an das Fenster und deutete in Richtung Westen. Vor der Stadt war eine Anhöhe mit zahlreichen hölzernen Kreuzen gespickt. Die meisten wirkten nagelneu. »Früher war unser Stiefelhügel so klein, dass man ihn leicht übersehen konnte. Nach dem Anschlag mussten wir ihn erweitern.«
»Ich verstehe.«
»So ähnlich sieht es in etlichen Städten hier unten im Süden aus.« Der Marshal bedeutete ihm, ihm nach draußen zu folgen. Sie traten in die staubige Hitze dieses Nachmittags. Das Marshals Office befand sich an der Mainstreet und wurde von etlichen Wohnhäusern und Geschäften gesäumt. Es gab mehrere Saloons und ein Hotel. Noch vor kurzem mochte der Trubel in der Straße Tag und Nacht nicht abgerissen sein. Jetzt trieb der Wind Tumbleweeds über den Staub. Vor drei Häusern standen Fuhrwerke, die gerade mit Möbeln und anderen Habseligkeiten beladen wurden. Etliche Fenster und Türen waren mit Brettern vernagelt.
Das Gesicht von James Hicks verdüsterte sich noch mehr. »Wir dachten, die Eisenbahn würde uns den Fortschritt bringen. Stattdessen brachte sie uns den Tod.«
»Nicht die Eisenbahn. Die Attentäter.«
»Für uns kommt das auf dasselbe heraus. Die Menschen ziehen fort, weil sie Angst haben. Ganze Familien packen ihre Sachen und fangen im Westen lieber noch einmal neu an, anstatt hier ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Meine Stadt verwandelt sich in eine Geisterstadt, und ich kann nichts anderes tun, als dabei zuzusehen.«
»Und Sie haben keine Ahnung, wer hinter den Anschlägen steckt?«
»Nicht die Geringste. Diese Mistkerle sind gut. Sie verwischen ihre Spuren, ehe wir ihnen folgen können.« Marshal Hicks zog ein Taschentuch aus seiner Hose, schob seinen Hut in den Nacken und wischte sich über die gerötete Stirn. »Wissen Sie, Lassiter, wir waren jahrelang in Konflikte mit den Black Hawk verwickelt. Die Kämpfe haben uns dezimiert und viel Blut gekostet, aber mit den Kriegern konnten wir kämpfen. Wir wussten, mit wem wir es zu tun hatten. Diese hinterhältigen Anschläge... die sind anders. Wie soll man gegen einen Feind angehen, der sich nicht blicken lässt? Der lieber verborgene Sprengladungen ihr Werk tun lässt, anstatt sich einem offenen Kampf zu stellen?« Die Mundwinkel des Marshals zogen sich verächtlich nach unten. »Ich habe schon viele Schlachten geschlagen, aber das hier, das hat keine Ehre. Nein, Sir.«
»Also gibt es keine verwertbaren Spuren?«
»Oh, es gibt viele Spuren, und sie alle führen zu einem Ziel.« Der Marshal deutete zu dem Stiefelhügel hinüber.
Lassiter verstand. Sein Gegenüber hatte noch nicht den Mut verloren, sonst würde er hier nicht länger die Stellung halten. Allerdings hatte er die Hoffnung verloren, und das war gefährlich. Ein Mann ohne Hoffnung war hier draußen verloren.
»Ich würde mir gern anschauen, wo der Anschlag in Ihrer Stadt verübt wurde.«
»Sicher. Falls Sie allerdings hoffen, dort eine Spur zu finden, schlagen Sie sich das besser gleich aus dem Kopf. Wir haben alles abgesucht. Vergebens.« Bitterkeit troff von den Worten des Marshals wie Regen von welken Blättern.
»Es hat einen Zug getroffen, nicht wahr?«
»Das stimmt. Den Abendzug nach St. George.« Der Marshal straffte die Schultern. »Wir haben die Gleise inzwischen geräumt, aber man kann die Stelle des Übergriffs noch gut erkennen. Folgen Sie den Gleisen einfach vor die Stadt.« Er bedeutete Lassiter die Richtung. »Und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, sagen Sie es mir. Ich habe kaum noch Männer. Meine Helfer haben entweder den Dienst quittiert oder sind weggezogen. Aber was ich noch habe, gehört Ihnen.«
»Danke, Marshal, aber das wird nicht nötig sein. Ich arbeite allein.«
»Dann sind Sie, mit Verlaub gesagt, entweder mutig oder verrückt, Sir.«
»Möglicherweise ein wenig von beidem«, räumte Lassiter trocken ein.
Daraufhin huschte der Anflug eines Lächelns über das Gesicht des Marshals.
Lassiter zupfte grüßend an seinem Hut und versprach, wieder vorbeizukommen, sobald er mehr wusste. Dann stapfte er los.
Nicht nur auf der Mainstreet war wenig los. In den Nebengassen und Seitenstraßen war es regelrecht totenstill. Der Marshal hatte nicht übertrieben: Die Stadt vegetierte ihrem Ende entgegen.
Lassiter hatte seinen Pinto im Mietstall untergestellt. Auch dort hatte gähnende Leere geherrscht. Die meisten Boxen waren leer. Das hatte auch seinen Grund: Pferde waren gerade begehrter als jemals zuvor. Wer es nicht unbedingt musste, verzichtete lieber auf eine Fahrt mit der Eisenbahn und reiste zu Pferde. Lassiter hatte dem Stallburschen zwei Münzen extra überlassen: eine für eine Extraportion Hafer und eine, damit er gut auf sein Reittier Acht gab.
Lassiter stiefelte an die Kirche vorbei, die Churchstreet hinunter und ließ die letzten Häuser bald hinter sich. Er folgte den Gleisen bis zu geschwärzten Vertiefungen im staubtrockenen Boden. Holy Shit! Die Explosion musste den Zug von den Gleisen geschleudert haben! Die Löcher bewiesen es. Vor dem inneren Auge des großen Mannes gaukelten blutige Bilder von einem zerstörten Zug, schreienden Fahrgästen und brennenden Abteilen. Ein namenloser Schrecken musste das gewesen sein.
Kein Wunder, dass die Stadt wie gelähmt war!
Man hatte die Schienen wieder freigeräumt und die Trümmer beseitigt.
Die geschwärzten Löcher im Boden waren wie Narben einer verlorenen Stadt.
Lassiter schüttelte kaum merklich den Kopf.
Wer um alles in der Welt... Er hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gebracht, als in der Nähe ein hoher, spitzer Schrei erklang.
So klang eine Frau! Eine Frau in allerhöchster Bedrängnis!
✰
»Nicht bewegen!« Lassiter blieb einen Steinwurf von dem Ziehbrunnen entfernt stehen. Seine Stimme war zu einem Raunen gesenkt.
Zwischen den Wacholderbüschen saß eine Frau auf dem Rand des Brunnens und wagte es nicht, einen Muskel zu rühren. Ihr Kleid bauschte sich um ihre schlanke Gestalt. Aus schreckgeweiteten Augen schaute sie auf das Reptil, das sich nur eine Armlänge von ihr entfernt aufgerichtet hatte und bedrohlich rasselte.
Eine Diamant-Klapperschlange!
Züngelnd bewegte die Schlange den Kopf in die Richtung der Fremden.
»Ganz ruhig!« Lassiter bückte sich nach einem Ast, der an einem Ende gegabelt war, und drückte prüfend gegen das Holz. Ja, es war stabil genug. Mit einer blitzschnellen Drehung klemmte er die Schlange zwischen den beiden Enden des Stocks ein und drückte sie in den Staub. Rasselnd fuhr ihr Schwanz in die Höhe, ohne jedoch jemandem zu schaden.
Das Tier schien noch nicht ausgewachsen zu sein, war warum jedoch nicht weniger gefährlich als ein älteres Tier. Im Gegenteil. Junge Schlangen konnten ihr Gift noch nicht so gut dosieren wie ausgewachsene Tiere, deshalb war die Giftmenge bei einem Biss bei ihnen meist größer.
»Heute nicht«, murmelte Lassiter. Er packte die Schlange hinter dem Kopf, hob sie hoch und stapfte einige Schritte durch den Staub, ehe er seinen Fang von sich schleuderte. Das Reptil schlängelte sich blitzschnell davon und war wenig später auf dem sandigen Boden nicht mehr zu sehen.
Lassiter kehrte zu der Frau zurück, die ihm unsicher entgegenblickte. Als sie sah, dass er unversehrt war, sprang sie hoch, stürmte auf ihn zu und fiel ihm ohne lange Umstände um den Hals! Ihr wogender Busen drückte sich an ihn, und ihr sinnlicher Duft stieg ihm in die Nase. Sein Körper reagierte sofort auf ihre Nähe, drängte, pulsierte, wollte mehr von ihr spüren. Viel mehr.
»Ich danke Ihnen!« Sie löste sich von ihm und schlug sich eine Hand vor die Brust. Die war trotz ihrer zierlichen Statur durchaus üppig. War das ein Wogen und Beben, das die Schöne erfasste. Oha!
»Sind Sie wohlauf?«, erkundigte er sich.
»Ja, dank Ihnen geht es mir gut. Ich hätte weglaufen sollen, aber ich war wie gelähmt. Als hätte mich diese Schlange hypnotisiert.«
»Sie haben das schon richtig gemacht. Eine schnelle Bewegung hätte sie noch angestachelt und zum Zuschnappen gereizt.«
Der Blick der Fremden streifte den Remington an seiner Hüfte. »Warum haben Sie eigentlich nicht geschossen?«
»Weil ich kein Leben nehme, wenn es nicht unbedingt sein muss. Und hier konnte ich auch auf andere Weise etwas ausrichten.«
»Ich verstehe.« Ihre Augen leuchteten auf. Zwei blaue Lichter in einem ebenmäßigen Gesicht. Darüber waren seidige Haare von der Farbe von wildem Honig aufgetürmt. Einige vorwitzige Strähnen hatten sich aus dem Knoten gelöst, fielen ihr in die Stirn und verrieten einen gewissen Eigensinn. Ihre roten Lippen hoben sich zu einem Lächeln. Die Unterlippe war ein wenig voller als die Oberlippe. Eine reizvolle Unregelmäßigkeit, von der er kaum den Blick lassen konnte. Allmählich kehrte auch die Farbe in ihre Wangen zurück.
»Ich bin Molly«, stellte sie sich vor. »Molly Wheeler.«
»Lassiter.«
»Sind Sie schon lange in der Stadt, Lassiter?«
»Ich bin heute erst angekommen.«
»Haben Sie schon eine Unterkunft?«, erkundigte sich Molly, und das Strahlen in ihren Augen wurde noch heller, als er verneinte. Sie hatte ihn nicht minder interessiert gemustert als er sie, und was sie sah, schien ihr zu gefallen, denn ein verträumtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Ich würde Sie gern zum Dank für Ihre Hilfe zum Essen einladen. Haben Sie Lust?«
»Absolut«, gab er zurück und zählte in Gedanken von zehn an rückwärts, denn das, wonach ihm der Sinn stand, war nicht unbedingt eine Mahlzeit. Sein Beinkleid spannte mächtig, seit ihrem überschwänglichen Dank. Sie war eine aparte Erscheinung, und tief in ihrem Inneren brodelte die Leidenschaft wie ein Vulkan, den er liebend gern zum Ausbruch gebracht hätte.
Er begleitete sie zum Mesas Palace, dem besten und einzigen Hotel der Stadt. Das zweistöckige Gebäude beherbergte auch ein Lokal. Molly strebte jedoch mit langen Schritten daran vorbei geradewegs auf die Treppe zu. Hier fasste sie nach Lassiters Hand und nahm ihn mit zu einem Zimmer in der ersten Etage.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn wir die Mahlzeit noch ein wenig verschieben?« Sie warf ihm einen Blick unter halb gesenkten Lidern zu. »Ich wäre gern eine Weile mit dir allein.«
Lassiter griente. Welcher Gentleman könnte einer bildschönen Lady diesen Wunsch abschlagen? Er jedenfalls nicht.
Molly kramte einen Schlüssel hervor, öffnete die Tür mit der Nummer 6 und zog ihn mit sich in das Hotelzimmer. Das bestand in der Hauptsache aus einem breiten Himmelbett, einer Kommode und roten Samtvorhängen, die halb zugezogen waren und nur gedämpftes Licht hereinließen. Gerade genug, um die bildschöne Frau zu betrachten, die ihn noch immer bei der Hand hielt.
Molly schloss die Tür hinter ihnen mit einem anmutigen Hüftschwung.
»Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet«, sagte sie leise. »In einer Stadt wie dieser einem Mann wie dir zu begegnen.«
»Einem Mann wie mir?«
»Integer. Entschlossen.« Ihr Kleid raschelte, als sie näher an ihn herantrat und über seine breite Brust strich. Ihre Finger schienen kleine Blitze durch das Leder seines Hemds zu senden. Seine Haut begann angenehm zu kribbeln und das Drängen in seinen Lenden wurde stärker.
Molly war eine Frau, die wusste, was sie wollte.
Und sie wollte ihn.
Oder nicht? Lassiter schlang die Arme um ihre schmale Taille und zog sie an sich, bis kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte. Forschend schaute er in ihr Gesicht, las darin dasselbe Verlangen, das auch er empfand. Da senkte er den Kopf, langsam nur, wollte ihr Zeit geben, es sich zu überlegen. Das tat sie jedoch nicht. Stattdessen reckte sie sich auf die Zehenspitzen und wölbte sich ihm entgegen.
»Lassiter!«
Ihre Lippen trafen sich, verschmolzen miteinander zu einem wilden, gierigen Kuss. Es war nichts Sanftes daran. Nur Hunger und ein Verlangen, stärker als sie. Molly war wie eine Blume am Rand der Wüste. Unter seinen Küssen blühte sie regelrecht auf. Fiebrig pressten sie sich aneinander, konnten nicht genug davon bekommen, einander zu spüren. Und sie wollten mehr. So viel mehr.
Molly löste die Schnüre seines Hemds, streichelte seine nackte Brust und seinen flachen Bauch. »Du fühlst dich so gut an, Lassiter. So... oooooh!« Sie stieß ein sinnliches Stöhnen aus, als er die Hände auf ihre Brüste legte, sie wog und mit dem Daumen die prallen Spitzen rieb.