Lassiter 2540 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2540 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Luft war trocken, staubig und fast zu heiß zum Einatmen. Tief hatte Joe Baron seinen Hut in die Stirn und sein Halstuch vor Mund und Nase gezogen. Wie weit es bis zur nächsten Stadt war, konnte er nur vermuten. Einzig sein Glaube ließ ihn unerschütterlich voranschreiten und keinen Gedanken daran verschwenden, in dieser Einöde aus Felsen und Sand vor die Hunde zu gehen.
Barons Augen tränten; die Sandkörner darin waren wie Schleifpapier. Trotzdem entging ihm nicht der reglose Körper, der halb aufgerichtet gegen einen Felsblock lehnte.
Auf der Stelle beschleunigte Joe Baron seinen Schritt. Ein Mensch war in Not. Vielleicht konnte er ihm noch helfen.
Bald aber schon sollte der einsame Wanderer merken, wie sich seine Besorgnis in glühenden Hass verwandelte.


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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Er predigte mit Blei

Vorschau

Impressum

Er predigtemit Blei

Die Luft war trocken, staubig und fast zu heiß zum Einatmen. Tief hatte Joe Baron seinen Hut in die Stirn und sein Halstuch vor Mund und Nase gezogen. Wie weit es bis zur nächsten Stadt war, konnte er nur vermuten. Einzig sein Glaube ließ ihn unerschütterlich voranschreiten und keinen Gedanken daran verschwenden, in dieser Einöde aus Felsen und Sand vor die Hunde zu gehen.

Barons Augen tränten; die Sandkörner darin waren wie Schleifpapier. Trotzdem entging ihm nicht der reglose Körper, der halb aufgerichtet gegen einen Felsblock lehnte.

Auf der Stelle beschleunigte Joe Baron seinen Schritt. Ein Mensch war in Not. Vielleicht konnte er ihm noch helfen.

Bald aber schon sollte der einsame Wanderer merken, wie sich seine Besorgnis in glühenden Hass verwandelte.

Der Mann, der mit schlaffem Oberkörper und ausgestreckten Beinen am Boden hockte, drehte seinen Kopf langsam in die Richtung, aus der das Geräusch stampfender Stiefel aufklang. Um seine Augen lag eine Kruste aus Sand; seine rissigen Lippen bewegten sich träge. Indes, es drang kein Laut aus seiner Kehle.

»Sie haben Glück«, machte sich Joe Baron bemerkbar. »Ich habe eine Münze geworfen, ob es nach Süden oder Norden geht. Offenbar hat sie mich zu Ihnen geführt.«

»Tot...«, kam es krächzend aus dem Mund des Verdurstenden. »Ich bin so gut wie tot...«

»Reden Sie keinen Unsinn!« Baron ging neben dem Mann in die Knie und holte eine Wasserflasche hervor. Sie war höchstens noch zu einem Viertel gefüllt, doch in diesen Augenblicken dachte der Wanderer nicht an sich. »Trinken Sie! Aber befeuchten Sie zuerst die Lippen. Und nehmen Sie keine großen Schlucke.«

Der halbtote Mann schien die Worte nicht gehört zu haben oder ignorierte sie schlichtweg. Hastig stürzte er das Wasser hinunter, hustete plötzlich krampfhaft und spuckte die Hälfte wieder aus.

»Geben Sie her!«, dröhnte Joe Baron und riss die Wasserflasche an sich. »Wegschütten kann ich das Zeug selbst! Sie sollten den Gaben des Herrn Respekt und Achtung entgegenbringen!«

Der Hustenanfall endete in einem heiseren Lachen. »Wer sind Sie? Ein Prediger?« Unvermittelt wurde der Namenlose ernst. »Ich bin angeschossen worden, habe mir den Fuß verstaucht und verrecke jetzt elendig in der Wüste. Und das nur, weil ich die Ehre einer Frau verteidigt habe.« Ein abfälliger Laut wurde hörbar. »Ein schöner Gott ist das, der die Gerechten bestraft und die Lumpen hofiert.«

Mit steinerner Miene hatte Joe Baron zugehört. Ihm gefiel ganz und gar nicht, was ihm zu Ohren gekommen war. »Ich bin kein Prediger«, sagte er tonlos. »Mir ist bloß klargeworden, dass der Schöpfer Wege geht, die wir nicht verstehen können – bis irgendwann die Einsicht kommt und wir in Dankbarkeit für seine Weisheit andächtig niederknien...«

»Geschwafel!«, entfuhr es dem Verletzten, der sich nun ein wenig zur Seite drehte und eine eingetrocknete Schusswunde am rechten Oberarm entblößte. »Ich glaube nicht an eine höhere Macht, die mein Schicksal lenkt. Denn wenn es so wäre, hätte sie mich wohl kaum in diese Situation gebracht.«

Missmut regte sich in Joe Baron. In seinem Magen spürte er einen unangenehmen Druck, und plötzlich fiel ihm das Atmen schwer. Es war, als hätte sich eine stählerne Spange um seine Brust gelegt. Dennoch versuchte er, die Ruhe zu bewahren. »Frevel ist's, den edlen Mann zu schmäh'n im Tode«, rezitierte Joe Baron, »ward er auch von uns gehasst.«

»Ist das aus deiner Scheißbibel?«, blaffte der Sterbende.

»Sophokles«, erwiderte Baron. »Ein Dichter aus dem alten Griechenland.«

Wieder fühlte sich der Fremde anscheinend zum Widerspruch aufgefordert. »Der Hurensohn kann mich kreuzweise! Gib mir von dem verdammten Wasser, aber geh mir nicht mit deinem Gequatsche auf den Geist!«

»Zeige Demut«, forderte Baron. »Es ist ein Nehmen und Geben. Gib deinen Stolz auf und nimm meine Hilfe an.«

In den Verdurstenden kam Bewegung. Trotz seiner Schwäche machte er einen Satz nach vorn und langte nach der Wasserflasche, die Joe Baron in seiner Hand hielt. Baron zog sie weg und sah mitleidslos zu, wie der Mann mit dem Gesicht nach vorn auf den heißen Felsboden schlug.

»Barmherzigkeit gegen Wölfe ist Ungerechtigkeit gegen Schafe«, sprach Baron. »Und du bist ein Wolf, Mann ohne Namen.«

Röchelnd stemmte sich der Fremde hoch. Auf dem linken Unterarm stützte er sich ab, während seine Rechte zum Holster glitt. »Her mit dem Wasser, du dämlicher Schwätzer! Ich bekomme immer, was ich will!«

»So wie die Frau, deren Mann du hintergangen hast«, gab Baron einen Schuss ins Blaue ab. »Er hat euch erwischt, als du Unzucht mit ihr triebst. Du kannst mich nicht täuschen!«

»Und wenn schon! Der Kerl wäre besser nicht frühzeitig von der Arbeit zurückgekommen. Jetzt fault er in seinem eigenen Schlafzimmer vor sich hin. Und seine Ehehure...«

»Genug!«, ging Joe Baron scharf dazwischen. »Jeder erhält, was er verdient. Obwohl ich bezweifle, dass du der Gnade würdig bist, die ich dir zukommen lassen werde...«

Der Fremde zog – doch da presste sich bereits die Mündung von Barons Revolver gegen seine Stirn. »Hüte dich vor einem Mann, der im Zorne lächeln kann«, sagte Baron und verzog die Mundwinkel zu einem Schmunzeln.

»Du machst mir keine Angst! Weder du noch dein Gott, der mich dreimal am Arsch lecken kann!«

Joe Baron zog den Stecher seiner Waffe durch. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel sein Gegner zu Boden. Daraufhin leerte der Wanderer seine Wasserflasche, stemmte sich in die Höhe und setzte seinen Weg fort. Dem Toten schenkte er keinen weiteren Blick mehr.

Aus unerfindlichem Grund verringerte der Zug seine Geschwindigkeit und kroch bald schon mit nur wenigen Meilen pro Stunde übers Gleis. Lassiter öffnete das Fenster seines Abteils und verrenkte sich den Hals, um erkennen zu können, ob es ein Hindernis auf den Schienen gab. Davon aber war weit und breit nichts zu sehen. Und ein paar Minuten später kam der Zug gänzlich zum Stillstand.

Ein paar Leute stiegen aus. Lassiter schloss sich ihnen an und wanderte schnurstracks zum Führerhaus der Lokomotive. »Was ist denn los?«, rief er hoch, erhielt jedoch erst nach dem zweiten Aufruf eine Antwort.

Ein Mann mit schwarzem Gesicht, aus dem lediglich die Augen hell hervorstachen, beugte sich zu ihm hinunter und sagte laut: »Wir haben einen Riss im Kessel und verlieren Druck! An eine Weiterfahrt ist im Moment nicht zu denken.«

Schlechte Neuigkeiten, befand Lassiter. Er war auf dem Weg nach Texas, um eine Korruptionsaffäre auf höchster politischer Ebene zu verfolgen. Nun endete seine Fahrt bereits in Arizona, gut neunhundert Meilen von seinem Ziel entfernt. »Wie lange wird die Reparatur dauern?«, fragte er.

Der Lokführer zuckte mit den Schultern. »Vor Ort können wir gar nichts machen«, meinte er. »Eventuell können wir den Kessel in der nächsten Ortschaft provisorisch flicken lassen. Sollte das möglich sein, müssen Sie dennoch eine Verzögerung von mindestens drei Tagen einkalkulieren.«

Nachdenklich nickte Lassiter. Drei Tage waren besser als zehn, die er mit dem Pferd benötigt hätte. Und auch nur dann, wenn er zügig vorankam. Er ging zum Frachtwaggon und zog die Türen auf. Mit der Hilfe von einigen Passagieren klappte er die Laderampe herunter und führte im Anschluss seinen Grauschimmel ins Freie. Auf dem Rücken seines Tieres zog er am Führerstand vorbei. »Ich reite vor!«, ließ er den Lokführer wissen. »Mir brennt die Zeit ein wenig unter den Nägeln.«

Nach einer knappen halben Stunde ritt Lassiter in Flagstaff ein und suchte das erstbeste Hotel auf. Es gefiel ihm zwar nicht, mehrere Tage auf die Reparatur des Zuges zu warten, doch er wollte aus der Not eine Tugend machen. Sicher gab es in dem Wüstenstädtchen die eine oder andere Möglichkeit, sich die Zeit auf angenehme Weise zu vertreiben.

Im Saloon kippte er ein paar Whiskeys und geriet in eine beschwingte Stimmung, um zu anderen Ufern aufzubrechen. Vom Barkeeper erhielt er die nötigen Hinweise, wo diese zu finden waren.

Das Etablissement nannte sich »Kate's Place« und lag unmittelbar am Marktplatz, gleich gegenüber der Dorfkirche. Sicher kein Platz, der zufällig gewählt worden war. Lassiter musste jedoch zugeben, dass er sich in den Räumlichkeiten auf Anhieb wohlfühlte. Und er blieb auch nicht lange allein.

»Schöner fremder Mann«, wandte sich eine üppige Brünette an ihn. »Gibt es irgendetwas, das ich für dich tun kann?« Während sie sprach, richtete sie ihr Dekolletee, indem sie mit den Händen unter ihre Brüste griff und sie in Form brachte. Nötig gewesen wäre es nicht, denn die beiden Kameraden waren auch so schon ein Blickfang, der Lassiters Blut in Wallung brachte.

»Das darfst du annehmen«, beantwortete der Mann der Brigade Sieben die Frage der Hure.

Ihr Name war Mandy. Sie flüsterte ihn Lassiter mit rauchiger Stimme zu. »Du bist auf der Durchreise?«, wollte sie anschließend wissen.

»Gewissermaßen. Hast du denn ein lauschiges Plätzchen für uns?«

Mandys Lächeln war vielsagend. Sanft legte sie ihre Handfläche auf Lassiters Hüfte und glitt hinab zu seinem Schritt. »Oho«, machte sie mit keckem Augenaufschlag. »Da kommen wohl große Dinge auf mich zu...« Sie nahm den großen Mann mit sich und führte ihn in ein Zimmer im ersten Stock. Geschickt schälte sie sich aus ihrer ohnehin spärlichen Bekleidung und setzte sich nackt aufs Bett. Leicht spreizte sie ihre Beine und strich über ihre Schenkel.

»Das Tor zum Himmelreich«, kommentierte Lassiter schmunzelnd und zog sich ebenfalls aus. Er kroch zu Mandy aufs Bett und vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß.

»O ja!«, stöhnte die Dunkelhaarige. »Das machst du gut.« Eine Hand legte sie auf Lassiters Hinterkopf und presste ihn an sich. Verhalten kreiste Mandys Becken und geriet irgendwann in regelrechte Aufruhr. »Komm hoch!«, keuchte die junge Frau. »Ich will deine Prachtrute!«

Einmal noch küsste Lassiter die Innenseiten von Mandys Schenkeln und richtete sich auf. Auf seine Arme gestützt beugte er sich über die Hure und drang in sie ein.

Weit hatte sich Mandy ihrem Liebhaber geöffnet und nahm ihn unter abgehacktem Luststöhnen in sich auf. Sogleich schlang sie ihre Beine um Lassiters Rücken und verfiel in rhythmische Bewegungen. Je härter seine Stöße wurden, desto lauter gebärdete sich seine Gespielin.

»Schieb ihn mir tief rein!«, stöhnte Mandy ekstatisch. »Einer wie du hat es mir noch nie besorgt!«

Nicht, dass Lassiter Komplimente dieser Art nicht schon allzu oft gehört hätte, doch es schmeichelte ihm immer wieder. Inwieweit Mandys Gefühlsäußerungen der Wahrheit entsprachen, stand auf einem ganz anderen Blatt.

Lustvoll verschmolzen die nackten Körper miteinander, bis Lassiter sich auf den Rücken legte und die Brünette mit einem Ruck mit sich zog. Sie richtete sich auf und begann mit wippenden Bewegungen. Ihr Ritt wurde wilder und steigerte sich bis hin zu ungestümer Ekstase. Die Welt um sich herum schien die junge Lady vergessen zu haben, schüttelte ihren Kopf und warf ihn in den Nacken. Dabei stieß sie inbrünstige Laute aus.

Mandys begieriges Stöhnen stachelte Lassiter an und wirkte sich auch auf seine Erregung aus. Fest umklammerte er die Pobacken seiner Lustdienerin, zog die auseinander und stieß bis zum Anschlag in die Frau vor. Dass sie den großen Mann spürte, äußerte Mandy mit einem langgezogenen Seufzen und knetete ihre vollen Brüste.

»Bei mir ist's gleich soweit!«, presste sie hervor. »Hör nicht auf! Gib mir alles!«

Der Impuls hatte gereicht, um auch in Lassiter die Lust hochkochen zu lassen. Doch verschwiegen, wie er nun mal war – zumindest zwischen den Federn –, konnte er seine Begeisterungsausrufe für sich behalten. Und als er die krampfartigen Entladungen von Mandys Leib bemerkte, dauerte es nur noch wenige Sekunden, bis er sich ergoss.

Erschöpft beugte sich die Hure vor und legte sich auf Lassiters Brust. Immer noch zuckte ihr Körper, als erhielte sie sanfte Schläge mit einer Gerte. »So heftig bin ich noch nie gekommen«, flüsterte sie Lassiter ins Ohr. »Aber die Meisten, mit denen ich schlafe, haben auch nicht das passende Werkzeug...«

»Jetzt übertreibst du aber«, ließ sich der Mann der Brigade Sieben vernehmen und streichelte über Mandys Rücken.

»Es ist wahr!«, verteidigte sich die Dunkelhaarige. »Ich weiß, es hört sich an, als wollte ich dir Honig ums Maul schmieren, um mehr Geld herauszuschlagen, aber das ist nicht der Fall.« Sie stützte sich auf den linken Unterarm und hob ihren Kopf. »Glaubst du mir?«

Es war lediglich ein Lächeln, das Lassiter ihr schenkte, verbunden mit einem kaum merklichen Nicken. In »Kate's Place« ließ es sich aushalten. Die kommenden Tage würden ihm ein Höchstmaß an Entspannung bieten.

»Bürgermeister!«, rief der gebückt gehende Mann, der atemlos in der Tür von Chase W. Thompson stand und seine Nickelbrille zurechtrückte. »Sie können sich nicht vorstellen, was gerade auf der Straße vor sich geht!«

Unwirsch sah der Mayor von seinem Papierstapel auf dem Schreibtisch auf. »Ich kann mir eine ganze Menge vorstellen, Elias«, knurrte er. »Aber mein Office ist keine Zeitungsstube! Geh rüber zum ›Chronicle‹ und erzähl denen, was du beobachtet hast.«

Thompson kannte den Inhaber der Gemischtwarenhandlung auf der Upper Mainstreet zur Genüge. Mit seinem streng gescheitelten fettigen Haar war er nicht nur ein Bürokrat erster Güte, sondern vor allem ein Individuum, das sich oft und gern in den Vordergrund drängte, um nicht in der Belanglosigkeit seines geschäftlichen Tuns unterzugehen. Vermutlich würde er es gerne sehen, seinen Dienst als Sekretär des Bürgermeisters zu verrichten, doch einen sich anbiedernden Bückling wie Elias Goldman konnte er in der Verwaltung nicht gebrauchen.

»Da ist ein Kerl«, fuhr der Store-Inhaber fort und wischte über seine schweißglänzende Stirn. »So einen haben Sie noch nicht gesehen! Er sieht aus wie ein stinknormaler Cowboy, aber er redet wie ein Pfaffe. Da haben sich schon eine Menge Leute versammelt und hören ihm zu.«

Immer noch nicht überzeugt, aber dem Bericht zugetan, legte Chase W. Thompson seine Unterlagen beiseite und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Was quatscht der Typ denn? Der soll mir bloß keinen Aufruhr veranstalten. So etwas kann ich kurz vor den Wahlen nicht gebrauchen.«

Goldman trat näher und erklärte mit verschwörerischer Miene: »Das weiß ich doch, Mister Thompson. Ich bin einer Ihrer größten Unterstützer. Schauen Sie sich den Mann an. Mich würde nicht wundern, wenn er Ihnen im Wahlkampf eine große Hilfe wäre...«

Stumm betrachtete der Mayor sein Gegenüber. Du kleine hinterhältige Ratte, dachte er. Goldman mochte ein Opportunist sein, aber dumm war er nicht. »Ich mache mir vor Ort ein Bild«, sagte Thompson und stand auf. »Geh vor! Ich bleibe hinter dir, Elias.«

Nur wenige Minuten später wurde der Bürgermeister Zeuge eines Schauspiels, dem er in seiner gesamten Amtszeit noch nicht hatte beiwohnen dürfen. Es war faszinierend zu beobachten, wie ein einzelner Mann die Menge in Atem hielt und mehr und mehr Zuschauer um sich versammelte.

»... und so sehr ich auch den Glanz und die Glorie des Herrn in mich aufgenommen habe, bin ich doch einer von euch!«, schallte es über die Mainstreet. »Jeder kann im Licht des Herrn erstrahlen! Jeder kann Tugend und Keuschheit leben! Stellt euch nicht vor die Flamme des Lichts, sondern seid die Flamme!«