Lassiter 2546 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2546 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Barsängerin Maisie Scott schlug die Augen auf und sah die blitzende Klinge eines Messers über sich. Voller Entsetzen starrte sie zu der Gestalt hinauf, die drohend über ihr stand. "Was... was wollen Sie?"
"Zieh dir was über", sagte eine dunkle Stimme. "Du wirst jetzt mit mir gehen."
"Aber warum... ich..."
Das Messer ritzte Maisie am Kinn. Der Schnitt verursachte einen stechenden Schmerz. Von jäher Panik erfasst, fing Maisie an zu zittern.
"Steh auf und mach dich fertig", raunte die Gestalt. "Ich sage das nicht noch einmal."
Maisie schlug die Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. Im Zimmer brannte kein Licht. Der Eindringling war nur schemenhaft zu erkennen. "Wenn du Zicken machst, stirbst du", erklärte er.


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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Tod unter heißer Sonne

Vorschau

Impressum

Tod unterheißer Sonne

Die Barsängerin Maisie Scott schlug die Augen auf und sah die blitzende Klinge eines Messers über sich. Voller Entsetzen starrte sie zu der Gestalt hinauf, die drohend über ihr stand. »Was ... was wollen Sie?«

»Zieh dir was über«, sagte eine dunkle Stimme. »Du wirst jetzt mit mir gehen.«

»Aber warum ... ich ...«

Das Messer ritzte Maisie am Kinn. Der Schnitt verursachte einen stechenden Schmerz. Von jäher Panik erfasst, fing Maisie an zu zittern.

»Steh auf und mach dich fertig«, raunte die Gestalt. »Ich sage das nicht noch einmal.«

Maisie schlug die Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. Im Zimmer brannte kein Licht. Der Eindringling war nur schemenhaft zu erkennen. »Wenn du Zicken machst, stirbst du«, erklärte er.

Lassiter warf noch einen prüfenden Blick durch das Hotelzimmer, in dem er mehrere Tage logiert hatte. Wie es aussah, hatte er nichts vergessen. All seine persönlichen Sachen waren im Reisesack verstaut. Bis zur Abfahrt der Kutsche, die ihn von Tombstone zur Bahnstation nach Benson bringen sollte, war nicht mehr viel Zeit.

Er zog seine Taschenuhr, ließ den Deckel aufspringen und blickte auf das Zifferblatt. Ihm blieb nur noch eine knappe halbe Stunde in Tombstone. Die Zentrale der Brigade Sieben hatte ihn nach Tucson beordert. Dort sollte ein Kontaktmann ihn mit der neuen Mission vertraut machen.

Der Auftrag in Tombstone war erledigt. Zwei Wochen lang hatte er eine Bande Outlaws gejagt, die in Cochise County das Gesetz mit Füßen getreten hatten. Beim Showdown vor dem Crystal Palace in der Allen Street hatte Lassiter all sein Können in die Waagschale werfen müssen, um den Halunken das Handwerk zu legen.

Leider war einem Mann der Clique die Flucht geglückt.

Lassiter hatte vor, den Desperado zu verfolgen, um ihn unschädlich zu machen, doch die Zentrale der Brigade Sieben in Washington hatte gegen seinen Plan Einspruch erhoben. Er wurde in Tucson gebraucht. Jemand anders würde sich um den flüchtigen Desperado kümmern.

Lassiter wuchtete sein Gepäck über die Schwelle und trat auf den Gang.

Bob, der Hausdiener, erschien. Er war ein dünner Mann mit Halbglatze und abstehenden Ohren. Beflissen kam er näher. »Ich könnte Ihnen beim Tragen helfen, Sir.«

»Nicht nötig, Bob.« Lassiter schob sich an ihm vorbei zur Treppe, die hinunter ins Foyer führte. Auf dem Absatz blieb er stehen und blickte sich um.

»Sag mal, Bob, hast du Maisie heute schon gesehen?« Maisie Scott war Sängerin, die gelegentlich im Alhambra und dem Opera House auftrat. Lassiter hatte einige ergötzliche Nächte mit ihr verbracht. »Sie hatte mir versprochen, heute mit mir zu frühstücken. Aber gekommen ist sie nicht.«

Bob hob die Achseln. »Bedaure, Sir. Da bin ich überfragt.« Er dachte kurz nach. »Aber ich könnte Poppy, unseren Laufjungen, mal fix zu Barney's Inn rüberschicken.« Maisie hatte in der kleinen Pension am Rand der Stadt eine Kammer gemietet.

»Okay«, meinte Lassiter, »aber es muss schnell gehen. Die Kutsche wartet nicht.«

»Kein Problem.« Bob eilte die Treppe hinunter.

Im Nu hatte er Poppy ausfindig gemacht und ihn zu Barney's geschickt.

Lassiter stellte seinen Reisesack vor das Empfangspult und wartete. Aus der Frühstücksstube drang der aromatische Geruch von frisch gebrühtem Kaffee. Durch die Glasscheibe sah Lassiter einige Gäste beim Frühstück sitzen. Ein Kellner im schwarzen Anzug eilte dienstfertig zwischen den Tischen umher.

Es dauerte nur wenige Minuten, und Poppy war wieder da. Der Junge keuchte atemlos. Sein Gesicht verhieß nichts Gutes.

»Mr. Lassiter«, schnappte er, »es ist so schrecklich, Sir...«

Lassiter schob seinen Hut höher. »Was ist los, Poppy? Wo ist Maisie, und was ist so schrecklich?«

Poppy atmete tief durch, dann hielt er einen ockergelben Umschlag hoch. »Lesen Sie, Sir.«

Lassiter griff zu, faltete den Brief, den er darin fand, auseinander und überflog den kurzen Text. Die Botschaft auf dem Zettel traf ihn mitten ins Herz.

»Ich habe dein Liebchen, Lassiter! Sie wird dafür büßen, was du meinen Männern angetan hast. Gute Fahrt, dein Solon.«

In dem Umschlag entdeckte Lassiter eine abgeschnittene Locke von Maisies rotblondem Haar. Die Haare wurden von einem schwarzen Samtbändchen zusammengehalten.

Einige Sekunden lang sprach niemand ein Wort. Poppy hatte die Hände in die Seiten gestemmt und das Gesicht zur Grimasse verzogen.

Lassiter war hin- und hergerissen.

Eine Unschuldige befand sich in den Klauen eines gewissenlosen Schurken und sollte ausbaden, was er, Lassiter, getan hatte. Er konnte die liebenswerte Sängerin doch nicht ihrem Schicksal überlassen! Andererseits war er der Anweisungen der Brigade Sieben verpflichtet.

Allein der Gedanke an die Qualen, die Maisie wegen ihm erleiden musste, waren ihm ein Gräuel. Es ist meine Schuld, dachte er, ich hätte diesen verdammten Solon nicht entkommen lassen dürfen.

Aber genau das war passiert. Jetzt benutzte der entflohene Schurke die unschuldige Sängerin, um sich für die Niederlage seiner Bande zu rächen.

Lassiter spürte, dass Poppy keinen Blick von ihm ließ. Der Hotelboy lauerte auf seine Reaktion.

Draußen, vor dem Hotel, erklang Hufgetrappel. Die Linienkutsche nach Benson war vorgefahren. Schon ertönte die Glocke des Wagenlenkers.

»Abfahrt in zwanzig Minuten!«, erscholl seine Stimme. »Abfahrt in zwanzig Minuten!«

Lassiter senkte die Augen auf seine rechte Hand, in der Maisies weiches Haar lag.

Und plötzlich stand sein Entschluss fest. »All devils!«, murmelte er. »Ich fürchte, ich muss meinen Trip nach Tucson verschieben.«

Wie Lassiter befürchtet hatte, gab es mit der Zentrale Komplikationen wegen seiner Mission in Tucson.

Doch am Ende zahlte sich seine Hartnäckigkeit aus.

In Washington wurden die Einsatzpläne geändert, und somit bekam Lassiter zehn Tage Freiraum, um sich auf die Suche nach der entführten Tänzerin zu machen.

Er atmete erleichtert auf. Die erste Hürde war bewältigt. Jetzt hatte er es selbst in der Hand, seine Geliebte aus der Gefangenschaft zu befreien.

Unverzüglich begab er sich vom Post Office zu Barney's Inn. Hier bewohnte Maisie eine kleine Kammer unter dem Dach. Womöglich fand er in der Pension einen Hinweis auf ihr Verschwinden.

Als er das Haus betrat, in dem zumeist Barmädchen und Animierdamen ihr Quartier hatten, begegnete er Ashley, eine von Maisies Freundinnen. Ashley Crabb trat im Bird Cage Saloon als Tänzerin auf. Sie war eine schlanke, überaus gutaussehende Blondine von knapp zwanzig Jahren. Wie gewohnt trug Ashley ihr helles Haar zur Hochfrisur aufgesteckt.

»Lassiter!«, rief sie. »Gut, dass Sie da sind! Wir sind alle geschockt. Die arme Maisie! Mitten in der Nacht entführt, von diesem Ganoven, dem man alles zutrauen kann!«

Vermutlich wusste sie es von Poppy, der für seine lose Zunge bekannt war.

»Sie tut mir so leid.« In den Augen der Tänzerin schillerten Tränen. »Wenn man doch nur etwas für sie tun könnte.«

Lassiter nahm die hübsche Frau in den Arm und drückte sie leicht. Ashley schmiegte sich an seine Brust und wimmerte leise.

»Nicht weinen, my dear«, sagte er. »Alles wird gut. Hauptsache, Maisie lebt. Ich werde alles tun, um sie zu retten.«

Ashley sah zu ihm auf. »Wenn es jemand schafft, dann du.«

»Dein Vertrauen ehrt mich«, versetzte er. »Aber es wird nicht einfach.« Er nahm seine Hände von ihr und machte die Augen schmal. »Dieser Solon, was weißt du von ihm?«

Sie tupfte sich eine Träne von der Wange. »Was ich von Solon weiß?«

»Ich muss herausfinden, wohin er Maisie verschleppt hat. Je eher, desto besser. Mit jeder Minute, die vergeht, könnte er sich weiter entfernt haben.«

»Ja, woher kenne ich ihn?« Ashley zerknüllte ihr Schnupftuch. »Zum ersten Mal hab ich ihn im Bird Cage gesehen. An einem Spieltisch, beim Black Jack. Er war mit den Kerlen zusammen, die Sie vor dem Crystal Palace zusammengeschossen haben.«

»Hast du mit ihm gesprochen?«

»Nein, der Typ war mir von Anfang an unsympathisch.« Ashley schüttelte sich, als hätte sie eine Kröte unterm Hemd. »Igitt! Von solchen schmierigen Typen halte ich mich fern.«

»Hatte Maisie Kontakt mit ihm?«

»So viel ich weiß, nicht. Er kennt sie nur von ihren Auftritten. Hätte sie mit ihm geredet, hätte sie's mir erzählt.«

Lassiter nickte bedächtig. Der Kerl, den sie Solon nannten, hatte Maisie also nur aus Rachsucht entführt. Er machte sich nichts aus ihr und wollte ihm, Lassiter, nur in die Suppe spucken.

»Kennst du jemanden, der Solon näher kennt?«, hakte er nach. »Es muss doch außer seinen Kumpanen jemand da gewesen sein, mit dem er sich abgegeben hat.«

»Lass mich mal überlegen.« Ashley versank ins Grübeln. Nach einer Weile hob sie eine Hand. »Ja, ich glaube, da gibt es jemand, mit dem er näheren Umgang hatte. Da gibt es einen Vetter von ihm. Er betreibt ein kleines Geschäft mit Gemischtwaren. Wenn ich mich nicht irre, heißt er Lex Horace.«

Dass Evan Solon einen Vetter in Tombstone hatte, war Lassiter neu. Den Kundschaftern der Brigade Sieben schien das entgangen zu sein.

»Wo ist der Laden?«, bohrte er.

»Safford Street, gleich neben Wilmer's Corral.« Sie sah ihn an. »Glaubst du, dass Solon mit Maisie bei seinem Vetter untergekrochen ist?«

»Keine Ahnung. Ich werde es überprüfen.« Lassiter straffte seine Gestalt. »Um eines möchte ich dich bitten, Ashley: zu keinem ein Wort. Kann ich mich auf dich verlassen?«

Auf ihrem hübschen Gesicht erschien ein flüchtiges Lächeln. »Keine Bange. Ich halte dicht.« Sie sah ihn kokett an, dann sagte sie mit weicher Stimme: »Es ist schön, mit dir ein Geheimnis zu teilen.«

Er tat, als hätte er ihre unverhohlene Schäkerei nicht bemerkt. Das fiel ihm gar nicht so leicht, denn Ashley Crabb galt als eine der reizvollsten Evastöchter in Tombstone.

»Vielen Dank, Ashley«, sagte er neutral. »Sobald ich etwas herausfinde, erfährst du es als Erste.«

»Falls du Hilfe brauchst«, sie bedachte ihn mit einem Blick, der ihm unter die Haut ging. »Egal, wofür, ich bin jederzeit für dich da.«

»Prima, Ashley, schön zu wissen«, sagte er und verließ das Haus.

Es war fast Mittag, als Lassiter an Wilmer's Corral vorbeiritt.

Am strahlend blauen Arizona-Himmel zeigte sich nicht ein Wölkchen. Die Sonne brannte unbarmherzig auf die Erde. Die Pferde und Mulis in der Einfriedung drängten sich an der Tränke und soffen, ohne innezuhalten.

Lassiter ritt langsam weiter, den Blick auf das Gebäude gerichtet, in dem der Gemischtwarenladen von Solons Vetter untergebracht war. Auf der Veranda vor dem Geschäft waren einige Körbe mit Obst ausgestellt. Lassiter saß ab, leinte das Pferd an und trat auf die Terrasse. Er nahm sich einen rotwangigen Apfel, biss hinein und ging kauend in den Laden.

Das Türglöckchen bimmelte. Hinter der Theke wurde ein Vorhang zur Seite gezogen und ein stämmiger Mann mit Vollbart erschien. Er trug einen dünnen, fleckigen Kittel mit aufgekrempelten Ärmeln. Als er den Neuankömmling erblickte, umwölkte sich seine Stirn.

Er hat mich erkannt, dachte der Mann von der Brigade Sieben. Und sein Gesicht spricht Bände. Der beißt sich lieber die Zunge ab, als mir etwas über seinen Cousin zu erzählen.

»Ich nehme zwei Pfund von den Äpfeln«, sagte er, während er seine Blicke durch den Laden wandern ließ.

Nach kurzem Zögern setzte sich Lex Horace in Bewegung. Ohne ein Wort griff er nach einer Papiertüte, umrundete den Tresen und ging an Lassiter vorbei nach draußen. Dort füllte er das Behältnis, kam wieder zurück und legte die Äpfel auf die Waage. Mit kratziger Stimme nannte er den Preis.

Lassiter bezahlte und ließ sich das Wechselgeld herausgeben. Er spürte die kaum verhohlene Feindschaft, die von dem Storekeeper ausging.

Jede Frage an den Mann hatte sich erübrigt.

Die Äpfel unterm Arm, verließ Lassiter das Geschäft. Er schob die Tüte gerade in seine Satteltasche, als er einen halbwüchsigen Jungen bemerkte, der auf dem Torwegstein seitlich des Gemischtwarenladens vor sich hin döste.

Lassiter band sein Pferd los, rückte seinen Revolvergürtel zurecht und schwang sich in den Sattel. Langsam trabte er an dem Müßiggänger vorbei.

Der Junge schob seinen Strohhut höher und blickte ihn herausfordernd an. »Ich weiß, wer Sie sind, Mister«, sagte er. »Sie sind der Hombre von der Schießerei am Crystal Palace.«

Lassiter zügelte sein Pferd. »Willst du einen Apfel?«

»Yeah.«

Schon sauste ein roter Apfel durch die Luft. Der Junge riss seinen Arm hoch und pflückte das Stück Obst gekonnt aus der Luft.

»Ich suche Evan Solon«, sagte Lassiter. »Kannst du mir etwas über ihn sagen?«

Der Junge biss krachend in den Apfel. »Schon möglich«, sagte er mit vollem Mund.

Lassiter verstand den versteckten Hinweis und zeigte dem Jungen eine blinkende Münze.

Die Augen des Schlingels wurden kugelrund. Er stemmte sich vom Boden auf und wies die Straße hinunter. Lassiter ritt ein Stück, bis zum Ende des Corrals. Der Junge kam langsam hinterher. Immer wieder warf er einen Blick zurück, auf Lex Horace' Gemischtwarenladen. Offenbar scheute er sich, im Blickfeld des Händlers mit Lassiter zu reden.

Lassiter brachte sein Pferd zum Stehen. Die Straßenkrümmung verhinderte, dass der Storekeeper sie beobachten konnte.

Der Junge blieb neben dem Pferd stehen. »Ich heiße Billy«, sagte er. »Billy Jones.« Er schielte nach dem Geldstück.

»Erzähl mir was über Solon«, sagte Lassiter.

Billy Jones rieb den Daumen am Zeigefinger.

»Erst die Ware, dann das Geld. Was weißt du über Lex Horace' Vetter?«

»Gestern Nacht ist er mit der hübschen Sängerin aus dem Alhambra durchgebrannt.«

»Das pfeifen die Spatzen von den Dächern«, entgegnete Lassiter. »Wenn du nichts anderes zu bieten hast, behalte ich meinen Buck.«

Billy Jones knabberte an seinem Apfel. »Einen schönen Revolver haben Sie da. Remingtons Sechsschüsser sind die besten.«

»Ansichtssache.«

Von der Sonne geblendet, kniff der Junge die Augen zusammen. »Wenn Sie mir Ihr Eisen vermachen, Mister, sage ich Ihnen etwas, das Ihnen sehr gefallen wird.«

Der Bengel pokert mit mir, dachte Lassiter. Vielleicht blufft er, aber ich habe keine große Wahl. Wenn ich Maisie befreien will, muss ich mitgehen.

»Woher weiß ich, dass du mir nicht einen Bären aufbindest«, sagte er.

»Ich gebe Ihnen mein Wort«, erklärte der Bursche. »Billy Jones' Wort ist nicht von Pappe. Fragen Sie die Leute. Mein Versprechen gilt etwas in Tombstone. Was ist nun mit Ihrer Bleispritze?«

»Bist du nicht noch ein bisschen jung für ein Schießeisen?«

Der Junge betrachtete den Rest des Apfels. »Sie wollen das Mädchen, stimmt's?«

»Ja, das will ich.«

»Geben Sie mir den Remington, wenn ich Ihnen verrate, wohin Solon sie gebracht hat?«

Lassiter sah ihn prüfend an. »Woher weißt du, wo sie ist?«

»Ich weiß es eben.«

»Hast du eine Kristallkugel?«

Billy lachte belustigt. »Nein. Es war ein Gespräch. Zufällig habe ich es mitangehört.«

»Ein Gespräch zwischen zwei Vettern?«

»Keine Ahnung, was Sie meinen, Mister.« Billy biss in den Apfel und griente.

Lassiter schüttelte den Kopf. »Den Colt kann ich dir nicht geben«, erklärte er. »Damit würde ich gegen das Gesetz verstoßen. Wenn ich es täte, könntest du mich erpressen. Ich könnte verdammten Ärger mit dem Marshal kriegen.«

Billy verzog grübelnd sein Gesicht, dann nickte er. »Okay, klingt irgendwie logisch. Sie behalten Ihren Colt, und ich behalte für mich, was ich weiß.«

Ein schlaues Kerlchen! Lassiter verbarg ein Schmunzeln. Wenn der Bursche einmal ausgewachsen war, würde er beim Pokern ein ernstzunehmender Gegner sein.

»Ich gebe dir zwanzig Dollar«, sagte er.

In den Augen des Jungen funkelte die Gier. Lassiter griff in die Innentasche seiner Jacke und brachte das versprochene Geld zum Vorschein.

»Wo ist Maisie Scott?«, fragte er.

Der Junge sagte nichts, und Lassiter warf ihm nacheinander die zwei Münzen zu. Billy Jones fing sie ebenso geschickt wie vorhin den Apfel.

Doch jetzt ließ er seinen angebissenen Apfel fallen. Er beäugte die Dollars von allen Seiten. Dann warf er einen scheuen Blick in die Richtung, wo sich Lex Horace' Gemischtwarenladen befand.

Niemand war zu sehen.

Billy atmete tief durch und trat ganz nahe an Lassiters Vierbeiner. »Maisie Scott ist in der Baracke, die Horace als Depot für seine Waren nutzt«, sagte er. »Ich hab's genau gehört, wie darüber gesprochen wurde.«

»Wo ist die Baracke?«

»Südlich eines Miner-Zeltlagers, nicht weit von dem Claim, wo Lex Horace letztes Jahr nach Silber gegraben hat.«

Lassiter war skeptisch. »Und das ist wirklich wahr?«

Der Junge mit dem Strohhut legte seine Hand aufs Herz und zog eine feierliche Miene. »Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe.«

Sekundenlang sprach keiner ein Wort. »Okay, ich glaube dir«, sagte Lassiter dann.