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Leichter Wind wehte über die Prärie und fing sich in den Halmen des Büffelgrases. Unbarmherzig brannte sich die Sonne ins Erdreich, ließ es hart wie Stein werden und aufbrechen.
Sorgenvoll beobachtete Terry Grain die Rinder auf seiner kleinen Weide. Sollten die Temperaturen nicht bald heruntergehen, würden sie die nächsten Wochen nicht überleben.
Aber der Rancher beobachtete noch etwas anderes. Es war die Silhouette eines Reiters, der im flirrenden Dunst der Sonne herankam. Er schien keine Eile zu haben - und genau das war es, was Terry Grain beunruhigte.
Langsam trat er von der Veranda zurück. Seine Magengrube fühlte sich an, als wäre ein Stein darin versenkt worden. Und er hatte allen Grund, sich nicht nur um seine Tiere zu sorgen ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Bandoleros
Vorschau
Impressum
Bandoleros
Ein leichter Wind wehte über die Prärie und fing sich in den Halmen des Büffelgrases. Unbarmherzig brannte sich die Sonne ins Erdreich, ließ es hart wie Stein werden und aufbrechen.
Sorgenvoll beobachtete Terry Grain die Rinder auf seiner kleinen Weide. Sollten die Temperaturen nicht bald heruntergehen, würden sie die nächsten Wochen nicht überleben.
Aber der Rancher beobachtete noch etwas anderes. Es war die Silhouette eines Reiters, der im flirrenden Dunst der Sonne herankam. Er schien keine Eile zu haben – und genau das war es, was Terry Grain beunruhigte.
Langsam trat er von der Veranda zurück. Seine Magengrube fühlte sich an, als wäre ein Stein darin versenkt worden. Und er hatte allen Grund, sich nicht nur um seine Tiere zu sorgen...
Minuten vergingen, in denen Terry Grain reglos in der Tür stand. Er überlegte, sich zu bewaffnen, verwarf den Gedanken aber wieder. Der Mann, dessen Gesicht er noch nicht sehen konnte, strahlte eine Selbstsicherheit aus, als könnte er spielend mit jeder Situation fertig werden. Grain wäre ein Narr gewesen, hätte er eine bleihaltige Auseinandersetzung provoziert.
Zwanzig Yards vor dem Ranchhaus zügelte der Unbekannte sein Pferd, stieg gelassen aus dem Sattel und wanderte dem Rancher entgegen. Sein Reittier hielt er an der langen Leine und führte es mit sich bis zum Hitchrack.
»Komme ich ungelegen?«, fragte der Mann mit sonorem Bass. »Ich bin selbst kein Freund von Überraschungsbesuchen. Im Grunde genommen hasse ich sie, weil damit meistens Unannehmlichkeiten verbunden sind.«
Terry Grain vermied es, seine Angst zu zeigen. Dieser Kerl hatte seine schlimmsten Befürchtungen ausgesprochen. War er gekommen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen? »Darf ich Ihren Namen erfahren?«, fragte er mit fester Stimme und spannte unwillkürlich seine Muskeln an.
»Landon Ward«, kam die prompte Antwort. »Vielleicht haben Sie schon von mir gehört.«
»Nein, ich kenne Sie nicht.«
Ward grinste in sich hinein. »Natürlich nicht. Ich gehe nicht mit meinem Namen hausieren. Und die Leute, die mich bezahlen, setzen ebenfalls auf Verschwiegenheit.«
Ganz nah kam Landon Ward heran, bis nur noch eine Armlänge Abstand zwischen den Männern war. Das Antlitz dieses Burschen verhieß nichts Gutes. Die Verschlagenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Vor allem die Augen, die Terry Grain schlangengleich musterten, versetzten den Rancher in höchste Alarmbereitschaft.
»Was... was arbeiten Sie?«, stotterte Grain. Er fühlte sich wie ein Mungo, der vor einer giftigen Viper stand.
Landon Ward gab keine Antwort, schob sich an dem Hausherrn vorbei und betrat die Innenräume. Die Hände hatte er in die Taschen seines schwarzen Staubmantels gesteckt, ging hinüber zum gedeckten Tisch und setzte sich ans Kopfende. Terry Grain folgte ihm und nahm ihm gegenüber Platz.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht beim Essen gestört«, sagte Landon Ward, griff in einen Brotkorb und brach sich ein Stück davon ab.
»Überhaupt nicht«, versicherte Terry Grain. »Ich bin schon fertig, habe nur noch nicht abgeräumt.«
»Sie leben allein?«
Der Rancher nickte. »Ich habe noch nicht die richtige Partnerin gefunden«, sagte er und lachte. »Wenn man sich fürs Leben bindet, dann soll ja auch alles perfekt sein.«
Landon Ward biss erneut ein Brotstück ab, ließ Grain beim Kauen aber nicht einen einzigen Moment aus den Augen. Schließlich fragte er: »Haben Sie eine Ahnung, weshalb ich Sie aufgesucht habe?«
Der Rancher mit den hellblauen Augen, die mittlerweile einen stumpfen Glanz angenommen hatten, verneinte. »Ich könnte einen Käufer für meine Rinder gebrauchen, aber deswegen sind Sie wohl nicht gekommen...«
»Nein«, erwiderte Landon Ward und schien Grain mit seinen stechenden Blicken an die Wand nageln zu wollen, »deswegen bin ich nicht gekommen...«
Irritiert schob Terry Grain seinen Teller beiseite, atmete tief durch und legte seine Hände flach auf den Tisch. »Was wollen Sie, Mr. Ward? Ich nehme an, Ihre Zeit ist begrenzt. Kommen Sie zur Sache.«
Ein Grinsen war die Antwort. Bedächtig legte Landon Ward das angebissene Stück Brot zurück in den Korb. »Es kommt nicht oft vor, dass die Leute, die ich besuche, nicht wissen, was sie angestellt haben.« Mit dem Handrücken wischte sich Ward über den Mund. »Entweder sind Sie einer von denen, oder Sie haben dermaßen viel auf dem Kerbholz, dass Sie gar nicht wissen, wo Sie anfangen sollen zu erzählen.«
»Ich bin ein einfacher Viehzüchter«, verteidigte sich Grain. »Ich komme mehr schlecht als recht über die Runden. Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, was Sie von mir wollen.« Er zögerte einige Augenblicke. »Oder sind Sie etwa...«
»Na also!«, freute sich Landon Ward. »Die Erinnerung ist zurückgekehrt. Das macht die Sache für mich deutlich angenehmer. Ich sehe nicht gerne in die sterbenden Augen eines Mannes, der gar nicht weiß, worum es geht.«
Mechanisch zuckte Terry Grain zusammen. Ward war nur aus dem Grund aufgetaucht, um ihn zu töten. Nachträglich bedauerte der Rancher, sich nicht bewaffnet zu haben. Die Schrotflinte stand ganz in der Nähe. Jetzt aber war es zu spät, um sie an sich zu nehmen. »Wem bin ich auf die Füße getreten?«, wollte Grain wissen. »Sind es diese verdammten Tycoons, die uns kleinen Züchter vom Markt verdrängen wollen? Oder stecken die Banken dahinter, die den Rinderbossen das Geld um die Ohren werfen und uns am ausgestreckten Arm verhungern lassen?«
Wieder gab Landon Ward nur ein vieldeutiges Schmunzeln von sich. »Offenbar«, entgegnete er, »haben Sie sich eine Menge einflussreicher Feinde gemacht. Einer von ihnen hat mir tausendfünfhundert Dollar gezahlt, damit Sie nie wieder den Mund aufmachen.«
»Die Leute sollen wissen, wer sie ausbeutet!«, stieß Terry Grain hervor. »Es ist immer dasselbe! Die Kleinen werden unter den Stiefeln der Großen zertreten! Wenn sich ihnen niemand entgegenstellt, werden wir alle unseren Grund und Boden verlieren!«
Landon Ward saß immer noch da, als hätten sich die beiden Männer zu einem Kaffeeplausch verabredet. Und er versuchte zu beschwichtigen. »Nur die Ruhe, Mr. Grain. Ich verstehe Ihre Notlage. Sicher würde ich in Ihrer Situation nicht anders reagieren. Trotzdem müssen wir uns an die Fakten halten. Und ich habe tausendfünfhundert Gründe, Sie ins Jenseits zu befördern...«
Ehe Terry Grain noch eine Silbe hervorbringen konnte, zog Landon Ward seinen Revolver und gab zwei Schüsse ab. Die Kugeln schlugen in die Brust des Ranchers und schleuderten ihn vom Stuhl. Polternd krachte er auf die Dielen. Und über sein schwindendes Augenlicht legte sich ewige Dunkelheit.
✰
Knapp fünfundzwanzig Meilen vor Dallas hatte Lassiter den Zug der Atchison, Topeka and Santa Fé Railway in dem Örtchen Irving verlassen. Er hätte durchfahren können, wollte aber zuerst ausreichend Informationen über seine Zielperson in Erfahrung bringen.
Senator James Winright Flanagan war keine kleine Nummer. Ohne hieb- und stichfeste Beweise bezüglich der Vorwürfe und Anschuldigungen, die ihm gemacht wurden, hatte es keinen Zweck, ihn stellen zu wollen. Die Brigade Sieben hatte Lassiter nur aufgrund mehrerer Verdachtsfälle ausgeschickt. Ohne Beweise aber konnte man in Washington nicht aktiv werden.
Diese Beweise – oder zumindest eine Erhärtung der Verdächtigungen – hoffte Lassiter in Irving zu finden. Und wenn nicht hier, dann im nächsten Ort. Die Verstrickungen des Senators mochten weiträumig spürbar sein. Vor allem ging es um die Verschiebung horrender Geldsummen, um marode Bankenkredite und Vetternwirtschaft. Es würde nicht einfach werden, das Gespinst an Intrigen aufzulösen. Der Mann der Brigade Sieben würde sich vorsichtig herantasten müssen, falls es überhaupt jemanden gab, der Flanagan belasten konnte und nicht gleichzeitig auf seiner Gehaltsliste stand.
Es war nicht die Art von Job, die Lassiter ein enthusiastisches Lächeln auf sein Gesicht gezaubert hätte. Er wünschte sich einen Gegner, der nicht erhaben über den Dingen stand und andere benutzte, um seine Ziele durchzusetzen. Mit einer marodierenden Bande hatte er deutlich weniger Probleme als mit einem korrupten Politiker, der das Gesetz erfolgreich zu seinen Gunsten beugte und vermutlich ein Heer an Anwälten hinter sich hatte, die nicht mit Blei, sondern mit Paragrafen feuerten.
An eine Festnahme des Senators war auch unter günstigen Umständen nicht zu denken. Sein Untergang musste auf politischer Ebene erfolgen. Und um das bewerkstelligen zu können, brauchte die Brigade Sieben wasserdichte Beweismittel.
In der nächsten Stunde quartierte sich Lassiter in einem Hotel ein und grübelte darüber nach, wo er anfangen sollte. Die besten Nachrichten verbreiteten sich für gewöhnlich in den Saloons. Dort kamen Männer und Frauen aller Gesellschaftsschichten zusammen. Mit dem einen oder anderen Drink würden sie Dinge ausplaudern, die sie normalerweise für sich behalten hätten.
Lassiter war zuversichtlich und schlenderte durch die Stadt. Selbst in den späten Nachmittagsstunden setzte ihm die texanische Hitze zu. Eine Abkühlung war dringend erforderlich.
Schwüle Luft schlug ihm aus dem »Hanson's« entgegen, ein Saloon, der mit einer lauten Kapelle auf sich aufmerksam gemacht hatte. Auf einem schmalen Podest stand ein Klavier, links und rechts davon zwei Banjo-Spieler. Neben dem Piano stand ein weiterer Mann, der die Musik mit seiner Mundharmonika abrundete.
»Whisky«, knurrte Lassiter dem Barkeeper zu und lehnte sich an den Tresen. Er ließ seinen Blick schweifen und kundschaftete aus, wer sich in dem Etablissement eingefunden hatte.
Wie üblich gab es Gäste jeglicher Couleur. Vom Cowboy mit einfachen Stiefeln bis zum versnobten Wohlstandsbürger mit Melone waren alle vertreten. Es wurde geredet, gepokert oder stillschweigend Zeitung gelesen. Genau diesen Mann, der abseits des Trubels gleich bei den Fenstern mit seinem Nachrichtenblatt beschäftigt war, wollte sich Lassiter vornehmen.
Auf dem Tisch stand ein nahezu geleertes Bierglas, sodass Lassiter ein neues bestellte und sich mit seinem eigenen Drink heranpirschte. »Darf ich Ihnen einen ausgeben?«, fragte er höflich.
Der Mann hinter der Zeitung sah auf. »Gibt es dafür einen besonderen Anlass?«, richtete er sich fragend an Lassiter.
»Nun«, erwiderte der große Mann, »ich würde mich gern an diesen Tisch setzen. Dort hinten ist es mir zu laut. Als Entschädigung für meine Aufdringlichkeit bekommen Sie ein Bier.«
»Seien Sie mein Gast«, bat der Mann daraufhin und bedankte sich mit einem knappen Nicken für das Getränk. Danach verschwand sein Konterfei wieder hinter dem Titelblatt der Zeitung.
Lassiter nippte an seinem Whisky und zündete sich einen Zigarillo an. Mehrere Minuten sagte er nichts, bis er sich spontan an den Zeitungsleser wandte. »Die Rinderpreise gehen rauf und runter«, erzählte er seinem Gesprächspartner. »Ich hätte erwartet, dass eine Regulierung durchgeführt wird.«
»Sind Sie Käufer oder Verkäufer?«, tönte es hinter dem Nachrichtenblatt hervor.
»Keins von beidem«, erklärte Lassiter wahrheitsgemäß, um gleich im Anschluss zu flunkern. »Ein befreundeter Rancher aus Abilene hat mir sein Leid geklagt. Er hat das Gefühl, dass die Rinderbarone ihn ausbooten.«
Die Zeitung klappte nach unten. Neugierige Augen in einem scharfgeschnittenen Gesicht fixierten Lassiter. »Harvey Blossom?«
»Hendrik Weinstein«, log Lassiter. »Er ist vor einigen Jahren aus Europa übergesiedelt. Inzwischen bedauert er diesen Schritt.«
Der Mann im grauen Anzug taute auf und zeigte sogar ein angedeutetes Lächeln. »Das kann ich gut verstehen. Als Immigrant hat er sich bestimmt eine ruhmreiche Zukunft erhofft. Es ist wirklich bedauerlich, dass manche Träume sich erfüllen und andere wie Seifenblasen zerplatzen.« Er hob sein Bierglas an und prostete Lassiter zu. »Ich heiße übrigens Douglas Wilford. Nennen Sie mich einfach Doug.«
»Angenehm«, sagte Lassiter und stellte sich ebenfalls vor.
»Wissen Sie, Mr. Lassiter«, merkte Wilford plötzlich an, »die großen Player halten auch alle Trümpfe in der Hand. Sie kennen die Regeln des Spiels und ändern sie gegebenenfalls, sollte etwas nicht in ihre Pläne passen. Dies gelingt natürlich nur, wenn Sie über das nötige Kapital und den erforderlichen politischen Einfluss verfügen. Insofern werden alle, die nicht zu dieser Gruppe gehören, über kurz oder lang ihre Hoffnungen begraben müssen.«
Aufmerksam hatte Lassiter zugehört. »Die Politik in Texas«, fragte er schließlich, »wird doch von Senator Flanagan bestimmt. Sehe ich das richtig?«
Wilford verzog die Lippen zu einem Schmunzeln. »Politiker wirtschaften nicht selten in die eigene Tasche«, behauptete er daraufhin. »Je höher sie steigen, desto anfälliger werden sie für – wie soll ich sagen? – Geschenke...«
Sofort setzte Lassiter nach. »Der Senator begünstigt also Großverdiener, um selbst zu kassieren?«
»Machen Sie sich Ihren eigenen Reim darauf. Ich will nichts gesagt haben«, antwortete der Zeitungsleser behutsam. »Aber Sie müssen wissen, dass ich am Tag eine ganze Menge höre. Von daher kann es auch bloß dummes Gerede sein.«
Gerade wollte Lassiter das Gespräch vertiefen, da erhob sich Douglas Wilford. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend«, verabschiedete er sich. »Leider geht für mich am frühen Morgen die Reise weiter nach Dallas. Und da möchte ich mir noch ein paar Stunden Schlaf gönnen.«
Lassiter nickte ihm zu und kippte seinen Drink in einem Zug herunter. Nachdenklich blickte er Wilford hinterher. Um wen es sich tatsächlich handelte, konnte er nur ahnen. Ein Großkaufmann, ein Banker oder selbst ein Politiker. Er schien jedoch zu wissen, wo der Hase langlief.
Lange konnte sich Lassiter nicht mit seinen Überlegungen beschäftigen. Ein Atemzug streifte sein Ohr und brachte eine sanfte Stimme mit sich. »So ganz allein, mein Süßer?«
Behäbig drehte Lassiter seinen Kopf und schaute in ein engelsgleiches Gesicht. Es wurde von blonden Locken umrahmt, die bis auf die Schultern hinabfielen.
»Jetzt nicht mehr«, entgegnete Lassiter und bot seinen Schoß als Sitzplatz an. Die zuckersüße Blondine nahm das Angebot jedoch nicht an, beugte sich stattdessen vor und flüsterte: »Ich weiß ein Plätzchen, wo wir es uns gemütlich machen können...«
»Gibt's da Whisky?«
Das Blondchen drückte ihm einen zarten Kuss auf die Wange. »Wir können saufen und vögeln wie die Tiere«, wisperte sie.
Es gab nichts, was Lassiter jetzt noch aufgehalten hätte.
✰
»Dein Schutzengel muss einen Narren an dir gefressen haben«, raunte Doc Snyder. »Zwei Kugeln in die Brust – und dein Herz schlägt, als wärst du gerade erst auf die Welt gekommen.«
Es dauerte eine Weile, bis Terry Grain seine Umgebung wieder klar wahrnehmen konnte. Die Worte des Arztes hallten noch in seinem Kopf nach, während er versuchte, das Erlebte aufzuarbeiten. Er sah das blitzende Mündungsfeuer von Landon Wards Revolver, sah die stechenden Schlangenaugen und spürte aufs Neue den Aufprall, der ihn endgültig in die Bewusstlosigkeit geschleudert hatte.
»B-Barry...«, stammelte Grain und wollte sich aufrichten, doch der Doc drückte ihn sanft zurück.
»Keine Aufregung!«, wies Snyder ihn zurecht. »Sei froh, dass ich dich gefunden habe, bevor du blutleer wie eine Mumie gewesen wärst. Die Kugeln habe ich entfernt, deine Wunden versorgt. In ein paar Tagen bist du ganz der Alte.«
Terry Grain schüttelte sich. Er ertastete eine raue Unterlage und erkannte die Decke seines Wohnzimmers. Immerhin war er noch zu Hause. »Ist es reiner Zufall, dass du mich gefunden hast, Barry?«, fragte er.
»Sieht ganz so aus. Eigentlich bin ich wegen meiner Enkelin Liz gekommen. In einer schwachen Stunde hat sie mir gebeichtet, dass sie dich eigentlich richtig nett findet. Und du suchst doch eine Frau, oder?«
Grain verengte die Augen. Nicht nur, weil ihm die Geschichte aufstieß, sondern auch, weil er Schmerzen hatte. »Ich kenne Liz doch gar nicht. Wir haben bei dir mal einen Kaffee getrunken und ein Stück Kuchen gegessen, aber das war es dann auch schon.«
»Dann lerne sie doch kennen«, empfahl der Doc. »Sie ist ein wunderhübsches Kind. Oder hast du irgendetwas an ihr auszusetzen?«
»Quatsch!«, blaffte Terry Grain und hustete. »Ich wusste nur nicht, dass sie... dass sie mich... Verdammt! Ich hätte ihr doch niemals meine Aufwartung gemacht! Dafür sind wir beide zu lange befreundet.«
Snyder verzog seinen Mund zu einem säuerlichen Lächeln. »Du sollst ja auch nicht mich, sondern sie küssen.«
Die beiden Männer lachten auf, doch mit einem Mal wurde Terry Grain ernst. »Ich habe einiges zu erledigen. Dinge, die ich einer Frau nicht zumuten kann. Der Bastard, der mich niedergeschossen hat, kommt von irgendwo ganz oben. Die haben es auf mich abgesehen.«
»Das wäre meine nächste Frage gewesen«, reagierte Doc Snyder trocken. »Niemand jagt sich selbst zwei Kugeln in die Brust.«
Terry Grain versuchte nicht an die Schmerzen zu denken und warf ächzend ein: »Liz ist süß und verflucht sexy...«
»Pass auf, was du sagst!«, grollte Snyder.
»Sie ist eine wundervolle Frau, Barry. Aber bevor ich mein Leben nicht selbst in den Griff bekommen habe, kann ich unmöglich die Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen.«
Snyder schaute ihn durchdringend an. »Du legst dich also immer noch mit den Großen an, ja?«