Lassiter 2565 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2565 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

"Diese Huevos Rancheros sind ein Gedicht", sagte der jugendlich wirkende Mann am Tisch gegenüber dem Tresen und schob sich die aufgehäufte Gabel in den Mund.
"Das Geheimnis liegt in den gegrillten Tomaten", erwiderte Tony Ramirez, der Barkeeper. "Sie müssen schwarz verbrannt sein, werden gehäutet und erst danach zerkleinert, Mister ..." Ein Grinsen huschte über sein feistes Gesicht mit der Augenklappe.
"Parker", antwortete der junge Mann auf die unausgesprochene Frage und tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab. "Aber Sie können sich bestimmt vorstellen, dass ich nicht nur wegen dieser Köstlichkeit nach Templeton gekommen bin ..."
Wissend lächelte Ramirez. "Niemand nimmt den weiten Weg von Washington bis zur Grenze auf sich, um nur zu essen ..."


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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

... bis dass der Colt uns scheidet

Vorschau

Impressum

... bis dassder Colt unsscheidet

»Diese Huevos Rancheros sind ein Gedicht«, sagte der jugendlich wirkende Mann am Tisch gegenüber dem Tresen und schob sich die aufgehäufte Gabel in den Mund.

»Das Geheimnis liegt in den gegrillten Tomaten«, erwiderte Tony Ramirez, der Barkeeper. »Sie müssen schwarz verbrannt sein, werden gehäutet und erst danach zerkleinert, Mister ...« Ein Grinsen huschte über sein feistes Gesicht mit der Augenklappe.

»Parker«, antwortete der junge Mann auf die unausgesprochene Frage und tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab. »Aber Sie können sich bestimmt vorstellen, dass ich nicht nur wegen dieser Köstlichkeit nach Templeton gekommen bin ...«

Wissend lächelte Ramirez. »Niemand nimmt den weiten Weg von Washington bis zur Grenze auf sich, um nur zu essen ...«

»Oh, gut!«, zeigte sich Parker erfreut. »Sie haben nicht vergessen, was ich beiläufig eingestreut habe. Demnach sind Sie nicht nur ein exzellenter Koch, sondern auch ein aufmerksamer Zuhörer.«

»Mir kommt vieles zu Ohren«, meinte Ramirez, der eindeutig mexikanischer Herkunft war, aber völlig akzentfrei sprach. Sein schütteres dunkles Haar glänzte fettig, und immer, wenn er grinste, schob sich seine Augenklappe ein Stück weit nach oben, sodass er sie anschließend wieder richten musste. »Es kommt immer darauf an, was Sie wissen möchten. Vielleicht kann ich behilflich sein, vielleicht auch nicht...«

Parker schob den Teller mit seiner Mahlzeit beiseite. Er hatte sie erst zur Hälfte verzehrt. Und plötzlich zeigte er eine Offenheit, die er zuvor hatte vermissen lassen. »Meine Anwesenheit in Templeton wurde von höchster Stelle verfügt«, begann er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich trage das Abzeichen eines Bundesmarshals, vermeide jedoch, es öffentlich zur Schau zu stellen. Je nachdem, wo man sich befindet, bekommt man damit nur Schwierigkeiten.«

»Darf ich es trotzdem sehen?«, fragte Tony Ramirez.

Flüchtig zog Parker seine Weste auf, ließ den Barkeeper einen Blick erhaschen und schlug sie wieder zu. »Ich denke, das sollte genügen«, stellte er fest. »Ich möchte keine schlafenden Hunde wecken.«

Das Lächeln auf Tony Ramirez' Gesicht schien sich von einem Ohr zum anderen zu ziehen. »Vermutlich brauchen Sie genau über diese schlafenden Hunde Informationen...«

»Ihnen kann man nichts vormachen«, bekannte Parker. »Tatsächlich ist es so, dass mir ein gewisser Nick Shiloh im Kopf herumspukt. Es gibt die wildesten Gerüchte über ihn. Mir ist es wichtig, Fakten von Wunschdenken zu trennen. Und deshalb frage ich Sie: Was wissen Sie über Nick Shiloh?«

Tony Ramirez' Miene wirkte wie eingefroren. Mit seinem gesunden Auge musterte er sein Gegenüber und schien abzuwägen, was er ihm sagen konnte und was nicht. Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch. »Der Mann verscherbelt Waffen jeglicher Art an die Mexikaner. Das ist wohl auch der Grund, weshalb er sich bei uns im Grenzgebiet niedergelassen hat. Und falls sie eine junge und schöne Juanita suchen, ist er ebenfalls der richtige Ansprechpartner.«

Parker nickte. »Das deckt sich mit den Berichten, die mir zugetragen wurden.« Mit dem kleinen Finger stocherte der Bundesmarshal zwischen seinen Zähnen und spuckte aus. »Die Information, wo ich Nick Shiloh finden kann, ist für mich äußerst wertvoll. Und der Mann, der sie mir gibt, wäre um tausend Dollar reicher.«

»Tausend Dollar!«, platzte es aus Ramirez heraus. Ernsthaft schien er darüber nachzudenken, das Angebot anzunehmen, doch schließlich winkte er ab. »Das ist viel zu viel. Ich gebe Ihnen das, was Sie wissen wollen, auch für hundert.«

Verblüfft hob Parker eine Braue. »Sie geben mir indirekt zu verstehen, dass Sie mir helfen können, schlagen aber einen lukrativen Handel aus? – Wieso?«

»Dafür gibt es zwei Gründe«, sagte der Barkeeper. »Ich bin nicht gierig. Hier und dort bekomme ich eine Kleinigkeit, aber ich habe es nicht nötig, Reichtümer anzuhäufen. Ich will nur gut über die Runden kommen.«

»Und der zweite Grund?«, erkundigte sich Parker.

Ein breites Grinsen ließ Ramirez' Züge erstrahlen. »Hundert Dollar sind zwar nicht zu verachten, aber nach meiner Auffassung kein Grund, den Empfänger zu töten. Sie und Ihre Auftraggeber können den Verlust verschmerzen. Jeder hat seinen Vorteil, ohne übervorteilt zu sein...«

Ansatzlos kramte Parker in der Innentasche seiner Weste, stand auf und ging zum Tresen. Mit der Rechten schob er dem Barkeeper einige Scheine zu. »Das ist für Sie«, sagte er. »Was haben Sie für mich?« Misstrauisch ließ er seinen Blick durch den Schankraum kreisen, doch außer einem Kerl, der mit einer Whiskyflasche beim Fenster saß, gab es keine Gäste.

Tony Ramirez beugte sich vor und begann zu flüstern. Er redete etwa zwei Minuten am Stück, ehe er sich abwandte und mit einer lässigen Bewegung die hundert Dollar einstrich. Die Scheine fächerte er durch, überprüfte ihren Wert und ließ sie in seiner Hosentasche verschwinden.

»Danke für Ihre Unterstützung«, sagte Parker. »Seien Sie nicht beleidigt, dass ich Ihr Essen nicht verzehrt habe. Es war grandios, aber auf mich warten wichtige Aufgaben. Ich werde jedoch gerne auf Sie zurückkommen.« Flugs drehte er sich herum und marschierte aus dem Saloon.

Auch der Mann an dem abseits stehenden Tisch war mit einem Mal in Aufbruchsstimmung. Den Whisky hatte er kaum angetastet und auch sein gefülltes Glas nur zur Hälfte geleert. Er erhob sich, beglich die Rechnung und trat ins Freie.

»He, Mister!«, hallte die Stimme des Barkeepers hinter ihm her. »Sie haben zu viel bezahlt!«

»Behalten Sie den Rest«, sagte Lassiter. »Wer weiß, ob nicht noch mal schwere Zeiten auf Sie zukommen...«

Die Brücke über den Rio Grande war alt, morsch und knirschte bei jedem Hufbreit, den die Pferde voransetzten. Vermutlich handelte es sich bei ihr um ein Relikt der spanischen Eroberer, die im 18. Jahrhundert bis zur Westküste Nordamerikas vorgedrungen waren.

Luke Pine wollte sich neben seinen Anführer schieben, doch die Breite der Brücke ließ dies nicht zu. Daher zwängte er sich so weit es ging in die Lücke und raunte Nick Shiloh zu: »Mir gefällt es nicht, dass Alonso sich ausgerechnet hier mit uns treffen will, Boss. Die Plains münden in eine Schlucht. Einen besseren Hinterhalt kann es nicht geben.«

Shiloh verzog das Gesicht zu einem mildtätigen Lächeln, das sein Begleiter allerdings nicht sehen konnte. »Alonso will auch in Zukunft noch Geschäfte mit uns machen«, sagte er. »Weshalb sollte er sich gegen uns stellen?«

Als hätte Pine die Frage bereits erwartet, kam wie aus der Pistole geschossen seine Antwort. »Weil alle Mexikaner hinterhältig sind!«, rief er aus. »Sie lachen dir ins Gesicht und betonen, was für ein guter Freund du bist, aber hinter ihrem Rücken haben sie schon die Messer gewetzt!«

Abwesend glitt Nick Shilohs Blick über die Bergketten der Sierra Madre im Nordosten und Nordwesten des Landes. Im Dunstschein der flirrenden Sonne zeichneten sich blaue Gipfel ab. Sie waren deutlich zu sehen, aber viele Tagesritte entfernt. »Überlass das Denken mir, Luke«, antwortete er nahezu teilnahmslos. »Alonso wird genau das tun, was wir von ihm erwarten...«

Der Tross aus vierzehn Reitern ritt landeinwärts und erreichte schließlich die Stelle, die Luke Pine als kritisch erachtete. Doch da war bereits eine Reiterphalanx zu erkennen, die sich ihnen näherte.

»Alonso!«, stieß Pine aus. »Jetzt wird sich zeigen, ob ich recht hatte.«

Nach und nach traten scharf gezeichnete Konturen aus den verwaschenen Schemen hervor, bis Nick Shiloh seinen Verhandlungspartner, Benicio Alonso, erkannte. Beide Männer setzten sich von ihrem Trupp ab und ritten aufeinander zu. In einer Distanz von etwa drei Mannslängen verhielten sie.

»Du hast fast doppelt so viele Männer bei dir wie ich«, eröffnete Shiloh die Unterredung. »Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«

Nachlässig winkte Alonso ab. »Sorge dich nicht, Compadre! Es hat nichts mit dir zu tun. Aber die Zeiten sind unsicher, und auch ich habe Feinde.«

Nick Shiloh nahm die Erklärung wortlos hin, schaute sich aber genau an, wer sich in Alonsos Begleitung befand. Augenblicke später meinte er: »Du hast ein halbes Dutzend Frauen mitgebracht. Deiner Verteidigung werden sie wohl kaum dienen.«

Ein meckerndes Gelächter entrang sich Alonsos Kehle. »Du hast ein gutes Gespür für Details«, erwiderte der Mexikaner. »Natürlich sind die Frauen unbewaffnet. Und sie dienen auch nicht meinem Krieg. Ich habe sie dir als Geschenk mitgebracht.«

Gönnerhaft verzog Shiloh seine Lippen zu einem Lächeln. »Das ist großzügig von dir. Ich schätze Menschen, die mir Respekt entgegenbringen. Dennoch sehe ich keinen Wagen, der die Kiste mit meiner Bezahlung transportiert.«

Ein Schatten huschte über Alonsos Gesicht. Es war ihm anzumerken, dass er eine harsche Erwiderung auf der Zunge trug, diese jedoch nicht aussprach. Stattdessen sagte er: »Ich sehe bei dir auch nicht die Waffen, die du mir versprochen hast. Wo sind sie? Ich tausche sie gegen mein Gold und die Frauen ein.«

»Sie sind gut aufbewahrt«, teilte Nick Shiloh mit. »Wie du schon sagtest, hast du viele Feinde. Stell dir nur vor, sie würden über uns herfallen und die Gewehre rauben. Unser Handel wäre hinfällig. Ich würde mit leeren Händen und als Betrüger dastehen, denn wie könntest du jemandem vertrauen, der seine eigene Ware nicht schützen kann...?«

Das Maß des Austauschs von Freundlichkeiten schien für Benicio Alonso überschritten. Hart zog er die Zügel seines Pferdes an und zischte: »Die Waffen! Wo hast du sie? Ich bin nicht den weiten Weg gekommen, um unverrichteter Dinge wieder heimzureiten!«

»Und ich«, stellte Nick Shiloh fest, »werde nicht ein einziges Gewehr herausgeben, wenn ich keine blinkenden Golddollars sehe! Du kannst dir also überlegen, was du weiterhin anstellst. Die Weiber nehme ich natürlich gerne als Bekundung deines guten Willens entgegen.« Er schnalzte seinem Pferd zu und wollte es herumziehen, doch Alonso gebot ihm Einhalt.

»Warte!«, rief der mexikanische Partisan und gab sich den Anschein, als wäre er um eine gütliche Einigung bemüht. Seine nachfolgenden Worte sprachen dieser Einschätzung allerdings Hohn. »Wie du bereits festgestellt hast, habe ich doppelt so viele Männer dabei wie du. Und zwischen den Felsen habe ich Scharfschützen, die nur darauf warten, dass ich ihnen das Zeichen zum Einsatz gebe. Du stehst auf verlorenem Posten, Nick Shiloh. Sag mir also, wo die Waffen versteckt sind, dann wird dir und deinen Leuten nichts geschehen.«

Unbeeindruckt nahm Nick Shiloh Alonsos Drohung zur Kenntnis. Und er konterte mit einer eigenen Warnung. »Ich habe dir nie vertraut, auch wenn wir schon viele Geschäfte abgewickelt haben. Der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass du von der Hand in den Mund lebst, ich aber weit vorausgeplant habe. Mir war klar, dass es eines Tages zu einem Zerwürfnis kommen könnte. Nicht, weil du ein hinterhältiger Bohnenfresser bist, sondern weil du keine finanziellen Mittel mehr hast, um zu bekommen, was ich dir anbiete. Daher habe ich in der vergangenen Nacht acht Männer ausgeschickt, die in dieser Schlucht zwei Gatling Guns aufgebaut haben. Willst du es wirklich darauf ankommen lassen, dass ich dich, deine Männer und die Frauen wie tollwütige Hunde niederschieße?«

»Du bluffst!«, entfuhr es Benicio Alonso. »Das ist typisch für euch Americanos! Aber darauf falle ich nicht herein! Ich gebe dir eine letzte Chance, dein Versteck preiszugeben, sonst werdet ihr alle im Kugelhagel meiner Männer sterben!«

»Dann bekommst du nichts«, sagte Shiloh entschlossen.

»Doch!«, widersprach Alonso lautstark. »Du wirst sterben! Dann suche ich mir einen anderen Idioten, der mir gibt, was ich will!«

Die Sache schien beschlossen. Eine Einigung war in weite Ferne gerückt. Nick Shiloh hob seinen rechten Arm – und das Verhängnis nahm seinen Lauf.

Zwischen den Felsen der Schlucht flammte Mündungsfeuer auf. Sekundenbruchteile später war das Donnern von Gatling Guns zu hören. Innerhalb von wenigen Lidschlägen lag die Hälfte von Alonsos Mannschaft tot im Staub, während die tödlichen Garben über den Boden tanzten, weitere Körper durchlöcherten und jede Gegenwehr im Keim erstickten.

Entsetzt fuhr Benicio Alonso in seinem Sattel herum. Und als er sich wieder Nick Shiloh zuwandte, starrte er in die Mündung eines schussbereiten Revolvers.

»Du Sohn einer räudigen Hündin!«, fluchte der Mexikaner. »Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen!«

»Wir haben einen Deal«, versetzte Shiloh emotionslos. »Also bring mir mein Gold. Andernfalls werde ich dich in jedem beschissenen Winkel von Mexiko aufspüren, ganz gleich, wo du dich versteckst!«

Der Beschuss endete. Das Rattern der überhitzten Gewehrläufe echote über das Land. Mehr als ein Dutzend Toter und Schwerverletzter lag auf dem steinigen Untergrund. Und nicht einer von Alonsos Männern hatte auch nur einen einzigen Schuss abgeben können.

»Du hast gewonnen«, gab Benicio Alonso klein bei. »Für heute. Wir treffen uns wieder, und wir tauschen Waffen gegen Gold.«

Ganz so optimistisch sah Nick Shiloh die Situation nicht. »Weißt du, Alonso, ich habe so meine Bedenken. Du wirst dich demnächst besser vorbereiten und meine eigenen Planungen möglicherweise überflügeln. Vielleicht kannst du verstehen, dass ich in dieser Hinsicht Vorsorge treffen muss...«

Er drückte ab. Die Kugel drang dem Mexikaner in den Bauch, ein zweites Geschoss in die Brust. Röchelnd klappte Alonso über dem Hals seines Pferdes zusammen und konnte sich nur mit Mühe im Sattel halten. Ein todesverachtender Blick streifte Nick Shiloh, ehe der Mexikaner zu Boden fiel und unter zwei weiteren Schüssen sein Leben aushauchte.

Shiloh schickte seine Leute los, um die Frauen einzusammeln. Sie würden ihm eine Menge harter Dollars einbringen und sein zweites Standbein festigen.

»Warum wusste ich nichts von den Gatling Guns?«, fragte Luke Pine missmutig. Er fühlte sich übergangen.

»Was du nicht weißt«, erwiderte Shiloh, »kannst du unter Folter auch nicht verraten. Dein Gespür hat dich nämlich nicht getrogen, als du sagtest: Den Mexikanern kann man nicht trauen...«

Huren gab es in der kleinsten Stadt. Auch wenn Lassiter nicht damit gerechnet hatte, derart schnell bedient zu werden, rief er der zaghaften Stimme an seiner Hotelzimmertür nur zu gerne zu, hereinzukommen.

Die Frau, die sein Zimmer betrat, war jung, ein Girlie sozusagen, das sich weder durch üppige Kurven noch durch besondere Weiblichkeit auszeichnete. Ihr Antlitz war ein Allerweltsgesicht. Und mit geschorenen Haaren hätte sie durchaus ein Knabe sein können. Einzig die kleinen Auswölbungen ihrer Brüste deuteten unmissverständlich darauf hin, dass es sich um ein weibliches Wesen handelte.

»Ich heiße Kim«, sagte das Mädel, lächelte flüchtig und schloss die Tür hinter sich. Sie wirkte unsicher, ganz so wie jemand, der etwas tat, das ihm eigentlich nicht ganz geheuer war.

»Lassiter«, begrüßte sie der Mann der Brigade Sieben, zeigte aber statt eines freudigen Lächelns einen betretenen Gesichtsausdruck.

»Du willst mit mir schlafen, nicht wahr?«, fragte Kim schüchtern und nestelte an ihrer Bluse.

»Ich habe es mir gerade überlegt«, erwiderte Lassiter. »Vielleicht gehst du besser dorthin zurück, woher du gekommen bist. Ich habe noch einige Dinge zu erledigen.«

Es war eine glatte Lüge, doch Lassiter wollte sich keinesfalls mit einer Lady einlassen, die unter Umständen dazu gezwungen worden war, ihren Körper zu verkaufen und sich nur aus Angst vor Strafe dazu verpflichtet fühlte, einen Mann zu befriedigen.

Rasch aber merkte er, einen falschen Eindruck erhalten zu haben. »Ich kenne deine Vorbehalte«, sagte Kim. »Du denkst, ich bin ein dummes Gör, das unter der Fuchtel eines geldgeilen, fetten Bonzen steht. Mag sein, dass du auch glaubst, mein Daddy schickt mich auf den Strich. Aber da kann ich dich beruhigen. Ich arbeite auf eigene Rechnung. Und für zwölf Dollar kannst du mit mir machen, was du willst...«

»Der Clerk im Hotel hat dich zu mir geschickt, richtig?«, wollte Lassiter wissen. »Du hast Gelegenheit, mir zu beweisen, dass du nicht geflunkert hast.«

Die Dunkelhaarige entblätterte sich. Nicht wie eine Frau, die Strafe fürchtete, sondern wie eine junge Lady, die Spaß daran hatte, sich nackt zu präsentieren. Und genauso ging sie auf Lassiter zu, drückte ihn aufs Bett und setzte sich auf seinen Schoß.

»Regt sich da schon was bei dir?«, fragte sie flüsternd. »Ich habe für dich viel Zeit mitgebracht.«

Es kam beinahe zu plötzlich. Vielleicht hatte Kim nur gespielt, weil manche Männer darauf standen, statt einer durchtriebenen Hure ein scheues Reh vor sich zu haben. Gerade jene mit wenig Selbstbewusstsein konnten dadurch ihr Ego aufpäppeln und fühlten sich sogar überlegen. Die spendierten dann auch gerne mehr, als sie bezahlen mussten.

»Du traust mir noch nicht über den Weg, habe ich den Eindruck«, meinte die junge Frau mit den dunkelbraunen, nackenlangen Haaren.

»Wie kommst du darauf?«

Sie lächelte hintergründig. »Da, wo ich meine Hand gerade habe, tut sich noch nicht sonderlich viel...«

Das änderte sich. Und zwar innerhalb von Sekunden. Lassiter wollte sich auf das Abenteuer mit dem Früchtchen einlassen und kam zu der Überzeugung, dass seine Bedenken unbegründet waren. Er öffnete sein Hemd und zog sich die Hose über die Hüften. Schon einen Wimpernschlag darauf war Kim mit Lippen und Zunge bei der Sache.