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Der elektrische Deckenleuchter über dem Pokertisch flackerte kurz. Dann erlosch er. Im fensterlosen Hinterzimmer war es plötzlich stockdunkel. Ein Tohuwabohu entstand - alle riefen so aufgeregt durcheinander, dass der erstickte Schrei des jungen Mannes völlig unterging. Als endlich ein Kellner mit einem Kerzenleuchter auftauchte und Licht ins Dunkel brachte, packte die exklusive Runde der Gambler und Dirnen das Grauen.
Einer der Spieler lag mit dem Gesicht inmitten von Scheinen und Chips, die er vor sich aufgebaut hatte. Kopf und Oberkörper hatten den beträchtlichen Gewinn sternförmig über den Tisch verteilt. Rupert Vandersteen würde ihn nicht mehr zusammenraffen können. Denn der Griff eines Jagdmessers ragte aus seinem blutüberströmten Nacken.
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Hetzjagd auf El Cazador
Vorschau
Impressum
HetzjagdaufEl Cazador
Der elektrische Deckenleuchter über dem Pokertisch flackerte kurz. Dann erlosch er. Im fensterlosen Hinterzimmer war es plötzlich stockdunkel. Ein Tohuwabohu entstand – alle riefen so aufgeregt durcheinander, dass der erstickte Schrei des jungen Mannes völlig unterging. Als endlich ein Kellner mit einem Kerzenleuchter auftauchte und Licht ins Dunkel brachte, packte die exklusive Runde der Gambler und Dirnen das Grauen.
Einer der Spieler lag mit dem Gesicht inmitten von Scheinen und Chips, die er vor sich aufgebaut hatte. Kopf und Oberkörper hatten den beträchtlichen Gewinn sternförmig über den Tisch verteilt. Rupert Vandersteen würde ihn nicht mehr zusammenraffen können. Denn der Griff eines Jagdmessers ragte aus seinem blutüberströmten Nacken.
Eines der Mädchen, das den gutbetuchten Gästen der Pokerrunde als »Glücksbringer« diente, verdrehte die Augen und sank auf den mit einem dicken Teppich bedeckten Boden. Ein zweites begann so schrill zu kreischen, dass alle zusammenzuckten und ein paar sich blinzelnd die Ohren zuhielten, bis ein wohlbeleibter Mann, der ganz in der Nähe der Dirne stand, sie kurzerhand packte und ihr den Mund zuhielt. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, und sie riss die Augen auf, bevor sie nickte.
Der Dicke entließ die Blondine zögernd aus seiner Umklammerung, und sie zog sich in die Ecke des Raumes zurück, die am weitesten von dem reglosen Körper entfernt war, der nun allein am Tisch saß. Oder halb darauf lag, wenn man es genauer betrachtete.
Die Teilnehmer der Runde waren alle hastig von ihren Stühlen aufgesprungen und hielten nun Abstand zu dem Spielpartner, der augenscheinlich nicht mehr in der Lage war, sich zu erheben.
»Ist er tot, Professor?«, fragte der Dicke den Mann, der sich dem Leblosen von hinten genähert und routiniert mit dem Finger die Halsschlagader ertastet hatte.
»Zweifellos«, antwortete der Angesprochene sofort, obwohl auch davor niemand im Zimmer mehr daran gezweifelt hatte. Das Messer, das bis zum Heft im Nacken des Opfers steckte, sah aus, als wäre die Klinge lang genug, um bis zum Kehlkopf des Toten vorzudringen.
Erst allmählich legte sich der Schock unter den Anwesenden, und der Dicke war der erste, der die Fassung wiedererlangte. Er marschierte mit ausgreifenden Schritten um den Tisch herum zur einzigen Tür, baute sich davor auf und zog seinen Revolver.
»Also, Ladys und Gentlemen. Jeder bleibt jetzt schön an Ort und Stelle«, knurrte er. »Wer von Ihnen hat das getan?«
»Sind Sie noch ganz bei Trost, Trevor?«, zischte ein hagerer Mann in einem Anzug, der drei Nummern zu groß zu sein schien und deshalb von seinen eingefallenen Schultern herabhing wie von einer Vogelscheuche. Das hohlwangige Gesicht, die ungesund gelbliche Hautfarbe und die tief in den Höhlen liegenden Augen des Mannes passten zu diesem Eindruck. »Rupert ist der Sohn eines meiner ältesten Freunde!«
Der Professor wich von dem Toten zurück und riss entrüstet die Augen auf. »Ich bitte Sie. Das ist doch absurd!«
»Ich saß direkt neben Ihnen, Chief!«, ereiferte sich ein nahezu kahlköpfiger untersetzter Mann auf der anderen Seite des Tisches, während sich hinter ihm im Halbschatten das gefallene Mädchen erhob und benommen ihr kupferrotes Haar aus dem Gesicht strich. Der Glatzkopf schob empört das Kinn vor. »Wie hätte ich wohl in ein paar Sekunden um den Tisch herumkommen und Rupert dieses... Monstrum von einem Messer in den Nacken rammen sollen, um dann gleich wieder neben Ihnen zu sitzen!«
Die Dirne hinter dem Glatzkopf zog sich zu ihren beiden Kolleginnen zurück, und sie umarmten sich wie ausgesetzte Kinder in einem einsamen Winterwald.
»Nun, obwohl Vandersteen mir heute Abend fast sechshundert Dollar abgeknöpft hat...« Der breitschultrige Mann an der Bar goss sich einen Drink ein und grinste humorlos unter dem stahlgrauen Schnurrbart, doch dem Chief entging nicht, dass er dabei Mühe hatte, das Glas nicht zu verfehlen. »Ich bin ein fairer Verlierer. Deshalb war ich's auch nicht, Trevor. Mein Wort als Offizier, wenn das unter diesen Umständen etwas bedeuten mag.«
Manhattans Polizeichef Trevor Chastain legte die Stirn in Falten und kratzte sich unbewusst den ausladenden Bauch, während sein Blick über die Anwesenden wanderte. Außer ihm und dem Toten hatten an diesem Abend sieben weitere Gents an der Pokerrunde teilgenommen, außerdem waren drei Edelnutten im Raum, die zum Personal des Alcazar gehörten.
Der gebrechliche Julius Dornfield, seines Zeichens Immobilienunternehmer und in doppelter Hinsicht ein alter Freund der Familie Vandersteen, war wohl ebenso als Täter auszuschließen wie Colonel Ken Preston, der sein Entsetzen über den Mord hinter aufgesetzter Kaltschnäuzigkeit zu verbergen und mit einem dreifachen Whisky herunterzuspülen versuchte.
Was den glatzköpfigen Ellery Willard anging, Verleger des Revolverblattes Evening Post, konnte Chastain ihn nicht ausstehen – das begann bei dessen grell karierten Anzügen und dem aufdringlichen Rasierwasser und hörte bei seiner eitlen, öligen Art auf. Aber es erschien völlig widersinnig, sich ihn als Mörder von New Yorks begehrtestem Junggesellen vorzustellen – schließlich war er jemand, der aus dem Lebenswandel des Toten seinen Nutzen zog, und wer schlachtete die beste Milchkuh im Stall?
Außerdem stimmte natürlich, was Willard sagte. In der kurzen Zeit absoluter Dunkelheit wäre es ihm kaum möglich gewesen, sich unbemerkt um den Tisch zum Opfer zu tasten, ihn zu ermorden und anschließend praktisch blind zu seinem Platz zurückzugelangen.
Auch der Medizinprofessor Matthew Pollock gab keinen dankbaren Verdächtigen ab. Pollock kümmerte sich in seiner noblen Privatklinik seit einigen Wochen um den greisen Vater des Mordopfers – den ebenso sagenhaft reichen wie sterbenskranken Claudius Vandersteen. Welchen Grund sollte er haben, den Sohn und Erben seines betuchtesten Patienten umzubringen?
»Sir, wenn ich auf etwas hinweisen dürfte...«
Chastain wandte sich unwillig um, und der Kellner hob die Hände, bevor er mit der rechten auf den leeren Stuhl neben dem Toten zeigte. »Mir scheint, einer Ihrer Spielpartner ist nicht mehr anwesend.«
»Glauben Sie vielleicht, das wäre mir nicht aufgefallen?«, herrschte der Chief den Mann so heftig an, das der einen Schritt zurückwich. »Sagen Sie mir lieber, wie der Bursche an Ihnen vorbeikommen konnte. Und warum man ihn nicht nach Waffen durchsucht hat!«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Chastain, wie Colonel Preston sich über die Stirn rieb und den Kopf schüttelte.
»Wie er das Alcazar verlassen hat, weiß ich nicht, Sir«, erwiderte der Kellner. »Aber im Korridor gibt es einen Notausgang, der auf die Feuertreppe führt. Und von den Angestellten hielt sich bis eben niemand hier oben auf. Ich bin erst hinaufgeeilt, als der Strom ausfiel, denn dadurch ging auch bei uns unten in der Küche das Licht aus.«
Er schluckte, und dabei hüpfte sein Adamsapfel auf und ab.
»Der Mann wurde wie die anderen beiden Wild-Card-Teilnehmer selbstverständlich vorher einer gründlichen Leibesvisitation unterzogen. Außerdem hatten alle drei Gentlemen eine schriftliche Empfehlung bei sich«, erklärte er und zupfte sich dabei nervös die Fliege über der Kehle zurecht.
»Das wird noch zu prüfen sein«, knurrte Chastain grimmig, obwohl ihm bekannt war, dass die Sicherheitsvorkehrungen in diesem exklusiven Etablissement alles andere als fahrlässig gehandhabt wurden. Schließlich hatte er dabei selbst als Berater fungiert.
Die alteingesessene Runde aus Stammspielern zählte ein knappes Dutzend, doch im Schnitt fand sich immer nur ein Drittel für die jeweiligen Abende und Nächte zusammen. Alle in diesem Zirkel waren namhafte Persönlichkeiten in verantwortlichen Positionen, was damit einherging, dass oft Dringenderes als eine gesellige Runde mit exorbitant hohen Einsätzen ihre Aufmerksamkeit erforderte.
Außerdem wurde es auf Dauer langweilig, immer dieselben Spieler um sich sitzen zu haben, weshalb sie vor ein paar Monaten dazu übergegangen waren, so genannte Wild Cards zu verteilen. Jeder im Kreis war dazu berechtigt, aber auch gehalten, diese Billetts mit Bedacht zu vergeben.
An diesem Abend waren drei Männer mit Wild Cards hier gewesen, doch zwei hatten die Runde schon verlassen, bevor das Licht ausging.
Über dem Tisch. Und in der Seele von Rupert Vandersteen.
Im Gegensatz zu den anderen beiden – übermütige Jungspunde, die von den erfahrenden Gamblern am Tisch ausgenommen wurden wie Weihnachtsgänse – hatte der dritte Fremde sich als echte Herausforderung erwiesen und war einer der Gewinner am Tisch gewesen, bevor das Spiel so unvermittelt sein Ende fand.
Ein Südamerikaner mit einem geschwungenen Schnauzbart. Kantige Gesichtszüge, kalter Blick und für einen Latino äußerst wortkarg. Er hatte sich als Luiz Cazador vorgestellt und war angeblich auf Empfehlung der Familie Vandersteen eingelassen worden.
Ausgerechnet...
Chastain ging davon aus, dass sowohl der Name als auch die Wild Card falsch waren, denn Cazador hatte sich zwar wie selbstverständlich neben Rupert gesetzt und den mit Handschlag begrüßt. Doch der Sohn des Tycoons hatte nicht so reagiert, als wäre der Mann ihm bekannt gewesen, wie Chastain sich zu erinnern glaubte.
Hinter ihm tauchten mehrere Angestellte auf, in ihren Mienen Beunruhigung, in die sich kaum verhohlene Neugier mischte.
»Bringen Sie die Frauen hier raus, danach die Gentlemen«, befahl er barsch. »Und jemand macht sich auf den Weg zum NYPD. Captain Bondrage soll sofort hierherkommen – mit großem Besteck!«
Als der Kellner ihn verständnislos anglotzte und vermutlich Messer, Gabeln und Löffel vor dem geistigen Auge hatte, schnauzte er: »Na los! Geben Sie's weiter, Mann! Die wissen schon, was gemeint ist!«
Er gab den Weg frei und zog sich neben Colonel Preston an die Bar zurück, als plötzlich das Licht wieder anging und den Tisch mit der Leiche in unbarmherzige Helligkeit tauchte.
Unaufgefordert schenkte Preston ihm einen Drink ein. Chastain nahm ihn und kippte sich den Whisky in einem Zug hinter die Binde.
»Es war der Mex, nicht wahr?«
Chastain zuckte die Achseln. »Bisher wissen wir das noch nicht.«
»Ich hab dem Burschen gleich nicht getraut«, erwiderte der Colonel ungerührt, bevor er sein Glas leerte und nach der Flasche griff, um es sofort wieder zu füllen. Ein Seitenblick verriet dem Chief, dass Prestons Nase und Wangen bereits gerötet waren und der Blick des Veteranen Mühe hatte, ihn zu fixieren.
Die Mädchen musste man nicht lange bitten; offenkundig erleichtert ließen sie sich von den Angestellten aus dem Raum führen und versuchten dabei, den Blick nicht in Richtung der Leiche zu wenden. Der Form halber mussten sie vernommen werden, doch dafür blieb später noch Zeit. Sie würden kaum mehr zur Ermittlung beitragen können als Chastain selbst.
Professor Pollock stand mit Ellery Willard zusammen neben der Tür, und sie warfen Chastain fragende Blicke zu, die er vorerst ignorierte.
»Wer wird der Familie mitteilen, was passiert ist?«
Dornfield näherte sich den Männern an der Bar. Seine kummervolle Miene und die unsicheren Schritte ließen den Polizeichef befürchten, der Alte würde gleich zu Boden gehen, doch als er vor ihn und Preston trat, strafften sich seine Schultern.
»Wenn Sie wünschen, werde ich das übernehmen.«
»Nobel von Ihnen, Julius«, brummte Chastain. »Aber ich denke, das fällt in meinen Aufgabenbereich. Lassen Sie sich heimbringen.«
Nach kurzem Zögern nickte Dornfield, fuhr sich fahrig mit seiner klauenartigen Hand über Stirn und Nase, wandte sich ab und schlurfte aus dem Zimmer. Pollock und Willard schien er gar nicht mehr wahrzunehmen.
Er ist wohl der einzige hier, den Ruperts Tod wirklich erschüttert, dachte Chastain unwillkürlich und nahm sich selbst dabei nicht aus.
Schließlich war Rupert Vandersteen kein Mensch, der in den dreißig Jahren seines Lebens auf der Sonnenseite Gründe geliefert hätte, sein Ableben zu betrauern.
Außer vielleicht bei jenen, die über seinen ausschweifenden Lebensstil, seine Eskapaden und Gewaltausbrüche berichteten und damit ihr Geld verdienten.
»Willard? Sie dürfen gehen. Sie natürlich auch, Professor!«, rief er den beiden Männern neben der Zimmertür zu. Während Pollock nur nickte und eilig den Raum verließ, schien Willard zu zögern.
Der Blick des kahlen Verlegers, den der auf den Toten warf, erinnerte Chastain an einen Geier, der hungrig auf üppiges Aas starrte.
»Verschwinden Sie, Willard. Jetzt!«
Grinsend gehorchte der Chef der Post, nickte Pollock zu und verzog sich.
Preston lachte und hob sein Glas, um dem Chief zuzuprosten.
»Seine Story hat er ja schon. Gleichgültig, wie lange Sie ihn hier noch hätten rumlungern lassen. Und ich gehe jede Wette ein: Für diese Geschichte setzt Willard sich heute noch einmal selbst an den Setzkasten – damit gleich morgen alles in seinem Schmierblatt auf der ersten Seite steht.«
»Fünfzig Dollar?«
Preston hob überrascht die Augenbrauen.
»Sie wollen dagegen wetten?«
Als der Chief nickte, schlugen sie ein. Und Chastains Miene hellte sich um eine Nuance auf.
Im Gegensatz zu Preston wusste er, dass Claudius Vandersteen fast vierzig Prozent der Evening Post gehörten. Ohne die Erlaubnis des Patriarchen würde Ellery Willard nicht einmal aufs Klo gehen – geschweige denn eine Geschichte veröffentlichen über den mysteriösen Tod des Sohnes und Alleinerbens der Vandersteen-Dynastie, der sich auch noch in derart anrüchigem Ambiente zugetragen hatte.
✰
»Uuuh... ooh... uuuh... oh-ooh! Uuuuh... oooh...«
Die lustvollen Laute der üppigen Blondine hatten durchaus etwas Melodisches. Mit geschlossenen Augen und geschürzten Lippen sang sie ein Lied der Liebe, während sich ihr Hintern über Lassiters Lenden langsam hob und senkte.
Bedächtig umschlossen seine Hände ihre festen Brüste, liebkosten und massierten sie, wobei er unter halb geschlossenen Lidern ihren Körper bewundernd betrachtete, der im Gegenlicht der Abendsonne matt glänzte wie poliertes Kupfer.
Durch das halb geöffnete Fenster drang der Lärm der Straße herein, wenn auch nur gedämpft, weil das Zimmer sich auf der Rückseite des Hotels befand. Lassiter versuchte den Umstand zu verdrängen, dass er sich gezwungenermaßen wieder in einer jener Metropolen aufhalten musste, die er so hasste.
Die Blondine krallte ihre Finger in sein Brusthaar und riss dabei das ein oder andere aus. Sie warf den Kopf in den Nacken und beschleunigte den Rhythmus ihrer Bewegungen. Nun geriet auch Lassiters Herzschlag in den Galopp. Seine Hände wanderten an ihren Hüften herab, schlossen sich darum, zogen sie näher an sich.
Ihr Gesang wandelte sich, wurde tonloser, bis er in ein Keuchen überging, von spitzen Lustschreien durchsetzt.
»Aach, arch, arch... Jaaaa... aarch...«
Er legte seine Hände auf ihre Pobacken, drückte sie und bog sich ihr entgegen. Jetzt pulsierte das Blut so rasch und heiß durch seine Adern wie ein Lavastrom. Er stöhnte, ihrer beider Stimmen wurden lauter und übertönten das rhythmische Quietschen der Bettfedern unter der Matratze.
Schneller und intensiver wurde nun ihr Liebesspiel, und Lassiter zog sie an sich, übernahm das Kommando, indem er sie herumdrehte, bis er über ihr zu liegen kam.
Seine Stöße waren entschlossen, und die etwas härtere Gangart schien ihr zu gefallen. Sie bohrte ihre Finger in seine Rückenmuskeln und drückte das Kreuz durch. Ihre vollen Lippen formten ein O, und ihr Atem ging jetzt stoßweise, in stetig kürzer werdenden Abständen.
Er spürte, dass ihr Höhepunkt nahte, und gab seinerseits die Beherrschung auf. Noch eine Minute verstrich, dann kamen sie fast gleichzeitig zum Orgasmus.
Als sich die Schleier der Lust allmählich verzogen, griff Lassiter nach der Silberdose auf dem Nachttisch, fingerte einen Zigarillo hervor und zündete ihn an, bevor er die Frau neben sich zur Rede stellte.
»Okay, Süße. Verrätst du mir jetzt, wo hier der Haken ist?«
Sie wandte ihm den Blick zu und tat überrascht. »Was meinst du, Großer?«
Er seufzte und breitete die Hände aus.
»Das Hotel. Dieses luxuriöse Zimmer. Die Droschke, mit der man mich vom Bahnhof abgeholt und hierher kutschiert hat.«
Lassiter ließ seine Blicke über ihren nackten Körper wandern, und sie lächelte, als sie es bemerkte.
»Du.« Er erwiderte ihr Lächeln. »Ich möchte ja nicht undankbar erscheinen, aber alles zusammen ist fast ein wenig zu viel des Guten – also, wo ist der Haken? Soll ich vielleicht den Präsidenten erschießen?« Angesichts der jüngsten kapitalen Fehlentscheidungen des Staatsoberhauptes erschien Lassiter der Gedanke gar nicht mal so abwegig.
Die Blondine zuckte die Achseln, und ihr Lächeln wurde breiter.
»Wie heißt du überhaupt, Prinzessin?«, fragte er, denn sie waren nicht dazu gekommen, sich einander vorzustellen.
Er hatte kaum das Zimmer betreten, als sich das Mädchen splitternackt auf ihn gestürzt und über ihn hergefallen war wie eine Horde Irokesen über ein schlafendes Siedlerlager.
»Mein Name ist Sindy. Mit S am Anfang.«
Lassiter schüttelte den Kopf. »Nein, wohl kaum.«
Sie zog einen Schmollmund. »Ist es denn so wichtig, wie ich wirklich heiße?«
»Im Grunde nicht«, erwiderte Lassiter schmunzelnd. »Wo ist die Akte, Sindy?«
Grazil richtete die Blondine sich auf, warf gekonnt ihr Haar zurück und schenkte ihm ein laszives Wimpernklimpern. »Ich weiß immer noch nicht, wovon du redest, Lassiter«, behauptete sie und schwang sich aus dem Bett. »Aber man hat mir gesagt, es würde Spaß machen, dich in New York willkommen zu heißen.«
Sein Blick konnte nicht umhin, ihren schwingenden Pobacken zu folgen, als sie in den benachbarten Waschraum ging.
»Und der Kerl, der mich beauftragt hat, hat nicht gelogen.«
Lassiter richtete sich am Kopfteil des Bettes auf und nahm einen Zug von seinem Zigarillo, bevor er fragte: »Der Mann, der dich beauftragt hat – wie sah er aus? Blond, etwas kleiner als ich, kleiner Bierbauch, Anzugträger, eine Narbe am Kinn und einen Blick, der sofort verrät, dass man ihm nicht trauen sollte?«