Lassiter 2596 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2596 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Das glänzende Winchestergewehr in seinen Händen war erst ein knappes Jahr alt. Es war ein 86er-Modell in der Browning-Ausführung und kam mit den .45-70-Government-Patronen zurecht, die für seine Zwecke höchst geeignet waren. Er hatte die Schachtel Patronen am Bahndamm der Montana & Idaho Railroad gefunden.
Schweigend befüllte er das Magazin. Er hatte gehört, dass diese Sorte Gewehrpatronen einem Büffel die Brust aufriss oder Bären auf zwanzig Yards niederstreckte. Aber Tiere waren nicht sein Ziel.
Er nahm die Turney-Ranch ins Visier. Das Ranchhaus und der angrenzende Stall lagen friedlich in der Sonne. Die Besitzer waren auf ihrem Ritt heimwärts. Sie würden bald eintreffen. Und waren jetzt schon so gut wie tot...


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Kein Schuss ohne Reue

Vorschau

Impressum

Kein Schussohne Reue

Das glänzende Winchestergewehr in seinen Händen war erst ein knappes Jahr alt. Es war ein 86er-Modell in der Browning-Ausführung und kam mit den .45 – 70-Government-Patronen zurecht, die für seine Zwecke höchst geeignet waren. Er hatte die Schachtel Patronen am Bahndamm der Montana & Idaho Railroad gefunden.

Schweigend befüllte er das Magazin. Er hatte gehört, dass diese Sorte Gewehrpatronen einem Büffel die Brust aufriss oder Bären auf zwanzig Yards niederstreckte. Aber Tiere waren nicht sein Ziel.

Er nahm die Turney-Ranch ins Visier. Das Ranchhaus und der angrenzende Stall lagen friedlich in der Sonne. Die Besitzer waren auf ihrem Ritt heimwärts. Sie würden bald eintreffen. Und waren jetzt schon so gut wie tot ...

Die Straße hinüber nach Benton war ein verdammter Morast gewesen, von dem Bob Turney inzwischen glaubte, dass ihn der Allmächtige selbst geschickt hatte, um ihn für seine Flüche zu bestrafen. Er drehte sich zu seinem Vormann James Roach um und biss sich zugleich auf die Lippen.

»Willst du's schon wieder tun?«, brüllte Roach herüber und rammte seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Er war ein kräftiger Mann Mitte vierzig, der es selbst schon mit Viehzucht versucht hatte. »Ich seh's dir an, Bobby! Du hast es auf den Lippen!«

Tatsächlich lag Turney ein Fluch auf den Lippen, der sich gewaschen hatte. Er hätte sämtliche Huren von Montana und die Heiligen dazu angerufen, sie danach zum Teufel gewünscht und die Sache mit einem vergifteten Amen besiegelt. »Bring mich nicht in Versuchung! Bring mich bloß nicht in Versuchung!«

Sie waren zur Moore-Ranch hinaufgeritten, die mitten in den Bergen lag und auf der zu Turneys Erstaunen vierhundert Lämmer geboren worden waren. Er hatte sich die Tiere angeschaut, hatte ihre kleinen Mäuler auseinandergerissen und über die Zähne gestaunt, die schon fest im Kiefer saßen.

»Lass ihn nur raus!«, knurrte Roach und ritt an Turney heran. Er saß krumm im Sattel, was er gewöhnlich nur tat, solange er müde oder erschöpft war. »Lass den Fluch raus! Ich weiß doch, dass du nicht anders kannst! Mir ist noch keine Menschenseele begegnet, die sich in Worten mehr versündigt hätte als du!«

Seufzend schüttelte Turney den Kopf. »Nein, mein Lieber, nein, nicht mehr... Der Schlamm hat uns 'ne Stunde gekostet. Ich hätte ihn verfluchen sollen, als wir mittendrin gesteckt haben.« Er runzelte die Stirn. »Ist es wahr, dass das Waverly-Hotel abgebrannt ist? Desmonds Absteige?«

Sie hatten die Neuigkeit beide von Albert Moore gehört, der seine Ohren überall hatte und mitunter von Dingen wusste, die nicht einmal der North-West Courier brachte. Er hatte ihnen den Brand in allen Einzelheiten geschildert, doch Turney war betrunken gewesen und hatte zu dem Zeitpunkt halb geschlafen.

»Seine Frau soll's gewesen sein«, meinte Roach und nickte. »Sie soll ihm die Hütte angesteckt haben, als er sich gerade oben aufs Kanapee geworfen hatte. Er muss ihr fremdgegangen sein. Muss ein Hausmädchen geschwängert haben.« Er lachte. »Ich sag's dir, reiz bloß kein Weibsbild! Sie rächen sich, ehe man sich's versieht!«

Die letzte Viertelmeile hinauf zur Ranch legten sie im Galopp zurück, immer am Bitter Creek entlang, in dem Turney an den Wochenenden Forellen und Barsche fing. Der Rancher langte früher als sein Vormann an, glitt aus dem Sattel und stemmte erwartungsvoll die Arme in die Seiten.

Er schlug den jüngeren Roach nach wie vor.

Sie unternahmen diese Rennen bei jeder Gelegenheit, manchmal sogar inmitten der Rinder, die nervös vor ihnen auseinanderstoben, als wären ihre schwarzen Rücken die Wogen eines endlosen Meeres. Turney mochte Roach für dessen unerschütterliche Treue, doch er genoss es, den jungen Texaner im Reiten zu schlagen.

»James!«, rief Turney und lief einige Schritte. »Wo steckst du?«

Dann erschien Roachs Pferd in der Ferne.

Der Chestnut-Hengst hielt in gestrecktem Galopp auf Turney zu, warf das Haupt mit der steingrauen Mähne hin und her und wieherte. Roach hatte sich im Sattel zusammengeduckt, hielt die Zügel lose in den Händen, als wollte er das Pferd an seinem Ungestüm nicht hindern. Kaum war der Hengst jedoch auf hundert Yards heran, stürzte Roach von ihm herunter.

Er schlug in den feuchten Boden und blieb liegen.

Aus seinem Rücken ragte ein Pfeil, der eines der Schulterblätter und vermutlich das Herz des Vormanns durchbohrt hatte. Er hatte die Wildlederweste durchbohrt, die Roach – James! – so gemocht hatte und über die er wie ein Schuljunge schwärmen konnte.

»James!«, flüsterte Turney und schritt langsam auf seinen Vormann zu. Er konnte dessen knabenhaftes Gesicht zu Hälfte sehen, die Wange mit den Bartstoppeln, der Mundwinkel, in dem nichts von dem verschmitzten Grinsen lag, das James ausgezeichnet hatte.

Die Züge seines Freundes waren leblos.

Sie waren erloschen wie eine Kerzenflamme, die man zwischen zwei Fingern ausdrückte, tot wie das gefrorene Wasser in den Trögen, sobald der Winter kam. Die Leere in James Antlitz versetzte Turney in Starre.

Im nächsten Moment fiel der Schuss.

Er kam aus einer großkalibrigen Waffe ganz in der Nähe und durchschlug Turneys Hals auf der rechten Seite. Der Rancher spürte nicht mehr als einen stechenden Schmerz, der an den Stich einer Hornisse erinnerte. Er griff sich an den Hals, fasste in die Nässe seines eigenen Blutes und drehte sich um die eigene Achse.

Die Sinne schwanden ihm allmählich.

Er starrte zu seinem Haus hinüber, das er mit Roach in einem Monat erbaut hatte, ließ den Blick über die Dachschindeln schweifen, die Roach mit seiner kleinen Zimmermannsaxt behauen hatte. Er musste an ihre erste Begegnung denken, als Roach noch seine Mary gehabt hatte, die er später für eine Vivienne und noch später für eine Esther verlassen hatte, bevor sie wieder ganz allein gewesen waren.

»James«, flüsterte Turney und brach zusammen. Er fühlte seine Beine unter sich wegklappen wie Zündhölzer. »Wir hätten... wir hätten nicht um die Wette...«

Abermals fiel ein Schuss und brachte Turney um den Rest seines Satzes. Die Kugel durchlöcherte ihm diesmal die Brust, zischte wie ein Messer durch weichgewordene Butter und hinterließ einen Geruch von verschmortem Fleisch. Unter Turneys Hemd kräuselte bläulicher Qualm hervor.

Der Rancher starb mit Blick auf die Berge.

Er sank auf die Erde hinunter, die ihm mehr bedeutet hatte als jedem anderen, sank in den Schoß Montanas, der ihn bereitwillig aufnahm, und schloss die Augen, bevor ihn die Finsternis des Todes umfing.

Der Brown-Saloon von Ellison Rock gehörte dem ehemaligen Rinderhändler George Brown, der um 1850 herum aus Kalifornien gekommen war und sich die ersten Jahre mit Schafzucht durchgeschlagen hatte. Er hatte ein gutes Händchen für den Whiskyverkauf besessen, und als ihn Käufer deshalb bis in sein Haus verfolgt hatten, war ihm der Gedanke mit dem Saloon gekommen.

»Gesoffen wird überall!«, rief Brown und goss Lassiter den vierten Bourbon. Er warf die Flasche in die Luft, fing sie auf und bugsierte sie ins Regal zurück. »Gesoffen wird zu jeder Gelegenheit! Wenn Sie Dollars scheffeln wollen, ist Alkohol eine sichere Bank.« Er stützte sich auf den Tresen und grinste. »Ich weiß, wovon ich rede, mein verehrter Herr!«

Brown war von hünenhaftem Wuchs und beendete mit dem verehrten Herrn nahezu jeden seiner Sätze. Er war gutmütig und fröhlich, hatte ein schallendes Lachen und schmetterte die Gläser mit Wucht auf die Theke.

»Wie lange sind Sie schon in Ellison Rock?«

Die rothaarige Dame neben Lassiter war eine Handelsreisende aus Illinois und war mit der Montana & Idaho Railroad in die Stadt gekommen. Sie wollte nach Kalifornien, hatte deshalb Brown belagert und sich, als der Erfolg ausgeblieben war, an Lassiter gewandt. Sie hatte smaragdgrüne Augen, die sich hin und wieder scheu auf Lassiters offenen Hemdkragen richteten.

»Hören Sie, Ma'am«, sagte Lassiter und starrte in seinen Drink. Er war mit der Kutsche aus Bozeman herübergekommen. »Ich muss einen Mann treffen, der mir gut bekannt ist. Ich reise schon in der Frühe wieder ab.«

Die Rothaarige wippte neugierig mit dem Kopf. »Schon in der Frühe? Sie wollen mir sagen, dass Sie keine Zeit für eine Frau wie mich haben?«

Sie hatten zuvor über die Depots der Montana & Idaho Railroad gesprochen, über das abgebrannte Waverly-Hotel und über die kürzlich eröffnete Brücke am Big Hole River. Sie hatten buchstäblich jeden Gesprächsgegenstand gemieden, der darauf hingedeutet hätte, dass zwischen ihnen die Funken sprühten.

»Blanche«, stellte sich die Fremde vor. »Blanche Holbrook.«

Sie wurden von Brown unterbrochen, der mit einer schwungvollen Bewegung Lassiters Glas füllte und versicherte, dass der Drink aufs Haus ginge, solange Lassiter keine Leichenbittermiene zöge. Er nickte Blanche mit einem Zwinkern zu und wandte sich zwei Minenarbeitern zu, die abwechselnd nach ihm riefen.

»Lassiter«, sagte der Mann der Brigade Sieben. »Einfach nur Lassiter.«

Blanche griff nach ihrem Glas und führte es an die Lippen. »Sie sind geheimnisvoll, Mr. Lassiter. Solche Kerle mag ich.« Sie deutete achtlos über die Schulter. »Ich kann nichts mit diesen Dummköpfen anfangen, die den ganzen Tag von Poker und Blackjack reden.«

»Sie haben mich noch nicht pokern sehen«, erwiderte Lassiter und reckte sich auf dem Barhocker. »Ich spiele stets mit vollem Einsatz.«

Kühl taxierte Blanche Lassiters behaarte Brust, die unter dem Hemdkragen hervorlugte. Sie nippte von ihrem Drink und strich das kupferrote Haar zurück. »Ich lasse mich von Ihren Spielkünsten gern bezaubern.«

Durch die beiden Fenster von Zimmer No. 4 fiel mattes Mondlicht, das den Beistelltisch und die Vielzahl an Telegrammen darauf aus dem Dunkel hob. Der Mann der Brigade Sieben starrte darauf, als wären es die Telegraphenstreifen, die ihn von seinem Abenteuer mit Blanche abhalten wollten. Er hatte die Streifen aus dem Post Office mitgenommen.

»Willst du mich warten lassen?«, flüsterte Blanche und rutschte von hinten an Lassiter heran. Sie schlang einen Arm um seine Hüfte und schmiegte sich an ihn. »Ich ziehe mich nicht aus, damit du an deine Geschäfte denkst.«

»Es sind keine Geschäfte«, sagte Lassiter und berührte Blanches Hand. Er spürte ihren nackten Busen an seinem Rücken. »Lediglich eine Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Ich muss den Depotverwalter der Montana & Idaho Railroad in Ellison Rock treffen.«

»Noch in dieser Nacht?«, hauchte Blanche und zog Lassiter zu sich herum. Sie war schlank und hatte zarte Schultern. »Ich könnte darüber zornig werden, dass du mir erst den Kopf verdreht und danach die kalte Schulter zeigst.«

Sie küssten sich auf jene sinnliche Art, die flüchtigen Bekanntschaften vorbehalten war, und sanken zusammen ins Bett. Wie von selbst fand Lassiters Hand zwischen Blanches Schenkel, glitt zum Bauchnabel hinauf und kehrte zur Scham zurück. Sie verschaffte Blanche ein Vergnügen, das seinen Ausdruck in lautem Stöhnen fand.

»Hör nicht auf!«, seufzte Blanche und rekelte sich vor Lassiter im Bett. Sie schlug die Augen nieder und spreizte die Beine für ihn. »Ich will es... Ich bin nicht verheiratet, weißt du? Du musst dich vor niemandem fürchten. Ich bin ganz auf mich gestellt.«

Unter derartigen Beteuerungen taten sie miteinander, und bald stellte Lassiter fest, dass Blanche es schätzte, die Sache in die Hand zu nehmen. Sie schwang sich mit einem Satz auf ihn, drückte ihn mit beiden Armen in die Kissen und ritt ihn.

»Noch ein bisschen!«, presste Blanche hervor und packte Lassiter beim Haarschopf. Sie krallte sich darin fest, stöhnte vor Lust auf und kam mit solcher Wucht, dass sie von ihrem Höhepunkt überwältigt wurde. »Verflucht, ist das schön, Lassiter! Verflucht, so schön!«

Nachdem auch Lassiter seine Schuldigkeit getan hatte, lagen Blanche und er nebeneinander in den Laken und hielten sich beiden Händen. Sie hatten nichts gemeinsam und sprachen trotzdem so vertraut miteinander, als wären sie schon über Jahre befreundet.

»Du hättest heiraten können«, sagte Blanche und wandte den Kopf zur Seite. »Du hättest jede Frau heiraten können. Ich hätte dich geheiratet.« Sie lächelte ihn an. »Aber du... Du hast nur deine Pflicht im Sinn.«

Lassiter brummte zustimmend. »Es ist eine bedeutsame Pflicht, über die ich dir nichts sagen darf. Ich arbeite für die Regierung.« Er richtete sich auf und kratzte sich am Kopf. »Ich diene Amerika.«

»Amerika!«, wiederholte Blanche in abschätzigem Ton. »Ganz Amerika ist ein versoffener Haufen, dem es darauf ankommt, sich gegenseitig ums Glück zu betrügen. Ich weiß, wovon ich rede, Lassiter. Ich verkaufe Whisky.«

»Wie George Brown?«, fragte Lassiter und griff nach dem Holster mit dem .38er Remington darin. Er hängte den Gurt über die Stuhllehne und stieg in seine Hosen. »Begleitest du mich zum Depotmeister?«

Blanche ließ sich nicht bitten. »Mit Vergnügen, Mr. Lassiter.«

Der Depotmeister der Montana & Idaho Railroad war ein untersetzter Mann mit dürrem Haarkranz und flinken Augen. Er trug eine zu knapp geschneiderte Uniform der Eisenbahngesellschaft, zupfte in regelmäßigen Abständen an seinem Hemdkragen und lief in seinem Büro auf und ab, als hätte man einen Kodiakbären hinter Gitter gesperrt.

»Sie hatten mir kein Telegramm geschickt«, sagte Lassiter und hielt dem Angestellten die Telegraphenstreifen entgegen, die er mitgebracht hatte. »Ich bin ausschließlich durch das Hauptquartier instruiert worden.«

»Die ganze Operation«, entgegnete Charles Hickey, »bringt Washington in Aufruhr. Sie bringt die Telegraphendrähte zum Glühen.« Er schüttelte den Kopf. »Es erstaunt mich nicht, dass die Mittelsmänner inzwischen umgangen werden.«

»Mich erstaunt es wohl«, gab Lassiter zurück und blätterte die Papierstreifen durch. Sie waren in Postämtern in ganz Washington aufgegeben worden. »Die Brigade Sieben vergibt ihre Missionen nicht aufs Geratewohl. Sie entschließt sich für die fähigsten Männer und heuert sie an.«

»Es muss Unruhe gegeben haben«, sagte Hickey und zog eine ernste Miene. Er blieb stehen und blickte Lassiter an. »Der Tod von James Roach ist ein Fanal. Er gilt als Geliebter einer Senatorengattin und soll in Kriegspläne des Präsidenten eingeweiht sein.«

Sie hatten zuvor fast eine Stunde lang über Roach gesprochen, der erst tags zuvor einem heimtückischen Überfall von Nez-Percé-Kriegern zum Opfer gefallen war. Der Angriff auf die Turney-Ranch hatte auch dessen Besitzer, den Rinderzüchter Bob Turney, das Leben gekostet.

»Ich bin in Bozeman benachrichtigt worden«, meinte Lassiter und starrte Hickey ebenfalls an. »Ich hatte einen Auftrag in den Rocky Mountains, den man mir abgenommen hat. Ich soll mich ausschließlich um die Turney-Morde kümmern.«

»Sie waren gerade in der Gegend.« Hickey warf die Hände in die Luft. »Es hätte jeden unserer Männer treffen können. Sie müssen die Mörder von Roach finden und an die Justiz ausliefern.« Er trat hinter seinen Schreibtisch und ging in die Hocke. »Der Präsident muss die Gewissheit haben, dass keiner dieser Pläne in falsche Hände gelangt ist. Er muss wissen, ob sich Roach mit jemandem getroffen hat und ob sein Tod damit zusammenhängt.«

Die Nachricht von den Morden an Bob Turney und dessen Vormann James Roach waren selbst im siebzig Meilen entfernten Bozeman mit Entsetzen aufgenommen worden. Sie hatten zu Lynchaufrufen gegen die Nez-Percé-Stämme in der Gegend geführt.

»Wann kam Sheriff Ferguson an?«, erkundigte sich Lassiter. Er nahm das braune Missionskuvert entgegen, das Hickey ihm reichte. »Er wird über Gesellschaft auf der Ranch nicht erfreut sein.«

»Seit dem Morgen«, lautete Hickeys Antwort. »Er wollte sich die Leichname ansehen, bevor es ein anderer macht. Ich habe Ihnen ein Schreiben der Montana & Idaho Railroad aufsetzen lassen, das Sie als Mitglied des Direktoriums ausweist. Turney war ein großer Befürworter des Eisenbahnbaus.« Er zog die Brauen hoch. »Sheriff Ferguson wird unsere Anteilnahme verstehen.«

»Ich soll um Turney trauern?«, fragte Lassiter. »Ich soll zur Ranch reiten und die Hände falten?«

»Sie sollen Mr. Turney die letzte Ehre erweisen.« Hickey deutete auf den Umschlag. »Sie finden darin Kondolenzschreiben von jedem Mitglied des Direktoriums. Turney war ein bekannter Züchter. Er hatte eine Fülle von Freunden.« Er kniff die Lippen zusammen. »Angesichts der Kürze der Zeit konnte ich nicht mehr für Sie tun.«

Neben den erwähnten Kondolenzbriefen enthielt das Kuvert eine Besuchskarte der Eisenbahngesellschaft, Steckbriefe der Ermordeten und einen Informantenbericht aus Bozeman, der sich um Turneys Geschäfte drehte. Die Steckbriefe waren mit Portraits der Toten versehen worden.