Lassiter 2599 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2599 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Stets aufs Neue hatte man John Wright versichert, dass vom berüchtigten Swan Peak kein Mann lebend zurückkehre. Die Wagemutigen, die sich auf den härtesten Kutschwettstreit Amerikas einließen, mussten Widrigkeiten durchleiden, die selbst die Tapfersten in die Knie zwangen. Sie starben an windumtosten Hängen, stürzten mit ihren Gespannen in gähnende Abgründe, retteten sich mit letzter Kraft auf frostige Gletscher, ehe sie bitterlich erfroren. Sie schossen aufeinander, stießen sich von den Kutschböcken oder lockerten die Achsbolzen an den Wagen ihrer Rivalen. Das Swan-Peak-Rennen im Westen Montanas war ein Garant für den Tod.
Trotzdem unterschrieb Wright an diesem Morgen. Er wollte und musste das Herz der Frau erstreiten, um derentwillen Männer aus allen Winkeln des Landes solche Strapazen auf sich nahmen...


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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Sechs Patronen und ein Tango

Vorschau

Impressum

Sechs Patronenund einTango

Stets aufs Neue hatte man John Wright versichert, dass vom berüchtigten Swan Peak kein Mann lebend zurückkehre. Die Wagemutigen, die sich auf den härtesten Kutschwettstreit Amerikas einließen, mussten Widrigkeiten durchleiden, die selbst die Tapfersten in die Knie zwangen. Sie starben an windumtosten Hängen, stürzten mit ihren Gespannen in gähnende Abgründe, retteten sich mit letzter Kraft auf frostige Gletscher, ehe sie bitterlich erfroren. Sie schossen aufeinander, stießen sich von den Kutschböcken oder lockerten die Achsbolzen an den Wagen ihrer Rivalen. Das Swan-Peak-Rennen im Westen Montanas war ein Garant für den Tod.

Trotzdem unterschrieb Wright an diesem Morgen. Er wollte und musste das Herz der Frau erstreiten, um derentwillen Männer aus allen Winkeln des Landes solche Strapazen auf sich nahmen ...

Swan Valley, Montana, zwei Jahre zuvor

Sie trafen einander in der Hütte am Honey Lake. Das Holzbohlenhaus mit der angeschlossenen Proviantkammer stand auf einer Lichtung am See und war seit Jahren nicht benutzt worden. Die Holzfäller von Cozzens Lumber hatten es errichtet, als sie vor zwanzig Jahren ins Swan Valley gekommen waren und die Pinien zu Hunderten gefällt hatten. Sie waren Barbaren gewesen, die kein Auge für die Schönheit dieser Landschaft besessen hatten.

»Alpenglühen«, sagte Dunlop. Er wies auf die schneebedeckten Berge, die in der Abendsonne leuchteten. »Die Deutschen nennen es Alpenglühen. Ich hab' oft davon gelesen, als ich in Europa war.«

Kaum eine Begegnung zwischen ihnen verstrich, ohne dass Dunlop damit prahlte, wie oft er mit dem Atlantikdampfer hinüber nach Europa fuhr. Er hatte einen Kommissionshandel, über den er Textilwaren verkaufte, und offenkundig brachten ihm Jaconetkleider und Damastdecken solche Reichtümer ein, dass Samuel P. DeEllis ihn um Geld anbetteln konnte.

»Ganz zauberhaft«, sagt DeEllis und hing seinen Gedanken nach. Er sann über seine Tochter Heather nach, die von dieser Zusammenkunft nichts wusste. »Ich habe uns Braten mitgebracht, den Ann zubereitet hat. Sie ist eine Meisterin bei den Soßen.«

Sie führten die Pferde unter den Pinienbäumen entlang, in deren Kronen der Wind flüsterte. Der Herbst hatte sich in diesem Jahr mit milden Stürmen angekündigt, die keinen Schaden in DeEllis' Wagenfabrik angerichtet hatte. Die Bilanz lief auf fünfzig Governor-Kaleschen hinaus, die sie dieses Jahr zum Eisenbahnanschluss nach Condon bringen würden.

»Ann versteht sich auf allerlei«, sagte Dunlop und band das Pferd fest. Er war ein grobschlächtiger Mann mit breiten Schultern und tiefen Nackenfalten. »Aber mich kümmert deine Frau nicht, Sam. Ich will Heather haben.« Er grinste breit. »Sie geht mir nicht mehr aus dem Sinn.«

Zum ersten Mal hatten sich Robert Dunlop und DeEllis' Tochter Heather auf eine Landwirtschaftsmesse in Reno gesehen. Sie hatten zusammen auf den Stühlen zwischen DeEllis' Messepult und dem Ticketschalter der Central Pacific Railroad gesessen und sich laut miteinander unterhalten. Dunlop hatte anzüglich gelacht, als Heather sich zu ihm gebeugt und ihr das Kleid von der Schulter gerutscht war.

»Du hast es nicht vergessen«, sagte DeEllis und lief einige Schritte voraus. Er sah nach den Wasserlilien auf dem See, die das Spiegelbild der schneebedeckten Swan Mountains störten. »Ich hatte geglaubt, wir hätten genug darüber gesprochen.«

Die Männer hatte nie in der Weise darüber geredet, die DeEllis für angemessen gehalten hätte. Sie hatten herumgealbert, was in diesem Fall hieß, dass Dunlop Scherze gemacht und DeEllis darüber gelacht hatte. Die meisten Späße waren auf Heathers Kosten gewesen.

»Keineswegs, Sam, keineswegs!«, meinte Dunlop und setzte sich auf die Bank vor der Hütte. Er streckte die Arme über den Kopf, schloss die Augen und genoss die Stille, die um diese Jahreszeit über dem See lag. Sowie im Frühjahr die Kraniche kamen, war es mit der Ruhe auf dem Wasser vorüber.

»Ich kann Heather nichts vorschreiben«, sagte DeEllis und nahm ebenfalls Platz. Er hatte mit Heather über Dunlops Heiratspläne gesprochen. Seine Tochter hatte sie schroff und energisch abgelehnt. »Sie hat ihren eigenen Kopf. Sie will einen jüngeren Mann.«

Fast fünfundzwanzig Jahre trennten den vierundfünfzigjährigen Dunlop von Heather, die im April ihren zwanzigstens Geburtstag gefeiert hatte. Er sah grotesk neben ihr aus, wie ein verwitterter Baum, den man neben eine blühende Orchidee stellte. Dunlop hatte diesen Einwand nie hingenommen.

»Ich... ich rede mit ihr«, fuhr DeEllis fort und seufzte. »Ich rede so lange mit ihr, wie du es willst. Aber sie wird ihre Meinung nicht ändern.« Er blinzelte zu Dunlop hinüber. »Du bist zu alt für sie.«

Der Atem des Kommissionshändlers ging eine Weile schwer, ehe Dunlop sich zu einer Antwort durchrang. Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich will dir nicht drohen müssen, Sam. Sie ist die Frau, die ich von Herzen liebe.« Er beugte sich nach vorn, bis schimmernde Lichtflecken vom nahegelegenen Wasser auf seinen Wangen spielten. »Du schuldest mir, wenn ich nicht irre, über zweihunderttausend Dollar.«

Jeder verdammte Dollar dieses Darlehens war in die Fabrikation der Governor-Kalesche geflossen, die DeEllis' Geschäftspartner Thomas Lamberth konstruiert hatte. Lamberth war vor etwas mehr als einem Jahr gestorben. Er hatte der Manufaktur DeEllis & Lamberth gewaltige Verluste beschert, obwohl die Verkäufe gut liefen.

»Ich verkaufe dir Heather nicht«, brummte DeEllis und blickte auf den See hinaus. Er spürte Wut in sich aufsteigen. »Du musst hinnehmen, dass Heather dich nicht will. Es wäre eine Gnade für DeEllis & Lamberth, wenn ihr heiraten würdet.« Er verstummte für einen Moment. »Aber ich kann Heather nicht meinen Schulden opfern.«

Dunlop schluckte und strich mit der Hand über die faltige Haut an seinem Hals. Er räusperte sich und drehte den Kopf zu DeEllis. »Sollte Heather je einen anderen Mann heiraten, lasse ich dich töten.« Er verzog den Mund zu einem sachten Lächeln. »Ich finde jemanden dafür.«

Über den See flog ein Schwarm Büffelenten hinweg und ließ sich vor dem Schilf nieder. Die anmutigen Tiere mit der grünglänzenden Stirnmaske glitten durchs Wasser und schüttelten ihre Gefieder auf.

DeEllis traute seinen Ohren nicht. »Du treibst wieder Späße mit mir? Ich zahle meine Schulden zurück.« Er rechnete an den Fingern vor. »Vierzig Kaleschen gehen bis Dezember an die kanadische Generalvertretung. Sie füllen die Bücher bis zum letzten Blatt.«

Schlagartig richtete sich Dunlop auf, trat vor DeEllis und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich scherze nie über den Tod. Ich lasse dich töten, sobald du Heather mit einem anderen Mann verheiratest.« Er stieß mit der Stiefelspitze gegen DeEllis' linkes Schienbein. »Vertraue mir lieber, Sam.«

Swan Valley, Montana, Juni 1883

Niemand hatte Lassiter an diesem Morgen gesehen oder gehört, obwohl seine Begegnung mit der Korrespondentin Patricia Richmond überaus auffällig gewesen war. Er hatte die Condon-Courier-Schreiberin im Depot der Central Pacific Railroad in Empfang genommen, als Dutzende Reisende an ihnen vorbeigeströmt und Gepäck vorübergetragen worden war. Die attraktive junge Frau hatte Lassiter beim Hemdkragen gepackt und auf der Stelle geküsst.

Nun lag Patricia nackt neben Lassiter.

Sie hielt ihren Notizblock in die Luft, kritzelte ein paar Zeilen über ihre flüchtige Zusammenkunft hinein und hielt fest, dass vor ihr niemand Lassiter bemerkt hätte. Sie blätterte die anderen Notizen durch, legte den Block zur Seite und drehte sich zu Lassiter. »Keinen Schritt weiter, Mr. Lassiter. Ich muss später ins Büro.« Sie küsste den großen Mann. »Ich kann mir keine Verspätung leisten.«

Sie hatten es vier Stunden lang im Hotelbett getrieben, hatten einander grob gepackt und übereinander gewälzt, bis die Laken mit ihrem Schweiß vollgesogen gewesen waren. Sie hatten innige Küsse gewechselt, und als Patricia zu stöhnen begonnen hatte, war Lassiter mit ihren vollen Brüsten beschäftigt gewesen. Er hatte Patricia wie eine Feder in die Luft gehoben, hatte sie an der Wand genommen, vor der Kommode, am Waschzuber in der Ecke.

»Du wirst dich nicht verspäten«, versprach Lassiter und hielt sie am Handgelenk fest. Er schob zwei Finger zwischen Patricias Beine und tastete sich zu ihrer Scham vor. »Mir wäre Eile genauso recht. Ich muss einen Freund in Condon treffen.«

»Vorher willst du nicht auf mich verzichten?«, fragte Patricia und spreizte langsam die Beine. Sie fasste nach Lassiter und zog ihn über sich. »Ich könnte dich an den Courier verraten. Du bist offenbar ein Mann ohne Gesicht.« Sie schwang sich auf ihn. »Ich könnte es mir etwas kosten lassen, deinen Namen nicht hineinzusetzen.«

Sie ritt ihn eine Weile sanft und fordernd, bevor Lassiter sie herumwarf und sich mit harten Stößen revanchierte. Er brachte Patricia zum Höhepunkt, verwöhnte ihre Brüste dabei mit der Zunge und hielt mit der Hand ihr Bein fest.

»Lass mich aufstehen!«, verlangte Patricia lachend und schob Lassiter beiseite. »Du hast deine Pflicht und Schuldigkeit getan, Fremder. Ich lasse deinen Namen aus der Spalte mit den Ankünften heraus.« Sie zog ihr Kleid über und bürstete sich die Haare. »Aber sag mir den Grund, der dich nach Condon gebracht hat.«

Die Telegramme des Hauptquartiers steckten noch in Lassiters Jackentasche. Sie waren ihm in Missoula überbracht worden, von einem Boten, der siebzig Cent allein dafür bekommen hatte, dass er unverzüglich aufbrach. Der Kurier hatte Lassiter im Lathrop Inn aufspüren müssen, einem verruchten Lokal, das zu dieser Stunde voller Casinospieler und Huren gewesen war. Er hatte auf das volle Trinkgeld bestanden.

»Nur die Geschäfte«, flunkerte Lassiter und zog sich ebenfalls an. Er hatte Patricias Bekanntschaft schon vor einem guten Monat gemacht, als er im Swan Valley einen mexikanischen Agenten gejagt hatte. »Ich muss einen Mann namens Samuel P. DeEllis kennenlernen.«

Patricia knöpfte ihr Kleid und lachte in sich hinein. »DeEllis spricht mit niemandem in der Stadt. Er lebt draußen im Valley und stöhnt unter seinen Schulden.« Sie reichte Lassiter dessen Stiefel. »Er wird in diesem Jahr mit niemandem Geschäfte machen.«

Das Hauptquartier hatte Lassiter außer DeEllis' Namen einen Mittelsmann genannt, der ihm die Einzelheiten der Mission mitteilen würde. Der Mann hieß Edwin Maury, war ein pensionierter Kongressabgeordneter und besaß die einzige Sattlerei in Condon. Er hatte ein Kuvert in seinem Besitz, in dem Lassiter sämtliche Unterlagen finden würde, die für seinen Einsatz von Belang waren.

»Ich muss trotzdem mit ihm sprechen«, beharrte Lassiter und zog Patricia an sich. Er küsste die Zeitungskorrespondentin und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Wirst du mir helfen, Kleines? Ich könnte jemanden bei DeEllis gebrauchen.«

»Soll ich ihm schöne Augen machen?«, flüsterte Patricia und schlug die Hand in Lassiters Hintern. »Ich könnte es schon wieder mit dir tun, Mr. Lassiter! Aber gut – ich will dir helfen! Ich schicke einen unserer Leute hinauf zu DeEllis und sage, dass jemand aus Washington zu ihm will.« Sie lächelte Lassiter an. »Er wird zu neugierig sein, um das Tor verschlossen zu lassen.«

»Weshalb ist er so misstrauisch?«, fragte Lassiter und trat ans Fenster. Er schaute auf die Mainstreet von Condon herunter, durch die Fuhrwerke und eine Postkutsche ratterten. Er musste den Mittelsmann noch an diesem Vormittag aufsuchen. »Ich will eine Kutsche von ihm kaufen. Er soll die besten Gespanne des Landes haben.«

»DeEllis hat volle Bücher«, pflichtete ihm Patricia bei. Sie wandte Lassiter den Rücken zu, um sich von ihm das Kleid schnüren zu lassen. »Zieh gut und fest zu! – Man erzählt sich in der Stadt das Gerücht, dass er Schulden habe und das Rennen deshalb veranstalte.«

Mit dem Rennen sprach Patricia die Wettfahrt über den Swan Peak an, die dieses Jahr zum zweiten Mal stattfand. Die Fahrt hatte im vergangenen Sommer zwölf Männer das Leben gekostet und war aus diesem Grund in sämtlichen Zeitungen gewesen.

»Es wird kein Rennen geben«, sagte Lassiter. »Nicht so lange Tote zu befürchten sind. Der Gouverneur will es DeEllis untersagen.« Er zog so fest zu, dass Patricia leise aufschrie. »Noch fester?«

»Nicht noch fester!«, protestierte Patricia und schlug ihm die Hand weg. »Du bist ein wahrer Tölpel, sobald's zum Ankleiden kommt!« Sie blickte sich nach ihren eigenen Stiefeln um. »Wo habe ich sie denn... – Ach, vom Gouverneur weißt du schon? Du könntest beim Courier anfangen!«

Von den Plänen des Gouverneurs hatte Lassiter jener mexikanische Agent berichtet, den er im Valley in die Finger bekommen hatte. Der Mexikaner hatte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen wollen und hatte ausgeplaudert, was er wusste. Er hatte vier Tage im Gouverneursbüro verbrachte, bevor er ins Swan Valley gereist war.

»Bringst du mich zu DeEllis?«, fragte Lassiter und zog ein paar Vierteldollarmünzen aus der Tasche. Er warf sie Patricia nacheinander zu, die jede Münze galant fing. »Ich zahle dir mehr als der Courier dafür.«

Der greise Albert Wright stützte sich am gemauerten Schornstein seiner Hutmacherei ab, tat einen tiefen Atemzug und starrte auf seine rissigen Nägel. Er vergrub die Finger in den Spalten zwischen den grob behauenen Ziegelsteinen, schloss die Augen und schluckte den Schmerz herunter. Er wollte nicht über John und dessen Pläne nachdenken.

Swan Peak.

Der Name jenes berüchtigten Gipfels, den es irgendwo in Montana gab, war fest in Wrights Gedanken gebrannt. Er hatte ihn in den Wochenschriften gelesen und ihn in den Briefen gefunden, die John auf dem Speicher hortete. Wright hatte den Swan Peak zu hassen gelernt.

Zwölf Männer waren im letzten Jahr umgekommen.

Sie hatten sich gegenseitig getötet, als sie die unwegsame Passstraße hinaufgefahren waren, oder waren in den Schluchten und Tälern zu Tode gekommen. Einer von ihnen hatte sich vor Schmach aufgehängt, ein anderer war mit seiner Kutsche in ein Schneebrett gerutscht, das ihn mitgerissen hatte. Sie waren jungen Männer wie John gewesen und hatten Väter wie Wright besessen.

Er griff nach der Kiste mit den Stofflilien.

Die künstlichen Blüten waren letzten Monat aus Paris gekommen, und Wright würde sie an Hüten verarbeiten, die in ganze Amerika gekauft wurden. Sein Handwerk brauchte ausreichend Dollars ein, dass er sich selbst und John versorgen konnte; zwei Männer in einem Haus, die keine Frau brauchten, solange sie mit Hafersuppe und angebratenen Bohnen auskamen.

Wright verstand nicht, dass es John es zweites Mal zum Swan Peak zog.

Er hatte die erste Wettfahrt mit knapper Not überlebt, war als Einziger von dreizehn Fahrern zurückgekehrt. Er war bejubelt worden, hatte eine Nacht im Saloon verzecht, obwohl er den Gewinn des Wettbewerbs nicht erhalten hatte. Er war vier Stunden über die drei Tage gekommen, die ein Fabrikant namens Samuel P. DeEllis als Frist für die Ankunft gesetzt hatte.

»Vater?«

Hinter dem Haus trat Wrights Sohn John hervor und nahm seinem Vater die Kiste mit den Kunstblumen ab. Er war ein schmal gebauter Mann mit dunklem Haar und wasserblauen Augen, die eine Melancholie in sich trugen, die Wright aus seinen eigenen Jugendjahren kannte. Er war oft traurig gewesen, als er fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und in das Nachbarsmädchen Mathilde verliebt gewesen war.

»Du musst mir nichts abnehmen«, brummte Wright und nahm seinem Sohn die Kiste wieder ab. Er schleppte sie zur Werkstatt hinüber, stellte sie auf dem Schemel vor der Tür ab. »Ich bin noch kräftig, John! Ich komme zurecht!« Er presste die Lippen zusammen. »Aber du willst wohl nicht warten, bis ich alt bin, wie?«

John ließ sich nicht anmerken, dass ihn die Bemerkung seines Vaters kränkte, obwohl Wright wusste, dass es der Fall war. »Redest du schon wieder darüber? Ich habe dir alles dazu gesagt. Ich fahre morgen oder übermorgen nach Illinois.«

Vor zwei Tagen hatte John einen Brougham-Wagen von den Gebrüdern Studebaker gekauft, der mit Federn aus ölgehärtetem Englandstahl ausgestattet war. Die Speichenräder maßen drei Fuß und sieben Zoll, die Achsen waren 16er-Modelle, die selbst unter härtester Belastung nicht brachen. Die gepolsterten Bänke aus edlem Ziegenleder würde John mit Gepäck und Proviant beladen. Sie würden ihm allenfalls als Nachtlager dienen, sobald es in den Bergen zu schneien begann.