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Was für ein Teufelsweib! Der neue Kommandant von Fort Davis kann seine Augen nicht von der rassigen Isabella lassen, wenn sie mit wogendem Busen und wirbelnden Röcken über den Innenhof marschiert. Wild und ungestüm ist sie - doch leider schaut sie ihn nicht mal mit der kalten Schulter an. In den Waffenmeister ist sie verschossen!
Bevor er einen Plan schmieden kann, um die Schöne doch noch für sich zu gewinnen, ereilt ihn der nächste Schicksalsschlag: Vor den Toren des Forts rottet sich eine Apachenhorde zusammen! Die Indianer sind auf dem Kriegspfad und drohen das Fort im Sturm zu nehmen, denn er hat kaum genügend Männer, um die Mauern zu besetzen. Die Lage scheint aussichtslos...
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Seitenzahl: 138
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Ungezähmt wie das Land
Vorschau
Impressum
Ungezähmtwie das Land
von Katja Martens
»Alle Teufel! Was hat das nun wieder zu bedeuten?« Crooks Blick bohrte sich in die Nacht. Unter seinem Wachturm schienen dunkle Gestalten von einem dürren Mesquitebusch zum nächsten zu huschen. Staubschwaden waren es, die im Mondlicht tanzten und ihm Krieger vorgaukelten, die gar nicht da waren. Sie narrten seine Sinne. Oder etwa nicht?
Zwischen den Baracken bellte ein Hund. Gonzo. Ein Streuner, dem das Leben übel mitgespielt hatte und der nur so lange überlebt hatte, weil er sich darauf verstand, unbemerkt zu bleiben. Davon konnte jetzt jedoch keine Rede sein. Sein Kläffen wehte durch das Fort wie Kanonendonner. Und das konnte nur eines bedeuten: Ärger!
Unwillkürlich packte Crook seinen Karabiner fester, trat einen Schritt nach vorn und suchte die Umgebung mit den Augen ab.
Außerhalb der Palisaden schien alles ruhig zu sein. Die Mondsichel stand so tief über dem Horizont, als würde sie jeden Moment auf die Waschnussbäume stürzen, die sich dort an den steinigen Boden klammerten.
Keine Menschenseele zu sehen. Keine Indianerponys. Nicht einmal ein verirrtes Stinktier. Crook schüttelte kaum merklich den Kopf. Hier draußen ist nichts. Verrückter Köter. Dem scheint der Mond zu Kopf gestiegen zu sein.
Unwillkürlich tastete er nach der Tasche seiner blauen Uniformjacke. Darin verbarg sich sein Notizbuch mit einer Bleistiftzeichnung, die er von Gonzo angefertigt hatte: Groß und dürr war der, schien nur aus einem Kopf und langen Pfoten bestehen. Sein Fell war von einem verwaschenen Grau. Mit spitzen Ohren, von denen eines geknickt herunterhing. Er schnappte nach allem und jedem und wurde nur geduldet, weil er die Zahl der Ratten dezimierte und die Kojoten vertrieb, die sich zu nah an das Fort heranwagten.
Während Crook seine Wanderung über die Plattform des Wachturms wieder aufnahm, knirschte die Tür zu seiner Rechten und eine Squaw trat hindurch. Sie war in eine bunte Decke gehüllt und hatte sich diese bis über den Kopf gezogen, sodass kaum mehr als ihre Nasenspitze zu erkennen war.
Mit trippelnden Schritten kam sie heran.
»Du gefällst mir. Zeigst du mir dein Quartier?«, trillerte sie.
Crook war viel zu verblüfft, um etwas zu erwidern. Die Zahl der Frauen im Fort war überschaubar und eine Squaw zählte sicher nicht dazu. Wie zum Geier war sie hier raufgekommen? Das war ihm ein Rätsel. Oder war er eingenickt und träumte nur? Das erschien ihm weitaus wahrscheinlicher. Also fasste er die Haut an seinem linken Handrücken zwischen Zeigefinger und Daumen und drückte beherzt zu...
Verdammter Mist! Tat das weh!
Eingenickt war er keinesfalls.
»Bist du allein?« Sie rückte näher und brachte den Geruch von Pfeifentabak und Stiefelwichse mit.
Crook blähte die Nasenflügel und schnupperte. Dann dämmerte es ihm. »Schätze, du bist nicht so ganz meine Kragenweite, Liebchen.« Er zog die Decke zur Seite – und blickte geradewegs in das breite Grinsen von Clarence Evans.
»Woran hast du mich erkannt?« Der Sergeant hatte einen gut gestutzten, dunklen Bart und braune Augen, die nun vergnügt funkelten. »An meinen schönen Beinen?«
»Witzbold«, brummte Crook. »Um ein Haar hätte ich dich für einen Eindringling gehalten und erschossen.«
»Von wegen. Dein Schießeisen hattest du völlig vergessen. Tja, ich weiß eben, wie man die Kerle betört.« Das Grinsen seines Gegenübers reichte von einem Ohr zum anderen. Seine Haut war von Wind und Wetter gegerbt und glich der Borke einer verwitterten Eiche. Clarence lebte länger im Fort als irgendjemand sonst. Man erzählte sich, er hätte einen verletzten Kameraden nach einem Gefecht mehr als fünfzig Meilen auf seinen Schultern durch Indianerland getragen, um ihn zu einem Arzt zu bringen. Als Crook die Geschichte zum ersten Mal gehört hatte, waren es zehn Meilen gewesen, aber das tat dem Mut des anderen Mannes keinen Abbruch. Clarence war hager und so zäh wie altes Büffelleder. Bei ihm musste man auf der Hut sein, denn er liebte nichts so sehr wie einen gelungenen Streich. Noch immer grinsend, faltete er die Decke ordentlich zusammen und legte sie beiseite, ehe er die Hacken zusammenschlug, dass es krachte.
»Parole Götterdämmerung. Ablösung meldet sich zur Stelle.«
»Wurde auch Zeit. Vor lauter Langeweile war ich kurz davor, mich von diesem elenden Wachturm zu stürzen, nur damit endlich etwas passiert.«
»Sei froh, wenn nichts passiert. Das bedeutet, die Rothäute halten sich zurück.«
»Fragt sich nur, wie lange noch. Da draußen braut sich was zusammen, das kann ich dir flüstern.« Crook schabte sich verdrossen die Kehrseite.
»Dich juckt es wohl?« Clarence zog eine Augenbraue hoch.
»Verdammte Flöhe. Die Biester sind einfach überall.«
»Nimm ein Bad und ersäuf die Viecher, dann ist Ruhe.«
»Ein Bad?«
»Na ja. Der Quartiermeister sagt, wir sollen einmal in der Woche baden.«
»So, sagt er das.« Crooks Miene verdüsterte sich. »Und sagt er auch, wo wir diesem löblichen Unterfangen frönen sollen?«
»Wo immer wir wollen. Das hier ist schließlich 'n freies Land.«
»Und der nächste Badezuber steht schlappe hundert Meilen entfernt.«
»Schätze, das muss es einem wohl wert sein.«
»Behauptet der Mann, der so riecht, als hätte er die letzten drei Jahre bei den Pferden geschlafen.«
»Ich sag doch, das muss es einem wert sein.« Clarence rieb sich das Kinn. »Was ist eigentlich mit dem Hund los? Der kriegt sich ja gar nicht wieder ein.«
»Er muss irgendwas gewittert haben.«
»Deine stinkenden Socken vielleicht?«
»Die riechen auch nicht anders als vor drei Wochen.« Crook zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ich geh mich dann mal aufs Ohr hauen.«
»Irgendwelche besonderen Vorkommnisse in den letzten Stunden?«
»Keine.«
»So hab' ich's am liebsten.« Clarence zog eine Zigarette hervor, fischte ein Streichholz aus seiner Tasche und riss es an seiner Schuhsohle an.
»Lass dich bloß nicht erwischen. Rauchen und Fluchen sind bei der Wache verboten. Der Staff Sergeant lässt dich glatt zu einem Dreißig-Meilen-Marsch ausrücken.« Crook zog vielsagend eine Braue hoch. Die Strafmärsche durch das steinige, staubtrockene Gelände waren gefürchtet. Jeder Soldat, der neu dazustieß, hatte einen zu absolvieren. Dann wusste er, wie der Hase lief und dass es kein Vergnügen war, zehn Stunden oder mehr unter der sengenden Sonne zu marschieren, die scheinbar nur dazu da war, einem Mann den Verstand aus dem Hirn zu brennen.
Clarence winkte ab. »Wär' nicht mein erster Marsch und sicher nicht der letzte.« Damit hüllte er sich in eine Wolke Zigarettenrauch.
Der Wind blies Crook die Schwaden in die Nase und reizte ihn zum Husten.
»Holy Shit, was rauchst du da? Eselsmist?«
»Würde mich nicht wundern. Wie ich Rufio kenne, streckt er den Tabak, bevor er ihn verkauft. Kann froh sein, wenn überhaupt 'n paar Krümel Tabak drin sind.«
»Rufio ist ein Schlitzohr. Ich werde froh sein, wenn meine fünf Jahre hier herum sind und ich mir anständigen Tabak besorgen kann. Nur noch drei Monate und es heißt Adé, Fort Davis.«
»Dann sieh dich vor und lass dir nicht im letzten Moment noch 'n Andenken aus heißem Blei verpassen. Hab' ich oft genug erlebt, dass einer kurz vor dem Schluss noch den Löffel abgegeben hat.«
»Das hab' ich bestimmt nicht vor.« Crook ließ den Blick über die karge Umgebung wandern. Fort Davis lag im Süden von Texas, wenige Meilen von der Grenze entfernt. Von hier aus wurde der Trail zwischen El Paso und San Antonio überwacht. Außer Sand und Staub und ein paar vereinzelte Bergzedern gab es hier nicht viel. »Ich hab' einiges von meinem Sold gespart. Will nach Kalifornien gehen und mir ein Stück Land kaufen. Dort baue ich Orangen an, schaffe mir eine Frau und ein paar Kinder an und werde in Ruhe alt und grau.«
»Du hast das wohl schon durchgeplant, was?«
»Und ob.« Crook schaute zu dem Flachbau hinüber, in dem der Handelsposten untergebracht war. In einigen Fenstern brannte noch Licht. Hinter einem zeichnete sich die Silhouette einer Frau ab.
Clarence folgte seinem Blick. »Sag bloß, du willst die schöne Isabella mit nach Kalifornien nehmen?«
»Wäre das so abwegig?«
»Abwegig nicht, aber ihr Vater würde dir 'ne Ladung Schrot in den Pelz brennen, sobald du dich ihr auch nur auf zehn Schritte näherst.«
»Das schreckt mich nicht. Isabella würde mir jedes einzelne Korn aus dem Hintern pulen, wenn es darauf ankäme.«
»Schöne Träume, die du da hast.«
»Und du? Willst du nicht auch irgendwann heiraten?«
»Ach, du kennst mich. Ich hab' lieber zwei Ringe unter den Augen als einen an der Hand. Vielleicht such ich mir irgendwann 'nen Posten auf einer Ranch.«
»Komm mich doch in Kalifornien besuchen.«
»Noch bist du nicht dort, also beschrei es nicht.«
»Alter Schwarzmaler.« Crook tippte sich an die Schläfe. »Wünsche dir 'ne ruhige Nacht.« Damit trat er durch die Tür in den Wachturm und kletterte nach unten.
Als er wieder ins Freie trat, wurde das Gebell lauter.
Aus einer der Baracken kam entnervtes Gebrüll.
»Stopf einer dem Köter die Schnauze, sonst mach ich es!«
Heiliger Rauch. Was hatte der Streuner nur entdeckt? Crook machte sich auf die Suche und stöberte ihn am Eingang des Handelspostens auf, wo er angespannt bis in die Schwanzspitze das Tor anbellte.
»Was hast du denn, mein Junge?« Aus dem Augenwinkel erhaschte Crook eine Bewegung hinter dem Fenster. Er blieb stehen und spähte zwischen den Gitterstäben hindurch in den Posten. Im nächsten Augenblick entfuhr ihm ein Fluch, für den ihn der Staff Sergeant garantiert keine dreißig, sondern hundert Meilen marschieren lassen würde.
Er hatte den Ärger auf der anderen Seite der Palisaden vermutet – und damit war er gewaltig auf dem Holzweg gewesen.
Der Ärger lauerte längst hier drinnen!
✰
Das Fenster der Wachstube wurde aufgezogen. Ein kantiges Gesicht erschien in der Öffnung, dominiert von grauen Augen und einem sorgfältig gestutzten Kinnbart. Staff Sergeant Frank Baldwin warf Crook einen finsteren Blick zu.
»Private, bringen Sie den Hund zur Ruhe!«
Crook salutierte. »Werde es versuchen, Sir.« Er beugte sich über den Hund, hütete sich jedoch, ihm eine Hand entgegenzustrecken. Gonzo hätte nicht lange gefackelt und zugeschnappt. »Aus«, befahl er. »Guter Junge. Hast aufgepasst. Aus jetzt.«
Der Erfolg seiner Weisung war wie erwartet...
... der Streuner kümmerte sich keinen Deut darum.
Die Miene seines Vorgesetzten verdüsterte sich.
»Meldung, Private! Was bedeutet diese Unruhe mitten in der Nacht?«
»Es gibt Ärger im Handelsposten, Sir.«
»Was für Ärger? Langfinger?«
»Konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, Sir.«
»Dann werde ich mir selbst ein Bild machen.« Sein Vorgesetzter verschwand von dem Fenster und gab den Blick in die Wachstube frei. Papiere stapelten sich auf dem Schreibtisch. Daneben lag eine Schreibfeder, wie achtlos hingeworfen. Frank Baldwin vertrat den Kommandanten, der vor drei Tagen zu Friedensverhandlungen mit den Apachen ausgerückt war. Wie es schien, war genügend Arbeit zurückgeblieben, um Baldwin um den Schlaf zu bringen.
Die Tür der Kommandantur öffnete sich und der Staff Sergeant trat heraus. Er baute sich vor dem Hund auf und schnarrte etwas in einer Sprache, die Crook nicht verstand. Der Streuner offenbar schon, denn er zog den Schwanz ein und trollte sich.
Der Staff Sergeant fing Crooks Blick auf.
»Hier bellt nur einer und das bin ich!«
»Daran habe ich nie gezweifelt, Sir.« Crook folgte seinem Vorgesetzten zu einer der lang gezogenen Baracken, die sich um den karreeförmigen Appellplatz reihten. Der Handelsposten war ebenso wie die Mannschaftsquartiere aus Lehmziegeln erbaut. An guten Tagen pfiff lediglich der Wind durch die Ritzen und trug Sand in jeden Winkel. An schlechten Tagen heizten sich die Baracken auf wie Glutöfen.
Fort Davis wurde auf drei Seiten von steilen Felswänden umgeben. Die vierte wurde von hohen Palisaden und zwei Wachtürmen geschützt.
Als sich Crook mit seinem Vorgesetzten dem Handelsposten näherte, wurde die Tür unvermittelt aufgestoßen. Ein Mann stolperte heraus und stürzte in den Staub. Klein, untersetzt, mit schwarzem Schnurrbart. Sein linkes Auge war bläulich verfärbt und zugeschwollen. Blut sickerte von seiner Unterlippe zu seinem Kinn. Hinter ihm tauchten zwei Soldaten auf. Diaz und Wheeler. Beide mit grimmigen Gesichtern und wund geschlagenen Fingerknöcheln. Sie hatten ihren Vorgesetzten noch nicht entdeckt und offenbar vor, sich den kleinen Händler weiterhin vorzuknöpfen.
Crook schwante nichts Gutes...
»Aufhören! Sofort!« Der Staff Sergeant musste noch in den Ausläufern der Red Oaks zu hören sein. An seiner Schläfe begann eine Ader zu pochen. »Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Einen Zivilisten zu schlagen?«
Die beiden Uniformierten fuhren zusammen, als wäre ihnen der Blitz in die Unterhosen gefahren. Sie starrten den Staff Sergeant an und schrumpften sichtlich. Weder Diaz noch Wheeler wagte ein Widerwort. Immerhin. Sie wussten beide, was ihnen blühen würde, wenn sie ihren Vorgesetzten weiter reizten. Der Staff Sergeant würde sie marschieren lassen, bis ihnen die Stiefel in Fetzen von den Füßen fielen.
Sekundenlang war nur das Knattern der Flagge zu hören, die über dem Appellplatz wehte.
Hinter den Männern gewährte die offene Tür einen Blick in das Innere des Handelspostens. Die Wände waren mit Regalreihen bestückt, in denen sich alles stapelte, was nötig war, um die magere Beköstigung der Männer aufzustocken: Früchte, Fleisch in Dosen, Whisky und Bier. Dazu gab es alles zu kaufen, was sonst noch im Fort gebraucht wurde: Tabak, Dosen mit Zitronenzucker und Spielkarten, Schnürsenkel, Kämme, Seife und Nähzeug. Auch Zeitungen fanden sich. Rufio Ortiz hatte sich die Konzession gesichert und behauptete von sich selbst, dass es nichts gab, was er nicht beschaffen konnte.
Von den Deckenbalken hingen Ollas, mit Wasser gefüllte Gefäße, welche die Luft abkühlten. Sie kühlten die Luft in seinem Laden selbst in der größten Hitze angenehm ab, weshalb die Männer ihn manchmal nur aufsuchten, um sich Erfrischung zu verschaffen.
Unterdessen war auch dem Letzten im Fort aufgegangen, dass vor dem Handelsposten etwas vor sich ging. Aus den Baracken strömten Männer in allen nur erdenklichen Stadien der Bekleidung, ja, verdammt, Private Faulkner war nackt bis auf seine Socken, und spähten herüber. Niemand wagte ein Wort. Sie alle kannten ihren Staff Sergeant und wussten, dass er wesentlich härter durchgriff als Kommandant Sharp. Solange der zu Verhandlungen unterwegs war, oblag seiner Nummer eins die Befehlsgewalt – und der hatte keine Scheu, sie einzusetzen.
Die Stille auf dem Innenhof dröhnte in den Ohren wie Kanonendonner.
Schließlich zog der Staff Sergeant scharf den Atem ein.
»Erklärung«, verlangte er.
Die beiden Privates mit den blutigen Fäusten wechselten einen Blick.
»Rufio ist ein Schweinehund«, beklagte sich Diaz.
»Ganz genau«, bekräftige Wheeler.
Die dunklen Brauen des Befehlshabenden zogen sich zusammen.
»Ich weiß gar nicht, was ihr von mir wollt.« Der Händler lag noch immer am Boden und reckte die Hände nach oben. »Gewähre ich euch nicht immer Kredit?«
»Auf Waren, die schlecht und überteuert sind.«
»Ich muss doch meine Ausgaben decken.«
»Übers Ohr haust du uns. In deinem Whisky ist mehr Wasser als im Cripple Creek. Den Tabak streckst du mit Eselsmist. Und was du in das Kaffeepulver mischst, will ich lieber gar nicht wissen. Die beiden Maultiere aber, die du uns zum Wasserholen aufgeschwatzt hast, die haben das Fass zum Überlaufen gebracht! Tot zusammengebrochen sind sie bei der ersten Fuhre! Wir mussten den Wagen selber ziehen!«
»Wenn sie tot sind, ist die Hitze schuld.« In den Augen des Händlers flackerte Angst. »Nur die Hitze. Nicht ich.«
»Pshaw!« Wheeler spuckte ihm vor die Stiefel. »Du hast dir an uns eine goldene Nase verdient. Jetzt ist es genug. Jetzt erteilen wir dir eine Lektion.« Der Groll schien ihn die Anwesenheit seines Vorgesetzten vergessen zu lassen. Er hielt eine Peitsche in der Faust und ließ diese nun durch die Luft sausen.
Der Händler fuhr zusammen. »Bitte! Bitte nicht! Ich habe nichts Unrechtes getan!«
Die Peitsche knallte.
»Schluss damit!« Der Staff Sergeant trat vor und reckte dem Händler eine Hand hin, um ihm auf zu helfen. Als der seinen Dank stammelte, wischte er ihn mit einer Bewegung weg. »Mr. Ortiz, ich nehme Sie in Gewahrsam. Ihre Waren werden untersucht. Wenn sich die Anschuldigungen meiner Männer bewahrheiten und Sie tatsächlich minderwertige Warten anbieten, werden Sie angemessen bestraft.«
»A-angemessen?«, echote Ortiz mit dünner Stimme.
»Sie werden zum Arbeiten in den Steinbruch geschickt.«
Auf diese Worte stieß der kleine Händler ein ohrenbetäubendes Geheul aus. Dicke Tränen kullerten über sein rundes Gesicht. Und er zitterte am ganzen Leib.
Crook schwante, dass sich sein Vorgesetzter die Nachforschungen sparen konnte. Die Angst in den Augen des Händlers bewies seine Schuld bereits zur Genüge.
»Abführen.« Der Staff Sergeant nickte zwei Männern zu.
Die packten den kleinen Händler an den Armen.
»Wartet!« Aus dem Posten stürmte eine Frau. Mit wirbelnden Röcken und dunklen Haaren, die wie eine Flagge hinter ihr wehten. Isabella war die Tochter des Händlers und die Frau, die sich Crook für seine Zukunft erträumte. Leider wusste sie noch nichts von ihrem Glück, oder von seinem, aber irgendwann würde er sich ein Herz fassen und ihr gestehen, was er empfand.
Mit ihrer Sanduhrfigur und dem feurigen Temperament schlich sie sich des Nachts in die Träume der meisten Männer im Fort. Es hieß, sie wäre einmal mit einem Soldaten verheiratet gewesen. Die Ehre gebot es den Männern, gebührenden Abstand zu halten, auch wenn ihnen das reichlich schwerfiel.