Lassiter 2692 - Katja Martens - E-Book

Lassiter 2692 E-Book

Katja Martens

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Beschreibung

Diese Lady trägt 'nen Sheriffstern! Lassiter traut seinen Augen nicht, als er Miranda Grey zum ersten Mal gegenübersteht. Die Zeitungen haben die wehrhafte Mistress als Mannweib verschrien und mit Schmähungen überhäuft. Von ihrem sinnlichen Hüftschwung haben sie nichts geschrieben.
Tatsächlich weiß sich Miranda zu behaupten. Nachdem drei Sternträger allein im vergangenen Monat ein blutiges Ende gefunden haben, hat sich niemand mehr um den Posten gerissen. Eine erbitterte Fehde zwischen Ranchern und Bergleuten droht Alder Gulch in Rauch und Asche aufgehen zu lassen. Jemand muss für Frieden sorgen, und Miranda ist dazu entschlossen. Der Inhalt einer verschollenen Satteltasche könnte die Wende bringen. Doch hinter der sind noch andere her, und bald brennt in der kleinen Bergarbeiterstadt die Luft!


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Seitenzahl: 141

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Inhalt

Cover

Eine Satteltasche voller Ärger

Vorschau

Impressum

Eine Satteltasche voller Ärger

von Katja Martens

Was für eine himmlische Ruhe! James Kilwater lehnte sich auf seinem Schaukelstuhl zurück. Für eine Weile waren nichts als das Knarzen des Holzes und das leise Zirpen der Zikaden zu hören – und hin und wieder sein bellender Husten. Den wurde er seit zwanzig Jahren nicht mehr los. Sei's drum. Er hatte noch die meisten seiner Glieder und weniger als ein Dutzend Narben von alten Schusswunden. Nicht viele Sternträger konnten das von sich behaupten, nicht wahr? Nun ja, ehemalige Sternträger, wenn man es genau nahm, denn er hatte seinen Revolver vor drei Jahren an den Nagel gehängt und nicht vor, ihn noch einmal in die Hand zu nehmen. Doch die Ruhe war trügerisch, denn die Schatten der Vergangenheit folgten ihm wie treue Geister...

Vor seiner Veranda breitete sich das Tal des Willow Creek aus. Ein Bach, der sich unter krummen Weiden auf die Berge zu schlängelte und jetzt im Sommer von wolkenartigen Mückenschwärmen umgeben war.

James Kilwater ließen die Stechinsekten in Ruhe. Das mochte an seiner von Wind und Wetter gegerbten Haut liegen, die nichts so schnell durchdrang. Oder an den Rauchwolken, in die er sich hüllte, während er an seiner Pfeife zog. Er rauchte das gute Kraut, das er extra aus Helena kommen ließ; nicht das Zeug, das er sich als junger Bursche aus getrockneten Wurzeln und Hasendreck selbst zusammengemischt hatte und dessen Qualm Vögel vom Himmel holen konnte.

Während er in seiner Zeitung blätterte, neigte sich die Sonne den Bergen entgegen. In ihrem sanften Licht schienen die Konturen der schroffen Gipfel weicher zu werden, wie der Körper einer schönen Frau. Er liebte diese Stunden zwischen heute und morgen. Stunden, die einen Mann freier atmen ließen und in denen alles möglich zu sein schien.

In seinem Haus hielt sich die Hitze des Tages noch, aber hier draußen wehte ein milder Wind, der die Nacht ankündigte und den Duft von Pinien und frischem Grün mitbrachte. Bis in den nächsten Ort – Pines Bluff – war es ein Ritt von einer ganzen Stunde. Das störte James jedoch nicht. Im Gegenteil. Näher wollte er der Zivilisation nicht mehr kommen. Er hatte seine Kämpfe ausgefochten und wollte die Inches, die von seinem Lebenslicht noch übrig waren, hier draußen verbringen. Allein mit seinen Büchern und Coal, seinem Kater, der oft tagelang herumstromerte und ihm bei seiner Rückkehr meist ein Geschenk auf die Türschwelle legte – das konnte eine Maus, eine Zauneidechse oder eine Wiesenlerche sein.

Montana war ein Land, in dem das Gesetz seinen eigenen Rhythmus hatte. Auf ruhige Zeiten folgten Zeiten des Sturms wie die Flut der Ebbe. Jahrzehntelang hat James den Stern getragen und kaum ein anderes Leben gekannt. Seine Frau hatte ihn verlassen, weil sie oft wochenlang nicht wusste, ob er am Leben oder tot war, wenn er einem Outlaw nachjagte. Irgendwann hatte sie genug gehabt und war zu ihrer Schwester nach St. Louis gezogen. Wenige Jahre später hatte er nach einer Schießerei sein rechtes Bein verloren. Er konnte von Glück reden, nicht am Wundbrand verreckt zu sein. Damals hatte er entschieden, dass es genug war.

Er hatte den Stern weitergegeben und sich eine Hütte gesucht, in der er in Ruhe über seine Abenteuer schreiben konnte. Erlebt hatte er genug. In Helena gab es einen Verleger, der seine Texte druckte und stets auf Nachschub wartete. Die Ladys im Osten rissen sich um seine Abenteuer und wollten mehr. Was eine Lady brauchte, sollte sie haben, und so gab es immer etwas für ihn zu tun.

Er schrieb über das, was er kannte, und das war seine Arbeit. In seiner neuen Geschichte sollte es um den gefährlichen Transport seines allerersten Gefangenen gehen – eines ausgebufften Banditen, der sich selbst nur der Duke nannte. Ein Blatt Papier und ein Bleistift lagen bereit, während James in der Zeitung blätterte. Für den Fall, dass ihm eine Idee für seine Erzählung kam.

Während er las, begann sein Holzbein unangenehm zu drücken. Er zog das Hosenbein hoch, schnallte die Prothese ab und lehnte sie gegen das Geländer. Dann rieb er sich den Stumpf, um die Durchblutung anzuregen.

Schließlich beugte er sich wieder über den Montana Chronicle.

»Was für eine verdammte Schande«, murmelte er. »Jemand hat drüben in Hartley eines der Tanzgirls aus dem Mad Cow niedergestochen. So ein junges Blut. Ich hoffe, sie finden den Mistkerl, der das getan hat, und sperren ihn für immer weg.«

Er zog an seiner Pfeife und hüllte sich in eine Wolke Pfeifentabak, während er weiterlas und die Inserate überflog... danach eine Meldung über verschwundene Postsendungen und schließlich... fiel sein Blick auf eine Photographie.

Seine Augen sprangen sperrangelweit auf. Und sein Mund klaffte auf, dass ihm die Pfeife herausfiel und auf die Bretter der Veranda polterte. Er registrierte es jedoch nicht einmal. All seine Sinne waren auf das Bild gerichtet, das eine Gruppe Männer bei der feierlichen Einweihung einer Dorfschule zeigte. In Alder Gulch. Von dem Ort hatte er noch nie gehört. Der Kerl jedoch, der die übergroße Schere in seiner Hand hielt, um das Band damit durchzuschneiden...

»Nein!« Ein Ächzen gurgelte in seiner Kehle. Er hieb seine Fäuste gegeneinander, während er die Lider zusammenkniff und genauer hinsah. Dann sprang er mit einem lästerlichen Fluch auf. So heftig, dass er sein fehlendes Bein vergaß, ins Wanken geriet und sich am Geländer der Veranda festhalten musste, um nicht zu fallen.

Die Zeitung war auf den Bretterboden gesegelt. Von dort unten schien die Photographie nun zu ihm herauf zu starren.

Dieser Mann... er konnte es unmöglich sein!

Oder etwa doch?

James schüttelte ungläubig den Kopf.

Aus war es mit seiner Ruhe. Nun rauschte ihm das Blut in den Ohren, als würde er unter einem Wasserfall stehen. Sein Herz pochte wie das eines jungen Burschen vor seiner ersten Verabredung. Und die Gedanken in seinem Schädel rotierten wie die stampfenden Räder eines Dampfzuges.

Er hatte keine Ahnung, wie das möglich war, aber er war noch am Leben und offenkundig sehr aktiv.

Entschlossen zog James den Atem ein und stieß ihn wieder aus, während er sein hölzernes Bein umschnallte und sein Hosenbein zurechtrückte. Dann stapfte er entschlossen in sein Haus und machte sich daran, Vorräte für einen Ritt von mehreren Tagen einzupacken. Auch Munition verstaute er in seinem Bündel.

Nach kurzem Überlegen ergänzte er die Schachtel mit Patronen mit zwei weiteren Schachteln.

Nur für den Fall.

Zu guter Letzt schloss er die untere Schublade seines Schreibtischs mit dem kleinen Schlüssel auf, den er an einem Lederband um seinen Hals trug. Er nahm ein Päckchen heraus, das in braunes Packpapier gewickelt und mit einer Schnur zugebunden war, und wog es prüfend in seiner Hand.

Es schien mit den Jahren nicht leichter geworden zu sein.

»Natürlich nicht«, murmelte er rau vor sich hin. »Manche Dinge verändern sich niemals.«

Mit etwas Glück galt das auch für den Mann auf der Photographie.

Einen Mann, der fast auf den Tag genau vor dreizehn Jahren vor seinen Augen das Zeitliche gesegnet hatte.

»Was darf ich Ihnen bringen, Sir?« Das Girl, das in einem leuchtend roten Kleid zwischen den Tischen des Lokals herumwirbelte und Whiskygläser und Teller voller Speck und Bohnen verteilte, blieb neben Lassiters Tisch stehen und schenkte ihm ein Lächeln, das dem großen Mann sogleich in die Hose fuhr. Heiliger Rauch! Ein Blick auf die sinnlich geschwungenen Lippen, die einem Mann alles versprachen, das er sich nur erträumen konnte, ließ ihn die Strapazen des Ritts durch die Berge beinahe vergessen.

Unwillkürlich veränderte er seine Position auf dem Stuhl, um sein Beinkleid zu lockern. Dann fragte er: »Was können Sie denn empfehlen?«

»Oh, bei Ihnen würde ich zum Steak raten. Das Fleisch ist saftig und wird Ihnen auf der Zunge zergehen.« Wie zum Beweis leckte sie sich über die Lippen. Dabei lehnte sie sich zu ihm vor, sodass ihre drallen Brüste beinahe aus ihrem Mieder sprangen – geradewegs in sein Gesicht. Beinahe.

Ein überaus erfreulicher Anblick. Lassiter war ein Mann, der eine solche Aussicht durchaus zu schätzen wusste.

»Dann nehme ich das Steak«, bestellte er.

»Kommt sofort.« Sie zwinkerte ihm zu. Dann neigte sie sich noch ein wenig näher an ihn heran, sodass ihre wilden roten Locken die Kante seines Kiefers streiften, und flüsterte. »Ich bin übrigens Giselle, und ich habe hier in einer Stunde Schluss. Warum warten Sie nicht so lange und wir probieren zusammen die Desserts?« Spielerisch strich sie ihm über Hals und Brust und ließ ihre Hand langsam tiefer gleiten.

Lassiter fing sie ab. »Das würde mir wirklich gefallen. Leider müssen wir das auf ein anderes Mal verschieben. Ich bin bereits verabredet.«

»Wie schade«, schnurrte sie und strebte davon. Dabei schwenkten ihre Hüften so aufreizend, dass er es sich um ein Haar anders überlegt und ihre Einladung angenommen hätte. Er war seit Wochen mit keiner Frau mehr zusammen gewesen und vermisste das Gefühl, weicher, seidiger Haut an seiner, die feuchte Enge und Hitze, die ein Mann nur bei einer zärtlichen Geliebten fand. Doch er war für einen neuen Auftrag nach Coram gerufen worden. Aus diesem Grund mussten alle persönlichen Bedürfnisse erst einmal zurückstehen.

Lassiter ritt seit vielen Jahren für die Brigade Sieben. Eine geheime Organisation, die immer dann tätig wurde, wenn sich die Sternträger vor Ort die Zähne ausbissen. Anschläge, Überfälle, Banditentrupps... Seine Aufträge waren so vielfältig wie die verschiedenen Visagen des Unrechts.

Diesmal jedoch war er für einen Auftrag abgestellt worden, der ihm gar nicht behagte. Kindermädchen sollte er spielen. Für Edward Sawyer, einen Richter, der Ambitionen hatte, mehr zu tun, als Outlaws hinter Gitter oder an den Galgen zu komplimentieren. In die Politik wollte Sawyer gehen und die Geschicke des Territoriums mitbestimmen. Dafür musste er wissen, wo Veränderungen gebraucht wurden, und er tat nicht weniger, als genau dorthin zu reisen, wo die Luft brannte.

Wohin es diesmal gehen sollte, wusste Lassiter noch nicht.

Das Telegramm aus Washington, das ihn hierher geführt hatte, um den Richter zu treffen, hatte nur von einer Gefahr gesprochen, in die sich Sawyer begeben wollte. Lassiter sollte ihn im Auge behalten und dafür sorgen, dass er sein Abenteuer wohlbehalten überstand.

Gouvernante für einen Würdenträger.

Nein, das war kein Job, der ihm sonderlich behagte.

Meist nahmen sich diese Sesselfurzer furchtbar wichtig und scherten sich einen Dreck um die Menschen, die ihnen anvertraut waren. Lassiter würde sich gern von dem Richter eines Besseren belehren lassen, sollte dieser es wirklich ehrlich meinen, aber vorerst war er noch skeptisch. Er hatte zu viel gesehen, um den Entscheidern noch über den Weg zu trauen.

»Mr. Lassiter?« Ein Mann trat neben seinen Tisch und sah ihn prüfend an. Er war groß und ausgesprochen hager – ein Eindruck, der von seinem schwarzen Anzug noch verstärkt wurde. Dazu trug er ein hellgraues Hemd und ein sorgfältig gebundenes Halstuch. Eine Narbe zog sich von seiner rechten Stirn über die Nase bis auf seine linke Wange. Als hätte das Schicksal selbst eine Linie in sein Gesicht gemeißelt. Seine braunen Augen waren so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten. Kein Detail schien ihnen zu entgehen. Ein gepflegter schwarzer Bart zierte sein Kinn, milderte den strengen Ausdruck seiner Züge jedoch nicht.

»Richter Sawyer?« Lassiter stand auf, um dem anderen Mann die Hand zu geben.

»Edward Sawyer«, bestätigte dieser und ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder. Er blickte so ernst drein, dass das Licht in dem Schankraum schlagartig einige Nuancen dunkler zu werden schien. Er legte seinen Hut auf dem freien Stuhl ab und knöpfte seine Jacke auf.

»Haben Sie schon etwas zu Essen bestellt, Mr. Lassiter?«

»Einfach nur Lassiter. Und ja, ich habe ein Steak bestellt.«

»Hört sich gut an. Das werde ich auch nehmen.« Der Richter winkte Giselle an den Tisch. »Ein Steak. Gut durchgebraten.«

Sie zog eine Augenbraue bis zum Ansatz ihrer wilden roten Locken hoch, widersprach jedoch nicht, sondern nickte nur. »Dazu Whisky, Sir?«

»Warum nicht.«

Wenig später standen zwei Teller mit dampfenden Kartoffeln, Fleisch und grünen Bohnen vor ihnen.

Der Richter probierte den Whisky und runzelte die Stirn. »Das Zeug könnte einem Grizzly ein Loch in den Pelz brennen.«

»Dann sollten wir vielleicht etwas davon aufheben. Nur für alle Fälle.«

Ein Lächeln blitzte in den dunklen Augen. »Das sollten wir wohl. Nun, Lassiter, man hat mir eine recht genaue Beschreibung von Ihnen aus Washington geschickt. Eine Frage blieb jedoch unbeantwortet.« Der Richter fasste Lassiter scharf in den Blick. »Warum sollte ich Ihnen mein Leben anvertrauen?«

»Das sollten Sie nicht.« Lassiter machte sich seelenruhig über seine Mahlzeit her. Wer lange genug in der Wildnis gelebt hatte, verschwendete keinen Bissen. »Sie sollten vielmehr wachsam bleiben. Jedem gegenüber. In Ihrem Amt lauert hinter jeder Ecke eine Gefahr, die sie sich nicht einmal ausmalen können. Wenn Sie leben wollen, dann vertrauen Sie am besten niemandem.«

»Nicht einmal Ihnen? Obwohl man Sie extra zu meinem Schutz geschickt hat?« Der Richter schien nicht recht zu wissen, was er von diesem Ratschlag halten sollte.

»Nein.« Lassiter sah sein Gegenüber ernst an. »Niemandem.«

»Ich verstehe.« Der Richter schwieg sekundenlang. Dann umspielte ein Lächeln seine schmalen Lippen. »Normalerweise biedern sich die Leute mir an, beteuern mir, wie unverzichtbar Sie für mich sind. Sie tun das nicht.«

»Niemand ist unverzichtbar.« Lassiter zuckte mit den Schultern. »Auch ich nicht.«

»Nun, ich rede mir allerdings gern ein, etwas bewirken zu können, das nur ich bewirken kann. Zum Beispiel Frieden in einer Bergarbeitersiedlung zu stiften.«

»Also reisen wir dorthin?«

»Ja. Wir reisen nach Alder Gulch. Dort schwelt eine Fehde zwischen Ranchern und Bergarbeitern. Allmählich nimmt die Sache bedrohliche Ausmaße an. Ich muss dorthin und herausfinden, was wir dagegen tun können.«

»Das klingt, als würden wir mitten in einen Krieg reisen.«

»Wenn Sie so wollen. Ja, wir reisen in einen Krieg.«

»Sollten Sie eine so gefährliche Aufgabe nicht anderen überlassen?«

»Ich bin nicht Richter geworden, weil ich vor Gefahren davonlaufe.« Edward Sawyer strich flüchtig über die Narbe, die sich über sein halbes Gesicht zog. Offenbar scheute er keine Risiken. Dafür respektierte Lassiter ihn. Es würde seinen Auftrag jedoch nicht unbedingt leichter machen, wenn sich der Mann, den er beschützen sollte, kopfüber in Gefahren stürzte.

Sie widmeten sich wieder ihrer Mahlzeit und leerten schweigend ihre Teller. Ein jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.

»Unser Zug geht in einer Stunde«, erklärte ihm der Richter. »Ich hoffe, Sie sind ausgeruht. In den nächsten Tagen wird es nicht viel Schlaf für uns geben. So, wie ich das sehe, wartet in Alder Gulch Ärger auf uns. Und das nicht zu knapp!«

»Daniel!« Lachend trommelte Miranda mit den Fäusten gegen die Brust ihres Mannes. Er hielt sie so fest, dass an ein Entkommen nicht zu denken war, und küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb.

»Warum gehen wir beide nicht ins Haus und machen da weiter, wo wir heute Morgen aufgehört haben?«, raunte er an ihrem Ohr. Dabei knetete er mit einer Hand ihr Hinterteil und presste sie an sich, sodass sie den Hinweis auf seine Absichten spüren konnte, der sich hart an ihren Bauch presste.

»Die neuen Pferde reiten sich nicht von allein zu«, erwiderte sie und keuchte, als er ihre Brust streichelte, sodass sich die empfindliche Spitze aufrichtete und gegen den Stoff rieb. Miranda entfuhr ein Stöhnen, als er damit fortfuhr, sie zu liebkosen. Etwas in ihr schien unter seinen kundigen Händen zu zerfließen. Und sie wollte mehr davon!

Ihr Mann wusste genau, wie er sie um den Verstand bringen konnte. Dabei wartete auf der Ranch an jeder Ecke Arbeit, aber mit jedem Kuss ihres Mannes schwanden ihre Vorbehalte gegen eine Unterbrechung mehr.

Sie hatten die Grey-Ranch zusammen aufgebaut, hatten ein gemütliches Ranchhaus aus dem Boden gestampft und mit ein paar Tieren eine kleine, aber überaus erfolgreiche Rinderzucht begonnen. Inzwischen konnte ihre Herde eine Staubwolke aufwirbeln, die von der Ranch bis zu den Bergen am Horizont reichte.

Miranda wünschte sich sehnlichst eine Familie mit ihrem Mann. Nach zwei Fehlgeburten hatte sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Vielleicht würden sie diesmal... Ihre Gedanken wurden jäh von Hobs unterbrochen. Der junge Ranchhelfer bog eilends um die Ecke, hielt geradewegs auf sie zu und rief: »Cassius ist verschwunden!«

Daniel versteifte sich, und Miranda wandte alarmiert den Kopf. Cassius war ihr bester Zuchtbulle. Mehrfach prämiert, brachte er Kälber hervor, die all ihre Erwartungen übertrafen. Sein Verlust wäre ein herber Schlag für ihre Ranch.

Ihr Begehren schlug in Sorge um.

»Verschwunden?« Sie grub die Zähne in die Unterlippe. »Daniel!«

»Gehen wir nicht gleich vom Schlimmsten aus«, begütigte ihr Mann. »Vermutlich ist er einfach nur ausgerissen und geht bei den Hendersons auf Brautschau. Ich werde losreiten und ihn suchen.«

»Ich komme mit dir.«

»Miranda...«

»Vier Augen sehen mehr als zwei.«

»Also schön.« Ihr Mann kannte sie und wusste, sie würde sich einen einmal gefassten Entschluss nicht ausreden lassen. Also sparte er sich den Atem und nahm sie mit zum Stall, wo sie sich jeder ein Pferd sattelten und wenig später aufbrachen.